Die alte und neue Lehr Justi Menii (1557)

A 1v Die alte Ler Justi Menij.

Aus den Galat. , von selbs verdeudscht, das die guten Werck in keinem wege zur Seligkeit noͤtig sein:Vgl. .Dje falschen Aposteln haben geleret, das neben dem Glauben an Christum auch die guten Werck zur seligkeit noͤtig sein. Jtem:.Darumb, ob gleich der Bapst mit seinen Schul
schwetzernPolemische Anspielung auf die scholastischen Theologen. saget, das Gesetz vnd Gnad (oder Euangelium)Hierbei handelt es sich um einen Einschub des in das Zitat. den blosen worten nach zweierley sey, so hat ers gleichwol gantz vnd gar vmbgekeret vnd das widerspielGegenteil. geleret. Denn also sagt er, der Glaub an Christum, er sey gleich fides acquisita, das ist ein Glaub durch eigne natuͤrliche Krefften vnd vbung erlanget, oder infusa, das ist ein Glaub von Gott selbs gegeben vnd
eingegossen, so sey er doch gleichwol tod vnd helffe nichts one die Liebe. Wo bleibet hie in dieser Lere der vnterscheid des Gesetzes vnd der Gnaden? Er macht wol ein vnterscheid vnter den worten Gesetz vnd Gnade, aber im grunde so macht er aus der Liebe, die ein werck des Gesetzes ist, die gnade. Denn er spricht ja, one Liebe tuͤgetauge. Vgl. , 196. der A 2r Glaub nicht, der sich doch nur
an die blosse verheissung Gottes vnd gnade helt.
Mit dem Bapst stimpt auch , sagend, one gute werck ist vnmuͤglich, selig zu werden. Jtem:Vgl. .Wenn mans im grunde vnd beim Liecht eben besicht, so ist es gewis vnd findet sich also, das solch leren vnd treiben auff die werck, als noͤtig zur Seligkeit, mehr vnd groͤssern schaden thut denn keine menschliche vernunfft
imerjemals. Vgl. , 2071. mehr begreiffen oder verstehen kan. Denn es wird nicht allein das Erkentnis der gnaden dardurch vertunckelt, sondern Christus mit allen seinen wolthaten wird dardurch weggerissen vnd das gantz Euangelium, wie S. Paulus alhie zeuget,Vgl. Gal 1,7. verkeret.

Aus Buch vom geheimnis der Widerteuffer:.Zum ersten geben
sie fuͤr, Christus hab gesagt: Wiltu zum leben eingehen, so halte die Gebot.Vgl. Mt 19,17. Darumb sagen sie, ist es mit dem Glauben allein one die wercke nicht gnug zur seligkeit.
Vnd bald hernach also:.Dazu so ist es je des1 Glaubens art vnd natuͤr entgegen vnd aller ding zuwider, das er sich durch Christum an Gottes gnade vnd zu gleich auch an seiner eignen werck vnd
leiden verdienst halten sol. Nota. Vnd kan die RottenmeisterPolemischer Ausdruck zur Bezeichnung von innerevangelischen Gegnern. Vgl. , 1321. hie nicht helffen, ob sie lang vnd viel sagen wolten (wie sie denn hie auff gar schluͤpfferigter ban zu gehen vnd jmerdar von einer seiten auff die andere zu wancken pflegen): Ey, man sol ja den Glauben auff der werck vnd lei-A 2vden verdienst nicht setzen. Aber man sol vnd mus sie dennoch
gleichwol haben als noͤtige ding zur Seligkeit.
Nota. Das ist nichtNichtiges.Im Original von 1534: nichts geredt. Denn sind sie zur Seligkeit noͤtig, so kan man die Seligkeit one sie gewislich nicht erlangen, […]Im Original von 1534 folgt: kan man aber die seligkeit on sie nicht erlangen so macht der Glaub allein auch nicht selig. Das ist aber falsch vnd wider die gantze heilige Schrifft, wie droben mechtig vnd reichlich bewiesen ist. Denn wir reden vom glauben, der durch Gottes gnade in
Christo selig machet. Jst es nu gnade, so ist es je kein verdienst, weder der werck noch des leidens? Summa: Er kan sich an zweien widerwertigen dingen gar nicht halten, wie Gnad vnd verdienst widerwertige ding seind.
Jtem, bald abermal wider die Sophistische Distinction der Maioristen: Gute werck seind dir ja noͤtig zur Seligkeit. Aber nicht als ein verdienst, nicht das
du dich darauff verlassen soltest, sondern viel mehr soltu sie fur Kot vnd dreck halten
, spricht weiter also:. Es solt nu von diesem artikel billichangemessen. Vgl. , 412. gnug gsagt sein, doch mus ich noch ein wenig mehr dauon handeln. Wir haben droben in jrem geschwetz, damit sie das arm, einfeltigschlichten, redlichen. Vgl. , 173f. Volck vberreden vnd in jre verdampte Rotte bringen, gehoͤrt, wie man nach jrem
furgeben vorhinohnehin. Vgl. , 1205f. der Werck, der Creaturen vnd sein selbs sich verzeihen mus […]Im Original von 1534 folgt: vnd verleugnen mus, ehe man zum rechten glauben kome vnd der Tauffe Christi selig werde. Nu sihe aber zu, wie fein reimet sich ihr ding zu samen. Man sol sich er werck verzeihen.. Vnd sie streiten doch vnd dringen mit aller machtKonjiziert aus: allerm acht. darauff, man mus die werck neben dem Glauben auch haben, oder man koͤnne nicht selig werden. Was ist A 3r aber das gesagt? Werck sind zur seligkeit noͤtig. Vnd wer da wil selig werden, […]Im Original von 1534 folgt: der mus sich der werck verzeihen. Ergo: wer da will selig werden der sol sich verzeihen des, das jm zur Seligkeit
von noͤten ist vnd one das man die Seligkeit nicht erlangen kan. Reime dich Bundschuch.Der Bundschuh als Zeichen des Aufruhrs. Vgl. . Es heisst also: Mendacem oportet esse memorem,Vgl. ; , 66. das ist: Wer da liegen will, der mus ein gut gedechtnis haben, anders in der nachrede, so verredetverrät. er sich selbs, das man sihet vnd mercket, wie er in der Vorrede gelogen hat. Das solt der Luͤgengeist jtzt auch bedacht haben
etc.
Freilich, das solt jtzt auch bedacht haben, so er anders bey seiner alten Lere zu bleiben gedechte.

Von der Bus.

Es hat geschrieben ein Buch von der Notwehr Anno 1547,; das Werk wurde gerade neu ediert vgl. . an welcher BuslerBußlehre. gewislich vieler tausent Menschen zeitlich vnd ewigs heil
gelegen ist. Gern moͤcht ich nu wissen, ob er noch solche seine alte Lere oder Buspredigt so ernstlich predige, oder ob er nu eine newe, bessere vnd nuͤtzlichere erfunden habe etc? Questio.

Aus einer gedruckten Confession Anno 1549 in Duͤringen gestelt, die geschrieben oder je in sie gewilliget hat, das gute werck zur Seligkeit nicht noͤtig sind:. Der vierdte Grad Christlicher FreiheitDie Freiheit von Menschensatzungen in Kirchenordnungen. Vgl. . fleust vnd schleusst sich aus dem dritten, nemlich also: Weil wir durch Christum vom goͤttlichen Gesetz der heiligen zehen Gebotten also gefreiet seind, das wir one derselbigen werck vnd gehorsam, ja ob wirs gleich nicht gehalten, sondern vielfeltig vbertretten vnd darwider gesuͤndiget A 3v haben, den
noch gleichwol bey Gott, gnade zu erlangen, gerecht vnd selig werden koͤnnen, allein durch den Glauben an Christum.

Jtem, aus derselbigen wider die Adiaphoristische Jnterim:.

Dieses alles seind ja ernste vnd klare Gebot Gottes, welche sampt den obangezeigten vrsachen alle Christen nicht allein vermanen, sondern auch zwin
gen, das sie jnen, so lieb jnen Gottes hulde vnd jrer Seelen seligkeit ist, jre Christliche Freiheit ja nicht nemen vnd sich vnter solche menschliche Satzunge gar mit nichten fangen lassen sollen. Denn da gleich solche satzunge vnd werck offentlich nicht wider Gottes gebot vnd den Glauben, sondern an jnen selbs gantz frey mitteldinge sind, die one beschwerung von einem
Christen wol frey gehalten werden moͤchten, so bleiben sie doch nicht freyFehlt im Original von 1549. vnd vngeferlich, wenn sie in der Kirchen als noͤtige vnd verdienstliche Gottesdienst geboten werden, vnd sonderlich, wenn sie geboten vnd von den Christen zu halten gefordert werden, von denen, so der Lere des Euangelij vnd Glaubens an Christum widerwertig sind, welche leren vnd halten, das
wir vergebung der Suͤnden erlangen vnd selig werden muͤssen, nicht allein aus lauter gnaden vnd barmhertzigkeit, durch den Glauben an Christum, one zuthun aller vnserer eignen werck vnd verdienst, sondern wollen, das neben dem glauben auch die werck, nicht allein des goͤttlichen Gesetzes, sondern auch der menschlichen satzungen, zur Seligkeit, beide noͤtig vnd nuͤtzlich
sein, wie denn der Muͤnichen vnd Sophisten Buͤcher im Bapstum zeugen. A 4r Derhalben, damit man der Christlichen freiheit in diesem grade recht gebrauche vnd auff keine seit zu weit ausschreite, sol man allein darauff sehen, was jm halten oder nicht halten geschehen muͤge. Darumb gleich wie der, so solche Satzunge on beschwerung mit andern Christen gleichformig
wol halten koͤndte vnd es aber gleichwol aus eigensinnigkeit nicht thun will, vnnoͤtige, mutwillige zerruͤttung vnd ergernis anrichtet vnd wider die Liebe schwerlich suͤndiget, also suͤndiget der noch viel mehr vnd richtet viel groͤssere ergernis an, nicht allein wider die Liebe, sondern auch wider den Glauben, der aus solchen freiwilligen, vngeferlichen mitteldingen Notwendige
Gottesdienste machenKonjiziert aus: ma(pen. vnd die gewissen damit bestrickenverführen. Vgl. , 2014f. vnd fangen wil. Vor allen dingen aber sollen Christen Leute sich vorsehen vnd huͤten, das sie sich ja mit solchen Satzungen nicht beschwerenbekümmern, ärgern. Vgl. , 1784. lassen, damit der gottlosen falschen Lere vnd Abgoͤtterey confirmiret vnd bestetigt wird. Damit sie nicht solchem Grewel sich anhenggig vnd desselben teilhafftig machen, in massen
sie sich auch von denen ordenungen, so dem Euangelio vnd Glauben gemes sind, von den feinden des Euangelij vnd Glaubens nicht sollen abdringen lassen, als ob sie wider Gott, suͤndlich vnd vnrecht weren, auff das sie zu gleich nicht auch das Euangelium vnd den Glauben an Christum mit verleuͤgnen. Denn ob wol solche Satzunge an jnen selbs, beide bey den rechten
Christen vnd falschen gottlosen Heuchlern, gleich scheinen, als ob sie an jnen selbs allerding frey, vngeferlich Mittelding sein, die man on beschwerung wolhalten koͤnne vnd vmb friedens willen billich halten sol. A 4v So ist aber doch viel mehr dieses zu bedencken, das falsche, gottlose Lare zu bestetigen vnd die erkandte warheit des Euangelij zu uerleugnen, nicht vnge
ferliche, freie mitteldinge, sondern schwere, verdamliche Todsuͤnde sind, dauor alle frome Christen sich huͤten sollen.

Die newe lere .

Aus den PropositionibusKonjiziert aus: Proposiitionibus. Anno 1554 geschrieben vnd ausgebreitet, das die guten werck allerding zur Seligkeit noͤtig sein:Im Jahr 1554 erstellte vor dem Hintergrund der Streitigkeiten mit einigen ernestinischen Theologen um Aussage zu den guten Werken und um seine Teilnahme an einer im selben Jahr vorgenommenen Visitation im ernestinischen Herzogtum 110 Propositiones zu seiner Verteidigung, die jedoch ungedruckt blieben. Vgl. .

Die 26 Propositio: Es ist die gantze Warheit nicht allein durch des Gesetzs zeugnis, sondern auch des Euangelij bewiesen, das die gerechtigkeit vnd gute werck, so das Gesetz gebeut, zur Seligkeit noͤtig sein.

Die 38: Es ist noͤtig war, das auch die guten werck zur Seligkeit noͤtig sein.

Die 39: Die jenigen, so da sagen, das die guten werck zur Seligkeit nicht
noͤtig sein, heben auff das furnemste Ampt des Gesetzes, ja das gantz Gesetz machen sie zu nichten vnd seind ware Antinomer.Gemeint sind diejenigen, die die Bedeutung des Gesetzes im Zusammenhang der Evangeliumsverkündigung bestritten, wie dies in der Auseinandersetzung mit (erster antinomistischer Streit 1527), dann mit (zweiter antinomistischer Streit 1537–1540) tat. Vgl. dazu ; zur dritten Phase der antinomistischen Streitigkeiten ab 1556 ; .

41: Nicht aber allein das Gesetz, sondern auch das Euangelion selbs leret, das die guten werck zur Seligkeit noͤtig seind.

55: Es ist offenbar, das die jenigen, so verneinen, das die guten werck zur
Seligkeit noͤtig sein, nicht allein das Gesetz auffheben, sondern auch das Euangelium zunicht machen vnd die furnemsten wolthaten Christi auffheben.

A 5r 107: Es seind nicht viel besser denn die Widerteuffer die jenigen, so da vermeinen, das die gute werck den gerechtfertigten nicht noͤtig sein zur
Seligkeit etc.

109: Summa: das die guten werck zur Seligkeit noͤtig sein, bezeuget nicht allein das Gesetz, sondern auch das Euangelion.

Aus einer Schrifft in dem Synodo zu gestelt Anno 56:Die ernestinischen Herzöge von bestellten im August 1556 nach , damit er vor und einigen Theologen seine Positionen, insbesondere in der Frage der guten Werke, darlegen solle. Das hier angeführte Zitat stammt aus seiner Verteidigungrede in . Diese ist offenbar relativ vollständig abgedruckt bei .Jch bekenne vnd habe es je vnd allwege bekant, das die rede (Gute werck seind
noͤtig zur Seligkeit) eine misuerstendige, halbmuͤndige,nur in Teilen richtige. Vgl. , 2675. vnuolkomene vnd geferliche rede sey, die so blos,schlicht, einfach, im Sine von: unerklärt. Vgl. , 642. an jr selbs, eben so wol auff vnchristlichen jrrigen verstand als auff rechten Christlichen verstand gezogen werden mag.

Aus dem Buͤchlin von der Seligkeit Anno 1556 gedruckt:Vgl. : Ob denn die, so aus gnaden, on zuthun aller gesetz vnd werck, allein durch den Glauben an Christum, vergebung der Suͤnden, erloͤsung von Gottes zorn, vom ewigen Tod, Teuffel vnd Helle erlangt haben, als die gerechten mit Gott versuͤhnet, zu gnaden angenomen, Kinder Gottes vnd Erben des ewigen Lebens vnd ewiger seligkeit worden sind, weiter nicht schuͤldig seien, dem goͤttlichen gesetz zu gehorsamen.Horstu da (spricht an dem ort, da er von guten wercken
handelt) lieber Christ (der du durch den Glauben an Christum von Suͤnden, Gottes zorn, Tod, Teufel vnd Helle erloͤset, mit Gott versoͤnet, zu gnaden angenomen, ein Kind vnd Erbe des ewigen Lebens, Seligkeit vnd Herrligkeit worden bist) was dir zu deiner Seligkeit (die dir one zuthun aller vnd allerley Gesetz vnd werck, aus lauter Gottes gnaden vnd barmhertzigkeit, allein vmb
Christus willen, durch den Glauben widerfaren ist) noch weiter von noͤten ist, das du darin bestehen vnd dabey bleiben moͤgest.
Oder, damit wir die ParenthesesEinschübe. ausschliessenweglassen. vnd kuͤrtzlich sein meinung anzeigen: A 5v Horestu da lieber Christ, was dir zu deiner Seligkeit noch weiter von noͤten ist, das du darinnen bestehen vnd dabey bleiben muͤgest. Er redet von den
guten wercken. Als nemlich etc.:Vgl. . Das ist dir von noͤten, das du (als einer der von Suͤnden, Tod, Teufel vnd Helle ein mal recht los vnd frey worden) hinfortan der gerechtigkeit (die dir im goͤttlichen Gesetz furgeschrieben vnd geboten ist) gehorsam seiest vnd das Leben vnd Seligkeit (so dir aus Gnaden, vmb Christus willen, geschenckt ist) in reinem Hertzen, gutem Gewissen vnd vngeferbtemnicht vorgetäuschtem, eingebildeten. Vgl. , 670f. Glauben behaltest. Oder, damit wir die Parentheses ausschliessen: Das ist dir von noͤten, das du hinfortan der gerechtigkeit gehorsam seiest (id est: gute werck thust) vnd das Leben vnd Seligkeit in reinem Hertzen, gutem Gewis
sen vnd vngeferbtem glauben behaltest.
Jtem bald hernach:Vgl. Anm. 36. Derhalben die in keinem wege nicht zu hoͤren seind, die von
vergebung der Suͤnden, Rechtfertigung, Gottes gnaden vnd dem Glauben also reden, das sie aus dem newen gehorsam (der aus dem Glauben vnd Rechtfertigung gewislich herkomet, des Glaubens vnd heiligen Geistes warhafftige frucht vnd der anfang der gerechtigkeit ist, darinnen wir kuͤnfftig bey Gott ewig leben sollen) eine solche Adiaphoristerey vnd vnnoͤtig ding
machen, des man zur Seligkeit keines weges, gar mit nichten, beduͤrffe vnd sein, on allen schaden vnd nachteil der Seligkeit, gar wol one sein vnd entraten koͤnne.
Da sagt klar, das straffen die Lere, das gute werck zur Seligkeit noͤtig sein, eine greuliche Adiaphoristerey sey.

A 6r Jtem aus dem Buch von der Bereitung zum seligen Ster
ben:Vgl. : Zum vierdten fehet er auch in den gleubigen an gerechtigkeit vnd leben, welche im kuͤnfftigen leben nach der aufferstehung sollen vollendet werden, das sie darinnen fuͤr Gott ewig leben vnd selig seien. Denn wie schwach solcher anfang ist, so mus er gleichwol in diesem leben, in denen, so selig werden woͤllen, gemacht werden, oder wird im kuͤnfftigen leben nichts draus, wie S. Paulus zeuget Rom 8 [Röm 8,11]. Zum vierdten fehet er auch in den gleubigen an gerechtigkeit vnd leben, welcher anfang in diesem leben, weil wir auff erden in diesem suͤndlichen fleisch wandeln, ob er wol noch gantz schwach vnd vnuolkomen ist, ist er gleichwol zur Seligkeit noͤtig vnd wird kuͤnfftiglichen nach der aufferstehung volkomenlich vollendet werden, das wir darinnen fur Gott ewig wandeln
vnd selig sein.
Was sagt hie anders, denn das die newe gerechtigkeit, das newe leben oder die guten werck zur Seligkeit allerding noͤtig sein.

Vnterschreibung , damit er die Damnation seines Jrthums von notwendigkeit der guten werck zur Seligkeit bekrefftigt hat:Auf der Eisenacher Synode wurde eine Confessio durch erstellt, die von allen anwesenden Theologen zum Abschluss unterzeichnet wurde. setzte seiner Unterschrift das angeführte Zitat hinzu. Die Confessio und der Zusatz von sind abgedruckt bei , die Unterschrift von auch bei : Ego, , hoc meo chirographo protestor, hanc confessionem veram et orthodoxam esse, eamque me, pro dono mihi divinitus collato, voce et scriptis hactenus et publice defendisse et porro defensurum esse. Cum autem eam verborum formam, qua de necessitate novae obedientiae reconciliatorum in libello meo de beatitudine recens editio usus sum, in diversam sententiam accipi a nonnullis intelligam, polliceor, me totum illum locum retexturum itaque sententiam explicaturum esse, ut piae confessioni per omnia consentanea future nihilque habitura ambiguitatis aut scandali sit.Ego, , testor hac mea manu, confessionem hanc ueram et orthodoxam esse,
quam et uoce et scriptis propugnaturum me promitto. Et cum forma verborum, qua de necessitate nouae obedientiae in reconciliatis in libello meo usus sum, a nonnullis in sententiam diuersam scripta uideatur, polliceor, me totum illum locum retexturum itaque explicaturum, ut consentaneus huic Confessioni sit, nec quicquam habeat uel ambiguitatis uel scandali.

Laut dieser seiner Reuocation hat er muͤssen alle die A 6v obgedachte Spruͤche, wie die guten werck zur Seligkeit noͤtig sein, verendern vnd sich mit den andern Theologen versuͤnen. Noch dennoch wil ers leugnen, das er je geleret hette: Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit, vnd schilt die andere Prediger, das sie eine vnchristliche Rotte sein.

in seinem Buch Anno 1552 gedruckt in E iij leret,. das die Rechtfertigung, versuͤnung, vergebung der Suͤnden vnd erloͤsung vier vnterscheidene ding sein vnd das die Rechtfertigung sey causa efficiens, greift hier und im Folgenden auf die Kausalitätslehre des zurück, die durch aufgrund der Unterscheidung zwischen causa efficiens, materialis, formalis und finalis weiter ausdifferenziert worden war. Vgl. , 910–912, bes. 910. ein vrsach der versuͤnung. Die versuͤnung sey causa efficiens der vergebung der Suͤnden. Vnd die vergebung der Suͤnden sey causa efficiens der Erloͤsung. Questio
est, ob jrgend ein rechter Lerer zuuor je also geleret hat.

Er zwar selbs leret anders in dem jtzigen Buch,Damit bezieht sich wohl auf: ; dort bes. auf die Aussagen zur These: Gute Werke sind notwendig zur Seligkeit: M 2v–O 3v. zerreisset die ketten causarum et effectuum vnd setzt die vergebung der Suͤnden im ersten grad, die er zuuor im dritten gesetzt hat. Vnd widerumb die Rechtfertigung oder zurechnung der gerechtigkeit setzet er am andern grad, die zuuor die erste gewesen
ist. Vnd die versuͤnung, die zuuor im andern grad gewesen, die setzet er im dritten. Mutat ergo quadrata rotundisVgl. . nach seinem wolgefallen.