Testamentum Georgii Maioris (1570) ­ Einleitung

1. Historische Einleitung

Im Sommersemester 1567 bekleidete das Amt des Rektors der Universität Wittenberg.Vgl. . Zum Abschluss seiner Tätigkeit hielt er am 18. Oktober eine Rede,Vgl. ; im selben Jahr erschien noch eine weitere Auflage (VD 16 M 2017). in der er einen kurzen historischen Überblick über die Geschichte der Leucorea während der Zeit der Reformation bot. Bereits diese Rede besaß testamentarischen Charakter. Sie war in fünf Teile gegliedert. Neben einleitenden Worten und dem Überblick zur Reformations­ und zur Universitätsgeschichte, legte ein Bekenntnis ab und mahnte die Zuhörer, die Kirchenlehre zu bewahren und die Gesetze der Universität zu befolgen.Zu dieser Rede vgl. . Dabei verfolgte gleichzeitig das Ziel, und als Verräter an ihrer Alma Mater darzustellen. Auch auf seine Lehre von den guten Werken kam er zu sprechen. Er bekannte in der Rede zwar, dass die These von der Notwendigkeit guter Werke zur Seligkeit doppeldeutig sei, betonte jedoch, sie stets in dem Sinn der biblischen Schriften, der altkirchlichen Symbole, der CA und ihrer Apologie verstanden zu haben. Wenn von und seinen Parteigängern in der Vergangenheit immer wieder behauptet worden sei, er vertrete eine papistische Lehre, so sei ihm dadurch schweres Unrecht zugefügt worden. Um seine Verteidigung zu verstärken, veröffentlichte im selben Jahr sein BekenntnisVgl. . von 1558 erneut, und stellte ihm er eine ausführliche Erläuterung voran.; im selben Jahr erschienen noch zwei weitere Auflagen der Schrift (VD 16 M 2160f).

Diese Publikationen provozierten heftigen Widerspruch. und ,Vgl. . ,Vgl. ; im selben Jahr erschienen noch drei weitere Auflagen der Schrift (VD 16 W 27572759). ,Vgl. . die1 MansfelderVgl. ; ; im selben Jahr erschien noch eine weitere Auflage der Schrift (VD 16 W 707). und die Braunschweiger TheologenVgl. ; im selben Jahr erschien in in der Druckerei von noch eine weitere Auflage der Schrift (VD 16 C 2391). sowie die Theologen der Universität JenaVgl. ; im selben jahr erschienen noch zwei weitere Auflagen der Schrift (VD 16 W 2718f). veröffentlichten Schriften, in denen sie vorwarfen, dass er in seiner Rektoratsrede hinter sein Bekenntnis zurückfalle und verdammten seine Lehre. Das hier edierte Testament stellt wiederum dessen Antwort auf diese Publikationen dar.

2. Der Autor

Zum Folgenden vgl. die . besaß zeitlebens eine überaus starke Bindung an die Universität Wittenberg. Dieser engen Verbindung verlieh immer wieder aufs Neue Ausdruck. Zu Beginn seines Rektorats im Sommersemester 1561 schrieb er sich nochmals – verbunden mit einer kurzen AutobiographieVgl. . – in die Matrikel ein, um damit sein 50jähriges Immatrikulationsjubiläum zu feiern. Den Endpunkt seines Rektorats im Sommersemester 1567 stellte dann seine testamentarisch konzipierte Abschiedsrede vom 18. Oktober 1567 dar. Nachdem die Publikation dieser Rede sowie die Veröffentlichung seiner RepetitioVgl. oben Anm. 5. heftigen Widerspruch erfahren hatten, sah sich veranlasst, sich und damit abermals die Universität Wittenberg zu verteidigen. Wohl um den Jahreswechsel 1569/70 verfasste das hier edierte Testament, denn bereits vor dem 15. Februar 1570 wurde die Schrift in von Buchhändlern zum Verkauf angeboten.Vgl. . Bis zu seinem Tod am 28. November 1574 in blieb in die Streitigkeiten über die Bedeutung der guten Werke für die Seligkeit verwickelt.

3. Inhalt

Die Schrift besitzt zwei Abschnitte. Im ersten Teil legt zunächst seine Motivation für die Publikation dar. Aufgrund seines hohen Alters von fast 70 Jahren will er mit diesem Testament ein abschließendes Bekenntnis zu dem Streit um die Rechtfertigungslehre und die Notwendigkeit der guten Werke ablegen, in den er gegen seinen Willen von seinen Gegnern hineingezogen worden sei. Er versichert, nicht gegen die Propheten, die Apostel, die CA und AC sowie das Corpus Doctrinae Philippicum oder seine Lehrer und gelehrt zu haben, die er von 1521 bis zu ihrem Tod gehört habe. Daraufhin bekennt er ausdrücklich, dass allein durch den Glauben an Christus die Menschen Vergebung ihrer Sünden erlangen können. Dabei stützt er sich auf die Paulusbriefe und Zitate aus CA und AC.

Im zweiten Teil geht konkret darauf ein, welche Bedeutung die guten Werke für die Seligkeit haben können. Er habe von der Notwendigkeit der Buße, der Bekehrung, dem begonnenen neuen Gehorsam und den guten Werken lediglich wiederholt, was er auch im Corpus Doctrinae Philippicum finde. Alle, die etwas anderes lehrten, wie die Pelagianer und die Papisten, seien zu verurteilen, ebenso wie diejenigen, die gute Werke, ohne das Zutun Christi, für verdienstvoll für die ewige Seligkeit halten. Zugleich distanziert sich von allen, die äußern, dass man ohne gute Werke nicht selig werden könne. Ausdrücklich stellt er dar, dass er die These Gute Werke sind nötig zur Seligkeit, nicht weiter vertreten habe, da sie von seinen Gegnern missverständlich ausgelegt worden sei. Darum wolle er sie auch nicht mehr vertreten. Er halte allerdings immer noch für wahr, dass derjenige Gottes Gnade wieder verliere, der nach seiner Bekehrung in Sünden verharre oder gegen sein Gewissen handle. ruft seine Leser auf, seine vorherigen Schriften im Lichte dieses Testaments zu verstehen. Alle gegen dieses Bekenntnis stehenden Äußerungen, die eventuell in seinen früheren Schriften gefunden werden könnten, wolle er selbst als falsche Lehren verwerfen.

4. Ausgaben

A:

Testamen= || tum Docto= || ris Georgii || Maioris || Psalm CXXVI. || Dje mit Threnen seen / Werden mit Freuden || erndten. || Sje gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen || Samen / Vnd komen mit Freuden / vnd || bringen jre Garben. || Wittemberg. || Gedruckt durch Hans || Lufft. || Anno M. D. LXX. || [8 Bl. 8°] (VD 16 M 2190)

Dresden
Sächsische Landes­ und Universitätsbibliothek: Theol. ev. pol. 484m, misc.7
Halle
Universitäts­ und Landesbibliothek Sachsen­Anhalt: Vg 1625,QK
Wolfenbüttel
Herzog August Bibliothek: 280.50 Theol.(6), 316.11 Theol.(11), 511.17 Theol.(7), G 675.4 Helmst.(9) [benutztes Exemplar], H 165.4 Helmst.(9), H 172.4 Helmst.(12), H 175m.4 Helmst.(5), S 71aa.4 Helmst.4)
B:

Testamen= || tum Docto= || ris Georgii || Maioris || Psalm CXXVI. || Die mit Threnen seen / Werden mit Freuden || erndten. || Sie gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen || Samen / Vnd komen mit Freuden / vnd || bringen jre Garben. || [Im Kolophon: Gedruckt zu Nuͤrmberg durch Nicolaum Knorrn. 1570] 8 Bl. 4° (VD 16 M 2189)

Göttingen
Niedersächsische Staats­ und Universitätsbibliothek: 8 H L BI IV, 2178
München
Bayerische Staatsbibliothek: Res/4 Polem. 3363,14
München
Bibliothek der Ludwig­Maximilians­Universität: 4 Theol.5521:2
Weimar
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: 40,3:91c(n.4.)
Wolfenbüttel
Herzog August Bibliothek: 459 Theol.(25), 496 Theol.(6), 498.12 Theol.(16)
C:

Testamen= || tum Doctoris || Georgii Ma= || ioris || Psalm CXXVI. || Die mit Threnen seen / Werden mit Freuden || erndten. || Sie gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen || Samen / Vnd komen mit Freuden / vnd || bringen jre Garben. || [Im Kolophon: Gedruckt zu Leipzig durch Jacobum Berwaldt. 1570.] 8 Bl. 4° (VD 16 M 2188)

Berlin
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: 5 in: Dg 3, Dm 2574, Dm 2574/1
Weimar
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Aut.ben.Aut.Maior,G.(10)
Wolfenbüttel
Herzog August Bibliothek: 393.10 Theol.(9), Alv Dk 180(11), S 235.4 Helmst.(3)
D:

Testamen= || tum Docto= || ris Georgii || Maioris || Psalm CXXVI. || Die mit Threnen seen / Werden mit Freuden || erndten. || Sie gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen || Samen / Vnd komen mit Freuden / vnd || bringen jre Garben. || [Im Kolophon: Gedruckt zu Dresden durch Matthes Stoͤckel. 1570.] 8 Bl. 4° (VD 16 M 2187)

Edinburgh
University Library: P. 799 (8)
Gotha
Forschungsbibliothek: Th 1653(22)
Halle
Universitäts­ und Landesbibliothek Sachsen­Anhalt: Vg 1625a,QK
Heidelberg
Universitätsbibliothek: Salem 14,9 RES
Jena
Thüringer Universitäts­ und Landesbibliothek: 4 Bud.Theol.252(29), 4 Theol.XLIII,15(29)
Leipzig
Universitätsbibliothek: Syst.Theol.679­fh/2
Lüneburg
Ratsbücherei: Th 904(14)
Wolfenbüttel
Herzog August Bibliothek: G 684.4 Helmst.(3)
E:

E: Testamen= || tum Docto= || ris Georgii || Maioris || Psalm CXXVI. || Dje mit Threnen seen / Werden mit Freuden || erndten. || Sje gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen || Samen / Vnd komen mit Freuden / vnd || bringen jre Garben. || Wittemberg. || Gedruckt durch Hans || Lufft. || Anno M. D. LXX. || 8 Bl. 4° (VD 16 M 2192)

Berlin
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: 1 an: Dm 2551, Dm 2573
Gotha
Forschungsbibliothek: LP R III 7(8)
München
Bayerische Staatsbibliothek: Res/4 Biogr. 277,29
Wolfenbüttel
Herzog August Bibliothek: 181.8 Theol.(4), 240.22 Quod.(1), 56.25 Poet.(7)
Wien
Österreichische Nationalbibliothek: 77.Dd.246

A und E sind bei in gedruckt. A stellt eine Verbesserung von E dar. E scheint darum als erstes gedruckt worden zu sein. B, C, D weisen ähnliche Änderungen, allerdings auch unterschiedliche Fehler auf. Darum lässt sich eine eventuell vorhandene, wechselseitige Abhängigkeit unter diesen drei Drucken nicht genau ermitteln.