A 2r Verantwortung der Prefation, so fur die Luͤnebuͤrgischen Artickel; in den Jahren 1561 und 1562 erschienen noch drei weitere Auflagen (VD 16 M 5875–5877). gestelt ist.
Als die erbarn Sechsischen Stedte vergangen des 61. jars zu , sampt etlichen jren Theologis zusammen kommenAuf dem Naumburger Fürstentag im Januar 1561 hatte man sich darauf geeinigt, dass die CA in der dritten lateinischen Fassung aus dem Jahr 1531 als gemeinsame Glaubensgrundlage gelten solle, allerdings darüber hinaus in einer Vorrede die veränderte Fassung von 1540 als deren Interpretation bezeichnet, um damit allen evangelischen Reichsständen, besonders aber , die Unterschrift zu ermöglichen, da dieser eher dem Calvinismus zuneigte. Dagegen erhoben unter anderem die Theologen des niedersächsischen Kreises im Juli 1561 in Protest. Die Fürsten, Grafen und Städte, die sich kurze Zeit später zu einem Kreistag trafen, schlossen sich dem Protest ihrer Theologen an. Vgl. ; . vnd nach gehabtem, reiffemreiflichem, wohlüberlegtem. Vgl. . rath in aller Gottes furcht sich vereiniget, worbey wir gedechten, in diesen Kirchen, vnter so vielen schwebenden Jrthumen zu bleiben, niemands zu liebe noch zu leide, sondern allein daruͤmb, auff das wir fur vnser Interesse, das herrliche depositum, grossen Himlischen vnd ewigen schatz reiner Lehr, wie wir den von Gott durch den heiligen, tewren Man, Doctorem Martinum seliger, aus sondernbesonderer. gnaden entpfangen haben, in diesen vnsern Kirchen moͤchten behalten, ist beide, von A 2v den Politicis vnd Theologis, eintrechtig vnd fur rathsam angesehen, das man solch vnser bedencken vnd Christliche vereinigung nicht vnterdrucken,verheimlichen. Vgl. Art. unterdrücken 2.c), in: DWb 24, 1530. sondern als ein offentlich Bekentnis der lehr vnd glaubens vnserer kirchen frey, one schew moͤchte publiciren, vnd des zu behuff mir aufferleget worden, eine kurtze Vorrede darfuͤr zu stellen, welches ich auch gethan vnd mich hiemit frey offentlich zu derselbigen Prefation bekenne. Vnd weil ich wol erachten kondte, wohin die leidigenwiderwärtigen, elenden. Vgl. Art. leidig 3), in: DWb 12, 676. Papisten solch vnser gantz Christlich vnd gar noͤtiges werck verstehen wolten, hab ich denselbigen wollen anzeigen, das diss vnser furhaben jhnen zu gar keinem vorteil oder ehren, sondern zu viel mehr abbruch vnd verkleinerung jhres Reichs dienen wolte, weil man wol sihet, das das Bapstthumb nach dem ApocalypsiVgl. Apk 17,5. eine rechte grundsuppeBodensatz alles Üblen. Vgl. Art. Grundsuppe 3), in: DWb 9, 913–915. vnd mutter ist aller jrrigen, falschen leren vnd Secten. Jch hab mich aber darneben auch A 3r gar genaw des verwaren wollen, das mir nicht jemand meine wort felschlich zu weit deuten vnd verkeren moͤchte vnd daraus new gezenck vnd hadder anrichten, sonderlich aus eben denen Rotten, deren Lehr wir anfechten vnd1 anzufechten schuͤldig sind, die doch one das gern ein frembdes geschrey machen. Ob man darunter jres falls vnd bis daher vnbillichenunrechtmäßigen. furnemens vergessen moͤchte, dardurch eben sie trennung vnd spaltung angerichtet haben, vnd daruͤmb namhafftig angezeiget, das benantes Bapsthumb mit ge melten CorruptelisVerfälschungen. Vgl. Art. corruptela, in: Georges I, 1718. vnd Secten nicht durchaus in specie, sondern allein in der heubtsachen vnd also vberein stimme,(…) was diese Secten vnd andere Ketzereien ein jede in sonderheit ist, das sind die Papisten auff einem hauffen alles zu mal in der Haubtsachen.Erklärung aus Gottes Wort (1561), A 3r. das gleichwol sie vnter einander etliche vngleicheit haben vnd ein jedere Secte jre besondere grillen.Faxen, Possen. Vgl. Art. Grille II.B.2), in: DWb 9, 319f. Das sind meine wort, wie der fromme Christliche Leser in benanter Prefation fur augen sihet.Das aber dabey gleichwol ein jder seine eigene sondere grillen auch hat, was ficht vns das an? Vgl. Erklärung aus Gottes Wort (1561), A 4v. Jn solcher vergleichung hab ich der schedlichen, jrrigen, ver dampten lehr Doctoris Maioris auch so fern vnd A 3v weiter nicht gedacht, denn das D. Maior eben wie die Papisten leret, das gute werck zur seligkeit von noͤten sind, also das durch den glauben, one gute werck, selig zu werden, gantz vnmoͤglich sey.Vgl. Ebd., A 3r. Dieses stuͤcks hat sich nu D[oktor] Maior angenomen vnd in seiner Vorrede in die auslegung der Sontags vnd Festen Euangelien dasselbige mit grosser bittrigkeitErbitterung. Vgl. Art. Bittrigkeit, in: DWb 2, 57. dermassen tractirt, das er nicht weis, was vnd woher er nemen soll, damit beide, vnsere Personen vnd kirchen, voll auff moͤchten bey meniglichenallen. vnd sonderlichen furnempsten leuten etc. beschweretbelastet, beleidigt. Vgl. Art. beschweren 1), in: DWb 1, 1603. werden, heist vns Flaccianische Theologen,Vgl. Major, Vorrede (1562), C 2r, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S. 508. die wir vnserer eide vnd ehren, damit wirKonjiziert aus: wie. der loͤblichenFormelhafte Verwendung: lobenswert, verehrungswürdig. Vgl. Art. löblich 2), in: DWb 12, 1088. Vniuersitet als Doctores vnd Magistri verwandzugehörig. Vgl. Art. verwandt 2), in: DWb 25, 2122f. sind, vergessen haben,Vgl. Major, Vorrede (1562), C 3r, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S.509. mit vielen andern beschwerlichen,lästigen, ärgerlichen. Vgl. Art. beschwerlich, in: DWb 1, 1604f. vnwarhafftigen worten, deren ich dissmal schweigen wil.
Wider D. Maiors Lesterungen.
Wenn nu D. Maior der meinung A 4r dis thut, das er gedenckt, sein vorig suͤnde vnd jrthumb damit zu vberschreienübertünchen. vnd zu dempffen,abzuschwächen. Vgl. Art. dämpfen 2), in: DWb 2, 717. so thut er warlich nicht wol, denn dis nicht der weg ist, wie er, als ein Theologus wol weis, eingefuͤrte jrthumb vnd spaltung der kirchen, so er vnd andere seines gleichen damit verursacht vnd gemacht haben, zu beschoͤnen oder vernuͤnfftigen,erklären, als vernünftig zu beweisen. Vgl. Art. vernünftigen, in: DWb 25, 944. viel weniger aber Gottfuͤrchtigen, fromen hertzen, denen Religions sachen vnd reine lehr ein groͤsser ernst ist, dermassen auszureden, am aller wenigsten wider die greulichen wunden der armen, betruͤbten Kirchen, die er, wider sein gewissen, one not, derselbigen gemacht hat vnd darfuͤr muss an jenem tageDem Tag des Jüngsten Gerichts. antwort geben, wideruͤmb heilen. Denn das er vber sein angestecktes fewr vnd flammen den eingefuͤhrten Jrthumb selbst nicht verdammen, vns auch, denselbigen zu uerdammen, mund vnd federnSchreibutensilien. wil einsperren,verbieten. vnd daruͤber zu solchen seinem furhaben auch darzu noch schenden vnd lestern, achten wir so grob vnd vnuernuͤnfftig zu sein, das alle A 4v einfeltige,redlichen. Vgl. Art. einfältig 2), in: DWb 173f. frome hertzen leichtlich vernemen koͤndten, wie gar dasselbige keines weges zu dulden noch zu uerschweigen sein wolle. Vnd ob wir gleich darinne vnsers Namens, des wir doch, wo der armen Kirchen damit gedienet were, willig vnd gern vergessen wolten, so sollen vnd wollen wir aber dennoch der armen Kirchen dieser loͤblichen Stedte nicht vergessen, die bis daher aus sonderlicher Goͤttlicher gnade bey der reinen lehr Lutheri seligers, wie die aus den Prophetischen vnd Apostolischen schrifften mit gutem grund ausgefuͤhret, geblieben sind, on alles weichen vnd wancken. Wissen auch, das dergleichen vns vnd vnseren vorfaren mit warheit anders nicht kan aufferlegt werden. Das wir vns aber anderer als D. Maiors vnd seines gleichen newe leren vnd Jrthumen nicht haben gefallen lassen, sondern bis daher aus vnsern Kirchen verdammet vnd hinfoͤrderfernerhin. Vgl. Art. hinfürder, in: DWb 10, 1434. verwerffen wollen, haben wir vermoͤgaufgrund. der Priuilegien gethan, die A 5r vns vnd vn sern Kirchen dieser loͤblichen Stedte, so wol als aller Welt, der aller hoͤchste Son Gottes one D. Maiors rath vom Himmel gegeben hat, das wir bey den fundamento vnd der forma doctrine moͤgen vnd sollen bleiben, wie es vns Lutherus seliger nach seinem seligen abschiedseinem Tod 1546. gelassen hat, vnd alle andere newe oder widerwertige Lehr, so von D. Maior vnd andern erdacht sind, moͤgen fliehen vnd dieselbige aus den Kirchen, so vns vnd mit nichten D. Maiorn zu regieren mit Gottes Wort befohlen, verdammen.
Ob er vns nu daruͤber anmeuletangreift. Vgl. Art. anmäulen, in: Fnhd.Wb. 1, 1329. vnd eine Flaccianische Rotte schilt,Vgl. Major, Vorrede (1562), B 2v, in: unsere Ausgabe, Nr. 14, S. 504. muͤssen wir, wie andere des leidigen Teufels lesterungen, deren, wiewol etliche Jar her, gewohnet leiden. Bekennen aber hiemit fur Gott vnd aller Welt offentlich, das weder Flaccius mit vns noch wir mit jm einerley verstand, heimlich oder offentlich, gemachet, sondern er fur seines, wir fur vnsere gewissen bis daher gethan, wie A 5v es ein jeder zu seiner zeit wird verantworten muͤssen vnd auff erden hoͤhers nicht wuͤndschen, denn das an gebuͤrlichen oͤrten vnd stetten es moͤchte zu verantworten kommen. Zu dem, das wir vom Jllyrico nichts genommen, sondern erehe. dan vns sein Namen jemals kund gewesen, haben bereit anbereits. Vgl. Art. bereit, in: DWb 1, 1499f. one seinen rath vnd bedencken wir das jenige in vnsern Kirchen gethan, das wir aus gutem grunde zu uerantworten wissen, daruͤmb vns D. Maior mit vnwarheit Flaccianische Theologen nennet vnd vns solcher aufflageAnschuldigung. Vgl. Art. Auflage 3), in: DWb 1, 680. die zeit seins lebens nicht vberfuͤren wird. Denn das wir vns, was Jllyricus mit grund Gottes wort geleret, so wol als wir vnd andere haben gefallen lassen, kan vns zu keiner Flaccianischen Rotterey mit warheit gedeutet werden, thut es aber D. Maior vnd seins gleichen, so thut ers zu dem erdichten, bawfelligen,unbeständigen. Vgl. LutherStA 6, 27. losenunbegründeten. Vgl. Götze, 153. vorteil, damit er one bestendigen grund vnd redliche, rechtmessige antwort vns bey vnbe dachtenunbesonnenen, unwissenden. Vgl. Art. unbedacht A.II.1), in: DWb 24, 253. leu-A 6rten, die der warheit ferner nicht nachfragen, allein mit hessigemWiderwillen erregendem. Vgl. Art. hässig 2), in: DWb 10, 550f. Namen vertruckenunterdrücken, beseitigen. Vgl. Art. verdrücken 4), in: DWb 25, 254. vnd seine schebichte, verdampte schwermerey damit decken moͤge, seinen stanck vnd vnflat, mit welchem er die arme, betruͤbte kirche verwirret vnd vnruhig gemacht hat, nicht zu reichen. Bit derhalben hiemit alle frome, gotselige hertzen, sie wollen solch furgeben D. Maiors, als solten wir Flaccianische Theologen sein, fur erdichte, bekandte vnwarheit wider D. Maiorn halten, bis er mit gutem grund vns einiges Jrthumbs oder newer Lehr, die wir mit Jllyrico oder er mit vns wider oder vber die angenommene formam doctrinae, so wir vom Luthero aus gutem grund Gottes Worts entpfangen haben, vberweisen wird, wie Doctor Maior viel feltig vberwiesen ist, das er wider dieselbigen Lehr, zu grewlicher zerruͤttung der kirchen, one einige erheblichegroße, schwere. Vgl. Art. erheblich 3), in: DWb 3, 846. vrsache mutwilligböswillig, voll Übermut. Vgl. Art. mutwillig 3), in: DWb 12, 2835. newe Lehr eingefuͤhret vnd trotzig verteidiget hat, welches sich mit schreien, rhuͤmen vnd vielen A 6v ruffen nicht wird tilgen lassen, viel weniger damit stillen, das er jtzund der selbigen schweigen wil. Denn ist sie Gottes wort vnd er ver schweiget sie von wegen (wie er spricht) mehr gezencks,Vgl. Major, Vorrede (1562), C 4v, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S. 511. so verschweiget er freilich Gottes Wort, welches vmb aller Welt vnd Pforten der Hellen willen niemands verschweigen kan, er wolle dan ewig verdammet sein. Jst sie aber vnrecht vnd wider Gottes Wort, als er vberfuͤrt vnd vberwisen ist, vnd er erkennet noch verdammet nicht allein seinen jrthumb nicht, sondern lestert vns noch daruͤber, das wir fur vnser ampt nach Gottes befehl dieselbigen falsche lere straffen vnd verdammen, so gehe D. Maior in sein hertz vnd gedencke, wie er das fur Gott vnd ehrliebenden, fromen hertzen wolle verantworten.
Vnsern Eide vnd ehre belangend, bekennen wir fur Gott vnd aller Welt von hertzen, das vns von der loͤblichen Vniuersitet zu Wittenberg gross ehr vnd freundschafft erzeiget A 7r ist vnd wir alle wolfartalles Wohlergehen. Vgl. Art. Wohlfahrt, in: DWb 30, 1112. vnd sonderlich den hoͤchsten schatz im Himmel vnd auff Erden aus dieser Edelen Schatzkammer Gottes vom Himel entpfangen, nemlich wares erkentnis Gottes worts sampt anderen kuͤnsten, die wir alda gestudiret haben vnd vns lieber sind, denn wenn vns aller Keyser reichthumb auff Erden hetten widerfaren sollen, bey denen wir doch muͤsten zu pulffer vnd aschen werden vnd, wo vns dieser Schatz mangelte, ewig verdampt vnd verloren sein. Wir rhuͤmen auch beneben aller wolthat von derselbigen loͤblichen Vniuersitet vnd vnsern geliebten Preceptoribus, das sie vns nicht allein benanten Schatz trewlich vnd Veter lich mitgeteilet, sondern auch dazu vereidet vnd zum hoͤchsten verbunden haben in vnsern gewissen, nicht das wir zu jhrem willen vnd gefallen derselbigen reinen Lehr was zusetzen, enderen oder zu einiger zeit enderen solten lassen, vnd da es jemands aus jhnen selbst oder anders thete, demselbi-A 7vgen solten vnd muͤsten zusehen vnd schweigen, viel weni ger beyfall geben, wie Osiander auff sie vnd vns fur der zeit gelogen vnd gestunckenuns in schlechten Ruf gebracht. Vgl. Art. stinken II.B.5.c.α), in: DWb 18, 3163f. hatMörlin spielt damit auf den Streit um Andreas Osianders Auffassung von der Rechtfertigung an. Osiander vertrat die Auffassung, dass dem Menschen die Rechtfertigung durch Christus nicht zugerechnet, sondern die göttliche Natur Christi als iustitia essentials eingegossen werde. Vgl. Gottfried Seebaß, Art. Osiander, Andreas, in: TRE 25 (1995), 507–515, bes. 511f. vnd fastgenauso. Vgl. Götze, 73. D. Maior vnd seines gleichen Lesterer darauff gehen, sondern dis ist vnser eide gewesen, das wir bey der forma doctrinae nicht anders denn wie sie mit gutem grunde aus Gottes wort in der Augspurgischen Confession verfasset ist, so wol als in anderen schrifften Lutheri, wolten bleiben, allen widerwertigen leren vnd Corruptelis oder Rottereien, so fur derselbigen zeit entstanden oder hinfoͤrder entstehen moͤchten, mit allem eiffer vnd ernst widerstehen. Dieser redligkeit vnd auffrichtigen, gottseligen furnemens dancken wir hochgemelter, loͤblicher Vniuersitet vnd vnsern geliebten Preceptoribus auch, daruͤber sie vns vnd anderst nicht mit hohen wirden vnd ehren promouirt vnd Veterlichen von sich gelassen, des wir zu jrem ewigen lob vnd preiss nimermehr schweigen noch ver-A 8rgessen sollen noch wollen, vnd wissen furwar, das dis der rechte Ehrentittel ist frommer Preceptorn in loͤblichen Vniuersiteten, nicht die Leute, sonderlichen in vnser Facultet, zu jrem willen vnd furnemen als zu einem geschwornen Bundschuch,Der Bundschuh war das Zeichen, das Bauern in Erhebungen als Erkennungszeichen verwandten und damit zum reichsweiten Symbol für Aufruhr gegen die Obrigkeit wurde. Vgl. Peter Blickle, Art. Bundschuh, in: LexMA 2 (1983), 936f; es handelt sich dabei um ein besonders in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre häufig gebrauchtes Synonym für Aufruhr. Vgl. Diekmannshenke, Schlagwörter der Radikalen, 347–350. sondern auff Gott vnd die reinen Lehr seines worts zu uerbinden vnd zu weisen. Weist aber D. Maior, das vns von der loͤblichen Vniuersitet vnd vnsern geliebten Preceptoribus anders mit eides pflicht jemals angesonnen vnd sich der vnsern dieser loͤblichen kirchen einer darauff hat lassen verbinden vnd einnemen, nemlich, das alles, was newes vnd jrriges etliche Personen (die noch lange die Vniuersitet nicht sind) moͤchten fuͤrbringen, sie dennoch solten vnd wolten billichenzustimmen. oder darzu schweigen, so zeige es Doctor Maior frey offentlich an. Last sehen, wie er die loͤblichen Vniuersitet, seine vnd vnsere Preceptores, verehren werde. Da aber A 8v das jemals geschehen, wie es auch nie geschehen ist. Wo haben wir dan, lieber D. Maior, vnserer Eid vnd ehre vergessen? Jch wil alhie (dismal sage ich) schweigen vnd daruon lassen fromme hertzen richten. Er kome nicht wider, das ist mein trewer rath. Jch schreibe mit warheit, das im nechstenjüngst vergangenen. Vgl. Götze, 166. conuentu zu Luͤneburg weder Wittenberg noch Leiptzig mit keinem wort ist gedacht, viel weniger sie in vnserer handlunge furnemlich sind gemeinet worden. Denn wie kemen wir darzu, das wir vmb etlicher Personen Jrthumbs willen solten gantze Kirchen vnd schoͤne, herliche coetus Scholasticos verdammen oder verwerffen? Darinnen vns nicht zweiffelt, das viel frommer, trewhertziger Leut sind, die etlicher Personen fall mit viel betruͤbten seufftzen dem lieben Gott klagen. Wittenberg ist meine liebe geburt Stad, da mein frommerguter. Vgl. Art. fromm 3), in: DWb 4, 241f. Gott mich vnd meinen lieben Bruder, Doctorem Maximilianum,Maximilian Mörlin war 1516 in Wittenberg geboren worden und damit der zwei Jahre jüngere Bruder Joachims. Wie dieser hatte er in Wittenberg Theologie studiert und war melanchthonisch geprägt. Im Jahr 1546 wurde er an Wittenberger Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Bereits seit 1543 stand er in sächischernestinischem Dienst. In diesem Dienst bekleidete er unterschiedliche Positionen als Pfarrer, Hofprediger, Superintendent, Visitator und nahm in den fünfziger Jahren an den innerlutherischen Streitigkeiten teil. Vgl. Michael Beyer, Art. Mörlin, Maximilian, in: RGG4 5 (2002), 1508. in diese elende Welt B 1r eingefuͤret hat. So ists auch wideruͤmb mein geliebte vnd erste Kirche, dahin ich mein erste Vocation gehabt,Mörlin war 1539 Diaconus an der Wittenberger Stadtkirche geworden. Vgl. Heinz Scheible, Art. Mörlin, Joachim, in: RGG 5 (2002), 1507f, bes. 1507. derselbigen ich trewlich von hertzen gedienet vnd keine newe schwermerey zu nachteil erdacht hab. Daruͤmb ich auch bit alle fromme hertzen, sie wollen alle das jenige, so Maior oder andere von verdruckung derselbigen kirchen vnd Schulen trewmen, dichten vnd liegen,lügen. in dem Glauben vnd wirden halten, darinnen es billich zu halten ist. Wolte Gott von Himmel, wir koͤndten es vmb jhn erbitten, das die newen corruptelae, so etliche Personen eingefuͤret vnd eben wuͤnderlich nach dem tod Lutheri haus gehaltengehaust. Vgl. Art. haushalten 2), in: DWb 10, 670. haben, moͤchten verdammet vnd hinweg geschaffet werden, damit wir vnsere liebe kinder mit froͤlichem hertzen vnd gewissen alda erhalten moͤchten. Da wir aber das nicht thun koͤnten, ist niemands dan eben D. Maiors vnd seines gleichen schuld, die der loͤblichen Vniuersitet vnd Kirchen dermassen gedancket, jhre Eid vnd pflicht, die sie B 1v on zweiffel gethan wie wir, also gehalten haben. Ach, ich thue es vngern, wil es aber D. Maior haben, ich wil jhm wol hie etwas mehr sagen.
So viel hab ich also kurtz mit gutem grund fur mich vnd andere trewhertzige, fromme Lerer dieser loͤblichen Sechsischen kirchen D. Maiori auff seine lesterungen antworten sollen, weil er sonderlichen mit grossen tuͤckenBosheit, Arglist. Vgl. Art. Tücke 2.b), in: DWb 22, 1526. dahin arbeitet, das er gern aus seinem stinckenden, boͤsen handel ein gemeine sache der loͤblichen Vniuersitet vnd kirchen machen vnd dieselbigen zu seinem willen dermassen in seine dienst ziehen wolte, das sie jhm seinen vnflatDreck, Kot. Vgl. LutherStA 6, 163. muͤsten ausfuͤren, darinnen aber billich er derselbigen verschonen vnd mehr solte danckbar sein, weil sonderlichen er derselbigen, vermoͤge seines rhums vnd eigenen bekentnis, viel mehr vnd auch lenger genuͤtzt vnd gebraucht hat dan wir. Wolte Gott mit mehr nutz vnd fromennutzbringendem. Vgl. Art. frommen 2), in: DWb 4, 246. der armen, betruͤbten Kirchen, die diesen schandfleck seinet halben tragen mus, das eben D[oktor] MaiorB 2r aus den discipulis Lutheri nicht der geringste, auch nicht der juͤngste, vnter vns newe Rotten vnd jrthumb eingefuͤret hat wider die lehr Lutheri, derhalben wir nothalben jhm haben muͤssen widerstehen. Wie auch D[ominus] Philippus sagte An. 57: Jch lob es, vnd jhr thut recht, das jr Maioris Propositionen widerfechtet vnd jhm nicht lasset gut sein.Vgl. eine Erzählung über die Verhandlungen von Coswig 1557 in: CR 9, Nr. 6174, Sp. 52–60, bes. 56. Daruon dissmal gnug.
Von D. Maiors Proposition.
Es pfleget D. Maior gemeiniglich die zwo Propositiones oder Reden one vnterscheid zu brauchen: Gute werck sein noͤtig, vnd: Gute werck sein noͤtig zu d’ seligkeit. Vnd fuͤhret darauff, wie auch jtzund in seiner Vorrede, die schoͤnen, herrlichen Spruͤche aus der Schrifft vnnd Symbolis, so den newen gehorsam fordern vnd haben wollen, klaget vber den grausamen schwarm vnd vnsinnigkeit, das die jtzige B 2v wuͤtende Welt darff disputirn, ob gute werck oder newer gehorsam noͤtig sey.Major, Vorrede (1562), C 1r, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S. 507. Wer nu dasselbige thue, zeiget er namhafftig nicht an, sondern lest es in der feder stecken,lässt es ungesagt, schreibt es nicht. Vgl. Art. Feder 6.c), in: DWb 3, 1396. in gemein geredet sein, vnd die sachen in dem zweiffel hangen bey dem Leser, ob wir in diesen Sechsischen Kirchen daran schuͤldig sein oder nicht, vnd als were dis der zanck vnd hader, daruͤber wir mit D. Maior zu vnfrieden weren. Daruͤber ist er nu so gros vnd also Maior, das auch Christus (on zweiffel seiner Proposition halben) lenger dan fur funfftzehen hundert Jharen eben von D. Maiorn geprediget vnd seiner gedacht hat in den herrlichen Sermon Matthei am 5. etc.Vgl. Mt 5, 17–19; diese Stelle wird von Major angeführt vgl. Major Vorrede (1562), B 4v, unsere Ausgabe Nr. 14, S. 506.
Hierauff thue ich diesen gruͤndlichen, warhafftigen bericht, das wir in diesen Kirchen diese erste Proposition vnd rede, nemlich: Gute werck vnd newer gehorsam ist noͤtig vnser lebenlang, nie nicht angefochten haben, sondern dieselbigen allzeit trewlich vnd vleissig getrieben, mehr, das weis ich B 3r furwar, denn D. Maior, weil sie Gottes Wort ist vnd sein entliche meinung. Gedencken auch darbey zu bleiben vnd der jenigen jrrigen, erzwungenen verstand, darunter sie diese rede vnd Proposition one grund anfechten, nimmermehr zu billichen, die da sagen oder wider alle Grammatticam vnd art der sprachen dichten: noͤtig sein, sol so viel heissen, als vnwillig vnd erzwungen sein, da sie doch wol wissen, das es nicht war ist, sondern diese Proposition recht redet de consequentia et immutabilitate voluntatis Dei, wie Lutherus seliger sich selbst declarirtausgedrückt, öffentlich erklärt. Vgl. Art. declaro, in: Georges I, 1921f. hat.Die konkrete Aussage konnte bei Luther nicht nachgewiesen werden. Eventuell rekurriert Mörlin damit pauschal auf die Position Luthers, dass der Mensch zu seiner Rechtfertigung nichts beitragen, sondern ganz auf die Gnade Gottes angewiesen ist. Vgl. dazu z. B. Martin Luther, WA 40 I und 40II (In epistolam S. Pauli ad Galatos, 1531). So wissen wir auch wol, das die Proposition: Gute werck sind schedlich zu der Seligkeit,Vgl. Amsdorf, Dass die Propositio Gute Werke sind zur Seligkeit schädlich eine rechte wahre christliche Propositio sei (1559), unsere Ausgabe Nr. 13, S. 477–487. auch nicht durchaus oder simpliciter war ist, sondern allein secundum quid, nemlich, weil man zu guten wercken das vertrawen hat, das man damit gnade vnd Seligkeit verdienen wil, wie Paulus klerlich anzeiget Philip. 3.,Vgl. Phil 3,8f. vnd sie also fur der zeit anders nicht meines bedenckens B 3v wider D. Maioris Proposition ist gebraucht worden. Dieselbige Proposition D. Maiors ist aber in jren terminis, wie er sie gesetzt vnd gebraucht hat, diese, das gute werck nicht allein noͤtig vnd geschehen sollen oder muͤssen, wie wir auch leren, sondern sie sein noͤtig zu der seligkeit, also das one gute werck dem jenigen, der gleich durch den Glauben allein, on alle werck, gerecht ist, vnmoͤglich sey, selig zu werden. Diese Lehr haben wir angefochten, daruͤber ist der streit, den wir, ob Gott wil, bis in vnser grubenbis zu unserm Tod. nimmermehr verlassen wollen. Daraus kanstu, christlicher Leser, aber auch das wol vernemen, das es nicht war ist, als solte D. Maior seine Lehr vnd Proposition fuͤrgenommen haben, die AntinomerZuerst hatte sich Johann Agricola mit Melanchthon (erster antinomistischer Streit 1527), dann mit Luther (zweiter antinomistischer Streit 1537–1540) über die Bedeutung des Gesetzes im Zusammenhang der Evangeliumsverkündigung auseinandergesetzt. Vgl. dazu Richter, Gesetz und Heil; zur dritten Phase der antinomistischen Streitigkeiten ab 1556 vgl. zudem Dingel, Einleitung, 20–22; unsere Ausgabe Bd. 4. oder Gesetzschwermer zu refutirn,widerlegen. darzu dan auch D. Maiors Proposition so viel thut als der Schnee zum Glockengiessen.
Derhalben bit ich alle Gottselige, B 4r fromme hertzen gar freundlich, wenn Doctor Maior von der ersten Proposition viel wort treibet, das sie ge dencken vnd wissen, es gelange seine schwermerey vnd vnsern hadder mit jhm gantz vnd gar nichts an, dienet auch zu beschoͤnung seines ausgebreitten Jrthumbs so viel als nichts, allein das er gern den leuten ein geplerr machet fur die augen, sie damit auffzuhalten, auff das sie seiner schwermerey ferner nicht nachdencken.
Weil er aber auch desselbigen alten zancks jtzund nicht wil gedacht haben, daruon protestirt vnd viel geschreies machet,Vgl. Major, Vorrede (1562), C 4r, unsere Ausgabe Nr. 14, S. 511. wil ichs darbey so fern auch bleiben lassen, wie dieselbige seine schwermerey von vielen frommen, gelarten Mennern mit gutem grunde Gottes Worts ist widerleget vnd verdammet worden.
Aber diss klaget Doctor Maior jtzund, das er damit als einer grewlichen Calumnien jemerlichen beschweret sey, das ich jhm schuld gebe, er lere von notwendigkeit der gutten B 4v werck vnd newen gehorsam wie die Papisten, das ist, das gute werck dermassen vnd also von noͤten sein, das sie ewiges leben vnd ewige Seligkeit mit verdienen, oder das gute werck zur Seligkeit noͤtig sind, also das durch den Glauben, one gute werck, selig zu werden gantz vnmoͤglich sey.Vgl. Major, Vorrede (1562), C 2v, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S. 508f.
Hierauff ist mein kurtze, gruͤndliche antwort: Wenn D. Maior aus meiner Prefation beweisen wird, das ich simpliciter gesagt, er lere von guten wercken allerdinge one allen vnterscheid wie die Papisten, oder er lere darin nen den Papisten gleich, das gute werck die seligkeit mit verdienen, so wil ich meine luͤgen bekennen, jmihm. vnd aller Welt dieselbigen abbitten. Was wil er mehr? Hab ichs aber nicht gethan (wie ichs nicht gethan habe), woruͤmb klaget er vber luͤgen vnd Calumnien, damit er ander Leute selbst beschweret one grund wider sein gewissen? Was ich aber jm des schuld gegeben, er lere darinnen mit den Papisten B 5r gleich, das gute werck zur Seligkeit von noͤten sein, also das durch den Glauben, one gute werck, selig zu werden gantz vnmoͤglich sey, das bekenne ich one schew. Vnd hat Doctor Maior das widerspielGegenteil. nie bewiesen, kan es auch nimmermehr mit warheit thun. Denn da stehet seine Confession fur augen, die er noch jtzund hinden an seine Vorrede hat drucken lassen,Vgl. Major, Bekenntnis (1558), unsere Ausgabe Nr. 12, S. 452–467. in welcher er frey bekennet seine Proposition, das gute werck zur Seligkeit noͤtig, also das one gute werck keiner koͤndte selig werden, die verstehe er de iustificatis, das ist, von denen, welche durch den Glauben an Christum gerecht worden sind. Weil er nu bekent, der Glaub allein on alle gute werck mache gerecht, vnd aber der also one alle werck gerecht allein durch den Glauben, demselbigen (saget Doctor Maior) sind noch gleichwol gute werck zu der Seligkeit von noͤten, also das er one gute werck nicht koͤndte selig werden. Wie darff er B 5v dan sagen: Jch habe jn calumnioseböswillig. Vgl. Art. calumniose, in: Georges I, 940. beschweret? Jch habe ja der Proposition keine auff jn erdichtet, das weis ich furwar. Erstlich, das gute werck noͤtig sein zur Seligkeit, also das one gute werck selig zu werden vnmoͤglich sey, sondern er selbest hat sie wider den Herrn von Ambsdorff Anno 51Vgl. Major, Antwort (1551), unsere Ausgabe Nr. 1, S. 25–45. vnd in seinen Sermon von der bekerung Pauli Anno 53Vgl. Major, Sermon von S. Pauli Bekehrung (1553), unsere Ausgabe Nr. 5, S. 137–259. offentlich vnd hefftig gestritten, welches er zu ewigen zeiten nimermehr mit ehren leugnen kan.
So hab ich zum andern auch das nicht auff jenen gedichtet, sondern es ist sein offentlich bekentnis in seiner jtzigen von newem gedruckter Confession, wie auch in dem Sermon conuersionis Pauli, das er diese Propositiones von den iustificatis, das ist, von den jenigen verstehe, welche durch den glauben an Christum gerecht worden sind. Weil dan das sein lehr ist, das der mensch, so durch den glauben allein, on B 6r alle werck, ist gerecht worden, dennoch guter werck zu der seligkeit von noͤten habe, also das er one werck nicht koͤnte selig werden, so frag ich alle vernuͤnfftige Menschen, wie es dan auff jn gedichtet sein koͤnte, das ich jm schuld gegeben, er lere, das durch den glauben, one gute werck, selig zu werden, gantz vnmoͤglich sey. Sind wir allein durch den glauben selig, one werck, also das vns zu der seligkeit der Glauben allein gnug vnnd wir nichts mehr (ich sage zu der Seligkeit) beduͤrffen, woruͤmb ists dan nicht erlogen, das D. Maior leret, die werck sein dem Rechtgleubigen gleichwol zu der Seligkeit von noͤten, also das jm vnmoͤglich, one werck selig zu werden? Jsts aber war, wie Doctor Maior leret, das den Gleubigen gute werck zur seligkeit gleichwol von noͤten sein, also das jhm vnmoͤglich, one werck selig zu werden, wie ists dan nicht war, das durch den Glauben, one gute werck, selig zu werden gantz B 6v vnmoͤglich sey? Oder ists in seinem munde einerley rede: Allein durch den glauben, one werck, vnd durch den Glauben, nicht one werck?
Von Doctor Maiors Glosslein,Auslegung, Erklärung. Vgl. Art. Glosse 1.a), in: DWb 8, 210. vnd wie dieselbige mit seiner Proposition vberein komme.
Jch weis alhie sein Glosslein gar wol, damit ers also deutelt vnd seiner Proposition diesen verstandt machen wil, der Mensch sey ja one werck, allein durch den Glauben, selig vnd gerecht, wenn man von dem verdienst guter werck redet. Aber wenn er also gerecht vnd selig worden sey, also dan mus er gute werck thun, sonst erlange er endlich die seligkeit nicht etc.Vgl. Major, Sermon von S. Pauli Bekehrung (1553), A 2r, unsere Ausgabe Nr. 5, S. 137f; Major, Bekenntnis (1558), A 3v–B 3v, unsere Ausgabe Nr. 12, S. 455–467. Aber was hilfft das seiner schwermerischen Proposition, vnd wie reimet sich die mit solcher Gloss? B 7r Lieber, hoͤre doch ein wenig zu, seine Glossa sag ich abermals spricht also: Durch den Glauben bistu selig vnd gerecht, sine operibus praecedentibus, concurrentibus et subsequentibus, aber der also gerecht vnd selig ist, der soll nachmals gute werck thun. Hierausser. Hie frag ich, welches ist war, das derhalben Glauben vnd Seligkeit zu den guten wercken, oder das gute werck zu der Seligkeit noͤtig sind?
Zum andern, das er aber spricht: Wenn gleichwol gute werck nicht folgen, so erlange der gleubige die Seligkeit nicht. Da frage ich wideruͤmb: Woruͤmb erlanget er die seligkeit nicht lieber Herr Doctor? Geschicht es daruͤmb, das gute werck zur Seligkeit von noͤten, vnd one gute werck kein Mensch kan selig werden, wie jr leret wider ewre Gloss, die da saget, durch den Glauben bistu schon gerecht vnd selig sine operibus praecedentibus, concurrentibus etc. O-B 7vder geschicht es daruͤmb, das in den menschen, der nichts guts thut, sondern wideruͤmb zu ruͤck, wie es Petrus heist,Vgl. II Petr 1,9. in suͤnde gefallen, die Buß verloschen ist vnd er am glauben schiffbruch gelidten hat, wie Paulus sagt,Vgl. I Tim 1,19. vnd derhalben weder gerecht noch selig ist, ob er wol zuuor gerecht vnd selig gewesen, weil er Buss vnd glauben behielt. Verstehet jrs Herr Doctor, wo es euch feilet?fehlt, mangelt. Sehet jr den grund ewer schwermerey? Vnd, lieber, wo ist nu ewre Proposition aus ewer Glossa probiret, vnd wie reimen sie sich zusammen, on alle werck bistu schon selig, spricht D. Maiors Glossa, one werck selig zu werden, wenn du gleich recht gleubest, ist vnmoͤglich, spricht die Proposition. Jch meine ja, das heist eine Theologia. Die studier wer da will. Der liebe Gott bewar mir meine liebe Kinder vnd die Kirchen darfuͤr, fur die ich an jenem tage antworten mus etc.
Sihestu aber Christlicher Leser, wie ein trewer Prophet Lutherus seliger dem D. Maior gewesen, vnd wie B 8r schoͤn er mit der warheit zugetroffen von alle den jenigen, so diese Proposition mit Glosslin ferben vnd anstreichen, one not, mutwillig, die kirchen zu verwirren, da er schreibet in Gen. cap. 22:Martin Luther, WA 43, 254 (Genesisvorlesung 1535–1545, [1538/42, Gen 22,16–18]). [Ac] Huic propositioni callidam declarationem siue limitationem addunt. Licet exigamus opera, tamquam necessaria ad salutem, inquiunt, tamen non docemus confidendum operibus. Est satis astutus Diabolus, sed NIHIL agit, tametsi fucum facit imperitis et rationi [faciat]. Haec Lutherus.
Aber hie wird vielleicht D. Maior abermals klagen vnd ruffen, Lutherus schreibe dennoch das wider die Papisten, daruͤmb gehe es jhn nicht an, sondern werde allein jm zu seiner beschwerung also gedeutet etc. Dargegen sage ich mit warheit, Lutherus schreibet es wider keinen menschen seiner Person, profession oder standes halben, sondern daruͤmb, das die Proposition Gute werck sein noͤtig zu der Seligkeit, wenn man sie gleich lindert wie man kan vnnd Glosieret, dennoch B 8v falsch, jrrig vnd warhafftig Papistisch ist, ja vom Teufel listiglich eingefuͤret, einfeltigeredliche, unschuldige. Vgl. Art. einfältig 2), in: DWb 3, 173f. hertzen vnd die jenigen, so ferner nicht gedencken, denn was vernunfft, die tolle Nerrin, saget, zu verfuͤren. Wie er spricht: Diabolus fucum facit etc. Daruͤmb auch Lutherus, aus gutem grund Gottes Worts, vns wider solche, des Bapsts Lehr, viel anders berichtet hat, so wol als Doctor Maiorn auch, denn er dennoch vnser etliche Condiscipel vnd nicht aller Preceptor gewesen ist, das er vns wird lassen gut sein. Woruͤmb aber Doctor Maior nicht fortan fein, rein vnd allein bey der Lehr Lutheri seligers mit vns einfaltig geblieben, noch die Kirchen habe bleiben lassen, sondern dargegen solche vom Luthero, vnsern Preceptore, dem heiligen Man GottesVgl. dazu Kolb, Luther, passim. verworffen Papistische Lehr wideruͤmb, eben vmb die zeit des Jnterims vnd verfolgung der one das armen, betruͤbten Kirchen, auffgeraspelt,zusammengescharrt, zusammengerafft. Vgl. Art. aufraspeln 1), in: Fnhd.Wb. 1, 589. auffs new in die Kirchen gefuͤrt, verteidiget vnd C 1r bis auff heutigen tag nicht widerruffen, vnd auch dieselbigen als Papistisch vnd nu Maiorisch zu uerdammen vmb seiner Gloss willen (die so viel hilfft als Lutherus saget vnd ich bewisen) nicht goͤnnen wil, ja daruͤber verlestert mit erdechten luͤgen, wie droben bewisen ist, das wird er verantworten muͤssen, der liebe Gott vergeb es jhm, wenn es jm wird leide werden, schaff aber auch gnediglich, das es jm bezeitbeizeiten, zum rechten Zeitpunkt. Vgl. Art. bezeite, in: DWb 1, 1797. in diesem leben muͤsse leide werden von hertzen, auff das er Busse thue, Gott vnd der Kirchen versoͤnet vnd also mit vns allen moͤge selig werden. Amen.
GenochGenug. dissmal, vnd wil ich sehen, was vnd wie mir Doctor Maior antworten wird, begere nicht mehr von jhm, denn er lasse sein lestern, greiff zur sache, damit wir den Kirchen was nuͤtzlichs leren zu jrer Seligkeit, wie dan dieser handel viel grosser sachen ruͤret etc.
Bit aber hiemit auch gar freundlich vnd vmb Gottes willen, kan vnd C 1v mag es sein, man wolle diesem gezenck ordentlicher weise vnd one nachteil der lieben Kirchen also abhelffen, damit wir bey der forma doctrinae, wie wir die von dem Luthero seliger empfangen haben, aus Gottes Wort moͤgen bleiben.
Zum andern, newe Leren vnd Corruptelen, wie sie nach dem todt Lutheri seligers eingefuͤhret sind, wideruͤmb moͤgen abgeschafft vnd verdammet werden nach jhren wirden.
Vnd zum dritten, das doch das hoͤnische, tuͤckische stillschweigen, ja colludirengeheime Bündnisse machen. Vgl. Art. colludo, in: Georges I, 1275. der leidigen MietlingVgl. Joh 10,12. vnd BauchknechtIn Anlehnung an Röm 16,18 und Phil 3,19 als Schlagwort gebraucht gegen die Altgläubigen, um sie als nur ihren eigenen weltlichen Vorteil, ihr leibliches Wohlergehen im Auge haben, letztlich als Opportunisten habend zu charakterisieren. In der Interimszeit wurde das Wort dann zunehmend auch von den Gegnern der Wittenberger gegen diese verwandt. Vgl. Lepp, Schlagwörter, S. 131f. moͤge auffhoͤren, da man zusihet, was in den Kirchen fur grewliche Jrthumb werden eingefuͤhret vnd nicht allein nicht gewehret, sondern man stercket wol die feinde mit heimlichen Brieffen vnd aller hand wuͤnderlichen Schrifften, dardurch grosse Kirchen dahin gerissen, schreckliche ergernis angerichtet vnd viel tausend Seelen in die C 2r schantz geschlagengeopfert, aufgegeben. Vgl. Art. Schanze 2.c), in: DWb 14, 2165. werden, nicht anders, denn als weren sie den lieben Gott mit tantzenstreiten, kämpfen. Vgl. Art. Tanz 4.b), in: DWb 21, 119. angekommen etc, welches alles man darnach damit tuͤnchen vnd schmieren wil, wie es der ProphetDamit ist wohl Major gemeint. heist, das es nicht publica scripta sind,Mörlin spielt damit auf die Kritik Majors an den Veröffentlichungen von privaten Korrespondenzen usw. durch Flacius, Gallus und andere Theologen an. Vgl. Major, Vorrede (1562), A 4v, in: unsere Ausgabe Nr. 14, S. 501f. gleich als weren wir solche Leut in vnsern der Augspurgischen Confession verwandten Kirchen, die da zweierley Lehr hetten, eine in scriptis publicis, die ander widerwertigegegenteilige. in priuatis, mit was hohn vnd spot, wil geschweigen, ergernis der lieben Jugend, die solche redligkeit vnd trewe lernen sol etc. Ach, mich verdreust zu schreiben, sol ich aber, so mus ich. Wenn wir aber also thun wie angezeiget vnd diesen weg fur die hand nehmen, so haben wir den vorteil. Erstlich behalten wir reine Lehr. Zum andern den einhelligen consensum doctrinae wider den leidigen Teufel. Haben zum dritten friede vnd rhue vnter vns so wol als Weltliche Obrigkeit vnd die gan-C 2vtze liebe Kirche mit vns. Zum vierden werden die ergernis auffgehaben, die verwundten gewissen geheilet. Zum fuͤnfften wird der lieben Jugend vnd vnsern Nachkommen eine bestendige, gewisse forma doctrinae vberantwortet, vnd endlich boͤsen, mutwilligen koͤpffen gestewret hinfoͤrder inne zu halten, das nicht ein jeder bald mit seinem vnzeitigen schwarm vnbesunnen herausser faren muss vnd vns das Corpus doctrinae zerreissen. Sol aber aller guter rath verloren sein vnd man wil den weg nicht, so schreib ich fur mein teil: Ehr dan ich wil von der forma doctrinae, wie sie aus Gottes Wort in den Schrifften Lutheri verfasset ist, mier etwas nemen oder mutieren lassen, es sey auch als von wem es wolle, niemand ausgenommen, oder zu falscher Lehr, luͤgen vnd ergernis schweigen vnd daruͤber mit jemands heucheln vnd zusehen, ehr wil ich den C 3r Erdbodem reumen. O Jesu Christe hilff mir. Amen.