Ein Sermon von S. Pauli Bekehrung (1553) Nr. 5: Ein Sermon von S. Pauli Bekehrung (1553)

A 1v Confeßio Augustana in capite

de bonis operibus: Anno 30.

Obedientia erga legem Dei, est necessaria in reconciliatis.Vgl. : Cum necessariam de fide doctrinam et consolationem Ecclesijs proponimus, additur et doctrina de boni operibus, Quod videlicet necessaria sit in reconciliatis, obedientia erga legem Dei. (). ibidem,

De operibus ita iudicandum est, quod sint necessaria, quod sint

cultus Dei et sacrificia spiritualia et mereantur praemia etc.Vgl. : Atque ita de operibus iudicandum est, quae quidem amplissimis laudibus ornanda sunt, quod sint necessaria, quod sint cultus Dei et sacrificia spiritualia et mereantur premia.


APOLOGIA CONFESSI: AVGVS:

Iustificati necessario pariunt bona opera seu bonos fructus..

CONFESSIO CIVITATVM SVPERIORIS

GERMANIAE AMPLECTENTIVM

Euangelium, in cap: de bonis operibus.

Etsi acceptatio ad uitam aeternam coniuncta est cum iustificatione
hoc est, cum remißione peccatorumKonjiziert aus: peccatraum. et reconciliatione, tamen Bona
opera sunt necessaria ad salutem, quia sunt debitum, quod necessa=
rio reconciliationem sequi debet, sicut Paulus ait, Debitores
sumus. Item necessaria est
in Saluandis
inchoata nouitas.: Etsi enim acceptatio ad vitam aeternam coniuncta est cum iustificatione, hoc est, cum remissione peccatorum et reconciliatione, et bona opera non sunt precium pro vita aeterna, tamen sunt necessaria ad salutem, quia sunt debitum, quod necessario reconciliationem sequi debet, sicut Paulus ait [Rom 8,12]: Debitores sumus, et Christus inquit [Mt 19,17]: Si vis ad vitam ingredi, serva mandata, et Paulus de malis operibus [Gal 5,2]: Qui talia agunt, regnum Dei non possidebunt. Oportet ergo in salvandis esse hanc inchoatam novitatem eamque confirmari et crescere. (). Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit der Wittenberger Konkordie vor. Vgl. unten Anm. 633.

A 2r Summa dieser erklerunge.

Das die gute werck, so Gott geboten, vnnd der newe gehorsam den gleubigen vnd kindern Gottes gegen Gott jrem Vater zur sehligkeit noͤtig seind, nicht die selbige dardurch zu uerdienen (Welche sie albereit, dieweil sie Gottes
kinder seind, aus gnaden Allein durch den glauben haben), sondern als wirckung des warhafftigen glaubens vnnd des heiligen Geistes vnd als fruͤchte der gerechtigkeit vnd wiedergeburt, welche dem glauben folgen muͤssen vnd1 one welche, alswie. ein guter baum one gute fruͤchte, die so warhafftig gerecht vnd newe geboren nicht sein koͤnnen noch sollen.


Denn darumb werden wir new geboren, das wir ein newe Creaturen werden, geschaffen inn Christo Jhesu zu guten wercken, zu welchen vns Gott zuuor bereitet hat, das wir darinnen wandeln sollen Ephe.2.Eph 2,10. Denn wie die Busse vnd wiedergeburt zur sehligkeit noͤtig ist, ob schon nicht von wegen der selbigen, sundernsondern. allein aus gnaden von wegen des verdiensts des Herrn
Christi vns die sehligkeit geschenckt wird, also seint auch die gute werck als fruͤchte der Busse vnd wiedergeburt zur sehligkeit von noͤten ob man schon die sehligkeit nicht dardurch verdienet vnd allein aus gnaden durch Christum hat. Denn der newe angefangene gehorsam gegen Got, welchen der hei-A 2vlige Geist durch die Wiedergeburt wircket, ist ein anfang vnnd ein
theil der Sehligkeit vnd des ewigen lebens in den gleubigen vnd kindern Gottes. Vnd sol dennoch das hertz nicht auff solche vernewerung vnnd wandel der guten werck, sondern auff den fuͤrgestaltenvor Augen gestellten. Vgl. , 855. Gnadenstuel Christum JhesumVgl. Röm 3,25; Hebr 4,16. als den einigen gruntfestFundament, Grundlage. Vgl. , 805. vnser seligkeit sich stets fuͤr vnd fuͤr vnd Allein verlassen vnd sprechen: Wir sein vnnuͤtze knecht. Wir haben
gethan, das wir zu thun schuͤldig waren.
Luce 17.Lk 17,10. Denn fuͤr Gott ist kein lebendiger durch sein verdienst Gerecht. Psal: 143.Vgl. Ps 143,2. Denn Christus ist das A vnnd das O der anfang vnd das ende vnser Seligkeit. Apoca. 21,Vgl. Apk 21,6. der mus vns allezeit mit seinen fluͤgeln vberschattenVgl. Ps 91,4. vnnd vnser huͤtterJes 4,6 legt die Lesart huͤtten nahe. sein Wieder Gottis zorn vnd gericht, Esa. 4.Vgl. Jes 4,5f.


A 3r Den Erbaren vnd Weysen Herren , vnnd , Stadtuogten. Einem Erbarn Rath vnd gantzer Christlichen Gemeine zu , in Christo Jhesu versamlet vnd zum ewigen leben beruffen.

Genad vnd fried von Gott dem Vater durch seinen eingebornen Son Jhesum
Christum, vnserm einigen mitler vnd Heilandt.

Erbare weise Herrn vnd besondere geliebte Freunde vnnd Fuͤrderer! Es wissen E. W. vnd G.,Ewer [Erbare] Weise und Geliebte. das inn den jetzt verschienenvergangenen. Vgl. , 1065f. HundtstagenDie heißesten Tage des Jahres, etwa vierte Juli- bis dritte Augustwoche. drey geschwindeungestüme. Vgl. , 3995. schrifft von den Magdeburgischen Scribenten aus dem erdichten Der Magdeburger Drucker hatte – wohl in Anbetracht des kaiserlichen Druckverbots ‒ den fingierten Druckort auf den Titel einiger Schriften gesetzt; vgl. : ; : ; : . im drucke wieder mich offentlichen ausgegangen. Darinnen ich von jnen auffs
hoͤchste geschendet vnnd geschmehet, mir auch auffgelegt(fälschlich) angelastet, vorgeworfen, nachgesagt. Vgl. , 684. wird:

Erstlich, als lehre ich, das der glaube nicht A 3v allein zur seligkeit genug, sondern das gute wercke auch darzu als ein verdienst der sehligkeit von noͤten seind.

Zum andern, das ich alhie in meinem newen Bistumb zu (denn das
seind jre hoͤnische wort)Vgl. . die Adiaphoristerei fast in allen predigten vorteidinge vnd schreie, es sey nur ein weis kleid, vnd Euangelisire dasselb weisse kleide ohn vnterlaß, das ich billich ein Apostel des Chorrocks moͤge genent werden.

Zum dritten, das ich von listigen leuthen darumb alhieher gefordert, das
volck zu den zukuͤnfftigen vorenderungen des Concilij zu bereiten.

Was nu die erste aufflageAnschuldigung. Vgl. , 680. belanget, werdet jhr euch durch Gottes genaden wol wissen zu erinnern, das ich nicht anderst von dem Artickel vnser Rechtfertigung geleret, denn jr nu etliche jare nacheinander von euren Predigern, als dem Ehrwirdigen Herren war ab Mitte 1546 bis zu seinem Tode am 13. Juni 1550 Superintendent für die in . Er wurde am 29. März 1484 in bei (daher der Beiname Herdesianus) als Sohn eines Handwerkers geboren. Nach Schulbesuch in und unterrichtete er zunächst an der Stiftsschule in ; ab Wintersemester 1508/09 studierte er dann an der Universität Erfurt, u. a. bei , und erwarb den Magistergrad. 1520­1524 war Rektor der Lateinschule , daneben Mittagsprediger an St. Martini. Anschließend wurde er Pfarrer an St. Blasii in , wo er bis zu seinem Wechsel nach tätig blieb. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften, darunter Lehrbücher, Predigtbände und Gesangbücher. Besonders weite Verbreitung erreichte seine Bearbeitung von Loci unter dem Titel Margarita theologica, die aus dem Lateinischen ins Deutsche, Englische, Dänische und Schwedische übersetzt wurde. Vgl. , 874‒880. sehligen vnd anderen, zu
uor gehoͤret vnd noch von ewern jetzigen Pfarhern vnd Predigern hoͤret. Nemlich das wir aus genaden, ohn alle vnsere werck vnd verdienst, von wegen des Einigen A 4r verdiensts vnsers Herrn vnd mitlers Jhesu Christi die vergebung der suͤnden, die gerechtigkeit, heiligen Geist vnd das ewige leben alleJn durch den glauben entpfahenempfangen. vnnd das zu dem verdienst des
menschen gerechtigkeit vnd seligkeit gantz vnd gar keine werck gehoͤren, sundern dauon gantz abgeschieden sein muͤssen, auff das alles allejn dem Herrn Christo, welchen der gleubige als seinen einigen Mitler vnd Gerechtigkeit ergreiffet, gegeben werde. Denn ob schon bey dem glauben auch die hoffnung, liebe vnnd andere Tugent sint vnd sein muͤssen, so seint sie doch
nicht das, von welches wegen vns vnsere suͤnde vergeben werden vnd vns die gerechtigkeit zugerechnet, der heilige Geist gegeben vnd das erbe des Ewigen lebens ge
schanckt wird. Welchs allein vnser Mitler Christus Jhesus ist, welcher vns solches vordienet hat, darumb auch dem glauben allein, der den mitler vnd diesen gnadenstuel ergreiffet, die gerechtigkeit vnnd seligkeit
zugeeigent wird etc.

Darnach habet jr von mir gehoͤret, wenn nu der mensch durch solchen glauben gerecht, ein kind vnd erbe Gottes worden, das jme den als einem kind Gottes noͤttig sey, seinem Vater im himel gehorsam zu sein, domit er die versoͤnung, den Veterlichen willen, die kindschafft vnnd erb-A 4vschafft, so
ime Christus erworben, durch den vngehorsam nicht wieder verliere vnd vom Vater als ein vngehorsam kind aus dem Erbe nicht verstossen vnd enterbet werde etc. Wie ich denn solches erkleret vnd mit heiliger Goͤttlicher schrifft bewisen vnd bekrefftiget habe vnd alles inn diesem volgenden Sermon von S. Pauli vnd aller Gottfuͤrchtigen menschen bekerung zu Gott ferner angezeiget
wird, welchen ich darumb geschriben, das mir auffgelegt wird, als lehre ich ketzerey, dieweil ich sage, das denen, so nu durch den glauben kinder Gottes seind, die gute werck, das ist der gehorsam gegen jhrem himlischen Vater, zur sehligkeit noͤtig sey, wie S. Paulus Ephe. 5 vns vermanet, do er spricht: So seidt nu Gottes nachvolger als die lieben kinder vnd wandelt in der
liebe,
Eph 5,1f. jtem Titum 3: Solchs wil ich, das du fest lerest, auff das die, so an Gott gleubig seind worden, in eim stand guter wercke funden werden. Solches ist gut vnd nuͤtze den menschen.Tit 3,8. Jtem Rom. 8: Welche der Geist Gottis treibet, die seint Gottes kinder.Röm 8,14.

Jsts aber nicht erschrecklich, vnnd sonderlich von Predigern zu hoͤren, das
man diese Goͤttliche lehre eine ketzerey darff schelten vnd dauon noch B 1r disputiren wil, ob auch den kindern zu jrer seligkeit vonnoͤten, das sie jren eltern, die Christen jrer oberkeit, Gottes kinder jrem Vater im himel gehorsam sein sollen? Jst doch das eine auffruͤrische Schwermerey vber alle,größer als alle. so je auff erden gewesen, welche allen gehorsam gegen Gott vnd allen men
schen wieder Gottes ordnung vnd das vierdte gebot rein auffhebet. Was beten wir teglich im Vater vnser? Sprechen wir nicht: Geheiliget werde dein name?

Was ist aber hiezu von noͤten? Jst es nicht das wort Gottes, das dasselbige lauter vnnd rein gelehret werde vnd wir auch heilig, als die kinder Gottes, in
allerley Gottseligkeit vnnd guten wercken darnach leben? Wissen doch solchs die kinder aus jrem Catechismo.

Da werden sie aber sagen, sie fechten dis nicht an, sundern das ich lehre, die gute wercke seind zur seligkeit als ein verdienst von noͤten. Das hab ich, Gott lob, siederseit. Vgl. , 758. der zeit nu in die dreissig jare vnd lenger, dieweil ich die reine
lehre von Jhesu Christo erkant, nie nicht in meinen sinne genommen, wil geschweigen, das ichs offentlichen solte geschrieben, gelehret oder geprediget haben, wie mir felschlich vnd mit aller vnwarheit aufferlegt wird, daraus denn zu sehen, welcher geist dieselbige treibe vnd reite.

Vnd biete denselbigen allen trutz, das sie mich B 1v des durch ehrliche
Christliche leute, so solches jemals von mir gehoͤrt, oder durch irgent eine meiner schrifft mit warheit ohne luͤgen, Calumnien vnd verfelschung, welcher sie sich allein befleissigen, vberzeugen.überführen. Vgl. , 674–676.

Domit aber jederman sehe, wie felschlich sie mir meine wort verkeren, das sie schreiben, ich lere, das die leuth durch gute werck die seligkeit verdienen
sollen, so seind dis meine wort, welche in meiner antwort auffs schrifft stehen:

Dis alles wirt gesagt, nicht das man durch gute werck sol gerecht werden (denn durch den glauben an Jhesum Christum wird man allejn Gerecht), sundern wenn du nu gerecht vnnd ein kindt Gottes bist worden, das du denn
solchen deinen glauben durch gute werck beweisest vnnd fuͤr den menschen leuchten lassest. Wenn
B 2r du aber das nicht thust, so ist dein glaube falsch vnnd wirst nimmermehr sehlig.
Vgl. .

Jtem in meiner predig vber den spruch Johan. 1, Sihe das ist Gotts Lamb welchs der welt suͤnde tregt, welche predigte meine Wiedersacher wieder jre
gewissen verfelschen, do stehen diese wort:

E 7v.Der glaube mus alle gute wercke vnnd verdienst gantz vnnd gar aus den Augen vnd sinne vorlassen vnd sich allejn auff Jhesum Christum vnnd sein einig verdienst gruͤnde. Denn wen ich vom Glauben gedencken, rede oder schreibe, so mus kein ander Obiectum denn allein Christus Jhesus, das lamb
Gottes, da sein, welchen der glaub
allein sol fassen B 2v vnd auff den einigen Mitler sich verlassen. Darumb gehoͤren zu der Gerechtigkeit des menschen, so allejn durch den Glauben geschicht, gantz vnd gar keine gute werck, siue siue praecedentia seu praeparantia, siue concurrentia etiam sequentia / oder wie es der Bapst vnd: VD 16 M 2130.preparantia siue Concurrentia seu sequentia, oder wie es der Bapst oder die Sophisten nennen moͤgen, sundern der einige Christus,
fuͤr vns gestorben vnd aufferweckt, sitzent zur rechten Gottes, vmb welches einigen mitlers willen dir die Suͤnde vergeben, die gerechtigkeit zugerechnet, heiliger Geist vnd ewiges leben gegeben wirdt.

Wenn du aber nu also allejn durch den glauben gerechtfertiget vnd ein kind vnd erbe Gottes worden bist vnd nu Christus vnd der heilige Geist in dir
durch solchen glauben wonen,
B 3r alsdenn seind dir die gute werck nit zu der sehligkeit zu erlangen (die du aus genaden on alle werck allejn durch den glauben an den Herrn Christum albereitbereits, schon. Vgl. , 214f. hast), sondern zu der sehligkeit zu behalten vnnd nicht wiederumb zu verlieren so hoch vonnoͤten, das, do du sie nicht thust, es ein gewiß zeichen ist, das dein glaube todt vnd falsch,
geferbet vnd eine erdichte opinio ist.

Jn welchem jrthumb der groͤste theil auch deren, so da gut Euangelisch sein wollen, stecken,fehlt in VD 16 M 2130. das sie wehnen, sie gleuben, treumen vnd tichten jnen selbst ein glauben, welcher one gute werck sein koͤnne, welches doch so wenig muͤglich, als die Sonne nicht jren glantz vnd schein geben sol..


B 3v Das seint meine wort, in welchen je die sehligkeit allein dem warhafftigen glauben gegeben, dem falschen aber genommen wird. Denn wo kein warhafftiger glaube ist, welcher, wie Sanct Paulus spricht, durch die liebe wircket,Vgl. Gal 5,6. da ist auch keine sehligkeit.

Diesen jrthumb stercket gewaltiglichen mit der proposition, welche
er auff sein ander buch, so er wieder mich ausgehen hat lassen, mit diesen worten geschrieben: Das gute werck zur seligkeit nit von noͤten seint.Vgl. . Welche lere, so der gemeine man ohne erklerunge hoͤret, bald in diesen sin fellet, das ein mensch koͤnne sehlig werden, wenn er schon keine Busse noch gute werck als rechtschaffne frucht der Busse thu, dichtet jme einen glauben,
welcher one warhafftige bekerung zu Got vnd one gute werck, welche dem glauben als fruͤchte der gerchtigkeit, dabey man sie erkenne, volgen muͤssen, sein koͤnne, welches vnmuͤglich. Was hieraus vor ein schedlicher irthumb vnd ein Gottlos leben volgen wuͤrde, koͤnnen frome hertzen leichtlich bedencken. Jch wuͤste auch diese des Herren propositio wol zu agitiren, wil
aber solches vmb friedes vnd einigkeit willen nicht thun, sondern stille schweigend vbergehen.

B 4r Also ist auch volgende propositio vnbedechtigklich gesatz, das er schreibet, das gute werck zu einem Christlichen leben hie auff erden
noͤtig seind,
denn sie nicht allein zu einem Christlichen leben hie auff erden noͤtig seind, sondern auch vor Gott, aber nicht vor seinem gericht, domit die gerechtigkeit vnnd seligkeit zu uerdienen (dann vor Gott kein Psalm. 143.
lebendiger gerecht ist),Ps 143,2. sundern das Got nach den fruͤchten eines jeglichen glaubens richten vnd dessel
bigen werck in jenem leben vnd doch nicht nach verdienst belohnen, sondern nach seiner genade vnd Barmhertzigkeit, auff das sich
niemandes derselben ruͤme, darauff verlasse vnd vermessen sey vnd doch dieselbige als ein angefangenen schuͤldigen gehorsam haben wil, wie diese volgende spruͤch lauten:

Rom. 2:Röm 2,6f. Gott wird einem iglichen nach seinen wercken geben, nemlich preis vnd ehre vnd vnuorgengliches wesen denen, die mit gedult in guten
wercken trachten nach dem ewigen leben
etc.

Johan 5:Joh 5,29. Es werden herfuͤr gehen, die do gutes gethan haben, zur Aufferstehung B 4v des lebens, die aber vbels gethan haben, zur aufferstehung des gerichts.

Matth. 5:Mt 5,11f. Selig seidt jr, wenn euch die menschen vmb meinetwillen
schmehen vnd verfolgen vnd reden allerley vbels wieder euch, so sie daran liegen. Seit froͤlich vnnd getrost; es wird euch Jm Himel wol belohnet werden.
Soll der mensch vor seine gute werck den lohn im himel entpfahen, so seint sie nicht allein alhie auff erden, sundern im himel zu entpfahung solches lohns von noͤten. Vnd bestehet alhie diese schlusrede gewaltiglich: Was den
Gleubigen vnd kindern Gottes mit dem ewigen leben sol belonet vnd vorglichenvergolten. werden, das ist jnen nicht allein auff erden, sundern auch im himel, do die belonung geschehen sol, zur seligkeit von noͤten.

Gute werck vorheischetverheißt. Gott den gleubigen mit dem ewigen leben im himel zu belonen vnd zu vorgleichen. Darumb seint die gute werck als fruͤchte der
gerechtigkeit des glaubens nicht allein auff erden, sundern auch vor Gott im himel allen gleubigen vnd Kindern Gottes zur sehligkeit von noͤten.

Mathei. 19:Mt 19,29. Wer verlest Heuser oder Bruͤder oder Schwester oder Vater oder Mutter oder Weib oder kinder oder Ecker vmb meines namens willen, der wirdts hundertfeltig nemen vnd das ewige leben ererben.


C 1r Das ist: Wiewol das ewige leben nit durch vnsere gute werck kan oder mag verdienet werden, dieweil es eine Gabe _Rom. 6.Röm 6,23.
Gottis ist, welche vns Christus verdienet hat, jedoch wil Gott der Herre mit solchem herlichen erbe, so er vns aus genaden gibt, die gute werck auch zugleich belohnen vnd vergelten – Wie die kinder nicht durch jren gehorsam gegen jre eltern das erbe ver
dienen vnd doch gleichwol die eltern den gehorsam von den kindern haben wollen vnnd denselbigen auch zugleich mit dem erbe jnen vergleichen.

Also fordert auch Gott von vns, die wir durch den glauben nu gerechtfertiget vnd seine kinder worden_Johan. 1.Vgl. Joh 1,12.
seint, den gehorsam vnd gute werck, welche, wiewol sie nicht die vrsach seindt, von welcher wegen vns das ewige leben geschanckt wird (denn diese ist allein das verdienst des Herren Christi), jedoch wil er zugleich dieselbige mit dem ewigen leben belohnen.

Hieraus ist klerlich zu sehen, das gute werck nicht allein alhie auff erden, sondern auch vor Gott im himel vns vonnoͤten, auff das wir dafuͤr die herliche belohnung vnd vergeltung des ewigen lebens vnd der sehligkeit entpfahen
vnd den zeitlichen vnd ewigen straffen entfliehen moͤgen, wie der Herr Matth. 25Mt 25,34f. selbst spricht: Kompt her, jr gesegnete meines Vaters. Ererbet das Reiche, das euch bereitet ist von anbeginne der welt. C 1v Denn ich bin hungrig gewesen, vnd jr habt mich gespeiset etc.

Also schreibet auch S. Paulus 1 Timoth. 4:I Tim 4,8. die Gottsehligkeit ist zu allen dingen nuͤtz vnnd hat die verheissung dieses vnd des zukuͤnfftigen lebens.

Dergleichen were auch diese propositio fehrlich vnd dunckel, wenn ich ohne allen vnderscheit vnd erklerung also sagte: Gute werck seint zur seligkeit noͤtig. Da moͤchte jemant bald auff den sinn vnd gedancken geraten, als sol
te das der verstand sein, das man durch gute werck ohne den glauben kuͤndte oder muͤste sehlig werden. Oder das wir nicht allein durch den glauben, sundern auch durch verdienst der guten wercke sehlig wuͤrden.

Diese beide verstand seind vnrecht vnd wieder die lehre des Heiligen Euangelij, vnnd verflucht sey, der also lehret. Sit Anathema, Maharam motha.Vgl. I Kor 16,22 (Luther 1545): So jemand den HErrn Jhesu Christ nicht lieb hat / der sey aAnathema Maharam Motha. Die zugehörige Anmerkung lautet: a Bann auff deudsch / Anathema / auff Griechisch / Maharam / auff Ebreisch / ist ein ding [= bedeutet ein und dasselbe]. Moth aber heisset tod. Wil nu S. Paulus sagen / Wer Christum nicht liebet / der ist verbannet zum tode. Vide Leu. 6. (). Moderne Ausgaben lesen statt Maharam Motha: Maranat(h)a bzw. μαράνα θά, die urchristliche Bitte um die baldige Wiederkunft des Herrn, in aramäischer Sprache. Der Stellenhinweis könnte auf Jos 6,21 und Lev 27,29 basieren.


Wenn ich aber also sage: Die gute werck, das ist der angefangene gehorsam gegen Gott vnserem Vater, ist inn vns, die wier durch den Glauben Gerecht, kinder vnd Erben Gottes albereit worden seind, zur sehligkeit also von noͤten:

C 2r Erstlich, auff das wir die entpfangene Gerechtigkeit vnnd sehligkeit durch den vngehorsam nicht wiederumb verlieren vnnd, wie S. Paulus 1. Ti
moth. 1 lehret, am glauben nicht ein schiffbruch erleiden.Vgl. I Tim 1,19. Darumb wir eine gute Ritterschaft vben, nicht allein glauben, sondern auch gut gewissen haben muͤssen.Vgl. I Tim 1,18f (Luther 1545).

Zum andern, dieweil die gerechtigkeit des Glaubens ein wiedergeburt zum Ewigen leben ist, so mus ja in denen, so do warhafftig durch den heiligen
Geist vornewerterneuert. vnd zum andermal geborn, solche gerechtigkeit durch gute wercke scheinen vnd leuchten, wie der Herre Matth. 5 spricht: Lasset ewer liecht leuchten, das die leut eure gute werck sehen.Mt 5,16.

Zum dritten, das sie der inwendigen Gerechtigkeit, so durch den glauben geschehen, zeugnis vnd solliches glaubens vbung vnnd fruͤchte sein vnd andern zum exempel fuͤrleuchten vnnd sie zur Gottsehligkeit reitzen vnnd bewegen
sollen, wie dann solche fines bonorum operum in iustificatis ferner hernacher in diesem Sermon angezeigt werden.

Dieses kan je auch ein gemeiner man verstehen, wie vnd wenn die gute werck zur sehligkeit von noͤten seind.

Also schreibet auch in 2. cap. ad Galat.: C 2v Bona opera sunt
facienda non ut causa, sed ut fructus iustitiae. Iam iusti facti debemus ea facere, non econtra ut iniusti reddamur per ea iusti. Arbor facit poma, non poma arborem.
: bona opera Sunt autem facienda ut fructus iustitiae, non ut efficiant iustitiam. Iam iusti facti debemus ea facere, non econtra, ut iniusti per ea reddamur iusti. Arbor facit poma, non poma arborem. (, zu Gal 2,20).
Das ist: Gute werck sol man thun, nicht das man dardurch gerecht wolle werden, sundern als fruͤchte der Gerechtigkeit, als wenn wir nu gerecht worden seint, als denn sollen wir sie thun, vnnd nicht darumb, das
wir, die wir vngerecht seindt, dardurch gerecht wollen werden. Der Baum macht vnd tregt die oͤpffel vnd nicht die oͤpffel den Baum.

Idem ibidem ca. 3: Finalis causa obedientiae legis in iustis, non est iustitia coram Deo, quae sola fide accipitur, sed pax mundi, gratificatio erga deum et bonum exemplum, quo alios inuitant ad credendum Euangelio, etc. .


Also auch ist meine rede nicht, wie man vor Gott gerecht werden sol, sondern wenn wir nu allejn etc., allejn durch den glauben gerecht vnd Kinder Gottes worden seint, das wir alsdenn schuͤldig seindt, vnserm Vater im himel gehorsam zu sein vnnd nicht wie Teuffels sondern als Gottes kinder leben sollen. Diese meine rede verstunden meine wiedersacher wol, wenn sie
es vorstehen wolten.

Derwegen jederman siehet, wie hoch sie wieder jr eigen gewissen mich beschweret, das sie mir aufflegen, ich lehre das gute werck zum vordienste der sehligkeit von noͤten.

Jch richte kein wortgezenck an vnnd streite nicht darumb, das man eben der
wort in dieser leh-C 3rre gebrauchen muͤsse bona opera in renatis et iustificatis sunt necessaria ad salutem. – Gute werck seint in denen, welche new geboren vnd durch den glauben gerechtfertiget worden, zur sehligkeit noͤtig. Wer solcher wort nicht brauchen wil, der brauch dieser oder anderer:

Thut rechtschaffne frucht der Busse; welcher_Matth. 3.
Baum nicht gute frucht brin
get, wird abgehauen vnd ins feuer geworffen.
Mt 3,8.10.

Jtem, ich bin ein rechter weinstock vnd mein_Johan. 15.
Vater ein Weingertner; einen jeglichen Reben an mir, der nicht frucht bringet, wird er wegnemen.
Joh 15,1f. Was ist das anders gesagt denn: Wer nicht gute werck als fruͤchte der Busse vnd gerechtigkeit thut, der wirdt nicht selig, sondern verdampt?


Jtem, welche Gotts kinder seind, die seint schuͤldig, jrem Vater im himel gehorsam zu sein, oder wie S. Paulus Rom. 8. redet: Wier seindt schuͤldener, nicht nach dem fleisch, sondern nach dem Geist zu lebenVgl. Röm 8,12f. etc.

Jtem ad Titum 3: Solches wil ich, das du fest lehrest, auff das die, so an Gott gleubig seind worden, in einem stand guter werck gefunden werden. Solches
ist gut vnd nutz den menschen.
Tit 3,8.

Jtem 1. Timoth. 6: Gebeut den reichen, das sie gutes thun, reich werden an guten wercken, gerne geben, behuͤlfflich sein, schatz samlen, jnen selbst einen guten grundt auffs zukuͤnfftige, das sie ergreiffen Das ewige leben.I Tim 6,17–19.

C 3v Es solle aber keiner den andern ein ketzer schelten, wie mir gesche
hen, er gebrauche dieser oder jener wordt, allein das der rechte verstand erhalten vnd erklehret werde. Jedoch sollens auch ἀνάλογα fidei vnd forma sanorum uerborum, wordt der heiligen schrifft gemeß sein.

Dann das etlich alhie sagen, das diese wordt new vnd in der schrifft vngebreuchlich, das wir sprechen: Gute werck seint den gleubigen zur sehligkeit
von noͤten,
jst ein zeichen, das sie die heilige schrifft noch nicht gantz oder mit vleis bewogen vnd durchlesen haben. Dann was saget S. Paulus anders, do er Rom. 10 also schreibet: So man von hertzen Gleubet, so wird man gerecht, vnd so man mit dem munde bekennet, so wird man sehligRöm 10,10.?

Philip. 1: Lasset euch in keinem wege erschrecken von den wiedersachern,
welches ist ein anzeigen jnen der verdamnis, Euch aber der sehligkeit, vnd dasselbige von Gott
Phil 1,28. etc. Das ist: anzeigung der sehligkeit ist noͤtig, die werck aber des bekentnis vnd der bestendigkeit im glauben seind anzeigung vnd gewisse vorsicherung der sehligkeit, so wir allejn aus dem glauben haben; dauon seind solche werck nicht als verdienst, sundern zur anzeigung
der sehligkeit noͤtig.

Jtem Phil. 2: Schaffet, das jhr sehlig werdet, mit furcht vnd zittern.Phil 2,12.

Jtem 1 Timot. 2: Das weib wird selig wer-C 4rden durch kinder zeugen, so sie bleiben im glauben vnd in der liebe vnd der heiligung sampt der zucht.I Tim. 2,15 (Luther 1545). Vgl. auch die Anmerkung zur Stelle: (Bleiben) Man lese bleibet / oder bleiben / gilt gleich viel / Denn es ist von Weibern in gemein geredt / nicht von Kindern dazu wie etliche sich hie on vrsach martern. (). Als wolle er sagen: Bleiben sie aber im glauben vnd in erzelten
guten wercken nit, so werden sie nicht selig, sondern verlieren die seligkeit wieder, welche jnen Christus verdinet vnd sie durch den glauben zuuor aus genaden entpfangen hatten.

Jtem Math. 24: Wer beharret bis ans ende, der wird selig.Mt 24,13.

Jtem: Die widergeburt ist zur seligkeit von noͤten, gute wercke sind fruͤchte
der widergeburt, derhalben sind sie zur seligkeit noͤtig.

Jtem: Wehe mir, so ich das Euangelion nicht predigeI Kor 9,16. etc., daruon hernacher weiter.

Dann es mir nit vmb die wordt, sundern darumb zu thun ist, das durch diese lehre der schedliche irthumb, welcher auch zur Apostel zeit gewesen vnd
itziger zeit auch in vielen leuten stecket, auffgehoben werde, das etliche meinen, sie koͤnnen one warhafftige busse vnd bekerung zu Gott (welche in disen dreien stuͤcken stehet, als in warhafftiger rew vnd erkentnis der suͤnde, zum andern im Glauben, welcher die vergebung der suͤnden durch Christum empfehet, vnnd zum letzten in einem newen leben, das ist in rechtschaffnen
fruͤchten der busse) selig werden, wenn sie schon in ehebruch, hurerey, vollerey, wucher vnd andern suͤnden wieder jr gewissen vorharren, denn wenn ich gleube, sprechen sie, so werde ich gerecht vnd selig.

C 4v Wieder solchen falschen vnd ertichten glauben setzen wier diese wort den gleubigen vnd kindern Gottes seind gute werck zur sehligkeit noͤtig
nicht das man die gerechtigkeit vnd sehligkeit dardurch verdiene, welche die kinder Gottes albereit aus genaden ohn alle verdienst von wegen des Mitlers durch den glauben entpfangen haben, sundern auff das nicht jemandts gedencke, das glauben vnd suͤnde wieder das gewissen ohne busse vnd bekerung zu Gott beysamen stehen koͤnnen, vnd das die gleubigen vnd
kinder Gottes jres schuͤldigen gehorsams gegen Gott, jrem Vatter, durch solche lehre erinnert werden, auff das sie durch die todsuͤnde nicht wiederumb aus der genade, kindschafft vnnd Erbschafft der sehligkeit fallen vnd deren beraubt werden.

Diese lehre machet keine vermessenheit, dieweil wir nicht leren wie der
Bapst vnd das Jnterim, das beide, der glaube vnnd gute werck, zu der gerechtigkeit vnd sehligkeit noͤtig seint, sundern wenn wir nu allein durch den glauben gerecht vnd kinder Gottes worden seind, das alsdenn der gehorsam gegen vnserm Vater im himel sol angefangen werden. Welcher, dieweil er in allen heiligen in diesem leben noch vnuolkommen, so sol kein mensch auff
seine werck oder die vernewerung, so in jme durch den heiligen geist D 1r geschehen, sondern allezeit sich allejn auff das einige des Herren Christi verdienst als den einigen grundtfest vnser sehligkeit verlassen vnd, wie vns vnser Herre selbst lehret, sprechen: Wenn jr alles gethan habt, _Luce. 17.
was euch befohlen ist, so sprecht: wir seind vnnuͤtze knechte; wir haben gethan, das
wir zu thun schuͤldig waren.
Lk 17,10.

Denn vor Gott _Psalm. 143.
ist kein lebendiger gerecht
Ps 143,2. durch seine eigne werck vnnd verdienst. Darumb mussen die kinder Gottes, sie sein auch so from vnd heilig, als sie jmmer sein koͤnnen, dennoch allezeit vor Gottes gericht jhre zuflucht vnter die fluͤgel jrer Gluckhenne, des Herren Christi, haben.Vgl. Mt 23,37; Lk 13,34. Welcher
sie wieder die hitze des zorns Gottes vberschatte vnd jre zuflucht vnd verbergung sey fuͤr dem Wetter vnd Regen, wie Esa. 4. geschrieben stehet.Vgl. Jes 4,6. Denn fuͤr Gott ist Christus stets vnnd allein vnser volkomene gerechtigkeitVgl. I Kor 1,30. vnnd koͤnnen do keine werck, ja auch die werck der Gerechtigkeit vnd verneuerung des heyligen Geists nicht bestehen. Derwegen keine vermessenheit der
wercke, sondern die hoͤchste demut vnnd die einige zuversicht der barmhertzigkeit Gottes, welche vns Christus erworben, do sein mus, sol anderst der mensch sehlig werden. Denn wir mit allen heiligen Gottes teglich beten muͤssen Vorgib vns vnser schuldt, Mt 6,12. was solten wir vns den vormessen?

D 1v Zum andern ist diese lehre, das gute werck den gleubigen vnd kin
dern Gottes zur seligkeit noͤtig seind, nicht also zu uerstehen, das dardurch denen, welche keine eusserliche gute werck haben, als junge kinder oder die, so sich in der letzten stunde zu Gott bekeren oder zu zeiten aus schwacheit wieder in suͤnde fallen vnd Gott nichts denn suͤnde vnd boͤß gewissen bringen, der himel vnd die seligkeit beschlossen, alle genade versaget vnd abge
schnitten vnd sie dardurch zur verzweiffelung solten gedrungen werden, welches ja eine verfuͤrische vnd verdampte lehre wieder das heilig Euangelium Jhesu Christi, aller Propheten vnnd Aposteln schriffte were, sondern (wie oben gesagt) diese lehre sol erstlich darzu dienen, das dardurch die, so warhafftiglichen gleuben vnnd kinder Gottes seind, zu guten wercken vnd gehor
sam gegen Got, jrem Vater, vermanet vnnd getrieben werden, zum andern auch wieder die gesatzt vnnd verstanden werden, welche sich des glaubens ruͤmen vnd doch in suͤnden vnd bußfertigem leben verharren vnd wird hierdurch niemand zur verzweiffelung gedrungen.

Denn wer busse thut vnnd dem Euangelio gleubet, welches vns vergebung
der suͤnden aus genaden in dem namen Christi verkuͤndiget, der wird sehlig, er bekere sich bey zeit oder in der letzte stunde (Wiewol es fehrlich, darauff zu warten), D 2r er habe gut oder boͤse gewissen, eusserliche gute werck oder keine nicht. Denn one jnnerliche gute werck, als bekerung, glauben, forcht vnd liebe Gottes, so in aller menschen, jung vnd alt, verneuerung vnd
wiedergeburt als bewegungen des heiligen Geistes angezuͤndet werden, kan kein mensche sein, welcher sich zu Gott bekeret.

Solches bezeugen volgende spruͤch vnd verheissung Gottes vnd vieler heilige exempel:

Esaie. 1: Waschet, reiniget euch, thut ewer boͤses wesen von meinen augen,
lasset ab vom boͤsen, lernet gutes thun, wenn ewer suͤnde gleich blutroth ist, sol sie doch schne weis werden.
Vgl. Jes 1,16‒18.

Esa. 45: Wendet euch zu mir, so werdet jhr sehlig.Jes 45,22.

Esai. 66: Jch sehe an den elenden vnnd der zerbrochens Geists ist vnnd der sich foͤrchtet vor meinem wort.Jes 66,2.
Ezech. 33: So war, als ich lebe, spricht der Herr Herr, Jch habe keinen gefallen an dem tode des Gottlosen, sondern das sich der Gottlose bekere von seinem wesen vnd lebe.Ez 33,11.

Jtem ibidem: Wenn ein gerechter boͤses thut, so wirdts jn nicht helffen, das er from gewesen ist, vnd wenn ein Gottloser from wird, so sols jm nit scha
den, das er Gottloß gewesen ist; so kan auch der gerecht nicht leben, wenn er suͤndiget
Ez 33,12. etc.

D 2v Amos 5: Suchet den Herrn, so werdet jr leben.Vgl. Am 5,4.

Zachari. 1: Keret euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth, so wil ich mich zu euch keren.Sach 1,3.


Matth. 11: Kompt her zu mir alle, die jr muͤhesehlig vnd beladen seid, ich wil euch erquicken.Mt 11,28.

2 Timoth. 1: Denn das ist gewislich war vnd ein Theures werdes wort, das Christus Jhesus ist kommen in die welt, die suͤnder sehlig zu machen.I Tim 1,15 [sic]; 4,9.

Exempel deren, so ohne gut gewissen vnd one eusserliche gute werck sich zu
Gott bekeret vnnd sehlig worden, sind volgende: Aaron, Dauid, Manasse, Zacheus, Petrus, Magdalena, Schecher am creutz vnd viel ander mehr.Vgl. Num 17,16‒26; I Sam 16,13; II Chr 33,19 und das (apokryphe) Gebet Manasses; Lk 19,1‒10; Mt 26,69‒75; Joh 20,11‒18; Lk 23,39‒43.

Das ist die rechte Euangelische lehre, vnnd verflucht sey, der do anders lehret.

Wir reden aber nicht von denen, welche sich noch zu Gott bekeren vnd gerecht werden sollen, das denen zur bekerung vnd zum verdienst der gerech
tigkeit vnd seligkeit die gute werck noͤtig sein sollen – Wie mir meine wort luͤgenhaftig vnd felschlich gedeutet werden – , sondern von denen, welche schon busse gethan haben vnd allein durch den glauben one alle werck vnd verdienst die gerechtigkeit vnd sehligkeit aus genaden vmb des Herren Christi willen entpfangen haben, das denen die gute werck als fruͤchte der
rechtschaffenen Busse, domit sie nicht die gerechtigkeit vnd sehligkeit wieder verlieren, von noͤten seint. Wie Johannes der D 3r Teuffer selbst Matth. 3 lehret, do er spricht: Sehet zu, thut rechtschaffene frucht der Busse. Welcher Baum nicht gute frucht bringet, wird abgehawen vnd jns fewr geworffen.Mt 3,8.10.


Dis ist je eine einfeltige klare lehre, welche leichtlich vnd wol zu uerstehen, welche sie aber durch luͤgen, Calumnien vnd falsche außlegung verfelschen wil, die laß ich faren; sie werden jhren Richter haben.

Zum andern, das mir auffgeleget wird, ich vertedige fast in allen Predigen die Adiaphoristerey vnnd Euangelisire den Chorrock, werdet jhr euch als liebhaber der warheit wissen zu erinnern, ob ich auch jemals der Adiaphoristerey oder des Chorrocks in meinen predigten, dieselbige zu uertedigen, gedacht vnd was ich vor Artickel gewoͤnlichen in meinen predigen pflege zu handeln, als nemlich:

Was Gott sey.

Das ein Gott vnnd doch drey vnderschidne personen in der einigen Gottheit seind.

Das in der einigen person Jhesu Christo zwo naturen vereiniget seind.

Was suͤnde sey, vnd wieuiel mancherley suͤnde sey.

D 3v Wie man vergebung der suͤnde, gerechtigkeit, heyligen Geist vnd das ewige leben allein durch den glauben an Jhesum Christum erlange.

Welchs gute werck seind.
Wie sie Gott gefallen.
Wie vnd warumb dieselbige zu thun noͤtig seind.

Ob auch noch suͤnde in den heiligen in diesem leben bleibet.
Durch welche suͤnde die gleubigen den glauben vnd den heiligen Geist wieder verlieren.

Von der Tauffe.
Von dem Abentmal des Herren, was man da vnd warzu man dasselbige
entpfahen sol.

Von Mißbrauch des Abentmals des Herrn zu der Papistischen Opffermes vor die lebendige vnd die todten etc.

Von der Busse vnd bekerung zu Gott.

Von der Absolution.


Von der Christlichen Kirchen.

Vom gesetz vnd Euangelio vnd derselben vnderscheidt.

Vom Ehestandt vnd weltlicher oberkeit etc.

Das ich von diesen vnd dergleichen Artickeln der Christlichen lehre, so einem jeglichen Christen von noͤten zu wissen, nach meinem geringen mas vnd
vermoͤgen die zeit, so ich bey euch gewesen, trewlichen geleret vnd daneben allezeit die Papistische jrthumb vnd verfuͤrung euch angezeiget vnnd wiederweder. Die Sprachform entspricht mittel- und norddeutschem Sprachgebrauch. Vgl. , 2834. die Adiaphoristerey odernoch. Vgl. , 1149. den D 4r Chorrock vertediget habe, werdet jr euch wol zu erinnern wissen, dann wir von noͤtigern sachen den vom Chorrock vnd CasselnCasula, Kasel: ein Messgewand. zu predigen haben.


Vnd ob ich schon von etlichen solchen mitteln dingen, so zu eusserlicher zucht, erinnerung, wolstand vnnd guter ordnung der Christlichen Kirchen dienen, aber nicht Gottesdienst noch zur seligkeit noͤtig seind, auch schribe, lerete oder geleret hette, wie etliche gelerte vnd hohe leut zuuor gethan, wuͤste ich dennoch, das ich daran recht thete vnnd von niemants darumb billich
kuͤnte vnd solte gestrafft werden, es were dan . vnd seinesgleichen, welche alles durch luͤgen, Calumnien vnnd Diabolische auslegung vnd verkerung auffs bitterst vnd gifftigest nach eingebung jres Vatersdes Teufels. Vgl. Joh 8,44. kuͤnnen deuten vnd auslegen.

Denn diese rotte hat zu dieser zeit das priuilegium, das sie alles moͤgen dich
ten, liegen, felschelich vorkeren, schreien, schreiben, was jnen nur treumet vnd in sinn koͤmmet, jederman schenden vnd lestern, das ist alles recht vnd das heilig Euangelium, es sol aber – mit Gottes genade – nicht lang weren, denn wie das sprichwort lautet: Warheit bestehet, Luͤgen vergehet.Vgl. , 254. Also spricht auch Prouerb. 12 Salomo: Warhafftiger mund bestehet ewiglich.
Aber falsche zungen bestehen nicht lang.
Prov 12,19.

Zum dritten, das ich von listigen leuten darumb alhieher gefordert, das ich das volck zu D 4v den zukuͤnfftigen verenderungen des Concilij zubereiten solt, ist E. E. W.Ewern Erbaren Weisen / Ewer Erbaren Weisheit. gnugsam bewust, das ich von den Wolgebornen vnd Edlen Herren, den Grauen vnnd Herren zu Manßfelt, jetzt Regirenden meinen
genedigen Herren, vnd durch niemandts anders herberuffen vnd zum Pfarherren vnd Superattendenten bestettiget. Da nu durch solche lesterschrifft – wie er dann niemandts, wes standes oder wirdenswelcher Würde. er sey, zu verschonen pfleget – meine genedige Herren, die Grauen vnd Herren zu Manßfelt, meynet,angreift, treffen will, auf sie abzielt. Vgl. , 1927. werdet jhr sampt mir vnd allen jren vnderthanen ja war
hafftig zeugknis geben, das jhren Gnaden gros gewalt vnd vnrecht von geschicht, dieweil vns allen wissentlich, mit was trewen jre genaden die ware reine lehre des heiligen Euangelij meinen,sich ihrer annehmen, dafür sorgen. Vgl. , 1930. dieselbige in jrer herschafft gepflantzet, geschuͤtzt vnd gehandhabtaufrechterhalten, geschützt. Vgl. , 395f. vnnd noch dieser zeit mit allem vleis helffen ausbreiten vnd erhalten, vnd das jre genaden was zu Kirchen,
pffarampt, Predigstuͤel, Schulen, Hospital vnd alles, so zu Gottes ehre dienet, durch Gottes genade vleißig fuͤrdern vnd an nichtes erwinden, 1066f. lassen. Es wird aber Gott solche lesterer, do sie sich nicht bekeren, welches ich jnen wuͤnsche, zu seiner zeit wol wissen zu finden. Welchem einigen vnnd ewigen richter wir diese sache beuehlen.


Das ich aber das volck zu den zukuͤnfftigen E 1r verenderungen des Concilij zubereiten solt, wissen E. E. W. vnd G.Ewer Erbare Weise und Geliebte. sich auch zu erinnern, mit was grossem vleis vnd ernst ich fast inn allen meinen predigten euch vor den Papistischen jrthumen verwarnet vnd etliche decreta des Concilij Tridentini – vnd sonderlichen die decreta de iustificatione hominis,Das Dekret des Tridentinums über die Rechtfertigung wurde am 13. Januar 1547 verabschiedet, vgl. . de Poenitentia,Das tridentinische Dekret über die Buße wurde in der 14. Sitzung am 25. November 1551 verabschiedet, vgl. . de
Sacramento AltarisDas Eucharistie­Dekret wurde in der 13. Sitzung des Tridentinums am 11. Oktober 1551 beschlossen, vgl. . vnd andere mehr – offentlichen in meinen predigten angefochten vnd wiederleget, Euch auch dauor zu huͤten vnd bestendigklichen bey rechter Christlicher lehre des Euangelij zu uerharren, treulichen meinem Ampt nach vermanet hab vnd noch teglich vermane.

Das dis alles in der warheit sich also vnd nicht anders verhalte, beruffe ich
mich auff einen Erbaren Rath vnd eine gantze Christliche gemeine dieser Loͤblichen Stadt , welche meine lehre vnd predigte nu dis jar here gehoͤret.

Jch kan durch Gotts genaden mit S. Paulo auch sagen: vnser Rhum ist der, nemlich das zeugnis vnsers gewissens, das wir inn einfeltigkeit vnd
Goͤttlicher lauterkeit, nicht in fleischlicher weißheit, sondern in der genade Gottes auff der welt gewandelt haben, denn wir schreiben euch nichts anders, denn das jr leset vnd auch befindet. Jch hoffe aber, jhr werdet vns auch bis ans ende also befinden, gleich wie jr vns zum theil befunden habt,
II Kor 1,12–14. etc. 2. Chor. 1.


E 1v Jch dancke auch von hertzen dem Vater vnsers Herren Jhesu Christi: Wiewol viel leuthe in dieser herschafft wie auch an andern mehr oͤrten durch des Magdeburgischen scribenten schreien vnd schreiben irre gemacht, das dennoch, do jhr vnsere lehre, welche zuuor vielen verdechtig gewesen, selbst persoͤnlich gehoͤrt vnd nun die warheit erkand, jhr nu mehr nicht auff jhr
schreiben vnnd schreien achtung gebet, dieweil jhr sehet, das es lauter freuel vnd mutwil ist vnnd solch geschrey darzu erweckt, das dardurch vnruhe vnd die leutte irre gemacht vnnd friedliebende lehrer vnd prediger bey dem gemeinen man in verdacht, has vnd feindschafft gebracht vnnd die, so die lehre des heiligen Euangelij noch nicht erkanndt, daruon abgeschreckt vnnd vnsern
widersachern durch solliche Spaltung eine freude vnd frolockung gemacht wurde, das aber noch etliche ann jnen wie das kot am rade hengen, wird nit lange weren, sondern werden mit der zeit auch abfallen, wie bereit an vielen zu sehen.

Es ist zwar zu dieser zeit viel elends vnd iammers in deutschen lande, dar
durch die leuthe zu ruhe, friede vnnd einigkeit, beide in dem geistlichen vnd weltlichen regiment, billich solten beweget werden, damit sie jnen nicht mehr vnd schwerer last durch fuͤrwitz, spaltung vnnd vneinigkeit selbs auff den hals lueden. E 2r SondernObgleich. Vgl. , 220b. aber solten die pfarhern vnnd prediger das volck mit hoͤchstem vleis zu fride vnnd einigkeit vermanen vnnd anhalten; so
sehen wir, das jrer viel sind, welche vnter jnen selbst spaltung vnnd vnnoͤtig gezenck erregen vnnd darzu auch den gemeinen man bewegen, welcher nu inn den sin geraten, das er weder nach Gottis wordt vnd die prediger, noch auch nach der oͤbrigkeyt nicht viel mehr fraget.

Diese ergernisse erschrecket zu vnsern zeiten viel von der lehre des heiligen
Euangelij ab, das sie derselbigen feind werden, welches den nicht sein,ergänze soll. sondern zu wissen, das man ein vnterscheide zwischen der lehre vnd den personen machen sol.

Das ist gewis, das die lehre der heiligen Propheten vnnd Aposteln Gottes lehre vnnd wordt ist, wiewol wir nun an den Propheten vnd Aposteln auch
viel schwacheit vnnd gebrechen sehen, jedoch soͤllen wir jre lehre darumb nit vorwerffen.

Den wie schreibet: Soli Dei filio seruabatur, ut sine delicto permaneretVgl. . – Denn vorteil hat allein der son Gottes, das er one suͤnde blieben ist, vnnd wir alle – es sind Propheten oder Aposteln – haben
diesen schatz in irdischen gefessen, auff das die vberschwengliche krafft sey Gottes Vnnd nicht vonn vnns,
II Kor 4,7. wie 2. Cor. 4 geschriben stehet.

Derwegen ob wol leider zu vnser zeit, wie auch zur zeit S. Pauli zu Corint vnd bey den Philippern E 2v vnter den lehrern gezencke, has, neid, ehrgeizigkeit, zorn, rachgirigkeit vnd dergleichen suͤnde inn den predigern ver
merckt wird, jedoch sol man von wegen der personen gebrechligkeit nit der Reinen Goͤttlichen lehre feind werden vnnd dieselbige verachten, wiewol nichts schoͤners ist, denn wenn die lehrer jre lehre durch jr selbst exempel zieren vnd schmuͤcken vnd dem gantzen hauffen als schoͤne liechter vorleuchten.Vgl. Dan 12,3. Dis ist mehr zu wuͤnschen, denn in allen zu hoffen, dieweil kein
mensch auff erden ist, wie Jhesus Syrach spricht, der gutes thue vnd nicht suͤndige.Koh 7,20 [!]. Vermutlich liegt eine Verwechslung zwischen Ecclesiastes (Prediger Salomo, Kohelet) und Ecclesiasticus (Jesus Sirach) vor. Das ander leben wirdt ein leben ohn suͤnd vnd in volkommener Gerechtigkeit sein, welche inn diesem leben allein angefangen wird vnnd eine solche gerechtigkeit ist, dabey man teglich beten mus: Vorgib vns vnsere schulde.Mt 6,12.


Was nu vernuͤnfftige vnd Gottfuͤrchtige lehrer der Christlichen gemein seind, welche zu friede vnd einigkeit geneigt, die werden sich die vielfaltige vnd herliche vermanung zu erhaltung der eintrechtigkeit leichtlich bewegen lassen, welche allenthalben in der Propheten vnd Aposteln schrifften stehen vnnd offtmals wiederholet werden.Vgl. I Kor 12f; Eph 4,2f; Kol 3,12–15. Was aber von natur zenckisch ist, bey
denen hilft kein vermanen, den kan niemandt genug thun, man sage, singe, schreibe vnd thue, was man wolle.

Es ist ja war, wie schreibet: Non tam si-E 3rnistrae opus est dextra, quam Ecclesiae concordia docentium. Vgl. . Das ist: Die lincke hand darff nicht so sehr der rechten, als der kirchen die einigkeit der lehrer von
noͤten ist.

Denn gleich wie der Balsam ist, der vom heubt Aaron herabfleust in seinen gantzen Bart, der herab fleust in sein kleid,Vgl. Ps 133,2. also auch der heilige Geist erstlich auff das heubt der kirchen, vnsern Herren Christum, ausgossen vnd von deme in die andere glidmas des Christlichen leibes, vnd sonderlichen in
die lehrer trieffend vnnd fliessend, erquicket, heiliget vnd erhelt das leben der gemeine Gottes durch die einigkeit vnd das band des friedes.Vgl. Eph 4,3. Bey solcher gemeine, welche den heiligen Geist vnd die Einigkeit behelt, ist Gott, segnet vnd schuͤtzet sie vnd verleyhet gnade, das sie in glauben, hoffnung, liebe, Forcht gegen jme, in gedult vnd allen thugenden wechset vnd zunimpt, vnnd
solche gemeine wil er mit aller wolfart vnnd mit der Kron des ewigen lebens zieren vnd schmuͤcken, wie der 133. Psalm am ende mit diesen troͤstlichen worten spricht: Denn doselbst verheisset der Herr segen vnd leben imer vnd Ewiglich.Ps 133,3.

Da aber die lehrer der kirchen vnter jnen selbst vneinig vnd vndereinander
sich durch zanck, zorn, lesterwort, luͤgen, ehrgeitzigkeit vnd rachgirigkeit beissen vnd fressen, einer das theil, der ander das ander theil des volcks an sich zeucht vnd ein jeglicher nicht Gottes, sondern sein eigen ehre E 3v vnd nuͤtze suchet, do kan nichts liebliches noch freundliches sein, da wird der lauff vnd die frucht des Goͤttlichen wordts vnd rechte anruffung Gottes
verhindert, der heilige Geist inn vieler gleubigen hertzen betruͤbet, volgen darnach allerley rotten vnd secten, bis endtlichen auffruhr, krieg, blutuergiessen vnd verwuͤstung dardurch auch erreget werden.

Denn solche gemeine wirdt nicht durch den heiligen Geist, sundern durch jre eigne affect, lust vnd begierde vnd durch den geregiret, welcher solcher sa
chen von anbegin ein vorursacher gewesen ist. Darumb ist auch daselbst nicht des Herren segen, sundern lauter verfluchung vnnd verderben.

Derhalben, wie oben vermeldet, ist der Christlichen gemein nichts nuͤtzlichers noch hoͤcher von noͤten, denn das eintrechtigkeit der lehrer erhalten werde, darauff denn Fuͤrsten Konjiziert aus: vnderr Hen.vnd Herren vnd alle oberkeit mit hohem vleis
achtung geben, vnd do jrgent vneinigkeit vnter jnen vermarckt, sich befleissigen sollen, auff das solche zu uerhuͤtung vieler beschwerung vnd vnrichtigkeit in beiden regimenten, Geistlich vnd Weltlich, billicher vnd Gottseliger weise moͤge verglichen werden.

Es ist auch zu dieser zeit ein sehr ergerlicher vnd schedlicher gebrauch, darzu
dann die oberkeit stilschweiget vnd durch die finger E 4r sihet,darüber hinwegsieht. das eines theils lehrer der kirchen von vnnoͤtigen sachen, deren sie kein gruͤntlichen bericht oder auch wenig verstand haben, aus lauter Ehrgeitzigkeit,Im Original Ehr|geitzigkeit, ohne Bindestrich am Zeilenende. zorn, has oder neid zanck erregen vnnd alle diejenige, so es nicht mit jnen halten, keines standes verschonend, offentlichen im druck schenden vnd lestern.


Denn alhie wird die regel des Herren Christi nicht gehalten, welche er Matthei 18 gibt: Suͤndiget dein bruder an dir, so gehe hin vnd straffe in zwischen dir vnd jme ALLEJN.Mt 18,15. Sundern hiewider werden alle Affecten, one alle vorgehende freuntliche vnd bruͤderliche vermanunge, auffs feindsehligest vnd bitterst offentlichen im druck mit grossen Ergernissen vieler frommer
Gotfuͤrchtiger leuth ausgeschuͤttet; ob nu solches von Gottes Geist geschehe, ist leichtlich zu richten. Denn so der Herre diese regel mit denen wil gehalten haben, so wieder vns suͤndigen, wieuiel mehr wil er die leuth, so vns nichts boͤses oder auch alles guts gethan, vngeschendet vnd vngelestert haben?

Wolt Gott, das alle lehrer der Christlichen gemeine diese vermanung S. Pauli
vleissig betrachteten vnd deren volgeten, da er an die Philip., 2. ca., also schreibet: E 4v Thut nichts durch zanck oder eitel ehre, sondern durch demut achtet euch vntereinander, einer den andern hoͤcher denn sich selbst, vnd ein jeglicher sehe nicht auff das seine, sondern auff das des andern ist. Ein jeglicher sey gesinnet, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wol in
Goͤttlicher gestalt war, hielt ers nit fuͤr ein Raub, Gott gleich sein, sundern eussert sich selbst vnd nam knechts gestalt an.
Phil 2,3–7.

spricht alhie in der auslegunge vber diesen spruch S. Pauli, das die κενοδοξία, die Ehreseuch, ein mutter des zancks sey, denn eitel Ehre gebieret zanck.Vgl. . Augustinus uero uocat matrem omnium haeresium.Vgl. : Sicut enim est mater omnium haereticorum superbia, ausi sunt dicere quod natura Dei sit anima. Wie
wir sehen, das die ehrgeitzigen gemeinigklichen vnnoͤtige vnd schedliche gezencke erregen, darinnen sie jre kunst vnd geschickligkeit beweisen vnd in ein ansehen bey dem gemeine man komen moͤgen, wie an Samosateno,Der antiochenische Bis chof galt als Häretiker. war Presbyter in . Seine subordinatianische Christologie wurde vom Konzil zu Nicäa 325 verurteilt. vnd F 1r viel andern zu allen, ja auch diesen vnsern zeiten, zu sehen.


Von den Ehrgeitzigen schreibet in Commentario ad Gala. cap. 6 also: κενόδοξοι coniungunt haec tria uitia: Primum uanae gloriae cupidißimi sunt. Deinde mire ingeniosi sunt ad calumniandum aliorum bene dicta et facta, ut hac uia populi adplausum acquirant. Tertio cum illustres facti sunt apud uulgum, alieno tamen labore et periculo, tam fortes et animosi fiunt, ut
nihil non audeant. Sunt igitur homines pestiferi et omni maledictione digni, quos odi cane peius et angue. Nam quae sua sunt quaerunt, non quae Christi Iesu etc. .

So seind auch etliche andere, wie sie S. Paulus nennet,Vgl. I Tim 6,4. auffgeblasne, stoͤrrige vnd halstarrige leut, welche gedencken, das sie allein klug vnd gelehret
seind, vnd alle andere verachten vnnd nicht im geringsten auch ein haerbreit weichen wollen, auff das sie jre ehre, ExistimationAnsehen, Ruf. vnnd Authoritet erhalten.

Solche koͤpff straffet S. Paulus mit diesen worten, das er spricht: Thut nichts durch zanck oder eitele ehr, Phil 2,3. vnnd lehret vnns, das wir hone, spot vnd
lesterung von wegen der Christlichen kirchen vnnd auch des weltlichen Regiments friede vnd ruhe offtmals mit stilschweigen vnd gedult vberwinden vnd nicht durch rachgirigkeit vnd wiederlesterung vnnd scheltwort groͤssere has vnnd vnruhe erregen vnnd vns vor den ehrgeitzigen vnd zenckischen leuten absondern F 1v soͤllen, wie Prouerbiorum 20. geschriben stehet: Es ist
dem man ein ehre, vom hader bleiben, aber die gerne hadern, sind alzumal narren.
Prov 20,3.

Nach dem aber S. Paulus vns die hoffart vnd ehrgeitzigkeit zu uormeiden gelehrt, vormanet ehr vns in volgenden worten zu der demut, do ehr also spricht: Durch demuth achtet euch vntereinander einer den andern hoͤer
denn sich selbs, vnd ein ieglicher sehe nit auff das sein, sondern auff das desKonjiziert nach Luther 1545 aus: es. andern ist.
Phil 2,3f.

Demuͤtig aber sein heisset Gott fuͤrchten, seine eigene schwacheit vnnd gebrechligkeit erkennen, niemands verachten, soͤndern andere leut denn sich selbs hoͤer achten,andere Leute höher achten als sich selbst. nichts anfahen, das wieder sein beruff sey, vnnd desselbigen mit Gottes furcht vnnd anruffung vleissig warten, im leiden vnnd creutz geduͤldig sein, sich nicht auff seine weisheit, kunst, stercke oder macht verlassen, auch das wissen vnnd vorstehn, obschon wir weise, gelehrt, starck oder mechtig sein, das dennoch der teuffel viel weiser, gelerter, stercker vnnd mechtiger sey, denn wir sein koͤnnen, welcher, wo Got nicht vnser schutzherr
ist, vns leichtlich sturtzen kan, das wir dahin daumeln.

Darumb bleiben die demuͤtigen in jrem beruff vnnd vnterstehen sich nichts hoͤers oder weiters, den jnen bevohlen ist, vnd dieweil sie alles in Got-F 2r tes furcht vnnd anruffung thun vnnd handeln, so ist auch Gott bei jnen, gibt gluͤck vnnd heil zu jhren hendeln. Denn soͤlche leuth nicht auff jhre, sondern
auff Gottes ehre vnnd anderer leut nutz, frommen vnnd seligkeit sehen vnnd dahin alle jre sinne vnnd hendel richten.

Derhalben spricht S. Paulus: Ein iglicher sey gesinnet, wie Jhesus Christus auch war, welcher, ob er wol in Goͤttlicher gestalt war, hilt ers nit fuͤr einen raub Gott gleich sein, sondern eussert sich selbst vnd nam knechtsgestalt
an
Phil 2,5–7.
etc.

Da stellet S. Paulus allen Bischoffen, pfarhern vnnd predigern, ia allen Christen, das hoͤchste exempel der demut fuͤr, welches in himmel vnd auff erden ist, nemlich des Sons Gottes, welcher, ob er wol von dem Vater Ewiger almechtiger Gott geboren, schoͤpffer himmels vnd der erden vnnd herre aller
herren ist, vor welchem alle knie, die im himmel vnnd auff erden sind, sich beigen muͤssen, jedoch ist er von wegen soͤlcher grossen herligkeit nicht stoltz noch hoffertig, suͤchet nicht das seine, verachtet nicht das arme, elende menschliche geschlecht, sein geschoͤpf, so inn die suͤnde, in zorn Gotts vnd in tod gefallen, sundern nimpt sich desselbigen elend vnd jammers an, fellet
Got dem Vater zu fuͤssen vnd vorbittetbittet für. dasselbig, macht sich selbstNur in der Kustode auf Bl. F 2r, nicht im Text auf Blatt F 2v. F 2v schuͤldig vor das menschliche geschlecht, koͤmmet von himel herab vnd eussert sich seiner Goͤttlichen herligkeit vnd Maiestat, nimpt knechtsgestalt an, auff das er vns, die wir knechte der suͤnde vnd des teuffels waren, zu kinder vnnd erben Gottes vnd seine miterbe mache, vnnd wird in der straffe der
suͤnde, so er an vnser stad auff sich genommen, Gott dem Vater gehorsam bis zum tode, ja zum Tode am creutz.Vgl. Phil 2,8.

Diese hoͤchste demut vnd liebe des sons Gottes gegen vns arme, elende menschen stellet vns Pfarherren vnd lehrern der Christlichen kirchen S. Paulus vor die augen, dieselbige zu betrachten vnd vns dardurch Schamroth zu
machen.

Denn dieweil wir an dem lieben son Gottes solche grosse demut vnd liebe gegen vns sehen (wie er denn vns alle vermanet, das wir dieselbige von jme sollen lernen, do er Matth. 11 spricht: lernet von mir, denn ich bin sanfftmuͤtig vnd von hertzen demuͤtig, so werdet jhr ruge finden fuͤr ewer seeleMt 11,29.
etc.)Klammer ergänzt. Was fahen denn wir arme madenseckeDie Bezeichnung Madensack für den Menschen, insbesondere den menschlichen Körper in seiner Vergänglichkeit, gebraucht häufig, vgl. die einschlägigen Artikel in und . an?

Warumb machen wir vns selbst vnd andern leuten beide, in der kirchen vnnd weltlicher Regierung, so grosse vnruge vnd zerruͤttuͤng? Warumb fechten vnd kempffen wir vntereinander mit vieler leuth ergernis durch so viel lesterschrifft von wegen der eiteln vnd zeitlichen ehre? Welcher, do F 3r wir
nicht warhafftige busse thun werden, ewige schande, schade vnnd straff gewislich eruolgenfolgen (als Konsequenz). Vgl. , 803. wirdt.

Hie ruͤmen sich etliche, das sie die seulen der Christlichen kirchen seind,Vgl. Gal 2,9. welche die reine lehre des Euangelij allein erstritten vnd erhalten, schenden vnd lestern derwegen alle andere, so jhrem schwarm kein beyfal geben.


Durt hinden in stehet einer; vgl. unten Anm. 224 und 233; . auff, der sich ruͤmet, das er allein den rechten verstand von heiliger Christlicher lehre habe, helt vnd acht andere leuth vor lauter gense, enten vnd Bachanten;unwissende Studienanfänger. do wird eine trennung hie, dort an einem andern orth eine andere. Was wil hieraus zuletzt werden? Wie wollen wir an jenem tageam Jüngsten Tage, im Jüngsten Gericht. vnserm ErtzhirtenJesus Christus; vgl. I Petr 5,4. von vnserm ampt rechnung
thun? Wenn er sagen wird: Habt jhr nicht gehoͤrt, was ich euch beuohlen hab, do ich zu euch also sagte: Lernet von mir, denn ich bin senfftmuͤtig vnd von hertzen demuͤtig? Habt jr nicht meine demut gesehen, welcher, wiewol ich Gott vnd Herr aller Herren bin, nochdennoch. Vgl. , 871. bin ich ewer aller knecht vnd diener worden, vor euch gefangen, vorspeiet, gesteupet,öffentlich ausgepeitscht. Vgl. , 1203. gegeisschelt,gegeißelt. Vgl. , 2621.
gekroͤnet vnd gecreutziget?

Wenn wir solche demut vnd liebe des sons Gottes gegen vns recht bedechten, solten vns die hare auff dem heubt entborestehenemporstehen. Vgl. , 501. vnd wier vns selbst anspeien. F 3v Denn was sind wir creaturen gegen solcher hohen Goͤttlichen vnnd almechtigen Maiestat, welcher Schoͤpffer himels vnd der erden vnnd
vnser aller ist?

Wen nu dis hohe exempel der demut nicht beweget, der mus herter sein denn die felse zu , welche vor solcher demut des sons Gottes also erschrocken, das sie zerrissen vnd die gantze erde davor bebete.Vgl. Mt 27,52.

Derwegen dancken wir dir, o almechtiger, ewiger, warhafftiger Gott, ewiger
Vater vnsers Herren Jhesu Christi, das du aus vnaussprechlichem rath durch die demut, gehorsam vnnd den todt deines geliebten Sons, vnsers Herren Jhesu Christi, vns wiederumb versoͤnet vnd vnser lieber Vater worden bist vnd vns vnsere suͤnde nicht zurechnest vnd vnder vns das wort der versoͤnung auffgerichtet hast,Vgl. II Kor 5,19. durch welches du die gleubigen zu deinem erbe des
ewigen lebens beruffest vnd samlest.

Dieweil auch der boͤse feind durch ehrgeitzigkeit, zorn, lesterung, neid, has, zanck, rachgirigkeit, luͤgen vnd viel andere suͤnde deine Christeliche gemeine, auch offtmals deine diener, die lehrer deines heiligen worts, selbst anficht vnnd du nicht lust hast, an des suͤnders tode, sundern das er sich bekere vnnd
lebe,Vgl. Ez 33,11. bitten wir dich, du F 4r wollest solche schwacheit vnd suͤnde vmb Jhesu Christi, deines lieben Sons, willen vns allen genediglichen vergeben vnd vns durch den heiligen Geist Heiligen, fuͤren vnd regieren, das wir dich ewigen, warhafftigen Gott, deinen willen vnd vnsere suͤnde recht erkennen, warhafftige busse thun vnd dier im glauben, inn der hoffnung, liebe, in
rechter anruffung, in bestendigem bekentnis, in gedult, in der liebe gegen dem nehisten vnd in Summa inn rechtschaffnen fruͤchten der busse vnd allerley guten wercken dienen, dich loben, ehren vnd preisen vnd allen Boͤsen affecten, neigung vnd begirden durch deine huͤlffe wiederstreben moͤgen.

Wollest auch genediglichen bey solchem deinem erkentnis vns alle erhalten,
schuͤtzen vnnd handhaben, allen rotten vnd secten, vnd sonderlichen dem Mahomet vnd dem Babstum vnd allen ergernissen, auch den zerstoͤrern zeitliches friedes steuren vnd wehren, auff das reinigkeit vnd einigkeit deiner heiligen lehre vnd Gottseliger wandel sampt zeitlichem friede vnter vns erhalten werde vnd aus vns allen werckzeug deiner genade vnd barmhertzig
keit, welche dir, deiner Christlichen gemein vnd zu weltlicher regirung, zu ruhe vnnd friede dienen vnd nuͤtzlich sein moͤgen, vnnd nicht aus vns gevehsse vnd werckzeug deines Zorns vnnd der verdamnis machen,Vgl. Röm 9,22. durch F 4v welche beide deine Christenheit vnd die weltliche regierung verunruiget vnd zerstoͤret werde.


Solches wollest du vns nach der verheissunge deines geliebten Sons, vnsers Herren Jhesu Christi, Warlich, Warlich ich sage euch: so jhr den Vater etwas bitten werdet in meinem namen, so wird ers euch gebenJoh 16,23. vns alles genediglichen verleihen vnd die wol verdienten straffen der erschrecklichen kranckheit der pestilentz vnd des Tuͤrcken vnd andere vielfaltige kriege,
mord, brand, verwuͤstung vnd verderbung, domit wier jetziger zeit von wegen vnsere suͤnde heimgesucht vnd gezuͤchtiget werden, vmb vnsers mitlers willen von vns abwenden oder je solche schwere vnd scharffe rutten lindern vnd vns nach deinem willen reine lufft, leibs gesundheit, christliche vnd friedliche regierung wiederumb verleihen. Auff das wir dir Ewigen warhaff
tigem Gott sampt deinem son, vnserm Herrn Jhesu Christo, vnd dem heiligen Geist von hertzen dancken, dich in ewigkeit loben, ehren vnd preisen moͤgen. Amen.

Zum letzten bitte ich alle Christliche hertzen, das sie doch betrachten wollen, was das nur vor eine Torheit, das ein mensch darff sagen, das denen, so durch
den glauben nu kinder Gottes worden seint, gute werck zur sehligkeit nicht noͤtig sein sollen? Denn, Lieber, sage mir: Was ist das ewige leben? G 1r Jst es nicht, _Joan. 17.
das man den ewigen, warhafftigen Gott vnd Jhesum Christum, den er gesandt hat, erkenne?Vgl. Joh 17,3. Welches erkennen nicht ein todter buchstaben, sundern leben vnd geist ist, welchem das volget, das der mensch
in solcher widergeburt anfehet, wiederumb zum bilde Gottes vernewert werden? Was ist aber Gottes bilde? Seindt es nicht die zehen gebot sampt allen jren guten wercken, welche Gott darinnen geboten? Welche, so der mensche inn dieser verderbten natur volkuͤmenlichvollkommen. halten kuͤndte, so were er auch volkuͤmenlich sehlig vnd Gottis bilde, zu welchem er erstlichen geschaffen
gewesen,Vgl. Gen 1,27. vnd were also kein suͤnde noch tod da. Nu heist es aber spe salui facti sumus, spe, _Rom. 8.
sed nondum in re
– Wir seind in der hoffnung selig worden, noch nit volkommenlich.
Vgl. Röm 8,24.

Denn das ein mensch die seligkeit vnd das ewige leben habe, gehoͤren diese stuͤcke zu: Erstlich Buß vnd bekerung zu Gott, das ist erkentnis der suͤnden.
Zum andern der glaube, welcher die vergebung der suͤnde vnnd den heiligen Geist entpfahe. Zum dritten, das durch solchen heyligen Geist der mensch wieder zum bilde Gottes vernewert vnd wieder das anfange zu werden, das er vor dem fal gewesen ist; was er aber vor dem fal gewesen sey, das zeigen die zehen gebot Gotts an sampt allen den guten wercken, so darinnen begriffen
seind. Wer nu also ist vnnd die gute werck, so in den zehen geboten erfordert werden, G 1v volkomenlichen hat, der ist auch volkomenlich gerecht vnd selig, do ist kein suͤnde vnnd tod, wie wir an den heiligen Engeln sehen, das sie Gott, jren Herren vnd Schoͤpffer von gantzem hertzen, von gantzer sehle vnnd von gantzem gemuͤte vnd vns, jre nehiste vnd miterben des ewigen
lebens, als sich selbst lieben,Vgl. Mt 22,37–40. dieweil sie vnsere dinstbare_Hebre. 1.
geister sind.Vgl. Hebr 1,14.

Dieweil aber die verderbung der natur inn allen heyligen vnd kindern Gottes in diesem leben, nachnoch. Vgl. , 868f. bis in die gruben bleibet, so ist vnsere gerechtigkeit vnd seligkeit allein Iusticia et uita aeterna inchoata – Ein anfang der Gerechtigkeit vnd des ewigen lebens, _Philip. 3.
vnd wird vns doch solcher anfang der
gerechtigkeit vnd des ewigen lebens von wegen des Herrn Christi also zugerechnet, als weren wir volkomenlich Gerecht vnd selig.Vgl. Phil 3,7–14. Denn inn Christo, nicht in vns, seind wir volkommen 1. Colossen. 2.Vgl. Kol 2,9f; 1,28. Jtem 1. Johan. 3: Meine lieben, wir seind nu Gottes kinder, vnd ist noch nicht erschienen, was wir sein werdenI Joh 3,2. etc.


Nach deme denn die gute werck der zehen gebot Gottes in den gleubigen vnd kindern Gottes die fruͤchte der vernewerung vnd der wiedergeburt seind, wie Ephe. 4 vnd Coloss. 3 geschrieben stehet,Vgl. Eph 4,22–32; 5,9; Kol 3,9f. vnd solch new leben, so der heilige Geist in den gleubigen wircket vnd anfehet, ein stuͤck vnnd anfang des ewigen lebens ist (denn das heist selig sein vnd das ewige leben haben,
das einer das habe, G 2r das die zehen gebot erfordern, wie an den heiligen Engeln zu sehen vnd der 15. Psalm bezeuget), wie solten denn die gute werck den gleubigen zur seligkeit nicht noͤtig sein, so sie selbst ein theil vnnd der anfang des ewigen lebens vnnd, wie S. Paulus Philip. 1 spricht,Vgl. Phil 1,11. die fruͤchte der gerechtigkeit vnd ein anzeigen der sehligkeit seind? Was kan doch
hiewider mit warheit gesagt werden?

Also schreibet auch in der Alten postil am 18. suntag nach Trinitatis vber das Euangelium Matth. 22: Darumb hat nu Gott die eine lehre gegeben, die do offenbaret, was der mensche sey, was er gewest ist vnd was er wieder werden sol, das ist die lehre des gesetzes, so Christus hie anzeiget: Du solt
Gott lieben von gantzem hertzen
Mt 22,37. etc. Als solt er sagen: Also bistu gewest, vnnd also soltu noch sein vnd werden, im Paradis hastu den schatz gehabt vnd warest also geschaffen, das du kuͤndtest Gott von gantzem hertzen lieben, das hastu nu verloren. Nu aber mustu wieder also werden, sonst wirstu in Gottes reich nicht kommen. Also spricht er duͤrre vnd klar an an
dern oͤrten: Wiltu zum leben eingehen, so halt die gebot.Mt 19,17. Jtem: Thu das, so wirstu lebenLk 10,28. etc., das mus kurtzumb gehalten sein, vnd das man dauon viel disputiren wolt, als moͤchte man one das (das do heisset Gott lieben von gantzem hertzen vnd den G 2v nehisten als sich selbst) selig werden, da wird nichtes aus; es mus erfullet werden so rein vnd volkomen, als die Engel
im himel erfuͤllen. Darumb ist es vnrecht vnd nicht zu leiden, so man wolt also predigen (wie etliche vor zeiten gethan haben vnnd auch noch etliche tolle Geister thun): Ob du schon nicht die gebot heltest, Gott vnd den nehisten liebest, ja ob du gleich ein Ehebrecher bist, das schadet nicht, so du allein gleubest, so wirstu selig. Nein, lieber man, da wird nichts aus, du wirst
das himelreich nicht besitzen, es mus darzu kommen, das du die gebot haltest vnd in der liebe seiest gegen Gott vnd dem nehisten. Denn do stehets kurtz beschlossen: Wiltu zumIm Original: zun; evtl. Vertauschung am Zeilenende, vgl. Anm. l. leben eingehen, so halte die gebot.Mt 19,17. Jtem zunIm Original: zum; evtl. Vertauschung am Zeilenende, vgl. Anm. k. Galatern am fuͤnfften: Offenbar seind die werck des fleisches, von welchen ich euch zuuor gesagt habe, vnd sage es noch, das, wer solches thut, der wirdt
das reich Gottes nicht ererben
Gal 5,19.21. etc. Vnd Christus wil solche lehre bey den Christen erhalten haben, das sie wissen, was sie gewesen seind, was sie noch schuͤldig seind vnnd was sie wieder werden sollen, das sie nicht in dem schlam bleiben, darin sie jetzt seind, denn wo sie darin blieben, musten sie verloren sein. Also spricht er duͤrre eraus Matthei am fuͤnfften: Jr solt nicht
wehnen, das ich kommen sey, das gesetz auffzuloͤsen,Gegenüber der Vorlage (und dem Bibeltext) fehlt (möglicherweise wegen Homoioteleutons): Jch bin nicht komen auff zuloͤsen. sondern zu erfuͤllen. Ja ich sage euch: warlich, es mus also gelehret vnnd G 3r gehalten werden, das nicht der kleineste buchstabe noch ein titel vom gesetze vergehe, bis das es alles geschehe.
Vgl. Mt 5,17f. Jtem Weiter spricht er Matthei am zwoͤlfften: Jch sage euch, das die menschen muͤssen rechenschafft geben am Juͤngsten gericht
von einem jeglichen vnnuͤtzen wort, das sie geredt haben.
Mt 12,36. Vnd S. Paulus zun Roͤmern am achten: Got hat seinen Son gesant ins fleisch, auff das die gerechtigkeit, vom gesetz erfordert, inn vns erfuͤllet werde.Röm 8,3f. Vnd zun Roͤmern am dritten: Wie? heben wir denn das gesetz auff, so wir lehren, das man durch den glauben vnnd nicht durch die werck gerecht werde? Das sey
ferne. Sondern wir richten das gesetz auff,
Vgl. Röm 3,31. das ist: Eben darumb lehren wir den glauben, domit das gesetz moͤge erfuͤllet werden.
; VD 16 L 5834 [Nürnberg: Hieronymus Andreae], 1544 auch in Sommerpostille). Das seind wort.

Dieweil denn die gleubigen inn diesem leben mussen anfangen, das wider zu werden, das sie vor dem fall im Paradis gewesen, vnd die werck der zehen
gebot Gottes ein teil vnd stuͤcke seind solcher seligkeit, wie solten sie denn darzu nicht von noͤten sein? etc.

Diesen sermon aber habe ich darumb E. E. W. vnd G. zugeschrieben, auff das jr vnd andere inn solcher vnd andern meinen schrifften dester gewisser von meiner lehre richten vnd vrtheilen vnnd dardurch, wie grosser gewalt mir von
meinen wi-G 3vdersachern geschehe, erkennen moͤget, vnnd habe alhie allein rechte, reine Christliche lehre verteidigen vnd nicht jren luͤgen vnd lesterungen antworten wollen; dann offentlicheoffensichtliche. luͤgen keiner antwort bedoͤrffen; widerlestern vnd schenden ich nicht vor Ehrlich vnnd Christlich halte, wie der weise man spricht: Wer zanck liebet, der liebet suͤnde.Prov 17,19.


Also sagt auch mit seer lieblichen worten der weise Poet Philemon:

ἥδιον οὐδὲν οὐδὲ μουσικώτερον

ἔστ’ ἢ δύνασθαι λοιδορούμενον φέρειν?

ὁ λοιδορῶν γάρ, ἂν ὁ λοιδορούμενος

μὴ προσποιῆται, λοιδορεῖται ὁdiese Lesart entspricht der Version von Scaliger, vgl. den Apparat in . λοιδορῶν.Philemon, Fragment 23 (aus Ἐπιδικαζόμενος; vgl. ).


Das ist ein lieblicher vnd weiser man,

Der do scheltwordt geduͤltig tragen kan,
Welcher sich der lesterwort nicht annimpt.
Dem lesterer sein schmach auff sein heupt kompt.

Wiewol ich nu leider nicht weise bin, jdoch wil ich dieser weiser leut verma
nung volgen vnnd mich mit meinen lesterern nicht schelten, sundern sie mit gedult vberwinden vnnd verhoffen, von welchen die lesterwort erstlich ausgangen, das sie entlich auch doselbst wider eingehen werden; wen jhr hertz gut were, so brechte es auch was guttes erfuͤr.

Denn (wie der Herre sagt) wes das hertz vol ist, des gehet der mund vber;
was aber aus dem G 4r munde gehet, das kompt aus dem hertzen vnnd verunreiniget den menschen, aus dem hertzen aber kommen arge gedancken, morde, falsche zeugnis, luͤgen, lesterung etc., Luce. 6, Matthei 12 vnd 15.Lk 6,45; Mt 12,34; 15,18f. Daruber also schreibet: Malus etiam bonas res calumniatur et peßime de eis loquitur, adeo scilicet plenus est Thesauris malitiae, ut nec op
timaim Original: optime. Konjiziert nach . facta et dicta possit ferre, sed deprauet et omnibus detrahat: .detrahat omnibus peßimis modis. Quia qualis ipse est, talia sunt ei omnia etc.
. Deinde non solum ipseipsum: . nihil bonibonum: . profert, sed etiam bona ab alijs dicta et facta inficit et intoxicat, id est, damnat et calumniatur. . Ideo pius Doctor cum docuerit, arguerit, iudicauerit, relinquat furiosos aduersarios, ut mordeant, contendant,
litigent, maledicant, clament, uociferentur, furant, saeuiant, donec consumantur etc.
Bislang nicht nachgewiesen.
Diesem rath wil ich folgen vnd sie schreien vnd schreiben lassen, bis sie muͤde werden.

Dieweil jr denn nu alhie zu die reine lehre des Euangelij von vielen jaren her gehoͤret vnd jetziger zeit durch rotten vnd secten viel new lere vnd
jrthum erreget werden, vermane ich euch wie S. Paul. auch die zu Epheso, das jr nit mehr kinder seiet vnnd euch wegen vnnd wigenhin und her bewegen. Vgl. , 3085f; , 1537f. lasset von allerley wind der lehre durch schalckheit der menschen vnd Teuscherey, domit sie die leut erschleichen vnd verfuͤren,Vgl. Eph 4,14. sundern bey der lere verharret vnd bestendig bleibet,Act 2,42. welche jr von dem ehrwirdigen Herren seliger gedechtnis vnd andern ewern trewen lehrern vnd predigern entpfangen habet, darzu euch denn vber viele andere grosse vrsach auch das bewe-G 4vgen sol, das gedachter , durch welchen Gott aus sunderlichen genaden das liecht der reinen lehre des Euangelij von Jhesu Christo seiner Christenheit jetziger zeit wieder hat angezuͤndet,
alhie in dieser stadt geborn vnd auch nach Gottes willen vnd ordnung alhie in dem Herrn Christo Jhesu entschlaffen vnd nu bey Christo lebet.

Diesen reichen schatz, welchen euch vertrawet vnd alhie bey euch durch sein tod vorsiegelt, wollet euch niemants lassen verruͤcken,wegbewegen, fortschaffen, wegnehmen. Vgl. , 1022f. sunder derselben rein vnd vnuerfelschet zu ewrer seligkeit bis auff die zukuͤnfftWiederkunft zum Jüngsten Gericht. Vgl. , 478.
vnsers Herren Jhesu Christi vleissig in ewerm hertzen durch den heiligen Geist bewaren. Amen.

Geben zu , Anno 1552, 10. Nouembris, das ist am abend S. Martini, auff welchen tag Anno 1483 der Ehrwirdige her sehliger gedechtnis alhie geborn, welches gedechtnis darumb billich zu er
halten, auff das wir Got vor diese grosse wolthat dancken, das er diesen treuen lehrer zu vnser zeit aus sunderlichen genaden erweckt hat, das durch diesen seinen werckzeug des Bapstums jrthum, betrug vnd abgoͤtterey der welt eroͤffnet vnnd reine Goͤttliche lehre wieder gepflantzt vnd aussgebreitet wuͤrde etc.


E. E. W. Williger

. D.

H 1r Ein sermon von S. Pauli vnd aller Gottfuͤrchtigen menschen bekerung zu Gott.

Actorum 9

Saulus aber schnaubete noch mit drewen vnd morden wider die Juͤnger des
Herren. Vnd gieng zum Hohenpriester vnd bat jn vmb briefe gegen Damascon an die schulen, auff das, so er etliche dieses weges fuͤnde, Menner vnd Weiber, er sie gebunden fuͤrete gen . Vnd do er auff dem wege war vnd nahe bey Damascon kam, vmbleuchtet jn ploͤtzlich ein liecht vom himel, vnd fiel auff die erden vnd hoͤret eine stimme, die sprach zu jm: Saul, Saul,
was verfolgestu
H 1v mich? Er aber sprach: Herr, wer bistu? Der Herr sprach: Ich bin JHESVS, den du verfolgest. folgt hier Übersetzung, die in Übereinstimmung mit der griechisch­lateinischen Ausgabe des Neuen Testaments von ( 1516, S. 269) und mit einem Teil der Tradition an der Stelle einen u. a. nach Act 26,14 erweiterten Text bietet.Es wirdt dir schwer werden, wieder den stachel lecken.mit den Füßen aus(zu)schlagen (als Metapher vom Zugvieh, das sich gegen den Treiberstecken zu wehren sucht), auf(zu)begehren. Vgl. , 480f. Vnd er sprach mit zittern vnd zagen: Herr, was wiltu, das ich thun sol? Der Herr sprach zu jm: Stehe auff vnd gehe inn die stadt, da wird man dir sagen, was du thun solt.


Die menner aber, die sein geferten waren, stunden vnd waren erstarret, denn sie hoͤreten seine stimme vnd sahen niemand. Saulus aber richt sich auff von der erden, vnd als er seine augen auff that, sahe er niemandts; sie namen jn aber bey der hand vnd fuͤreten jn gen Damascon, vnd war drey tage nicht sehend vnd aß nit vnd tranck nit.


Es war aber ein Juͤnger zu Damasco mit namen Ananias, zu dem spra-H 2rche der Herr im gesichte: Anania!, vnd er sprach: Hie bin ich, Herr. Der Herr sprach zu jm: Stehe auff vnd gehe hin in die gassen, die do heisset die richtige vnd frage in dem hause Juda nach Saulo mit namen von Tarsen. Denn sihe, er betet vnd hat gesehen im gesichte einen man mit namen Ananias zu jm
hineinkomen vnd die hand auff jhn legen, das er wieder sehend werde. Ananias aber antwortet: Herr, ich habe von vilen gehoͤrt von disem manne, wie viel vbels er deinen heiligen gethan hat zu , vnd er hat alhie macht von den hohenpriestern, zu binden alle, die deinen namen anruffen. Der HERRE sprach zu jhm: Gehe hin, denn dieser ist mir ein ausserwelt ruͤstzeug, das
er meinen namen
H 2vche trage fuͤr den Heyden vnnd fuͤr den Koͤnigen vnnd fuͤr den kindern von Jsrael. Jch wil jm zeigen, wie viel Im Original: er=|leiden.er leiden mus vmb meines namen willen. Vnd Ananias ging hin vnd kam in das haus vnd leget die hende auff jn vnnd sprach: Lieber bruder Saul! Der Herre hat mich gesant, der dir erschinen ist auff dem wege, da du herkamest, das du wieder sehend vnd mit dem heiligen Geist erfuͤllet werdest. Vnd alsobald fiel es von seinen augen wie schuppen, vnd ward wieder sehend vnd stund auff, lies sich teuffen vnnd name speise zu sich vnd stercket sich. Saulus aber war etliche tage bey den Juͤngern zu Damasco, vnnd alsbald prediget er Christum in den schulen, das derselbige Gottis son sey. Sie H 3r entsatzten sich aber alle,
die es hoͤreten, vnd sprachen: Jst das nicht, der zu verstoͤret alle, die diesen namen anruffen, vnd darumb herkommen, das er sie gebunden fuͤre zu den Hohenpriestern? Paulus aber ward je mehr krefftiger vnd treib die Juͤden ein, die zu Damasco woneten, vnd bewerets, das dieser ist der Christus.Act 9,1–22.

Summa vnd der nutz dieser Historien.


Was die summa vnd der nutz sey, welchen man aus dieser Historien S. Pauli nemen sol, zeiget S. Paulus 1. Timot. 1 selbst an, do er also spricht:

Jch dancke vnserm Herren Christo Jhesu, der mich starck gemacht vnnd trew geachtet hat vnnd gesetzt in das ampt, der ich zuvor war ein lesterer H 3v vnd ein verfolger vnd ein schmeher. Aber mir ist Barmhertzigkeit wieder
faren, denn ich habs vnwissent gethan im vnglauben, es ist aber desto reicher gewesen die genade vnsers Herren sampt dem glauben vnd der liebe, die in Christo Jesu ist. Denn das ist je gewißlich war vnd ein theur werdes wort, das Christus Jhesus kommen ist in die welt, die suͤnder selig zu machen, vnter welchen ich der fuͤrnemest bin. Aber darumb ist mir barmhertzigkeit
wiederfaren, auff das an mir fuͤrnemlich Jhesus Christus erzeigete alle gedult, zum exempel denen, die an jn gleuben solten zum ewigen leben, etc.I Tim 1,12–17.

Alhie spricht S. Paulus, das jhme von Gott darumb barmhertzigkeit widerfaren, das er allen H 4r menschen auff erden zu allen zeiten zum exempel wuͤrde fuͤrgestellet, daran yderman sehe vnd erkennete die vnaussprechliche
gedult vnnd guͤte Gottes, das obwol Paulus ein grosser lesterer vnd verfolger des herren Christi vnd aller der seinen auff das aller hefftigest gewesen, also auch, das er hin vnnd her inn die heuser zog vnd die gemeine zerstoͤret vnnd man vnnd weyber erfuͤrzog vnd sie ins gefengnis vberanthwortet, auch deren kleyder huͤtet, welche den heiligen Steffanum steinigten vnd einen wolgefal
len an seinem tode hatte.Vgl. Act 7,58; 8,1; 22,19f. Dennoch, do er der himlischen erscheinung nicht vngleubig vnnd Christo, so jne zur Busse vnnd bekerung ruffete, gehorsam ist, seine suͤnde bekennet vnnd an denen, welchen er zuuor verfolget vnd gelestert, anfehet zu glauben, widerfehret jm barmhertzigkeit vnd wird von Gott zu genaden angenommen.


Dis aber geschihet nicht allein S. Paulo zu gut vnnd allen von seinetwegen, sondern allen menschen zu trost, das niemands an Goͤtlicher guͤte, gnade vnd barmhertzigkeit zweifeln sol, wie gros auch vnnd manchfeltig die sunde sey. Denn wie S. Paulus in itz erzelten worten spricht, obwol seine vnnd vnserer aller suͤnde sehr gros vnd dieselbige vielfeltig sind, jedoch ist die genade
vnsers hern dester reicher, vnd wie er Rom. 5 sagt: Wo die suͤnde mechtig worden ist, do ist doch die gnade viel mechtiger worden.Röm 5,20.

H 4v Jst nu die suͤnde gros vnd manichfeltig, so ist die genade gewislich taussentmal groͤsser, vnd sol von denen, die do jre suͤnde erkennen, busse thun vnd zu Gott sich bekeren wollen, nicht so sehre jrer suͤnden groͤsse vnd
manigfeltigkeit, als die grosse guͤte vnnd Barmhertzigkeit Gottes betrachtet werden. Denn wie 2. Para.Paralipomenon (weil die Bücher der Chronik über den Inhalt der Königebücher hinaus Texte enthalten, die dort gleichsam unberücksichtigt geblieben seien, von griech. παραλείπειν = übergehen, auslassen). 30 geschrieben stehet: Der herr, vnser Gott, ist genedig vnd barmhertzig vnd wendet sein angesicht nicht von denen, so sich bekeren.Vgl. II Chr 30,9. Jtem: Wenn sie sich bekeren in jrer noth zu dem Herren, dem Gott Jsrael, vnd werden jn suchen, so wird er sich finden lassen.Vgl. II Chr 15,4. Psal. 103:
Barmhertzig vnnd gnedig ist der Herr, geduͤltig vnd grosser guͤte. Er wird nicht jmmer haddern, noch ewigklich zorn halten; er handelt nicht mit vns nach vnsern suͤnden vnd vergilt vns nicht nach vnser missethat. Denn so hoch der himel vber der erden ist, lesset er seine genade walten vber die, so jn fuͤrchten. So ferne der morgen ist vom abend, lesset er vnser vbertrettung von
vns sein. Wie sich ein Vater vber kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr vber die, so jn fuͤrchten.
Ps 103,8–13. etc. Denn der titel vnsers Herrn ist der, das er ein Vater der Barmhertzigkeit_2. Corinth. 1
vnnd ein Gott alles trosts sey.Vgl. II Kor 1,3. Welcher gedult mit vns hat, vnnd wil nicht, das jemand verloren werde, _2. Pet. 1.
sundern das sich jederman zur busse kere.Vgl. II Petr 3,9. Welcher auch alle vnter die suͤnde beschlossen
hat, nicht das er sie ver-J 1rdamme, sondern auff das er sich aller, so sich zu jme bekeren vnnd zuflucht zu seiner barmhertzigkeyt haben, erbarme vnd sie selig mache, wie gros vnd manchfeltige suͤnde sie auch haben.Vgl. Röm 11,32; Gal 3,22.

Diese grosse guͤtte vnd barmhertzigkeit Gotts sehen wir alhie an S. Paulo, Aarone, Dauid, Jona, Manasse, Maria Magdalena, Petro, an dem schecher am
creutzVgl. oben S. 150,2f (Bl. D 2v), mit Anm. 81. vnnd vielen andern, welche, dieweil sie sich zu Gott bekert vnnd durch glauben zuflucht zu seiner barmhertzigkeit gehabt, sind sie zu gnaden angenommen vnd jnen alle jre sunde von Got vergeben worden. Welche exempel darumb vns vor die augen durch die heilige schrifft gestelt werden, do wir von wegen vnserer suͤnden vnnd des gestrengen gerichts vnnd zorns
Gottes wider die suͤnde erschreckt werden, das wir alsden nicht an Gottes guͤtte zweiffeln, sondern durch diese exempel vns im glauben stercken vnnd wider auffrichten. Denn hat sich Gott dieser grossen suͤnder, so do busse gethan, erbarmet vnnd sie wieder zu gnaden angenomen, so wil er sich gewislich auch vnser erbarmen, wie den seine verheissung lauten, welche
gewis vnnd vns nicht betriegen koͤnnen, als do er Esa. 1 spricht: Waschet, reiniget euch, thut ewer boͤses wesen von meinen augen; wen ewer suͤnde gleich blutrot ist, sol sie doch schneweis werdenJes 1,16.18. etc. Jtem Ezech. 33: So war, als ich lebe, spricht der J 1v Herr Her, ich habe keinen gefallen am tode des gotlosen, sondern das sich der gotlose bekere von seinem wesen vnd
lebe. So bekeret euch doch nun von ewrem boͤsen wesen; warumb wolt jr sterben, jhr vom hause Jsrael?
Ez 33,11.

Do sehen wir, das Gott der Herre vns, die wir busse thun, seine barmhertzigkeit nit alein verheisset, sondern auch durch sein selbs eide bestettiget. Welcher suͤnder solte denn an Gottes guͤtte zweiffeln? Allein sehe ein iglicher zu,
das er sich warhafftigklich vnnd ernstiglichen zu Gott bekere vnnd busse thu, so wird es an Gottes erbarmen gewislich nicht mangeln noch fehlen. Dann seiner barmhertzigkeit die erde vol vnnd derselbigen kein ende noch mas ist.Ps 33,5; Thr 3,22.

Dis ist die Summa vnnd die vornemste lehre dieser historien von S. Pauli bekerung, wiewol aber in dieser historien viel schoͤner vnnd nutzlicher lehre
vns vorgehalten werden, jedoch wollen wir allein die einig von der busse oder bekerung zu Gott in diesem Sermon handeln.

Von der Busse vnd bekerung zu Gott.

Nach deme Adam vnd Eva in die suͤnde gfallen, ist das Gottes wille nicht, das der mensch nu frey, sicher vnd in stetter verachtung Gottes, verstockung
vnnd verblendung lebe vnnd also ewigklichen verderbe, son-J 2rdern das er seine suͤnde erkenne, vor Gottes zorn erschrecke, Busse thue, sich zu Gott bekere vnnd zuflucht zu seiner barmhertzigkeit habe durch den mittler, vorbitter vnd versoͤner, den Son Gottes, den zukuͤnfftigen weibssamen,Vgl. Gen 3,15. vnnd also durch soͤlchen glauben widerumb lebe vnnd selig werde, wie den
Gott vns soͤlchen seinen gnedigen willen offenbaret, do er spricht: So ware, als ich lebe, hab ich keinen gefallen am tode des suͤnders, sonder das sich der suͤnder bekere von seinem wesen vnnd lebe.Ez 33,11.

Dis ist der ewige vnd vnwandelbare wille Gottis gegen Adam vnd alle Adamskinder, so in suͤnden entpfangen, geboren werden vnd leben. Derwegen auch,
auff das sich Adam vnd Eua wieder zu Gott bekeren, werden sie von Gott selbst zur busse beruffen, wie der text Genesis 3 spricht: Do wurden jr beider augen auffgethan, vnd wurden gewar, das sie nacket waren, vnd flochten Feigenbletter zusamen vnd machten jhnen schuͤrtze.Gen 3,7. Das ist: Gott eroͤffnet jnen jre grosse schand, suͤnde vnd vntugent, welche sie durch den vngehor
sam vnd verachtung Gottes begangen hatten. Derwegen sie sich auch vor Gott schemeten, scheueten vnd furchtreten, wie doselbst im text volget: Vnd sie hoͤreten die stimme Gottis des Herren, der im garten gieng, do der tag kuͤle war worden, vnnd Adam versteckt sich mit seinem weibe fuͤr dem angesicht Gottis des Herren vnter die Beume im gartenGen 3,8. etc.


J 2v Solchs erschrecken lesset Gott darumb vber Adam vnd Eua fallen, auff das er nicht, wie oben gesagt, in suͤnden frey, sicher lebe oder in diesem erschrecken versincke vnd verderbe, sunder das er durch solch erkentnis seiner suͤnden gedemuͤtiget werde vnd nach Gottes Barmhertzigkeit suͤfftze vnd schreie vnnd sich durch erkentnis, glauben vnd zuuorsicht der barmhertzig
keit Gottes wieder zu Gott bekere, nicht verzweiffele vnd verderbe, sundern lebe vnd selig werde. Darumb wirdt jme volgend auch die verheissung von des weibes samen gegeben, durch welche er wiederumb aus diesem erschrecken vnd aus dem tod erloͤset, trost, leben, friede vnd freude in Gott entpfehet.


Dieweil aber die menschliche natur nu durch die suͤnde verderbet vnd Gottes willen vnd ordenung wiederstrebet, damit der mensch nicht in suͤnden vnd sicherheit lebe, so setzet Gott feindschafft zwisschen des weybes vnnd der schlangen samen,Vgl. Gen 3,15. das der mensch allerley anfechtung vom teuffel habe, vnd beledt beide, man vnd weib, ein jegliches mit seinem schmertzen vnd
jamerVgl. Gen 3,16–19. vnd volgend hernacher vnzeliche truͤbsal vnd hertzenleid, vnzeliche kranckheit, armut, elend, krieg, pestilenz, theure zeit etc. Durch welches alles der mensch zu erkentnis seiner suͤnden, zur furcht vnd demuth, zur busse vnd bekerung zu Gott gereitzt wird, domit er nicht in sicherheit vnd verstockung in der suͤnde verderbe, wie nachuolgende spruͤch bezeugen:


J 3r 1. Corint. 11: Denn wenn wier gericht werden, so werden wir von dem Herren gezuͤchtiget, auff das wir nicht sampt der welt verdampt werden.I Kor 11,32.

Hiere. 30: Zuͤchtigen wil ich dich mit masse, das du dich nicht vnschuͤldig haltest.Jer 30,11 (Luther 1545).

Hiere. 31: Du hast mich gezuͤchtiget, vnnd ich bin auch gezuͤchtiget wie ein
geilungezähmt, ungezügelt, noch nicht an die Arbeit im Geschirr gewöhnt. Vgl. , 618; Art. , 2585. kalb, bekere mich du, so werde ich bekeret. Denn du Herr, bist mein Gott; da ich bekeret ward, thet ich busse. Denn nachdeme ich gewitziget bin, schlahe ich mich auff die huͤffte, denn ich bin zuschanden worden vnd stehe schamroth
Jer 31,18f (Luther 1545). etc.

Derhalben sol man wissen, das ein ewige, vnwandelbare lehre des heiligen
Euangelij von der zeit an, do Adam nach dem fal wider zu genaden angenommen, inn der gemeine Gottes stets gewesen ist, auch stets bleiben vnnd erhalten werden sol. Denn gleich wie Gott zur selbigen zeit durch sein wort im Paradis die suͤnde Adams gestrafft vnd jnen zur busse vnd bekerung beruffen, auch jme die verheischungVerheißung, Zusage, Versprechen. Vgl. , 559f. von dem zukuͤnfftigen mitler, der welt
Heylandt, gegeben hat, von welches wegen Adam sahe vnd verstunde, das jme sein suͤnde vergeben vnd er wiederumb zu genaden angenommen wuͤrde: Also hat Gott solche predigt des Euangelij in der kirchen zur Veter- vnd Propheten- vnd zu aller zeit erhalten, welche vns zur busse vnd J 3v bekerung zu Gott vermanet vnd vns vergebung der suͤnden aus genaden, one
vnser verdienst vnnd wirdigkeit, Allejn von wegen des mitlers verkuͤndiget, auff welchen die verheissung Gottes weisen.

Also spricht Gott Ezech. 18: Bekeret euch von aller ewer vbertrettung, auff das jhr nicht fallen muͤsset vmb der missethat willen, werffet von euch alle ewer vbertrettung, damit jr vbertretten habt, vnd machet euch ein new hertz
vnnd newen geist; denn warumb wiltu also sterben, du haus Jsrael? Denn ich hab kein gefallen am tode des sterbenden, spricht der Herr, darumb bekeret euch, so werdet jr leben.
Ez 18,30‒32.

Also fasset auch der Herre Christus die summe seiner lehre in diese kurtze wort, do er den Aposteln diesen beuehl thut: Gehet hin in alle welt vnd
prediget Busse vnd vergebung der suͤnden in meinem namen.
Vgl. Mt 28,19; Lk 24,47; Mk 16,15. Das dis auch aller Veter vnd Propheten lere gewesen sey, zeiget dieser heller spruch Acto. 10 genugsam an: Von diesem zeugen alle Propheten, das durch seinen namen alle, die an jn gleuben, vergebung der suͤnden entpfahen sollen.Act 10,43.

Derhalben mus die predig von der Busse allezeit in der gemeine Gottes er
halten werden, welche nicht allein durch das gesetze, das vns beide, vnsere eusserliche vnd inwendige suͤnde anzeiget, sondern auch durch das Euangelium geschihet, welches das gantze menschliche geschlecht be-J 4rschuldiget In der Kustode: schul=. vnd anklaget, das es den Son Gottes nicht hoͤren wil vnd sein heilig vnd seligmachend theures werdes leiden vnd sterben vnd aufferstehung verachtet
vnd nicht zu hertzen nimpt; darumb spricht auch Christus, Johan. 16: Der heilige Geist wird die welt straffen vmb die suͤnde, das sie nicht gleuben an mich,Vgl. Joh 16,7‒9 (Luther 1545). vnd S. Paulus, Rom. 1, fehet seine predigt one allen zweiffel aus Goͤttlicher bewegung vnd eingebung des heiligen Geistes mit erschrecklichen worten an, do er spricht: Gottes zorn von himel wirdt offenbaret vber alles
Gottlos wesen vnd vngerechtigkeit der menschen.
Röm 1,18.

Dis ist nicht eine vergebliche predig, durch welche das gantze menschliche geschlecht beschuͤldiget wird, welche doch das groͤste theil der welt veracht, etliche aber nemens zu hertzen vnnd erschrecken dauor wie Adam, welcher, do er die stimme des Herren im garten hoͤret, weis er nicht, wie oben gesagt,
wo er vor angst vnnd noth bleiben sol, in welcher er hette muͤssen verzweiffeln vnnd verderben, do er nicht aus grosser guͤte Gottes von wegen der vorbitFürbitte. des sons Gottes wiederumb durch die verheischung were getroͤstet vnd erhalten worden.

Also gehet es auch dem lieben Dauid, da er von dem Propheten Nathan ge
straffet wirdt, do sihet vnnd entpfindet er inn seinem hertzen erst den erschrecklichen Zorn Gottes wieder J 4v die suͤnde, vnnd ist jme hertzlich leide, das ehr Gott erzoͤrnet hat, vnnd foͤrcht sich vor der straff.Vgl. II Sam 12,1‒25. Denn er viel exempel sihet, wie Gott die suͤnde so ernstlich gestrafft hat; do gedenckt er an den Koͤnig Saul, so erst vor jme regiret, welchen auch Gott mit vielen
schoͤnen gaben vnnd thugenden geziret hatte; dieweil er denn nu wuͤste, das Gott den selbigen ewigklichen verworffen hatte vnnd das das Koͤnigreich von jme auff ein ander geschlecht vnd stamme verordnet,Vgl. I Sam 15,23 28; 16,1.11‒13; 28,15‒17. was solte Dauid do anders gedencken, denn das Gott den Koͤnig Saul jme vnnd andern zum exempel hette fuͤrgestelt, das iderman wissen solte, das Gott der Herr alle
dieienigen, so alsoebenso, geradeso. freuentlichen suͤndigen wuͤrden, auch der massen straffen wolte? Wie auch Christus selbs Luce. 13 spricht: So jr euch nit bessert, werdet jhr alle auch also vmkommen.Lk 13,3.5.

Diesen grossen schmertzen aber, mit welchem eines menschen hertzen, welches Gottes zorn entpfindet, zerplaget vnnd zermarttert wird, kan kein Engel,
viel weniger ein mensch aussprechen, darumb Mose, Deute. 4, recht spricht: Der herre, dein Gott, ist ein verzerent feuer vnnd ein eiueriger Gott.Dtn 4,24.

Also spricht auch der Koͤnig Ezechias,Hiskia, König von Juda (Vg). Esa. 38: Er zerbrach mir alle mein gebein wie ein Lew.Jes 38,13. Desgleichen klagen vber dise grosse schmertzen sind auch vil in den psalmen, als Psalm. 38: Es ist nichts gesundes an meinem
leibe fur deinem dreu-K 1rwen, vnd ist kein fride in meinen gebeinen fuͤr meinen suͤnden.
Ps 38,4.

Wie aber die Predig des gesetzs vnd Euangelij diesen erschrecklichen zorn Gottis allen menschen auff erden verkuͤndiget, also auch seind alle truͤbsal, so den menschen wiederfaren, erinnerung des zorn Gottes vnd zuͤchtigung, das
die Menschen den Son Gottes verachten, vnd anderer suͤnden, durch welche die menschen zur Busse vermanet werden.

Das drey theil der Busse sind.

Derhalben ist zu wissen, das drey theil zu warhafftiger Christlicher Busse gehoͤren:


Erstlichen ist die Contritio, das erkentnis der suͤnden vnnd erschrecken vor Gottes zorn von wegen der erkanten suͤnde.

Zum andern der Glaube, das ist die zuuersicht der barmhertzigkeit Gottes, welche vns von wegen des verdiensts vnnd der furbit vnsers mitlers, des Herren Jhesu Christi, zugesagt vnd versprochen, das vns seinethalben vnsere
suͤnde nicht sollen zugerechnet werden, sondern vergeben vnd zugedeckt sein, so wir an jhn vnnd solchs gleuben, wie 1. Johan. 2 geschrieben stehet: Meine kindlein, solchs schreibe ich euch, auff das jr nicht suͤndiget, vnd ob jemand suͤndiget, so haben wir einen fuͤrsprecher bey dem Vater, Jhesum Christ, der ge-K 1vrecht ist, vnd derselbige ist die versoͤnung vor vnsere
suͤnde
I Joh 2,1f. etc., jtem Psalm 32: Wol dem, dem die vbertrettung vergeben sind, dem die suͤnde bedeckt ist, wol dem menschen, dem der Herre die Missethat nicht zurechnetPs 32,1f. etc.

Denn der Mensch wissen mus, das er nicht von wegen seiner eigenen verdienst vnnd wirdigkeit, wie der Bapst lehret, oder durch die wesentliche ge
rechtigkeit des Herren Christi, welcher durch den glauben in vns wonet, wie . Zum Osiandrischen Streit vgl. . vnrecht lehret, sundern allejn durch glauben von wegen des ejnjgen verdiensts des Herren Christi vergebung der suͤnden, Gerechtigkeit, heiligen Geist vnd die Erbschafft des ewigen lebens von Gott als ein lauter geschencke entpfahe, vnd solches gewisse wissen vnd vertrawen ist
gegruͤndet auff die verheischung Gottes vnnd seiner grossen Barmhertzigkeit vnd sunst auff nichtes anders, vnd das ist, das S. Paulus vnnd wir den glauben, das ist die zuuersicht der Barmhertzigkeit Gottes in Christo Jhesu, vnserm mitler vnd heiland, heissen. Welcher glaube, so den mitler ergreifft, vns von Gott nicht seines, des glaubens, als eines koͤstlichen werckes wirdigkeit
halben, sondern von wegen des mitlers, den der mensch durch den glauben im hertzen wonend hat, zur gerechtigkeit zugerechnet wird, wie Rom. 4 Von Abraham, dem Vater der gleubigen, geschriben stehet: Abraham hat Gott gegleubet, vnd das ist im zur gerechtigkeit gerechnet.Röm 4,3 (Gen 15,6). Jtem: Er K 2r wuste auffs aller gewissest, das, was Got verheisset, das kan er auch thun,
darumb ist es jm auch zur gerechtigkeit gerechnet. Das ist aber nicht geschrieben allein vmb seinen willen, das jm zugerechnet ist, sondern auch vmb vnsern willen, welchen es sol zugerechnet werden, so wir gleuben an den, der vnsern Herrn Jhesum aufferwecket hat von den todten, welcher ist vmb vnser suͤnde willen dohingegeben vnd vmb vnser gerechtigkeit willen
aufferweckt.
Röm 4,21–25.

Das sind je klare wort zu uerlegung beide, des Bapsts vnd jrthum. Denn allein dem glauben, welcher den mitler, der vns zur gerechtigkeit von Gott gemacht, fasset vnd ergreifft vnd sich auff jn allein gruͤndet, wird darumb die gerechtigkeit zugeschrieben, das domit alle werck des gesetzes, alle
vnsere vnd aller heiligen verdienste vnd wirdigkeit von vnser gerechtigkeit ausgeschlossen werden vnd die selbige allein auff dem festen grundstein Christo Jhesu vnnd seinem verdienst gegruͤndet sey vnd bestehe, wie Esai. 28 geschrieben steht: Sihe, ich lege in Sion einen gruntstein, einen bewerten stein, einen koͤstlichen eckstein, der wol gegruͤndet ist. Wer gleubet, der fleu
get nicht,
Jes 28,16. vnd Paulus 1. Corinth. 3: Einen andern grundt kan zwar niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jhesus Christus.I Kor 3,11. Jtem Psalm. 2: Wol allen, die auff jn trawen,Ps 2,12. denn wenn das menschliche hertz auff was anders denn auff K 2v Christum vnd Gottes barmhertzigkeit trawet vnd bawet, ist es vnmuͤglich, das es im erschrecken der suͤnden vnd im
gericht Gottes kuͤnne bestehen, wie Psalm. 130 geschrieben stehet: So du wilt, Herre, suͤnde zurechnen, Herr, wer wird bestehen?Ps 130,3. vnd Psalm 143: Gehe nicht ins gericht mit deinem knecht, denn fuͤr dir ist kein lebendiger gerecht.Ps 143,2.

Also zeuget dieser spruch S. Pauli, Rom. 4, auch das, das vnser gerechtigkeit
nicht die wesentliche gerechtigkeit Christi sey, die er von Ewigkeit vom Vater hat, suͤndern der glaube, welchem darumb die gerechtigkeit zugerechnet wird, das er auff Christum vnd sein verdienst sich gruͤndet vnd verlesset, vnd ist also der Christen gerechtigkeit nicht Iustitia inhaerens, wie das Jnterim,Vgl. : Haec est vera illa iustitiae inhaerentis ratio, quam desiderabat David, cum hanc mitteret vocem: Cor mundum crea in me, Deus, et spiritum rectum innova in visceribus meis. (zitiert nach ). oder Iustitia Essentialis Christi inhabitans, wie sagt,Vgl. ; : in nova regeneratione attrahimus essentialem iusticiam Christi, quae est Deus ipse Si enim Deus iustus est, tum necesse est divinam eius essentiam esse iusticiam eius; quod si autem et eos, qui in Christum credunt, iustos efficit, tum necesse est, ut eis divinam suam et essentialem iusticiam communicet, alioqui nunquam in aeternum iusti fierent; et tamen ipse solus iustus manet, cum nos nullam propriam, sed solius Dei iusticiam habeamus. sundern,
wie alhie S. Paulus spricht, ein solche gerechtigkeit, so von Gott von wegen des verdienstes Christi, seines vergosnen bluts vnd gehorsames gegen dem Vater dem glauben zugerechnet wird, vnd also Iustitia imputata, wie Paulus Ro. 3 auch spricht: Er hat in furgestelt zu einem genadenstuel Übersetzung für ἱλαστήριον (hilastérion) = Sühnmal, hebr. כַּפֺּרֶת (kappórät), die goldene Platte auf der Bundeslade im Allerheiligsten des Tempels, die als Ort der Gottespräsenz am Versöhnungstag mit dem Opferblut besprengt wurde, um die durch die Sünde zerstörte Verbindung zwischen Gott und seinem Volk (und letztlich der gesamten Menschheit) wiederherzustellen (vgl. Ex 25,21; 26,34; Lev 16). Vgl. a. , 591; , 41f. durch den glauben inn seinem bluet,Röm 3,25. vnnd Rom. 5: Wir werden behaltenbewahrt. Vgl. , 1321f. fuͤr
dem zorn, nachdem wir durch sein bluet gerecht worden seind.
Röm 5,9. Jtem: Gleich wie wir durch eines menschen vngehorsams viel suͤnder worden seind, also auch durch eines gehorsam werden viel gerechten;Röm 5,19. von diesem andern theil der busse, nemlich vom K 3r glauben, welcher vergebung der suͤnden entpfehet, leren die Papisten gar nichts, wie in jren buͤchern zu sehen.


Das dritte stuͤcke der warhafftigen Christlichen busse vnd bekerung zu Gott ist das newe leben, das der mensch sein suͤndlich leben inn ein Gottseliges verwandelt vnd sich bessert vnd rechtschaffene frucht der busse thut, dabey man erkennet, das er nu aus einem boͤsen, faulen baum ein guter, fruchtbarer baum worden ist, welcher gute frucht bringe.


Von dem ersten theil der Busse,
das ist: vom erkentnis der suͤnde vnd
erschrecken vor Gottes zorn von wegen der erkanten suͤnde.

Wje einem krancken menschen zu erlangung der gesuntheit hoch vonnoͤten ist, das er wisse, das er kranck sey vnd wie er zur gesundheit wiederumb
kommen moͤge, sonst wird er nimmermehr gesunt, also ist auch zu der rechtfertigung vnd vorgebung der suͤnden zum ersten von noͤten, das der mensch seine suͤnde erkenne vnnd wisse, das jnen Gott von wegen derselbigen hie zeitlich vnd dort ewiglichen straffen werde, do er sich nicht zu Gott bekere.Zur Krankheitsmetaphorik vgl. . Darumb auch Dauid Psalm 32 spricht: Jch sprach, ich wil dem Her-
K 3vren meine vbertrettung bekennen, da vergabstu mir die missethat meiner suͤnde.
Ps 32,5. Darumb auch recht spricht: non potest quisquam iustificari a peccato, nisi peccatum antea fuerit confeßus – Niemandts kan von der suͤnden gerechtfertiget, das ist: absoluirt, werden, es sey denn sach, das er zuuor seine suͤnde bekenne.; vgl. . Welchen spruch doch die Papi
sten auff die ohrenbeicht vnd die erzelung der suͤnden, so im Bapstumb den Messpfaffen vnd den Muͤnchen geschicht, deuten.

Denn buͤssen vnd sich zu Gott bekeren, heisst nicht, ein sicher vnd rewlos leben fuͤren, sundern die suͤnde erkennen, rew vnd leid daruber tragen, das wir Gott erzuͤrnet, auch erkennen, das wir der straffe wirdig sind, vnd vor
Gottes zorn erschrecken. Darnach auch durch glauben, das ist: durch die zuuersicht der barmhertzigkeit Gottes, sich wiederumb auffrichten vnd getrost werden,damit der mensch in solchem erschrecken nicht wie Saul vnd Judas versincke.Vgl. I Sam 31,4; Mt 27,5. Welches denn das andere theil der busse ist, etc.

Derhalben, wie in Adam, Dauid vnd anderen dergleichen erschrecken vnd
schmertzen von wegen der suͤnden gewesen sind, also sol auch in aller menschen, so nu zu jren jaren vnnd verstand kommen, bekerung zu Got, erkentnis der suͤnden, erschrecken vor Gottis zorn, schmertzen, rew vnd leid sein, wie 2. Corint. 7 geschrieben stehet: Jr seit betruͤbt worden zur rew, denn die Gotliche traurigkeit wircket zur sehligkeit eine rew, die niemand
gerewet.
II Kor 7,9f.

K 4r Joel. 2: Zureisset ewre hertzen vnd nicht ewre kleider, vnnd keret euch zu dem Herren, ewerem Gott!Joel 2,13.

Esa. 66: Jch sehe an den elenden vnnd der zubrochens Geistes ist vnd der sich fuͤrchtet fuͤr meinem wort.Jes 66,2.


Ezechiel. 20: Jr werdet gedencken an ewer wesen vnd an alle ewer thun, darinnen jr verunreiniget seid, vnd werdet misfallen haben vber alle ewer Bosheit, die jr gethan habt.Ez 20,43.

Daniel. 9: Ja Herr, wir, vnsere Koͤnige, vnser Fuͤrsten vnd vnsere Veter mussen vns schemen, das wir vns an dir versuͤndiget haben. Dein aber, Herr vnser
Got, ist die barmhertzigkeit vnd vergebung
Dan 9,8f. etc.

Solch erschrecken von wegen der suͤnden vnd des zorns Gottis sehen wir auch in S. Pauli bekerung, wie alhie inn dieser Historien S. Lucas schreibet vnd Paulus sprach mit zittern vnd zagen: Herr, was wiltu, das ich thun sol?Act 22,10. Dergleichen auch an den Niniuiten,Vgl. Jon 3. Manasse,Vgl. II Chr 33,12f; Gebet Manasses. PetroVgl. Mt 26,75; Mk 14,72; Lk 22,62. vnd an
dern, so sich zu Gott bekeret haben.

Dis erkentnis der suͤnden vnd erschrecken von dem zorn Gottis wird die Contritio, die rewe, genant, das den menschen anfehet zu gerewen, das er Gott erzuͤrnet hat, vnnd ist daran kein zweiffel, das alle menschen, welche nu zu jrem verstand vnd Alter gekommen, in jrer bekerung solche rewe vnd
schmertzen haben sollen. Vnnd wer darwie-K 4vder redet, der redet wieder Gottes wort vnd stercket die sicherheit der menschen, daruber sie entlich verderben mussen, wie den die Antinomer vnnd andere jresgleichen gethan haben. Denn Gottes wort, welches die suͤnde der welt von anfang bis zum ende beide, durchs gesetz vnd Euangelion, straffet, wil, das wir dieselbige
sollen erkennen vnd vor Gottes zorn erschrecken vnd von wegen der suͤnden leide vnd schmerzen in vnserm hertzen entpfinden.

Alhie aber ist hoch von noͤten, das die leuth_Des Babstes jrthum in der lehre von der busse.
der jrthumb erinnert werden, welche der Babst vnd die seine in die lere von der busse eingefuͤret haben, domit die leut sich dafuͤr wissen zu huͤten.


Erstlichen, das falsch vnd vnrecht, ja eine lesterung vnd verachtung des heiligen verdiensts vnsers Herren Jhesu Christi sey, das der Bapst leret, das solche rewe vergebung der suͤnden verdiene, dann vergebung der suͤnden wird vns aus genaden vnd allejn von wegen des verdienstes des Herren Christi geschanckt.


Zum andern ist auch das ein grosse Torheit, das sie leren, der mensche musse genugsame vnnd volkommene rewe vber seine suͤnde haben, sunst werde sie jme nicht vergeben, dieweil kein creatur den erschrecklichen zorn Gottes ertragen kan, wie Ezechias daruber klaget: Er zerbrach mir alle meine gebeine wie ein Lewe.Jes 38,13.


L 1r Wieder welchen zorn Gottis, wenn vns der Son Gottis nicht beschirmet vnd vberschadtet,überschattet. muͤste der mensch darunter verschmachten vnd verzweiffelen, wie an Saul vnd Juda zu sehen,Vgl. I Sam 31,4; Mt 27,5. denn Gott ein vorzerent feur ist,Vgl. Dtn 4,24. wie oben gesagt, vor welchem niemandes durch sich selbest one den Mitler Christum Jhesum kan bestehen.


Wiewol nu ein mensch groͤsser Rewe vnd schmerzen von wegen seiner suͤnde vnnd des zorns Gottes denn der ander hat, jedoch kan in keinem menschen genugsam rewe vnd leid sein, vnd wenn solcher schmertzen solte groͤsser vnd groͤsser werden vnd der mensch in demselbigen keinen trost hette, so muͤste der mensch darvber verzweiffelen vnd verderben. Von
diesem trost wollen wir volgend sagen.

Von dem andern theil der Busse, nemlich vom glauben.

Der_Des Babst lere von der Busse.
Bapst vnd die seine leren auch, das drey theil der Busse seind, nemlich Contritio cordis, die rew des hertzen, darnach Confessio oris, die erzelung der suͤnden, so dem priester geschicht, vnd zum letzten Satisfactio operis, das
der mensch durch seine gute werck vor die suͤnde sol genugthun.

Was aber rechte Christliche rew vnnd des L 1v Bapsts irthumb von solcher lehre sey, haben wir oben vermeldet.

Das aber die erzelung der suͤnden, so dem _Von erzelung der suͤnden inn der beicht.
prister geschicht, in der heiligen schrifft nirgent gebotten vnnd auch vnmoͤglich, das alle suͤnde koͤnnen erzelt
vnnd gebeichtet werden, ist offenbar, wie Psal. 19 der Prophet betet: Wer kan mercken, wie offt er felet? Verzeihe mir die verborgene fele.Ps 19,13. So wircket auch soͤlche erzelung nichts anders, denn das sie die gewissen vorunreiniget. Vnd gilt alhie das Argument des Tridentischen Concilij nicht, do sie also sprechen: Wie der richter kein recht vrtheil fellen kan, er habe
dann zuuor die sache gehoͤret vnnd erkandt, also kan auch der Prister nicht recht absoluiren, er habe denn zuuor die suͤnde nacheinander erzelt gehoͤrt
;Vgl. das : Ex institutione sacramenti paenitentiae Ecclesia semper intellexit, institutam esse a Domino integram peccatorum confessionem , quia Dominus noster Iesus Christus, e terris ascensurus ad caelos, sacerdotes sui ipsius vicarios reliquit, tamquam praesides et iudices Constat enim, sacerdotes iudicium hoc incognita causa exercere non potuisse, neque aequitatem quidem illos in poenis iniungendis servare potuisse, si in genere dumtaxat, et non potius in specie ac singillatim sua ipsi peccata declarassent. () In cap. 6 (De ministro huius sacramenti et absolutione) wird festgestellt: Quamvis autem absolutio sacerdotis alieni beneficii sit dispensatio, tamen non est solum nudum ministerium vel annuntiandi Evangelium vel declarandi remissa esse peccata, sed ad instar actus iudicialis, quo ab ipso velut a iudice sententia pronuntiatur. (). denn das ampt des pristers ist kein gerichtsampt, sondern ein dinstampt, das er als ein diener der kirchen schuldig ist, allen denen die Absolutio mitzutheilen, welche sich vor suͤnder erkennen vnnd von jme die absolutio
begeren, ob sie schon die suͤnde inn sonderheit nicht erzelen.Vgl. dazu die Feststellung des Tridentinums in Canon 9 über die Buße: Si quis dixserit, absolutionem sacramentalem sacerdotis non esse actum iudicialem, sed nudum ministerium pronuntiandi et declarandi, remissa esse peccata confitenti, modo tantum credat se esse absolutum, aut sacerdos non serio, sed ioco absolvat; aut dixerit non requiri confessionem paenitentis, ut sacerdos ipsum absolvere possit: anathema sit. ().

Wiewol aber vom Magistro Sententiarum. vnnd seinen scribenten viel von diesen dreien theilen der busse geschriben wird, jedoch wird mit keinem wort des glaubens gedacht, durch welchen der mensch vergebung der suͤnden empfehet. Darumb wollen wir jetzt dauon sagen.


L 2r Anfenglichen aber ist_Vnterscheit des gesetzes vnd Euangelij.
alhie von noͤten, das man die vnderscheide des gesetzes vnd des Euangelij wisse, denn die zusagung Gottes gehoͤren eigentlich zum Euangelio, inn welchen vns angeboten vnnd verheischen werden die vergebung der suͤnden, gerechtigkeit, heiliger Geist vnd das ewige leben aus genaden von wegen des Sons Gottes, nicht von wegen vnserer guten wercke,
verdienst oder wirdigkeit, welche verheischung Gottes der mensch durch den glauben muß entpfahen vnd annemen, welcher glaub vnnd zuuersicht der Barmhertzigkeit Gottes allein auff den mitler vnd sein verdienst muß gegruͤndet sein, welchen wir durch die predigt des Euangelij erkennen, wie denn alle artickel vnsers glaubens denselbigen vns fuͤrstellen.


Derhalben, wenn nu der mensch durch_Wie die vorgebung der suͤnden entpfangen werde.
die predig, welche die suͤnde straffet, erschreckt ist, alsdenn sol er die verheischung der genaden vnd vorgebung der suͤnden, welche jme im Euangelio fuͤrgetragen vnd angeboten wird, hoͤren vnnd durch den glauben annemen, vnd sol schliessen, das jme nach vermoͤge solcher Goͤttlichen zusagungen gewislich aus genaden vnd
Barmhertzigkeit Gottes vmb Jhesu Christi willen, nicht von wegen seiner rewe, liebe oder jrgent einiger werck oder verdienst seine suͤnde vergeben werden.

Wenn nu der mensch durch soͤlchen glauben wiederumb trost, friede vnnd freude inn seinem gewissen entpfehet, so ist es gewis, das er auch L 2v zu
gleich die vergebung der suͤnden, die versoͤnung mit Got vnd die gerechtigkeit, welche diesem glauben zugerechnet wirdt, entpfehet; alsdenn gibt vns auch Gott den heiligen Geist, wenn er vns die suͤnde vergibt, vnd nimpt vns an zu erben des ewigen lebens, wie Galat. 3 geschrieben stehet, das wir also den verheischen Geist entpfiengen durch den glauben.Vgl. Gal 3,14.


Derwegen ist von noͤten, das in der lere von der busse vnd bekerung zu Gott auch des glaubens gedacht werde, vnnd ist nicht genug, das_Wie die Papisten vom glauben leren.
die Papisten sprechen, das sie auch vom glauben leren vnd das derselbige vor der busse vorhanden sein mus. Dann sie durch glauben nichts anders denn das erkentnis vnnd wissen der lehre vnd der artickel des glaubens verstehen, als der Ar
tickel ist: Jch gleube vergebung der suͤnden, das ist: Ich gleube, das etlichen die suͤnde vergeben werden, sagen aber nicht, das ein jeglicher auch vor sich selbst gewis gleuben sol, das jme sejne suͤnden aus gnaden vorgeben werden. AlsoAuf diese Weise. gleuben vnd wissen die teuffel auch die Artickel des Christlichen glaubens.Vgl. Jak 2,19.


Das Euangelium_Was das Euangelium vor ein glauben erfordere
aber erfordert diesen warhafftigen glauben, welcher ist nicht allein das wissen der lehre vnnd der Artickel des glaubens, sondern auch eine zuuersicht der Barmhertzigkeit Gottes, so vns von wegen des Sons verheischen, welche zuuersicht in dem Sone Gottis beruhet, dadurch der mensch, aus dem erschrecken erledigt,befreit. L 3r in dem Son Gottes friede
vnd freude hat, wie alhie_Acto. 22.
an S. Pauli bekerung zu sehen, welcher do er die absolutio vnnd den trost von Anania hoͤret: Saul, lieber bruder, Gott vnser Vater hat dich verordnet, das du seinen willen erkennen soltest vnd sehen den gerechten vnd hoͤren die stimme aus seinem munde. Denn du wirst sein zeuge zu allen menschen sein des, das du gesehen vnd gehoͤret hast; vnd nu,
was verzeuhestu? Stehe auff vnd las dich teuffen vnnd abewaschen deine suͤnde, vnd ruffe an den namen des Herren.
Vgl. Act 22,13–16.

Diesen trost, da Paulus hoͤret vnd mit glauben annimpt, verstehet er vnnd schleusset bey sich gewislich, das jme seine suͤnde vergeben vnd er durch den mitler, welcher jme auff dem wege erschinen vnd jnen zur busse beruf
fen, von Gott wieder zu genaden angenommen, empfehet also durch solchen glauben den heiligen Geist, welcher in Paulo frid vnd freude wircket, wie er selbst Rom. 5 zeuget: Nu wir durch den glauben gerecht worden, haben wir frid mit Gott durch Jhesum Christum, vnsern Herren.Röm 5,1.

Dieser Glaub lautet nicht wie der Papisten_Papisten Glaube.
Glaub Ich glaub vergebung der
suͤnden,
soͤndern also: Ich gleube, das auch mir meine suͤnde vergeben werden (wie hie Paulus thut), vnnd das aus genaden, nicht von wegen meiner rewe oder irgent einerley meiner vordinst, sondern von wegen des Sons Gottes, welcher aus vnaussprechlicher guͤtte vnnd Barmhertzig-L 3vkeit Gottes zum mitler vnnd versoͤner vorgestellet ist. Dann ich weis, das Gottes vn
wandelbar wille vnnd befehl ist, das ein iglicher in erkentnis vnd erschrecken seiner suͤnde gewislich gleuben vnd schliessen sol, das dieselbige jme von wegen des Sons Gottes vorgeben vnnd er zu genaden wider auffgenommen werde.

Dis ist eigentlich die lehr des Heiligen Euangelij; diesen beuelch auch hat der
Sone Gottes, der in des Vaters Schos ist,Vgl. Joh 1,18. erstlichen der welt verkuͤndiget; durch welches blut vnnd aufferstehung derselbige beuelh auch versigelt worden, auff das ja niemand daran zweiffele. Wer nu diesem willen vnd beuelh Gottes nicht wil gleuben, der voracht den Son Gottes, von welcher suͤnde Johannes der Teuffer also spricht: Wer dem _Johan. 3.
Son nicht gleubet, der wird
das leben nicht sehen, sondern der zorn Gottes bleibet vber jm.
Joh 3,36 (Luther 1545). Daraus dann zu sehen, wie grewlichen das Concilium zu geirret, do es im decreto de iustificatione spricht, das niemands aus gewisheit des glaubens kuͤnne versichert werden, ob er inIm Original ebenfalls in Versalien gesetzt. Gott bey genade stehe, vergebung der suͤnde vnd die seligkeit gewislich habe.Das Trienter Konzil hatte in seiner 6. Sitzung am 13. Januar 1547 das Dekret über die Rechtfertigung beschlossen; in dessen Cap. 9 (Contra inanem haereticorum fiduciam) heißt es u. a. (): sicut nemo pius de Dei misericordia, de Christi merito deque sacramentorum virtute et efficacia dubitare debet: sic quilibet, dum seipsum suamque propriam infirmitatem et indispositionem respicit, de sua gratia formidare et timere potest, cum nullus scire valeat certitudine fidei, cui non potest subesse falsum, se gratiam Dei esse consecutum. Man vgl. auch die Canones 12–14 ().


Wer aber_Vergebung der suͤnden wird allein durch den glauben on alle werck vnnd vordienste entpfangen.
nu gleubet, das jme seine suͤnde von wegen dieses mitlers erlassen werden, derselbige entpfahet also one alle seine werck vnnd verdienst aus lauter genaden gewislich vergebung der suͤnde vmb des Herren Christi willen, welcher auch in jm krefftig ist vnd durch seinen heiligen Geist jnen vernewert, lebendig macht vnd heiliget, wel-L 4rcher alsdenn, also mit Gott
versoͤnet, gewislich vor gerecht vmb des mitlers willen wird gerechnet vnd zum erben des ewigen lebens angenommen.

Von diesem glauben sol vns auch die Absolutio erinnern vnd den selbigen stercken, wie Adam gesterckt ward, do er die absolutio hoͤret: Des weibes Samen sol der Schlangen den kopff zertretten,Vgl. Gen 3,15. vnd Dauid, do er die Ab
solutio von dem Propheten Nathan hoͤret: Der Herre Hat deine suͤnde weggenommen, du wirst nicht sterben,II Sam 12,13. vnd Paulus wieder getrost wirdt, do er die Absolutio von Anania entpfehet vnd Ananias zu jme spricht: Der Herr hat mich gesand, der dir erschienen ist auff dem wege, da du herkamest, das du wieder sehend vnd mit dem heiligen Geist erfuͤllet werdestAct 9,17. etc. Also
soltu auch wissen das das EuangeliumIm Original: Eangelium. dJr vergebung dejner suͤnden verkuͤndiget, welche inn der Absolution dir mit namen vorgehalten vnd zueignet wird; denn du nicht gedencken solst, das das Euangelium dich nicht angehe, sondern du solst gleuben, das diese predig von Gott darumb gegeben, das dardurch vnnd auff diese weise die leuth soͤllen selig werden, welche
dem Euangelio glauben, vnnd das es ein ewiges, vnwandelbares gebot Gottes sey, das du dem Euangelio gleuben solst. Welcher durch soͤlchen glauben das Euangelium nicht annimbt, sondern im zweiffel beharret, der hoͤret die absolutio vergeblich.

Wen aber _Dem glauben sol ein New leben vnd fruͤchte der busse vnd der gerechtigkeit volgen.
durch soͤlchen trost die hertzen widerumb gesterckt vnnd lebendig
vnnd nun ein tempel vnd wonung Gottes worden, alsdenn ist ja auch L 4v von noͤten, das ein neu leben vnnd wandel, nicht nach dem fleisch, sondern nach dem Geist volge. Den wer widerumb in suͤnde wider das gewissen fellet, der stuͤsset Gott von sich vnnd verleuret gerechtigkeit vnnd leben, wie S. Johannes spricht:_1. Johan. 3.
Wer recht thut, der ist gerecht; wer suͤnde thut, der ist
vom teufel.
I Joh 3,7f. Darumb wollen wir volgendt von dem dritten theyl der Busse reden.

Das dritte theil der busse ist das newe leben
vnnd die fruͤchte warhafftiger Busse.

Der_Des Babst lere von der Satisfactio
Babst lehret, das das dritte theil der busse sei die satisfactio, die genug
thuung fuͤr die suͤnde; was aber fuͤr ein jrrige vnnd verwirrete lehre von den satisfactionibus, welche sie opera indebita nennen vnnd denen, so Busse thun, auffgeleget werden, die Papisten fuͤren, wolt viel zu lang sein, alhie zu erzelen.

Dieser_Vrsprung der papistischen Satisfactio.
brauch ist vor zeiten bey den vetern in gewonheit gewesen, das
diejenige, so ein todschlag begangen oder mit abgoͤtterey, blutschanden vnnd andern greulichen lastern befleckt waren, in der gemeinschafft nicht gelidten, sondern von derselbigen abgeschnitten vnnd sunderlichen nicht zu den opffern zugelassen wurden.

Dieser brauch ist auch bey den Juͤden, desgleichen in Asia vnd Graecia vnd
bey etlichen andern Voͤlckern, welche nicht gar wild gewesen, M 1r gehalten worden; dieienige aber, so also verbannet vnd aus der gemeinschafft abgesuͤndert, zogen in der jrre vnnd im elend vmb, trugen auch gewisse zeichen, do bey man jhre schuld vermarckte, wie ,Sohn des und der , tötete die Mutter aus Rache für die Ermordung des Vaters und wurde deshalb von den Erinnyen verfolgt. Vgl. , 336–338. Gemeint ist wohl der Sohn des und der , Vetter und Gemahl der . Bei einem Streit führender Familien in wird er vertrieben und flieht zu seinem Großvater nach , nach dessen Tod er dort die Herrschaft übernimmt. Er führt den Zug der Sieben gegen an, der fehlschlägt. entkommt und führt zehn Jahre später die Söhne der Gefallenen an, diesmal mit Erfolg; sein Sohn stirbt aber bei dem Kriegszug, aus Kummer darüber stirbt . Vgl. , 75f. vnd viel andere mehr im elend vmbzogen sind.


Diesen brauch hat die christliche kirche anfencklichen auch gehalten, das sie solche befleckte leute auch aus jrer versamlung abgesuͤndert, darnach wurden auch die, so Busse thaten, nicht zu dem gebrauch des abentmals des Herrn zugelassen vnnd musten also ethliche zeit der absolution vnnd des abentmals des Herrn beraubt sein, auff das man dardurch in gewisse erfarung kommen
moͤcht, ob sie auch ernstliche Busse theten. Darumb sie denn auch offenthlichen in der kirchen vmb die Absolution bitten musten, wie an dem vnnd dem , zu sehen.Vgl. . Als Vergeltung für einen blutigen Aufruhr in hatte im Jahre 390 mehrere Tausend Einwohner der Stadt ins Theater locken und dort niedermetzeln lassen. Zu spät erst hatte er versucht, den Befehl noch zu widerrufen. Bischof forderte daraufhin den Kaiser zur öffentlichen Kirchenbuße auf.

Soͤlches geschach auch darumb, auff das die leuth nicht so leichtlich suͤndig
ten vnnd durch solliche Exempel die kirche erbawet vnnd gebessert wurde, wie wir den sehen, das 1. Cor. 5 der Corinthische hurer, welcher seine stiffmutter beschlaffen, von der gemein abgesondert vnnd hernachmals, erst do er offenthliche busse gethan, mit sonderlicher berathschlagung widerumb angenommen wird.Vgl. I Kor 5,1–5. Dis alles ist eine eusserliche zuͤchtigung ge-M 1v we
sen, darumb erfunden vnnd erhalten, das die leuth durch solche exempel sich bessern solten, vnd gehoͤret soͤlche zuͤchtigung gantz vnnd gar nichts zur vergebung der suͤnden.

Dieser zuͤchtigung aber sind durch superstition vnd thoͤrichte andacht der leut sehr viel hernachmals erfunden vnnd erdacht. Als das man den leuthen, so
busse thaten, fasten aufflegte vnnd die Eheleute ethliche jar lang von einander soͤnderte vnnd dergleichen viel andere vorgebliche beschwerungen, welche do sie alzu gros vnnd jrer zu uiel wurden, haben die bischoffe soͤlche buͤrden gelindert, welche linderung vnd nachlassung diser auferlegten bussen vnd Satisfaction hernachmals Indulgentiae genant sind worden, dauon des
Bapsts betriglicher vnnd falscher Ablas sein herkommen hat. Dieweil_Der muͤnchen lere von der Satisfactio.
aber die Muͤnche von diesen historien nichts wissen, geben sie fuͤr, das von wegen solcher satisfaction vnnd aufflegung der fasten, walfarten, betten vnnd dergleichen werck die straffe des ewigen todes inn die pein des fegewers vnnd andere zeitlich straffen verwandelt werden vnnd das dieselbige solche werck
sein muͤssen, welche man Gott zu thun sonst nicht schuldig sey, als das einer von wegen seiner suͤnden zu buͤssen vnnd daruor genungzuthun in einem KuͤrisHarnisch, Kürass. Vgl. , 2809. Die gepanzerte Kleidung sollte eine zusätzliche – verdienstliche – Erschwernis für die Pilgerreise bilden. gen , eines der bedeutendsten Wallfahrtszentren des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Angeblich soll dort der Apostel Jakobus d. Ä. bestattet sein. Vgl. , in: , 61–64. oder ethliche wochen wuͤllenin wollenen Kleidern. Vgl. , 1325f: wollene kleidung wird seit mhd. zeit auch speziell als busz- und fastenkleidung, trauerkleid, kleid der armut getragen. oder barfus gehet, etliche jar kein wein trinckt, noch bey seinem weybe schlefft.

Solche Muͤnchentreume sollen wir alle vor-M 2rwerffen, welche sie auch
selbs nicht versten, vnd sollen diese Regel halten, das die ewige straff vnnd pein sampt der schult von wegen des Sons Gottes vnnd nicht von wegen vnser Satisfation, busse oder genungthuung den gleubigen erlassen werde, wie Osee 13 geschriben stehet: Ich wil sie erloͤsen aus der helle vnnd vom tode erretten. Tod, ich wil dir ein gifft sein, Helle, ich wil dir eine pestilenz
sein.
Hos 13,14. Jtem Heb. 2: Ehr hat durch den Todt die macht genommen dem, der des Todes gewalt hatte, das ist dem Teuffel, vnd erloset die, so durch furcht des Todes im gantzen leben knechte sein muͤsten.Hebr 2,14f. Jtem Ro. 5: Nun wir denn sind gerecht worden durch den glauben, so haben wir fride mit Gott durch vnsern Herrn Jhesum Christ.Röm 5,1.


Zum andern ist alhie auch das zu sagen, das die_Opera indebita.
werck, welche man Gott zu thun nicht schuͤldig, wie sie es opera indebita nennen, nicht Gottsdinst, noch genungthuung oder bezalung der suͤnden sein kuͤnnen, soͤndern das soͤlche werck alle zu diesem spruch des herren gehoͤren: Vorgeblich_Menschenwerck
dienen sie mir, dieweil sie leren solch lere, die nichts denn menschengebot seint
;Mt 15,9. es hat
auch die kirche kein beuelch, solche straff aufzulegen.

Zum_Von des Babsts Ablas.
dritten ist alhie auch anzuzeigen, das die indulgentiae Papales, des Babst Ablas, durch welche er der heiligen verdienst austheilet, lauter betriegerey sey. Denn die indulgentiae vorzeiten, wie auch oben vermeldet, nichts anders dann eine linderung M 2v der eusserlichen buͤrden vnnd zuͤchtigung
gewesen, welche denen, so busse thathen, auffgelegt wurden; welche zuͤchtigung gantz vnnd gar nichts zu der Satisfaction vnnd gnugthuung gehoͤren, dauon die Muͤnche reden.

Es ist aber ein andere_Welche Satisfactio von noͤten.
Satisfaction vnnd genungthuung, welche zu thun yederman schuldig, als das einer seinem nehisten sein gelt vnnd gut, weyb oder
kind, ehre oder gut geruͤchte, wo es moͤglich, wieder gebe, welches ehr jhme gestolen, geraubt oder genommen. Dis ist ein werck, welches Gott befolen vnnd wir zu thun schuldig, vnd gehoͤret zu dem newen gehorsam vnnd zu den fruͤchten der warhafftigen busse, wie S. Paulus spricht:_Ephe. 4.
Wer gestolen hat, stele nicht mehr.Eph 4,28.


Denn wer eines andern weyb bey sich behelt, derselbige hat weder rewe noch glauben, noch den newen gehorsam oder einige frucht der rechtschaffnen busse. Darumb_Vor der Papistischen vnd des Tridentischen Concilij Satisfactio sich zu huͤten.
sol man die Satisfaction, wellche Gott gebotten, das wir dem nechsten das seine wieder geben soͤllen, von der muͤnchischen erdachten satisfaction vnd gnungthuung vnderscheiden.


Dis habe ich kuͤrtzlich alhie von der Papistischen Satisfaction wollen erinnern, das man sich dauor wisse zu huͤtten, denn das Tridentische Concilium dieselbige auch wiederuͤmb gedenckt einzufuͤren. Wir aber soͤllen wissen, das keine andere Satisfaction vor vnsere suͤnde ist denn M 3r das einige opffer vnsers Herren Jhesu Christi, welcher sein leben zu einer erloͤsung vor vns
gegeben hat, wie er Matt. 20 selbst spricht, jtem Heb. 10: Mit einem Opffer hat er in ewigkeit volendet, die geheiliget werden.Hebr 10,14. Die vorangehende Anspielung bezieht sich auf Mt 20,28. Nun wollen wir von dem dritten theil der busse, nemlich von dem newen gehorsam sagen.

Der Papisten lehre von guten wercken vnd gerechtigkeit.

Der Papisten lehre ist diese, das wenn ein mensch vorgebung der suͤnden,
gerechtigkeit vnd seligkeit erlangen wil, so muͤsse er zuuor etliche gute wercke haben, durch welche er zu entpfahung der genade vnd der gerechtigkeit zubereitet werde, darzu sie denn den spruch Pro. 16 zihen: Hominis est animam praeparare, et domini gubernare linguam,Prov 16,1. so doch das nicht des Salomonis meinung ist, sundern er das sagt: Homo proponit, Deus autem
disponit.
Das ist: Der mensch setzt jm wol fuͤr im hertzen, aber vom Herren kompts, was die zunge reden sol, vnd wiewol sie hierzu viel exempel ziehen, als des Nabuchodonosor, danielis 4,Vgl. Dan 4,24. vnd des heuptmans Acto. 10,Vgl. Act 10,2. welche durch Almus geben sich zu entpfahung der genaden zubereitet haben, jedoch reimen sich diese exempel gantz vnnd gar nit zu jrer lehre.
Denn es vnmuͤglich, das ein mensch M 3v oder _Werck gefallen Gott nit one glauben
eines menschen wercke one glauben Gott gefallen, Heb. 11,Vgl. Hebr 11,6. vnnd was nicht aus glauben geschicht, das ist suͤnde, Rom. 14.Röm 14,23.

Darumb ist von noͤthen, das der mensch zuuor Gott versoͤnet vnnd durch glauben_Der glaube ein vrsprunck der guten werck. Luce 6.
an Jhesum Christum Gott gefellig vnd angeneme, das ist: zuuor ein
guter Baum sey, ehe er gute fruͤchte trage. Denn alles, was er zuuor tregt, das sind faule fruͤchte, wie gut sie auch sonst scheinen, dieweil sie nicht aus einem hertzen_Acto. 15.
geschehen, welches zuuor durch glauben gereiniget ist.Vgl. Lk 6,43–45; Act 15,9. Derwegen es ein menschengedicht ist mit den operibus praeparantibus ad accipiendam gratiam et iustitiam,Im Original: iustitiau. wie alhie an S. Paulo, an Adam, an dem Sche
cher am creutz vnnd allen andern zu sehen, welche sich zu Gott bekeren, das wir nichts zu Gott_Jn der bekerung zu Gott bringet der mensche keine gute werck,Im Original: erck. sundern lauter suͤnde zu Gott.
denn lauter verdamliche suͤnde brengen, das wir aber genade, vorgebung der suͤnden, gerechtigkeit vnd seligkeit entpfangen, das haben wir nicht vnser zubereittung, wercken oder wirdigkeit, sundern allein Gottes barmhertzigkeit zu dancken, denn es nicht an jemandts wollen oder
lauffen ligt, sondern an Gottes erbarmen.Vgl. Röm 9,16.

Also spricht auch libro Quinqua. home. 17: Videamus Saulum saeuientem, spectemus furentem, spectamus odia anhelantem, sanguinemque sitientem. Haec Pauli uia erat, cuius uia nondum erat Christus. Quid habebat in corde? Quid nisi malum? Date mihi merita eius. Si merita quae
ris, damnationis sunt, non liberationis.
).

Wiewol auch von noͤthen das der mensch M 4r Gottes wordt hoͤre, dardurch jnen Gott zu sich zeucht, vnd das er seine suͤnde erkenne, vor Gottis zorn erschrecke, rew habe vnd Gottes willen, der jnen zur Busse vnd bekerung durch sein wort beruffet, nit wiederstrebe, jedoch sind das nit werck,
durch welche wir die vergebung der suͤnden, gerechtigkeit vnd seligkeit vordienen. Denn wie gesagt, dis_Es wierdt vns alles aus gnaden One vnsere wergk vnd verdienst geschenckt.
alles vns aus genaden one alle vnsere werck vnd verdienst geschenckt wird. Wie Paulus Ephe. 2 spricht: Aus genaden seid jr selig worden durch den glauben, vnd dasselbige nicht aus euch, Gottes gabe ist es, nicht aus den wercken, auff das sich nicht jemandt ruͤme.Eph 2,8f.


Darumb _Got kumpt vns mit seiner gnaden zuuor
kompt Gott vns mit seiner genade zuuor, vor aller vnser zubereittung vnnd wirdigkeit, auff das alles auff seiner Barmhertzigkeit bestehe, also spricht auch : Vtique_.
non est Im Original: gra|tiasii.gratia, si eam ulla praecedant merita.
; ).
Das kuͤnde mit vielen exempeln beweiset werden, wuͤrde aber alhie zu lang werden. Als, das Pau. Act. 16 jn Macedonien daselbst das Euan
gelium von Jhesu Christo zu predigen vom Engel beruffen wirdVgl. Act 16,9f. vnd sie zur erkentnis der gnaden kommen, das geschicht one alle jre zubereittung, werck oder wirdigkeit; denn die Macedonier von dem warhafftigen Got vnd seinem son Jhesu Christo nichts wissen vnd in grosser blintheit vnd abgoͤtterey stecken, das da keine zubereitung zu entpfahung der genaden sein kan.


Desgleichen der kerckermeister Acto. 16 zu Philippis, was hatte der vor gute werck, dadurch er zuNur in der Kustode auf Bl. M 4r. M 4v genade zubereitet ward, denn allein dis, das er Paulum vnnd Silam inn das innerste gefengnis warff vnd jre fuͤsse in den stock legt.Vgl. Act 16,24. Ja was hette Paulus selbst zu seiner bekerung vnd annemung der genaden vor ein fuͤrsatz vnd gute werck? Nemlich das er die Juͤnger des
Herren Christi zu damasco gefencklich annemen, stoͤcken vnd ploͤckenin den Strafblock legen (und foltern), gefangensetzen. Vgl. , 527f; , 631f vnd sie den hohenpriestern zu toͤdten vberantworten wolt.Vgl. Act 9,1f. Das was seine guter vorsatz. _S. Paulus wirt gerecht vnd sehlig allein durch den glauben on alle vorgehende zubereitung der guten werck.
Darumb, das er zu genaden kommen, das hat er nicht operibus praeparantibus, seiner zubereitung, sondern allein Gottes barmhertzigkeit zu dancken, wie er 1. Timoth. 1 selbst spricht: Mir ist barmhertzigkeit wieder
faren, auff das an mir fuͤrnemlich Jesus Christus alle gedult erzeigete.
I Tim 1,16.

Zum andern leren_Der Papisten lehre, das der glaube nicht allein gerecht mache, sundern auch die gute wercke.
die Papisten, das der glaube nicht allein gerecht vnd selig macht, sundern das auch die lieb vnd hoffnung vnd andere gute werck vnd tugende, so allezeit bey dem glauben sein, die gerechtigkeit mit dem glauben wircken vnd verdienen, das sind nur opera cum fide simul operantia salutem,
oder wie sie sonst reden: fides formata per Charitatem.

Darauff _Die lere des Euangelij.
wir denn sagen, das obwol bey dem glauben lieb vnd hoffnung vnnd allerley tugenden sein vnd sein muͤssen, jedoch wircken sie nicht die Gerechtigkeit vnd seligkeit vnnd koͤnnen nicht das verdienst sein, von welches wegen vns die ge-N 1r rechtigkeit vnd seligkeit gegeben wird, wie der Psal.
spricht: Vor dir ist kein lebendiger gerecht,Ps 143,2. denn diese ewige guͤter haben wir durch das einige verdienst vnsers lieben Herren Jhesu Christi, vmb welches willen sie vns, vnd nicht von wegen vnser werck geschanckt werden, wie Rom. 6 geschriben stehet: Das ewige leben ist ein Donum, eine gabe Gottes durch Christum Jhesum.Vgl. Röm 6,23. Denn der ist der Herre, welcher solch
geschenck vnnd gabe durch sein heilig leiden vnd sterben vns verdienet hat.

Vnd _Was die lere des Euangelij gleuben heisse.
das heissen wir gleuben, nemlich sich auff dis vnsers einigen mitlers vnd heilands verdienste verlassen, das wir durch sein einiges opffer die versoͤnung, erloͤsung, vorgebung der suͤnden, gerechtigkeit, heiligen Geist vnd das erbe des ewigen lebens haben, vnd durch keiner heiligen oder vnser
werck oder verdienst vnd wirdigkeit.

Derhalben, wenn_Wie die wort zu uerstehen sind wir werden durch den glauben gerecht.
wir lehren, das wir durch glauben gerecht werden, sind diese wort also zu uerstehen: wir werden dardurch der suͤnden los vnnd erlangen gerechtigkeit vnnd sehligkeit, das wir vnser zuuersicht vnd vertrauen nicht auff vnser werck, verdienst oder wirdigkeit, sundern auff den Son
Gottes stellen. Denn er ist der versoͤner vnd genadenstuel,_Rom. 3.
welchen Gott vns hat fuͤrgestelt durch den glauben in seinem blut,Vgl. Röm 3,25 (Luther 1545). auff welchen wenn das hertz sein vertrawen vnnd N 1v zuuersicht setzet, so entpfehet es fride_Rom. 15.Im Original: Rom. 5.
vnnd freude in Gott,Vgl. Röm 15,13. welches vertrawen er, der Son Gottes, durch sein heiligen Geist erwecket, wie S. Paulus spricht: Jr _Rom. 8.Im Original: Rom. 4.
habt ein kintlichen Geist entpfan
gen, durch welchen wir ruffen: Abba, lieber Vater!
Röm 8,15.

Von dem wort Sola.

Derwegen,_Vier vrsach, warumb das wort Sola oder gratis zu erhalten. Jch hab auch mein lebenlang nicht geschrieben, das ich von dem wort Sola nicht streiten wolle,Den Vorwurf hatte zunächst erhoben aufgrund eines Gutachtens der Wittenberger Theologen für aus dem Mai 1548. , , und insistieren darauf, ihre Kritik am Rechtfertigungsartikel des Interims sei sachlich begründet und keinesfalls bloße Wortklauberei; in diesem Zusammenhang formulieren sie: Wir streiten nicht vom Wörtlein sola, sondern sagen und bekennen: es müssen in uns die andern Tugenden und guter Vorsatz angefangen seyn und bleiben; dennoch über dieselbigen Tugenden muß das Vertrauen auf den Sohn Gottes seyn, wie gesagt ist, und muß die andern Tugenden alle überschatten. Denn alle Tugenden sind doch schwach in uns, und bleibt noch viel Unreinigkeit im menschlichen Herzen und in diesem Leben. Darum müssen wir uns an den Mittler hängen, und Gnade suchen durch diesen Mittler, und durch Barmherzigkeit, die uns von desselben wegen zugesagt ist Also sollen wir auch vor Gott treten, und dieses Vertrauen auf den Sohn Gottes mit uns bringen, und wissen, daß, obgleich Liebe und andere Tugenden in uns sind und seyn müssen, daß sie dennoch zu schwach sind, und daß das Vertrauen auf den Sohn Gottes allein stehen soll. Es kann auch Liebe im Herzen nicht seyn oder bleiben, wo nicht dieser Glaube und dieses Vertrauen vorgehet (; vgl. ). sundern dasselbige in meinen schrifften stets gebrauchet, wie darinnen zu sehen. Derwegen geschicht mir gewalt vnnd vnrecht.
wenn wir mit S. Paulo sagen Iustificamur fide gratis, wir werden ALLEJN durch glauben gerecht,Vgl. Gal 2,16; Röm 3,28. das ist: wir werden one verdienst gerecht aus seiner genaden, werden alhie nicht die gute werck, so bey dem
glauben sind, sunder vnserer werck verdienst außgeschlossen, auff das all vertrawen vnd zuuersicht des hertzen auff dem einigen verdienst vnsers Herren vnd mitlers Jhesu Christi festgegruͤndet sey, vnd das virerley vrsach halben:

Erstlich, das vnserm Herren Jhesu Christo seine ehre gegeben werde, das er
der einige mitler zwischen Gott vnd den menschen sey,Vgl. I Tim 2,5. durch welches einiges verdiensts vnd opffer fuͤr vns wir die gerechtigkeit vnd seligkeit durch den glauben entpfahen.

Zum andern, das das gleubige hertz ein ge-N 2rwissen vnnd bestendigen trost im erschrecken habe, wenn es auff diesen Eckstein vnnd grundtfest
_1. Corint. 3
Christum Jhesum allein gegruͤndet vnnd erbauet ist.Vgl. I Kor 3,11; Eph 2,20. Denn wo es sich auch auff sein werck vnd verdienst wird verlassen, wird allezeit zweiffeln, zittern vnd zagen volgen.

Zum dritten, das wir in solchem glauben_Rom. 10.
vnd zuuersicht der genaden vnd Barmhertzigkeit inn Christo Jhesu auch recht beten vnd Gott in vnsern noͤ
then anruffen koͤnnen,Vgl. Röm 10,9–13. denn es vnmuͤglich, das ein zweifelet vnd forchtsam_Jacob. 1.
hertz Gott recht kuͤnne anruffen,Vgl. Jak 1,6f. denn allein durch diesen Herren haben wir freidigkeit_Ephe. 3.
vnd zugang inn aller zuuersicht durch den glauben an jn.Vgl. Eph 3,12.

Zum vierdten, das also durch diese lehre der vnderscheidt des Gesetzes vnd Euangelij erhalten werde, denn das gesetz vorheisset auch leben vnd selig
keit, aber nicht aus genaden, sondern aus verdinst, wie es spricht: Der mensch,_Leuit. 18.
der es thut, wirt dardurch leben.
Lev 18,5; Röm 10,5. Darumb wird durchs gesetz niemand gerecht vor Gott. Das Euangelion aber verheisset den gleubigen leben vnnd seligkeit aus genaden, one verdienst, werck vnnd wirdigkeit, von wegen des einigen verdienst des Sons Gots.


_Der Papisten vnd des Jnterims lehre falsch von des Menschen gerechtigkeit.
Derwegen ist der Papisten vnd des Jnterims lere falsch vnd vnrecht, das sie sagen, wir werden nicht allein durch den Glauben gerecht, son-N 2vdern auch durch die liebe, hoffnung vnnd andere gute werck, so bey dem glauben allezeit sind.

Das dritte genus operum, davon die Papisten leren, das sind opera sequentia
fidem,
die werck,_Von den wercken, welche den glauben volgen.
welche dem glauben volgen; dieselbige – sprechen sie – dienen darzu, das die gerechtigkeit in vns gemehret werde, wachse vnd zuneme; solchen jrthumb zu stercken, ziehen sie viel spruͤch aus der Heiligen schrifft an, als Apoca. 22: Qui iustus est, iustificetur adhuc. Apk 22,11 (entspricht der Textform der – späteren – Editio Clementina). 2. Thimoth. 4: Bonum certamen certaui, reposita mihi est Corona iustitiae,II Tim 4,7f. etc.


_Die Papisten dichten, Im Original aus der Marginalschrift, aber unter den Absatz des Haupttexts gesetzt, vmtl. aus Platzgründen.das dreierley werck zur gerechtigkeit von noͤten seind.
Hieraus ist zu sehen, das sie tichten, das dreyerley werck zu erlangung vnd verdienst der gerechtigkeit von noͤthen sein sollen:

Als erstlich Opera praeparantia ad gratiam, Werck, dardurch wir zu entpfahung _.
der genaden zubereitet werden, als da sind beten, fasten, almussen geben vnd dergleichen.


Zum_II. Opera operantia iustitiam.
andern Opera simul cum fide operantia iusticiam et salutem, Werck, durch welche wir neben vnd mit dem glauben die gerechtigkeit vnd seligkeit vordienen, welches das Jnterim Iustitiam inhaerentem,Vgl. : Haec est vera illa iustitiae inhaerentis ratio, quam desiderabat David, cum hanc mitteret vocem: Cor mundum crea in me, Deus, et spiritum rectum innova in visceribus meis. [Ps 50,12] Cum igitur homo plenam iustitae inhaerentis perfectionem quoad in hac terra vivit non consequatur, certe Christus [I Kor 1,30] nobis in hac etiam parte benignissime succurrit, quatenus et per communicationem iustitiae suae iustitiam hominis de illa participantis in haerentem ut efficit, ita auget, ut de die in diem renovetur donec in aeterna patria plene perficiatur Concurrunt quidem Christi meritum et iustitia inhaerens, ad quam renovamur per donum caritatis (). [VI.] De modo per quem homo iustificationem accipit: Ea namque fides impetrat donum spiritus sancti, quo diffunditur caritas in cordibus nostris; quae quatenus ad fidem et spem accedit, eatenus per iustitiam inhaerentem vere iustificamur. Haec enim iustitia fide, spe ac caritate ita constat, ut si aliquam harum iustitiae huic subtraxeris, eandem ipsam mancam plane reliqueris. (). vnd die Scholastici Doctores gratiam operantem, scilicet fidem cum CharitateDer Ausdruck gratia operans begegnet schon bei , fides caritate formata geht auf Gal 5,6 zurück. Die kritisierte Auffassung wurde insbesondere von vertreten. Vgl. ). Nen-N 3rnen. Dauon wir oben gesagt haben, das wiewol bey dem glauben allerley tugent
vnnd gute werck, als liebe vnd forcht Gottes, seind, jedoch koͤnnen sie die gerechtigkeit vnnd seligkeit nicht wircken noch verdienen. Denn dieselbige vns aus genaden, one vnser werck vnnd allein von wegen des mitlers, welcher vns diese guͤter durch seinen tod verdienet hat, geschenckt vnd gegeben werden.


Zum_III. Opera sequentia et augentia iustitiam.
dritten tichten die Papisten auch opera sequentia, Werck, die do der gerechtigkeit volgen, durch welche die Gerechtigkeit inn vns gemehret wird, wechset vnd zunimpt, daraus dann erscheinet,_Papisten vnd Jnterimisten vorstehen nicht die lehre S. Pauli.
das sie die lere vnd Proposition S. Pauli nit verstehen, Rom. 3: Arbitramur fide iustificari hominem absque operibus legis. – So halten wir es nun, das der mensch gerecht werde
on des gesetzes wercke allein durch den glauben,
Röm 3,28. das ist: der mensch erlanget vergebung der suͤnden, Gerechtigkeit, Heiligen Geist vnd ewiges leben on alle seine werck vnd verdienst, aus lauter genade vnd Barmhertzigkeit Gottes, von wegen des mitlers Jhesu Christi, durch den glauben etc. Wie wir denn oben dauon ferner gesagt haben.


Derhalben ist alhie zu mercken, das_Die lere von der recht
fertigung des Menschen sol gantz vnd gar nit mit der lere von guten wercken vormischet werden.
die lehre von der rechtfertigung des menschen mit der lehre von den wercken gantz vnnd gar nicht solle vermischet werden vnd beide lehre, als die von der rechtfertigung vnd die andere lehre von guten N 3v wercken, so weit als himmel vnnd erden von einander gescheiden werden soͤllen, den zu erlangung vnnd erwerbung der rechtfertigung vnnd seligkeit des menschen kein werck – es heisse, wie es wolle, Praeparans, Cooperans, sequens seu augens iustitiam – gantz _Kein werck zum verdinste der gerechtigkeit vnd seligkeit, sundern allein der glaube von noͤten.vnnd gar nicht NOTJG noch darzugehoͤren. Sondern hiezu gehoͤret allein erstlich das, das du dich von wegen der suͤnden von dem Heiligen Geist durchs gesetz vnnd Euangelion straffen vnd zur busse beruffen lassest vnnd darnach dem Euan
gelio gleubest, welches dir vergebung der suͤnden aus gnaden one deine werck vnnd verdinst allein von wegen des mitlers vnnd seines opfers, so er vor dich vnnd die gantz welt getan hat,Johan. 16. verheisset vnd verkuͤndiget,Vgl. Joh 16,8–11. welchs so du es gleubest, enpfehest du also durch soͤlchen GLAVBEN ALLEJN vergebung der suͤnden, gerechtigkeit, Heiligen Geist, ewiges leben vnnd seligkeit. Denn
Christus ist das A vnnd O, der anfang vnnd das ende, welcher dem duͤrftigen den brun des lebendigen wassers vmbsonst gibt, Apoca. 21.Apk 21,6.

Soͤlches beweisen nachfolgende spruͤch vnd exempel der heiligen schrifft:

Ro. 3: Wir werden one verdinst gerecht aus seiner gnaden durch die erloͤsung, so durch Christo Jesu geschen ist, welchen Gott hat fuͤrgestelt zu einem
N 4r gnadenstul durch den glauben in seinem blut, damit er darbite die gerechtigkeit, die fuͤr im gilt, indem das er sunde vorgibt.
Röm 3,24f.

Rom. 4: Den, der nit mit wercken vmgehet, gleubet aber an den, der die gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur gerechtigkeit. Nach welcher weise Dauid sagt, das die seligkeit sei allein des menschen,
welchem Gott zurechnet die gerechtigkeit on Zuthun der werck.
Röm 4,5f.

Jtem: Derhalben mus die gerechtigkeit durch den glauben kommen, auff das sie sei aus gnaden vnnd die vorheissung feste sey allem samen.Röm 4,16.

Galat. 2: Wir wissen, das der mensch durch des gesetzes werck nicht gerecht wird, sundern durch den glauben an Jhesum Christ. So glauben wir auch an
Jhesum Christum, auff das wir gerecht werden durch den glauben an Christum vnd nicht durch des Gesetzes wercke, denn durch des gesetzes werck wird kein fleisch gerecht.
Gal 2,16.

Jtem Gala. 3: Habt jr den Geist entpfangen durch des gesetzes werck oder durch die predig vom glauben?Gal 3,2. Jtem: Wir enpfahen den verheissen geist
durch den glauben.
Gal 3,14.

Vnnd was darffs viel suͤnderliche erzelung der zeugnis der schrifft, diweil S. Petrus N 4v Acto. 10 Die gantze schrifft auff ein hauffen hieher zeucht, do er spricht: Von diesem zeugen alle Propheten, das durch seinen namen alle, die an jn gleuben, vergebung der suͤnde entpfahen sollen.Act 10,43.


Wer nu an diesen Herrn Christum Jhesum von hertzen gleubet, der entpfehet durch solchen glauben one alle werck vnnd verdienst gewislich vorgebung der suͤnde, die gerechtigkeit, heiligen Geist, vnd wird dadurch ein kind_Johan. 1.
vnd erbe GottisVgl. Joh 1,12. vnd ein miterbe des Herren Jhesu Christi, daran sol niemandts zweiffeln.


Solches bezeugen vber diese helle spruͤche auch volgende exempel vnd historien: Als Acto. 2 Haben_Acto. 2.
die drey tausent menschen, so durch die erste predig S. Petri bekeret werden, gar keine gute werck, durch welche sie vorgebung der suͤnden vnd heiligen Geist verdienen kuͤnden, sondern da seint lauter erschreckliche suͤnde, nemlich das sie den son Gottes gecreutziget
haben, wie Petrus doselbest spricht: So wisse nu das gantze haus Jsrael gewis, das Gott diesen Jhesum, den jr gecreutzigt habt, zu einem Herren vnd Christ gemacht hat. Do sie aber das hoͤreten, gieng es jnen durchs hertz, vnd sprachen zu Petro vnnd zu den andern Aposteln: Jr menner, lieben bruͤder, was sollen wir thun? Petrus sprach zu jnen: Thut busse, vnd lasse sich ein
jeglicher teuffen auff den namen Jhesu Christi zu vergebung der suͤnden, so werdet jr entpfahen die gabe des heiligen Geistes
Act 2,36–38. etc.

O 1r Also auch Acto. 10 stehet geschriben, das der heilige geist auff alle gefallen sey, die dem wort Petri zuhoͤreten.Vgl. Act 10,44. Jtem Acto. 16,Act 16,30f. da der kerckermeister zu Paulo vnd Sila spricht: Was sol ich thun, das ich selig wer
de?
Sprechen Paulus vnd Silas: Gleube an den Herren Jhesum, so wirstu vnd dein haus selig.

Jn diesen vnd vilen andern Exempeln vnd Historien sehen wir, das die leute one alle werck vnd vordienst ALLEJN durch den Glauben an Jhesum Christum Gerechtigkeit vnd seligkeit entpfahen, vnd dieses bezeuget sunderlichen
das gantze Buch der Aposteln Geschicht, welches vornemlich von S. Lucas darum geschrieben.

Darumb_Zu dem vordinst der rechtfertigung vnd seligkeit gehoͤren gantz vnd gar keine werck.
gehoͤrn zu dem vordinst der Rechtfertigung vnd seligkeit des menschen, wie oben gesagt, gantz vnd gar keine gute werck, wie si auch moͤgen genant werden. Dann ob wol Rew vnd erkentnis der suͤnden vnd
gutter vorsatz vorhergehen mus, jedoch werden vns vnsere suͤnde nicht von wegen solcher Rew, sondern aus gnaden von wegen des mitlers erlassen vnd wir zu kindern vnd erben Gotts angenomen durch den Glauben an Christum Jhesum.


Von guten wercken vnd vom Newen gehorsam der gleubigen.

Alhie volget nu die frage, dieweil wir vorgebung der suͤnden, gerechtigkeit, heiligen Geist vnd seligkeit one alle werck vnd verdinst aus genaden von wegen des einigen wercks vnd verdiensts des sons Gottis ALLEJN durch den glauben erlangen vnd entpfahen, warzu seind denn die gute werck von
noͤten? Denn zu erlangung vnnd verdienung der gerechtigkeit vnd seligkeit sind sie ja nicht von noͤten, welche wir, wie O 1v gehoͤrt, aus genaden durch den Glauben an Jhesum Christum entpfahen.

Derhalben wollen wir volgend sagen, wie vnd warzu die gute werck in den gleubigen, welche schon kinder gottes sind vnd die seligkeit haben, von noͤten sind vnnd wie sie zur seligkeit von noͤten sind, jtem wie auch niemand one
gute werck, jedoch nicht durch das verdienst der guten werck, selig werde.

Anfenglichen_Zweierley glaube.
zu einem vnderricht ist alhie zu wissen, das zweyerley glaube sey: erstlich ist ein glaub, durch welchen der mensch nicht vernewert vnd zum andermal zu einer newen creatur vnd zum kinde Gottis geborn, auch nicht von der suͤnden vnd dem tode erloͤset wird, in welchem glauben kein
leben, gerechtigkeit vnd seligkeit ist, als_Historischer glaub one vorneuerunge vnd wiedergeburt.
do ist das blosse wissen vnnd erkentnis der Artickel des glaubens vnd der historien, von welchem glauben die Papisten vnd Jnterimisten reden, das derselbige nit allein, sundern neben vnd mit dem selbigen auch die liebe, hoffnung vnd andere Tugende gerecht vnd selig machen.


Diser glaube ist ein Opinio, ein blosses, todes wissen, ein wan,_Hypocritischer glaub.
welchen der mensch selbst one bewegung vnnd vernewerung des heiligen Geists fasset vnd ertichtet; disen GlaubenIm Original: Glaubn. heisset S. Paulus_2. Timot. 1.
ein Hypocritischen,Vgl. II Tim 1,5. das ist: ein heuchlerischen, selbs erdichten, geferbten vnd falschen glauben, bey welchem ob schon viel gute werck sind, als fasten, beten, almussen geben
vnd andere, so ist doch der Baum noch nicht gut, das hertz nicht gereiniget, der mensch noch nicht zum ander mahl durch den Heiligen Geist geborn vnd Gott nicht angeneme noch gefel-O 2rlig. Darumb kan er in das reich Gottes nicht kommen, ob er schon ein heiliger Phariseer, Muͤnch, Pfaffen, Papisten, Jnterimisten, ja auch ein heiliger Luterischer oder Euangelischer man zu sein
vor der welt scheinet.

Denn es alles vorgeblich, wie der Herre saget: Es sey denn ewer_Math. 6.rectius: Mt 5.
gerechtigkeit besser denn der schrifftgelerten vnd Phariseer, so werdet jr nicht in das himelreich kommen,
Mt 5,20. vnd Johan. 3: Es sey denn, das jemand geborn werde aus dem wasser vnd geist, so kan er nicht in das reich Gottis kommen.Joh 3,5.


Diese seind gute werck, zu erhaltung vnnd offenbarung der seligkeit (dauon wir reden) nicht von noͤten, vnd gehet sie dise propositio vnd lere von guten wercken nichts an, dieweil sie noch den rechten, warhafftigen glauben an Jhesum Christum nicht haben, durch welchen allein one alle werck vnd verdienst wir die gerechtigkeit vnd seligkeit erlangen. Denn wenn sie schon alle
werck hetten, die ein mensch in dieser verderbten natur one erkentnis des Herren Christi thun vnd haben kan, so were es doch alles verloren vnnd kundten dardurch nimmermehr die gerechtigkeit vnnd seligkeit erlangen, wil geschweigen, das sie dieselbige durch gute werck vnd gewissen solten erhalten, dieweil sie die gerechtigkeit vnd seligkeit nie gehabt haben. Denn wie
gehoͤrt, der Baum zuuor mus gut sein, ehe er gute frucht trage, vnnd die person durch glauben erstlich Gott versoͤnet vnnd angeneme vnnd selig sein mus, ehe Gott die gute werck vmb Jhesu Christi willen gefallen.

O 2v Gleichwol_Gott erfordert die eusserlich zucht vierley vrsachIm Original: vrsch. willen, ob sie schon nicht gerechte noch selig macht.
ist auch das alhie zu wissen, das Gott der Herre die eusserliche zucht vnd die werck der zehen gebot in allen menschen, sie seind gleu
big oder vngleubig, erfordert, vnd das viererley vrsache willen:

Erstlichen, das alle menschen schuͤldig sind, den geboten Gottes gehorsam zu sein, darumm er sie nicht allein in die steinern taffeln, sundern auch inn aller menschen hertzen geschrieben.Vgl. Röm 2,15.

Zum andern, das die menschen in diesem sterblichen vnnd dort in jenem le
ben die straffen vermeiden moͤgen. Denn wir vor augen sehen, das Gott grosse suͤnde mit grossen straffen straffet, wie gschriben steht: Wer_Matth. 26.
das schwerdt nimpt, sol durchs schwerdt vmbkommen,
Mt 26,52. jtem: Hurer vnd ehebrecher wird_Hebr. 13.
Gott richten
Hebr 13,4. etc.

Zum dritten, das Gott wil, das wir auch ander leute verschonen vnd jnen
nicht schaden zufuͤgen, sundern jnen helffen vnd dienen sollen, denn wir werden nicht vns allein in dise welt geboren, sondern vnser gantzes leben sol erstlich zu Gottes erkentnis, lob vnd preis, darnach auch zum dinst des nehisten vnd zu erhaltung ruh vnd frid in dem gantzen menschlichen geschlecht gerichtet sein. Derwegen wil Gott, das eusserliche zucht, fride vnd einigkeit
von allen gehalten vnd das die verstoͤrer solchs frides gestrafft werden; diese drey vrsachen vorstehen auch die Heiden.

Die vierdte vrsach vorstehen allein die Gotfuͤrchtigen vnd gleubige: Nemlich das Gott die eusserliche zucht vnd gute werck der zehen gebot auch darumb von jederman wil gehalten haben, das, wie S. Paulus sprichet, das gesetz ein
_Galat. 3. zuchtmeister ist, so vns zu Christo fuͤret.Vgl. Gal 3,24. Denn das gewißlich war ist, das der heilige Geist durch die predig des Euangelij in denen, welche offentlichen in suͤnden wider jr gewissen verharren, nicht kreff-O 3rtig sein wil. Darumb, sol der mensch durch den heiligen Geist zum ewigen leben vernewert werden, so mus er nicht in suͤnden wider das gewissen verharren. Al
so ist das gesetz ein zuchtmeister, welcher vns zu Christo fuͤret, das ist: es ist nicht allein vmb eusserliche zucht, sondern darumb zu thun, das die leuth nicht wider jhr gewissen suͤndigen vnd der heilige Geist in jnen seine wirckung haben moͤge, auff das sie Gottes wort hoͤrenIm Original: huͤren. vnd zu dem glauben vnd erkentnis Christi kommen moͤgen.


Wiewol aber Gott solchen eusserlichen gehorsam vnd zucht von allen menschen erfordert, wie viel heiden vnd Phariseer denselbigen gehalten haben vnnd noch heutiges tages viel ehrliche leuth disen gehorsam vnnd zucht in eusserlichen wandel halten, das sie vor der welt vnstrefflich leben, vnd Gott denselbigen auch hie zeitlich belohnet, jedoch verdienet man dardurch nicht
vergebung der suͤnden, so wirdt auch dadurch das gesetze Gottes nicht erfuͤllet, vnnd ist solcher gehorsam nicht die gerechtigkeit, die fuͤr Gott gilt, dardurch der mensch Gott versoͤnet vnd zum kind vnd erben Gottes angenommen wird, wie S. Paulus spricht: Durch_Galat. 2.
des gesetzes werck wird kein fleisch gerecht.
Gal 2,16.


Das sey also in der kuͤrtze von dem ersten Hipocritischen, falschen vnd ertichten glauben gesagt, welcher allein mit wercken vmbgehet vnnd darauff sich gruͤndet vnd verlesset, vnd nicht auff die blosse barmhertzigkeit Gottis vnd auff das verdienst vnsers mitlers, des Herren Jesu Christi, welches denn der Phariseers vnd aller Papisten vnd Jnterimisten glaub ist, von welchen
allen Christus Matt. 5 spricht: Es sey denn ewer gerechtigkeit besser denn der Schrifftgelerten vnd Phariseer, so werdet jr nicht in das himelreich kommen,Mt 5,20. vnd O 3v Johan. 3: Warlich, warlich, ich sage dir, es sey dann, das jemand geboren werde aus dem wasser vnd geist, so kan er nicht in das reich Gottes kommen.Joh 3,5. Darumb erlanget man durch solchen glauben we
der gerechtigkeit noch seligkeit, darzu dann eines besserns vnnd hoͤhers glaubens von noͤten. Was ist denn das vor ein glaube?

Von dem warhafftigen glauben, durch welchen allein der mensch gerechtigkeit vnd seligkeit entpfehet.

Warhafftiger glaub_Was warhafftiger glaube sey.
ist erstlich: wissen die Artickel des Christlichen glaubens
vnnd warhafftigem erkentnis Gottes des Vaters vnnd seines Sohns Jhesum Christi, welcher erkentnis das folget, das das hertz des menschen durch gewisse zuuersicht der Barmhertzigkeit Gottes, so in Christo verheissen, sich auff denselbigen mitler als den einigen bewerten EcksteinVgl. I Petr 2,6. gruͤndet vnd verlesset vnd gewißlich gleubet, das er vmb desselbigen mitlers willen –
nicht von wegen seiner lieb, rewe oder anderer werck vnnd tugent oder erfuͤllung des Gesetzes – vergebung der suͤnden, Gerechtigkeit, heiligen Geist vnd die erbschafft des ewigen lebens entpfahe.

Dieweil aber in solchem trost die zuuersicht, durch welche wir in dem sone Gottis ruhe, _Rom. 5.Vgl. Röm 5,1–5.
friede vnd freude haben, ein warhafftig liecht vnd bewegung ist,
so vom heiligen Geist in vns angezuͤndet wird, durch welche das hertz aus dem erschrecken des ewigen todes erloͤset, wiederumb lebendig getroͤstet vnd froͤlich wird, so wird solche bekerung zu Gott eine newe_Was die newe geburt sey.
geburt genant, wie dann der jetzt angezogene spruch des Herren Christi Johan. 3. bezeuget: Es sey denn, das jemands von new O 4r geboren werde aus dem wasser vnd
dem Geist, so kan er nicht in das reich Gottis kommen.
Vgl. Joh 3,3.5.

Durch solche newe geburt wird der mensch ein tempel vnd wonung Gottes,Vgl. I Kor 3,16. welcher_Wie die neu geburt angefangen werde.
denn in jm anfehet zu wircken, wie Johan. 14 geschrieben stehet: Wer mich liebet, der wird mein word halten, vnd mein vater wird in lieben, vnd wir werden zu jm kommen vnd wonung bey jm machen.Joh 14,23.


Denn wenn der mensch durch den glauben vnd die zuuersicht der barmhertzigkeit Gottes getrost vnd gesterckt wird, so fehet Gott, der Vater, Son vnd heiliger Geist, in der gleubigen hertzen durch solchen trost ein newes leben vnd die widergeburt an, wie S. Paulus spricht: Wir_ Im Original steht die Marginalie auf Höhe des vorangehenden Joh-Zitats.Galat. 3.
entpfahen den verheischen Geist durch den Glauben.
Gal 3,14. Jtem: Welche der geist Gottes trei
bet, die sind Gottes kinder.
Röm 8,14.

Alhie_Die lere von der gerechtigkeit vnd guten wercken so weit als himel vnnd erde von einander zu scheiden.
aber, domit man mich ja vorstehe vnd mir nicht meine wort verkere, thu ich aber diese erinnerung, die ich auch oben gethan, das man die lere von der gerechtigkeit vnd die lere von guten wercken ja nicht mit einander vermische, sondern sie so weit als himel vnd erde voneinander scheide, denn es
zweierley vnderschidene lehre sind. Also,_Was des Menschen gerechtigkeit wircke.
das des menschen gerechtigkeit nichts denn ALLEJN der glaube vnd Christus wircke, vnd das gesetze vnd gute wercke gantz vnd gar nichts mit des menschen Gerechtigkeit vnnd seligkeit zu thun haben sollen; denn_Gute werck sind des gelaubens vnd der gerechtigkeit fruͤchte.
der mensch mus zuuor fur Gott gerecht sein vnnd aus Gott geboren werden, ehe er ein werck thu, das guet vnd Gott
gefellig sey; diese ordnung helt auch S. Paulus, das er zuuor vom glauben, darnach erst von guten wercken als des glaubens fruͤchte leret.

O 4v Derwegen_Teilung der lere von guten wercken.
wollen wir endtlich nu nach der lere vom glauben auch von dem newen leben der gleubigen vnd widergebornen vnd von den guten wercken sagen, vnd erstlich, was gute werck sein, zum andern, wieIm Original: wil. vilerley
gute werck sind, zum dritten, wozu sie vnd ob sie zur seligkeit in den gleubigen vnd neugebornen von noͤten sind.

I.

Was gute werck sind.

Dis gebot wird offtmals im Mose widerholet: Alles _Deut. 12.
was JCH euch gebiete,

spricht Gott, das solt jr halten, das jr darnach thut; jr solt nicht darzuthun noch dauonthun.Dtn 12,32 (Luther 1545) = Dtn 13,1 (Luther 1984). Vnd durch Ezechielem spricht Got: Nach_Ezech. 20.
MEJNEN geboten solt jr leben.
Ez 20,19. Derhalben mussen allein das_Welches gute werck sind.
gute werck sein, welche Gott geboten hat; denn wenn menschen aus eigener andacht wercke erdencken, domit sie Gott dienen wollen, als jetzt der muͤnchen werck vnd
leben sind, messen, vigilien, walfarten, barfus gehen, nicht fleisch essen vnnd dergleichen viel andere selbst erwelte wercke, welcher das Bapstumb vol ist, von disen allen spricht Gott: Vorgeblich_Matt. 15.
dienen sie mihr, dieweil sie leren solche lehre, die nichts denn menschengebot sind.
Mt 15,9.

II.


Wie vielerley gute werck sind.

P 1r Es sind zweyerley werck,_Zweyerley gute werck, innerliche vnd euserliche.
welche Gott geboten, nemlich innerliche des hertzen vnd eusserliche.

Jnnerliche gutte werck sind: warhafftig erkentnis Gottes, Glaube, liebe, fuͤrchteFurcht. Zur Form vgl. , 684, wo es heißt: auffällig, weil unorganisch, ist der zuweilen erscheinende sg. fürchte. Gottes, gehorsam, gedult, demut vnd andere dergleichen.


Eusserliche gutte werck sind: Gottes wort predigen, lernen, bekennen, Gott den Herren anruffen, loben, ehren vnd preisen, jhme dancken, gehorsam gegen Vater vnd mutter, oberkeit, herren vnd frawen vnnd allen andern, so Gott vber vnns gesatzt, den nehisten lieben, jhme helffen vnnd dienen, die nackenden kleiden, die hungerigen speisen, die krancken besuchen, die
gefangne troͤsten, keuscheit, mildigkeit, warheit vnnd die andere, welche in den zehen geboten Gottis begriffen vnnd S. Paulus als fruͤchte des Geistes Galat. 5 erzelet,Vgl. Gal 5,22f. welche der heilige Geist inn allen gleubigen wircket. Denn inn welchen der heilige Geist ist, in den wircket er auch eintweder innerliche oder eusserliche fruͤcht vnd werck oder alle beide, das also kein mensch, er
sey jung oder alt, er bekere sich zu Gott zeitlich oder jhn der letzten stund seines lebens, one gute wercke, entweder jnnerlich oder eusserlich, sein kan noch mag, denn welche der geist Gotts treibet, die seind kinder Gottes,_Rom. 8.
vnd wer den geist Christi nicht hatt, der ist nit sein;Vgl. Röm 8,14.9. wo aber der geist Christi ist, es sey in kindern oder alten, da wircket er, es sey innerlich oder euserlich.


P 1v Daraus denn volget, obwol alle menschen jung vnd alt ALLEJN aus glauben gerecht vnd selig werden, jedoch werden SJE NJCHT one die frucht des glaubens vnd heiligen Geistes selig, vnd wird jnen doch nicht solcher fruͤcht vnd guter werck halben, sundern allein vmb des mitlers Jhesu Christi willen vnd seines verdienstes die gerechtigkeit vnnd sehligkeit aus genaden
geschenckt. Denn der glaub vnd heiliger Geist ist nimmermehr one frucht vnd gute werck, sind es nicht eusserliche, so sind es doch innerliche. Denn, wie gesagt, welche der Geist Gottes treibet, die sint kinder Gottes;Vgl. Röm 8,14. nu treibet der geist Gottes nicht allein die alten, sundern auch die kinder in der wigen, welche gleuben vnd Christo durch die tauff eingeleibet sind, in welchen
er nach jrer masse wircket vnd krefftig ist.

Darumb_Das alle menschen ALLEJN durch den glauben on alle verdienste der wercke, vnnd doch nicht one gute werck als fruͤchte des heiligen geistes selig werden.
auch diese Propositio war ist, das alle menschen, so je selig worden oder noch sehlig sollen werden, die sind vnnd muͤssen ALLEJN durch den glauben one aller werck verdienst selig werden, vnnd das doch niemandts
one gute werck, welche stets der heilige geist in allen gleubigen wirckt, selig werde, er sey jung oder alt. Denn wie gute werck one glauben als jren quel vnd vrsprung nit sein koͤnnen, also kan auch der glaube nit one gute werck als seine fruchte sein. Denn wu die Sonne des glaubens in eines menschen hertzen angezuͤnt vnd auffgegangen, so schei-P 2rnet vnd leuchtet sie ge
wislich vnd lest sich durch allerley gute werck vnd Gottseligkeit sehen.

Denn das etliche hirwidder schreien, wie das muͤglich sey, das niemandes one gute werck selig werde – Denn wann das war sein solt, so wuͤrde kein kind in der wigen, noch kein dieb vom galgen selig werden, dieweil sie keine gute werck nit thun kuͤnnen. Die solches reden, die wissen von keinen anderen
wercken denn von den eusserlichen, welche jederman sehen vnd erkennen kan.

Die jnnerliche,_Die innerliche werck haben alle gleubige.
welches die beste vnnd edelste als werck des ersten gebots sind, haben alle gleubige kinder, so getaufft sind, vnnd die, so sich inn der letzte stunde zu Gott bekeren vnd gleubig sind, als glauben, forcht vnd liebe
Gottes, gedult, demut vnd dergleichen. Denn_Galat. 5, Tit. 3.
diese werck seind fruͤchte des heiligen Geistes,Vgl. Gal 5,22f; Tit 3,5.14. welche er, wie gesagt, in allen gleubigen wircket vnd sie zu einem ewigen leben vernewert vnd zum andermal gebiret.Vgl. Joh 1,13._Johan. 1.

Das bezeuget der Herre Christus, do er also zu seinen juͤngern spricht: Warlich,_Matt. 18.
ich sage euch, es sey denn, das jr euch vmbkeret vnd werdet wie die
kinder, so werdet jr nicht ins himelreich kommen. Wer nu sich selbst nidriget wie dis kind, der ist der groͤssest im himelreich, vnd wer ein solches kind auffnimpt in meinem namen, der nimpt mich auff, wer aber ergert dieser geringsten einen, die an mich gleuben
Mt 18,3–6. etc. Den ver-P 2vheisnen geist aber entpfahen die kinder vnnd alle andere menschen durch den glauben,
welcher_Gala. 5.
hernacher jn jnen krefftig ist.Vgl. Gal 5,5f.

Jtem, es ist_Math. 18.
nicht der wille ewers Vaters im himel, das jemand von diesen kleinen verloren werde.
Mt 18,14. Jtem, las die kindlein zu mir kommen_Luce 18.
vnd weret jnen nicht. Denn solcher ist das reich Gottes. Warlich, ich sage euch: Wer nicht das reich Gottes nimpt als ein kind, der wird nicht hinein kommen.
Lk 18,16f.


Das aber_Das die kinder des heiligen geistes entpfehig vnd er allerlei gute wercke in jhnen wircke. Luce 1.
die gleubige kinder des heiligen Geistes entpfehig vnd er allerley gute fruͤchte vnd werck in jnen wircke, bezeuget auch Johannes der Teuffer, welcher in mutterleib des heiligen Geists vol ist vnd durch das huͤpffen in seiner mutter leib beweiset, das er glauben vnnd erkentnis des Herren Christi, Gottes Sons, vnnd durch jnen fride vnd freude in Gott habe, welches des
heiligen Geistes werck sind.Vgl. Lk 1,41.

Dergleichen_Gute werck mussen inn allen sein, so sich zu Gott bekeren.
mussen auch gute werck, vnd sonderlichen die innerlichen, welche die beste sind, in allen sein, welche sich auch in der letzten stund zu Gott bekeren. Wie denn ann dem Schecher am Creutz zu sehen, was er vor viel vnd fuͤrtreffliche werck hat:


Denn_Exempel des Schechers am creutze.
erstlich thut er busse vnnd bekeret sich warhaftigklichen vnd von hertzen zu Got, fuͤrcht Got, hatt hertzlich rew vber seine suͤnde vnd beich-P 3rtet vnd bekennet die oͤffentlich vor aller welt, so bey dem creutz stehet, vnd beschuͤldiget sich selbst, machet sich selbst zu schanden vnnd bekennet, das er den tod durch sein suͤnde wolverdienet habe, gibt Gott das lobe der
gerechtigkeit, welche ist, das er die suͤnde billich straffet. Darnach hat er eine hertzliche liebe gegen seinem nehisten, dem andern Schecher, welcher Christum hoͤnet vnd lestert, das er gerne wolt, das er sich auch zu Gott bekeret vnd selig wuͤrde; darumb straffet er vnd vermanet jnen zur Busse vnnd bekerung zu Gott, wie er denn zu jm spricht: Vnd du fuͤrchtest dich auch nicht
vor Gott, der du doch in gleicher verdamnis bist, vnd zwar wir sind billich darinnen, denn wir entpfahen, was vnser thaten werd sind.
Lk 23,40f.

Zum andern bekennet er da on alles erschrecken den Herren Christum vor aller welt frey oͤffentlich vnd spricht, das Christus vnschuͤldig sey vnd jme von Pilato, den hohen priestern, Schrifftgelerten, Phariseern vnd allem volck,
so jnen gecreuziget, gewalt vnd vnrecht geschehe. Dis zeugnis gibt er dem Herren Christo herab vom Kreutz vnd fuͤrcht sich vor niemands; dabey zu sehen, wie er durch den heiligen Geist gesterckt worden.Vgl. Lk 23,41.

Zum dritten sehen wir auch, wie er durch den glauben vergebung der suͤnden entpfehet vnnd durch diesen mitler zuflucht zur barmhertzigkeit Gottes hat.
Bittet vnd glaubet zugleich festigklich, P 3v das jme von wegen dieses mitlers, welchen er vor ein ewigen koͤnig, vor ein herren des lebens vnnd des todes erkennet, seine suͤnde vergeben werden vnnd er nu werde angenommen zu einem erben des reichs Gottes vnnd des ewigen lebens, do er spricht: Herr, gedenck an mich, wenn du inn dein reich kommest.Lk 23,42.


Also sehn wir in dem schecher am creutz die vornemste werck, als recht erkentnis Gottis, Rewe, glaub, lieb Gotts, gehorsam vnd gedult im leiden, bekentnis, anruffung Gottes, Liebe gegen dem nehisten etc. Daran zu sehen, das wo warhafftiger glaube ist, da mus allezeit der new gehorsam vnd allerley gutte werck volgen.


Wiewol nun das kind in der wiegen vnd dieser schecher nicht die eusserliche werck haben, das sie viel fasten, beten, almussen geben, die krancken besuͤchen, die nacketen kleiden kundten, jedoch haben sie die hoͤchsten vnd edelste werck des ersten gebots, wie vormeldet._Das kein mensch one gute werck als des glaubens vnd des heiligen Geistes fruͤchte, vnd doch nicht durch verdinst solcher guten werck selig werde.

Daraus zu sehen, das kein gleubiger mensch vnnd kind Gottes, als der da nu
ein newe creatur vnd ein gutter baum durch den Glauben vnd Heiligen Geist geworden, one gutte werck als fruͤchte des glaubens selig wird, denn je der Heilige Geist inn allen gleubigen krefftig ist vnnd seine fruͤchte wircket.

Es sind aber zwuzwei (alte Femininform). Vgl. , 973. weit, weit, weit von einander vnterschiedene rede: P 4r Niemands wird one gute werck als fruͤchten des glaubens vnd des heiligen
Geistes sehlig.
Vnd diese rede: Man mus durch das verdienst der guten werck selig werden.

Die erste rede ist des heiligen Euangelij, welches also spricht: Sehet zu, thut rechtschaffene frucht der busse. Welcher Baum nicht gute fruͤchte bringet, wird abgehawen vnnd ins feuer geworffen.Lk 3,8f.


Jtem, ich bin ein rechter weinstock_Johan. 15.
vnd mein Vater ein Weingertner. Einen jeglichen reben an mir, der nicht frucht bringet, wird er wegknemen, vnd einen jeglichen, der do frucht bringet, wirdt er reinigen, das er mehr fruͤchte bringe; jhr seid jetz rein vmb des worts willen, das ich zu euch gered habe; bleibet in mir vnd ich in euch, gleich wie der rebe kan keine frucht bringen
von jhm selber, er bleibe denn am weinstock, also auch jr nicht, jr bleibet denn an mir. Jch bin der weinstock, jr seidt die reben; wer in mir bleibet vnd ich in jme, der bringet viel fruͤchte, denn ohn mich koͤnnet jhr nichts thun. Wer nicht in mir Bleibet, der wird weggeworffen wie ein rebe vnd vordorret, vnnd man samlet sie vnd wirft sie ins fewer, vnd mus brennen.
Joh 15,1–6.


P 4v Diese spruͤche bezeugen, das die, welche durch die Tauffe vnd glauben dem Herren Christo eingeleibet vnnd nu kinder Gottes worden sind, die mussen fruͤchte bringen; wollen sie aber keine fruͤchte tragen, so schneidet sie der weingartner abe vnd wirfft sie in das hellische fewr; daraus denn auch zu sehen, ob gute werck inn den gleubigen zu der seligkeit noͤtig oder nicht,
wie hernacher ferner sol angezeigt werden.

Zum andern bezeuget er auch, das niemandes frucht vnd gute werck brengen koͤnne, er bleibe denn durch den glauben inn dem weinstock Christo Jhesu; darumb werden alhie der PelagianerDen Anhängern des von bekämpften wird die Lehre zugeschrieben, der Mensch unterliege nicht der Erbsünde und könne aus eigenem natürlichem Willen gute Werke tun. Vgl. , 1082–1084. vnd aller anderer werck verworffen, welche ausserhalb Christo durch jhre werck die seligkeit wollen erlangen;
den on mich, spricht er, kundt jr nichts thun, vnnd ausserhalb dieses Weinstockes Christi gefelt Gott kein werck; dem mussen wir zuuor durch den glauben eingepfropfft_1. Pet. 2.
werden, ehe wir was gutes kuͤnnen thuen.Vgl. Röm 11,17–24. Zur Marginalie vgl. I Petr 2,5.9f.

Nu diese rede, Niemandts wirdt one gute werck als fruͤchten des glaubens vnd des heiligen Geistes selig, jst gewislich die rede des heiligen Euangelij;
denn warhafftiger glaub vnd fruͤchte des glaubens muͤssen allezeit beysammen sein, sol anderst der mensch Q 1r selig werden, wiewol er nicht von wegen der frucht, sundern aus genaden ALLEJN durch den glauben an Jhesum Christum gerecht vnnd selig wird.

Denn in Summa: Gott wil inn seinem garten vnd himelreich nicht vnfrucht
bar, sundern allein fruchtbare Beume vnd reben haben, vnd wil alle vnfruchtbare Beum vnd Reben ausrotten vnd abschneiden vnnd ins hellische feur werffen, wie denn der Herre den Feigenbaum verflucht, das er keine frucht treget.Vgl. Joh 15,1–8; Mk 11,12–14.20–23.

Die andere rede aber,_Des Bapsts vnd Jnterims lere.
Man mus durch verdienst der guten wercke sehlig wer
den,
fuͤret der Babst vnnd das Jnterim, die ist falsch vnd wieder das Euangelium.

Also haben wir gehoͤrt, das zweierley gute werck sind, jnnerliche vnd eusserliche, vnd das niemandts one gute werck als fruͤchtenMar. 11.Vgl. Mk 11,12–14.20–23. [Möglicherweise sollte die Marginalie in Höhe der vorigen Anmerkung platziert werden.]
des glaubens, jedoch nicht durch verdienst der werck selig werde. Nun volget das dritte.


[III.]

Worzu gute werck vnd ob sie auch zur seligkeit von noͤten.

Das gute werck denen, so aus genaden vmb des Herrn Christi willen ALLEJN durch den glauben albereit gerechtigkeit, heiligen Geist vnd das ewige leben entpfangen haben vnd Q 1v nu kinder vnnd erben Gottes sind, von
noͤten, ia auch zur seligkeit von noten sind, wollen wier erstlich durch spruͤche der heiligen Gotlichen schrifft anzeigen.

Zum andern durch etliche Parabolen vnnd Gleichnis des Herren Christi.

Zum dritten durch exempel.

Zum vierden durch rationes, argumenta vnnd gegrundte vrsachen.


Zum fuͤnfften durch der heiligen Christlichen lerer, vnd sonderlichen des Erwirdigen Herren , seligen gedechtnis, schrifft vnd Catholicum Consensum Ecclesiae Christi, das allezeit die Christliche kirche also gelert, gehalten vnnd gegleubet.

I. Spruͤche aus der heiligen goͤtlichen Schrifft gezogen.


Wir haben nu viel jare her beyde, in der vniuersitet_Vide locos Communes .
vnd in der Kirchen zu , also geleret, des viel vrsach sindt, warumb man gute werck thun sol vnd das vnter denselbigen die vornembste volgende drey sind, welche vns gutes zu thun vnd das arge zu lassen bewegen sollen: Als erstlich die noth, zum andern die herligkeit vnd wirdigkeit der guten werck, zum dritten die
belonung, welche Gott denen, so gutes thun, verheissen hat.

Es wirt vns aber in der heiligen schrifft man-Q 2rcherley noth fuͤrgehalten, _Warum von noͤten, gute werck zu thun.
als erstlich das ernstliche gebot Gottes, darnach die Schuldt, das ein mensch schuldig ist, Gottes gebott zu halten. Zum dritten, auff das wir durch den vngehorsam gegen Gott den Glauben, Gerechtigkeit, Heiligen Geist vnd die se
ligkeit, welche guͤter wier aus gnaden one vnsere verdienst durch Christum entpfangen, nicht wiederum verliren. Zum vierden, auff das wir durch den gehorsam gegen Gott die ernstliche vnnd erschreckliche straffen, welche Gott den vngehorsamen drewet vnd, wie wir vor augen sehen, auch teglich vber sie ergehen lesset, moͤgen vermeiden.


Den do stehet Gottes gebot vns fuͤr augen vnd schreiet, treibet vnd vermanet on vnterlas in aller menschen hertzen beyde, der gleubigen vnd der vngleubigen: Du solt kein ander Goͤtter neben mir haben. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eiueriger Gott, der da heimsucht der veter missethat ann den kindern bis ins dritte vnnd vierde glied, die mich hassen, vnnd thu Barmhert
zigkeit an vielen tausenten, die mich lieb haben vnd meine gebot halten.
Q 2v Du solt den namen deines herren Gottes nicht misbrauchen, denn der herr wird den nicht vngestrafft lassen, der seinen namen mißbraucht.
Ex 20,3.6f; Dtn 5,7.9–11.

Auff das aber einer nicht sprech: Ja, das sagt Moses vnd das gesetz, damit haben die Christen nichts zu thun. Dann die gleubigen nu nicht mehr_Rom. 6.
vnder
dem Gesetz sind, sondern vnter der gnaden,Vgl. Röm 6,14. vnd wie anderswo S. Paulus spricht: Dem_1. Tim. 1.
Gerechten ist kein Gesetz gegeben,
I Tim 1,9.
so spricht Christus mit klaren vnd ernstlichen worten: Jhr, die jhr nu kinder Gottes durch den glauben an mich seid worden, seidt_Matth. 5.
das liecht der welt, darumb lasset ewer liecht leuchten fuͤr den leuten, das sie ewre gute werck sehen vnd ewern Vater im
himel preisen. Denn jhr solt nicht wenen, das ich kommen bin, das Gesetz auffzuloͤsen. Jch bin nicht kommen auffzuloͤsen, sondern zu erfuͤllen. Denn ich sage euch warlich: Bis das himel vnnd erden zurgehen, wierd nicht zurgehen der kleinest Buchstab noch ein titel vom Gesetz, bis das es alles geschehe.
Mt 5,14.16–18. Das redet er mit denen, welche nu gleubig vnd kinder Gottes sind,
vnd spricht, das jhr glaube falsch vnd nicht ein warhafftiges liecht sey, wo sie jnen nicht durch gute werck vor den leuthen leuchten lassen.

Q 3r Darnach straffet er auch die Phariseer von wegen jrer falschen, heuchlerischen gerechtigkeit, do er spricht: Es sei denn ewer gerechtigkeit besser denn der schrifftgelerten vnnd phariseer,_Dreierley menschen, welche gerecht vnd selig wollen werden. Die Ersten.
so werdet jr nicht inn das
himmelreich kommen.
Mt 5,20. Als wolt er sagen: Es sind dreierlei menschen, die do gerecht vnnd selig sein wollen: Die ersten sind die falschen Christen, welche den oben weg zum himelreich gehen; dieselbigen, wenn sie hoͤren, das sie allein durch glauben an mich die seligkeit erlangen, so wehnen sie, das sie nun des gesetzes vnnd gutter werck befreiet, furen derwegen ein wild
vnnd gotlos leben, wollen von allen gesetzen frei vnnd los sein. Die ander_Die andern.
sind die, welche den vntern weg zum himmelreich gehen; dasselbige sind erstlich die schrifftgelerten vnnd phariseer, welche one warhafftige Busse, one Rew vnnd Glauben ann mich, allein durch gesetz, durch jhre werck vnnd heiligkeit das himmelreich verdienen wollen. Darnach sind zu yetziger zeit
die Muͤnche, Papisten vnnd Jnterimisten, welche nicht allein durch glauben an mich, sondern auch durch jhre verdinst vnnd wirdigkeit ins himelreich kommen wollen. Welche aber diese zwo strassen, die obere vnd die vntere, gehen, die felen des rechten weges, jrren vnnd gehen beyseits ab vnnd kommen nimmermehr ins reich Gottes. Q 3v Die dritten_Die dritten.
sind, welche die mit
lere strasse gehen. Das sind die, welche warhafftige Busse thun, jhre suͤnde erkennen vnd vor Gottes zorn erschrecken vnnd volgend nach diesem erschrecken gleuben, das ich jhr mitler, fuͤrsprachAnwalt; Wortführer; Fürsprecher. Vgl. , 831f. vnd versoͤner bey dem Vater sey. Derwegen sie aus lauter Gnaden vnnd Barmhertzigkeit des Vaters, Allein durch den glauben an mich, one das Gesetz, one alle werck, one alle
verdinst vnd wirdigkeit vergebung der suͤnden die Gerechtigkeit, den heiligen Geist vnd das erbe des ewigen lebens entpfahen. Denn aber, wen sie also kinder vnd erben des Vaters Allein durch den glauben an mich worden sind, alsdenn nemen sie das Gesetz, die Zehen gebot Gottes fuͤr sich vnd bevleissigen sich, darnach zu thun vnd zu leben, betrachten die vnaussprechliche
liebe Gottes des Vateres, so er jnen erzeigt, das er mich, seinen eingebornen Son, jnen gegeben hat, auff das sie an mich gleubten vnnd durch solchen glauben selig wuͤrden, fahen derwegen an, Gott jhren Vater zu fuͤrchten vnnd wiederum zu lieben, erkennen, das sie jme zu gehorsamen schuldig sind, lassen jhr liecht des glaubens fuͤr den leuten leuchten,_Matth. 5.
das sie jhre gute werck
sehen vnd jhren Vatter im himel preisen,Vgl. Mt 5,16. halten vnd erfuͤllen also das Gesetz durch den glauben an mich. Dan one mich_Joha. 15. Rom. 10.
kan das Gesetz nicht gehalten, noch erfuͤllet werden.Vgl. Joh 15,5; Röm 10,3–13. Q 4r Demnach, spricht Christus, bin ich nicht kommen, das Gesetz oder die Propheten auffzuloͤsen. Jch bin nicht kommen auffzuloͤsen, sondern zu erfuͤllen.Vgl. Mt 5,17.


Denn dieweil_Das Gesetze ein vnwandelbarerIm Original: vnwandelbare. Vgl. aber den Haupttext. wille Gottes.
das Gesetz ein ewiger, vnwandelbarer wille, decret, satzung vnnd ordenung Gottes ist, durch welche alle Engel vnnd menschen entweder zum gehorsam odder aber zur straffe verbundenverpflichtet, bestimmt. werden, wie denn das Gesetz spricht: Verflucht sey yeder man, der nicht alles thut vnnd helt,Vgl. Dtn 27,26; Gal 3,10. so mus es erfuͤllet werden, wie Christus spricht: Jch sage euch warlich: Bis das
himmel vnnd erde zurgehe, wirdt nicht zurgehen der kleinest Buchstab, noch ein titel vonn dem Gesetz, bis das es alles geschehe.
Mt 5,18.

Darumb, wiewol das Ewangelion leret, das der mensch gerecht werde one des Gesetzes werck, allein durch den glauben,Röm 3,29. jedoch wierdt dardurch das Gesetz vnnd die guten werck nicht auffgehaben, sondern viel mehr bestet
tiget. Wie Paulus leret:_Rom. 3.
Wie? Heben wier denn das Gesetz auff durch denn glauben? Das sey ferne, sondern wier richten das Gesetz auff.Röm 3,31.

Q 4v Auff_Das gesetze dreierlei ursach wegen von Gott gegeben.
das aber dis recht moͤge verstanden werden, ist alhie zu wissen, das das gesetz dreierlei vrsach wegen von Gott gegeben sey:

Erstlich dazu, das alle menschen vnter dem gesetz als vnter einem zuchtmei
ster soͤllen gehalten werden vnnd dardurch sich zemen vnnd zuͤchtigen lassen. Wie Paulus spricht: Das gesetz ist gegeben den vngerechten_1. Thimo. 1.
vnnd vngehorsamen, den Gotlosen vnnd suͤndern
Vgl. I Tim 1,9. etc.

Zum andern, das es vns vnsere suͤnde vnnd den zorn Gottes wider die suͤnde solle eroͤffnen vnd anzeigen, wie Paulus sagt: Durch_Rom. 3. 4.
das gesetze kombt er
kentnis der suͤnde;Röm 3,20. das gesetz richtet nur zorn an.
Röm 4,15. Dieweil es denn von Gott darzu gegeben, das es Gottes zorn wieder die suͤnde dem menschen sol eroͤffnen, so kan es Gott nit stillen, noch versuͤnen, noch die sunde hinweg nemen, Gerechtigkeyt vnd seligkeit wircken, sondern wircket allein erschrecken vnnd den todt. Wie S. Paulus vom Gesetz schreibet, das_2. Corin. 3.
es ein
ampt sey, welches todetöte. vnnd vom verdamnus predige.Vgl. II Kor 3,7.9.

Zum dritten ist das gesetz auch dazu von Got gegebenn, das die glaubigen, so nu, durch den Heiligen Geist vernewert, kinder vnnd erben Gottes aus gnaden, one jre werck vnnd verdinst, durch Christum worden sind, aus dem gesetz lernen soͤllen, was fur werck Gott von jnen fordere, wie sie nun hin
furtan im glauben Gott dienen vnnd leben soͤllen, auff das sie nicht selbs eigne werck vnnd Gottesdinst erdichten.

R 1r Derhalben, wenn S. Paulus spricht: Wir richten_Wie das gesetze durch den glauben auffgerichtet werde.
durch den glauben das Gesetz auff,
Vgl. Röm 3,31. sollen wier wissen, das, wiewol der mensch, so noch nicht durch den glauben Gott gefellig vnd angeneme worden, sein leben nach
den Zehen geboten Gottes richtet vnd mancherley gute werck thut Vnd ein eusserlichen zuͤchtigen, ehrlichen wandel fuͤret, das er dennoch dardurch Gott nicht versoͤnet, noch vor jhm Gerecht wierdt, noch das Gesetz erfuͤllet, sondern noch vnter der verfluchung vnnd maledeiungFluch. Vgl. , 1500. des Gesetzes bleibet, dieweil das Gesetz beide, den jnnerlichen des hertzen Vnd den euserlichen
aller glider des menschen, vnd also volkomen gehorsam erfordert, wie es denn spricht: Du solt dich nicht geluͤsten lassenVgl. Röm 7,7 (Ex 20,17). etc., welchen dieweilwelchen dieweil = weil diesen (Gehorsam). der mensch in dieser verderbten nathur Gott nicht volkuͤmlich leisten kan, so wierdt er allezeit durchs Gesetz beschuͤldiget vnd vermaledeiet.verflucht. Vgl. , 840f.

Derwegen auch ein solcher mensch, welcher one glauben vnd erkentnis des
Euangelij ist, Got nicht kan lieben noch anruffen, sondern fuͤrcht sich vor Gott vnd fleucht vor jm, kan auch nicht gewis wissen, ob sein leben vnd werck Gott gefallen oder nicht. Darum, wo_Des Gesetzes wirckung, da kein glaube.
das Gesetz one den glauben an Jhesum Christum ist, da thut es nichts anders, denn das es den menschen beschuͤldiget vnd verdammet. So gefallen auch Gott die werck des Gesetzes
nicht, dieweil sie one glau-R 1vben vnd one erkentnis des Herren Christi geschehen; denn Christus_Rom. 10.
ist des Gesetzes ende, wer ann den gleubet, der ist gerecht.Vgl. Röm 10,4.

Darumb ist das Gesetz gegeben, wie gesagt, das es vns die suͤnde vnd den erschrecklichen zorn Gottes wieder die suͤnde sol eroͤffnen vnd vns vnsere
gebrechligkeit vnd verderbte_Das gesetze ist ein zuchtmeister,Im Original: zuhtmeister. der da zu Christo fuͤret.
natur anzeigen, das wir es nicht koͤnnen erfuͤllen, auff das wier zu vnserm mitler Jhesu Christo vnsere zuflucht lernen haben vnd gleuben, dieweil wir durchs Gesetz kein gerechtigkeit, leben vnnd seligkeit haben koͤnnen. Das vns solche guͤter von Gott von wegenn dieses mitlers aus gnaden one vnsere verdienst geschenckt werden vnnd wier die
selbige durch den glauben entpfahen sollen, welcher mitler, so er also durch den glauben in vns wonet, alsden werde er das Gesetz in vns durch sein heiligen Geist anfahen, vnnd werden alsdenn erst vnsere werck Gott gefellig vnd angenem sein – Das alles erinnert vns das Gesetz. Auff diesen mitler weiset, fuͤret vnd leitet das Gesetz mit allen seinen opffern, allem Gottesdinst vnd
mit allen verheissungen.

Derwegen wirdt auch vonn S. Paulo_Rom. 10.
Warum Christus di erfuͤllung des gesetzes genent wirt.
Christus das ende vnnd die erfuͤllung des Gesetzes genandt,Vgl. Röm 10,4. nicht allein das er durchs Gesetze vns fuͤrgebildet vnnd gewiesen wierdt, sundern fuͤrnemlich darumb, das durch Christum vns die gerechtigkeit gegeben wierdt, welche das Gesetz erfordert vnd von vns haben
wil.Vgl. Röm 8,1–4.

R 2r Derhalben, wenn S. Paulus spricht: Wier richten durch den glauben das Gesetz auff,Vgl. Röm 3,31. wil er das sagen, das wir die gerechtigkeit vnnd seligkeit durch den glauben erlangen. Welches_Rom. 8.
dem Gesetze in vnser verderbten natur vnmuͤglich zu wircken vnd zu geben.Vgl. Röm 8,3f.


Es wierdt_Das Im Original: Gese=|tzes.Gesetz, es wierdt dreierley werck in den gleubigen auffgericht.
aber das Gesetz Gottes in vnns auff dreierley weise auffgerichtet.

Erstlich, das wir durch den glauben von wegen des mitlers vergebung der suͤnden entpfahen vnd solcher glaube vns zur Gerechtigkeit zugerechnet_Rom. 4.
wierdt.

Zum andern, das durch den glauben vnd heyligen Geist der gehorsam, wel
chen das Gesetz erfordert, jnn vns angefangen wierdt. Denn wenn wier ver gebung der suͤnden durch den glauben entpfahen, so fahen wier den an, Gott zu fuͤrchten vnd zu lieben vnd jnen anzuruffen, vnd wirdt alsdenn in vns die gerechtigkeit vnd das ewige leben angefangen, wenn vns der herre Christus, welcher das haubt der gemeine ist, seinen heiligen Geist gibt, durch welchen
wier Also im Geist vnsers gemuͤts vernewert werden, das wier den newen menschen anzihen, der nach Gott geschaffen ist, jn rechtschaffner gerechtigkeit vnd heiligen Geist, vnnd legen nun ab den alten menschen, der durch luͤste im jrthum sich verderbet.

Zum dritten, wiewol wier nu inn diesem vergenglichem leben Das Gesetz
nicht Volkommen R 2v erfuͤllen vnd noch suͤnde, boͤse lust vnd neigung in vns bleiben, jedoch werden wir durch den glauben von wegen des mitlers vor gerecht vnd zu erben des ewigen lebens angenomen. Vnd wierdt vns die erfuͤllung des Gesetzes, so der Son Gottes von vnsert wegen gethan, zugerecht, als hetten wirs gethan. Welcher darum_Galat.Im Original: Gaat. 4.
von dem Vater gesandt worden,
geboren von einem weibe vnd vnter das Gesetz gethan, auff das er die, so vnter dem Gesetz waren, erloͤsete, das wir die kindschafft entpffiengen.Vgl. Gal 4,4f.

Diese grosse gaben Gottes, welche durchs Gesetz vns sind fuͤrgebildet vnd das Gesetz vns nicht geben kund (Sintemal_Roma. 8.
es durchs fleisch geschwecht wardt),Vgl. Röm 8,3. gibt vnns Christus, welche wier durch den glauben von jhme emp
fangen. Darumb wird gesagt, das durch den glauben das Gesetz nicht auffgehoben, sondern bestetiget werde,Vgl. Röm 3,31. wie jtziger zeit das meiste theil der leuthe wenen. Wan sie hoͤren, das wir aus gnaden, on alle vnsere werck, allejn durch den glauben gerecht vnd selig werden, so wollen sie denn von keinem Gesetze noch von guten wercken hoͤren, fuͤren ein Gottlos wesen,
durch welches Gott vnd seine lere geschendet vnd gelestert wierdt.

Diesen_Welchen S. Paulus predige.
Was die lere vom glauben vor eine lere sey.
prediget hie S. Paulus vnd spricht, das die lere vom glauben nicht eine solche lere sey, durch welche das Gesetz vnd die gute werck werden auffgehoben Vnd jederman nach seinem R 3r mutwillen gestatet, sondern das durch die predig des glaubens Das Gesetze vnnd die lere von guten
wercken werde auffgericht, vnd die leute wissen moͤgen, wie vnnd wodurch sie das Gesetz moͤgen halten vnnd erfuͤllen.

Denn wiewol es war ist, das die heiligen Gottes, das ist: die gleubigen, in diesem leben das Gesetz durch sich selbs nicht erfuͤllen kuͤnnen, dennochkonjiziert aus: Darnach. wiel Gott haben, das sie alhie soͤllen anfahen, dem gesetz zu gehorsamen
Vnnd wiewol noch suͤnde vnd boͤse lust dableibet, jedoch wil er jnen dieselbige nicht zurechnen Vnnd im solchen angefangenen gehorsam vmb Jhesu Christi willen in denselbigen gefallen lassen.

Darumb_Das gesetz mus in allen gleubigen auffgericht werden.
muß das Gesetz in allen gleubigen auch in diesem leben auffgericht werden. Sonst were es vergebens gegeben, welches vnmuͤglich; vnd auff das
es auffgericht werde, gibt Gott darum die predig vom glauben, die Hochwirdige Sacrament, den Heiligen geist in vnsere hertzen.

Derwegen, in welcher menschen hertz das gesetz nicht auff die dreyerley weise auffgericht wierdt, wie oben gehoͤrt (AlsKlammer ergänzt. erstlich durch den glauben an Christum Jhesum, zum andern durch vernewerung des Geistes zum gehorsam
gegen Gott vnd zum dritten, obwol dieser angefangner gehorsam noch vnuolkummen, das wier dennoch Gottes kinder vnnd erben bleiben R 3v ALLEJN durch glauben an Jhesu Christ, nicht vonn wegen vnsers gehorsams oder vernewerung) diekonjiziert aus: den. konnen nimmehrmehr selig werden, denn sie kein warhafftigen, sondern ein falschen vnnd ertichten glauben haben.


Darumb wirdt allein das Gesetz in den gleubigen auffgerichtet vnd volbracht. Denn die haben allein Christum, welcher das_Rom. 10.
ende des GesetzesIm Original: Gesetees. ist,Vgl. Röm 10,4. welches erfuͤllung den gleubigen zu jhrem angefangnem gehorsam zuhuͤlffe kuͤmpt Vnnd jnen zugerechnet wierdt, als hetten sie das Gesetz volkommen gehalten, wie Paulus schreibet: Gott sante_Rom. 8.
seinen Son, auff das die Gerech
tigkeit, vom Gesetz erfodert, in vns erfuͤllet wuͤrde.
Röm 8,3f. Ja, was sinds aber fuͤr leuͤth, jn welchen diese Gerechtigkeit erfuͤllet wierdt? Solche leuth sinds, spricht Paulus, die nicht nach dem fleisch, sondern nach dem Geist wandelen.Vgl. Röm 8,4.

Hieraus_Welchen die gute werck von noͤthen.
ist zu sehen, wie vnd warumb vnd in welchen das Gesetze vnd wel
chen die gute werck von noͤten. Jn denen nemlich, welche nu den heiligen Geist haben vnd kinder Gottes sind, die sollen das Gesetz vor sich nemen, darnach thun vnnd leben vnnd inn allerley guten wercken sich uͤben vnd sich den heiligen Geyst treiben lassen, das das Gesetz Gottes in jnen auffgericht werde.


Nv wollenn wier auch denn spruch Christi vor vnns nemen, welcher miht diesem R 4r S. Pauli uͤbereinstimmet, da Christus also spricht: Jhr solt nicht wenen, das ich kommen_Math. 5.
bin, das Gesetz odder die Propheten auffzuloͤsen. Jch bin nicht kommen auffzuloͤsen, Sondern zu erfuͤllen
Mt 5,17.
etc.

Dieweil zu allen zeiten Viel leute sind, welche, wen sie die lehre vom glau
ben vnnd vonn der Christlichen freiheit hoͤren, gedencken sie, das sie keinem Gesetze mehr vnterwoffen, noch gutes zu thun schuldig, sondern nu nach jhrem gefallen leben vnnd allen mutwillen treiben moͤgen, wie wir oben auch gesagt vnnd jtziger zeit an vnsern leuten sehen, welche allen predigten von dem Gesetz vnd guthen wercken feind sind vnnd sie nicht leiden wollen.
Diese blindheit vnnd Thorheit der leute straffet der Herr alhie vnd erinnert vnns, das wier gedencken sollen, was vor ein gros dingk das Gesetz Gottes sey.

Denn es eine ewige vnnd vnnwandelbare Regel der weisheyt Gottes ist, durch welche alle vernuͤnfftige Creaturen, Engel vnd menschen, zum gehor
sam gegen Gott oder zur straff verbunden R 4v vnnd vorpflicht werden. Welche seine weisheit Gott der Herr in der schepffung den EngelnIm Original: Engln. vnnd menschen eingepflantz hat, durch welche sie erkennen, was suͤnde vnd was Gerechtigkeit sey. Daraus den Adam bald verstanden hat, da er gefallen, wie er wieder solchen ewigen willen Gottes gesuͤndiget vnd dardurch Gottes zorn
vnnd straff verdinet hette. Denn das gesetz verdammet die verachtung Gottes. Darumb das gesetz sich nicht lest auffloͤsen vnnd ausleschen, dieweil es von ewigkeit in Goͤttlicher natur gewesen vnd in ewigkeit bleibet vnnd in menschliche natur gepflantzt ist,Vgl. Röm 2,14f. wiewol durch den fahl seher verdunckelt.

Wier koͤnnen aber in dieser finsternis der verderbten natur nicht genugsam
sehen noch verstehen, wie ein gros ding das Gesetz Gottes ist vnd wie wir dardurch Gott so hart verpflicht vnd verbunden sind. Der Herre Christus aber, welcher in der Schos des vaters ist Vnd die ewige weisheit vnd den vnwandelbaren willen des vateres erkennet, der weis vnd verstehet, wie die Engele vnnd das gantze menschliche geschlecht durch das gesetz gegen Gott in ewig
keit verbunden sind. Darumb spricht er: Jch bin nicht kommen, das Gesetz auffzuloͤsen, sondern zu erfuͤllen, Mt 5,17. vnnd diese erfuͤllung sol nicht verstanden werden, das er allein vor sein person das S 1r Gesetz erfuͤllet habe, sondern von der erfuͤllung, die er von wegen des gantzen menschlichen geschlechts gethan hat. Solche erfuͤllung aber _Die erfuͤllung des gesetzes geschicht durch
Christum auff dreyerley weise.
des gesetzes geschicht durch Christum auff dreierley weise:

Erstlich, dieweil durch das gesetz, welches, wie oben gehort, ein ewiger vnwandelbarer wille Gottes ist, das menschliche geschlecht eintzweder zum gehorsam odder zur straff verbunden Vnnd erd.h. der Mensch. nu durch den vngehorsam inn Gottes straff, zorn, vngenade vnnd in tode gefallen, koͤmet Gottes Son von
himmel herrab Vnd wird mensch vnnd nimbt anstad des gantzen menschlichen geschlechts die straff, die verfluchung vnnd vermaledeiung des gesetzes, den zorn Gottes, vnser aller suͤnde auff sich, leidet also die straff des gesetzes vnnd erfuͤllets_Phil. 2.
Esa. 53.
1. Pet. 2.
durch solchen seinen gehorsam gegen dem Vater bis zum tode, ja zum tode am creutz.Vgl. Phil 2,6–8. Diese straffe des gesetzes ligt auff jm,
auff das wir friede hetten, vnd durch seine wunden sind wier geheilet.Vgl. Jes 53,5; I Petr 2,24.

Diese demut vnnd das leiden des lieben Sons Gottes Jst also gros, das sie von keiner creatur genugsam kan bedacht, wiel geschweigen ausgeredt werden. Darumb sollen wier diese erfuͤllung des gesetzes, so durch den Son Gottes vor vns geschehen, stets vor augen haben, auff das, wen wier von der
vergebung der suͤnden gedencken, zugleich auch betrachten, was vor ein er-S 1vschrecklich vnd greulich ding die suͤnde vnnd wie Gottes gerechtigkeit so ernst vnd gestreng sey, das die erfuͤllung des gesetzes Vnnd die erloͤsung des menschlichen geschlechts durch kein creatur, sondern allein durch den eingebornen Sonn Gottes hat geschehen koͤnnen, das der die straff an vnser
stad auff sich hat nemen muͤssen.

Vnsere Elend vnd straffen, so wier leiden, sind allein erinnerung von diesem erschrecklichen gericht des gesetzes Gottes, vnd sind kein precium pro peccato, keinn betzalung noch gnugthuung fuͤr die suͤnde. Sondern Christus ist vnser precium vnd λύτρον‚ vnsere gnugthuung fur die suͤnde. Daraus zu
sehen, wie Gottes gericht so gestreng. Denn er die suͤnde nicht vmbsonst oder aus gnaden wiel vergeben, es ergehe dann die straffe zuuor vber seinn eingebornen geliebten Sonn, dieweil er sich an stadt des menschlichenn geschlechts selbschuldighaftbar, zum Bürgen. Vgl. , 491. gemacht. Kurtzumb, da mus durch die straff des Sons das gesetz Gottes erfuͤllet werden. Da wierd nicht anders aus Vnd ist
kein ander mittel noch weg, denn das der mitler, der Sonn Gottes, solche straff auff sich neme, auff das der zorn des Vaters gestillet Vnd dem gesetz genug geschehe Vnnd dardurch allenn gleubigen die vergebung der suͤnden, gerechtigkeit vnnd Seligkeit erkauffet vnd erworben werde.

S 2r Also haben wier wol one alle vnsere werck, verdienst vnnd gnugthung
die vergebung vnd die seligkeit, was vns belanget. Was aber den Sonn Gottes belanget,_1.konjiziert aus: 3. Cor. 6. 7; 1. Petri 1.
jst sie ja theur erkaufft,Vgl. I Kor 6,20; 7,23; I Petr 1,8f. vnd ob wol inn vnns die erfuͤllung des gesetzes, wie volget, auch mus angefangen werden, jedoch ist sie nicht das verdienst der gerechtigkeit vnnd seligkeit.

Zum andern erfuͤllet Christus auch das gesetz dardurch, das er das gesetz der
Zehen gebot, welches einn ewig, vnwandelbar decret vnd willen Gottes ist, recht leret, erkleret, ausleget Vnnd anzeiget, wartzu es gegeben Vnnd wie mann sein recht brauchen sol – wie wier oben von dreierley gebrauch des gesetzes gehoͤrt, vnd das Christus den falschen verstand vom gesetz der Schrifftgelerten vnnd Phariseer verwierfft Vnd jhre jrthumb anzeiget, welche
meineten, das die eusserliche werck vnnd zucht die Gerechtigkeit vor Gott wircket Vnnd dardurch das gesetz erfuͤllet werde, wie er denn spricht: Es sei denn Ewer_Math. 5.
Gerechtigkeit besser denn der Schrifftgelerten vnnd Phariseer, so werdet jhr nicht in das himmelreiche kommen.
Mt 5,20.

Zum drittenn erfuͤllet Christus das Gesetz, das er in gleubigen vnd kindern
Gottes dasselbige durch sein Heiligen Geist wider auffricht. S 2v Denn darzu ist der Son Gottes erschinen, das er die_1. Joha. 3.
werck des teuͤffels, die suͤnde vnd den Todt zurstoͤreVgl. I Joh 3,8. vnd in diesem leben in vns die Gerechtigkeit vnnd das Ewige leben anfahe vnnd wieder auffrichte. Wenn wier aber vonn den todten werdenn aufferstehen, alsden so wirt die gantze erfuͤllung des gesetzes
vnnd der Gerechtigkeit in vnns volkommen geschehen, welche in diesem leben allein angefangen wierd.

Denn das ist offenbar, das diese newe nathur, das licht vnd die gerechtigkeit vnnd das ewige leben, so in denen, welche dem Euangelio gleuben Vnnd zum andermal geboren werden, angefangen wierdt, das solches nicht
menschlicher natur krafft vnd werck, sondern grosse vnd hohe gaben Gottes sind, welche er vns von wegen seines sons vnd durch den Son gibt; jedoch sind wier nicht durch_Wier sind nicht von wegen der vernewerung, wie das Jnterim leret, sondern von wegen des Hern Christi durch den glauben gerecht.
solche vernewerung vnd das die erfuͤllung des gesetzes in vns angefangen wiert, gerecht vnnd
selig, wie das Jnterim leret,Vgl. . sondern bleiben allezeit in diesem leben ALLEJN durch den glaubenn gerecht vnnd selig. Welcher glaube auch einn newes licht ist, welches vns Gott vonn wegenn seines Sons Vnnd durch den Sonn gibt. Durch welchen glauben wier die vergebung der suͤnde vnnd die versoͤnung entpfahen, auch in vns die bekerung zu Gott, die anruffung Gottes, ein newe vnnd ewige Gerechtigkeit vnnd leben angezuͤndet wierdt, wie in Za-S 3rcharia geschriben stehet:
Jch wil ausgiessen_Zacha. 12.
den Geist der gnaden vnd des gebets,
Sach 12,10. das ist: den heyligen Geist, durch welchenn die menschen erkennen, das sie Gott vmb Jhesu Christi willen wider zu gnaden habe angenommen. Wie auch Paulus spricht: Der heilige Geist gibet_Rom. 8.
zeugnis vnserm Geist, das wir kinder Gottes sind.
Röm 8,16. Welcher Geist die gleubigen auch fuͤret vnd regirt vnd sie zum gebete,
zur liebe vnnd gehorsam gegen Gott vnd allerley gute werck treibet vnd bringet. Denn wer_Rom. 8.
den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.Röm 8,9.

Hieraus lernen wir, wie der spruch des hern Christi mit S. Pauli vbereinstimmet, da er spricht: Wier richten_Rom. 3.
das gesetz durch den glauben auff.
Vgl. Röm 3,31. Damit das nich jemands gedencke, die lere vom glauben sey eine solche lere,
welche das gesetze vnnd gute werck auffhebe, sondernn das jederman wisse, das eine solche sey, welche das gesetz bestetige vnd anzeige, wie Christus das gesetz vor vns erfuͤllet habe Vnd wie des gesetzs erfuͤllung in vnns nach der newen geburt auch muͤsse angefangen werden, wie der Herre mit ernstlichen worten spricht: Warlich,_Math. 5.
ich sage euch: Bis das himmel vnnd erden
zurgehe, wirt nicht zurgehen der kleinest Buchstab noch ein titel vom gesetz, bis das es alles geschehe.
Mt 5,18.

Das ist nu der grundt dieser proposition vnd lere, das die erfuͤllung des gesetzes vnnd die gute werck in den glaubigen, so nu newe geboren vnd S 3v kinder Gottes sind, nicht zu erlangung der seligkeit, die wier one alle gesetze
vnnd werck aus gnaden ALLEJN durch den glauben haben, sondern darzu noͤtig sind, das wier nicht durch vnglauben vnd boͤse werck vnd durch die suͤnde wieder das gewissen Vnnd durch den vngehorsam wieder das gesetze Gottes den glauben vnd die seligkeit wieder verlieren vnnd aus der gnade, die wir durch den glauben erlanget, wieder in die vngnade Gottes, vnd aus dem
leben wieder in todt fallen. Wie denn die volgende spruͤch zeugen.

Spruͤch aus der Heyligen schrifft.

Ezech. xxxiij: Es kan der gerecht nicht leben, wenn er suͤndiget. Denn wo ich zu dem gerechten spreche, er sol leben, vnd er verlest sich auff seine gerechtigkeit vnd thut boͤses, so sol aller seiner froͤmigkeit nicht gedacht werden,
sondern er sol sterben in seiner Bosheit, die er thut.Ez 33,12f

Das ist ein klarer spruch, das die, so albereit gerecht sind, leben vnd seligkeit haben, diese guͤter S 4r alle durch die suͤnde wieder verliren Vnd wieder in den todt fallen. Sollen sie nu die gerechtigkeit vnd seligkeit behalten, so muͤssen sie im glauben bestendig bleiben vnd verharren vnd gute werck thun
vnd boͤse vormeiden, damit sie also den glauben vnd gutt gewissen behalten. Denn diese beyde gehoͤren zusammen, Glauben vnnd gut gewissen. Wie Paulus Timotheum leret: Vbe_1. Thim. 1.
ein gute Ritterschafft vnd habe glauben vnd gutt gewissen.
Vgl. I Tim 1,18f (Luther 1545). Hieraus aber volget nicht: Wie durch glauben vnnd gute werck die seligkeit erhalten wierdt, also wirdt sie auch durch gute werck vordinet;
denn kein gut werck nicht sein kan, es sey den zuuor der mensch allein durch den glauben aus gnaden one verdinst gerecht vnd Gott angenem Vnd die person Gott gefellig. Denn die person allein von wegen des Hern Christi von Gott wierdt angenomen. Welche wenn sie nu Gott gefellig, alsdenn so gefallen erst auch die werck des hern Christi halben Vnd gefilen Gott nicht, wu
die person zuuor Gott durch den glauben nicht versoͤnet vnd gefellig were. Ein solcher mensch aber Hat schonn die seligkeit vnd ist ein kind Gottes, wie Johannes spricht: Meine lieben,_1. Johan. 3.
wier sind nu Gottes kinder Vnnd ist noch nicht erschienen, was wier sein werden
I Joh 3,2. etc. Derwegenn darff ers durch guthe werck nicht erst verdienenn, die er albereit durch den glauben hat. Er
sehe allein zu, das ers durch die suͤnde wieder das gewissenn nicht wider verliren, S 4v wie hie Ezechiel spricht: Es kan der gerecht nicht leben, wen er suͤndiget.Ez 33,12. Denn der suͤnden_Rom. 5.
solt ist der todt,Röm 6,23 [!]. wie der Gerechtigkeit das leben.

Rom. VIII: So ist nu nichts verdamlichs an denen, die in Christo Jhesu sindt.
Ja was sinds aber vor leuthe? Die nicht nach dem fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.Röm 8,1.

Rom. X: So man von hertzen gleubet, so wirdt man Gerecht. Vnnd so mann mit dem mundt bekennet, so wierdt man selig.Röm 10,10.

Paulus redet alhie nicht allein vonn dem bekentnis des mundes, sondern auch
vonn dem bekentnis, welches im gantzen leben der gleubigen scheinen vnnd leuchten sol. Denn vnser gantzes leben sol dahin gericht seinn, das Gott dardurch geehret vnd gepreiset werde vnnd wier dardurch vor jederman vnsern glauben Bekennen Vnd die lere des Euangelij zieren vnd schmuͤcken. Wie Christus spricht: Lasset_Math. 5.
ewer licht vor denn leuten leuchten, das sie ewre
gute werck sehen
Mt 5,16. etc. Als ein Fuͤrst vnnd Obrikeit ist schuldig alle abgoͤtterey in jhrer herrschafft abzuthun vnnd rechte T 1r lere vnd warhafftige Gottesdienst zu pflantzen vnd zu erhalten, damit sie vor aller welt bekentnis thue etc., also sol auch ein jglicher in seinem stand vnd beruffe offentlich zeugnis seines bekentnis vor den leuten haben. Ein pfarher vnd prediger sol
falsche lere vnnd abgoͤtterey offendlichen straffen Vnnd rechte Goͤttliche lere ausbreiten vnd ein ehrlichen gotseligen wandel fuͤren, damit er anzeige, das er darumb Got gehorsam sei, das er dadurch Got diene vnd die lere des Euangelij ehre.

Warumb aber spricht Paulus: So man mit dem munde bekennet, so wird
man selig?
Röm 10,10. Hierauff ist kurtz zu antworten: Wiewol wir ALLEJN durch den glauben on alle werck vnd verdienst gerecht Kinder vnd Erben Gottes sind, jdoch sol dis newe leben dem glauben folgen, dadurch Gott geehret wird; denn nicht der da anfehet, sondern der_Matth. 10. vnd 24.
bis ans ende verharret, wird selig.Vgl. Mt 10,22; 24,13. Also spricht auch S. Paulus:_2. Corint. 5.
Wir werden vberkleidet werden, so doch
wo wir bekleidet vnd nicht blos erfunden werden.
II Kor 5,2f. Das ist: Es ist noͤtig, das inn diesem leben die bekerung zu Gott geschehe, welcher, so sie warhafftig, auch ein new leben folgen mus; diese bekendnis vnd ernewerung sehen wir auch am Schecher am Creutz,Vgl. Lk 23,42f. wie oben vermeldet.

Philip. I: Wandelt nur wirdiglich dem Euangelio Christi, welches ist
T 1v ein anzeigung ewer seligkeit, vnd dasselbige vor Gott.Vgl. Phil 1,27f.

Hie sehen wir, wie S. Paulus von denen, die da die gerechtigkeit vnd seligkeit ALLEJN durch den glauben haben, gute Werk vnd ein Gottseligen wandel fordert, nemlich nicht als verdienst, sondern als anzeigung der Seligkeit, darumb er auch hierzu setzt: Vnd dasselbige von Got. Das ist: die Seligkeit
ist Gottes gabe vnd gnade, nicht der werck verdienst, noch gleich wol sollen gute werck, als anzeigung dieser gabe Gottes, in den Gleubigen leuchten.

Phili. II: Schaffet, das jr selig werdet mit furcht vnd zittern etc.Phil 2,12.

Hebr. V: Wiewol er Gottes Son war, hat er doch an dem, das er leid,litt. gehorsam gelernet; vnd da er ist vollendet, ist er worden allen, die jhm gehor
sam sind, eine vrsach zur Ewigen seligkeit.Hebr 5,8f.

Das ist: Christus hat vns die seligkeit durch sein leiden erworben, welche wir ALLEJN durch den glauben an jn entpfahen, aber doch al-T 2rso, das wir jhm gehorsam sein sollen; solcher gehorsam wird in den gleubigen erfordert bey verliesungVerlust. jrer Seligkeit, wie der Herr sagt: Ein jglicher_Matth. 7.
Baum, der
nicht gute frucht bringet, wird abgehawen vnd ins fewer geworffen; darumb an jren fruͤchten solt jr sie erkennen. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! inn das Himelreich komen, sondern die den willen thun meines Vaters im himel.
Mt 7,19–21. Vnd im Johan. spricht er: Das_Johan. 13.
ist mein Gebot, das jhr einander liebet.
Joh 15,12 [!]. Denn wer nicht seinen_1. Johan. 3.
Bruder liebet, bleibet im Tode.
I Joh 3,14.


Jtem: So_1. Johan. 4.
jemand spricht: Jch liebe Gott, vnd hasset seinen Bruder, der ist ein Luͤgner.I Joh 4,20.

Vber welchen spruch dis Doctoris , Tomo primo, auslegung ist: Wer sich des Euangelij vnd Geistes wil rhuͤmen vnd doch seinen Bruder vnd Nehesten hasset vnd verachtet vnd nicht bleibet,so lebet: . wie die liebe fordert,
der ist gewislich nit von Gott,Gott (spricht er): . denn an den fruͤchten kan man den Baum wol kennen, ob er gut oder boͤse vnd schedlich sey. Wol ists eine feine lere, solches erkennen, das Jhesus Christus Gottes Son ist, ins fleisch gesand zum Heiland der welt,wellt (wie er kurtz hie vor sagt): . vnd wer das erkennet, jnn dem bleibet [!]: .der bleibet inn Gott vnd Gott in jhm. Aber das ist das vngluͤck dabey, T 2v das sie es so koͤstlich wol koͤn
nen vnd so vberaus gelert sind. aber wenn mans: .Wenn mans aber ansihet, vnd sollens so brauchen und jm leben erzeigen: .im leben also erzeigen vnd brauchen, wie sie es wissen, so ist niemand daheim. Es heist aber also: Wer die lere recht im hertzen hat vnd in Gott bleibet, der bleibet auch inn der Liebe, Denn Gott ist selbst die Liebe etc. Darumb wiltu ein_Welchs ein rechtschaffener Christ sey.
rechtschaffen Christen Fur Gott vnd der Welt gehalten sein, der nicht
allein Christum auff der Zungen trage, noch auff dem Papir oder im Buch geschrieben lese, sondern gruͤndlichen im hertzen habe, so gedenck,dencke: . das du es beweisest mit der that vnd leben fur jederman, das deine liebe demden: . andern diene vnd helffe. Wenn solchs da ist vnd solche leuth dauon reden vnd rhuͤmen, so glaube, das es war ist.
. Darumb warnet nu S. Johannes so
vleissig durch die gantze Epistel, das sie zusehen vnd nicht sich selbs: .selbs sich betriegen vnd duͤncken lassen, das sie des Glaubens vol sindseyen: . vnd Christum gar ausgelernet haben, es sey denn, das sie es auch so am leben finden vnd spuͤren, das es so hernach gehe vnd sich durch die liebe erzeige gegen dem Nehesten, das man jm auch dazu helffe mit worten vnd wercken, Lere vnd
Exempel, vnd sich seiner notturfft anneme vnd in straffe, wo er suͤndiget, weise, wo er jrret, trage, wo er schwach ist, troͤste, wo T 3r er betruͤbet, diene vnnd helffe, wo er durfftig – kurtz, das man die Liebe lasse scheinen vnd leuchten Als einen glantz des glaubens im hertzen. Sonst las das VasFass. auswendig schoͤne Tauben,Dauben (gebogene Seitenhölzer eines Fasses). Vgl. , 829f. Boden vnd Reiffen haben, aber weil es klinget
vnd hol ist, so hatSo auch ; aus ursprünglichem bat = hilft? Vgl. , 1158f. vnd nuͤtzet es nichts. Schoͤn magstu dich mit worten schmuͤcken vnd gelert sein. Aber ist es rechter ernst vnd Christus recht im hertzen, so wirds sichs wol beweisen. Weil es nu so gehet bey Gottes wort, das der Teufel also allenthalben seinen samen sehetsäet. Zum Bild vgl. Mt 13,24–30.36–43. vnd so viel zu schaffen hat, das die Christen nicht rechtschaffen noch mit ernst sich der sache an
nemen, sondern sein haus fuͤllet nur mit ledigen huͤlsen, die nur den Namen fuͤren vnd die wort als rechte Christen vnd lassens allein auff der Zungen schweben als den schaum vom bier, so ist noth, das man jmmer treibe vnd vermane, das sie dencken vnd mit ernst Christen sein vnd dasselbigedasselbe: . durch die liebe beweisen, wie hie S. Johannes thut.
. Das sind D. wort.


I. Pet. I: Sintemal jr denn zum Vater anruffet, der on ansehen der Person richtet nach eines jglichen werck, T 3v so fuͤret ewern wandel, solange jr hie wallet, mit fuͤrchten.I Petr 1,17.

Vber diesen spruch schreibet 1. Tho. also: Also sagt S. Peter:Petrus: . Jr seid nu durch den glauben darzu komen, das jr Kinder Gottes seid vnd er
ewer Vater ist, vnd habt erlanget ein vnuergenglich Erbe im himel (wie er droben gesagt hat). So ist nu nicht mehr vbrig, denn das das Tuch hinweggenomen vnd das auffgedeckt werde, das jtzt verborgen ist; des muͤst jr noch warten, so lange bis jrs sehen werdet. Weil jr nu in den stand komen seid, das jr Gott froͤlich moͤget Vater heissen, so ist er dennoch so gerecht, das er ei
nem jglichen nach seinen wercken gibet vnd die Person nicht ansihet. Darumb darffstu nicht dencken, ob du schon den grossen namen hast, das du ein Christe oder Gottes Son heisst, das er darumb dein werde schonen. Wenn du on furcht lebst vnd meinest, es sey nu gnug, das du dich solches Namen rhuͤmest. Die welt richtet wol noch der Person, das sie nicht alle gleich straf
fet, vnd schonet der, die da freund, reich, schoͤn, gelert, weis vnd gewaltig sind. Aber der sihet Gott keins an, es gilt jm alles gleich, die Person sey wie gros sie wolle. Also schlug er in Egypten eben soals: . wol des Koͤnigs Pharao: .Pharaonis ersten Son zu tod, als eyns schlechten mullers: .des geringsten Mans ersten Son. T 4r Darumb wil der Apostel, das wir vns solches gerichts versehen sollen zu Gott vnd in
furcht stehen, auff das wir vns nicht also des Titels rhuͤmen, das wir Christen sind, vnd drauff: .vns darauff verlassen, als wuͤrde er vns vmb des willen mehr nachlassen denn andern leuten; denn das hat vor zeiten die Juden auch betrogen, die sich rhuͤmeten, das sie Abrahams samen vnd Gottes volck weren. Die schrifft macht kein vnterscheid nach dem fleisch, sondern nach dem
Geist. War ists, das er verheissen hatte, das von Abraham Christus geboren sollt: .solt geboren werden vnd ein heilig Volck von jm komen. Aber darumb folget nicht, das alle, die von Abraham geborn sind, Gottes Kinder sind. Er hat auch versprochen, das die Heiden sollen selig werden, aber nicht gesagt, das er alle Heiden werde selig machen. HieAber hie: . begibt sich nu ein frage. Weil wir sagen,
das vns Gott allein durch den glauben selig machet on ansehen der werck, warumb spricht denn S. Peter, das er nicht nach ansehennicht in . der Person, sondern nach den Wercken richtet? Antwort: Was wir geleret haben, wie der glaube allein fur Gott gerechtrechtfertig: . machet, ist on allennicht in . zweifel war, sintemal es so klar ist aus der schrift, das man es nicht leugnen kan. Das nu hie der Apostel
saget, das Gott nach den wercken richtet, ist auch war. Aber dafur sol mans gewislich hal-T 4vten, wo der glaube nicht ist, das da auch kein gGt werck konde: .gute werck, die Gott gebeut, koͤnnen sein, _Wo keine gute werck, da ist auch kein rechter (?)nechster glaube. Glaub nicht on gute wercke.
vnd widerumb das da kein Glaube sey, wo nicht gute werck sind. Druͤmb schleuß den glauben vnd die gute werck zusamen, das also inn den beiden die Summa des gantzen Christlichen lebens
stehe. Nicht das die werck etwas zur Rechtfertigung fur Gott thun, sondern das der glaube on sie nicht ist, oder ist kein rechter glaube.
Darumb, ob vns Gott wol nach den wercken richtet, so bleibt dennoch das war, das die_Wercke fruͤchte des glaubens.
wercke allein fruͤchte sind des glaubens, bey welchen man sihet, wo dernicht in . glaube oder vnglaube ist. Darumb wird dich Got aus den wercken vrtheilen vnd
vberzeugen, das du glewbt odder nicht glewbt: .gegleubt oder nicht gegleubt hast. Gleich als man ein Luͤgner nicht bas vrtheilen vnd richten kan denn aus seinen worten. Noch ists offenbar, das er durch die wort nicht ein Luͤgner wird, sondern vorhinzuvor schon. ein Luͤgner worden ist, ehe er ein Luͤgen sagte. Denn die luͤgen mus aus dem hertzen in mund komen. Darumb verstehe diesen spruch nur auffs ein
-V 1rfeltigest also, das die_Die Wercke sind fruͤchte vnd zeichen des Glaubens, nach welchen got richtet.
werck Fruͤchte vnd Zeichen sind des glaubens. Vnd das Gott die Leuthe nach solchen fruͤchten, die da gewislich folgen muͤssen, richtet, auff das man offentlich sehe, wo der glaube oder vnglaube im hertzen sey. Gott wird nicht darnach richten, ob du ein Christ heissest oder getauffet bist, sondern wird dich fragen: Bistu ein Christe, so sage mir, wo sind die
fruͤchte, damit du deinen glauben kuͤndest beweisen?
.

I. Corinth. XV: Wenn ich allen glauben hette, also das ich berge versetzete, vnd hette die liebe nicht, so were ich nichts.I Kor 13,2 [!].

Denn, spricht , wiewol der Glaube allein gerecht macht, jedoch wo die Liebe nicht folget, ist der glaube gewislich nicht recht, ob er gleich
wunder thet.
Vgl. , Marginalie a zu I Kor 13,2: (Allen glauben) Wiewol allein der Glaube gerecht machet, als S. Paulus allenthalben treibet, Doch wo die Liebe nicht folget, were der glaube gewislich nicht recht, ob er gleich Wunder thete. (; ähnlich schon im NT 1522).

Galat. V: Jn Christo Jhesu gildt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die liebe thetig ist.Gal 5,6.

V 1v Denn wo der Glaube durch die Liebe nicht thetig ist, so ist er falsch vnd erticht, wie auch allhie spricht: Wer ein rechter Christ vnd inn
Christus Reich sein wil, der mus warlich ein rechten glauben haben. Nu ist aber_Der glaube nicht recht, wo die wercke nicht folgen.
der glaube nicht recht, wo nicht die werck der liebe hernachfolgen.
).


Jbidem: Jr lieben Bruͤder seid zur freiheit beruffen. Allein sehet zu, das jr durch die freiheit dem fleisch nicht raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem andern.Gal 5,13.

Diese freiheit erlangen wir durch den glauben an Christum, welcher vns von der suͤnde, vom zorn Gottes, von der vermaledeiung des gesetzes vnd vom
tode vnd der gewald des Teufels frey ledig vnd los gemacht. Wo wir aber zu vnserm furwitz derselbigen misbrauchen, so verlieren wir sie wider. Derhalben ist zu erhaltung solcher freyheit vnd seligkeit, die wir durch den glauben von dem Herrn Christo entpfangen haben, von noͤten, das wir jr recht gebrauchen, wie vber diesen Spruch mit diesen worten auch schreibet:
Denen, so der Christlichen freiheit misbrauchen, verkuͤndigen wir gewis, das sie nicht frey sind, wenn sie gleich noch so hoch von der freiheit rhuͤ-V 2rmeten, sondern Im Original in größeren Typen nur [ha]ben des [Teufels] gesetzt.haben verloren Christum vnd die freiheit vnd sind Knechte des Teufels etc. Denn der Teufel, der kaum aus jnen getrieben war, ist widerumb inn sie gefaren, hat_Matth. 12. Luce. 11.
noch andere sieben Geister mit sich geno
men, die erger sind denn er selbs, darumb seinds auch nu erger worden, denn sie zuuor je gewesen sind.Vgl. Mt 12,45; Lk 11,26.

Derwegen, wenn ich sage, das gute werck_Wie die wort gute Werck sind in den gleubigen zur seligkeit noͤtig zu uerstehen sind.
den Gleubigen vnd Kindern Gottes dazu noͤtig sind, das sie die Seligkeit vnd freiheit nicht wider verlieren, welche sie durch Christum haben, vnd der ausgetriebene boͤse Geist nicht
wider in sie fare vnd mit jnen das letzte erger werde denn das erste, so beladen wir hiemit nicht der Gleubigen Geist vnd gewissen, welches von allen gesetzen befreyet, sondern beladen allein das fleisch vnd den alten Adam vnd vermanen jhn, das er nicht geil vnd furwitzig werde vnd nicht den luͤsten des fleisches, sondern dem Geist Gottes folge. Leren nicht, wie er gerecht, frey
vnd selig werde, sondern wie er solche guͤter behalten sol, welche er allein durch den glauben zuuor entpfangen.

Also schreibet auch vber disen spruch: Ein jeder Christ sol wissen, das er in seinem gewissen durch Christum gemacht ist zum Herren vber das Gesetz, Suͤnde, tod etc., also das der keines weder gewald noch recht zu jm
habe. V 2v Widerumb sol er auch wissen, das seinem leibe diese dienstbarkeit auffgelegt ist, das er dem nehisten durch die liebe dienen sol. Welche die Christliche freiheit anders verstehen, die misgebrauchen der Euangelischen guͤter zu jrem eigen verderben etc.
). Darumb eines ja so wol von noͤten ist als das ander, das frome vnd trewe Lerer vnnd Prediger ja so wol die
Lere von guten wercken als vom glauben treiben.

Folgen meher Spruͤche.

Matth. XIX: Wiltu zum leben eingehen, so halt die Gebot.Mt 19,17.
Vber diesen Spruch schreibet also: Die Gebot muͤssen gehalten sein, oder da ist kein leben, sondern eitel todt. Denn auch der glaube nichts
ist, wo die liebe, das ist die erfuͤllung, nicht folget. Denn Christus, Gottes Son, ist nicht komen, das wir solten den geboten frey vngehorsam sein, sondern das wir die Gebot durch seine huͤlffe vnd mitwircken erfuͤllen solten. Darumb, wie es heist, Werck one Glauben sind nichts, so heists auch, glauben one frucht ist auch nichts. Denn werck one glauben ist Abgoͤtterey, Glau
ben one werck ist luͤgen vnd kein glaub
. etc.

1. Pet. 4: Weil nu Christus im fleisch vor vns gelidten, so wapent euch auch mit demselbigen sinn. Denn wer am fleisch leidet, der hoͤret auff V 3r von suͤnden, das er hinfort, was noch hinderstelligeran verbleibender. Vgl. , 1519. zeit im fleisch ist, nicht der Menschen luͤsten, sondern dem willen Gottes lebe. Denn es ist nichtÜberschüssig gegenüber dem Bibeltext in der Fassung von 1545.
genug, das wir die vergangne zeit des lebens zubracht haben nach Heidnischen willen, da wir wandelten in vnzucht, Luͤsten, Trunckenheit, Fresserey, Seufferey vnd greulicher Abgoͤtterey. Welche werden rechenschafft geben dem, der bereit ist, zu richten die Lebendigen vnd die todten.
I Petr 4,1–3.5 (nach Luther 1545).

2. Pet. 2: Denn so sie entflohen sind dem vnflat der welt durch die erkentnis
des Herrn vnd Heilands Jhesu Christi, werden aber widerumb inn dieselbigen geflochten vnd vberwunden, ist nichtmit: Luther 1545. jnen das letzte erger worden denn das erste? Denn es were jnen besser, das sie den weg der gerechtigkeit nicht erkennet hetten, denn das sie jn erkennen vnd sich keren von dem heiligen Gebot, das jnen gegeben ist. Es ist jnen widerfaren das ware sprichwort: Der
hund frisset wider, was er gespeiet hat, vnd die Sawe waltzet sich nach der schwemme wider in Kot.
II Petr 2,20–22 (nach Luther 1545).

Hebr. 10: So wir mutwillig suͤndigen, nachdem wir die erkentnis der warheit entpfangen haben, haben wir furder kein Opffer mehr vor die Suͤnde, sondern ein schrecklich warten des Gerichts vnd des fewer Eiuers, der die
widerwertigen verzeren wird.
Hebr 10,26f (nach Luther 1545).

V 3v Djeser Spruͤche ist die heilige Schrifft vol, durch welche vns geboten wird, das wir im glauben vnd erkentnis der warheit mit einem guͤten gewissen bis an vnser ende bleiben vnd verharren sollen, vnd sind allezeit bey diesen vermanungen auch drawung gesaczt, das wo wir solches nicht
thun werden, so werden wir die gnade vnd seligkeit wider verlieren vnd in Gottes zorn vnd gericht fallen.

Also haben wir erstlich durch gewisse zeugnis vnd spruͤche der heiligen Schrifft bewisen, das gute werck den gleubigen, so nu kinder Gottes worden, von noͤten sind zu erhaltung vnd offenbarunge der seligkeit, welche sie
ALLEJN durch den glauben an Jhesum Christum entpfangen.

Denn dieweil der Teufel wie ein bruͤllender_1. Petri 5.
Lew heruͤmher gehetVgl. I Petr 5,8. vnd one vnterlas darnach trachtet, wie er das haus, daraus er getrieben, wideruͤmb eroͤbere vnd vns der gerechtigkeit vnd seligkeit beraube, jst warlich hoch von noͤten, das wir wachen vnd stets wider solchen feind_Ephes. 6.
zu felde ligen vnd wider
jnen kempffen vnd streitten, damit wir die seligkeit, so wir durch den glauben entpfangen, durch vnsere sicherheit vnd Gottlos wesen nicht wider verlieren.Vgl. Eph 6,10–17. Darumb vermanet S. Paulus auch Timotheum also: Vbe eine gute_1. Timoth. 1.
Ritterschafft vnd habe den Glauben vnd gut gewissen.
I Tim 1,18f. Nu wollen wir das auch durch etliche Parabolen des Herrn Christi beweisen.


V 4r II. Beweisung durch etliche Parabolen des Herrn Christi, das gute wercke in den Gleubigen zur seligkeit von noͤthen.

Matth. 18 Malet vns der Herr Christus das Himelreich in einem gleichnis sehr schoͤn fur vnd zeiget, wie wir vergebung der suͤnden, gerechtigkeit vnd Seligkeit allein aus gnaden durch den glauben entpfahen. Wenn wirs aber nu
also entpfangen haben, so sey alsdenn von noͤhten, das wie vns vnsern Vater im Himel on alle vnsere bezalung vnnd verdienst aus lauter Barmhertzigkeit vnsere Schulde vnd Suͤnde vergeben habe, das wir alsdenn vnserem Nehesten auch seine Schuldt erlassen vnd vergeben Vnd Barmhertzigkeit gegen jm vben, wie Gott der Vater gegen vns teglich vbet, wie vns auch der Herr im
Vatervnser leret.Vgl. Mt 6,12. Vnd wo wir solches nicht thun, so wird die erlassene Schuldt vns widerumb zugerechnet, verlieren also die gnade, vergebung der Suͤnden, die Gerechtigkeit vnd Seligkeit.

Denn da der Knecht, welchem vom Koͤnige die zehentausent Pfund aus gnaden erlassen waren, seinem Mitknecht die hundert Groschen, V 4v welche
er jm schuldig, nicht widerumb erlassen wil, do wird der herr zornig vnnd vberantwort jnen den peinigern, bis das er bezalet alles, das er schuldig war,Vgl. Mt 18,23–34. vnd setzet der Herr Christus dise ernstliche drewewort darzu: Also wird euch ewermein: . himlischer Vater auch thun, so jr nicht vergebet von ewrem hertzen ein iglicher seinem bruder seinen feile,Mt 18,35 (nach Luther 1545). daran denn zu sehen, das zu erhaltung der vergebung der sunden vnnd der seligkeit, welche wir durch den glauben enpfangen haben, von noͤten ist, das wir vnserm nehisten auch seine schulde vergeben, wo nicht, so verliren wir alle empfangene gnade.

Also leget in der Haus-Postil am 4. Sontag nach Trinitatis diese gleichnis aus vber dise wort: Richtet nicht, so werdet jr nit gerichtet.Lk 6,37. Denn
Im Original: (spricht) .(spricht ) wir sindsind ye: alle jm gericht Gottes vnnd jm verdamnis gewesen, vnser suͤnden halben. Was hat nu vnser Vater jm himmel gethan?thun: . Jsts nicht war, er hat dich weder richten noch verdammen wollen, sondern deine sunde dir vergeben vnnd Helle vnnd verdamnis hinweg gethanthun: . vnnd dich zu gnaden angenommen? Solch Exempel hastu an dir vnnd deiner person, dem
folge vnnd thue gegen andern auch also, so bistu denn ein rechter Christ, der an Christum glaubst: .du an Christum gleubest, deinen nehisten nicht richtest noch verdammest, sondern jmejm gern: . vergibest, was er wider X 1r dich gethanthun: . hat. So du es aber nicht woltest thun, Sonder woltest: .wilt thun, sondern mit dem SchalcksknechteMt 18,32 (Luther 1545). Schalk = Bösewicht. Vgl. , 2085. Matth. 18 dort gnade entpfahen vnd hie andern dieselbe nicht auch beweisen, so soltu wissen, das
du kein Christ bist vnd das dich Gott widerumb aus der Barmhertzigkeit in das Gericht vnd verdamnis werffen vnd dich aller guͤter, die er dir geben, berauben vnd alle schuld, die er dir nachgelassen, dir wider auff den Hals wil legen. Das soltu gewis haben.
. Also wird die geschanckte gnade durch beweisung der gnade gegen dem nehisten erhalten; wo solche nicht folget, so
wird sie wider verloren.

Das andere gleichnis ist Luce am 11., da der Herr spricht: Wenn der vnsauber Geist von dem Menschen ausferet, so durchwandelt er duͤrre Stette, suchet ruge vnd findet jhr nicht, so spricht er: Jch wil Im Original: widerumb keren.wider umbkeren inn mein Haus, daraus ich gegangen bin. Vnnd wenn er kompt, so findet ers mit
besemenBesen (pl.). Vgl. , 1615. gekeret vnd geschmuͤcket. Da gehet er hin vnd nimpt sieben geister zu sich, die erger sind denn er selbs, vnd wenn sie hineinkomen, wonen sie da, vnd wird hernach mit dem selbigen Menschen erger denn vorhin.
Lk 11,24–26.

Allhie vermanet der Herr alle die, welcher hertzen durch den glauben gereiniget vnd sie nu X 1v ein Tempel Gottes geworden, das sie hinfort wachen
vnd nicht sicher leben, noch sich wederwieder? mit suͤnden wider jr gewissen verunreinigen sollen, damit sie nicht den glauben vnd heiligen Geist wider verliren vnnd wider eine wonung der boͤsen geister werden. Also spricht auch S. Paulus 1. Corint. 16: Wisset jr nicht, das ewr leib ein Tempel des heiligen Geists ist, der in euch ist, welchen jr habt von Gott, vnnd seid nicht ewer
selbs? Denn jr seid tewer erkaufft, darumb so preiset Gott an ewrem leibe vnnd in ewrem Geist, welche sind Gottes.
I Kor 6,19f (Luther 1545; vgl. : και εν τω πνευματι υμων‚ ατινα εστιν του θεου).

Das dritte gleichnis ist Mat. 25 Von den zehen Jungfrawen,Vgl. Mt 25,1–13. vnter welchen die fuͤnffe, welche lampen one oͤle – das ist: gutte werck one glauben – haben, die werden herausser verschlossen vnnd nicht zur hochzeit eingelassen. Die
andere aber, welche lampen voller oͤle – das ist: glauben vnnd gutte werck – haben, die werden eingelassen, weren aber auch nicht eingelassen, wenn sie das Oele – den Glauben – one Lampen – das ist: one gute werck – gehabt hetten, denn Lampen vnd Oele mus beysammen sein, das ist: der Glaube mus durch gutte werck scheinen vnnd leuchten; wo er das nicht thut, so ist es ein
finstere Lampen oder Latern; wer nun auff diese hochzeit allein entweder mit gutten wercken oder allein mit glauben komet, der wirdt herausser verschlossen vnd nicht eingelassen; denn glauben vnd gutte werck, als des glaubens vnnd der gerechtigkeit fruͤchte, mus-X 2rsen beyeinander sein; denn das ist das hochzeitliche Kleid, wer das nicht an hat, dem werden hende vnd
fuͤsse gebunden, vnd wird aus der hochzeit in das finsternis geworffen, Matth. 22.Vgl. Mt 22,2–14, bes. V. 11–13.

Also leget auch dis gleichnis aus vnd spricht: Die Lampen one oͤle sind die guten werck one glauben, die muͤssen alle verleschen, das Oelegefeß aber ist der glaube im gewissen aus Gottes gnade, der thut gute werck, die
bestehen.
.

Das vierdte gleichnis_Math. 25.
ist, das dem Nehistenvorigen. im Mattheo folget,Vgl. Mt 25,14–30. da der Hendler einem seiner Knecht fuͤnff, dem andern zween, dem dritten ein Centner gibt vnd jnen befihlet, das sie damit handeln vnd jhm sein gut mehren sollen. Da werden die ersten zween gelobet, vnd dieweil sie vber wenig getrew gewesen, werden sie vber viel gesetzet, vnd wird jnen befohlen, das
sie in jres Herren frewde eingehen sollen. Der dritte aber, welcher mit dem einigen Centner nichtes erworben, der wird gescholden vnd wird der Centner wider von jm genomen, vnd wird in die Finsternis hinausgeworffen. Also spricht auch der Herr Luce 12: Der Knecht, der seines Herren wille weis vnd hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem willen gethan, der wird
viel streiche leiden muͤssen.
Lk 12,47.

Auff diese gleichnis_Mtth. 25.
folget im Matth die herrliche Predig vnd weissagung von des Herrn Christi zukunfft, wie er in seiner herligkeit komen werde X 2v vnd alle heilige Engel mit jm,Vgl. Mt 25,31–46. denn werde er sitzen auff dem Stuel seiner Herligkeit, vnd werden vor jm alle Voͤlcker versamlet werden vnd er
werde sie von einander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Boͤcken scheidet, vnd werde die Schafe zu seiner Rechten stellen vnd die Boͤcke zur lincken. Da wird denn der Koͤnig sagen zu denen zu seiner Rechten: Kompt her, jr gesegneten meines Vaters. Ererbet das Reich, das euch bereitet ist von anbegin der welt. Denn ich bin hun
gerig gewesen, vnd jr habt
mich gespeiset
etc. Als wolt der Herre sagen: Jch werde nu nicht viel mehr euch predigen, denn die zeit meines leidens vnd sterbens ist vor handen. Nu habt jr von mir gehoͤrt, das jr vergebung der suͤnden, gerechtigkeit vnd heiligen Geist vnd das ewige leben aus gnaden one ewer verdienst durch mich habet vnd das jr solche guͤter durch den glauben an mich entpfahen muͤsset,
auff das jr aber nicht wehnet, dieweil jr diese predigt vom glauben von mir gehoͤrt habt, das jr nu nach ewerem gefallen thun vnd leben muͤget vnd euch nu keines Gesetzes, keiner guten werck mehr von noͤten sey, so beschliesse ich alle meine vorige Predige, welche ich nu die vierdhalbdreieinhalb. jar euch gethan mit so vielen Parabolen vnd gleichnissen, durch welche ich die lere vom
glauben an mich verklere, das obwol die oben erzelten guͤter aus gnaden von meinet-X 3rwegen vom Vater euch geschenckt werden, jedoch wil der Vater nichts deste weniger, das jhr jm vnd seinen geboten solt gehorsam sein, euch vntereinander lieben vnd den glauben an mich durch die liebe vnd allerley gute werck gegen einander scheinen vnd leuchten lassen. Denn der Vater
sein Reich niemands denn allein den gehorsamen Kindern geben wil, zu den vngehorsamen aber, welche sich des glaubens vnd der Gerechtigkeit allein mit dem munde rhuͤmen, aber inn der that keine werck der gerechtigkeit beweisen, werde ich an jenem tage sagen: Gehet hin von mir, jr verfluchten, in das ewige fewer, das bereitet ist dem Teufel vnd seinen Engeln. Jch bin hungerig gewesen, vnd jr habt mich nicht gespeiset
etc.

Diese trewe vnd ernstliche warnung thut der Herre eben am end aller seiner Predig zu der zeit, da er jetzt in sein heilig leiden vnd in tod gehen solt, durch welche er alle seine vorigte Predigte erkleret, daraus zu sehen, ob vnd wie vnd wenn vnd welchen gute werck zur seligkeit von noͤthen, nemlich denn
vnd denen, welche nu Kinder Gottes ALLEJN durch den glauben an Christum worden sind, das dieselbigen denn jrem Vater anfahen gehorsam zu sein, auff das sie die gerechtigkeit vnd das Reich jhres Vaters, so jnen von wegen des Herrn Christi geschanckt, nicht widerumb verlieren. Welches reich, dieweil es den Kin-X 3vdern Gottes von anbegin der welt, da der
Kinder noch keines vorhanden war, aus lauter liebe vnd barmhertzigkeit vom Vater zubereitet ist, koͤnnen vnd duͤrffen sie es nicht verdienen. Allein sie sehen zu, das sie solche Erbschafft durch freuel vnd mutwilligen vngehorsam nicht wider verlieren vnd vom Vater enterbet werden etc.

III. Die dritte Beweisung,
das den kindern Gottes gute Werck zur seligkeit von noͤten,
sind die Exempel.

Die dritte beweisung, das den kindern Gottes der gehorsam gegen Gott, jrem Vater, zur Seligkeit von noͤten, sind die Exempel. Das erste Exempel_Exempel der Engel.
sind die Engele, welche Gott in warhafftiger gerechtigkeit, vnsterbligkeit vnd Herr
ligkeit aus lauter gnaden erschaffen hat, doch mit dem bescheid, das sie Gott, jrem Schoͤpfer, gehorsam sein sollen; wo nicht, solten sie wider aus solcher gnade vnd herrligkeit in die vngenade, zorn Gottes vnd ewigen verderb fallen vnd aller jrer guͤter, welche jnen aus lauter gnade inn der Schoͤpffung geschanckt waren, wider beraubet werden. Welche Engele nu inn solchem
gehorsam ge-X 4rgen Gott bestendig blieben, die haben solche jhre gerechtigkeit vnd Seligkeit behalten. Welche aber Gott vngehorsam geworden, die haben jhre Seligkeit verloren, wie der Herre Christus spricht: Der Teufel_Johan. 8.
ist nicht bestanden in der warheit,
Joh 8,44. vnd S. Peter auch sagt: Gott_2. Petri 2.
hat der Engel, so gesuͤndiget haben, nicht verschonet, sondern hat sie mit Ketten der
Finsternis zur Helle verstossen vnd vbergeben, das sie zum gericht behalten werden.
II Petr 2,4.

Das_Exempel Adam vnd Eua.
ander exempel ist Adam vnd Eua. Denn da der Mensch geschaffen wird, da wird jm von Gott ein gebot gegeben, daran er sein gehorsam gegen Gott, seinem Schoͤpffer, vben solte. Wie denn Gott zu jm sprach: Du solt essen
von allerley Beume im garten, aber von dem Baum des erkentnis gutes vnnd boͤses soltu nicht essen, denn welches tages du dauon issest, wirstu des todes sterben.
Gen 2,16f. Die gesetz oder gebot ward dem menschen nicht darumb von Gott gegeben, wenn er dasselbige hielte, das er dardurch die gerechtigkeit, vnsterbligkeit vnd ewiges leben verdienen vnd erlangen solt. Denn diese
Himlische vnd Ewige guͤter hat der Mensch vorhinohnehin, zuvor schon. Vgl. , 1204f. vnnd dardurch, das Gott der Herre jhn allebereit aus lauter vnnd vnaussprechlicher Gnade one sein, des Menschen, Verdienst oder Wirdigkeit (Denn was solt er verdienen, da er noch nicht war geschaffen?) X 4v gerecht vnd vnsterblich von anfang erschaffen hatte. Sondern das gesetze vnd gebot ward dem Menschen von des
wegen gegeben, das er dardurch seines gehorsams gegen Gott, seinem Schoͤpffer, erinnert wuͤrde vnd durch vbung solches gehorsams die guͤter, als die gerechtigkeit, vnsterbligkeit vnd den heiligen Geist, durch welchen er mit Gott verbunden war, so jm, da er erst erschaffen, von Gott geschanckt vnd gegeben, erhalten vnd durch den vngehorsam nicht verlieren solt. Denn der
Mensch auch in seiner vnschuld vnd vnsterbligkeit gleichwol also geschaffen war, das er Gott, seinem Schoͤpffer vnd Herrn, wie alle andere Creaturen gehorsam sein solt.

Also wird auch zu dieser zeit vns die wir kinder Gottes sind das Gesetze nicht darumb von Gott gegeben das wir die gerechtigkeit vnd das leben dar
durch haben sollen Wie auch S. Paulus spricht:_Gala. 3.
Wenn ein Gesetz gegeben were, das da kuͤnd lebendig machen, so keme die Gerechtigkeit warhafftig aus dem Gesetz,Gal 3,21. denn diejenigen, so new geboren vnd Gottes kinder sind, die haben albereit die gerechtigkeit vnd das leben aus gnaden, vmbsonst, one jre werck vnd verdienst, durch den glauben an Jhesum Christum vnd durch
die_Rom. 3.
Erloͤsung, so durch Jhesum Christum geschehen ist,Vgl. Röm 3,24. vnd wird doch denselbigen das gesetze der Zehen gebot gegeben, auff das sie an denselbigen jren gehorsam vnd danckbarkeit fur die entpfan-Y 1rgene wolthat gegen Gott beweisen vnd jren glauben daran vben vnnd durch vngehorsam die gerechtigkeit, den Heiligen Geist vnnd ewiges leben, so jnen aus gnaden vmb
des mitlers, des Herren Christi, willen von Gott geschenckt, nicht verlieren.

Denn dieienige, so freuenthlichen, wissenthlichen vnnd mutwillig Gottes gebot vnnd gesetz vbertreten, die verliren solche geschanckte gabe, wie auch an Adam vnnd Eua zu sehen, fallen in Gottes gericht vnnd ewigen tod. Also spricht auch S. Paulus: Lieben bruͤder, _Rom. 8.
wir sind schuldener nicht dem
fleisch, das wir nach dem fleisch leben, denn wo jr nach dem fleisch lebet, so werd jr sterben muͤssen, wo jr aber durch den Geist des fleisches gescheffte toͤtet, so werdet jr leben.
Röm 8,12f.

Das dritte Exempel, dadurch bewiesen wird, das zu
erhaltung des heiligen Geistes vnnd der seligkeit der gehorsam gegen Gott von noͤten sey, jst_Samson
Sam
son;Vgl. Ri 13,1–16,31. derselbige, dieweil er jn Gottes furcht vnnd gehorsam lebet, behelt er den heiligen Geist, von welchem er wider seine feinde gesterckt wird, thut grosse wunderwerck, zerreisset ein Lewen auff stucken,Vgl. Ri 14,5f. schlehet mit eines esels kinbacken tausent mann zu tod,Vgl. Ri 15,15f. erlanget durch sein gebet von Gott inn seinem grossen durst, das gar wunderbarlichen aus dem einen backenzan
des eselskinbacken wasser quellen mus, dadurch er gelabet vnnd getrenckt wird.Vgl. Ri 15,18f. Do er aber Gott vnge-Y 1vhorsam wird vnd wider Gottes gebot anfehet hurerey zu treiben,Vgl. Ri 16,1. sein gewissen vnnd leib verunreiniget, da verleuret er den heiligen Geist, von welchem er zuuor wider seine feinde gesterckt war, vnnd wird von den feinden gefangen.Vgl. Ri 16,16–21. Denn do er von seinen
feinden vberfallen wuͤrd vnnd verhoffet, das er durch seine stercke die feinde wie zuuor schlagen wolt, vnnd (wie geschriben _Jud. 16.
stehet)Vgl. Ri 16,20. gedacht: Jch wil ausgehen, wie ich mermals gethan habe. Jch wil mich außreissen. Vnnd wuste nicht, das der herre von jme gewichen war.

Das vierde exempel ist Saul,_Saul.
welcher dieweil er Gott auch gehorsam ist, be
helt er den heiligen Geist, fuͤret ein fein, gluckselig regiment vnnd thut grosse thatten; da er aber Gott vngehorsam wird, verleuret er den heiligen Geiste. Wie 1. Reg. 16. geschriben stehet: Der Geist des Herren weich von Saul, vnnd ein boͤser Geist vom Herren macht jn sehr vnrugig,I Sam 16,14. wird gottlos vnd thut eine suͤnde vber die ander, hat kein gluͤck mehr im Regiment vnnd
kompt jemmerlichen vmb, wie die schrifft_1. Para. 10.
zeuget: Also starb Saul in seiner missetat, die er wieder den Herren gethan hatte, an dem wort des Herren, das er nicht hielt.I Chr 10,13. Hierin sehen wir, wie hoch vns, die wir Kinder Gottes sind, den heiligen Geist vnd die Seligkeit haben, von noͤten ist, das wir nicht in sich-Y 2rerheit leben vnd durch vngehorsam vnd Suͤnde wider vnser ge
wissen diese grosse gabe wider verlieren.

Das fuͤnffte Exempel ist der heilige Prophete Dauid,_Dauid.
welcher da er in Ehebruch vnd Todschlag fellet,Vgl. . verleuret er den glauben vnd Heiligen geist vnnd wird des ewigen Todes schuldig. Da er aber widerumb bus thut vnd sich zu Gott bekeret vnd der Absolution des Propheten Nathans_2. Reg. 12.
gleubetVgl. II Sam 12,1–13. vnd ein
new leben Gott zu gehorsamen anfehet, auch Gott von hertzen bittet, das er jhm wider seinen heiligen Geist geben wolle, durch welchen er zuuor gefuͤrt vnd geregieret ward, da wird jm auch dasselbige aus gnaden wider gegeben, wie denn sein gebet lautet: Schaffe_Psalm. 51.
in mir Gott ein rein hertz,
Ps 51,12. als wolle er sagen: Ach, Herr Gott, ich hab mein herz vnd gewissen durch diese
schendliche Suͤnde des Ehebruchs, Todschlags vnd viel andere verunreiniget, das welches zuuor ein Tempel des heiligen Geists gewesen ist, darin hat nu der boͤse Geist seine wonung gehabt; darumb ruffe vnd schreie ich zu dir, o Herr Gott, du wollest solch mein beflecket vnd vnrein hertz durch den glauben vnd deinen heiligen Geist widerumb reinigen vnd heiligen. Gib mir
einen gewissen Geist,
welcher mich von deiner gnade vnd barmhertzigkeit versicher vnd gewis mache, das ich nicht daran zweifele. Y 2v Verwirff mich nicht von deinem Angesicht, wie du mein Vorfaren,Vorgänger. Vgl. , 1014f. den Koͤnig Saul, erschrecklichen verworffen hast, Vnnd nim deinen heiligen Geist nicht von mir, wie du jhn zuuor von mir genomen hast, da ich mich mit dem Ehebruch
vnd andern suͤnden befleckt hatte etc.

Aus diesen vnd dergleichen Exempeln ist klar zu sehen, wie durch vngehorsam vnd Suͤnde der heilige Geist, die gerechtigkeit vnd Seligkeit verlorn wird vnd widerumb durch den glauben vnd gute werck als die fruͤchte der gerechtigkeit erhalten wird. Das sey also von der dritten beweisung gesagt. Folget
nu die vierdte, durch bestendige Argumenta, Schlusrede vnd Vrsachen.

IIII. Die vierdte Beweisung wird von bestendigen Vrsachen, Argumenten vnd Schlusreden genommen.

Anfenglichen sage ich allhie zu einer erinnerung vnd erklerung abermal, wie diese rede vnd lere zu uerstehen sey, wenn ich also sage: Der newe Y 3r
gehorsam oder gute Werck, welche dem Glauben folgen, sind von noͤten zur Seligkeit. Das dis nicht also zu uerstehen sey, das man durch die gute werck die Seligkeit verdienen sol oder sie die gerechtigkeit sind oder dieselbige wircken vnd geben koͤnnen, dadurch der Mensch vor Gottes gericht bestehen muͤge, sondern das gute werck wirckung vnd fruͤchte des warhafftigen glau
bens sind, welche jhm folgen sollen vnd Christus inn den gleubigen wircket, wie Paulus die Philipper vermanet: Seid_Philip. 1.
lauter vnd vnanstoͤssig bis auff den tag Christi, erfuͤllet mit fruͤchten der gerechtigkeit, die durch Jhesum Christum geschehen (in euch) zu ehren vnd lobe Gottes.
Phil 1,10f (Luther 1545).

Denn wer da gleubet vnd gerecht ist, der ist nu darzu verbunden vnd ver
pflicht, das er bey verlust seiner Gerechtigkeit vnd Seligkeit Gott als seinem Vater anfahe gehorsam zu sein vnd das gute thue vnd das boͤse vermeide, wie S. Paulus spricht: Das ich_1. Corin. 9.
das Euangelium predige, darff ich mich nicht rhuͤmen, denn ich mus es thun. Vnd wehe mir, wenn ich das Euangelium nicht predige.
I Kor 9,16. Jtem: Nu jr frey seid_Rom. 6.
von suͤnden vnd Gottes knecht worden,
habt jr ewer frucht, das jr heilig werdet, das ende aber das Ewige leben.
Röm 6,22. Als wolle er sagen: Wes Knecht einer ist, dem ist er Y 3v verpflichtet vnd schuldig zu dienen; jr seid nu durch den glauben an Jhesum Christum von den Suͤnden, welcher knecht jr weilandvordem, einst, ehedem. Vgl. , 784f. waret, erloͤset vnd Gottes knecht vnd diener worden. Darumb seid jr schuldig bey verlust ewer Seligkeit, wel
che jr durch den glauben aus gnaden entpfangen, Got ewrem Herrn zu dienen. Denn wer der Suͤnden dienet, dem wird mit dem tode gelonet, wer aber Gott dienet, der behelt die gabe des ewigen lebens. Welche jm Christus Jhesus verdienet hat.
Jtem: Wir, die_Rom. 8.
wir kinder Gottes sind vnd das ewige leben haben, sind schuldener nicht dem fleische, das wir nach dem fleisch
leben. Denn wo jr nach dem fleisch lebet, so werd jr sterben,
Röm 8,12f. das ist: den glauben vnd das ewige leben wider verlieren etc. Jtem: So jemand_1. Timot. 5.
die seinen, sonderlichen seine Hausgenossen, nicht versorget, der hat den glauben verleugnet vnd ist erger denn ein Heide.
I Tim 5,8. Folgen nu etliche Argumenta.

Das Erste Argument.


1 Das Ewige_Johan. 3.
leben wird niemands denn den newgebornen gegeben.Vgl. Joh 3,3.5.

2 Die widergeburt_Philip. 1.
ist der new gehorsam vnd die gute werck inn den gleubigen vnd der anfang des ewigen lebens.Vgl. Phil 1,6.

Y 4r 3 Darumb ist das newe leben,_Tit. 3.
welches in guten wercken stehet,Vgl. Tit 3,8. den gleubigen von noͤten zur Seligkeit.


Denn inn welchen das warhafftig erkentnis des Sons Gottes leuchtet, inn denselbigen wird auch das ewige Leben vnd der gehorsam gegen Gott angefangen. Wie der Herr selbs spricht : Das_Johan. 17.
ist das ewige leben, das sie dich, das du allein warer Gott bist, vnd den du gesand hast, Jhesum Christum, erkennen.
Joh 17,3. Jn solchem warhafftigen erkentnis aber ist das ewige leben vnd
newer gehorsam.

Das Ander.

1 Wozu die newe
creatur geschaffen ist, das ist jr zu thun von noͤten.

2 Die gleubigen_Ephes. 2.
sind geschaffen zu guten wercken.Vgl. Eph 2,10.

3 Darumb sind den gleubigen die guten werck von noͤten, auff das die newe Creatur dardurch, als der gute baum an sein fruͤchten, erkand werde.Vgl. Mt 7,16.20.

Das Dritte.

1 Wer selig ist, der mus das haben, das die Seligkeit ist.

2 Seligkeit aber in diesem_Psal. 32.
leben ist vergebung der SuͤndenVgl. Ps 32,1f. vnnd angefangene vernewerung zum Bilde_Ephes. 4.
Gottes.Vgl. Eph 4,23f. Jtem gerechtigkeit, heiliger Geist
vnd ewigen Leben.

Y 4v 3 Derwegen ist die vergebung der Suͤnden vnd die angefangene vernewerung den gleubigen zur Seligkeit von noͤten.

Denn also spricht der 15. Psalm: Herr, wer wird wonen inn deiner huͤtten? Wer wird bleiben auff deinem heiligen berge? Wer one wandel einher ge
het
Ps 15,1f. etc. Jtem Psalm 24: Wer wird auff des Herrn Berge gehen? Vnd wer wird stehen an seiner heiligen stette? Der vnschuldige hende hat vnd reines hertzens ist, der nicht lust hat zu loser lerePs 24,3f. etc.

Das Vierdte.

1 Gottes vnwandelbare satzung vnd ordnung muͤssen entweder geschehen
vnd erfuͤllet werden, oder darauff mus gewisse straffe erfolgen.

2 Das Gesetz ist ein vnwandelbarer wille, satzung vnd ordnung Gottes, allen Menschen gegeben.

3 Darumb mus das Gesetz von Menschen erfuͤllet werden oder ja die straffe vber sie erfolgen.


Vnd auff das die Christen sich hieruon nicht ausschliessen, spricht Christus selbs: Jch bin nicht komen, das Gesetz auffzuloͤsen, sondern zu erfuͤllen.Mt 5,17. Welches denn, wie oben gesagt, auff dreierley weise geschicht:

Erstlich, das er durch sein gehorsam von vnsert wegen das Gesetz erfuͤllet vnnd solcher sein Z 1r gehorsam vnd erfuͤllung des Gesetzes vns zu Gut
komme vnnd vns zugerechnet werde, als hetten wir selbs das gesetze erfuͤllet.

Zum andern, das er an vnser stat die straff vnd die pein des gesetzes duldet vnnd leidet vnnd dardurch das Gesetz erfuͤllet, welches alle menschen, wie gehoͤrt, entzweder zum gehorsam oder zur straffe verbindet.

Zum dritten ist Christus kommen, das gesetz auch also zu erfuͤllen, das er
dasselbige durch sein heiligen Geist in den gleubigen in disem leben zu erfuͤllen wil anfangen. Denn wer den Geist_Rom. 8.
Christi nicht hat, der ist nicht sein.Vgl. Röm 8,9. Vnnd welche der Geist Gottes treibt, dis sind kinder Gottes.Vgl. Röm 8,14.

Denn vnser lieber herr Christus Jhesus hat nicht darumb sein theures blut vor dich vergossen, das du nu von allem gesetz los vnd frei sein (welches den vn
moͤglich ist, dieweil das gesetz ewig vnnd nicht kan auffgehaben werden), nach deinem willen vnnd gefallen leben solst, sondern das seine erfuͤllung, die er durch sein tod fuͤr dich gethan hat, in dir krefftig sein vnd du die grosse vnnd vnaussprechliche wolthat vnnd liebe Gottes des vaters, welche er dir in Christo Jhesu erzeiget hat, bedencken vnnd betrachten vnnd dich darumb
vnter den gehorsam des gesetzes williglichen begeben solst. Denn eben darumb werden dir one deine verdinst aus gnaden vmb des Herren Christi willen deine suͤnde erlassen, die gerechtig-Z 1vkeit vnd ewiges leben geschenckt, das ein newer gehorsam vnnd die erfuͤllung des gesetzes vnnd das ewige leben in dir angefangen werde, welches so es in dir nit, sondern das gegen
spil,Gegenteil. Vgl. , 2262f. nemlich der vngehorsam eruolget, soltu gewislich wissen, das du noch vnter der verfluchung des gesetzes vnnd nicht vnter den fluͤgeln des Herrn Jhesu Christi bist,Vgl. Mt 23,37. wie auch Johannes zeuget: Wer den bruder_1. Johan. 3.
nicht libet, der bleibet im tode.
I Joh 3,14 (Luther 1545, entsprechend dem Koine-Mehrheitstext).

Denn wiewol auch die kinder Gottes von wegen der verderbten natur das
gesetze nicht gantz erfuͤllen konnen, jedoch wil es das ABC vnnd den anfang von seinen kindern haben vnd jme den selbigen vmb Jhesu Christi willen gefallen lassen. Darumb spricht auch S. Johannes: Hat Gott vns_1. Johan.Im Original: Jahan. 4.
also gelibet, das er sein eingebornen Son zur versoͤnung vor vnsere sunde gesant hat, so soͤllen wir vns auch vntereinander lieben.
Vgl. I Joh 4,10f.


Also spricht auch Christus: Wiltu zum_Matth. 19.
leben eingehen, so halt die gebot,
Mt 19,17. denn die gebot Gottes muͤssen kurtzumb gehalten sein, oder do ist kein leben, keine gnade, keine seligkeit, sondern lauter tode, vngenade vnnd verfluchung, daran denn zu sehen, ob gutte werk den kindern Gottes zur seligkeit als ein schuldiger gehorsam gegen jrem Vater nicht von noͤten. Ja wie sol ichs
denn halten? Also Gleube erstlich, das Jhesus Christus darumb inn diese welt kommen sey, das er das gesetz durch sein gehorsam vnnd tod vor dich vnnd die gantze welt erfuͤllete vnd dich von der vermaledeiung erloͤsete, vnd das du nu vergebung der suͤn-Z 2rde, gerechtigkeit vnd seligkeit on alle des gesetzes werck aus gnaden ALLEJN durch Christum habest, darnach so wird
dir dein hertz sagen, das du gleichwol Gott vnd seinem gesetz zu gehorsamen schuldig seist. Darumb, so fahe nu in dem glauben vnd erkentnis Christi an die gebot Gottes zu halten, nemlich also, das du gleubest, das du seiest mit Gott durch den tod seines Sons versuͤnet vnd ein Kind vnd Erb Gottes.

Zum andern wird dir denn auch dein hertz sagen, das viel schwacheit vnd
gebrechen, allerley boͤse lust vnd neigung noch in dir sind, von welcher wegen du die gebot Gottes nit volkoͤmlich halten kanst, welches denn du dir solt lassen leid sein etc.

Zum dritten, das obwol solcher gehorsam noch in dir vnuolkomen, das dennoch Got jm denselbigen vmb Jesu Christi willen werde gefallen lassen, wel
cher die erfuͤllung vnd das ende des gesetzes ist,Vgl. Röm 10,4. vnd seine erfuͤllung auch vnser ist, denn sie von vnsert wegen geschehen vnd vns von jhm geschanckt. Also werden denn die gebot von dir gehalten vnd kanst also in das leben eingehen, nicht von wegen solches deines haltens oder angefangenes gehorsams, sondern durch vnd von wegen des einigen gehorsams Jhesu Christi. Dennoch
mustu wissen, das der gehorsam gegen Gott vnd seinen geboten in dir allhie mus angefangen werden, ob du schon dardurch nicht das ewige leben verdienst. Also leget auch diesen Spruch aus, Thomo 1. in der Summa des Christlichen lebens, jn der ersten zum Timoth. 1. cap.: Was ists, das du viel schreiest: Z 2v Wer wil gen himmel kommen, der mus die
gebot halten
etc.? Daraus wirstu es nit zuwegen bringen. Denn sihe dich selbs an vnnd suͤche in deinem Bosen,Busem/n, Brust, Innern. Vgl. , 256. so wirstu finden, das du in suͤnden geboren vnnd gelebt vnd nit vermagst zu geben, was das gesetze fodert. Was sperrestu denn den leuthen das maul auffWarum machst du ihnen vergebliche Hoffnung. Vgl. . mit solchen worten: Du solt from sein, so wirstu selig, aus welchen doch nichts folget, vnnd niemand
zeigest, wie er darzu kommen sol? Die wort hoͤre ich wol, was das gesetze fordert. Wie bringe ichs aber darzu, das es so gehe? Da weisestu mich abermal auff mich vnd sprichst: Du must gutte werck thun. Wie besthe ich aber vor Gott, wenn ich lange gute werck gethan habe vnd fuͤr den leuten from bin, wie du mich lerest, das ich gewis bin,sey: . das mich Gott auch dafur halte?
Denn da ist mein eigen hertz vnd gewissen wider mich vnnd spricht Nein darzu. So soltestu aber mich leren, wie S. Paulus hie vnnd allenthalben thut, das es mus quellen aus dem blossen, vngefelschten Glauben, das man fuͤr allen dingen den gnadenstuel erlange vnnd da hole vnd zusetze, was vns mangelt. So ist der spruch: Halt die gebot, recht verstanden. Denn das wil das
gesetze, das du gantz from seist, fuͤr Gott so wol als fuͤr den leuthen. Wenn du das hast, so gehe darnach heraus vnter die leuthe vnnd vbe die liebe vnnd thue gutte werck. So koͤmmet man recht zur sache vnnd erfuͤllen alle Z 3r solche spruͤche. Denn domit gibt vnnd thut der Mensch, was das gesetz fordert. Zum ersten fur Gott, doch nicht durch sich, sondern durch Christum, on
welchen wir fur Gott nichts thun koͤnnen.Vgl. Joh 15,5. Darnach auch durch sich selbs fur den Leuten. Vnd ist nu gantz from, inwendig durch den glauben oder Christum, darnach auswendig durch sein thun. Doch das daneben auch vergebung der Suͤnde vntereinander gehe.Daneben soll auch gegenseitige Sündenvergebung stattfinden. Also das der Christen gerechtigkeit aller dinge viel meher stehet in vergebung denn inn eigenem thun. Welches
jene lose wesscher vmbkeren vnd on vergebung allein treiben auff vnser thun.
.

Das Fuͤnffte.

1 One welches die Seligkeit nicht kan erhalten werden, das ist zur Seligkeit von noͤten.


2 One gehorsam gegen Gott kan die Seligkeit, welche man aus gnaden durch den glauben entpfangen hat, nicht erhalten werden. Wie solches die obenerzelte Exempel bezeugen, als der Engeln, Adams vnd Eua, Samson, Saul, Dauid, vnd Paulus spricht:_Rom. 5.
Durch eines Menschen vngehorsam sind viel Suͤnder gewordenRöm 5,19. (Nemlich welche sonst gerecht vnd selig weren gewest)
vnnd ist die verdamnis vber alle Menschen kommenRöm 5,18. etc.

3 Derwegen ist der gehorsam gegen Got von Z 3v noͤten, das dadurch die Seligkeit, so wir aus gnaden durch Christum Jhesum entpfangen haben, erhalten vnd durch vngehorsam nicht wider verloren werde. Bey diesem angefangenen vnd volkomenem gehorsam aber mus allezeit Christus die erfuͤl
lung des gesetzes sein, auff welchen das hertz, als auff den einigen grundfest, mus erbawt sein.Vgl. I Kor 3,11. Vnnd sol sich niemands auff sein gehorsam verlassen. Denn wenn wir schon alles thun, so vns befohlen ist,_Luce 17.
so sind wir doch vnnuͤtze knechte vnd haben gethan, das wir zu thun schuldig waren;Vgl. Lk 17,10. darumb niemands solches betlerischen vnd vnuolkommenen gehorsams willen sich
was vermessen, noch darauff pochen vnd trotzen vnd sich des fur Gott rhuͤ­men sol. Denn dieweil wir thun, was wir zu thun schuldig, so koͤnnen wir vns des nicht rhuͤmen, noch vermessen oder dadurch das ewige leben verdienen, wie wir oben von S. Paulo gehoͤret, der da spricht: Das ich das Euangelion predige, darff ich mich nicht rhuͤmen, denn ich mus es thun, vnd wehe mir,
wenn ich das Euangelion nicht predige;
I Kor 9,16. jedoch wird vns dieser gehorsam auch belohnet, allhie zeitlich vnd dort ewiglich. Dauon an andern oͤrtern geleret wird.

Das sechste Argument.

1 Niemand wird selig, er bekenne denn mit dem Z 4r Munde den glauben
des hertzen an Christum Jhesum vnd bleibe inn solchem glauben bestendig, wie zun Roͤmern am 10. capit. geschrieben stehet: So man von hertzen gleubet, so wird man gerecht, vnd so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig.Röm 10,10. Jtem Matth. am 24: Wer beharret bis ans ende, der wird selig.Mt 24,13.

2 Derwegen sind die werck des bekentnis vnd beharrens inn dem glauben zur
Seligkeit als Fruͤchte des glaubens von noͤten, damit die Seligkeit, durch den glauben erlanget, durch verleugnung vnd abfall nicht wider verloren werde.

Das Siebende.

1 Suͤnde wird nicht vergeben denn deme, welcher seinem Bruder auch seine schulde vergibet, Matth. am 18.,Vgl. Mt 18,23–35. Luce 6.Vgl. Lk 6,27–42. Jtem: Vergib vns vnser schul
de, als wir vergeben vnsern Schuͤldigern.
Mt 6,12; Lk 11,4.

2 Derwegen ist das werck der vergebung des Nehisten Suͤnde auch in Gottes gericht von noͤten, vnd werden vns doch vnsere suͤnde nicht solches wercks halben, sondern von wegen des Sones Gottes, vnsers Mitlers vnd Furbitters wegen, aus gnaden vergeben. Noch erfordert gleichwol Gott solchen gehor
sam von vns.

Z 4v Das Achte.

1 Welche new geborn vnd kinder Gottes sind, den ist zur Seligkeit von noͤten, das sie inn Gott vnd Gott in jnen bleibe.Vgl. Joh 15,4f; I Joh 4,16. Denn also spricht Christus:_Johan. 15.
Wer nicht in mir bleibet, der wird weggeworffen wie ein Rebe vnd verdorret, vnnd man samlet sie vnd wirft sie ins fewer, vnd mus brennen.Joh 15,6. Wer aber
inn der Liebe bleibet,_1. Johan. 4.
der bleibet in Gott vnd Gott in jm.I Joh 4,16.

2 Derhalben ist die liebe noͤtig zur behaltung der Seligkeit denen, so new geborn Kinder vnd Erben Gottes sind. Denn die andere Menschen Gott nicht lieben kundten, dieweil sie one glauben vnd warhafftig erkentnis Gotte sind.

Denn_Wo nicht Glaube ist, da ist keine Liebe noch gut Werck.
kein rechte liebe sein kan, wo zuuor nicht der glaube im hertzen ange
zuͤndet ist. Denn der glaub machet vns zu kindern_Johan. 1.
Gottes,Vgl. Joh 1,12. durch welchen wir die liebe des Vaters, so er vns in seinem Son Christo Jhesu erzeiget,Vgl. I Joh 3,1. ergreiffen vnd dardurch vergebung der Suͤnden, Gerechtigkeit vnd Seligkeit aus gnade one alle vnsere vorgehende liebe vnd verdienst entpfahen. Welcher glaube vnd erkentnis der Liebe Gottes gegen vns vnser hertze denn auch
anzuͤndet, das wir Gott, vnserm Vater, vnd vnsere nehisten auch anfahen zu lieben._1. Johan. 4.
Jnn dieser Liebe aber Gottes vnd des Nehisten muͤssen die Kinder Gottes bleiben vnd darinnen verharren.Vgl. I Joh 4,16.21. Denn wo sie daraus fallen, bleiben a 1r sie nicht in Gott, noch Gott in jnen, verlieren also widerumb Gott, die gerechtigkeit vnd Seligkeit.


Also schreibet auch vber diesen Spruch: Wiltu, das Gott inn dir bleibe mit seiner liebe, vnd wilt mit jm ein ding sein vnd ein Goͤttlich Mensch heissen, so mustu auch gegen dem Nehesten in der Liebe, gedult vnd guthat bleiben. Denn die zwey sind inn einander gesteckt vnd gepfropffet. etc.

Das Neunde.


1 Niemands kan selig werden,_1. Timot. 1; Ephes. 2; Hebre. 5.
er habe denn freidigkeit, das ist: ein gut gewissen vor Gott vnd der Welt, am tage des gerichts.Vgl. I Tim 1,19; Eph 2,4–7; Hebr 5,9; 6,11f.

2 Durch den glauben aber_1. Johan. 4.
vnd die liebe haben wir freidigkeit am tage des gerichts.Vgl. I Joh 4,17.

3 Derhalben ist denen, so da new geboren vnd Kinder Gottes worden, die liebe
zur Seligkeit von noͤten, nicht das sie dardurch die Seligkeit verdienen, welche sie allebereith aus gnaden durch den glauben haben, sondern das sie dardurch die fruͤchte jhres warhafftigen glaubens beweisen, welches so es nicht geschiehet, so ist weder Glaube noch Seligkeit da.

Dieweil aber diesen Spruch 1. Johan. 4: Daran ist die liebe voͤllig
bey vns, das wir eine freidigkeit haben am tage des gerichts,
I Joh 4,17. gar a 1v herlich Tomo 1. ausleget, habe ich solche gantze auslegung hernacher gesetzt, jnn welcher, ob er wol der wort nicht gebraucht gutte werck sind in den gleubigen zu der seligkeit von noͤtten, jdoch gebraucht er vnd widerholet offtmals diese wort: "den rum eines gutten gewissens mus ein Christ vor
Gott vnnd der welt haben. Jtem: Also muͤssen alle heiligen haben beide, den Rhum des glaubens gegen Gott vnd auch den rhum der liebe fur den leuthen,
also das sie beide beieinander seien vnnd der ander aus dem ersten herwachse.
Was ist das anders gesagt, denn das sollicher rhum den heiligen zur seligkeit noͤtig sei? Denn Muͤssen sie jn haben, so ist ia soͤlcher rum in
noͤtig, nemlich (wie ietzt gesagt) nicht zum verdienst der seligkeit, sondern zum offentlichen zeugnis vor Gott vnnd aller welt, das sie warhafftigklichen gegleubt vnnd die fruͤchte der gerechtigkeit vnnd seligkeit vor Gott vnnd der welt scheinen vnnd leuchten lassen, denn wo das nicht volget, so ist weder glaube noch Seligkeit vorhanden.


Volget nun des Erwirdigen herren D. Auslegung vber diesen spruch:

a 2r Daran ist die liebe voͤllig bey vns, das wir eine Freidigkeit haben am tage des Gerichts.I Joh 4,17. Das ist eineauch ein: . starcke reitzung zur liebe vnd ein grosser nutz, das wir durch die selbige eine freidigkeit sollen haben am tag des gerichts. Er redet aber jmer, wie ich gesagt habe, wider die falschen bruͤder
vnd Heuchelchristen, die das Euangelium nur im maul vnd auff der zungen haben vnd den schaum dauon behalten,Statt der eigentlichen Substanz behalten sie nur den Schaum zurück, der zunächst nach etwas aussieht, aber bei näherem Zusehen kaum mehr als Luft ist und auf Dauer keinen Bestand hat. Vgl. , 2356. das sie sich lassen duͤncken, Euangelion vnd glauben haben stehe allein in worten, das man viel koͤnne dauon waschen.schwatzen. Vgl. , 2243f. Vnnd wenn sie es einmal gehoͤret haben, so sind sie alleine der Kunst Meister, vnnd sols niemand so wol koͤnnen als sie, wissen alle andere
zu richten vnd alle welt zu tadteln, vnd ist niemand so Euangelisch als sie. Aber das es eine lauter huͤlseneine bloße (leere) Hülse ohne den eigentlichen Kern, eine bloße Fassade. Vgl. , 1900f. sey, sihet man dabey, das sie nicht dencken, darnach zu leben vnd die liebe zu beweisen, das man sehen kuͤnde, das jnen ein ernst were, haben nicht mehr dauon bracht, denn das sie gehoͤret haben, das man allein durch den glauben vergebung der Suͤnden kriege vnd selig
werde vnd mit wercken nichtsnicht solchs: . erlangen koͤnne. Daher werden sie faul vnd wollen nu keine werck thun, gehen jmer dahin vnter dem Namen des glaubens vnd werden erger denn zuuor vnd leben also, das auch die welt sie straffen mus, schweige, das sie fur Gott bestehen solten.

a 2v Darzu saget nu der Apostel: Nein, es wirds nicht thun, obs wol war ist,
das wir durch den glauben alles haben vnd erlangen. Aber wo wir nicht auch den glauben scheinen lassen durch die Liebelere: . so wird es gewislich nichts sein, sondern ein lauter falscher Traum vom glauben, damit du dich selbst betreugst. Darumb sihe auff deine fruͤchte, vnd wo die nicht rechtschaffen sind, so troͤste dich nur nicht deines falschen wahns vom glauben vnd der
gnade. Darumb warnet er hiemit, das man nicht sol dencken, das Euangelion vnd glaube stehe allein inn worten vnnd gedancken, so wir dauon haben. Sondern das ein solch ding sein mus,muͤsse: . das im hertzen gepflantzet sey vnd daselbst heraus breche vnd sich zuerkennen gebe durch die liebe,liebe, und solche liebe: . die gantz vnd rechtschaffen sey gegen Freund vnd Feind. Denn das heist (spricht er)
eine voͤllige, das ist eine feine, runde liebe, die keinen mangel hat, die es dazu bringet, das sie eine freidigkeit hat vnd trotzenzuversichtlich auftreten. Vgl. , 1131. kan am tage des gerichts; fuͤret vns also mit diesen worten fur gericht, das man sehe, das es ein ernst vnd nicht inn wind zu schlagen sey, als lige nicht viel daran vnd sey nicht so strenge vnd harte geboten. Er meinet aber – meines verstandes –
eben das Juͤngste gericht Gottes, wiewol es mag verstanden werden, wie etliche auch deuten, von dem gericht oder vrtheil, dadurch die Christen gemartert a 3r oder verdampt werden, welches auch nicht weit dauon ist; denn es kompt doch dahin, das sich das gewissen als fur Gott verantworten mus, das wer alda bestehet, der besteht auch am Juͤngsten gerichte.


Es sey nu das gerichte, welchs oder wenn es wolle, so wil er, das der glaube sich so beweisen sol, auff das, wenn es zum treffen kommet, das du must den kopff herhalten oder der StreckebeinTod. Vgl. , 1098f. oder Juͤngste tag daherkompt, das du koͤnnest einen trosttrotz: ). haben vnd bestehen. Denn da wirds gewislich nicht liegen noch triegen,nicht lügen oder trügen. sondern einer da sein, der dir wird zusprechen vnd dei
nen glauben auff die probe legen vnd versuchen, ob er rechtschaffen sey. Da wird denn der ledige, hole glaube nichts gelten. Denn es wird sich finden, das er nichts gethan noch die liebe beweist habe, sonder ist neidisch, hessig, geitzig, stoltz gewesen vnd nur den namen dauon gefuͤret. Das wird alles erfur muͤssen vnd sich nit verbergen lassen, sonderlich wenn man treffen
wird die grossen stoltzen Geister, so grosse trefliche heiligkeit furgeben vnd alle welt reformirn vnd was sonderlichs anrichten, das jederman sol sagen, sie sein allein rechte Christen; welches weret wol eine zeitlang, lest sich ferben vnd schmuͤcken, aber wenn das stuͤndleindie Todesstunde. Vgl. , 542f. kompt, so felt doch solches geplerBlendwerk. Vgl. , 3531. alles dahin, vnd findet sich fein, ob du rechtschaffen gegleubt vnd
eines rechtgleubigen werck gethan hast.

a 3v Darumb sihe eben drauff (wil er sagen), das du nicht habest die losen, ledigen Schalen von der liebe, auff der zungen schwebend, denn das heist eine kalte, faule, vntuͤchtige Liebe. Sondern das es sey ein gantze, voͤllige Liebe, da der Kern vnnd Marck ist, das sie koͤnne ein freidigmutiges, tapferes. Vgl. , 102. hertz machen,
wenn der Tod dahergehet vnd das Juͤngste gericht, das du nicht erschrecken noch zagen darffest,duͤrffest: . sondern froͤlich koͤnnest fur Gott vnnd aller welt sagen: Jch habe, Gott lob, also gelebet, das mein Nehester nicht vber mich klagen kan. Jch habe ja niemand gestolen, gehasset, geraubt vndnicht in . gelestert, sondern jederman guts gethan, so viel ich vermocht habe. Wenns aber so klinget:
Jch habe mich des Euangelij gerhuͤmet vnd dem nehesten kein gut gethan, alles zu mir gegeitzet vnd gescharret, stoltz vnd vngehorsam, hessig vnd neidisch gewest, das dein eigen hertz mus sagen: O wehe, was bin ich fur ein Christ gewest, wie hab ich meinen glauben beweiset? Da wird dir denn so angst vnd bange werden, das dir beyde, Euangelium vnd glaube, entfallen
wird (wo nicht Got dich sonderlich auffrichtet vnd erhelt). Denn der Teufel wird balde hinder dir sein vnd dein Register herlesen vnd sagen: Was kanstu vom glauben vnd Christo rhuͤmen? Hastu es doch dein lebenlang nie beweiset.

Also heist er nu die voͤlliche Liebe eine solche Liebe, die da rechtschaffen ist,
wie sie sein sol, vnd a 4r gehet, wie sie gehen sol, nicht mit blossen Worten vnnd Rhuͤmen, wie die ledigen Huͤlsen oder taube Nuͤsse, sondern wie eine volle Nus, da sichs finde inn der that, das sie rechtschaffen sey, das sie niemand tadteln kan auff Erden (Denn gegen Gott volkommen vnd on tadtel sein, ist ein anders, wie wir hoͤren werden). Solchs findet sich aber dabey,
wenn dein hertz dich nicht straffet, sondern kan einen mut schepffen vnd vnerschrocken bleiben Wider das schrecken des gewissens, des Todts vnd Teufels vnd so sagen: Jch habe, Gott lob, meinen Herrn Christum bekand fur der Welt vnd wider den Teufel, dazu gegen dem Nehesten so gelebt, das niemand vber mich klagen kan, niemand leid gethan vnd jedermane gerne vergeben
vnd guts gethan. So weis ich, er wird mir wider vergeben vnd guts thun, wie er auch zugesagt hat.
Gleich wie auch Moses selbst gegen Got rhuͤmet wider seine auffrhuͤrische Rotte:rotte Numeri. 16.: . Herr, du weist, das ich noch nie kein Schaf begeret habe, das jhr gewesen ist.Num 16,15. Jtem der Prophet SamuelSamuel 1. Regum 12.: . trotzet auch also gegen seinseim: . Volck: Kan mich jmand: .jemand mich zeihen oder vberzeugen,der Schuld überführen. Vgl. , 674f. das
ich jm etwas genommen oder jemand vnrecht gethan habe, der trette auff vnd verklage mich frey etc.
I Sam 12,3. Also ruͤhmet auch DAVJD im Psalter a 4v Psalm. 18: Der Herr vergilt mir nach meiner gerechtigkeit vnd nachnach der: . reinigkeit meiner hende fur seinen augen.Ps 18,21. Als solt er sagen: Jch weis, das ich mein Volck regiert vnd mein Stand also gefuͤret habe, das ich damit
niemand vnrecht noch leid gethan habe.
Denn das heist die hende rein behalten, das man offentlich mit jederman rechtschaffen handlet, das niemand daruber klagen kan.

Solchen Rhum MVS ein jglicher Christen auch haben, sol er anders seinen glauben beweisen, als durch rechtschaffene fruͤchte, das er durffe fur Got vnd
jederman sich drauff beruffen, das er trewlich vnd recht gehandelt habe in seinem leben oder ampt, nicht vnrecht gelert als ein Prediger, noch jemands betrogen oder beleidigt als sonst ein Christ, seine Ehe recht gehalten, seine Kinder vnd gesinde wol gezogen, keinem Nachbarn schaden gethan, oder jagegebenenfalls. jn versuͤnet vnd gnug gethan etc. Das jn hinfort niemands koͤnne bekla
gen, vnd also bey sich finde_Das heisset ye geleret, das den gleubigen gute werck zur seligkeit noͤtig sind.
solche froͤmbkeit vnd reinigkeit (wie es Dauid nennet), damit er fur aller Welt bestehen vnd solchen trotz auch fur Gottes Gericht erhalten koͤnne. Denn wenn ein Mensch sol sterben als ein Christ, der doch nie als ein Christ gelebet hat, was wil der fur ein trotz vnd rhum haben, wenn beidebeide alle: . welt vber jn klagt vnd sein eigen gewissen wider jn zeugt;
b 1r vnnd wird jm gar schwer werden, das er da bestehe. Verzweifeln sol er ja nicht, aber da gehoͤret kunst zu, das er Christum ergreiffe in dem letzten stuͤndlein, da er keine erfarunge noch zeichen des glaubens auffbringen kan vnnd ploͤtzlich sich so hoch erschwinge, das er aller erst inn den letzten noͤtten anfahe zu glauben.


Sprichstu aber: Das ist ja wider dein eigen lere, denn also haben wir vorhin geleret, das wir durch die werck nicht bestehen, noch einen ruhm haben vnnd behalten koͤnnen fuͤr Gottes gericht, wie stehet denn hie, das wir durch die liebe eine freidigkeit haben fuͤr Gottes gericht, das lautet ja stracks wider den Glauben etc.? Antwort: Ja, das ist war, vnnd halt nur solchs feste vnnd ge
wis. Denn ich habe ja vleissig gelert vnnd vermanet bisher vnnd noch, das man die zwei nur wol vnd rein voneinander scheide, glauben vnnd liebe, vnd ein iglichs recht lere vnnd treibe. Denn man gibt vns sonst schult, weil wir des glaubens lehre so hoch treiben, das wir nichts haltenpredigen noch halten: . von gutten wercken. So wir doch fur aller welt koͤnnen bezeugen, das wir vil herlicher vnnd
gewaltiger von gutten wercken gepredigt haben denn sie selbs, die vns lestern. Aber das straffen wir, das sie die werck vnnd glauben nicht vnterscheiden, sondern vntereinander brewen vnnd mengen, das man nicht weis, was der glaube oder werck thun vnnd geben, ja dazu vom glauben vor vnsere Lehre gar b 1v nichts gewust vnnd alles den wercken geben haben, was
Christus durch den glauben geben soll. Wir aber treiben darauff, das man von beiden ein rechten vnterricht vnd gewissensicheren, richtigen. verstand habe vnd behalte, wie weit der glaube vnd die liebe oder die werck gehen. Denn die welt wil doch der wege keinen recht, sondern jmmerdar den Holtzweg gehen,einen Irrweg gehen. Vgl. , 765. entweder gar nichts thun vnd wircken oder nicht gleuben, feret jmer zur seiten aus, das
sie entweder den glauben oder die liebe lesset faren, die mittelstrasse wil vnd kan sie nicht treffen, das sie beide, den glauben gegen Gott rein vnd vnuersehret vnd die liebe gegen dem nehesten von rechtschaffenem hertzen, vbete, wie auch S. Johannes beides fodert vnd treibet. Wiewol er furnemlich in dieser Epistel furgenomen hat, zu uermanen zur Liebe, doch auch des
glaubens nicht vergisset vnd sich jmer daselbs hin zeucht.

Denn so stehets auch kurtz vor diesem Text, da er sagt, wie Gott vns geliebet hat durch seinen eingebornen Son, inn die Welt gesand, das wir durch jn leben, vnd beschleust mit diesen worten: Welcher nu bekennet, das Jhesus Gottes Sohn ist, in dem bleibet Gott vnd er in GottI Joh 4,15. etc. Da gibet ers ja gar
dem glauben vnd setzet doch hie eben die selben wort von der liebe: Wer inn der liebe bleibet, der bleibet in Gott vnd er jn jhm.I Joh 4,16. Wie reimet sich das zusamen?_Durch glauben vnd gute Werck bleiben wir in Gott.
Jst es denn beides war? Das wir durch den glauben in Gott bleiben vnd er in vns, vnd auch durch die Liebe? Ja es ist bei-b 2rdes war, doch so fern, das du es recht scheidest vnd oͤrtest,orterst: .unterscheidest und verortest, einordnest, zuordnest. denn wo mans vntereinander wil
werffen, so kan es nicht bey einander stehen.

Das ist aber die vnterscheid, wie ichs allzeit geleret habe aus der Schrifft: Wenn es kompt zur Heubtfreudigkeit, dadurch ich fur Gott stehen soll wider meine Suͤnde, wenn er mit mir wil rechenschafft halten, da wird mein leben, werck vnd liebe nimernimer mehr: . volkomen noch gnugsam sein, sondern ich mus einen
andern Man dazu haben, welcher heist Christus, gesandt vom Vater (Wie S. Johannes zuuor gesagt hat) zur Versuͤnung fur vnser Suͤnde;Vgl. I Joh 4,10. das heisse ich die Heubtfreudigkeit oder den Heubtrhum vnd hoͤchsten trotz, ders allein thun vnd halten mus, wenn Gottes gericht dahergehet, vnd stehen wider seinen zorn, dadurch alle mein leben vnd thun zur Helle verdampt sein muͤste.
Also hat ers auch selbs droben genennet, capit. 2, da er vns heisset bey dem Christo bleiben, auff das wenn er offenbar wird, das wir freudigkeit haben vnd nicht zu schanden werden fur jm vnd in seiner zukunfft.Vgl. I Joh 2,28. Das meinet er auch mit den vorgehenden worten: Wer da bekennet, das Jhesus Gottes son ist, in dem bleibt Got vnd er in jmI Joh 4,15. etc.


Vber das_Christen muͤssen ein rhum fur Gott vnd der Christenheit haben
aber MVSSEN wir auch noch einen Rhum haben, nicht allein gegen Gott, sondern auch fur GOTT vnd fur der Christenheit gegen alle WELT, das vns niemand verdammen koͤnne, noch mit WARHEJT verklagen. b 2v Wie S. Paulus Acto. 24 fur dem Landpfleger rhuͤmet wider seinen Verklager vnnd spricht: Nachdem ich bin gleubig worden vnd habe die hoffnung zu
Gott, das zukuͤnfftig sey die Aufferstehung der Todten, so_Gut gewissen ist S. Paulo noͤtig gegen got vnd den menschen.
vleisse ich mich in demselben, zu haben ein vnuerletzt gewissen allenthalben, beide gegen Gott vnd den Menschen
Act 24,15f. etc. Das ist: so zu leben, das sich niemand an mir stossen noch ergern kan. Jtem 2. Corinth. 1: Vnser Rhum ist das, nemlich das zeugnis vnsers gewissens, das wir in einfeltigkeit vnd Goͤttlicher lauterkeit
auff der weld gewandelt haben,
II Kor 1,12. das ist: das niemand vns zeigen kan, das wir mit heuchley oder boͤsen tuͤcken sind vmbgangen. Trotzet damit wider die falschen Apostel vnd jederman, ob sie jn koͤnnen zeihen, das er vnrecht gepredigt habe oder felschlich gehandelt mit dem Euangelio. Gleich wie Moses vnd Samuel wider jre Juden trotzen, ob jemand koͤnde erfurtretten, dem
sie ein leid gethan hetten. Denn ein fromer Prediger sol den rhum mit sich nemen, das er das Euangelion recht vnd trewlich geprediget habe, vnd sich darauff beruffen wider den Teufel vnd alle welt, wie auch S. Paulus anderswo schreibet:_Philip. 4.
Jr seid mein Rhum vnd Trotz, meine Frewde vnd Ehrenkrantz am tage des Herrn, da werde ich euch erfurziehen, das b 3r jr meine zeugen
sein muͤsset vnd meinen rhum war machen.
Vgl. II Kor 1,14; Phil 2,16; 4,1; I Thess 2,19.

Doch ob er gleich solchen trotz hat vnd haben mus, so ist er doch darumb nicht selig, wie S. Paulus auch sagt: Jch bin mir wol nichts bewust, aber dadurch bin ich nicht gerecht.I Kor 4,4. Ein gut gewissen vnd freidigkeit habe ich wol, aber nicht gegen Gott selbs inn seinem gericht, sondern fur der welt vnd allen
Creaturen, das mich derselben keins straffen kan, sonder alles guts von mir sagen muͤssen. Ja dazu habe ich auch den rhum (spricht er anderswo, 2. Corinth. 11), das ich mich nicht alleine kan rhuͤmen meines lebens vnd alles, was andere rhuͤmen moͤgen, sondern auch meines leidens vnd truͤbsal das ich so viel vnschuldiglich gelidten vnd so vbel gehandelt bin.Vgl. II Kor 11,23–33. Des alles wil ich
mich rhuͤmen. Doch also, das ich mich nicht darauff verlasse, das mir Gott darumb gnedig sein vnd den Himel geben muͤsse, denn da gehoͤret ein ander rhum zu, welchen ich bey mir nicht finde, sondern allein in Christo. DenJhenes: . wil ich wol rhuͤmen gegen den Leuten vnd fur Gott, das er auch sol ja dazu sagen. Aber dieser rhum mus zuuor da sein, der fur jm bestehe, sonst wird jener
fur jm auch nicht gelten. Darumb sage ichnicht in . also: Gegen Gott verlasse ich mich auff nichts denn auff Christum. Aber nach diesem Trosttrotz: . vnd Rhum wil ich mit dir fur Gott b 3v tretten, wie S. Paulus mit den von Corintho,Vgl. I Kor 4,4. vnd sprechen: Du weist, das ich recht trewlich gepredigt vnd dir noch niemandweder dir noch sonst irgend jemandem. schaden noch leid gethan habe. Den rhum MVS_Mus ein Christ solchen Rhum haben, so ist er jm warlich noͤtig.
warlich ein jegli
cher gegen dem andern haben – Oder ja sich darnach richten, ob er gleich dem nehesten nicht: .nicht dem Nehesten genug thut oder sich etwa vngebuͤrlich gehalten hat, das er dennoch sich wider mit jhm versuͤne. Denn sollten wir solchen rhum nicht haben, so muͤsten wir auch die zehen gebot weg thun. Druͤmb: .Darumb so muͤssen wir ja so leben, das wir Gott zum Richter zwischen vns vnd allen
Menschen duͤrffen anruffen vnd fur jm zeugen, das wir recht vnd Christlich gelebet haben.

Also hastu es nu beides recht, das der glaube rhuͤmet gegen Gott vnd damit sein zorn stillet vnd weglegt,beilegt, besänftigt. den wir sonst verdienet hetten, vnd alleine darauff trotzet, das wir einen Heiland haben, Jhesum Christum, durch wel
chen wir versuͤnet sind. Das ist vnser grund vnnd Eckstein, darauff vnser zuuersicht endlich vnd ewiglich stehet,Vgl. Ps 118,22; Jes 28,16; Mt 21,42; Act 4,10–12; Eph 2,20. vnd wissen, wenn alle ding feilen vnd von vns nichts selbs rhuͤmen koͤnnen, das wir droben einen Hohenpriester haben zur rechten des Vaters sitzend, der vnser Suͤnde getragen hat auff seinem eigen leibe vnd sich fur vns Gotte geopffert vnd noch on vnterlas ver
trit vnd das beste fur vns redet, das wir durch jhn eitel gnade vnnd vergebung haben vnd keinen zorn (wie wir wol verdient het-b 4rten) fuͤrchten duͤrfften.zu fürchten brauchen, fürchten müssen. Vgl. Hebr 4,14–16; 8,1f; 9,24–28. Das ist vnser hoͤhester trotz vnd sterckester rhum, dadurch wir Suͤnd, Todt, Helle vnd vnser eigen gewissen vberwinden. Denn darauff sind wir getaufft vnd sollen darumb leben vnd sterben vnd alles leiden, was vns begeg
net. Der ander aber ist, dadurch die liebe rhuͤmet vnd trotzet, nicht gegen Gott, sondern gegen vns vnd wider die gantze welt, das wir alles gethan haben nach vnserm vermoͤgen oder ja gern wolten thun, das niemand koͤnne aufftretten vnd wider vns klagen, das wir jn fursetziglich beleidigt, gestolen oder beraubtgeraubt: . haben oder die Zehen gebot an jm gebrochen, vnd also einen
hochmut vnd stoltz gegen die boͤse, schendliche Welt fuͤren, das sie nicht wider vns rhuͤmen koͤnne, sondern wir wider sie, als die von jr muͤssen leiden, das sie vns eitel vndanck vnd alle plage anlegtantut. Vgl. , 398. fur vnser wolthat vnd liebe, auff das sie vns selbs muͤsse zeugen am Juͤngsten tage, das wir so gelebt haben vnd durch vnser werck erzeiget, das wir Christen gewesen sind.


Ob wir aber noch gebrechlich sind vnd nicht thun, so viel wir gerne wolten, so halten wir vns zu jenem Heubtartickel von Christo. Denn allhieauf Erden, so lange wir leben. duͤrffen wir stetes der gnade vnd vergebung, beide, von got vnd vnternander, wie vns das vater vnser leret.Vgl. Mt 6,12. b 4v Vnd mus jmmerdar die bekentnis bleiben, das wir fur Gott Suͤnder sind. Vnd ob wir wol fur der Welt koͤnnen rhuͤmen: Jch
habe niemand gestolen noch vnrecht gethan.
Doch fur Got muͤssen sagen: Dir habe ich allzuuiel gestolen vnd wider alle Zehen gebot gethan. Aber das ist dagegen mein Rhum, das du solch Regiester ausleschestVgl. Kol 2,14. vnd nicht mit mir rechenst, sondern alles lest vergeben sein durch Christum.Vgl. Mt 18,23–27. Wenn wir nu also mit Gott versuͤnet vnd eins sind, so koͤnnen wir auch wol gegen den
Leuthen den rhum behalten, das sie vns nichtnichts: . sollen auffruͤcken,vorhalten. Vgl. , 713. das sie vns fur jm verklagen oder verdamnen moͤchten.

Aus dem sihestu ja, das wir die werck nicht verwerffen, wie man vns schuld gibt, sondern heben vnd loben sie also, das man dadurch krieget eine Freidigkeit auch fur Gott, wenn er richten wird, denn es sind ja fur Gott rechte gute
werck, vnd were eine Thorheit, wo ichs nicht wolt gute werck heissen vnd dafur halten, das ich das Euangelion predigt, oder womit einer dem nehisten dienedienet: . in seinem stand, vnd nicht durffte die augen auffheben vnd alle welt froͤlich ansehen vnd jhr trotz bieten, das sie anders sagete; denn es sind ja solche werck, die Gott selbs hat geboten gegen einander zu vben, das ich kan
sagen: das sind rechte Goͤttliche werck. Sind sie denn Goͤttliche Werck, so muͤssen sie auch denn Rhum vnd preis haben, das man sie dafur halte vnnd nicht wegwerffe c 1r oder verachte als lose, vergebliche, vnthuchtige werck (wie der moͤnche vnnd aller tollen heiligen selb erwelete werck sind, die kein Gotteswort haben vnnd nicht aus der liebe gehen), sondern fuͤr solche Werck
breise, die Gott selbst mus loben, vnd beide, Engel, heiligen vnd alle welt, mus ja dazu sagen, das sich ein jeglicher Christ fuͤr Gott darauff beruffen kuͤnde, wie die heiligen inn der schrifft allenthalben gethan haben. Als Dauid im Psalter, jtem der Prophet Jeremia 17: Herre, du weist, daswas: . ich geprediget habe, das ist recht fuͤr dier,Vgl. Jer 17,16 (Luther 1545). jtem der koͤnig Ezechia, Esa. 38: Gedencke,
Herre, wie ich fuͤr dier gewandelt habe inn der warheit mit volkommen hertzen vnnd habe gethan, was dir gefallen hat.
hat’ etc.: .Jes 38,3.

Wie aber, wenn Gott mit seinem gerichte koͤmpt, wo bleibt da der rum? Weil die Schrifft allenthalben saget, das fur jhm keine Menschliche Heiligkeit bestehen kan, so muͤssemuste: . mann den Rhum auch faren lassen vnd gar verzagen?
Antwort: Nein, nit also, denn ich habe gesaget, das dieser rhum wol gilt fuͤr Gott, aber nicht wieder Gott oder bey Gott, das ist: zwischen jm vnd mir allein. Denn daselbst hab ich schon zuuor den andern rhum, das ich in Christum getaufft bin vnd der himel der genaden vber mich gezogen ist, ob ich gesuͤndiget habe oder noch etwa suͤndige. Aber wenn es gehet gegen den leu
ten vnd rhuͤmen sol, wie ich gelebet habe in meinem stand bey jederman, da wil ich dennoch so sagen: Jch zeuge fuͤr dir vnd aller welt vnnd c 1v weis, das mir Gott auch zeugnis gibt sampt allen Engeln, das ich Gottes wort, tauffe vnd sacrament nicht gefelschet habe, sondern recht vnd treulich geprediget vnd gethan, so viel in mir gewest ist, vnd dafuͤr gelidten alles boͤses, allein
vmb Gottes vnd seines worts willen. Also_Die heiligen muͤssen beide den rhum des glaubens gegen Gott vnnd auch den rhum der liebe fuͤr den leuten haben.
mussen alle heiligen habenrhuͤmen: . (wie ich gesagt)gesagt habe): . beide, nicht in .den rhum des glaubens gegen Got vnd auch nicht in .den rhum der liebe fuͤr den leuten,
also das sie bey einander sein vnd der ander aus dem ersten herwachsse. Denn wer gegen Gott rhumen kan, der kankan auch: . leichtlich darnach gegen der welt trotzen. Das heisset nu S. Johannes den rhum oder frei
digkeit am tage des gerichts,Vgl. I Joh 4,17; Freidigkeit = παρρησία (: Zuversicht). das er Gott vnd alle welt zu zeugen haben kan wieder alle feinde vnd teuffel dazu, vnd nennets eine rechte, volle liebe, die sich erzeigt vnd beweisen kan, das der menschergänzt nach . gethan vnd gelidten habe, was er sol, vnd nicht eine falsche, geferbte, ja eine ledige liebe ist, die nur Christum bekennet, so weit es nicht schaden thut, vnd dem nehesten dienet,
so ferne jhm selbst nichts abgehet, sondern die mit ernst drein greiffet vnd den rechten kern vnd marck in jr hat; daraus folget aber nicht, das es daran genug sey vnd des glaubens nicht beduͤrffe, sondern vielmehr, das der rechtschaffen glaube muͤsse zuuor da sein, c 2r der sich fuͤr Gott des Herrn Christi rhuͤmen kan vnd an demselben erholen,von demselben beschaffen, sich bei demselben besorgen. Vgl. , 853. wo es vns mangelt. Wenn
aber derselbe da ist, da magstu denn auch froͤlich dieder: . liebe rhuͤmen wider alle welt, wie S. Paulus allenthalben thut, vnd machet des rhuͤmens so viel, das man moͤchte dencken, er were ein hoffertigerhochmütiger. man. Aber_Wozu der Christen rhum von noͤten.
es ist dazu von noͤten, wie hie S. Johannes zeiget, das man dadurch freidigkeit habe am tage des gerichts wieder die boͤse welt, so vns allenthalben lestert, verfolget vnd aller dinge gerne gar verdammen vnd vertilgen wolt..

Das zehende.

[1]gegenüber dem Original ergänzt. Wer aus Gott_1. Johan. 3.
geboren ist, der thut nicht suͤnde.Vgl. I Joh 3,9.

2 Alle gleubige_Johan. 1.
sindt aus Gott geboren.Vgl. Joh 1,12f.

3 Darumb thun die gleubige keine suͤnde wider jr gewissen. Denn wer wider
sein gewissen suͤndiget, der verleuret den glauben, die gerechtigkeit vnd seligkeit, wie an Adam vnd Dauid zu sehen, vnd Ezech. am 33: Wenn ein gerechter boͤses thut, so wirt es jn nicht helffen, das er from gewesen ist.Ez 33,12. Derhalben ist ein gut gewissen von noͤten zur erhaltung der gerechtigkeit vnd seligkeit, denn wer recht thut, der ist gerecht; wer suͤnde vnd nicht gute wer
cke thut, der ist von dem Teuffel, 1. Johannes am 3. Capittel.Vgl. I Joh 3,7f. c 2v Wiltu nu nicht ein Teufels-, sondern Gottes Kind sein, so mustu recht vnd gute werck thun, da hilfft nichts fur, oder verleurest widerumb die Kindschafft, gerechtigkeit vnd das Erbe derIm Original: de. Seligkeit etc.

Das sey von der vierde Beweisung gesaget, das gute werck in den gleubigen
vnd kindern Gottes zur erhaltung der Kindschafft vnd Seligkeit von noͤten sind. Folget nu die fuͤnffte beweisung, welches zeugnis der Lerer der heiligen Christlichen Kirchen sind Vnd Consensus Catholicae Ecclesiae ist.

V. Die fuͤnffte Beweisung, das gute Werck zur Seligkeit von noͤten,
sind die zeugnis der Alten vnnd zu dieser zeit der Lerer der Christlichen
kirchen,
vnd der Consensus Catholicae Ecclesiae Christi.

In Symbolo stehen diese wort: Qui bona _Johan. 5.Vgl. Joh 5,28f. Matth. 26.Vgl. Mt 25,31–46; 26,24.
egerunt, ibunt in uitam aeternam, qui uero mala in ignem aeternum.
– Welche gutes gethan haben, werden in das ewige leben gehen, welche aber boͤses gethan haben, inn das
ewige Fewer.
Vgl. . Wie auch Paulus spricht: Gott_Rom. 2.
wird einem jglichen nach seinen Wercken geben.
Vgl. Röm 2,6. c 3r Vnd Christus, Matth. 5: Seid froͤlich vnd getrost, es wird euch im himmel wol belonet werden.Mt 5,12.

Wil nu Gott der Herre am Jungsten tage einem jglichen, nach dem er gutes oder boͤses gethan hat, lonen, so ist warlich den Kindern Gottes hoch von
noͤten, das sie gutte werck haben, sonst werden sie nicht gleubig noch kinder Gottes sein, vnnd wird jnen vbel gelonet werden. Denn wiewol sie das ewige leben aus gnaden durch den glauben von wegen des verdinsts des Herren Christi haben, jedoch erfodert Gott die gutte werck als fruͤchte des Glaubens von seinen kindern vnnd verheisset jnen, das er sie in jenem leben auch
reichlich wolle belonen. Welches die kinder Gottes bewegen solle, das sie sich diesserdesto (?). Vgl. , 1032f; . 506–508. vleissiger in gutten wercken vben.

Ambrosivs, De Vocatione Gentium, capit. 7:

Proprium hoc habet noua creatura per gratiam, ut qui figmentum Dei sunt, qui natiuitate coelesti conduntur in Christo, non ocio torpeant, nec desidia
resoluantur, sed de uirtute in uirtutem proficiant, per uiam bonorum operum ambulando. Hoc est enim finis,Im zitierten Text: fingi. hoc est de uetere creatura nouam fieri, hoc est de imagine terreni hominis, ad imaginem coelestis hominis reformari etc.
Vgl. . Als Verfasser wurde öfters genannt, so auch in dem Separatdruck aus der Kölner Offizin von : .

Avgvstinvs, Lib. I. Retract., Capit. 23 :

Deus non elegit opera cuiusque in praescientia, quae ipse daturus est, c 3v
sed fidem elegit in praescientia, ut quem sibi crediturum esse praesciuit, ipsum elegerit, cui Spiritum sanctum daret, ut bona operando, etiam uitam aeternam consequeretur.
Vgl. , 621 (CChr.SL 57, 68).

Chrysostomus in opere imperfecto super Matthaeum, capite 7:

Fructus hominis est confeßio fidei eius, et opera conuersationis ipsius. Si
ergo uideris hominem Christianum, statim considera, si confeßio eius conueniat cum scripturis, uerus est Christianus. Si autem non est quemadmodum Christus mandauit, falsus est. Non Nomen solum Christi Christianum facit, sed et ueritas Christi. Quia in nomine Christi multi ambulant, in ueritate autem pauci.
Vgl. , 738f.


Augustinus, de fide et bonis operibus:

Inseparabilis est bona uita a fide, quae per dilectionem operatur, imo uero ea ipsa est bona uita. Vgl. , 224 (CSEL 41, 86, 22–24).

Augustinus, lib. Octoginta trium Quaestionum, cap. 76:

Iustificatus per fidem, quomodo potest nisi iuste operari? quamuis ante nihil
operatus iuste, ad fidei iustificationem peruenerit, non merito bonorum operum, sed gratia Dei, quae in illo iam uacua esse non potest, cum iam per dilectionem bene operetur.
Vgl. , 88 (CChr.SL 44A, 219).

Augustinus, in 1. Quinquagena ex Prologo Psal. 31:

Si sic teneret fidem Abraham, ut cum ei Deus imperaret offerre sibi immo
landum filium suum, diceret apud semetipsum, non facio, et tamen credo, quia me etiam contemnentem iussa sua, liberat Deus, fides sine operibus mortua esset, et tanquam radix sine fructu sterilis atque aride remaneret.
Vgl. , 259 (CChr.SL 38, 226f).

c 4r Idem ibidem:

Ergo fratres ex fide iustificatus est Abraham, sed si fidem opera non
praecesserunt, tamen secuta sunt. Numquid omnino fides tua sterilis erit? Si sterilis non es, sterilis non est ipsa. Itaque si fides sine dilectione sit, sine opere erit. Ipsa dilectio uacare non potest. Opus fidei dilectio est, quia dilectio uacare non potest, nisi et mali nihil operetur, et quicquid potest boni.
Vgl. , 260 (CChr.SL 38, 227).

Idem, de Spiritu et Litera :


Hoc agit spiritus gratiae, ut imaginem Dei, in qua naturaliter facti sumus, instauret in nobis. Vgl. , 229 (CSEL 60, 201,11–13).

Idem ibidem :

Quisquis crediderit ei, qui se a peccatis omnibus absoluendum, et ab omnibus uitijs sanandum, et calore ac lumine eius accendendum illuminandumque non
contempserit, habebit ex eius gratia bona opera, ex quibus etiam secundum corpus a mortis corruptione redimatur ac coronetur bonisque satietur, non temporalibus, sed aeternis supra quam petimus aut intelligimus.
Vgl. , 239 (CSEL 60, 217,13–19).

im Sermon vom vnrechten Mammon:

Wo der glaub recht ist, da thut er guts; thut er nicht guts, so ists gewis ein
Traum vnd falscher wahn vom glauben.
.

Jtem: Wo nicht werck folgen, kan der mensche nicht wissen, ob er recht glaube, ja er ist gewis, das sein Glaub ein Traum vnd nicht recht ist..

c 4v Jdem Jn der Vorrede vber das newe Testament:

Wo der glaub ist, kan er sich nicht halten, er beweiset sich, bricht heraus
durch gute werck.
.

Jdem in der Vorrede vber die Epistel zun Römern:

Es ist vnmoͤglich, werck von glauben zu scheiden, ja so vnmoͤglich, als brennen vnd leuchten vom fewer mag gescheiden werden. .

Das ist gewislich die eintrechtige meinung der rechten Lerer der Christlichen
Kirchen nach heiliger Goͤttlicher Schrifft zu jeden vnd allen zeiten gewesen vnd noch, das dem glauben gute wercke folgen sollen vnd muͤssen, vnd da sie nicht folgen, das der glaube gewislich falsch vnd ein loser,haltloser, untauglicher. Vgl. , 1183. selbs erdichter wahn ist. Oder aber, da der glaube zuuor schon recht vnd warhafftig gewesen, durch welchen man die gerechtigkeit, heiligen Geist vnd die Selig
keit aus gnaden entpfangen hat, das derselbige widerumb durch vnglauben, Suͤnde vnd boͤse werck sampt allen seinen guͤtern wider verloren wird, wie die vorerzelte Exempel der Engele, Adam vnd Eua, Samson, Saul vnd Dauids klerlichen anzeigen.

Zeugnis aus der Augspurgischen Confession.


Dis bezeuget auch die Confession, inn dem 30. Jahr Keyser Mayestat zu vberantwort, darinnen folgende wort inn capite de bonis operibus stehen:

d 1r Obedientia erga Legem Dei est necessaria in reconciliatis. Nam Euangelium concionatur de noua uita, iuxta illud, dabo legem meam in
cordibus eorum, haec igitur noua uita, debet esse obedientiaKonjiziert aus: obedieutia. erga Deum. Et Euangelium praedicat poenitentiam, nec existere fides potest, nisi in his, qui poenitentiam agunt etc.
Vgl. , 368.

Item: Cum fide agnoscimus misericordiam, confugimus ad Deum, diligimus, inuocamus, speramus, expectamus auxilium, obedimus in afflictionibus. Hos
cultus parit fides. Praecare igitur inquit ,Vgl. , 670. fides bonae uoluntatis et iustae actionis genetrix est.
Sed cum fide agnoscimus misericordiam, confugimus ad Deum, diligimus, inuocamus, speramus, expectamus auxilium, obedimus in afflictionibus quia iam scimus nos esse filios, et placere Deo nostrum sacrificium, nostras afflictiones, hos cultus parit fides. Praecare igitur inquit , fides bonae uoluntatis et iustae actionis genetrix est. , 368.

Item: Quanquam haec noua obedientia, procul abest a perfectione legis, tamen est iustitia, et meretur praemia, ideo quia personae reconciliatae sunt. Atque ita de operibus iudicandum est, quae quidem amplißimis laudibus
ornanda sunt, QVOD SINT NECESSARIA, quod sint cultus Dei et sacrificia spiritualia et mereantur praemia. Sed tamen de persona prius tenenda est haec consolatio, necessaria in certamine conscientiae, quod fide gratis habeamus remißionem peccatorum, et persona iusta, id est reconciliata sit, et haeres uitae aeternae propter Christum postea uero placere obedientiam etc.
.


In Apologia:

Iustificati necessario pariunt bona opera seu bonos fructus. .

Item: uͤidem bona opera sequi debent, et fides sine bonis operibus hypocrisis est.Fidem autem bona opera sequi debent, quia fides sine bonis operibus hypocrisis est. .

In Commentario Philip. Mel. in Epistolam ad Romanos ante annos 12. edito, Cap. 6:


Christus apparuit ut aboleret peccatum et mortem et restitueret naturam, ut instaurata habeat uitam aeternam, quae est noua et aeterna obedientia et sapientia. Cum igitur finis sit illa nouitas uel instauratio naturae, necesse est inchoari et praestari nouam obedientiam, quia illa ipsa nouitas spiritualis est illa obedientia, et in summa Euangelium cum donat reconciliationem propter
Christum, simul subijcit nos obedientiae erga Deum, et inchoat obedientiam.
Vgl. .

d 1v Zeugnis aus der Confession der Oberlendischen Stete Prediger, welcher Namen vnten verzeichnet, Cap. De bonis operibus, Anno. 30 :

Tertia pars poenitentiae est nouitas uitae, seu noua obedientia, sicuti Iohannes ait,Vgl. Lk 3,8. facite fructus dignos poenitentiae, et Esa.Vgl. Jes 1,16. Desinite mala fa
cere etc. Confitemur enim idem, quod sentit et confitetur Ecclesia Catholica Christi, quod reconciliationem necessario sequi debeat nostra obedientia erga Deum, hoc est bona opera nobis mandata a Deo, etsi enim acceptatio ad uitam aeternam coniuncta est cum iustificatione, hoc est cum remißione peccatorum et reconciliatione, tamen BONA OPERA SVNT NECESSARIA
AD SALVTEM, quia sunt debitum, quod necessario reconciliationem sequi debet, sicut Paul. ait:Vgl. Röm 8,12.
Debitores sumus.
: Tertia pars poenitentiae est novitas vitae seu nova obedientia, sicut Joannes ait [Luc. 3,8]: Facite fructus dignos poenitentiae, et Esaias [1,16]: Desinite male facere etc. Confitemur enim, quod sentit et confitetur ecclesia catholica Christi, quod reconciliationem necessario sequi debeat nostra obedientia erga Deum, hoc est bona opera nobis mandata a Deo. Etsi enim acceptatio ad vitam aeternam coniuncta est cum iustificatione, hoc est, cum remissione peccatorum et reconciliatione, et bona opera non sunt precium pro vita aeterna, tamen sunt necessaria ad salutem, quia sunt debitum, quod necessariao reconciliationem sequi debet, sicut Paulus ait [Rom 8,12]: Debitores sumus . (). Vgl. oben S. 137, Anm. 4. Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit der Wittenberger Konkordie vor, dafür spricht jedenfalls auch die anschließende Angabe der Unterzeichner. Die Jahreszahl 1530 spricht für eine Verwechslung mit der Confessio Tetrapolitana.

SVBSCRIPSERVNT:
D. Argentinensis, (Köpfel), . 1481 in als Sohn eines Schmiedes geboren, wurde er nach Studien in , und , wo er auch 1515 den theologischen Doktorgrad erwarb, 1512 Stiftsprediger in , 1515 Münsterprediger und Professor in . 1518 veranstaltete er die erste Sammeledition der Schriften (VD 16 L 3407). 1520 wurde er kurmainzischer Domprediger und bemühte sich als Rat des um einen Ausgleich mit ; zuvor war er zum Doktor des kanonischen Rechts promoviert worden. Im Februar 1523 wurde er durch geadelt. Im März 1523 wurde Propst des Straßburger Thomasstifts und Bürger der Reichsstadt, er setzte sich für die Durchsetzung der Reformation ein. 1524 heiratete er , nach deren Pesttod 1531 , die Witwe . 1530 verfasste er mit die Confessio Tetrapolitana, 1532 den Berner Synodus; 1536 unterzeichnete er die Wittenberger Konkordie, 1540/41 nahm er an den Reichsreligionsgesprächen von und teil. Am 4. November 1541 starb in . Vgl. , 59f; . ,, . Am 11.11.1491 als Sohn eines Küfers, wurde er 1506 Dominikanermönch in seinem Heimatort ; 1512 wurde er nach versetzt, um 1515/16 in zum Priester geweiht, 1517 an der Universität Heidelberg immatrikuliert. 1518 war Hörer bei Heidelberger Disputation, Ende April 1521 wurde er auf Antrag aus dem Orden entlassen. 1522 heiratete er die frühere Nonne . Im Mai 1523 kam nach , war zunächst Helfer von , 1524 Pfarrer an St. Aurelien, erhielt das Bürgerrecht, 1529 wurde er Pfarrer an St. Thomas. Nach dem Pesttod seiner ersten Frau heiratete er am 16. April 1542 , die Witwe seines Freundes . Im April 1549 verließ aus Protest gegen die Haltung des Rates gegenüber dem Augsburger Interim, er erhielt eine Professur in , wo er Ende Februar/Anfang März 1551 starb. Vgl. , 228f. D. ,, . Um 1496 im Konstanzer Patriziat geboren, hatte er an der Universität Siena den Grad eines Doktors beider Rechte erworben, seit 1522 amtierte er in und predigte dort evangelisch, 1525 wurde er vertrieben und war bis zu seinem Pesttod am 23. Oktober 1542 Prediger an St. Stephan in , lange Zeit ohne Besoldung. Vgl. , 1942. L. ,, . Als Sohn eines Schuhmachermeisters 1494 in geboren, studierte er ab 1514 in , 1518 war er Hörer bei Heidelberger Disputation, ab Juni 1528 bekleidete er zunächst die dritte, dann die erste theologische Professur, 1530/31 war er außerdem Rektor, 1531 wurde er zum Dr. theol. promoviert. Im Oktober 1531 kehrte er nach zurück, zunächst als theologischer Lehrer, ab 1533 als Prediger, im September 1537 war er oberster Predicant. Am 16. August 1548 wurde wegen Ablehnung des Interims mit den andern Predigern verhaftet und von spanischen Reitern nach gebracht. Am 24. Oktober 1548 nahm er das Interim an, wurde aber erst am 3. März 1549 aus der Kerkerhaft entlassen und aus verbannt. 1549–1550 hielt er sich bei Verwandten in und auf, Ende 1550 wurde er durch zum Vorsteher (Magister domus) des Tübinger Stifts bestellt. 1551 unterzeichnete er die Confessio Virtembergica, im Juni 1552 wurde er Theologieprofessor in und starb dort am 24. September 1556. Vgl. , 88. M.
,, . Um 1495 in geboren, war er in jungen Jahren Gehilfe in , 1525 wurde er durch den Straßburger Rat als Pfarrer in eingesetzt, in Folge des Bauernkrieges zog er sich nach zurück, dort setzte er sich als Prediger an Alt­St. Peter mit Altgläubigen und Täufern auseinander. Die Kapitelherren von Alt­St. Peter erreichten schließlich Abzug, er ging nach und setzte sich dort für die Reformation ein. 1530 nahm er als Abgesandter des Rates am Augsburger Reichstag teil, wo die CA unterzeichnete, 1536 unterschrieb er die Wittenberger Konkordie. Infolge des Interims musste aus weichen und hielt sich bis 1550 in auf, anschließend bis zu seinem Tod im November 1563 als Pfarrer in (; anscheinend war die Pfarrei damals schon von der Mutterkirche gelöst). Vgl. . L. ,, . Er wurde um 1485 in geboren. 1505 an der Universität Heidelberg immatrikuliert, war er 1507 Sekretär von in . Nach dessen Tod 1510 setzte er seine Studien in fort, wo er 1517 den theologischen Licentiatengrad erwarb. 1518 wurde er Pfarrer in bei , 1522 wurde er Prädikant in , 1525 in . Aus beiden Stellen wurde er auf österreichischen Druck wegen seiner reformatorischen Predigt vertrieben; nach jeweils kurzem Aufenthalt in , wo er sich theologisch an annäherte, wurde er 1529 Prediger in . Vorher war er jeweils für kurze Zeit in und tätig gewesen. 1532 wurde er schließlich nach berufen; 1536 unterzeichnete er die Wittenberger Konkordie. starb am 15. März 1547 in . Vgl. , 751; , 526–530. M. , (gräzisiert ). Geboren um 1490 in , war er um 1513 Kantor und Schulmeister in . Ab 1517 studierte er Theologie in , wo er 1520 den Magistergrad erwarb und 1522 als Kaplan an St. Martin amtierte; wegen Beteiligung an Unruhen wurde er 1524/25 ausgewiesen. In wurde er 1527 zum Dr. theol. promoviert, 1528 war er Lehrer für Hebräisch. Auf Empfehlung wurde 1531 Pfarrer in (zunächst bei St. Anna, ab 1534 bei St. Moritz), hier setzte er sich u.a. für die Gründung einer städtischen Lateinschule ein. gehört zu den Unterzeichnern der Wittenberger Konkordie 1536. Er starb 1543 in . Vgl. , S. 935; . , wurde am 8. September 1497 in als Sohn eines Küfers geboren und besuchte humanistische Schulen in , und . 1512 trat er in das Benediktinerkloster ein. 1518 kam er mit Schriften in Kontakt und begann im reformatorischen Sinn zu predigen. 1527 verließ er das Kloster, ging nach und heiratete . Nach einigen Monaten als Weberlehrling wurde er 1528 Hilfsprediger in , dann Diakon am Straßburger Münster, hörte Vorlesungen und . 1531 ging er nach , wo er 17 Jahre lang wirkte und wesentlich zum Auf­ und Ausbau des protestantischen Kirchenwesens beitrug. 1536 unterzeichnete er die Wittenberger Konkordie, 1540/41 nahm er an den Religionsgesprächen von und teil. 1548 verließ er unter Protest die Stadt, die auf kaiserlichen Druck das Interim angenommen hatte, und fand schließlich 1549 Aufnahme als Theologieprofessor in . Dort blieb er bis zu seinem Tod am 30. August 1563. Vgl. , 439–441. ,, Er stammte aus (bei Langenschwalbach, heute Bad Schwalbach, im Taunus) und war Priester und Prediger in , 1524 wurde er mit wegen evangelischer Predigt durch das Mainzer Domkapitel inhaftiert, im April 1525 entlassen. Als Prediger in trieb er mit die Reformation in der Reichsstadt voran. 1526 verheiratete er sich mit , der Tochter eines Barchentwebers. 1536 unterzeichnete er die Wittenberger Konkordie. 1537 wurde er nach , 1544 nach berufen. Wegen des Interims legt er 1549 sein Amt nieder und starb vor dem 12. Oktober 1551 in . Vgl. , 58f. ,, . Er war 1496 in geboren und nach Studien in und durch 1521 zum Pfarrer der neu errichteten Pfarrei Fürfeld berufen, alsbald aber zu weiteren Studien in beurlaubt worden, wo er am 29. März 1522 immatrikuliert wurde. 1525 unterzeichnete er das Syngramma Suevicum (vgl. ), 1536 die Wittenberger Konkordie. Er starb in 1559. Vgl. , 138. Im Original: . Reutlingensis,, . Er wurde am 04. Dezember 1495 als Sohn des Goldschmieds und seiner Ehefrau in geboren, wo er auch die Lateinschule besuchte; durch den Stadtbrand 1506 verarmte die Familie, Alber war Kurrendeschüler in , und , ab 1511 Lehrer in . Im November 1513 wurde er an der Universität Tübingen immatrikuliert, verdiente seinen Lebensunterhalt als Lehrer an der Lateinschule. In schloss er u.a. Freundschaft mit . Im Januar 1518 erwarb den Grad eines Magisters der Artesfakultät. Das Studium der Theologie setzte er ab Mitte 1521 in fort, am 08. November 1521 wurde er in zum Priester geweiht und als Prediger an die Reutlinger Marienkirche berufen. Seit Frühjahr 1524 feierte die Messe auf deutsch und unter Austeilung von Brot und Wein, im selben Jahr heiratete er . Im Mai 1528 wurde vom Konstanzer Bischof exkommuniziert, 1531 auf dessen Antrag vom Hofgericht in geächtet. unterzeichnete schon 1530 die CA und trat 1531 dem Schmalkaldischen Bund bei. 1536 unterzeichnete die Wittenberger Konkordie. 1539 wurde er in zum Dr. theol. promoviert. Am 17. August 1548 legte aus Protest gegen die Annahme des Interims sein Amt nieder, Im Juni 1549 berief ihn zum Stiftsprediger in , ab 1553 war er Mitglied des Kirchenrats neben , ab 1563 erster evangelischer Abt von , wo er am 01. Dezember 1570 starb. Vgl. , 49f. . wurde um 1500 in geboren. Nach dem Theologiestudium war er zunächst neun Jahre als Lateinlehrer in seiner Vaterstadt tätig; mit schloss er sich der Reformation an. 1536 unterzeichnete er die Wittenberger Konkordie. Infolge des Augsburger Interims musste verlassen und hielt sich in und auf, 1553 wurde er Hofprediger des , 1557 kehrte er nach zurück. Dort starb er im Winter 1560/61. Vgl. , 438­440. Die unterzeichnenden Theologen von Wittenberger Seite (, [, ,] , , , ) sind nicht genannt. Es kursierten anscheinend Abschriften (Drucke?) der Wittenberger Konkordie ohne diese Unterzeichnernamen, allerdings liegt ohnehin eine Verwechslung der Texte vor. Die Namensnennung entspricht der Handschrift K, die Reihenfolge der Handschrift S der lateinischen Fassung der Wittenberger Konkordie, wie sie in bezeichnet und auf angegeben sind.

IN LOCIS COMMVNIBVS PHIL. Melanth. De bonis operibus, Vuitembergae
editis Anno 36. Item, Anno 41:

Plane et clare dico: Obedientia nostra, hoc est iusticia bonae conscientiae seu operum, quae Deus nobis praecepit, necessario sequi reconciliationem debet. Christus enim in Euangelio praecipit de poenitentia etc.Vgl. , 429. Item: [Igitur] non datur uita aeterna propter dignitatem bonorum operum, sed
gratis propter Christum. ET TAMEN BONA OPERA ITA NECES-d 2rSARIA SVNT AD VITAM AETERNAM, quia sequi reconciliationem necessario debent. Ideo Paulus ait:Vgl. I Kor 9,16. Ve mihi, si non docuero Euangelium.
Vgl. , 429.

Diese lere stehet auch in der Margarita Theo Margarita Theologiae D. .logica des Ehrwirdigen Herrn seligen, etwaneinst. Vgl. , 1184. der Super
attendenten, mit diesen Worten: Si non sumus iusti propter opera, quorsum opus estIm zitierten Text folgt hier: bene. operari? Respondeo: Beneficium iustificationis totum translatum est in Christum, nec pendet ex nostra dignitate, ut uidelicet sit certum. ET TAMEN NOSTRAIm zitierten Text: noua. OBEDIENTIA EST NECESSARIA, tanquam effectus necessario sequens.Im zitierten Text: consequens. Quia cum fide accipimus remißionem peccatorum et im
putationem iustitiae, simul fit in nobis renouatos,Im zitierten Text: renouatio. quae est inchoatio nouae et aeternae uitae. Inchoatio uero nouae et aeternae uitae est ipsa noua obedientia. Est ergo necessariaIm zitierten Text folgt hier: haec. noua obedientia in ijs, qui sunt iustificati.
Vgl. .

Das aber allhie einer sagen moͤcht: Ja, da stehet wol, gute werck sind von noͤten. Es stehet aber nicht darbey zur Seligkeit? Das ist eine vnbe Das gute werck nicht allein in diesem, sonder auch zum ewigen leben von noͤten sind in den Gleubigen.dechtige
rede, denn gute werck sind nicht allein zu diesem vergenglichen, sondern auch zu dem zukuͤnfftigen vnd ewigen leben nuͤtzlich vnd noͤtig, dieweils Gott im Himel belohnen wil, wie der Herr Matth. 5. spricht: Es wird euch im himel wol belohnet werden,Mt 5,12. vnd Paulus 1. Timoth. 4: Die Gottselig
keit ist zu al
len dingen nuͤtz vnd hat die verheissung dieses vnd des zukuͤnff
tigen lebens.
I Tim 4,8.

Jtem Matth. 19: Er wirds hunderfeltig nemen vnd das ewige leben ererben.Mt 19,29.

Diese lere wird von denen, welche jtziger zeit die furnembsten Lerer der Kirchen in vnnd der Augspurgischen Confession d 2v verwand sindt, auch also gehalten. Denn also schreiben die Ehrwirdige vnd
hochgelarte Herren, alle meine lieben Herren vnd freundt.

Doctor , Superattendens Ecclesiae Hamburgensis in libro de iustificatione hominis: Fide in Christo iustificatio apprehenditur. Iustificatione in Christo credentibus exhibentur remißio peccatorum,Konjiziert aus: pectorum. Spiritus Christi et aeterna uita. Cum autem Spiritus sanctus sit in credentibus et
operetur NECESSE EST VT FIDEM SEQVATVR odium peccati et spontanea obedientia erga uerbum Dei.
Vgl. .

Idem ibidem super hoc dicto Pauli: Corde creditur ad iustitiam etc.Vgl. Röm 10,10. id est, homo per fidem in corde residentem in Christo apprehendit iustitiam, SALVTEM autem quae est iustitiae finis, non consequitur, nisi in confeßione
fidei permanserit etc.
Vgl. .

Item: qui obedientiam erga praecepta Dei abijciunt, cum obedientia salutem simul abijciunt.Vgl. .

Idem ibidem folio 127: Iis qui salui fiunt, tum fides tum OPERA necessaria sunt, fides ut causa, opera ut effectus iustificationis.Vgl. 127r.
Das dis auch meine Lere vnnd meinung sey, wie diese wort allhie lauten, bezeuge ich vor Gott vnd der gantzen Christenheit, vnd bitte vmb Gottes willen alle fromme hertzen, sie wollen denen kein glauben geben, welche mir mein wort verkeren vnd verfelschen.

D. IOHANNES BRENTIVS IN Explicatione Catechismi:
Bona opera Im zitierten Text nicht hervorgehoben.TANTA NECESSITATE sequuntur fidem in Christum, ut si non sequantur,Im zitierten Text: sequuntur. fides aut non sit uera, aut si uera fuerit, abijciatur. Vgl. CATECHISMVS || PIA ET VTILI EX- || PLICATIONE ILLV= || STRATVS. || IOANNE BRENTIO || AVTORE.|| || M.D.LI. ||(FRANCOFORTI EX OFFICINA TY= || POGRAPHICA PETRI BRVBA= || CCHII || MEN || SE VERO SE= || PTEM= || BRI. || (VD 16 B 7540), 626.

Item: Etsi bona opera a Deo praecepta, non sunt a nobis in hoc facienda, ut meritis eorum expiemus peccata, et consequamur aeternam uitam, Im zitierten Text nicht in Klammern gesetzt.(haec enim maiestas soli Christo filio Dei competit), tamen Im zitierten Text nicht hervorgehoben.NECES-d 3rSARIO
FACIENDA SVNT, ut testemur nos uere in Christum credere, et obediamus uocationi spiritus fidei, ne si cupiditati peccati obsequamur excutiamus e nobis fidem, Christum, Spiritum sanctum, et omnia coelestia bona.
.

D. MARTINVS BVCERVS IN LIB. de uera Ecclesiarum reconciliatione:

Inuocatio consequitur NECESSARIO fidem, nec unquam ei non cohaerent
Spes et fiducia.
Vgl. : [Eph 3,12] id est, fiducia confidens ad Deum aditus, et libera inuocatio. Consequitur igitur necessario fidem, nec unquam ei non cohaerent, spes et fiducia.

NECESSE EST ut fidem etiam dilectio comitetur, et sicut Dei, ita et proximi. Vgl. .

NECESSARIO noua uita coniuncta est cum fiducia de Christo etc. Vgl. : cui necessario coniuncta est, eodem nimirum adflata spiritu, cum fiducia de Christo, tum studium et obseruantia Christi, totaque noua uita.

Scriptura docet inchoatam in nobis iusticiam, et NECESSARIAMIm zitierten Text nicht hervorgehoben. esse ad
Salutem, et a Deo iusticiam censeri.
Vgl. .

Idem ibidem de conciliando iustificatoris loco:
Cum dicimus in nobis existentem iusticiam, Im zitierten Text nicht hervorgehoben.ESSE NECESSARIAM AD SALVTEM, ne quis id perperam intelligat, non sentimus eam necessariam neceßitate meriti sui (ex gratia enim, et per unum Christi meritum nobis ex
gratia donatum, constat nostra redemptio) sed neceßitate operis Dei in homine restituendo etc.
Vgl. .

D. inn den Summarijs vber das newe Testament, cap. 4. ad Ephes.:

Hie fehet S. Paulus an zu uermanen, weil wir zu solcher grossen gnade sind
komen, das wir wol zu sehen, das wir durch Gottlos leben nicht widerIm zitierten Text: widerumb. heraus fallen, sondern Gottselig leben sollen.
Vgl. . Dieser zeuget ja auch, das die Gottseligkeit noͤtig sey, zu erhaltung der entpfangenen gnaden.Vgl. I Tim 4,8.

d 3v D. inn einem Sermon von der Gerechtigkeit so vor Gott gild vnd von guten Wercken als fruͤchten vnd zeugnissen der selben:


Zum sechsten sollen gute werck ernenerin vnd erhalterin sein bey Gottes gnade, bey dem glauben, bey der gerechtigkeit, bey vergebung der suͤnden, bey dem ewigen leben etc. Denn gleich wie diese dinge durch boͤse Wercke der todsuͤnden verloren werden, also werden sie durch gute werck erhalten, nicht anders, denn wie das fewer in der assche erhalten wird. Derhalben ge
ben wir den guten wercken diese Namen, das sie heissen: Fomenta et nutrimenta gratiae, fidei etc. Zum siebenden, das sie zeitlichen lohn haben sollen sampt dem ewigen leben Matth. 5.Vgl. Mt 5,11f. etc.
Vgl. .

D. etwan Superattendens zu .

Dieser Doctor hat Anno 1544 ein seher nuͤtzlich Buͤchlein zu in Druck lassen ausgehen. d 4r Durch Großdruck hervorgehoben.Mit diesem Titel: Predig, darin sonderlich gehandelt wird, was der guten werck lohn sey, vnd das Christen sollen vnd muͤssen gute Werck thun.Vgl. .

Dieses Herren Doctoris Caplan ist gewesen. war 1543 auf Vermittlung und in zum Diakon bestellt worden. Vgl. , 22. Da nu diese Lere, gute werck sind in den gleubigen zur seligkeit also von noͤten,
nicht das man die Seligkeit dadurch verdiene, welche die gleubigen aus gnaden durch den glauben schon entpfangen haben, sondern das man die selbige, Gott dem Himlischen Vater, der vns mit so reicher gnade vnnd ewiger Herrligkeit in Christo begabet hat, zu gefallen, zu lob, Ehre vnd danck thue, wie denn dis des D. wort sind, so es vnrecht were, so solte seinen Pfarherrn zu solcher zeit darumb gestrafft haben, wie er mich denn jetziger zeit, one meine verdienst,Schuld. Vgl. , 230. darumb offentlichen schendet vnd lestert. Gott vergebs jm.

Deliberatio Theologorvm Ducatus et Reip. super necessarijs et Adiaphoris doctrinae Christianae, qua ratione sit cum
pontificijs in futura disputatione agendum Anno 1540.

Mense Februario, Autore D. Vrbano Regio.
d 4v Eccius praefigit in suis locis communibus hunc titulum de operibus Fidem non sufficere sine operibus, et opera esse aliquid ex gratia Dei acceptante, et coaceruat 40. testimonia non intelligens haec non contra nos esse.
Docemus et nos FIDEM NON SVFFICERE sine operibus ad uitam Christianam. Atque fides quae opera nulla facit non est fides. Comparare solemus iactatorem fidei qui perdite uiuit, ficui, quam Christus maledixit cum tantum haberet folia, non etiam fructus. Sed fides sufficit sine operibus ad iustificandum peccatorem coram Deo, ad hoc ut homo a Deo iustus reputetur postea
iustificatus et bona arbor factus, profert fructum tempore suo, et haec opera iustificatorum propter fidem ipsorum grata sunt Deo, quamuis legi non satisfaciant, quare et nos dicimus opera aliquid esse ex gratia Dei acceptantis opus propter operantem in fide. Respicit enim Deus ad Abel primum, deinde ad oblationem eius, et opus bonum est sacrificium gratum Deo, et obsequium
utile et necessarium proximo testimonium fidei, quod Deus etiam coronat multis praemijs.
Auch hatte in seinem Gründlichen und wahrhaftigen Bericht aus dem Jahr 1550 auf diese Schrift verwiesen, die bisher jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Vgl. .

Vrbanvs Regivs in libello  Formulae quaedam caute et citra scandalum loquendi:

Glaub one gute werck ist kein glaub. Werck one glauben sind nicht gute
werck. Darumb muͤssen die zwey ding, Glauben vnd gute Werck thun, bey einander sein dieweil wir leben. Wer sein leben nit bessert vnd gute werck thut, der sol wissen, das er kein Christ ist. Wer aber kein Christ ist, der wird verdampt.
Vgl. ; eine weitere deutsche Fassung erschien 1537 (VD 16 R 1806); diverse lateinische Fassungen wurden bis weit in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts gedruckt (VD 16 R 1795–1797, VD 16 1803f; ZV 13207, 25266; VD 17 1:074528Y, 3:602444G, 14:670733Y, 23: 273431W, 23:860852X, 39:148149G).

in der Hauspostil am 13. Sontag nach Trinitatis: So jemands sol
selig werden, der mus erstlich durch Jhesum Christum, Gottes Son, vergebung aller seiner suͤnden haben vnd e 1r darnach auch den heiligen Geist entpfahen, der das hertze zum willigen, rechten gehorsam erwecke.
Eine wortgleiche Passage findet sich in der angegebenen Predigt nicht, inhaltliche Entsprechungen sind vorhanden. Vgl. .

Da hoͤrest du, wie leret, das zwey ding zur Seligkeit noͤtig sind: Erstlich der glaube, darnach williger gehorsam gegen Gott, durch den heiligen
Geist erweckt, welcher gehorsam, ob er wol in den gleubigen sein mus, jedoch ist er nicht das verdienst der Seligkeit, welche aus gnaden, vmb Christus willen, geschanckt vnd durch den glauben allein entpfangen wird.

Dis sind die zeugnis der Alten vnd jetzigen zeit Lerer der Christlichen Kirch von dieser Propositio: Bona opera in renatis necessaria sunt ad salutem,
welcher viel mehr koͤndten dargethan werden, wo solches von noͤthen.

Darumb ist das keine newe lere, denn diese leGenes. 3,Vgl. Gen 3,15.
1. Johan. 3.Vgl. I Joh 3,8f.re haben Adam vnd Eua im Paradis von dem Son Gottes entpfangen, da er spricht: Des Weibes Samen wird der Schlangen den kopff zutretten. zertreten. Das ist, der Son Gottes wird darumb in die welt kommen, das er die werck des Teufels, als die suͤnde vnd den
Tod, zerstoͤre vnd die Menschliche Natur widerumb zum bilde Gottes vernewere, auff das sie also wider das ewige leben habe, welches ein newer vnd ewiger gehorsam gegen Gott vnd eine ewige weisheit ist. Dieweil denn alles dazu als zum ende ge-e 1vricht wird, das die Natur vernewert sol werden, so ist jestets, immer. Vgl. . von noͤten, das wir in diesem leben solchen newen gehor
sam gegen Gott anfahen, denn die widergeburt, so durch den heiligen Geist geschicht, ist dieser newer gehorsam.

Jn summa, diweil das Euangelium vns die vergebung der Suͤnden vnd die versuͤnung durch Christum gibt vnd verkuͤndiget, so leret es auch zu gleich, das wir vns in gehorsam gegen Got geben sollen vnd hebet solchen gehorsam
durch den heiligen Geist in den gleubigen an. Derwegen ists zu erbarmen, das dieser zeit Prediger vnd Lerer der Christlichen Kirchen sind, die solche Lere doͤrffen anfechten, das gute werck inn den gleubigen vnd Kindern Gottes zur Seligkeit von noͤten. Denn wenn schon keine andere beweisung were, welcher wir doch zuuor etliche viel vnd bestendigeüberzeugende, stichhaltige. Vgl. , 1974. angezeigt, so
koͤnnen sie doch wider dis Argument mit warheit vnd bestendigkeit nichts auffbringen das weis ich gewislich:

One Busse vnd bekerung zu Gott kan niemand selig werden.
Busse ist ein werck von Gott geboten.

e 2r Darumb kan niemandt one das Werck der Busse selig werden.


Durch übergroßen Druck hervorgehoben.Jtem zum andern. Matth. 3.
One rechtschaffene fruͤcht der Busse kan niemandt selig werden.
Gute werck, welche dem Glauben folgen vnd zu Gottes ehre geschehen, sind rechtschaffene fruͤchte der Busse.

Derhalben sind die guten Werck zur Seligkeit von noͤthen.
Denn also stehet Matthei am dritten Capitel geschrieben: Sehet zu, thut rechtschaffene fruͤchte der BVSSE. Es ist schon die Axte den Beummen an die Wurtzeln geleget. Darumb, welcher Baum nicht gute Fruͤchte bringet, wird angehawen vnd ins fewer geworffen.Mt 3,8.10.

Denn ob wol die SELJGKEJT wir nicht von wegen vnser Busse oder der
rechtschaffenen Fruͤchte der Busse, sondern aus Gnaden, e 2v ALLEJN durch den glauben, von wegen des verdiensts des Sons Gottes, entpfahen, jedoch wil Gott, das diese werck in denen, so da selig werden, sein sollen, wie die spruͤche lauten: Wer Johan. 3.nicht zum andern mal geboren wird etc.Vgl. Joh 3,3.5. Welche derRom. 8. Geist Gottes treibet, die sind Kinder Gottes.Röm 8,14.


Vrsach des zancks vber dieser Lere.

So sprichstu denn, dieweil diese lere stets inn den Christlichen Kirchen gewesen, auch inn der Augspurgischen Confession begriffen vnd zuuor von niemands angefochten worden, woher kommet denn jtzund dieser zanck vnd hader her? Des wil ich dir gruͤndlichen bericht thun:


Anno 1548 ist auff dem Landtag zu Vrsprung dieses zanckes, ob gute werck zur seligkeit noͤtig.vnter andern Artickeln der Christlichen Lere den Theologen befohlen, auch den Artickel von den guten wercken zu erkleren, welcher denn von den Ehrnwirdigen vnd hochgelarten Hern, Doctor seliger gedechtnis vnnd D. , welcher noch bey leben, Gott gebe lange, auff folgende weise, wie er hernach
inn Druck gegeben, gestalt vnd geschrieben:

e 3r Von guten Wercken

Wir zweiffeln nicht, vnser lere vnd vorstand von guten wercken sey Goͤttlicher schrifft vnd dem verstand zu allen zeiten der Catholischen kirchen gemes, vnd die weil vnser schrifften davon am tage sind, ist nicht noͤtig alhie
lange bericht zu thun.

Vnnd damit eine gewisse regel sey, berichten wir, das diese werck gut vnd noͤtig sind, die Gott geboten hat, laut der zehen gebot vnnd der selbigen erklerung, inn der Aposteln schrifften genugsam ausgedruckt. Nach dieser regel ist gut gewissen vnd boͤs gewissen zu vnterscheiden. Vnd, wie zuuor ge
sagt, Gottes ernster beuelh, das wir in gutem gewissen leben, vnd wie S. Paul sagt: Behaltet glauben vnd gute gewissen.Vgl. I Tim 1,18f.

Wer nun in suͤnden beharret wider das gewissen, der ist nicht bekeret zu Gott vnd ist noch Gottes feind, vnd bleibet der zorn Gottes vber jm, so er sich nicht bekeret. Das ist gantz gewis, laut ad Gala. 5: Von diesem hab ich auch
gesagt vnd sage es noch, der solchs thut, wirt das reich Gottes nicht erben.
Vgl. Gal 5,21. Vnd Gott hatt in seinem Eid beydes gefasset, das diese bekerung noͤtig sey vnd das e 3v man vergebung glauben sol. So war ich lebe, jch wil nicht den Tod des suͤnders, sondern das er bekeret werde vnd das leben erhalte.Vgl. Ez 33,11. Darumb, wo keine bekerung ist, da ist kein gnade. Dieses wissen alle
verstendige one lange erklerung.

Weiter, so jemand, der in Gottes gnade gewesen ist, wider Gottes gebot wissentlich handlet, der betruͤbet den heiligen Geist vnd verleuret genade vnd gerechtigkeit vnd felt in Gottes zorn, vnd, so er nicht widerumb bekeret wird, fellet er in ewige straffe, wie SaulVgl. I Sam 15,23.26; 16,1. vnd viel andere. Dieses ist klar ausge
drucket ad Rom. 8: Jhr seid schuldig, nicht nach dem fleisch zu leben. So jr nach dem fleische lebet, werdet jr sterben.Vgl. Röm 8,12f. Das ist, so jhr den boͤsen neigungen wider das gewissen folget, werdet jhr in ewige straffe fallen.

Vnd verdienen solche suͤnde nicht allein ewige straff nach diesem leben, sondern viel grausamer straffen in diesem leben, damit der theter vnd viel andere
Leuthe zu gleich vberfallen werden, wie Dauids Ehebruch vnnd Todtschlag gestraffet ward.Vgl. II Sam 11f.

Aus diesen vrsachen, kurtz zu reden, ist leicht zu uerstehen, das gute Werck noͤtig sind, denn Gott hat sie geboten. Vnd so dagegen gehandelt, wird Gottes gnade vnd heiliger Geist ausgeschuͤttet,verworfen, vergeudet. Vgl. , 1342f. vnd verdienen solche Suͤnde ewige
Verdamnis. Es gefallen aber die Tugenden vnd gute e 4r werck Gott also, wie gesagt ist, in den versuͤneten, dieweil sie gleuben, das Gott die Person annimpt vmb Christi willen, vnd wil jm in solchen diesen vnuolkommen gehorsam auch gefallen lassen.

Vnd ist war, das das Ewige leben vmb des Herrn Christi willen gegeben wird
aus gnaden, vnd das zu gleich Erben sind der ewigen seligkeit alle, die sich zu Gott bekeren vnnd durch glauben vergebung der suͤnden vnd heiligen Geist empfangen. Gleichwol sind die newen tugenden vnd gute Werck also hoch von noͤten, das, so sie nicht im hertzen weren, were keine entpfahung Goͤttlicher gnade. So mus ja entpfahung Goͤttlichen gnade inn vns sein, vnd
ist der trost nicht ein fauler gedancken, sondern ist leben vnd errettung aus grosser angst, wie der Koͤnig Ezechias spricht Esaie 38: Gott hat alle meine beine zuschmetteret wie ein Law,Löwe. er hat aber meine Seel errettet vnd alle meine Suͤnde zuruck geworffen.Vgl. Jes 38,13.17.

Also spricht Paulus Jn der 2. zun Corint. am 5. Capit: Wir werden widerumb
angezogen werden, doch woIm zitierten Text: so. wir nicht blos gefunden werden.
Vgl. II Kor 5,2.
Vnd Apocalypsis am andern cap: Sey trew vnd gleubig bis in den Todt, e 4v so wil ich dir die Kron des lebens geben.Vgl. Apk 2,9f. Jn diesem spruche sind zwey stuͤck begrieffen: Das erste, das in diesem leben der anfang geschehen mus zur ewigen Seligkeit. Das ander, das wir fur vnserm ende nicht dauon abfallen.


So ist auch die widergeburd vnd ewiges leben an jr selbs ein newes Liecht, Gottes furcht, Liebe vnd freude inn Gott vnd andere tugenden, wie der spruch sagt: Dieses ist das ewige leben, das sie dich warhafftigen Gott erkennen vnd mich Jhesum Christum etc.Vgl. Joh 17,3.

Wie nun dieses warhafftig erkennen inn vns leuchten mus, also ist gewislich
war, Das diese Tugenten, Glaube, Liebe, hoffnung vnd andere, in vns sein muͤssen Vnd zur Seligkeit noͤtig sind.

Dieses alles ist leicht zu uerstehen den Gottfuͤrchtigen, die trost bey Gott suchen vnd erfaren. Vnd dieweil die tugende vnd gute werck Gott gefallen, wie gesagt ist, so verdienen sie auch belohnung in diesem leben, geistlich
vnd zeitlich nach Gottes Rath, vnd mehr belonung in ewigem leben.

Vnd werden hiemit in keinem wege der Moͤnche jrrthumb bestetiget, das ewige seligkeit durch wirdigkeit vnserer werck verdienet wird. Jtem, das wir andern vnsere verdienst moͤgen mitteilen, f 1r sondern der glaube erkennet vnsere eigene schwacheit vnd hat zuflucht zu dem Son Gottes vnd empfehet
diesen ewigen trost aus desselbigen verdienst, laut seiner gnedigen vnd vberschwenglicherIm zitierten Text: uͤberschwaͤnglichen. reichen verheissung, vnd weis, das wir zu jeder zeit inn der Bekerung Gott zu glauben schuldig sein, der gnad verheissen hat vnd hat solche verheissung mit seinem Eid bestetigt vnd achtet verzweiflung als ein Gottes lesterung fur die hoͤchste Suͤnde.


Weitter werden gute werck mit vielen zeitlichen verheissungen vnd grossem lob inn Goͤttlicher Schrifft gezirt, dauon wir nach der lenge sonst inn vnsern Schrifften Christliche vnterricht gethan haben vnnd durch Gottes gnaden zu aller zeit thun wollen. Denn Gott wil auch in zeitlichen gaben erkant vnd angeruffen sein, vnd wil, das dieselbe anruffung auch im glauben vnd guten ge
wissen geschehe.

Was aber weiter zu reden ist von wercken, die Gott nicht geboten hat, daraus die Bischoffe vnd Moͤnch Gottesdienst gemacht haben vnd in den spruch gehoͤren: Vergebens ehren sie mich mit Menschen geboten,Vgl. Mt 15,9. dauon ist auch noth, die warheit zu erhalten,bewahren. Vgl. , 835. das rechter verstand bleibe, welche noͤtige
vnd Gottgefellige Gottesdienst sein vnd welche zu uerwerffen.Vgl. in conventu de iustificatione et de bonis operibus, 6. Juli 1548, in: , 48–64, bes. 60–64 = MBW 5209.

Diese herrliche Lere haben die Theologen beider Vniuersitet, vnd f 1v vnd die andere Superattendenten vnd Pastores, so zu solcher zeit nicht in kleiner anzal auff solchem LandtagGemeint ist der Landtag im Juli 1548. Vgl. , 54–63. verschrieben,eingefordert, anwesend. Vgl. , 1156f. neben dem Ehrwirdigsten, durchleuchtigen vnd hochgebornen Fuͤrsten vnd Herrn,
Herrn etc., meinem gnedigen Herrn, mit hohem vleis bewogen vnd denselbigen nicht anders als rechter Goͤtlicher schrifft gemes befunden, welcher auch dem Durchleuchtigsten vnd hochgebornen Fuͤrsten vnd Herrn, Herrn vnd Chuͤrfuͤrsten etc., meinem gnedigsten Herrn vnd der gantzen Landschafft ferner zu bewegen in
vnterthenigkeit vberantwort, vnd ist solcher Artickel von jederman als Christlich vnd wolgestalt angenomen vnd von niemands gestrafft worden.

Hernachmals ist solche gantze Handlunge durch den , wie er sich selbs inn seinen DrecktetlinWohl ein polemisches Spiel mit den Worten Traktat und Dreck. rhuͤmet in Druck gegeben; vgl. zur Drucklegung durch . vnd vom jm vnd andern auch vnangefochten blieben.


Folgents aber, da dieser Artickel von guten wercken in das Buch, welches die Magdeburgischen Scribenten das Leipzisch Jnterim teuffen, auch gesetzt wordenVgl. . vnd der Teufel nicht lenger einigkeit vnter den Lerern leiden kund, da ist diese Lere vnd die gantze Leipzische handlung, dabey ich nicht gewesen, durch die Magdeburgischen Schreier auffs bitterlichst (aus welches ein
geben ist leichtlich zu gedencken) verfelschet vnd gedeut f 2r worden, wie denn jhre Drecktetlein solches bezeugen.Zum Adiaphoristischen Streit vgl. .

Das ist der warhafftige vrsprung dieses ergerlichen zancks, welcher nu in die vier Jahr geweret vnd bey den Magdeburgischen Scribenten keine ruhe vnd auffhoͤren ist, welche jtzt in diesen hundestagenDie Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 23. August eines jeden Jahres. zu gleich drey Buͤcher wi
der mich,Damit sind die Schriften von , und aus dem Jahr 1552 gemeint. Vgl. . als dere ich alleine solches lere, haben ausgehen lassen, welcher offentlichen Luͤgen vnd CalumnienSchurkereien, Betrügereien. Vgl. , 938f. allhie ich nicht habe wollen antworten, denn sie keiner antwort doͤrffen, sondern allein Christliche, reine lere verteidigen.

Nu wil ich zu ende nicht auff jhre lesterwort, sondern auff jre furnembste Ar
gument wider diese lere antworten vnd was vnnoͤtig willig vnd wissentlichen vbergehen, denn dis Buch allbereit mir vnter den henden allzugros gewachsen.

Hie wider sagen sie:

Bona opera esse necessaria, sed non neceßitate legali seu coactionis, sed
neceßitate gratuita seu consequentiae, seu immutabilitatis. Sicut sol necessario lucet, si est sol, cum tamen lucet non ex lege, sed ex natura seu uoluntate (ut sic dicam) immutabili, quia sic creatus est, ut luceat. Sic iustus creatura noua, facit opera neceßitate immutabili non lege seu coactione, iusto enim non est lex posita etc.
Vgl. : .


Diese wort D. , welche vnd inn jren BuͤchernVgl. ; . wider mich fuͤren vnnd hart anziehen,anführen, erwähnen. Vgl. , 1615f. moͤchte ich von jn wol hoͤren, wie sie es recht verklerenerklären. wolten.

f 2v Denn sonderohne. zweifel meinung diese ist, wie er denn inn allen seinen Buͤchern schreibet vnd auff der Cantzel vnd in der Schule stets
geleret hat, das gute werck in den gleubigen sein muͤssen, aber nicht aus noth des gesetzes vnnd des zwangs, das ist, nicht als Werck durch das Gesetze erzwungen, die da zu verdienst der Seligkeit noͤthig weren, sed neceßitate gratuita seu coactione Euangelij seu lege spiritus, wie er sich selbs erkleret, sondern welche der Mensch, durch den glauben von der Vermaledeiung des
Gesetzes erloͤset, nu als fruͤchte des glaubens, aus freiwilligem Geiste, Gott zu ehren vnd zum schuldigen gehorsam vnd dem Nehesten zu nutze thut. Vnd dasselbige thut er gratuita neceßitate, das ist, vmb sonst, das er nicht das ewige leben dardurch verdienen wil, welches er allbereit aus gnaden von wegen des Mitlers, ALLEJN durch den glauben, entpfangen hat, wie ge
schrieben stehet: Wer an den Son gleubt, derJohan. 3. hat das ewige leben.Joh 3,36.

Als das ich solches erklere, dis ist Gottes ewiger, vnwandelbarer wille, das alle Creaturn,Gottes vnwandelbarerKonjiziert aus: vnwandelbare. wille, das alle Creaturen jm gehorsam sein. vnd sonderlichen die vernuͤnfftigen, als die Engele vnd Menschen, freiwillig Gott jrem Herren vnd Schoͤpffer sollen gehorsam sein. Diese ewige, vnwandelbare ordnung Gottes sehen vnd verstehen die heiligen Engel
vnd erkennen da-f 3rdurch, das sie solchen gehorsam Gott zu leisten schuldig, vnd dz derselbige gehorsam zu erhaltungDie Engele erkennen an den verdampten geistern, das jhnen der gehorsam gegen Gott zu erhaltung jhrer seligkeit noͤtig.Konjiziert aus: .gnoͤti. jrer Seligkeit jnen noͤtig sey, in welcher Seligkeit sie aus lauter gnade vnd barmhertzigkeit erschaffen. Wo sie aber aus solcher ordnung des gehorsams tretten, das sie Gottes zorn auff sich laden, die Seligkeit verlieren vnd in ewigen verderb fallen. Das sehen vnd
erkennen die liebe, heilige Engeln vor augen an den Engeln, welche solche ordnung Gottes vbertretten vnd gesuͤndiget vnnd dardurch verdienet haben, das Gott jr nicht verschonet hat, sondern hat sie mit ketten der Finsternis zur Hellen verstossen vnd vbergeben, das sie2. Petri 2. zum gericht behalten werden.II Petr 2,4.

Diesen grossen ernst vnd zorn Gottes sehen die lieben Engele vnd erschrecken
dafur, vnd dienen Gott erstlich, neceßitate gratuita, das ist, sie sehen, das der gehorsam gegen Gott jnen von wegen Gottes ewiger vnd vnwandelbarer ordnung von noͤten zu erhaltung der Seligkeit, welche jnen Gott aus lauter gnaden geschanck hat, vnd dienen doch Gott vmb sonst, freiwillig vnd von hertzen gern, haben lust vnd frewde darob, das sie Gott vnd den Menschen
dienen sollen, dieweil sie sehen, das sie darzuHebr. 1.Vgl. Hebr 1,14. geschaffen. Vnd ist doch bey solchem freiwilligen Geist auch eine Kindliche furcht gegen Gott, welcher sie zum gehorsam treibet, dieweil jhnen das erschreckliche Exempel der verdampten Engeln da vor augen stehet. f 3v Darumb ist der Engeln gehorsam gegen GotWie der engel gehorsam sey. wol freiwillig. jedoch nicht one allen zwang vnd one alle furcht,
dieweil sie Gottes Ordnung vnd befehl vnd das exempel der verdampten Engeln sehen, dienen aber nicht Neceßitate legali, das sie durch solchen dienst die Seligkeit verdienen wolten, welche sie aus gnaden haben das sie selig von Gott geschaffen sind.

Denn wie zweierley zwang ist, nemlich einsDas zweierley zwangk sey.Henckers vnnd Stockmeisters
zwangk, welches Coactio legalis, des Gesetzes zwangk ist, durch welchen, wie Paulus schreibet, die vngerechten1. Timot. 1.Vgl. I Tim 1,9. vnnd vngehorsamen, die Gottlosen vnnd Suͤnder sollen gezuͤchtiget vnnd gezwungen werden. Vnd darnach der ander zwangk des Geistes, welcher Coactio Euangelij, fidei seu spiritus ist, das sich derMatth. 11.Vgl. . gleubige Mensch nu freiwillig vnter das Joch vnsers Herrn Christi begibt
vnd sich nu mehr nicht sein fleisch, sondern den Geist Gottes, welchen er durch den glauben entpfangen, zu Gottes gehorsam treiben lest, wie geschrieben stehet, welche der Roma. 8.Geist Gottes treibet, die sind Kinder Gottes.Röm 8,14.

Zweierley furcht.Wie nu, sag ich, zweierley zwang ist, so ist auch zweierley furcht, als erstlich eines knechts furcht, bey welcher keine liebe ist, welcher alles aus zwang Knechtliche furcht.vnd
drang vnd von wegen der straffe oder des verdiensts thut.

f 4r Darnach ist auch ein Kindliche furcht, bey welcher auch liebe ist. Denn dieweil das Kind sihet,Kindliche furcht. das das Gottes ewiger, vnwandelbarer wille ist, das es Vater vnd Mutter ehren sol,Vgl. Ex 20,12; Dtn 5,16. so sihet es, ob es wol die Kindschafft one sein verdienst von der natur vnd dem gebluͤt her, von Vater vnd Mutter,
vnd durch Gottes Ordnung hat, das gleich wol der gehorsam gegen Vater vnd Mutter jm also hoch von noͤten, von wegen des ernstlichen befelhs vnd der ewigen ordnung Gottes, das, da es das Ius filij, die Kindschafft, durch sein gehorsam nicht erzelte,(nicht) erreichte [?], ihr (nicht) entspräche [?]. das Vater vnd Mutter gut fug vnd recht haben wuͤrden, das Kind zu zuͤchtigen oder nach seinem verdienst gar zu enterben vnd
zu uerstossen. Auff das nu solches nicht geschehe, so vnterwirfft es sich nach Gottes Ordnung seinen Eltern vnd thut solliches, vmb Gottes ehre willen, vnd thuts freiwillig, so es ein gleubig Kind ist, nicht des halben, das es die Erbschafft durch solchen gehorsam verdienen wolle, welche von wegen der geburt allbereit sein ist, sondern das es Gott vnd seine Eltern nicht erzoͤrne
vnd die Erbschafft nicht verliere, lebt also in steter furcht vnd liebe gegen seine Eltern, welche furcht vnd liebe das Kind zum gehorsam treibet. Wenn nu einer zum Kind spreche: Was ists von noͤten, das du Vater vnd Mutter von wegen der Erbschafft wilst gehorsam sein? Ist doch die Erbschafft one das dein? f 4v Was wuͤrde wol zu einem solchen HanswurstDummkopf. Vgl. , 461f. ein ver
nuͤnfftig vnd Gottsfuͤrchtig kind sagen? Ob es nicht also wuͤrde sprechen: Ey, lieber Hans, das weis ich selbs wol, das das Erbe meines Vaters mein ist. Mir aber ist hoch von noͤten, das ich Vater vnd Mutter gehorsam sey, von wegen Gottes gebots vnd das ich die Erbschafft vnd den Veterlichen willen erhalte.bewahre, ausführe. Vgl. , 835.


Allso auch haben alle gleubigen das erbe des ewigen lebens vnd sind Kinder Gottes, ALLEJNE durch den glauben vnd heiligen Geist, durch welchen sie zu Kinder vnnd Erben Gottes, on alle jre verdienst vnd wirdigkeit, geboren werden. Das aber Hanswurst jtziger zeit on alle vnterscheid also speiet,törichte, unnütze Reden führt. Vgl. , 2081. schreiet vnd schreibet, dieweil du die Erbschafft des ewigen lebens ALLEJ
NE durch glauben hast, so sind dir keine gute werck mehr zur Seligkeit von noͤten
, sehen alle Gottfuͤrchtige Leuth, das es ein vnuernuͤnfftig geschrey ist, gleich wie jtzt oben gesagt, dieweil du von der natur vnnd vom gebluͤt deines Vaters Erbschafft hast, so ist nu nicht von noͤten, das du deinem Vater gehorsam seist, ja deste mehr ist den gleubigen, als Kindern Gottes, von noͤthen,
das sie jrem Vater nu vleissiger denn zuuor gehorsam sein vnd aller guten werck sich beuleissigen, damit sie die geschanckte Erbschafft vnd den gnedigen Veterlichen willen nicht widerumb verlieren, ins vaters vngnade komen vnd enterbet werden.

g 1r Dis ist nu die Kindliche furcht, bey welcher, wie vor gesagt, auch die
liebe ist, das die Kinder Gottes, Gott jhrem Vater, nicht von wegen der Erbschafft, die sie bereit durch den glauben haben, dienen vnd gehorsam sein, sondern aus liebe vnd furcht gegen dem Vater, vnd dieweil es nicht Coactio legalis ist, so ist es doch Coactio spiritus, das sie der Geist Gottes darzu treibet, wie Paulus saget vnd jtzt angezeiget: WelcheRom. 8. der Geist Gottes treibet,
die sind Gottes Kinder. Denn jhr habt nicht ein Knechtlichen Geist entpfangen, das jr euch abermals fuͤrchten muͤstet, sondern jr habet einen kindlichen Geist entpfangen, durch welchen wir ruffen: Abba, lieber Vater.
Röm 8,14f.

Das ist nu Neceßitas immutabilis, eine solche noth, welche vnwandelbar. Denn das ein ewiger, vnwandelbarer wille Gottes ist, das seine Kinder jm
sollen gehorsam sein. Wo sie das nicht thun, so verlieren sie beide, die Kindschafft vnd das Erbe, wie an den vngehorsamen Kindern vnd an Adam vnd EuaVgl. . zu sehen. Daraus ist zu mercken, ob vnd wie gute werck in den gleubigen vnd Kindern Gottes zu erhaltung der Seligkeit von noͤten oder nicht.

Wiewol nu dieser gehorsam gegen Gott inn dieser verderbten Natur noch vn
uolkommen, jedoch mus er in diesem leben angefangen werden, vnd mus der Mensch allhie Gott mit einem guten gewissen dienen, auff das er nicht den glau-g 1vben, heiligen Geist vnd die Erbschafft des ewigen lebens, wie gesagt, wider verliere, wie Paulus Timotheum leret: Sihe, 1. Timoth. 1.das du eine gute Ritterschaft vbest vnd habest den glauben vnd gut gewissen, welche etliche
von sich gestossen vnd am glauben Schiffbruch erlidten haben.
I Tim 1,18f. Hie hoͤrestu, das Paulus beides, glauben vnd gut gewissen, erfordert, denn wo nicht gut gewissen ist, kan auch kein rechter glaube sein.

Dieser angefangner gehorsam gefellet Gott vmb Jhesu Christi willen in den gleubigen, vnd was daran mangelt, erfuͤllet Christus, welcherRom. 10.Vgl. Röm 10,4. die erfuͤllung
des Gesetzes ist vnd den gehorsam gegen dem gesetz durch sein heiligen Geist in vns anfehet, welcher denn erst wird volkommen vnd volbracht werden, wenn wir nu von den todten werden aufferstehen, wie der Psalme spricht: JchPsalm 17.Vgl. Ps 17,15. wil sadt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde. Als denn werden wir erst ein volkommen Bilde Gottes sein, zu welchem wir erst
lich erschaffen sind, denn inn diesem leben haben wirRom. 8.Vgl. Röm 8,23. nicht die decimas spiritus, die volkomenheit, sondern alleine die primitias, die erstlinge des Geists vnd wird die vernewerung allein angefangen.

Der mensch sol sich auff sein vnuolkomenen gehorsam nit verlassen, sondern alleine auff Christum.Darumb, weil vnser gehorsam gegen Gott allezeit noch vnuolkomen vnd suͤndig, so kan vnnd sol der Mensch bey leib nicht sich auff solchen seinen
betlerischen vnnd vnuolkome-g 2rnen gehorsam vnd gute werck verlassen, sondern allein auff den einigen gehorsam vnsers Herrn Jhesu Christi, welcher dem Vater gehorsam gewesen ist bis zum Tode, ja zum Tode am Creutz.Phil 2,8.Philip. 2. Denn gleich wie durch eines Menschen vngehorsam viel Suͤnder worden sind, also auch durch eines gehorsam werden viel gerechte,Vgl. Röm 5,18. wie auch oben
vermeldet. Darumb mus Christus vns allezeit mit seinen fluͤgeln wider Gottes gericht schuͤtzen vnd decken, wie der Psalm spricht: Gehe nichtPsalm. 145.Ps 143,2. ins gericht mit deinem Knecht, denn fur dir ist kein lebendiger gerecht. Denn wie Esaie 4. geschrieben stehet: Christus sol allein vnser Schirm, Huͤtten, Schatten vnd Zuflucht sein wider alle hitze vnd erschrecken der suͤnden vnd des Todes
etc.
Vgl. Jes 4,5f.

Hieraus aber folget nicht, dieweil der gehorsamDas gute Werck noͤtig inn den Gleubigen. vnd gute werck in diesem leben noch vnuolkomen vnd vns derwegen nicht selig machen, das darumb der gehorsam vnnd gute Werck inn den gleubigen nicht solten noͤthig sein noch angefangen werden, denn wiewol sie vns nicht koͤnnen selig machen, so
muͤssen sie dennoch entpfangen werden vnd dem glauben als fruͤchte des heiligen Geists folgen, dieweil sie Gott erfordert. Denn wo wir nicht das Hochzeitliche kleid, welches die gantze Bekerung zu GOTT, als REWE, GLAVBEN vnd ein newes Leben, haben, so werden wir das Reich GOTTES g 2v nicht besitzen, sondern in die eusserste Finsternis geworffen werden,Vgl. Mt 22,11–13. wie
denn diese spruͤche lauten:

Wir werden vberkleidet werden, so doch, wo2. Corin. 5. wir bekleidet vnd nicht blos erfunden werden. Vgl. II Kor 5,2f.

Wir muͤssen alle offenbaret werden fur dem2. Corint. 5. Richtstuel Christi, auff das ein jglicher entpfahe nach dem er gehandelt hat bey leibs leben, es sey gutes
oder boͤses.
II Kor 5,10.

Du heuffest dir selbs nach Rom. 2.deinem verstockten vnd vnbusfertigen hertzen den zorn auff den tag des zorns vnd der offenbarung des gerechten gerichtes Gottes, welcher geben wird einem jglichen nach seinen wercken: Nemlich Preis vnd Ehre vnd vnuergengliches wesen denen, die mit gedult in guten
wercken trachten nach dem ewigen leben. Aber denen, die da zenckisch sind vnd der warheit nicht gehorchen, gehorchen aber dem vnrechten, vngnade vnd zorn, truͤbsal vnd angst vber alle Seelen der Menschen, die da boͤses thun etc.
II Kor 5,10.

One die Hebr. 12.Heiligung wird niemand den Herren sehen. Vgl. Hebr 12,14.


Matth. 25.Jtem: Da wird der Koͤnig sagen zu den zu seiner Rechten: kompt her jr gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von anbegin der welt. Denn ich bin hungerig gewesen vnd jr habt mich gespeiset etc. Denn wird er auch sagen zu denen zur lincken: Gehet hin, jr verfluchten, in das ewige fewer, das bereit ist dem Teufel vnd seinen Engeln. Jch bin hunge
rig gewesen vnd jr habt mich nicht gespeiset
etc.
Vgl. Mt 25,34f.41f.

g 3r Was kuͤnd doch erschrecklichers vnnd klerers gesagt werden?

Hje hoͤrestu ja in diesen hellenklaren, deutlichen. spruͤchen, wie doch die gute werck zur Seligkeit den gleubigen von noͤten sind, nemlich das, wiewol er vns die Seligkeit nicht von wegen des verdienstes der guten wercken noch vnsers gehor
sams, sondern aus gnaden, von wegen seines Sons Jhesu Christi gehorsam, geben wil, noch gleichwol solle niemands die Seligkeit entpfahen, er habe denn gute werck vnd den angefangnen gehorsam gegen Gott. Denn wo er den nicht hat, so hat er auch warhafftigen glauben nie gehabt oder ja durch den vngehorsam wider verloren.


Dis aber machet keine vermessenheitAnmaßung, übermäßiges Vertrauen. Vgl. , 869f. auff dieDas keine vermessenheit mache. werck, dieweil wir klerlich sagen, das sich niemandes auff der werck, sondern auff das einige verdienst vnsers Herrn Jhesu Christi verlassen solle, auff welchem allein der Mensch beruhen soll; er habe so viel guter werck als er haben kan oder mag.

Diese lere gehet auch nicht die Kinder an vnd die, so sich inn der letzten
stunde zu Gott bekeren, wiewol auch diese, dieweil sie durch den glauben vnd den heiligen Geist wider geborn, nicht one gute innerliche werck sein koͤnnen, welche der heilige Geist in jnen wircket, wie oben gesagt. Darumb diese lere weder in verzweifelung noch vermessen-g 3vheit fuͤret, wie die Magdeburgische schreyer schreiben, dieweil sie das gewissen, auff den eini
gen Mitler Jhesum Christum, leret, trawen vnd bawen vnd nit auff jre eigene werck oder verdienst vnd von den wercken redet, welche dem glauben als fruͤchte der gerechtigkeit folgen sollen.

Vnd leret vns das sagen: Wenn wir schon alles gethan haben, was vns befohlen ist, so sprechen wir doch, das wir vnnuͤtze Knecht sind. Wir haben ge
than, das wir zu thun schuldig waren.
Vgl. Lk 17,10.

Hieraus erscheinet,zeigt sich, wird deutlich. Vgl. , 957. wie schendlich die Magdeburgische Scribenten rechte, goͤttliche lere mutwilliglichen verfelschen. Der Allmechtige wolle sie bekeren.

Zum andern fuͤren sie diese wort aus vnuerstand auch hiewider, da er also saget: Credentes sunt noua creatura, noua arbor, ideo istae phrases
legale, non pertinent huc, scilicet fidelis debet bona opera facere, sicut non recte dicitur, Sol debet lucere, Arbor bona debet bonos fructus facere etc. Quia sol lucet de facto, Arbor facit de facto bonos fructus etc.
Vgl. VD 16 M 2501: ; .

Das ist, wie es verdeutschet hat: Sie muͤssens nicht aus noth als gezwungen thun, sondern sie thuns on das gern von sich selbs, gleich wie
die Sonne nicht aus noth, sondern von natur liecht gibt. Vnd weil das Gesetze sonst auff die werck, als noͤtig zur gerechtigkeit vnd seligkeit dringet, so sey es deswegen im Euangelio vnrecht, mit solchen worten dauon reden.
).

g 4r Jch habe jtzt gesagt, das wie zweierley furcht ist, eine Knechtische vnd eine Kindliche, also ist auch zweierley zwang: einer des gesetzs vnd der
ander des Euangelij. Des Gesetzes zwang ist der, wie es auch allhie recht verdeutscht. Wenn man die leute leret, zwinget vnd dringet, als sein die werck zum verdienst der gerechtigkeit vnd Seligkeit noͤtig, wie der Bapst vnd das Jnterim thut, das sind nicht des Euangelij, sondern des gesetzs Prediger. Wer nu ein Euangelischer Prediger sein wil vnd dieser wort – Gute werck
sind zum verdienst der Seligkeit von noͤten
– in der lere des Euangelij gebrauchet, der thut vnrecht vnd vermenget die lere des Gesetzes vnd des Euangelij durch einander.

Des Euangelij zwangk aber ist der: WennDer Euangelische zwang. man die leute zuuor leret, das sie vergebung der suͤnden vnd die Seligkeit one alle werck vnd verdienst, aus
lauter gnaden, von wegen des einigen verdiensts Jhesu Christi, durch den glauben entpfahen sollen, vnd wenn wir diese guͤter also entpfangen haben vnd durch solchen glauben Kinder vnnd Erben GOTTES worden sind, das als denn stetter vnnd vleissiger vermanunge von noͤten sey, das die Kinder Gottes nicht allein die werck des gesetzes, sondern auch die werck der gna
den, das ist, der widergeburt vnd des glaubens vnd die rechtschaffne Frucht der Busse haben vnnd deren sich mit hohem vleis beuleissi-g 4vgen sollen, damit sie die Ehrenkron der gerechtigkeit vnd Seligkeit, so jnen durch Christum erworben vnd im himelreich bey gelegt, durch verharrung im glauben vnd guten wercken erlangen moͤgen, wie auch Apocalypsis 2 geschrieben
stehet: Sey getrew bis an den tod, so wil ich dir die Kron des lebens geben.Apk 2,10. Vnd Paulus von sich selbs also auch schreibet: Jch werde schon geopffert vnd die zeit 2. Corin. 4.meines abscheidens ist schon verhanden. Jch hab einen guten kampff gekempffet. Jch habe den lauff volendet. Jch habe glauben gehalten, hinfort ist mir bey gelegt die Kron der gerechtigkeit, welche mir der
Herr an jenem tage, der gerechte Richter, geben wird.
II Tim 4,6–8.

Jtem 1. Timoth. 1: Vbe ein gute Ritterschafft vnd behalte glauben vnd gut gewissen.Vgl. I Tim 1,18f.


Jtem 1 Timoth. 4: Beharre in diesen stuͤcken, denn wo du solches thust, wirstu dich selbs selig machen vnd die dich hoͤren.I Tim 4,16.

Das aber das gewislich auch des Herrn seligen Lere vnnd meinung gewesen sey, das zeigen folgende seine Positiones an Thom. 1. folio. 392. in quinta disputatione, De operibus legis et gratiae.


h 1r V. DISPVTATIO DE OPERIBVS LEGIS ET GRATIAE.

1. Necessaria sunt opera omnia, tam legis quam gratiae.

2. Opera legis sunt, quae extra fidem fiunt, uoluntate humana.

3. Quam uoluntatem lex uel cogit minis et poenis, uel allicit promissis et beneficijs.


4. Nunquam est tamen uera et recta ea uoluntas, sed semper quaerens quae sua sunt.

5. Ideo et in ipsis haeroicis uirtutibus, naturali hoc uitio deprauata est.

6. Multo minus ualet ipsa quidquam in religione, seu iustificatione coram Deo.

7. Et tamen necessaria est, ad custodiendam externam disciplinam et pacem.


8. Opera gratiae sunt, quae ex fide fiunt, Spiritu sancto mouente et regenerante uoluntatem hominis.

9. NECESSE tamen est eam etiam per uerbum et signum externum, hoc est, minis et promißis admoneri et excitari.

10. Placuit enim Deo per ministerium uerbi et sacramenti, Spiritum distribui
et augeri.

11. Nec illa ipsa opera iustificant coram Deo, sed fiunt a iustificatis, licet, recte dicantur iustitia operum, Deo grata per Christum.

12. Currere et uelle oportet, nec tamen est currentis aut uolentis, sed miserentis Dei.Vgl. Röm 9,16 (Vg).


13. Nihil sibi conscium esse oportet, et tamen scire, non in hoc se esse iustificatum.

14. Quaerere opertet per patientiam boni operis uitam aeternam, nec est tamen quaerentis, sed miserentis Dei.

h 1v

15. Denique cursum consummare, et coronam iustitiae repositam habere
oportet, nec tamen est consummantis, nec habentis, sed miserentis Dei. .

Auff das aber der Deutsche Leser sehe, was hieuon sage, wil ich allein die zwo letzte Positiones verdeutschen:

Rom. 9.Es ist von noͤthen, das man durch beharrung in guten wercken das ewige leben suche, vnd ligt doch nicht an jemands suchen, sondern an Gottes erbar
men.

Zum letzten ist von noͤten, das man den lauff volende vnd die Kron der Gerechtigkeit beygelegt habe,Vgl. II Tim 4,8. vnd ligt doch nicht an volendung des lauffes vnd an dem haben, sondern an Gottes erbarmen.

Hje bitte ich alle Christliche Leser vmb Gottes willen, das sie diese wort
mit vleis wollen bewegen,bedenken, erwägen. Vgl. , 2230f. ob er nicht eben das allhie lere, das wir sagen, das gute werck in den gleubigen zur Seligkeit von noͤten, vnd das solche gute werck doch nicht der verdienst der Seligkeit sein, h 2r sondern dieselbige allein aus Gottes barmhertzigkeit, vmb seines Sons willen, vns geschanckt wird, welche wir durch den glauben entpfahen, dieweil denn
allhie selbs also leret vnd diser wort Necessaria sunt opera, item: oportet per patientiam boni operis quaerere uitam aeternam, alle Werck, beide des Gesetzes vnd der Gnaden, sind noͤtig, jtem: Man mus, oder es ist von noͤthen, das man durch gedult des guten werckes das ewige leben suche, man mus den Lauff volenden, so offt gebraucht. Warumb werden wir denn
von den Magdeburgischen Schreiern, Mamelucken,Ein ägyptischer Militärsklave, meist christlicher Herkunft, aber im muslimischen Glauben erzogen; im 16. Jahrhundert der Inbegriff des Glaubensabtrünnigen. Vgl. , 1518; . PelagianerVgl. oben Anm. 369. vnd weis nicht wie so hefftig gescholten? Warumb sollen wir denn auch nicht dieser wort in rechtem verstand gebrauchen?

Darumb sihet jederman, das es lauter mutwil, Has vnd Neid ist, vnd das sie des schrifft wider vns gebrauchen vnd doch nicht wissen, was meinung ist. Denn das eigentlich seine meinung ist, das zweierley zwang sey, einer des gesetzs vnd einer des Euangelij, wie er allhie inn diesen Positionibus selbs spricht.

h 2v Werck der gnaden sind die, welche aus dem glauben geschehen, da der heilige Geist den willen des Menschen beweget vnd vernewert.


Jedoch ist von noͤthen, das solcher wille durchs wort vnd das eusserliche Zeichen, das ist durch drawung vnd verheissung vermanet vnnd erwecket werde etc.

Das heist ja gezwungen vnd genoͤtiget vnd redet vonn denen welche Christen sind.Also schreibet auch am 9. Sontag nach Trinitatis in der Hauspostil: Gott mus seine Christen gleich mit den haren dazu ziehen vnd zwingen, das
sie thun, was sie sollen.
Vgl. .
Denn warumb stehen so viel vermanung vnd drawung allenthalben inn der Propheten vnd Aposteln schrifft, Christen ist vermanung von noͤten, das sie nicht alles von jhnen selbes thun.wo der selbigen nicht von noͤten, wie sie denn nicht von noͤten weren, wenn die gleubigen von sich selbes gute Werck theten, wie die Sonne von sich selbs leuchtet vnd ein guter baum von sich
selbs gute fruͤcht treget vnd keiner vermanung darff?bedarf. Warumb thut S. Paulus diesen ernstlichen befehl allen Bischoffen vnd Pfarherren, da er spricht: So 2. Timo. 4. Ermanunge S. Pauli.bezeuge ich nu fur Gott vnd dem Herrn Jhesu Christo, der da zukuͤnfftig ist, zu richten die lebendigen vnd die Todten mit seiner Erscheinung vnnd seinem Reich: Predige das Wort, halt an, es sey zu rechter zeit oder zur vn-
h 3rzeit, straffe, drawe, ermane mit aller gedult vnd lere etc.
II Tim 4,1f.


Jtem 2. Pet. 3: Meine lieben, weil jr das zuuor wisset, so verwaretschützt. Vgl. , 2077f. euch, das jhr nicht durch jrrthumb der Ruchlosen leuth sampt jnen verfuͤret werdet vnd entfalletherauskommt. Vgl. , 514f. aus ewer eigen Festung. Wachsset aber inn der gnade vnd erkendnis vnsers Herrn vnd Heilands Christi.II Petr 3,17f.

Jn dieser vermanung S. Petri seind zwey stuͤcke: Das erste ist, das er an
zeiget, das den gleubigen stetter vermanung erstlichen darzu von noͤten sey, das sie nicht durch die Gottlosen verfuͤret aus jhr eigen Festung, das ist aus dem glauben vnd dem erkentnis des Herrn Christi fallen vnd also den glauben vnd die Seligkeit durch die suͤnde wider verlieren.

Das andere ist, das er anzeigt, das stete vermanung auch darzu von noͤten sey,
das die gleubigen in der gnade vnd erkentnis vnsers Herrn vnd Heilands Jhesu Christi wachssen vnd zunemen, daraus denn zu sehen, das den Christen steter vermanung hoch von noͤten. Jtem, das die Christen noch nicht in facto noua creatura et bona arbor, das ist, noch nicht in der that vnd volkomenlich eine newe Creatur vnd ein guter Baum seind, sondern das sie erst durch den
glauben dem Weinstock eingepfropfetJohan. 15. sindVgl. Joh 15,1–8. vnd noch fur vnd fur wachssen vnd zunemen muͤssen. Was aber noch wechsset, das ist noch nicht, wie es sein sol.

h 3v Denn eben inn den jtzt vermeldeten Positionibus auch spricht, das wir noch nicht volkomen eine newe creatur sind, sondern haben
inn diesem leben allein den anfang einer newen Creatur, denn das sind des Herrn wort:

Igitur non sic abrogata est lex, ut nihil sit, aut nihil secundum eam facere oportet:

Sed iustificatio legis impleri debet in nobis per filium Dei, ut Roman. 8. dicit Paulus.Vgl. Röm 8,4 (Vg).


Quin et hoc officium habet, ut testificetur iustitiam fidei, simulque ostendat, qualis creatura ante peccatum fuimus, et post peccatum futuri sumus.

Interim fouemur in sinu Dei, tanquam initium Creaturae nouae, donec perficiamur in resurrectione a mortuis.

Hoc initium autem per bona opera, si uere inest, sese ostendit, et certam facit
uocationem nostram.

Igitur si humanis uerbis liceat dicere, non actu perfecto, sed potentia propinqua iusti sumus.

Formatur enim Christus in nobis continuo, et nos formamur ad imaginem ipsius dum hic uiuimus..


Jtem zu den Galatern cap. 5. vber diese wort: Nos enim spiritu ex fide spem iustitiae expectamus.Gal 5,5 (Vg). IncipimusIm zitierten Text: Incepimus. quidem iustificari fide, qua et primicias spiritus accepimus, et mortificatio carnis cepta est, sed nondum perfecte iusti sumus. Reliquum est, ut perfecte iustificemur, hocque speramus. SIC IVSTITIA nostra nondum est in re, sed adhuc in spe. .


Philip. 3.Also schreibet S. Paulus von sich selbs: Nicht das ichs schon ergriffen habe oder schon volkom-h 4rmen sey. Jch jage jm aber nach, ob ichs auch ergreiffen moͤchte etc.Phil 3,12.

Daraus sehen wir, wie sich dis gleichnis von der Sonnen vnnd den Gleubigen reimet: Die Sonne gibt jhr liecht nicht aus noth, sondern von natur. Denn
Gott hat sie also geschaffen, das sie scheinen sol, vnd dieweil sie noch vnuerrucktgenauso, am selben Platz. Vgl. , 2079f. vnd vnuerderbet vnd in der Natur, wie sie Gott erstlich geschaffen hat, bestehet, so scheinet sie ja nicht aus noth, sondern thuts willig vnd von Natur.

Also were auch kein zwang, keine vermanunDen Christen ist vermanung zu guten Wercken von noͤten.ge dem Mensch von noͤten, das
er guts thun solt, wo er in seiner ersten schoͤpffung bestanden vnd seine natur durch die suͤnde nicht verderbet were, da wuͤrde Gottes Bilde auch von natur scheinen vnd leuchten one alle vermanung. Dieweil aber solch liecht durch die Suͤnde nu verdunckelt vnd verderbet vnnd durch den glauben vnd heiligen Geist in diesem leben allein wird angefangen, vernewert zu werden,
das es ein wenig widerumb anfahe zu scheinen vnd zu leuchten, vnd zum Bilde Gottes wider geschaffen vnd restauriret werde, vnd das Fleisch vnd die verderbung der Natur solchem Liecht des Geistes Gottes stets widerstrebet vnd es verfinstern vnd nicht leuchten wil lassen, wie S. Paulus von sich selbes bekennet,Rom. 7. h 4v da er spricht: Das gute, das ich wil, das thue ich nicht,
sondern das boͤs, das ich nicht wil, das thu ich.
Röm 7,19. So ist warlich hoch von noͤten, das die gleubigen durch stetig drawen vnd vermanen angehalten werden, das sie das liecht des glaubens, so der heilige Geist in jnen angezuͤnd, nicht durchs fleisch verduͤnckeln oder verleschen, sondern scheinen vnd leuchten lassen, wie der Herr die KinMatth. 5.der Gottes selbs vermanet: Last ewer
liecht leuchten fur den leuthen, das sie ewere gute Werck sehen vnnd ewren Vater im Himel preisen.
Mt 5,16.

Darumb muͤssen diese Phrases, diese weise zu reden vnd zu leren, jn der Christlichen Kirchen bleiben, das man die gleubige durch diese oder andere wort zu guten wercken vnd alWo zu gute Werck von noͤten.ler Gottseligkeit halte vnd treibe vnd spreche:
Lieben Freunde, dieweil jr nu durch den glauben Kinder Gottes worden seid,Vgl. Gal 3,26. so seid jhr schuldig, ewrem Vater im himel gehorsam zu sein, vnd sind euch nu die gute werck also zur Seligkeit von noͤten.

Erstlichen, das ewer Vater dadurch gepreiset werde.

Zum andern, das jhr ewern beruff dadurch fest machet vnd nicht wider aus
ewer Festung2. Petri 3. des glaubens fallet, glauben, gerechtigkeit, heili-i 1rgen Geist vnd die entpfangne Seligkeit durch Suͤnde vnd Vngehorsam nicht wider verlieret.Vgl. II Petr 3,17f.

Zum dritten, das jhr dardurch Gott, ewerem Vater, vor die entpfangne wolthat, das er euch seinen Son vnd in jm vnd durch jn die vergebunge der Suͤn
de, Gerechtigkeit vnd Seligkeit geschanckt hat, ewere danckbarkeit zeiget.

Zum vierden das jr die schulde, so jr Gott ewrem Herrn zu bezalen verpflicht seid, anfahet zu bezalen. Vnnd wo es euch mangelt, wie jenerMatth. 18. knecht thut,Vgl. Mt 18,26. dem Herren zu fusse fallet vnd sprechet: Ach Herre, vergib vns vnsere Schulde, als wir vergeben vnsern Schuldigern.Vgl. Mt 6,12; Lk 11,4. Denn wenn wir nicht Gottes
Schuldener weren vnd der anfang der bezalung, so inn den Gleubigen durch den newen gehorsam, das ist, durch die gute Werck, geschicht, zur Seligkeit nicht noͤthig were, warumb leret vns denn der Herr also beten: Vergib vns vnsere schulde?
Denn wer schuldig ist, dem ist von noͤten, das er bezale oder darumb bitte, das jhm die schuld erlassen werde.


Zum fuͤnfften, das jhr durch gute werck die Goͤttliche lere bekennet, sie zieret vnd schmuͤcket vnd niemands ergernis gebet.Vgl. II Kor 6,3.

i 1v Zum sechsten, das jr dadurch andern leuthen ein gut exempel gebet vnd sie zu aller Gottseligkeit reitzetVgl. Hebr 10,24. vnd dem Nehisten damit dienet.

Zum siebenden, das jhr ein gut gewissen vnd friedsames hertz behalten, Gott
anruffen, ewren glauben darinnen vben moͤget.
Zum achten, das jr selbs vnd andere leut an den guten wercken, als fruͤchten der warhafftigen Busse, versichert werdet, das ewer glaube rechtschaffen vnd nit geferbetfalscher, täuschender. Vgl. , 1325f. Vgl. I Tim 1,5. oder ein getichter traum sey, wie an Abraham zu sehen, welchem Got das werck, das er jm seinen Son opffern solt,Vgl. Gen 22,1–18. nicht darumb
gebot, das er dardurch erfuͤre, ob Abraham recht gleubte, denn das wuste Gott zuuor wol, sondern das Abraham selbs vnd die andere leute durch solchen gehorsam erfuͤren, das sein glaube rechtschaffen were etc.

Zum neundten, das jhr dadurch die straffen der boͤsen werck hieim Diesseits. zeitlich vnd dortim Jenseits. ewiglich entfliehen moͤget.


Zum zehenden, das jhr dardurch auch allhie in diesem leben die zeitliche vnd dort inn jenem leben die ewige belohnung vnd Ehrenkron der gerechtigkeit, so Gott den guten wercken verheissen, entpfahen moͤget.Vgl. I Kor 9,24f; I Petr 5,4; II Tim 4,8.

Dis sind die furnembste fines bonorum operum, die furnembste vrsachen, warumb gute werck von den Kindern Gottes geschehen sollen, in welchen,
dieweil die verderbung der natur noch bleibet vnd i 2r das fleisch allezeit dem Geist widerstrebet, so muͤssen sie durch solche vermanung stets getrieben werden, wie Paulus seinem Juͤnger Tito befihlet: Tito 3.Erinnere sie, das sie zu allem guten werck bereith sind.Vgl. Tit 3,1. Jtem: solches wil ich, das du fest lerest, auff das die, so an Gott gleubig sind worden, in eim stand guter werck funden
werden. Solches ist gut vnd nutz den menschen.
Vgl. Tit 3,8 (Luther 1545).

Denn der Herr, welcher das gros Abendmal macht, spricht also zu seinem Knechte: Luce 14.Gehe aus auff die Landstrassen vnd an die Zeune vnd noͤtige sie hierein zu kommen, auff das mein Haus vol werde.Lk 14,23.

Dis noͤtigen geschihet beyde, durch die Predig des Gesetzes vnd des Euan
gelij, welche beide vns zur Busse vermanen. Da wird gebeten vnd geflehet, gedrawet, gestraffet, vermanet etc.2. Timot. 3. Denn alle Schrifft, von Gott eingegeben, ist nuͤtz zur Lere, zur Straffe, zur Besserung, zur Zuͤchtigung in der Gerechtigkeit, das ein Mensch sey volkomen, zu allem guten Werck geschickt.II Tim 3,16f.

i 2v Das aber hiewider gesagt wird, dem gerech1. Timot. 1.ten ist kein gesetz gege
ben, sondern den vngerechten
,I Tim 1,9. das ist ja war, nemlich erstlich ists dem gerechten nicht darzu gegeben, das er dardurch solte gerecht werden, denn er ist allbereit gerecht, aber nicht durch das gesetze oder seine werck, sondern aus gnaden durch den glauben an Jhesum Christum, welcher1. Corinth. 1. vns von Gott zur gerechtigkeit gemacht.I Kor 1,30.


Zum andern ists auch dem gerechten nicht gegeben, das es jnen koͤndte oder solte beschuldigen, denn der Gerechte ist nu nicht mehr vnter dem gesetze, sondern vnter der gnade, denn wer wil dieRom. 8. Auserwelten Gottes beschuldigen? Gott ist hie, der da gerecht machet.Röm 8,33.

Zum dritten ists auch nicht jnen gegeben, das es die gerechten solle verdam
men, denn ChristusGalat. 3. hat die gleubigen erloͤset von dem fluch des Gesetzes, da er ward ein fluch fur vns.Vgl. Gal 3,13. Darumb, wenn vns das gesetze verdammen wolte, so ist ChristusRom. 8. hie, der gestorben ist, ja vilKonjiziert aus: wil. mehr, der auch aufferwecket ist, welcher ist zur rechten Gottes vnd vertrit vns.Röm 8,34.

Jst denn der gerechte von Gottes gesetzWas den gehorsam belanget, bleibet der gerechte vnter dem Gesetze.gantz frey? Nein, denn das ist vn
muͤglich, dieweil das Gesetze ein ewiges vnd vnwandelbares Decret, Satzung vnd Ordnung Gottes ist, welches nimmermehr kan abgethan werden, vnter welchem alle Engele vnd Menschen in ewigi 3rkeit beschlosseneingeschlossen, umschlossen. Vgl. , 1705–1708. werden, vnd wir Menschen in jenem leben dasselbige erst recht erfuͤllen werden. Derhalben bleibet der gerechte, was den gehorsam belanget, vnter dem gesetze.
Wie er aber dasselbige in diesem Leben halten vnd erfuͤllen sol, ist oben erkleret.

Wje auch diese wort : Credentes sunt noua Creatura, noua arbor, ideo ista phrases legales non pertinent huc, scilicet fidelis debet opera bona facere, sicuti non recte dicitur, sol debet lucere, arbor bona debet bonos
fructus ferre
,Vgl. oben Anm. 746.
zu uorstehen sind, hette den Magdeburgischen Scribenten zu erkleren wol gebuͤret, welche solche wort wider mich mit vilen hoͤnischen vnd spoͤttischen worten nach jrer art angezogen,angeführt, zitiert. Vgl. , 1615f. lassens aber stecken,unterlassen dies aber, rücken nicht heraus (mit einer angemessenen Erklärung). Vgl. , 134. machen gros geschrey vnd geplerr dauon, vnd thun nichts anders (wie sie nu mit allen jrem schreiben in das vierdte Jar gethan), denn das sie die leuthe
nur jrre machen vnd sie nichts gruͤndlichs berichten vnd leren. Denn meinung vns nicht entgegen ist, wie er sich an vielen orten erkleret vnd selbs der Phrasibus legalibus vielmals, wie oben vermeldet, gebrauchet:

Necessaria sunt omnia opera, tam legis quam gratiae.

Quaerere oportet per patientiam boni operis uitam aeternam etc.Vgl. oben bei Anm. 753, Nr. 1 und 14.


Man mus das ewige leben suchen durch gedult in guten Wercken etc.

So gebrauchet die heilige Schrifft auch selbs i 3v dieser wort, als Hebr. 10: Gedult ist euch noth, auff das jhr den Willen Gottes thut vnd die Verheissung entpfahet. Vgl. Hebr 10,36.

Luce 14: Noͤtige sie hereinerherein (verstärkt, aus hereinher). Vgl. , 1089. zu komen.Vgl. Lk 14,23.


1. Corinth. 9: Neceßitas mihi incumbit. Das ich das Euangelium predige, darff ich mich nicht rhuͤmen, denn ich mus es thun. Vnd wehe mir, wenn ich das Euangelium nicht predigte etc.I Kor 9,16.

Es ist auch oben genugsam angezeigt, wie die alte vnd jtziger zeit Lerer der gemeine Gottes inn jhren Schrifften vnd Predigen solcher Lere vnd Wort ge
brauchen: gute Werck sind den Kindern Gottes zur Seligkeit noͤtig, vnd ist ein lauter mutwil, das die Magdeburgische Schreier solche lere vnd Wort anfechten, wie das Ende beweisen wird.

Das aber meinung vns nicht entgegen vnd das die Christen in diesem leben noch nicht in facto, sed in fieri uel debere esse, das ist, das die Christen
noch nicht volkomene Christen, sondern im anfangen, wachssen vnnd zunemen sind vnd derwegen jnen steter vermanung vnd den Phrasibus legalibus von noͤten sey, Christianus debet bona opera facere, zeigen solches seine eigne wort an, da er vber das 13. Capitel Matthei also schreibet:

i 4r . sic dicit: Stare in uia Dei est retrogredi.Das Zitat lässt sich so bei nicht finden. Theo Bell geht davon aus, dass sich damit auf eine Aussage in dessen Predigt In Purificatione B.M.V. bezieht. Vgl. . Quare qui
cepit esse Christianus, hoc restat, ut cogitet se nondum esse Christianum, sed quaerere, ut fiat Christianus,Vgl. Phil 3,12. ut cum Paulo poßit gloriari: Non sum, sed cupio esse. Et quotquot perfecti sumus, in hac regula maneamus.Vgl. Phil 3,15. CHRISTIANVS enim non est in facto, sed in fieri. Dicitur enim ad eum: Petite, quaerite, pulsate. Non dicitur: habetis, inuenistis, intrastis, sed petite,
quaerite etc.Vgl. Mt 7,7. Igitur qui Christianus est, non est Christianus, hoc est, qui se putat factum Christianum, cum sit tantum FIENDVS Christianus, ille nihil est, tendimus enim in Coelum, nondum sumus in Coelo etc.
.

Hieraus ist zu sehen, wie die Magdeburgische Scribenten des Schrifften zu allem jhrem freuel vnd mutwillen gebrauchen. Wils aber hiebey bleiben
lassen, denn jr Betrug vnd Bosheit, welche sie mit vielen Luͤgen vnd CalumnijsVerleumdungen. Vgl. , 938f geschmuͤckt, wird nu mehr nicht lang weren, sondern entlichen offenbar werden, wie der Herre Luce 8. spricht: Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, auch nichts heimlichs, das nicht kundt werde vnd an tag komme.Lk 8,17.

i 4v An Christlichen Leser.

Zu letzt bit ich alle Christliche Leser, wes stands oder wirdens die sind, welche rechten verstand der reinen Christlichen lere haben, das sie mit vleis wollen erwegen, was ich in meiner ersten Antwort auffs Lesterbuch demuͤtiglichen geschrieben,Vgl. . vnd wie felschlich die Magdeburgische rotte
mir meine wort verkeren vnd auslegen. Jtem auch bedencken, ob wir, die wir zu vnd vnwirdige diener des Herren Christi Jhesu vnd seiner lieben Christenheit sein, diese lere nu viel jar her stets geleret vnd bekant vnd noch stets leren vnd bekennen vnd mit Gottes huͤlffe bis in vnsern tod leren vnd bekennen wollen, Verrehter des Herrn Christi, verfelscher goͤt
licher lere, abtruͤnige Mamelucken, Pelagianer, lose Buben, Papisten, Jnterimisten, Adiaphoristen vnnd weis nicht was mehr sein, wie wir nu bis in das 4. jar durch manichfeltige lester vnd luͤgenschrifften offentlichen im Druck in alle welt durch die Magdeburgische schreier vnd Schreiber ausgetragengeschmäht, verleumdet. Vgl. 1472. vnd den leuten eingebildet.

Vnd sage entlich noch ein mal, wie ich in meiner antwort auff des Herrn Lesterschrifft geschrieben,Vgl. . das das die rechte Prophetische vnd Apostolische lere ist, vnd wer anders leret, auch ein Engel vom himel, der sey verflucht.Vgl. Gal 1,8.

k 1r Hiewider moͤgen nu AmselnPolemische Anspielung auf . oder Trosseln singen oder schreihen,
HanePolemische Anspielung auf . kreihenkrähen. Vgl. , 1970. oder gatzen,gackern; schwatzen. Vgl. , 1516f. verloffneentlaufenen. Vgl. , 740f. vnd vnbekante Wenden oder WahlenPolemische Anspielung auf die Herkunft von . Vgl. , 1746f: Slave (u. a. Illyrer); , 546–548: Romane, besonders Italiener (im 16. Jahrhundert öfters negativ konnotiert), auch (italienischer) Hausierer. lesteren, die schrifft verwenden,verdrehen. Vgl. , 2210. verkeren, calumnijren, schreiben vnd mahlen,darstellen. Vgl. , 1503f. wie sie wollen, so bin ich doch gewis, das diese lere, so in diesem Sermon stehet, die rechte goͤtliche warheit ist, wider welche auch alle hellische pforten nichts bestendigs vnd gruͤndlichs koͤnnen auffbringen,
wie boͤse sie sich auch machen.Vgl. Mt. 16,18.

Summa: Wer da leret, das den gleubigen gute werck zur seligkeit nicht noͤtig sind, dieweil sie dieselbige aus gnaden, one alle jre werck vnd verdienst durch den glauben schon haben, der leret auch wider Gottes Gebot, Wort vnd Ordnung, das den Kindern der gehorsam gegen jren Eltern zu jrem veterli
chen erbe nicht noͤtig sey, die weil sie die erbschafft albereit durch die geburt vnd aus gnaden von jren eltern haben. Denn Got hat in die menschliche natur gepflantz das Bilde, wie wir Kinder vnd Erben Gottes werden etc.

Denn wie das kind die kindschafft vnd das erbe nicht durch sein werck vnd gehorsam verdienet, sondern aus Gottes ordnung durch die geburt von seinen
eltern hat, aus lauter gnaden vnd barmhertzigkeit von Gott eingepflantzter liebe der Eltern gegen die Kinder, also verdienen wir nicht durch vnsern gehorsam vnd werck das erbe der seligkeit, sondern habens aus gnaden vnd barmhertzigkeit Gottes des vaters durch das einige verdienst seines k 1v Sons Jhesu Christi, von welchem, als vnsermGala. 4.Vgl. Gal 4,5.
Johan. 1.Vgl. Joh 1,12. Lehenherrn dem eingebornen
Sohn Gottes, wir allein durch den glauben die Kindschafft entpfahen vnd durch solchen glauben kinder Gottes werden.

Gleich auch wie die Kinder, wiewol sie allein durch die geburt vnd aus liebe vnd gnade der Eltern das erbe haben, dennoch Vater vnd muter gehorsam sein muͤssen, damit sie den Veterlichen gnedigen willen erhalten vnd nicht
die erbschafft, so sie durch die geburt aus liebe vnd gnaden haben, durch vngehorsam wider verlieren, also auch ist allen Kindern Gottes zu erhaltung jrer Kindschafft vnd Erbschafft der Seligkeit, die sie allein aus barmhertzigkeit durch den glauben entpfangen, von noͤten, das sie jrem Vater, wo nicht in allem (wie es auch in der leiblichen Vaterschafft vnd Kindschafft zu gehet,
das die kinder nicht alwege dem vater gehorsam sind) doch zum teil anfahen gehorsam zu sein, damit sie das Recht der kind vnd erbschafft nicht wider verlieren. Dis hat Gott also in menschliche natur gepflantzet vnd darumb zur deutung vnd zum geheimnis, wie S. PaulusEphe. 5.Vgl. Eph 5,22–33. sagt, den Ehestand eingesatzt, das der selbige dieser grossen sachen ein Bild vnd erinnerung allen Menschen
auff erden sein solle.

Derhalben es von Predigern vnd Lerern der Christlichen kirchen erschrecklichen zu hoͤren, das sie noch durch offentliche predigte vnd schriffte mit aller vnwarheit vnd Sophisterey k 2r doͤrffen furgeben, das den Kindern nicht noͤtig sey, jrem Himlischen vater gehorsam zu sein, zu erhaltung des Vaters
gnedigen willen der Kindschafft vnd Erbschafft.

Da bitte ich nu alle menschen auff erden, nicht allein Christen, sondern auch Tuͤrcken, Juden vnd Heiden, die da Kinder haben, das sie selbs richten vnd vrtheilen wollen, ob diese lere nicht allein wider das heilige Euangelion Jhesu Christi, sondern auch wider das Gesetz der natur sey, welchs Gott in alle
Tuͤrcken, Juden vnd Heiden vnd eben darumb in menschliche natur gepflantzt hat, das es eine erinnerung der ewigen Kindschafft vnd Seligkeit, wie die zuerhalten sey, sein solte.

Noch sind jetziger zeit so viel Leuth, sonderlich inn , welche verstocket vnnd verblend diese Goͤttliche pflantzung inn Menschlicher
Natur nicht betrachten vnnd dieser grossen, schendlichen vnd schedlichen Schwermerey, auch viel aus den Pfarherrn vnd Predigern, beyfal geben, sie als Gottes wort mit verfelschung heiliger, goͤttlicher Schrifft schuͤtzen vnd vertheidigen, welches ja zu erbarmen. Ob nu solcher Geist von Gott oder vom leidigen Teufel erwecket, das gib ich allen Menschen zu erkennen,beurteilen. Vgl. , 868f.
inn welchen einiger funcken des natuͤrlichen Liechts leuchtet, wil geschweigen, was die richten sollen, in welchen das vnbeflecte Liecht des heiligen Euangelion leuchtet.

k 2v Denn das sie alhie durch lauter Sophisterey, luͤgen vnd eingebeneinflößen. Vgl. , 184. jres vaters,Vgl. Joh 8,44. one allen rechten verstand der lere des ehrwirdigen, meines lie
ben Vaters vnd Praeceptoris, D. furgeben, das, wo der glaube rechtschaffen sey, so doͤrff man nicht leren, das er gute werck thun sol, denn er thu es selbs von natur one allen zwang vnd vermanung, wie die Sonne one allen zwang natuͤrlich scheinet, da frage ich , vnd selbs vmb, ob jhr glaube also scheine vnd leuchte. Wie er aber leuchtet. sihet
leider gantz inn jren Lesterschrifften. damit sie gantz erfuͤllet.

Vnd fuͤre hiewider aber dis allen menschen auff erden bekand gleichnis vnd von Gott selbs darzu geordnet geheimnis, vnd setze daruͤber alle menschen auff erden, Tuͤrcken, Juden vnd Heiden, wil geschweigen Christen, zu Rich
ter, ob dis auch recht were, wenn ich also die Kinder lerete: Liebes Kind, so du nu ein warhafftiges vnd Ehelich kind vnd erbe deines vaters bist, so wirstu nu von natur vnd dir selbs dem vater gehorsam sein vnd alles thun, was du thun solst. Da ist nu keiner zucht, vermanung vnd straff mehr von noͤten,
denn wie die Sonne von natur leuchtet, so wirstu von natur auch den gehorsam gegen deinem Vater scheinen lassen vnd on alle veterliche zucht vnd vermanunge thun, was du thun solst.

Ja, war wers, wenn vnser natur, wie der Sonnen, durch die suͤnde nicht verderbet were, wie Moses k 3r Gene 8. zeuget vnd wir leider alle bekennen
muͤssen, das alles tichten des Menschlichen hertzen von jugent auff boͤse ist,Gen 8,21. oder wenn vnser natur in diesem leben moͤchte wider gentzlich zum ebenbilde Gottes restauriret werden. Dieweil aber in allen gleubigen vnd kindern Gottes die verderbunge der natur bis in die grubenbis zum Tod. bleibet, so ist vns allezeit eines Zuchtmeisters vnd stetiger vermanunge von noͤten,Vgl. aber Gal 3,24f. das wir
vnsern Vetern auff erden, wil geschweigen vnserm Grosuater im himel,Großvater als Bezeichnung für Gott, vgl. , 491. als seine liebe Kinder allhie auff erden zu erhaltung der Kindschafft vnd Erbschafft gehorsam sein.

Darumb bitte ich alle Menschen auff erden, sie wollen doch jre natur vnd vernunfft hier in rathfragenum Rat fragen. Vgl. , 183. vnd daraus schliessen, was die Magdeburgi
sche Scribenten vor eine mehr denn Tuͤrckische Barbarey vnd erschrecklichen vngehorsam durch jre verfuͤrische vnd Gottlose lere in die Christenheit einfuͤren, dadurch, das sie leren, das warhafftigen, gleubigen Christen, welche kinder Gottes sind, nicht von noͤten sey, zu erhaltung jrer erbschafft vnd Seligkeit, Gott jrem Vater, wo nicht volkoͤmelich, ja zum theil durch huͤlff des
heiligen Geists in Christo Jhesu gehorsam zu sein, vnd das sie hiraus alle jre schendliche, verfuͤrisch, luͤgenhafftige vnd vngegruͤndte, aus lauter Ehrgeitzigkeit, lust zu hadern, zanck vnd zwitracht nu in das 4. jar offentlichen in Druck durch gantz ausgestraweten lesterschrifften richten vnd vrtheilen vnd jnen als ver-k 3vfurern vnd Rottischen schwermern hinfort
an keinen glauben geben, auch mit vns von hertzen zu Gott dem Vater vnsers Herren Jhesu Christi vor sie bitten wollen, das sie sich zu Gott bekeren vnd diese grosse ergernisse, so sie mutwilligklichen oder ja aus vnuorstand oder falschem bericht oder eingebung des boͤsen, welcher einigkeit der Christlichen lerer nicht leiden kan, erreget, erkennen vnnd widerruffen. Wo sie aber
das ja nicht thun wollen, wie sie inn vielen iren schrifften sich des vernemen lassen, das Gott hinfort iren ergernissen steuern vnd weren woͤlle. Amen. Amen. Amen.

Hiermit wil ich auff alle jre vorige vnd zukunfftige schrifft geantwort vnd Gott dem rechten, warhafftigen richter, welcher aller menschen hertzen allein
erkennet,Vgl. I Sam 16,7. das vrtheil inn dieser sachen beuohlen haben vnd diese Regel S. Pauli vnd meines lieben Herren vnd Preceptoris Doctoris seligen volgen, da er also schreibt:

Jch wil hinfort der Schwermer muͤssig gehnsich nicht mehr mit ihnen beschäftigen. Vgl. , 2774f. vnd sie dem vrteil Gottes beuolen lassen sein, dann sie jre sachen aus vngewissem grundt vnd eigen er
tichten gedancken haben fuͤrbracht etc.
Vgl. .

Derhalben ist mein trewer vnnd Christlicher Rhat, das iederman jr muͤssig gehe, denn da ist kein ende disputirens vnnd plauderns, sie lassen jnen nicht sagen vnd hoͤren nicht, wissen auch nichts zu sagen Vnd leren auch nichts. Denn das ist nicht mein, sondern des heiligen k 4r Geistes Rath, der aller
Hertzen vnd alle sachen basbesser, vielmehr. Vgl. , 61f. kennet denn wir, der selb hat vns solchen Rat gegeben durch seinen auserwelten Ruͤstzeug S. Paul Tit. 3,Vgl. Tit 3,10f. da er spricht: Einen ketzerischen menschen soltu meiden wenn er ein mal oder zwyer vermanet ist, vnd solt wissen (spricht er), das er verkeret ist vnd hat sein vrtheil etc.
Vgl. .

Denn mit den Rotten viel disputiren ist nicht allein vnfruchtbar bey jnen, sondern auch schedlich bey den Zuhoͤrern, die dadurch, wenn sie gleich nicht verfuͤrt werden, dennoch geergert vnd abgeschreckt werden. Solchen Rath des Heiligen Geistes muͤssen wir nicht verachten, noch vns an jr rhuͤmen keren,(uns daran) stören. Vgl. , 418f. sondern sie jmer lassen hinfarenverschwinden, untergehen. Vgl. , 1428. vnd sie meiden. Der vns so hat ge
rathen, der wird sie wol finden vnd jren Rhum zu schanden machen, wie er denn bereit an mit der that furgenomen hat, solches zu beweisen vnd beweren.
Vgl. . Dis sind des Herrn wort.

Der Allmechtige wolle gnediglichen alle Ergernisse abwenden, allen Rotten vnnd Secten steuren vnd weren vnd seine liebe Christenheit bey reinem Er
kentnis seines lieben Sohns Jhesu Christi erhalten vnd fur allem vbel, zeitlichen vnd ewigem, bewaren,

AMEN.

Gedruckt zu durch . Anno 1553.