Antwort der Mansfelder auf Stephan Agricolas Schlussreden (1553)

A 1v Es ist leider, Gott erbarm es, ein new vnnd schedlich fewr in der Kirchen Christi auffgangen, nemlich die Papistische vnd Heidnische lere der Adiaphoristen, das gute werck zur seligkeit noͤtig sein sollen vnd vnmuͤglich sey, one gute werck selig zu werden; es sey auch niemand je one die selig worden.

Nun haben etliche Gottfuͤrchtige vnd gelerte leute vnnd Kirchen aus Gottes Geist vnnd wort bisher gnugsam solcher lere widersprochen, wie es sich gebuͤrt, in sonderheit vnd offentlich, das zu hoffen gewesen es solte, die Kirche von solchen vnd andern dergleichen Jnterimistischen vnd Adiaphoristischen verwirrungen, die ein zeitlang anherbisher. im schwanck
gangen sein, erledigt vnd gefreietbefreit. worden sein, vnd mehr zeit vnd vleis haben wenden koͤnnen, heilsame Lere zu pflantzen vnd den hauffen, so noch im Antichristischen ioche zeuhetzieht. Zur Metapher vgl. II Kor 6,14; Gal 5,1. vnd verharret, widerstand zu thun, vnd wo es muͤglich, etliche seelen zu erretten. Aber man sihet, das sich das fewr nicht wil gentzlich leschen vnd tilgen lassen, wo man gleich an einem
orte außgeustdurch einen Wasserguss auslöscht. Vgl. , 875. vnnd niderdruͤcket, so ist von stunden an der stiffter aller tzwispalt, irrungen vnd trigereiender Stifter = der Teufel. seiner art nach verhandengegenwärtig, auf dem Plan. vnd bleset wider drein, das jme die funcken vmbs maul her stieben.

Wir zwar, in der herschafft vn-A 2rwirdige diener Christi inn seinem worte, hetten nach vnser einfalt vnns des vorsehen, weil Doctor
wider abgezogen vnd zu hinforder sein auffenthalt haben wolte, zog Mitte/Ende Dezember 1552 mit seiner Familie aus fort, zurück nach , vgl. . diese lobliche Herrschaft wuͤrde mit dieser seiner verwirreten, ergerlichen lere oder irthumb nicht weiter beschwert worden sein. Aber weil er in seinem langen BucheVg l. . abenteurliche reden gefuͤret, welche auch vnser ministerium vnd die warheit belanget haben, sein wir aus wichtigen vnd hoch
dringenden vrsachen bewogen worden, auff das aller gelimpflichstauf höchst nachsichtige, wohlwollende Weise. Vgl. , 117. vnsere meinung offentlich darzuthun vnd zu bekennen, wie man in der ausgegangen gelinden schrifft lesen mag.Vgl. . Die Veröffentlichung des Bedenkens im Druck wurde durch die Publikation von langem Comment veranlasst (), die Abfassung dürfte aber schon vorher erfolgt sein, denn erst der Appendix erwähnt Schrift.

Es tragen sich aber auch teglich nun, je lenger je mehr, beschwerungen zu, das etliche, wiewol wenig, iunge Maioristen mit grosser vnuerschempter fre
cheit vnd kuͤnheit fortfaren vnnd jrem eigenen Schulmeister fast weit uͤberlegen sein wollen (doch nicht one sein anstifftung) offentlich in schrifften, darnach ann allen orten, mit wem sie nur vmgehen oder zu rede komen, bey der zechen truncknen vnd nuͤchtern, die andern Prediger, so im einfeltigeneinfachen. wege der warheit bleiben, darein sie Gottes wort vnd die schrifften
vnd anderer Praeceptoren gefurt haben, zur banck hawen,zur Bank hauen: aus dem Fleischerhandwerk genommene Metapher, eigtl. (Schlachtvieh) zerlegen, im übertragenen Sinn: jemanden verlästern. Vgl. , 577. lestern, schenden vnd schmehen mit bittern, hessigen,gehässigen. gifftigen vnd Teuffelischen worten, die dem worte Gottes zu grossen vnehrn vnnd den einfeltigen Christen zu mercklichem nachteil gereichen.

A 2v Vnser gemuͤt, weis Gott, ist zu frieden vnd einigkeit geneiget; ent
halten vns, da wir gleich gut fug vnnd recht hetten, das wir die personen nicht viel angreiffen, vbergehn viel dings mit stilschweigen, doch so lang es sich auch leiden wird wollen. Vnnd ist vns ein grosse betruͤbnis, das wir mit andern, vnnd sonderlich mit den vnsern, im kampffe liegen vnd jnen widerstand thun sollen. Wiewol nu ein Oberkeit der lesterung, irthumb vnd erger
nis billich weren solte vnd wol koͤnte durch ordentliche verhoͤr vnd erkentnis der sachen. Weil es aber bis daher lang verblieben, so erfordert Gottes ehr, seine warheit, vnser ampt vnd vnser schefflein hoͤchste vnuermeidliche notturfft, der gegenpartGegner, Widersacher. Vgl. , 2249f. vnuerschemptes vnablessiges schreien, pochen,hochmütiges Prahlen, vgl. , 1958; , 1961. schenden,Lästern. Vgl. , 2139f. das wir noch einmal zu einem vberflusse ein
offentlich schreiben thun muͤssen: Erstlich vnd am furnemesten, die armen Schefflein, so vns befolen, zu uerwarnen, das sie sich nicht durch eine schmeichelhafftige, glatte vnnd sanffte lere, als der menschlicher natur sehr nahend verwant vnd befreundet, verfuͤren lassen vnd gifft fur heilsame, gesunde weide einnemen. Darnach, das auch die iuͤnger , die newen
EsseerÜber die Essener vgl. ; . vnd Werckheiligen, erinnert werden, den sachen etwas bessers nachzugedencken, vnd wo es muͤglich vnnd sie auff Gottes ehre, jrer vnd anderer leute selickeit etwas sehen koͤnten, von jrem boͤsen furnemen abstuͤnden, das doch ein schwer vnnd seltzamseltenes, selten vorkommendes. ding pflegt zu sein, wo man ein mal in ein irthum A 3r versuncken vnnd daruͤber thuttigunempfindlich, benommen, geistesabwesend; ursprünglich: betäubt von einem Hieb. Vgl. , 1774. vnnd
verstockt worden ist. Letzlich wo jemand druͤber freueln fort faren oder selber mutwillig sich drein begeben wolle das wir fur Gott vnnd allen Gottfurchtigen Christen wollen sein entschuͤldiget.

Wollen aber itzund one lange vmbschweiffe vnser schrifft mit kurtzen worten ausrichten.

Ob gleich, Gott lob vnd danck, nicht viel auffrichtiger vnd ehrlicher Christen gehoͤret werden, welche den newerwerckten paradoxis offentlich beyfal geben koͤnnen, wollen oder sollen, doch so findet man allewege leichtfertige, ehrsuͤchtige, rhumkuͤne,ruhmbegierige, ruhmsüchtige. Vgl. , 2576. freche, plaudrischeschwatzhafte. Vgl. , 1928. ventgen,Halbstarke, eingebildete junge Kerle. Vgl. , 1318; , 1320. welche fro werden wie die Hadermetzen,schwatzhaften Weiber. Vgl. , 116f. wenn sie eine materien zu keiffen vnnd
fromen leuten drange zu thunjmdm. drange tun = jmdn. in Bedrängnis bringen, ihn bedrängen. Vgl. , 1335f. vrsach haben sollen. Also ist nach abreisen einer aus vnsern nachbarn, ein neophytus,Neuling, unerfahrener Mensch, neu Bekehrter; vom griech. νεοφύτος. ein iunger Pfarher auff eim dorffe, , entstanden,aufgestanden, hat sich hervorgetan. Vgl. , 633f. welcher der newen lere zugefallen vnd sich dieselbigen zu uerfechten vnderstanden hat. Dieweil er aber nicht allein priuatim solchs hat woͤllen thun, sondern auch offentlich seine manheit vnd
kunst beweisen, so hat er etliche propositiones lassen in druck ausgehen, doch ob in VtopiaNirgendwo, Niemandsland, nach dem griechischen οὐ τόπος = nicht/kein Ort. 1516 war in erstmals das Werk des im Druck erschienen: ; 1524 erschien in eine deutschsprachige Fassung: (VD 16 M 6304). oder an welchem ort sie gedruckt sein, ist nicht wissentlich,bekannt. Vgl. , 803f. denn es stehet nicht dabey; villeicht ists vergessen worden. Denn sonst der ort vnnd der drucker sich solcher edler rosen von HierichoEigentlich eine Wüstenpflanze (Anastatica hierochuntica), die nach monatelanger Dürre bei Kontakt mit Wasser wieder zu grünen scheint (wächst allerdings nicht wirklich weiter); in Europa wohl durch die Kreuzzüge bekannt geworden, galt sie offenbar als geschätzte Rarität. billich nicht wuͤrden geschemet haben. Darinnen verteidigt er nicht allein
diese proposition, das gute werck zur seligkeit noͤtig sein, A 3v sondern sticht auch vnnd hewethaut, schlägt. vm sich wie ein boͤser irrer man, vnd schonet wider freunde noch feinde, alte noch iunge. Dieweil er aber auch, wiewol one namen, alle andere Prediger in der herrschaft sampt jrem ampte dermassen antastet, das Gottes ehre, sein wort vnd arme gewissen damit
geschmehet werden, so muͤssen wir ein wenig antworten.

Wenn er allein von fruͤchten schriebe, wolten wir jn imer hinhawen lassen,gewähren lassen bei seinem Umherschlagen. als der nur eitel lufftspruͤngegefährliche, kraft- und zeitraubende Aktivitäten, die keinen strategischen Vorteil bingen (wohl aus der Fechtkunst). Vgl. , 1263; ferner , 1263f. vnd vergebliche streiche thete. Jtem wenn er nur sonst vnns fur vngelerte vnuerstendige menner ausschrie koͤnten wir jn auch wol verachten. Aber Christum inn seinem Euangelio
schmehen vnnd vnsern Schefflein nach der gorgelKehle. Vgl. , 1147f. stechen ist zu uiel, vnd mussen jn vnsers befolenen ampts nach ausschreien, wiewol wir das seer vngerne thun, das wir fur Gott vnnd allen waren Christen bezeugen. Doch muͤssen wir fort gemelter vrsachen halben, das vnns kein Christ wird verargen koͤnnen. Vnnd das thun wir in rechter ordnung, das er nicht einmal
alleine, sondern offt vermanet ist worden, daruber er gerade aus auff seinem furnemen lestern vnd schenden bleibet. Wolan, so gehe nun auch solch kurtz schrifftlein auff seine themata.

Erstlich in seiner vorrede schreiet er vnns aus als verdammer reiner lere, schender der Praeceptorum, stiffter vieler ergernis, hernach in propositioni
bus auch Antinomer vnd weis nicht, was mehr. Auff solches alles sagen wir fuͤr Gott A 4r vnd der gantzen Christenheit, das dieser frecher schreier vns gewalt vnd vnrecht thut, vnd wider er noch jemands anders solches wird war machen koͤnnen, sondern mit schanden muͤssen bestehen fur Gott vnd allen Christen. Vnd wollen vns also mit kurtzen worten dieser aufflagenAnschuldigungen. Vgl. , 680.
entschuͤldiget vnd beklaget haben.

Zum andern, was die Propositiones belanget, achten wir, sie sind wol also leicht gefiedert,metaphorisch: schwach begründet. das sie ein jedlicher Christ recht wegenwägen, erwägen. vnd verwerffen kan. Denn es eine rede ist one grund, marck, safft vnd krafft, eine blase one wasser. Vnd sein vnsere vrsachen in der gedruckten schrifft. verhanden,
welche allen gnugsame widerlegung geben, die sich von solchem anhauchen nicht werden lassen vmbstossen, ja er kan auch dawider nichts auffbringen. Drumb wir langer widerholung auff dismal fur vnnoͤtig achten.

Doch muͤssen wir zwey ding kurtzlich ruͤren: Es sagt der Maiorische schreier, man solle den krancken, wenn sie mit der suͤnde ringen, gleichwol
auch furhalten diese Proposition vnnd lere, das gute werck zur seligkeit noͤtig sein. Lieber Gott, ist das nicht ein schwindel? Damit hat ein hertze freilich am meisten zu thun, ob gute werck noͤtig sein zur seligkeit, vnd wolt die gerne haben. Denn diese Proposition sticket im menschlichen hertzen von natur vnd ist nicht ein mysterium allerding, wie Euangelium. Aber wie
troͤstet Christus die krancken? So sagt er: Sey getrost, mein Son, deine suͤnde sind dir vergeben.Mt 9,2. Lieber, hat A 4v ers da nicht recht gemacht, das er nicht werck als noͤtig zur seligkeit geprediget hat? Darzu sage mir: wird auch ein hertze, das da recht im angstschweis der suͤnden liget, damit zufrieden sein koͤnnen? Nein traun.Wahrhaftig nicht! Vgl. , 1529. Denn wo die werck so noͤtig sein
sollen, das man one die nicht kan selig werden, so wird das gewissen sich nicht auff die blosse gnade, in Christo zugesagt, verlassen koͤnnen, sondern auch nach seinen wercken sehen vnd gleich als im finstern vmbtappen vnnd der keine an jme finden, die da moͤchten fur Gottes gericht bestehen; da wird zweifeln vnd entlich verzagen folgen. Da behuͤte vns vnd andere frome
Christen Gott fur, das wir ja nicht solche newe Moͤnche, die gute werck vnsern erschrockenen sterbenden gewissen furhalten, haben moͤgen, sondern solche, die vns furtragen: Kompt her zu mir alle, die jr muͤheselig vnd beladen seid, ich wil euch erquicken,Mt 11,28. vnd: Also hat Gott die Welt geliebet, das er seinen einigen Son gab, auff das alle, die an jhn gleuben,
nicht verloren werden, sondern das ewige leben haben.
Joh 3,16. Jtem: Jch, Jch tilge deine vbertretung vmb meinen willen vnd gedencke deiner suͤnden nichtJes 43,25. etc.

Wir moͤgen auch das mit warheit sagen, das etliche feine leute bißher in der beichte komen sein vnd mit weinenden augen geklaget, die grossen vnnd
schweren anfechtungen, welche sie vber der newen erregeten Proposition erlieden, das gute werck zur seligkeit also noͤtig sein sollen, das man one sie nicht moͤge selig werden. Sagen, sie B 1r habens kaumptNebenform zu kaum, vgl. , 360f. vberwunden vnd vorschmertzt. Denn weil sie im Bapstumb gewesen, da sein sie in dem wahn gestanden, nun aber die lere vom Euangelio erkant vnd angenomen,
das man one werck alleine durch den glauben an Christum from, gerecht vnd selig werde, so bringe man sie nun widerumb inn vorigen zweifel. Also findet sich die frucht der Proposition bey den sterbenden, das sie damit irre gemacht vnd jr Christus jnen aus dem hertzen gezogen wird. Das wissen wir nicht zu uerachten.

Wie das Gesetz zu erkentnis der suͤnde vnd zu einem newen gehorsam sol gepredigt werden, wissen wir, Gott lob, auch wol vnd treibens zu seiner zeit vnd an seinem orte treulich vnd fleißig, soviel Gott gnade gibet. Aber da die suͤnde stehet vnd beisset vnd das gewissen fur Gottes gerichte frei wil sein, da muͤssen furwar alle vnsere werck hindangesetzt vnd allein der gnaden-
vnd friedeschilt,Vgl. Ps 5,13; 84,12. der einige mitler Christus,Vgl. I Tim 2,5f. furgerucket vnd ergriffen werden, das er vns mit seinem Blute von suͤnden abwasche.Vgl. Apk 1,5. Derhalben man in deme stuͤcke den schreier kennen, vrteilen vnd fliehen lerne. Vnd zwar, er verreth sich selber tanquam sorex suo indicio,wie die Spitzmaus durch ihr eigenes Fiepen. Vgl. : Suo ipsius indicio periit sorex. vnnd hewet sich in die backen mit seinem eignen messer,kommt sich selbst in die Quere (redensartlich). das er sagt, die vorheissung von
Christo sol man ALLEINE den erschrockenen verkuͤndigen, vnnd setzet doch, man muͤsse diese Proposition von notwendigkeit der werck zur seligkeit treiben, vnd ist viel anders das ende denn der anfang, als das er hernach sagt, wie vnuolkomener gehorsam gefalle etc.

B 1v Darnach schweifft er hin vnd her, hat aber kein speck im nackenkeine wirkliche Substanz aufzuweisen, nichts Stichhaltiges zu bieten.
vnd setzet vnter andern auch zu einem Patron vnd bestetiger solcher Proposition.Vgl. . Nu wollen wir nicht sagen, wie vorteilhafftig er vonn schrifften redet, sondern jm nur zu ehren ein par zeugnus aus buchern setzen, damit jederman sehe, das Belial vnd Christus,Vgl. II Kor 6,15. vnd der Bapst, die ware vnnd falsche Kirche gar eins sein. Also saget er, ad
Gala. Ca. 1.: Omnis doctor operum et iustitiae legis est perturbator Ecclesiarum et conscientiarum.Vgl. . Ibidem, Imo etiam deteriores sunt pseudoapostolis. Nam hi docuerunt praeter fidem in Christum, opera legis diuinae necessaria esse ad salutem.Vgl. . – Alle werck lerer vnnd der gerechtigkeit des Gesetzes sind zerruͤtter der Kirchen vnd der gewissen. Jtem: Ja sie sind erger denn die
falschen Apostel. Denn sie haben geleret, das neben dem glauben an Christum auch die werck des Goͤtlichen Gesetzes noͤtig sind zur seligkeit.

De libertate Christiana, to. 2. fo. 5.: Haec est Christiana libertas, fides nostra, quae facit, non ut ociosi simus, aut male uiuamus, sed ne cuiquam opus sit lege aut operibus ad iustitiam et salutem.Vgl. . Das ist: die Christliche frei
heit, vnser Glaube, welcher machet, nicht das wir muͤssig sind oder ein boͤs leben fuͤren, sondern das nicht jemands Gesetz oder werck zur gerechtigkeit vnd seligkeit noͤtig sein.

Ibidem fo. 7.: Christianus nullis operibus ad hoc indiget, ut iustus et saluus sit, sed sola fides haec omnia largitur abunde. Quod si sic desiperet, ut per
ullum opus bonum praesumeret iustus, liber, saluus, Christianus B 2r fieri, statim amitteret fidem cum omnibus bonis. Quae stultitia pulchre figurata est in fabula illa, ubi canis in aqua currens, et carnem ueram in ore gestans, deceptus umbra in aqua parentis, dum eandem aperto rictu petit, ueram carnem simul cum imagine perdit.Vgl. . – Ein Christ bedarff keiner werck dazu,
das er gerecht vnd selig sey, sondern allein der glaube gibt solches vberfluͤssig. Wenn auch irgent einer so vnsinnig sein wolte, der sich vnterstuͤnde, durch irgend ein gut werck gerecht, frey, selig vnd ein Christ zu werden, so wuͤrde er von stund an den Glauben mit allen seinen guͤtern verlieren. Solche torheit ist sehr fein in der fabeln furgemalet, da ein Hund
im wasser leuffet, tregt ein stuͤck fleisch im maule vnd wird durch den schattenSpiegelbild. Vgl. , 2238f. des fleisches, so im wasser scheinet, betrogen, vnnd weil er mit auffgesperretem rachen darnach fehrt, so verleuret er das rechte fleisch sampt dem schemen.
Spiegelbild (sonst meist Schatten, Schattenbild). Vgl. , 2536–2538.

Also hernach fo. 8.: Cum opera neminem iustificent, et hominem oporteat
esse iustum, antequam operetur bonum, manifestissimum est solam fidem esse, quae ex mera Dei misericordia per Christum in uerbo eius personam digne et sufficienter iustificet et saluet, et nullo opere, nulla lege Christiano homini opus esse ad salutem, cum per fidem liber sit ab omni lege, etc.Vgl. . – Weil die werck keinen gerecht machen vnd der mensche mus gerecht sein,
ehe er gutes wircket, so ist klar vnd offenbar, das der Glaube allein sey, der die person aus lauter gnade Gottes durch Christum in seinem wort wirdiglich vnnd gnugsam rechtfertiget vnd selig macht, vnd das einem Christen kein B 2v werck, kein Gesetz noͤtig sey zur seligkeit, weil er durch den Glauben frei ist vom gesetz etc.

Diese zeugnis verwerffen nicht mit halben munde, sondern gantz vnd gar die wider herfurgesuchten Papistischen haderlumpen(bereits für die Papiermühle ausgesonderte) Kleidungsreste, Fetzen, Lappen. Vgl. , 115f; , 111f. Hier ist wohl auch an den Chorrock zu denken. mit den wercken. Wollen auch auff dismal kurtze halbender Kürze wegen. nicht mehr anzihen,heranziehen, aufzählen. man hat sich mit diesen zu beissen vberig genug, sonst koͤnten wir derselbigen vnzelich hieher setzen. Was nun mehr fur vngereimet gefehrlich ding in Propositionibus ist,
lassen wir wissentlich faren, denn es keiner verantwortung sonderlich wirdig, vnnd hoffe, ein jeder werde am gesange leicht hoͤren, was fur ein Vogel sey.Sprichwörtlich. Vgl. , 1579–1581.

Zum dritten, weil die gewaltigen gruͤnde hindenangesetzet sein vnnd also vmbschantzet werden, das sie sollen vnuͤberwindlich sein, wollen wir versuchen, ob Christus so starck sey, das er solche stricke, von sande zusamen
gedrehet,Sprichwörtlich. Vgl. , 1861; . zureissen moͤchte. Wolan wir wollen Posaunen in die hende nemen vnd vmb Hiericho hergehn mit der laden Gottes, nach Gottes befehl,Vgl. Ri 6,1–5. sehen, was Gott geben wolle.

Die erste schlußrede heisset also:

Ein warer Glaube ist noͤtig zur seligkeit. Ein warer Glaube hat volgende,richtig wäre: vorangehende, vgl. oben unsere Nr. 7, S. 331,5 (Bl. A 7r): praecedentibus.
miteinfallende vnd nachfolgende gute wercke. Drumb sind werck noͤtig zur seligkeit.

Antwort, das man fein deutlich fur den einfeltigen Christen dauon rede: Die erste Propo-B 3rsition redet vom Glauben, das er das instrument sey, welches die seligkeit ergreifft, annimpt vnnd zueignet. Die ander Proposition
redet von wercken gar in gemein, welche zum teil noch fur Gott nicht alle koͤnnen gute werck sein, zum teil koͤnnen sie die seligkeit nicht empfahen wie der Glaube. Denn der Glaube alleine ist, der ein geschenck Gottes ist durchs wort vnd den heiligen Geist, welcher one vnd vor den wercken die seligkeit empfehet vnd fasset vnd andere werck fur Gott erst gut macht
Drumb so wird es nicht an einander hangen.

Das es besser verstanden werde, so leuterevereinfache, forme um. Vgl. , 387. die schlußreden also: Was bey dem glauben ist, das ist noͤtig zur seligkeit. Gute werck sind bey dem glauben. Drumb sind gute werck noͤtig zur seligkeit.

Antwort: Die erste Proposition ist nicht war. Denn der glaube alleine noͤtig
ist zur seligkeit, vnd muͤssen die werck, sollen sie gut sein vnd werden, als Pedissequaepedisaͤs)equa = Zofe, Dienerin, die (ihrer Herrin) auf dem Fuße folgt. Vgl. , 1536. Die Schreibung pedissequa auch bei Dasypodius im . nicht vor oder neben, sonder nach dem glauben hergehen vnd folgen. Drumb sagt fein: Der glaube macht gerecht, vnd also auch selig, one vnd vor der liebe.Vgl. : Haec fides sine et ante charitatem iustificat. (). Daraus wird folgen, das die liebe nicht noͤtig sey zur seligkeit, weil der glaube zuuor alleine selig machet. Sie sol aber
hernacher folgen als eine frucht des glaubens vnd alsdenn jren ort, herlicheit vnd belonung haben.

Die ander schlusrede:

B 3v Welche in suͤnden bleiben, verlieren die seligkeit. Derwegen sind werck noͤtig, die seligkeit zu erhalten.

Antwort: Die ander Proposition ist nicht war. Denn wenn man zwey widerwertige ding gegeneinander halten wil, sollen sie allerding eine gleiche art haben, welche moͤge dem andern entgegengesetzt werden. Nun sein die suͤnden in vns volkomen, darumb sie vns auch der seligkeit verlustig machen, das ist recht Aber mit den guten wercken oder newen gehorsam hat
es nicht gleiche gestalt, die sein nicht also volkomen. Da heist es: Es ist kein mensch auff erden, der guts thue vnd nicht suͤndige.Vgl. Koh 7,20. Vnd damit der trost der gewissen feste bestehe, so eignet die schrifft dem glauben aus Goͤtlicher gewalt das empfangen vnd erhalten zu. Wie j. Pet. j. stehet: Jr werdet aus Gottes macht durch den glauben bewaret zur seligkeit.Vgl. I Petr 1,5.

Dieser spruch leret fein, das es nicht vnser, sonder Gottes macht vnd gewalt sey, der in vns wircket beide, das anfahen vnd volbringen.Vgl. Phil 1,6; 2,13. Darnach, das der glaube sey das wergzeug, welches, wie es von ersten aus Gottes gabe vnd wirckung die seligkeit empfehet, also bewaret vnd behelt es dieselbige bis ans ende. Gottes furcht, liebe vnd andere werck sein nicht also instrument,
von Gott geordnet, die seligkeit zu empfahen oder zu behalten. Vnd Rom. v.: Durch welchen wir auch ein zugang haben im glauben zu dieser gnade, darin-B 4rnen wir STEHEN.Röm 5,2. Sihe, wie Paulus im anfang dem glauben zugeschrieben hat, das er allein das werckzeug sey, mit welchem die angebotene gnad durch Christum ergriffen vnnd zugeeignet werde, also gibt
er dem glauben auch das bestehn vnd verharren im mittel vnd ende.

Wol ists war, das derselbige glaube leuchtet mit vielen guten wercken, noch dennoch sein dieselbigen werck dem glauben zugethan, nicht als dasienige, dadurch die seligkeit entweder empfangen vnd erhalten wirt, wie der glaube, vnnd solte vnser seligkeit durch vnsere gute werck erhalten werden, so
wuͤrden wir wenig trost haben. Denn vnser werck sehr gering vnd duͤnne sein, auch zumal viel heßlicher makel haben, wie auch die Heiligen druber schreien vnnd klagen, wuͤrde also der trost vns fein gemach entgehen, dauon S. Paul Ro. iiij. sagt: Derhalben mus die gerechtigkeit durch den glauben komen, auff das sie sey aus gnaden, vnd die verheissung feste
bleibe.
Röm 4,16.

Wenn mans aber also wil verstanden haben, das gute werck der gleubigen anzeigung sein, das die seligkeit durch den glauben, wie erlangt, also auch erhalten werde, was darffbedarf. man denn solcher finanzereyBetrügerei. Vgl. , 1641. vnd betriglicher worte, die man hin vnd wider drehen vnd wie eine schraube auff vnd nider
winden kan? Summa: diese schlusrede ist ein rechter Papistischer eckstein, der lange im dreck ligt vnd von der rechten Kirchen billich verworffen ist, nun sol er wider herfur komen, dem einigen eckstein ChristoVgl. Ps 118,22; Mt 21,42; Eph 2,20; I Petr 2,4.7f. zu grossen sonderlichen ehren.

B 4vDie dritte schlußrede.

Die widergeburt ist noͤtig zur seligkeit. Joh. iij.: Es sey denn, das jemand new geborn werde etc.Joh 3,3. Gute werck sind die widergeburt Joh. iij.: Wer aus Gott geborn ist, der thut nicht suͤnde.I Joh 3,9. Drumb sind gute werck noͤtig zur seligkeit.

Antwort: Die ander Proposition ist nicht war. Denn wie der apffel nicht der
baum oder die gute art selber ist, also sein auch die gute werck nicht die widergeburt selber, sondern fruͤchte derselben.

Darzu ist die erste Proposition in gemein zu uorstehen, das das woͤrtlein widergeburt in sich fasset die rechtfertigung vnd die vernewerung, so folget. Solchs ist Gottes gabe, die man bekumpt, ehe man wercke thut. Denn wie die
gute art am Baume mus ehe sein denn die gute frucht, also mus Gott von erst vns vernewern, das wir fruͤchte des lebens bringen vnd nicht mehr des tods. Vnd gehet das gantze Euangelium Joh. iij wider die lere, gute werck sind noͤtig zur seligkeit, mit vielen gewaltigen argumenten, die alle passiue, souiel vns angehet, schlissen, wie ein jeder leicht selber sehen kan. Wenn
man aber von guten wercken redet, so redet man nicht vom wesen der newerung furnemlich, sondern von fruͤchten. Wie denn auch Johannes in der Epistel von den fruͤchten der newerung handelt.

Die vierde schlußrede.

Was vom ewigen fewr errettet, ist noͤtig zur seligkeit. C 1r Gute werck er
retten vom ewigen fewr. Drumb sind gute werck noͤtig zur seligkeit.

Die beweisung ist diese: Ein jedlicher guter Baum etc.Mt 7,17.

Antwort: Die erste Proposition kan von niemand denn von Christo vnnd seinem vordienst, welches alles der glaube alleine one werck vnnd vordienst ergreiffet, verstanden werden, wie Joh. sagt: Das Blut Jhesu Christi reiniget
vns von vnsern suͤnden.
I Joh 1,7. Der Teuffer schreiet: Sihe, das ist das Lamb Gottes, welches der Welt suͤnde tregt.Joh 1,29. Christus: Wer an mich gleubet, hat das ewige leben; wer nicht gleubet, der wird das leben nicht sehen, sondern der zorn Gottes bleibet vber jme.Vgl. Joh 3,36.

Die ander Proposition ist falsch vnd vnrecht vnd der Papisten zunge. Wie
man aber der wercke rhum vnnd verheissung verstehen sol, ist sonst in vnsern Kirchen, Gott hab lob, liecht vnd klar. Also sihestu durchaus, das man zu bestetigung solcher lere mus Papistische glossen vnd argumenta gebrauchen, ob man gleich jnen ein wenig ein ander helkepleinTarnkappe. Vgl. , 788. anzeugt.

Letzlich ob man gleich nicht also genaw jr gespenste(Lügen-)Gespinst; Blendwerk, Täuschung, Betrug. Vgl. , 4156; , 4141f. auffloͤsen koͤnte, so
muͤssen wir thun wie , der den nodum Gordium zerhieb vnd sagte: Es were nicht viel dran gelegen, wie man jn auffloͤsete, das er nur auffkeme. zerschlägt den Gordischen Knoten; die Anekdote ist u. a. überliefert bei Plutarch () und Quintus Curtius Rufus (). Also brauche man diese grundspruͤche Act. iiij.: Es ist in keinem andern heil, ist auch kein ander name den menschen gegeben, darinnen wir sollen C 1v selig werden.Act 4,12. j. Timo. j.: Das ist je gewislich war vnd
ein tewres werdes wort, das Christus Jhesus komen ist in die welt, die Suͤnder selig zu machen, vnter welchen ich der fuͤrnemest bin.
I Tim 1,15. Ephe. ij.: Aus gnaden seit jr selig worden durch den glauben, vnd dasselbige nicht aus euch, Gottes gabe ist es, nicht aus den wercken, auff das sich nicht jemand rhuͤmeEph 2,8f. etc., darzu sollen wir nemen vnsern Catechismum. Dieses sol vnser
Richtschnur sein, dieses sollen wir lassen vnsere feste burg sein vnnd keinen blawen dunstlügenhafte Vorspiegelungen, falschen Schein. Vgl. , 81f; , 1561f vns daruon abtreibenabbringen, abdrängen, forttreiben. lassen.

Es wird aber villeicht dem guten kerln nicht gefallen, das wir seine argumenta nach dem verstande recht assumirtnach dem Verstande recht assumiert = sinngemäß zutreffend zusammengefasst. vnd jme in seinem gewirre gedienet haben. Da mus nicht an liegen, es thut nicht sanffte, wenn man einem auff
dem schienbein fiddelt.Vgl , Sp. 1863: Es thut wehe, wenn man auff dem Schienbein scherffet; , Sp. 1864: Das thut weher als auffm Schienbein schürffen.

Nun, diese schlußreden hat der gute gesel aus seinem leermeister zusamen gezogen nach seinem besten vermoͤgen, vnnd wir haben einfeltige vnd richtige solutiones drauff geben, vnd ist nicht mehr vonnoͤten. Vnd weil weder die sachen noch die gruͤnde sein selbst eigen sein, so wollen wir hinforder,
wo es die notturfft erfordern sol, mit dem, so den hader angefangen hat, zu thun haben, welcher, weil er diesem leichtfertigen conturbatori nicht weret, billich in verdacht ist.

Were es nun muͤglich, das vber vnser vermanen vnd schreiben dieser Maioristische juͤnger von seinem furnemen, auch von seinem vnuerschemb-
C 2r ten vnauffhoͤrlichem schreien abstehen, der warheit, jme vnd anderen zu ehren vnd zum besten, seinen jrthumb vnd lesterung widerruffen wolte, so were es vns als ein fein Christlich werck hertzlich angeneme. Aber weil er so freidig fortfehret vnd in allen gelacken oder wo er sonsten ist, vnangesehen, wer die leute sein oder wo man sonst von redet, diese sachen auff das aller
stachelichste treibet, vnserer Kirchen lere verdechtig machet, die leute verwirret, schendet vnnd schmehet, alle andere Prediger, so jme widersprechen, als vngelerte, vnuerstendige verfuͤrer vnd verdammer der seelen, das erschrecklich zu hoͤren ist, vnd er sey der man, der die sachen erhalten vnnd hinausfuͤren vnnd alle zuschanden machen koͤnne vnnd wolle (welches jm
denn alles werck zur seligkeit noͤtig sein, one welche er nicht selig werden kan noch wil) vnd wil also selber von vns vnd vnserer lere abgeschnitten sein, das wir jme hertzlich misgoͤnnen – Wolan, so vermanen wir darauff nach dem ampte, darin vns Christus gesetzt hat, jederman, vnsere Schefflein vnd auch seine, vnsere liebe nachbarn vnnd mitglidmassen in Christo, man
wolle im einfeltigen wege der Goͤttlichen warheit bleiben, wie wir bisher aus Gottes gnaden viel jar, nachdem das Euangelium in diesen Landen angezuͤndet, gewesen vnd blieben sein.

Vnd weil offentlich am tage, das dieser schreier des Bapsts zungen vnd sprachen seinem meister nach widerumb fuͤret, ob ers gleich nicht wil wort ha
ben, Gesetz vnd Euangelium, werck C 2v vnd glauben ineinander menget, die gewissen verwickelt, Christo ein schandlepleinSchand­Läpplein: als Schandlappen bezeichnete man ursprünglich einen Stoffstreifen, den Prostituierte an der Kleidung tragen mussten, im übertragenen Sinne meint jemandem einen Schandlappen anhängen soviel wie jemandem die Ehre abschneiden, seinen Ruf ruinieren. Vgl. , 2149; unten bei Anm. 106. menschlicher werck anhenget, dem gewissen den trost allein an Christum stielet, vnnoͤtige gezenck erreget, seine zungen zu lestern vnd zu zerruͤttung, nicht zu erbawung anlegt, das man, so lang vnd so ferne er in solchem furnemen bleibet vnd
verharret, sich fur jme fleißig fursehen vnd huͤten wolle, angesehen,angesichts dessen, (dass man) wo man sich so wird fuͤren lassen, das man druͤber vmb die reine warheit des Euangelij, vmb das gute gewissen vnd was mehr folget, komen moͤchte.

Vermanen auch zu eim ernstlichen gebete, das Gott dem Teuffel, der jtzt los gehet, weren, steuren vnd inhalt thun wolte, denn ers gar wuͤnderlich vnd
auff mancherley weyse vnd wege diese fuͤnff jar daher suchet. Er ist auch dem Vaterlande heiliger gedechtnis sonderlich feind, drumb muste ein Grylle daselbst dem Euangelio zu hoͤchsten schaden vnnd vnehrn das Gesetz auffs Rathaus weisen. Aber Gott sties jn aus dem Vaterlande.Anspielung auf aus , der inzwischen Hofprediger bei war. Gegen ihn wandte sich im (zweiten) Antinomistischen Streit ab 1537. Vgl. ; zur Formulierung : Jch halt wol, das euch nu langest zukomen sind die Disputationes wider die newen geister, so das Gesetz Gottes oder zehen gebot aus der kirchen zu stossen und auffs Rathaus zu weisen sich unterstanden haben (). Nun kumpt ein ander Grickel oder Feltheyme,Nun kommt ein zweiter , nämlich Zur Bezeichnung Grickel Interim bzw. Grickel Eisleben für vgl. . Grickel ist offenbar zugleich ein Synonym für Grille (vgl. , 249f), ebenso Feldheimchen (gryllus campestris; vgl. , 1484). machts nicht viel besser, gibt
dem Gesetze gar zu uiel, mengets vnter die seligkeit, das one das Gesetz die seligkeit niemand haben koͤnne. Wolan, Gott wirds mit deme nach seinem wolgefallen auch wol machen vnd mit dem Geiste seines mundes allen Antichristischen geistern wehren.Vgl. II Thess 2,8.

Wir zwar sein nicht willens, mit dem rhumsichtigenruhmsüchtigen, ehrgeizigen, hochmütigen. Vgl. , 1455f. Maioristischen schrei
er vnnd die seines C 3r schlagesseines schlages = von seiner Art. Vgl. , 329. sein, viel zu kempffen, wil man nicht hoͤren, wie die aspides, dauon der Psalm saget,Vgl. Ps 58,5 [Ps 57,5 Vg(LXX)]. so fare man imer hin; weme nicht zu raten sthet, dem ist nicht zu helffen.Sprichwort. Vgl. , Sp. 1484: Der jm nit rathen lasst, dem ist auch nit zu helffen. So uiel vns Gott gnade vnd geistes verleihen wird, wollen wir den praestigijs vnd Papistischen, ergerlichen, schedlichen zungen widersprechen vnd einfeltig den weg der war
heit aus Gottes wort vnsern Schefflein furtragen vnd des Gesetzes, ob Gott wil, nicht vergessen, an seinem ort die suͤnde anzuzeigen vnd den gehorsam, so Gott fodert, zu weisen. Aber in der seligkeit sol der Esel hunden(hie) unten. Vgl. , 1953. bleiben vnd Jsaac nur zum Opffer gefuͤret werden,Vgl. Gen 22,5. Moses sol in der wuͤsten sterben, Josua sol ins gelobde land ziehen.Vgl. Dtn 34,1–9. Jn der Himelfahrt oder im
Triumph Christi sol das Gesetz nicht loßgehen, sondern ans Creutz gehefftet vnd gefangen genomen sein.Vgl. Kol 2,14.

Es ist ein mechtig, boͤse vnnd gifftig ding in den newen lerern, das sie fein zu beschoͤnung jrer sachen mit den Papisten schreien, man striete ob gute werck noͤtig sind. Dauon ist aber nicht der kampff, denn solches hat kein
Christ widerfochten. Gute werck sind noͤtig, das ist gewislich war. Sonder von dem anhang vnd klebelappenKlebelappen = ein mit Leim bestrichener Lappen, womöglich mit einem beleidigenden Text od. einer Karikatur versehen, den man jemandem ohne dessen Wissen auf dem Rückenteil seiner Bekleidung befestigte. Vgl. , 1043; ferner die Redensart jemandem etwas anhängen; auch oben Anm. 93. hebet sich der streit: ZVR SELIGKEIT. Da sagen alle Gottfuͤrchtigen von, das es ein schedlicher, ergerlicher, verdamlicher, Papistischer anhang sey.

Vnd ist auch nicht eine geringe calumnia, das etliche verkerte leute wollen
sophisticirn, man mache aus den guten wercken nur . C 3v Lieber Gott, were dem Teuffel vnd lasse den heiligen Geist im hertzen regieren. Wir bezeugen fur Gott vnd der gantzen Christenheit, das wir die Augspurgische Confeßion, anno xxx. vberantwortet, vnd die schrifften, so damit vbereinstimmen, annemen vnd dauon, ob Gott wil, nicht weichen wollen. Halten
auch dafur, das die newen paradoxa nicht damit vbereinkommen. Bitten auch den Christlichen leser, wolleVmtl. ist vor wolle ein er ausgefallen, ansonsten müsste man es als Imperativ auffassen. vnser voriges bedencken vnd protestationVgl. . ansehen vnd bewegen vnd zu dieser schrifft thun. Denn wir hie nicht die vrsachen furnemlich widerholen, worumb die newen lere nicht annemlich, sondern einem kuͤnen lesterer kuͤrtzlich antworten.

Solches schreiben thun wir aus hoher notturfft, weil der Teuffel in vnsern Kirchen lermenAufruhr. Vgl. , 203f. anrichten wil, das die einfeltigen bericht vnd vermanet werden, darnach die halstarrigen auch ein widersprechen haben, damit zeugnus genugsam verhanden sey, das sie auch vermanet sein. Wil nu jemands druber fortfaren vnd solche OrenkrawerSchmeichler. Vgl. , 1256f. sich verfuͤren lassen, wie sol man
jm denn thun. Wollen auch hiemit vnser zeugnis bey der gantzen Christenheit nidergelegt haben vnd, wo es von noͤten sein wird, weitere erklerung thun. Verhoffen, ein Oberkeit werde das jhre auch darzu thun, wie sie schuldig, damit dem irthumb vnd ergernis bey zeit werde geweret.

C 4r Subscriptio.

Die Prediger inn der Herrschaft , welche sich dem vorigen bedencken vnterschrieben haben. Vgl. .

Gedruckt zu bey .

Anno 1553.