A 2r Man sagt, der Teuffel sey ein tausent Kuͤnstiger,Ein tausendfach geübter Meister der Verstellung. Vgl. . Auch
besten vnd gelertesten Diener Christi erschleicheheimlich, hinterrücks anfallen. Vgl.
nicht von noͤten weren vnd doch einem Christen zu einem newen leben gleichwol von noͤten sind als des Glaubens fruͤchteVgl. hier und zur weiteren Auseinandersetzung
sern erregt, die diese Propositio (gute werck sind schedlich zur seligkeit), mir zu uerdries vnd
viel oͤrtern geschrieben vnd gelert vnd die ander (Gute werck sind noͤtig zur seligkeit) verdampt haben. Dieweil sie nu Denn
befehlen vnd zusehen, wie es jnen gelingen werde, das sie Paulum vnd
zur seligkeit als der Heuchler werck. Derhalben wird diese Propositio (Gute werck sind zur seligkeit schedlich) vnbillichunrechtmäßig. Vgl.
Nonnen vnd den Hochgelerten, auffs hoͤchste ergerlich ist vnd derhalben, wie sie sich duͤncken lassen, dieselbe billichzurecht, richtigerweise. Vgl.
wunder, dieweil sie one Gottes Geist vnd gnad kein Gottes wort vernemen kann. Daher kompts auch, das alle die gleuben vnd lehren in Religions sachen was der vernunfft gemess ist vnd sich mit der Philosophia reimet, Ketzer sind, welche allzeit gelert vnd geschrieben haben, das man mit der vernunfft hat begreiffen vnd verstehen koͤnnen, darumb sie auch wider
Gottes wort vrteilen vnd richten vnd dasselbige drehen, glosirn vnd deuten auff A 3r jren sinn, das sichs mit der vernunfft vnd Philosophia reimen mus. Aber solchs ist ein Menschliche weissheit, jederman, auch den Heiden, bekandt vnd offenbar, denn sie leren alle in jren Kirchen vnd Schulen, das die guten werck zur seligkeit not vnd gut sind, derhalben sie in keinen weg
diese Propositio (Gute werck sind schedlich zur seligkeit) dulden noch leiden koͤnnen, sondern verdammen vnd verwerffen sie als den grewlichsten jrthumb, so je auff Erden komen ist, denn sie, wie im Bapstumb, die Menschen vmb jrer werck willen erheben vnd nidrigen,erniedrigen. Vgl.
leiden wil, denn in dieser Schule lobt vnd preiset man die, so Gottes wort hoͤren vnd gleuben.
Aber in der Juristen vnd Sophisten Schule gehets anders zu, denn darinne wird diese Propositio (Gute werck sind zur seligkeit schedlich) verdampt vnd da gegen gelert vnd geprediget, das gute werck zur seligkeit von noͤten sind.
Dieweil denn solchs in der heiligen Schrifft verdampt wird, die klerlich sagt, das sie vnnuͤtz vnd schedlich zur seligkeit sind, so muͤssen wir bey der Schrifft bleiben vnd Juristen vnd Sophisten farenBeiseite, unangesehen. Vgl.
Vnd das ist die Goͤttliche vnd Himlische warheit, der vernunfft vnbekandt, fur aller Welt heimlich vnd verborgen, als die sich mit der Philosophia gar nicht reimet, darumb auch die Hochgelerten dauon nicht ein wort wissen. Nemlich, das alle Menschen, wie from vnd heilig sie sind, auch die gleubigen, fuͤr Gott Suͤnder vnd vngerecht, auch alle jre werck Suͤnde sind, one
allein, das die gleubigen vnd jre werck, aus lauter gnad, Gott gefellig vnd angeneme A 3v sind, sonst weren sie eben so wol als die andern verdampt vnd jre werck Suͤnde vnd schedlich zur seligkeit. Iuxta illud: Non intres in iudicium cum seruo tuo etc.
Vgl. Ps 142,2 (Vg). Vnd Paulus Roma iij: Sie sind alle (Juͤden vnd Heiden, das ist, frome vnd boͤse) Suͤnder vnd mangeln des rhums den sie
Vgl. Röm 3,23. Sind sie Suͤnder, so sind auch alle jre werck fuͤr Gott Suͤnde vnd schedlich zur seligkeit. Diese weissheit vnd warheit ist allen Menschen verborgen vnd vnbekandt vnd wird allein vom Himel oben herab vns durch Gottes Son, der ins Vatern schoss ist, geoffenbart, welch allein mit dem Glauben vnd von keiner vernunfft kan begriffen vnd erkandt werden.
an Gott haben solten.
Derhalben, wenn ein Mensch gleich alles thet was Gott gebotten hat, vnd diente jm tag vnd nacht mit allerley guten wercken, so were er doch verdampt mit allen seinen wercken wenn Gott mit jm ins Gerichte gienge, das sie jm aber nicht schedlich noch verdamlich sind, das ist lauter gnade vmb Christus willen, an den sie glauben.
Darumb solten die hoffertigen,hochmütigen. Vgl.
Darumb ists gar ein schlechte kunst, das sie Gottes wort vnd vns, vmb der Philosophia willen,
Meister vnd regierer sein, das sie wider das Wort solch grob Bewrisch ding duͤrffen fuͤrgeben.
Vnd so vnuerschemt
gelert vnd geschrieben haben, wie wir hoͤren werden, darumb koͤnnen vnd sollen wir die obgedachte Propositio mit gutem gewissen nicht verdammen, wir wolten denn Gott vnd sein Wort verdammen, sondern sollen vnd muͤssen sie fuͤr ein ware vnd Christliche Propositio achten vnd halten, wie denn der heilige Geist in seiner Schrifft sie acht vnd helt vnd mit ausgedruckten
worten spricht, das aller Menschen gute werck Suͤnde sind, das ist, zur seligkeit schedlich. Das aber die Hochgelarten, auffgeblasen Geister das widerfechten, das macht die Philosophia, welche in dieser sache nichts ist denn uanitas vnd mendacium, heuchlen vnd luͤgen, welche Gott hasset vnd verwirfft vnd seine Goͤttliche heimliche warheit oder weisheit liebet, welche
den hochgelerten WeltweisenAbschätzige Bezeichnung für Philosophen. Vgl.
aus dem befehl des himlischen Vaters sollen vnd muͤssen annemen vnd in keinen weg verdammen. Vnd ob wol Meister Kluͤgel,Besserwisser, Neunmalkluger. Vgl.
werden, sondern allein von den wercken, damit man gnade vnd seligkeit verdienen wil, wie denn Muͤnche, Pfaffen, Heiden vnd Tuͤrcken sie verstehen, denn sie wissen gar nicht ein wort vom Glauben vnd seinen fruͤchten. Darumb sollen vnd muͤssen wir dieselbe Propositio A 4v (Gute werck sind schedlich zur seligkeit) auch von denselben wercken als de materia subiecta
verstehen, dauon alle Menschen sie verstehen, nemlich von den wercken, damit man gnad vnd seligkeit verdienen wil, derhalben kan sie, vmb der fruͤchte willen des Glaubens, nicht verstanden werden. Vnd wenn mans recht ansehen wil, so sind auch die fruͤchte des Glaubens fuͤr Gottes gerichte von art vnd natur Suͤnde vnd schedlich zur seligkeit, denn sie sind vnrein vnd vnuol
komen vnd weren verdamlich, wenn Gott sie jm, vmb des Glaubens willen an Christum, nicht gefallen liesse. Mit wasermwelchem. fugRecht. Vgl.
stets nicht anders verstehen denn von den guten wercken, damit man Gottes gnad vnd seligkeit verdienen wil. Dieweil sie nu solchs also gelert, geprediget vnd geschrieben haben, so kan die gedachte Propositio von den fruͤchten des Glaubens nicht verstanden werden, wie denn auch der gemeine Spruch bey jnen ausweiset: Homo faciens quod in se est, meretur gratiam
Wider solche falsche lehr der Sophisten hat der hocherleuchte Man
de congruo.Good Works are Detrimental to Salvation
, 141
zu uerdries, aus lauter neid vnd hass verdammen.
Das sie aber fuͤrwenden, das etliche gute werck als die fruͤchte des Glaubens weder noͤtig noch schedlich sind zur B 1r seligkeit, darumb koͤnne man diese Propositio (Gute werck sind noͤtig zur seligkeit) nicht verdammen, das kompt aus vnuerstandt, das sie nicht wissen noch verstehen, was Contraria
immediataunvereinbare Gegensätze. sind. Denn ob die fruͤchte des Glaubens zur seligkeit nichts von noͤten sind, so sind sie doch von noͤten zum Glauben der die seligkeit erlangtKonjiziert aus: eerlangt. vnd gehoͤren an den ort oder an das teil, das zur seligkeit von noͤten ist, als fruͤchte, zeichen vnd zeugen des Glaubens, dem sie allezeit folgen sollen vnd muͤssen. Darumb sind vnd bleiben die beide Spruͤche (Gute werck
sind zur seligkeit von noͤten) vnd (Gute werck sind schedlich zur seligkeit) rechte vnd ware Contraria immediata, als die strackdirekt. Vgl.
Glauben folgen mus. Derhalben folgts fein vnd am aller besten: Gute werck sind nicht schedlich zur seligkeit, darumb sind sie nuͤtz vnd not zur seligkeit. Vnd widerumb: Gute werck sind nicht not zur seligkeit, darumb sind sie zur seligkeit schedlich, denn hie ist kein mittel, denn die fruͤchte des Glaubens sind noͤtig zum newen Gehorsam, so dem Glauben folgt. Vnd ob dieser
Consequentz oder folge etwas in Dialectica feelte, als doch nicht ist, so feelt jr doch nichts vberal in Theologia, denn hie, wie gesagt, sind kein mittel werck. Ein jedes werck ist not oder schedlich, ists nicht not zur seligkeit, so ists doch not zu dem, das zur seligkeit gehoͤrt, nemlich zum Glauben, welchem ein newe leben B 1v folgen sol vnd mus. Denn auch die fruͤchte
des Glaubens fuͤr Gottes Gerichte Suͤnde weren vnd schedlich zur seligkeit, wenn sie Gott, vmb des Glaubens willen an Christum, jm nicht gefallen liesse. Darumb bleibts fest vnd gewiss, das alle gute werck in jrer art, natur vnd substantz zur seligkeit schedlich sind, wie denn Paulus solchs klerlich leret vnd schreibet, da er spricht: Qui ex operibus Legis sunt, sub maledicto
,Vgl. Gal 3,10 (Vg). das ist auff gut Deutsch gesagt: Die guten werck, auch die besten, welche Gott gebotten hat, sind nicht allein schedlich, sondern auch verflucht, denn wer mit den wercken des Gesetzes fuͤr Gott vmbgehet, der ist vermaledeiet. Dieweil nu Paulus solche rede fuͤhret vnd sich vmb des Glaubens fruͤchte willen, also zu reden, nicht schewet, so muͤssen vnd sollen
sunt
wir auch bey solcher weise zu reden bleiben vnd vmb der Philosophia willen, die es fur ein grewel vnd eckel helt, in keinen weg meiden noch schewen vnd viel weniger verdammen. Denn Paulus schreibt deutlich vnd klerlich, das seine gerechtigkeit nach dem Gesetz, das ist, seine gute werck, sind jm schedlich vnd verdamlich gewesen. Desgleichen sagen die
Propheten, das der Juͤden gute werck, als jr opffern vnd reuchern, Suͤnde sind vnd Abgoͤtterey, das ist, zur seligkeit auffs hoͤchste schedlich.Vgl. Jer 7,22f; Hos 8,11f; Am 5,22f; Mi 6,6–8.
Diesen beiden, den Propheten vnd Paulo, folgt
spricht er: Alle werck, auch des Gesetzes, sind Suͤnde vnd machen den Menschen nur erger.
Leider konnte die erste Auflage der Jenaer Ausgabe nicht eingesehen werden. Aufgrund der Einsichtnahme der zweiten Auflage erscheint es möglich, dass das Zitat sich folgende Passage bezieht: At qui iusticiam quaerunt per opera legis, ipsi reaedificant etiam infidelitatis peccatum contra fidem in spiritu: immo perversissimi hominum peccatum in carne, quod fides expugnat per totam vitam, veluti non sit, per opera legis extollunt, et in hoc statuunt iusticiam, legis impletionem, non in fidem.
Mein gerechtigkeit mir nicht nuͤtze, sondern viel mehr mir schedlich sein kan etc.
Konnte bisher leider nicht verifiziert werden. Vnd wer wissen will, was, wie vnd welcher gestalt
dern also: Darumb ist sie (die gerechtigkeit des Gesetzes) mir fuͤr Gott nichts huͤlfflich, sondern mehr schedlich gewesen.
Solchen mut kan jene gerechtigkeit des gesetzes nicht machen, Darumb ist sie mir fuͤr Gott nichts huͤlfflich, sondern mehr schedlich gewesen.
Hie sihe, ist das nicht allzu grob vnd verechtlich geredt von der gerechtigkeit des Gesetzes, das er (Paulus) sie helt vnd damit halten lehret fuͤr solche ding, das nicht allein hindert oder nichts nuͤtzet, sondern auch schaden thut vnd als ein
Vgl.
ekel vnd grewel zu halten ist. Wer duͤrffte das maul so weit auffthun vnd von solchem vnstrefflichem leben nach dem Gesetz also reden, der nicht wolte von jederman des leidigen Teuffels Apostel vnd Diener heissen, wo es S. Paulus nicht selbst thet? Oder wer wil mehr solche gerechticheit halten, wenn man also dauon predigen wil?
Diese weise zu reden von guten wercken koͤnnen wir nicht verdammen, sondern muͤssen vnd sollen jr folgen, vnangesehen, das sie ergerlich ist den Hochgelerten. Wer wolt doch vmb Meister Kluͤgelings willen von Paulo vnd
sie vmb jres gutduͤnckens willen, Pauli vnd
Glaubens, vmb Christus willen, nicht gefielen noch angeneme weren, so weren sie eben so wol schedlich zur seligkeit vnd verdamlich, wie denn die gleubigen selbst, wenn Gott mit jnen ins Gerichte ginge, verdampt weren. Denn ausserhalb der gnade ist fur Gott kein Mensch gerecht, kein werck gut, sondern alles ist Suͤnde vnd verdampt, wie alle Schrifft zeugt vnd sagt.
Darumb koͤnnen vnd sollen wir solche rede des heiligen Geists, vns durch die Propheten vnd Paulum geoffenbart, nicht verdammen. Dieweil aber jene die gedachteerwähnte. Propositio so frech vnd vnuerschampt verdammen, so verdammen sie nicht allein Paulum vnd
zur seligkeit schedlich, unangesehen, das solchs bey den Juͤden vergeblich vnd bey den Griechen, das ist, Meister Kluͤgel lecherlich vnd thoͤrlich war. Derhalben muͤssen wir auch das ergernis vnser Kluͤgeler nicht ansehen noch achten vnd vmb jrent willen die Goͤttliche warheit verdammen, sondern wir muͤssen vnd wollen mit Christo, Paulo vnd
bekennen, das aller Menschen gedancken, wort vnd werck, wie gut sie scheinen vnd gleissen,vorgeben. Vgl.
sie eben damit, das sie die widerwertige Propositio (Gute werck sind schedlich zur seligkeit) verdammen, denn sie bekennen mit der that, das sie vnrecht gethan vnd diese Propositio (Gute werck sind noͤtig zur seligkeit) vnbillich verdampt haben. Denn das Figmentum de contrarijs immediatis hilfft sie nichts, geben nur jren vnuerstandt damit an tag, denn die fruͤchte
des Glaubens, wie oben gesagt, sind nicht opera media, sondern sie gehoͤren ad extrema, denn sie sind noͤtig zum Glauben als desselben fruͤchte vnd zeugen vnd doch zur seligkeit schedlich, wenn sie, vmb Christus willen, aus gnade nicht angenomen wuͤrden. Darumb sollen vnd muͤssen wir, sonderlich vmb der Muͤniche vnd Heuchler willen, diese Propositio (Gute werck sind
schedlich zur seligkeit) in vnsern Kirchen behalten, dieselbige lehren vnd predigen, denn sie alle wollen durch jre werck vnd Gottesdienst selig werden, auff das sie wissen vnd lernen, das alle jre gute werck Suͤnde sind vnd zur seligkeit schedlich. Vnd ob solchs bey der vernunfft vnd in der Philosophia ergerlich ist, so sol man doch die gedachte Propositio nicht
verdammen, sonst muste man die warheit, welche allzeit fehrlichgefährlich. vnd ergerlich ist, verdammen, ja das Euangelium selbst, denn was ist fehrlicher vnd ergerlicher, denn das Euangelium, solt mans darumb verdammen vnd nicht predigen?
Christus, vnser lieber Herr, ist ein stein des anstossens vnnd Fels der erger
nis,Vgl. I Petr 2,8. sol man jn darumb verdammen oder nicht predigen? Also auch ob diese Pro-B 3vpositio ergerlich ist (Gute werck sind schedlich zur seligkeit), sol man sie darumb verdammen? Das wolt Gott nicht. Denn vnangesehen, das sich die Welt vnd alle jre Kluͤgel daran ergern, so sol vnd mus man sie gleichwol leren vnd predigen als die Goͤttliche warheit, so in der Schrifft
gegruͤndet ist. Denn alle jre Argument, so sie da wider fuͤhren, sind Argumenta Rethorica, quae nihil probant, sed causam tantum ornant contra ueritatem. Darumb sol man vmb derselbigen willen die Goͤttliche warheit nicht verdammen, sondern viel mehr predigen vnd ausbreiten, es ergere sich wer da woͤlle, denn die sich ergern, sind blindt vnd blinden leiter, darumb auch
sie beide in die grube fallen werden.Vgl. Mt 15,14. Denn sie ergern sich mutwillig,freiwillig, aus eigenem Antrieb. Vgl.
vnd hoͤren. Derhalben kan man, vmb ergernis willen, diese Propositio (Gute werck sind zur seligkeit schedlich) nicht verdammen. Vnd widerumb, was falsch vnd vnrecht ist, es scheine vnd gleisse wie es woͤlle, das es jederman gefalle vnd angeneme sey (wie des Bapsts lehre von der Messe vnd anruffen der Heiligen gewest ist), sol man nicht loben, lehren noch predigen, sondern
verbieten vnd verdammen. Aber die warheit, ob sich gleich alle Welt daran ergert, sol man oͤffentlich lehren vnd predigen vnd keine Potentat daran schewen noch fuͤrchten.
B 4r Es koͤnnen auch aus dieser Lehr nicht EpicurerLibertinisten, Hedonisten, die gemäß den Lehren des griechischen Philosophen
werck zur seligkeit schedlich sind, so sind sie doch nuͤtz vnd not zu einem Christlichen leben, als zeichen vnd zeugen des Glaubens. Darumb ist jr einrede ein erdichte ausfluͤcht, ein recht netz vnd fewriger pfeil des Teuffels,Vgl. Eph 6,16. die warheit vnterzudruͤcken vnd der luͤgen zu gleuben.
Wenn gedachte Propositio solt Epicurer machen, so muste der Spruch Christi
auch Epicurer machen (Es sey denn, das jemandt new geboren werde, so kan er das Reich Gottes nicht sehen
Vgl. Joh 3,3.). Das ist eben so viel gesagt: Alle gute werck sind verdampt vnd schedlich zur seligkeit, wenn wir nicht auffs new widerumb geboren werden, wie Paulus sagt: Sie sind allzumal Suͤnder
,Vgl. Röm 3,23. die Juͤden (so die guten werck des Gesetzes thun) so wol als die Hei
den, so keine gute werck thun. Das ist je nichts anders gesagt, denn das aller Menschen werck, auch die Gott gebotten hat, Suͤnde sind vnd schedlich zur seligkeit. Solt man nu solche Spruͤche vmb ergernis willen nicht lehren noch predigen? So muͤste man auch das Euangelium nicht predigen? Dieweil man aber daneben allzeit predigt, das dem Glauben vnd der newen Geburt die
guten werck folgen sollen vnd muͤssen, als gewisse fruͤchte vnd zeichen des Glaubens, so kan sich daran niemand ergern noch ein Epicurer werden, denn der Glaub hindert vnd wehret solchen gedancken. Vnd ein solch new Leben ist ein anfang des ewigen Lebens, aber nicht der werck halben, so zu B 4v diesem leben gehoͤren, sondern des Glaubens halben, welcher den Menschen
one alle werck vernewet, das er ein guter Baum,Vgl. Mt 7,18. ein newe CreaturVgl. II Kor 5,17 vnd kindt GottesVgl. Röm 8,14. wird, der Gott gefellig vnd zu allen guten wercken tuͤchtig ist, der jm diene in rechtschaffner heiligkeit vnd gerechtigkeit. Vnd diese gerechtigkeit oder seligkeit wird nicht durch die werck (wie die BauchknechtIn Anlehnung an Röm 16,18 und Phil 3,19 als Schlagwort gebraucht gegen die Altgläubigen, um sie als nur ihren eigenen weltlichen Vorteil, ihr leibliches Wohlergehen im Augenhaben, letztlich als Opportunisten habend zu charakterisieren. In der Interimszeit wurde das Wort dann zunehmend auch von den Gegnern der Wittenberger gegen diese verwandt. Vgl.
den durch den Glauben erhalten. Denn so lange der Glaube bleibt, so lange folgen auch gute werck. Vnd wenn wir suͤndigen, so verlieren wir nicht die seligkeit, sondern wir haben sie schon zuuor durch den vnglauben verloren. Wenn man den Glauben verleust, so ist schon gerechtigkeit vnd seligkeit verloren, vnd koͤnnen denn kein gut werck mehr thun, wenn wir gleich vns
mit fasten, singen, lesen vnd opffern zu tod marterten. Dieweil das hertz gleubig ist, so folgen gute werck vnd bringet oder treget fruͤchte des Geists, wenn es aber wancken vnd dahin fellet, so suͤndigen auch wol die fromen vnd Gottfuͤrchtigen,Konjiziert aus: Gottfuͤchtigen. aber sie keren bald wider, dieweil ein fuͤncklein des Glaubens in jn bleibt, denn sie halten sich an das wort, hoffen vnd warten
mit gedult auff huͤlffe,Vgl. Thr 3,26. welche jnen auch gewiss widerferet, denn hoffnung lesset nicht zu schanden werden,Vgl. Röm 5,5. der Glaub feilttäuscht. Vgl.
MaiorWenn er wolt, so kuͤndte er diese Propositio (Gute werck sind zur seligkeit von noͤten) wol vertheidigen.
Jch wuͤste auch durch Gottes gnade meinen Widersachern wol zu antworten, wils aber vmb friedens willen vnd ruhe der KirchB 3ren, nicht mehr gezenck dadurch zu erregen, vnterwegen lassen (…).
Christen, ich schweig einem Predicanten, eigentgut ansteht. vnd gebuͤrt, las ich ein jedern richten. Wie billich nu die vnsern thun, die Augsburger Interim
und des Leipziger Interim
für die ernestinischen Herzöge verfasste, dann jedoch mit
Lehr so grewlich schmehet, schendt vnd lestert, er heisset vns Antinomos, das wir gute werck verbieten, auffrur vnd vngehorsam auch Turcicam barbariem leren.Vgl. wohl
Paulus vnd
das achten sie nicht. Aber es ist einer, der es acht vnd nicht wird so hingehen lassen vnd die Lehr seines lieben Sons so schenden vnd verdammen lassen, er wird sie zu seiner zeit wol finden, sein ehre vnd Wort zu rechen. Jndes muͤssen wirs gehen lassen wie es gehet, allein das wir nicht drein willigen, sondern dawider schreiben vnd predigen so lange wir koͤnnen, vnd der zeit,
die Gott zu vnser Erloͤsung bestimpt hat, mit geduldt erwarten. Das helff vns Gott der Himlische Vater durch Jhesum Christum seinen lieben Son, vnsern Herrn. Amen. Amen.