Kurzer Unterricht auf D. Georgen Majors Antwort (1552)

Kurzer Unterricht auf D. Georgen Majors Antwort (1552)Nr. 2 ULB Darmstadt info:isil/DE-17 Darmstadt Letzte Änderung: 2021-10-27 Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY)

Georg Maior leugnent alles, was ich jhm schult gebe, vnnd wil nicht vnrecht gethan haben, welchs ich seim eigen hertzen vnnd gewissen heim stelle; gegen demselbigen mag er sich entschuͤldigen. Wir andern sint leichtlich betrogen vnnd vberredt, aber Gott wird er nicht betriegen. Dieweil er aber so gar vnschuldig vnnd mit vns in der reinen Lehr eins sein will, wor
umb schreibt er denn in seinen Buͤchern an Koͤnig zu EngelantDie Bemerkung bezieht sich auf die Edward VI. von England gewidmete Schrift Refvtatio horrendae prophanationis coenae Domini, collecta ex evangelio et sinceris antiqvae ecclesiae testimoniis a Georgio Maiore. Cum praefacione Philip. Melanth., Wittenberg (Veit Creutzer) 1551 (VD 16 M 2156); vgl. dazu Wengert, Major, 136f. vnnd an Ratt zu Merßburg,Vgl. Auslegung des Glaubens, welcher das Symbolum Apostolicum genand wird, den einfeltigen Pfarherrn vnd allen Hausuetern zu dienste, in XX. Predig verfasset. Durch D. Georg. Maior. Mit einer Vorrede, des M. Flacij Illyrici schreien und schreiben belangend Wittenberg 1550 (VD 16 M 2003); vgl. dazu Wengert, Major, 136–139. Major hatte die meisten der zugrundeliegenden Predigten in Merseburg gehalten und deshalb die Schrift den dortigen Bürgermeistern, dem Rat und der Gemeinde gewidmet. das wir hie zu Magdeburgk vom Teuffel erwegt sind.

Jst das nit allein vrsach genug, das jderman mus gleuben vnd bekennen, das ers nit mit vns, sonder mit der Leiptzigischen ordenung heldet? Wie warhafftig er sich nu entschuͤldiget, las ich ein jdern richten. Denn wo er das wort
Sola wider die Papisten stritte,verteidigte, verföchte. Flacius brachte irrtümlich ein Gutachten von Bugenhagen, Cruciger, Maior und Melanchthon für Kurfürst Moritz von Sachsen aus dem Mai 1548 mit den Verhandlungen in Pegau in Verbindung. Darin weisen die Wittenberger den Vorwurf zurück, ihre Kritik am Rechtfertigungsartikel des Interims sei nicht sachlich begründet, sondern lediglich Wortklauberei. In diesem Zusammenhang formulieren sie: Wir streiten nicht vom Wörtlein sola, sondern sagen und bekennen: es müssen in uns die andern Tugenden und guter Vorsatz angefangen seyn und bleiben; dennoch über dieselbigen Tugenden muß das Vertrauen auf den Sohn Gottes seyn, wie gesagt ist, und muß die andern Tugenden alle überschatten. Denn alle Tugenden sind doch schwach in uns, und bleibt noch viel Unreinigkeit im menschlichen Herzen und in diesem Leben. Darum müssen wir uns an den Mittler hängen, und Gnade suchen durch diesen Mittler, und durch Barmherzigkeit, die uns von desselben wegen zugesagt ist Also sollen wir auch vor Gott treten, und dieses Vertrauen auf den Sohn Gottes mit uns bringen, und wissen, daß, obgleich Liebe und andere Tugenden in uns sind und seyn müssen, daß sie dennoch zu schwach sind, und daß das Vertrauen auf den Sohn Gottes allein stehen soll. Es kann auch Liebe im Herzen nicht seyn oder bleiben, wo nicht dieser Glaube und dieses Vertrauen vorgehet (CR 6, 910 [aus Nr. 4244]; vgl. MBW 5170). den Babst fuͤr den Obersten vnd seine Meßbischoff fuͤr ordinarios Pastores nit erkenteanerkennte. Vgl. Art. erkennen 4), in: DWb 3, 868. (wie wir abgotwilso Gott will. nimmermehr thun wollen noch koͤnnen), so wuͤrde er vnns nit so vnuerschembt dem Teuffel gegeben haben.Vgl. unsere Ausgabe Nr. 1, S. 36,9–16 (Bl. C 1v – C 2r): Das bekenne ich aber, das ich also vormals geleret vnd noch lere vnd foͤrder alle meine lebtag also leren will, das gute werck zur seligkeit noͤtig sind, vnd sage oͤffentlichen vnd mit klaren vnd deutlichen worten, das niemands durch boͤse werck selig werde vnd das auch niemands one gute werck selig werde, vnd sage mehr, das wer anders leret, auch ein Engel vom Himel, der sey verflucht. Wolan, wie gefelt euch nu das? Denn ich weis, das diese die rechte Prophetische vnd Apostolische Lere ist, so sie recht verstanden wird. Vgl. auch unten bei Anm. 43.

Dieweil er aber vns allein darumb (denn sonst haben wir nichts gethan), das
wir jre Adiaphora (inn Pfeffingers Buch vnnd im Gruͤndtlichen bericht der hendelVgl. unsere Ausgabe Bd. 2, Nr. 6. verleibt,enthalten. Vgl. Art. verleiben 1.c), in: DWb 25, 761. als nemlich vom wort Sola, von jrer Messe, vom Babst vnnd seinen Meßpfaffen) nit haben willigen noch annemen wollen, dem Teuffel gibt, so ist wol abzunemen,zu erkennen, zu ersehen. Vgl. Art. abnehmen 16), in: Fnhd. Wb. 1, 261f. ob er schuldig oder vnschuldig ist vnd sich nach Gottes wort Christlich entschuͤldigt hat.

Denn zum ersten hab ich wider die drey Leiptzi-gische Buͤcher,Zu denken ist an Von den Traditionibus (VD 16 P 2357), Gründlicher Bericht (VD 16 P 2326; unsere Ausgabe Bd. 2, Nr. 6) und evtl. De cap. V. Matthaei (VD 16 ZV 16761), alle von Johannes Pfeffinger. so das Leiptzigische Jnterim (die schoͤne geburt, mit zuͤchten zu redenhöflich ausgedrückt. Vgl. Art. Zucht III.10), in: DWb 32, 263.) verteidigen, geschrieben vnnd niemandt mit namen genent, wolt auch hernach mit namen niemandt genent haben, wenn Georg Maior in seinen beiden Buͤchern, oben gemeldet, vns dem Teuffel nicht gegeben het.

Wo auch Georg Maior auffrichtig vnd redlich als ein Christen hette handeln wollen, so solt er die jrrigen vnd ketzerischen artickel, so wir in vnser Kirchen lehrten vnd hielten, angezeigt haben, darumb wir des Teuffels weren.

Dieweil er aber solchs schweigt vnd vns gleichwol dem Teuffel gibt, so ists ein gewis zeichen, das er vns darumb dem Teuffel gegeben hat, das wir
widder das Leiptzigische Jnterim, inn den dreyen Buͤchern, so Pfeffinger hat druͤcken lassen, verleibt, geschrieben haben vnnd inn dieselben artickel nicht haben willigen wollen.

Derhalben vnwiddersprechlich folgt, das er die drey Buͤcher, so Pfeffinger zu Leiptzig hat druͤcken lassen (darinne die greulichen oben angezeigten jrthu
men vnd ketzereien stehen, welche er jtzunt verleugnet vnd vns doch darumb, das wir sie nit willigen noch annemen, dem Teuffel gibt), nit allein gewilliget, sondern auch selbst, wie man sagt, mit gedichtet vnnd geschrieben odder jhr auffs wenigste dazu geholffen hat.

Darumb ists gantz lecherlich zu hoͤren, das er schreibt, er habe nichts damit
zu thun gehabt; wie war das ist, wird der Bisschoffe schrifft zu Meissen vnnd Naumburgk wol zeugnis geben.

So bekent auch Georg Maior selbst inn seiner antwort, er sey neben andern Theologen bey etlichen handlungen gewesen vnd hab etliche artickel stellen helffen, on zweiffel wie sie in den dreyen Buͤchern, so D. Pfeffinger
hat druͤcken lassen, geordent vnnd gesatzt sind.

Wider solche drey Buͤcher, so das Leiptzigische Jnterim verteidigen, habe ich vnd die vnsern geschrieben vnd sind daruͤber von Georg Maior dem Teuffel gegeben. Darumb ist sein entschuͤldigung ein lauter gedicht vnnd, wie man sagt, nur wort vnnd feddern.Federzüge, Schnörkel, Geschreibsel. Vgl. Art. Feder 6.h), in: DWb 3, 1397. Derhalben mus er vnnd seine mit
adiaphoristen die schult tragen vnd haben, das sie mit jhrer newen ordenung, in denselben drey Buͤchern verleibt, trennung, spaltung vnnd ergernis in den Kirchen Christi angericht haben.

Das aber Georg Maior auff den Jllyricum scheubt,schiebt, ihm zuschreibt. Vgl. schieben II.1.e), in: DWb 14, 2670f. das er solche trennung solt angericht haben, ist nit allein lecherlich, sondern auch erschrecklich zu
hoͤren. Denn Georg Maior thut hie gleich wie Achab, der zu Elias sprach: Bistu, der Jsrael verwirret?I Reg 18,17. So doch Achab alle abgoͤtterey lengst zuuor an vnd auff gericht hatte. Eben also hat Georg Maior mit seinen gesellen, ehe Jllyricus ein wort geschrieben, Mutationes, Alterationes, Disiunctiones vnd Separationes,Verwandlungen, Änderungen, Trennungen und Scheidungen. so zu brechen vnd nicht zu bawen dienen,Vgl. Koh 3,3; I Kor 10,23. on beruffAuftrag. Vgl. Art. Beruf 4), in: Fnhd. Wb. 3, 1544f. vnd
befehl Gottes worts angericht, dawider Jllyricus lang hernach geschrieben hat. Wie kan er denn die trennung vnd spaltung angericht haben?

Wer auch die gesellen sind, davon geschrieben stehet currebant et non mittebam eos,Vgl. Jer 23,21. das wird jhm vnd seinen gesellen jhr gewissen zu seiner zeit wol sagen, ob sie dazu beruffen sind, das sie die Religion, so Gott
durch seinen werckzeug Doctorem Martinum Lutherum, heiliger gedechtnis, restaurirt vnnd widder angericht hat, haben endern vnd mutirn sollen.

Jllyricus aber vnnd ein jder Christ ist dazu beruffen, das man den Wolffen, dieben vnd moͤrdern einredenhineinreden, widersprechen. Vgl. Art. einreden 2), in: DWb 3, 247f. vnnd widderstehen sol. Darumb hat Jllyricus euch seelmoͤrdernVgl. Lepp, Schlagwörter, 118–123. aus pflicht seins Christlichen beruffs auch widerstehen
sollen vnd muͤssen.Major hatte Flacius die Zuständigkeit abgesprochen, weil er nur als Lehrer des Hebräischen angestellt sei; vgl. unsere Ausgabe Nr. 1, Bl. 2v (S. 31,27–32,3). Denn wo er vnnd wir dazu stille geschwigen hetten, so hetten wir mit euch Christum vnd sein heiliges wort verleugnet, den Antichrist angebet vnd das malzeichen vom Thier auff vnser stirn vnnd hende entpfangen vnd angenommen.Vgl. Apk 13,12–17; 14,9.

Wenn aber Georg Maior, wie er denn aus pflicht vnd beruff seins ampts
schuldig gewest, solcher verenderung widderstanden het odder noch dawidder schriebe, so moͤcht sein entschuͤldung stat vnd raum finden. Dieweil er aber dazu stille schweigt, ja vns dem Teuffel gibt, die wir dawider reden,Vgl. oben S. 55, Anm. 6. so kan er nit vnschuͤldig sein, er rhuͤme vnd schreibe, was er wolle.

Auch ists nit war, das sie inn denselben jhren handlungen die reine Christ
liche Lehr sampt den Ceremonien Christi gesucht odder gemeint haben, viel weniger sie geuͤbt, getrieben vnd bekannt, wie sich Georg Maior felschlich rhuͤmet. Denn hetten sie die reine Lehr des Euangelij vnnd die Ceremonien Christi treulich vnd mit ernst gemeint, so wuͤrden sies bey den artickeln Lutheri, so er anno xxxvij. selbst geschrieben, dem Concilio zu Mantua zu der zeit zu vberantworten,Gemeint sind Luthers erst später so genannte Schmalkaldische Artikel, BSLK 414–463. wol haben bleiben lassen, vnd nit newe artickel, or
denung vnd Confession, den menschen damit zu gefallen, gestalterstellt, aufgestellt. Vgl. Art. stellen I.A.2.h.θ), in: DWb 18, 2205f. vnd geordent haben.

Dazu sind die drey gedruckten Buͤcher zu Leiptzig fuͤrhanden, welche sie gewaltiglich vberzeugen,überaus deutlich überführen. Vgl. Art. gewaltiglich 1.a), in: DWb 6, 5182–5185; Art. überzeugen 1), in: DWb 23, 674–676. das sie von der reinen Lehr vnd
Religion gewichen vnd abgefallen sind in dem, das sie selbst mutirt vnd geendert vnd eben damit den Antichrist angebet, Christum vnd sein wort verleugnet haben.

Vnd wie wol D. Foͤrster, der fromme man, Pfeffingers Buch, darinne die newe ordnung vnnd enderung verleibt,enthalten, aufgenommen ist. Vgl. Art. verleiben 1.c), in: DWb 25, 766. als ein Christlich Buch ghen Regens
purg geschickt hat,Johannes Forster war zwischen Oktober 1541 und Januar 1543 von Nürnberg nach Regensburg entsandt worden, auf Bitten des dortigen Rates, um die Einführung der Reformation zu unterstützen; zu Ostern 1549 trat Forster in Wittenberg die Ämter als Prediger an der Schlosskirche und – dies in Nachfolge des Matthias Flacius – als Hebräischlehrer an der Universität an, die er bis zu seinem Tod bekleidete. Theobald, Reformationsgeschichte II, 178, schreibt: Er war nun nicht nur selbst zu Melanchthon übergeschwenkt, sondern er wollte auch andere führende Männer für die Adiaphoristen gewinnen, so den Regensburger Ratskonsulenten [Johannes Hiltner]. Wir wissen von zwei Briefen Forsters an Hiltner aus dem Jahre 1551, durch die er das versuchte. Im ersten, der im Mai geschrieben war, zollte er dem, was Pfeffinger zu Gunsten der Adiaphoristen hatte drucken lassen, hohes Lob, anscheinend um Hiltner gegen das Urteil der Magdeburger und besonders das des Gallus über den Leipziger Superintendenten stutzig zu machen. Im Oktober oder zu Anfang November schickte er ihm die Pfeffingerschen Drucke zu. Seine Bemühungen waren aber vergeblich. Zu Hiltners Gegenargumenten vgl. aaO 178f. so hat er doch in seiner Subscription wider den Osiander sich oͤffentlich gerhuͤmet, quod ne ad latum quidem vnguem discesserint a priore religione.Amsdorf bezieht sich auf die Schrift Antwort auff das Buch herrn Andreae Osiandri von der Rechtfertigung des Menschen. Philip: Melanth: Gedruckt zu Witteberg Durch Veit Creutzer. 1552. (VD 16 M 2501; weitere Ausgaben: M 2500 und M 2502). Das Gutachten hat neben Melanchthon und Bugenhagen auch Johannes Forster unterzeichnet (Bl. C 3r–C 4r). Dieser erklärt dazu u.a. (Bl. C 3r): Nec uero nos ab ista semel agnita et recepta puriori doctrina latum (quod aiunt) unguem in hunc usque diem, Dei beneficio, discessimus, sed frementibus etiam et undique nos impugnantibus maleuolorum hominum odijs et calumnijs unice id studuimus, ut patefacta et prolata per Christum ex sinu aeterni patris salutaris doctrina, et in scholis et Ecclesijs nostris incorrupta sonaret, et ad posteritatem propagaretur. Das Gutachten Melanchthons und die Erklärungen Bugenhagens und Forsters sind auch in CR 7, 892–902 (Nr. 5017) abgedruckt. Sind das nit bubenstuͤck,Schurkenstreiche. Vgl. Art. Bubenstück, in: DWb 2, 464; Art. Bube 5), in: DWb 2, 460f. so weis ich bey dem lieben Gott nit, was Christliche vnd erliche stuͤckTaten, Handlungen. Vgl. Art. Streich B.3.a), in: DWb 19, 1168. sind.

Denn in Pfeffingers Buch stehetGegen eine eventuelle Konjektur siehet spricht in der Vorlage die Virgel nach Messe. die newe Messe, der alten Opffermesse
gantz gleich. Da stehet, das man das wort Sola nit streiten sol.Flacius hatte irrtümlich ein Gutachten von Bugenhagen, Cruciger, Maior und Melanchthon für Kurfürst Moritz von Sachsen aus dem Mai 1548 mit den Verhandlungen in Pegau in Verbindung gebracht. Darin weisen die Wittenberger den Vorwurf zurück, ihre Kritik am Rechtfertigungsartikel des Interims sei nicht sachlich begründet, sondern lediglich Wortklauberei. In diesem Zusammenhang formulieren sie: Wir streiten nicht vom Wörtlein sola, sondern sagen und bekennen: es müssen in uns die andern Tugenden und guter Vorsatz angefangen seyn und bleiben; dennoch über dieselbigen Tugenden muß das Vertrauen auf den Sohn Gottes seyn, wie gesagt ist, und muß die andern Tugenden alle überschatten. Denn alle Tugenden sind doch schwach in uns, und bleibt noch viel Unreinigkeit im menschlichen Herzen und in diesem Leben. Darum müssen wir uns an den Mittler hängen, und Gnade suchen durch diesen Mittler, und durch Barmherzigkeit, die uns von desselben wegen zugesagt ist Also sollen wir auch vor Gott treten, und dieses Vertrauen auf den Sohn Gottes mit uns bringen, und wissen, daß, obgleich Liebe und andere Tugenden in uns sind und seyn müssen, daß sie dennoch zu schwach sind, und daß das Vertrauen auf den Sohn Gottes allein stehen soll. Es kann auch Liebe im Herzen nicht seyn oder bleiben, wo nicht dieser Glaube und dieses Vertrauen vorgehet (CR 6, 910 [aus Nr. 4244]; vgl. MBW 5170). Amsdorf kreidete die Äußerung offenbar Pfeffinger an. Da stehet des Teuffels verbot von der speise.Vgl. I Tim 4,1–3. Diese alle vnnd ander artickel mehr haben sie in der newen ordnung gewilligt vnd angenommen, nochdennoch. darff der heilose man von sich schreiben vnnd rhuͤmen, quod ne ad latum quidem vnguem a sana doctrina discesserint.

Jch rede aber nit dauon, wie sies zu Wittemberg in jhren Schulen vnd Kirchen lehren vnnd halten, sondern was sie zu Leiptzig mit den Bisschoffen als jren Ordinarijs auff gewisse form gewilligt, geordent vnd gesatzt haben.Das sogenannte Leipziger Interim, vgl. unsere Ausgabe Bd. 2, Nr. 4.

Vnnd das ist eben die grosse ergernis, davon die armen, elenden Christen aus dem OberlandeOberdeutschland. Vgl. Art. Oberland 1), in: DWb 13, 1095. so erbermlich hierin schreiben,Diese Bemerkung Amsdorfs bezieht sich möglicherweise auf Ein einfeltig bedencken aus heiliger Goͤtlicher schrifft, ob mann in vnsern Kirchē mit guten gewissen einigerley Enderung thun muͤge. Gestelt durch einen Prediger im Oberland. Magdeburg (Chr. Rödinger), 1551 (VD 16 E 725). Darin heißt es (Bl. B 1r/v): Vber solchs alles ist auch die große Ergernis zubehertzigen / so mann durch diese Endrung zugericht / Denn da bedarff es gar keins ausfuͤrens / das die widderteil in jrer meinung widder vnser leer dardurch gesterckt werdē / vnd ein grosse hoffnung empfahen / weil wir so vnbestendig sind / vnd aus forcht zeitlichs vnrhats das gantz Jnterim bewilligt / auch etliche stuͤck algereit auffgericht haben / das wir es alles noch auff richten werden / wenn sie sich nur ernstlich vmb vns annemen / vnd auff die voͤllige volltzihung vnser bewilligung anhalten das die zu Wittemberg jhr
eigen ordnung, zucht vnd disciplin, so sie selbst gestifft vnd geordent haben, nit auff- noch anrichten duͤrffen, denn sie bawet vnd bessert nit, sondern viel mehr verwirret vnnd ergert sie die gewissen, verterbet vnnd zustoͤrt die Kirchen.

Vnnd des kan sich Georg Maior nit entschuͤldigen, dieweil er vns vmb der
dreyer Buͤcher willen, so zu Leiptzigk gedruckt sind, dem Teuffel gegeben hat.Vgl. oben Anm. 6. Denn wir haben sonst auff erden nichts gethan vnnd man kan vns kein schult geben, denn das wir wider die drey Buͤcher, so das Leiptzigische Jnterim verteidigen, geschrieben haben.

Derhalben kan vnd wil ich auch mit Georg Maior vnd seinen Adiaphoristen
nit eins sein noch vertragen werden, sie erkennen denn vnd widderruffen jhren jrthumb; one das kan ich sie fuͤr keine Christen halten, sie muͤgen mich halten, wofuͤr sie wollen.

Vnd ich besorg, das Georg Maior in seinem hertzen widder sein eigen gewissen ein Pelagianer odder Papisten mutwillens trage. Denn solchs zeigen
an seine freche freuel vnd vermessene wort, da er in seiner antwort wider mich spricht: Jch habe also gelert vnnd wil all mein tage so lehren: Das gute werck zur seligkeit von noͤten sind, vnd sage oͤffentlich mit klaren vnd deutlichen worten, das niemand durch boͤse werck selig werde – behuͤt Gott fuͤr grosser kunst!Diese Erkenntnis ist ja zum Fürchten riesig! (ironisch) = eine Binsenweisheit; vgl. Art. behüten 2), in: DWb 1, 1345; Art. Gott I.J.1.a.γ.αα), in: DWb 8, 1087f; Art. Kunst II.2.b.β), in: DWb 11, 2668. – vnd das auch niemant one gute werck selig werde. Vnd
sage mehr: Wer anders lehrt, auch ein Engel vom Himel, der sey verflucht! – Seuberlich,vorsichtig, höflich. Vgl. Art. säuberlich 2.b) und 2.c), in: DWb 14, 1855f. lieber Geuatter! – Wolan, wie gefelt euch nu das? Das heist einem, mein ich, ein klippichen fuͤr die nase geschlagen.einen Nasenstüber gegeben. Vgl. Art. Klippchen 2), in: DWb 11, 1200. Vnd spricht weiter: Denn ich weis, das dis die rechte Prophetische vnd Apostolische Lehr ist, – Wie, wens feilte vnnd nicht war were? Aber er setzt dazu: – so sie
recht verstanden wird – das stehet wolzu recht, sinnvollerweise. dabey vnd ist hoch von noͤten. Haec ille.Diese (Worte schrieb) jener, Zitatende. Die oben in Gedankenstrichen eingefassten kommentierenden Einschübe Amsdorfs stehen im Originaldruck in Klammern im Zitat, deshalb folgt die Schlussformel erst an dieser Stelle. Vgl. zum Zitat oben Anm. 6.

Hie moͤcht ich zuerst gern wissen, widder wen Georg Maior schriebe, da er spricht, niemandt verdient durch boͤse werck den Himel? Damit gibt er klerlich zu uerstehen, das man durch gute werck den Himel verdient. Jst das
die Apostolische vnnd Prophetische Lehr? Zum andern schreibt er cum magna contentionemit großer Streitsucht, Rechthaberei. so hefftig, man sol vnd mus gute werck thun. Wer hat denn je gelert odder gesagt, man solle odder duͤrffe nicht gute werck thun? Hats auch der zornige vnnd stoͤrrige Amßdorff je gelert oder geschrieben?

Wie kuͤmpt denn der gelinde vnnd sanfftmuͤtige Georg Maior darauff, das er
wider Amßdorff schreibt, man sol vnd mus gute werck thun, so doch Amßdorff in seiner schrifft wider Georg Maior von guten wercken, ob man die thun odder lassen sol, nit mit eim wort, on alleinon allein = mit Ausnahme (davon). soviel das wort Sola vnd den verdienst belangt, gewentgewähnt, erwähnt. oder gedacht hat?

Worumb macht denn Georg Maior so viel wort davon, da er spricht, der
Mensch ist nit ein stein noch ein klotz, sondern der heilige Geist vnnd Glaube muͤsse krefftig vnd thetig sein, das wir nit nach dem fleisch leben?Vgl. unsere Ausgabe Nr. 1, 36,20–24 (Bl. C 2r): der Mensch mus je nicht ein stein oder klotz sein, der weder boͤses noch gutes wircke, sondern der Glaub vnd heiliger Geist vnd Christus, so in vns durch den Glauben wonet, sind ja in vns thetig vnd krefftig vnd treiben vns, das wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln vnd allerley fruͤchte des Geists wircken, Galat. 5. Haec ille.

Danck habt, lieber geuatter, guter vnterricht! wer het solchs gewust, wenn jhrs vnns nit angetzeigt het? Jch halt aber, jr habts vergessen odder, wie ich
gleub, jr wolts mutwillig nit wissen, wovon jr reden vnd schreiben solt. Wir reden vnnd disputirn hie nit, ob man gute werck thun sol, daran auch die Heiden nit zweiffeln, sonder davon, ob der Mensch neben dem glauben durch gute werck, die er thun sol vnnd mus, die seligkeit verdiene?

Darauff solt ein Magister noster eximiusEhrentitel für einen theologischen Lehrer in leitender Funktion, zielt hier vmtl. auf Majors Eislebener Superintendentenamt. ant-worten vnd die sache
wider sein zusagMajor schreibt in seinem Text (Bl. C 3r): Jch wil aber solche seine schrifft nicht Calumnijren vnd felschlich deuten (unsere Ausgabe Nr. 1, S. 37,22f). nit so felschlich calumnijrnabsichtlich missdeuten, böswillig kritisieren. vnd verkeren, es gehoͤrt eim QuadruplatoriDenunzianten. zu, nit eim Prediger oder Doctor.

Denn wir sagen vnd bekennen alle, das ein Christen nach der vernewerung vnd widergeburt sol Gott lieben vnd fuͤrchten vnd allerley gute werck thun, aber nit darumb, das sie zur seligkeit von noͤten sind, welche er schon zuuor
durch den glauben erlangt hat, sondern darumb, das er Gott lobe, liebe vnnd dancke, seinen beruff fest mache, den alten Adam toͤdte vnnd dem Nehesten diene. Vnd dis ist die rechte Prophetische vnnd Apostolische lehr, vnnd wer anders leret, als nemlich das gute werck zur seligkeit von noͤten sind, der ist schon verflucht vnd vermaledeiet.

Derhalben sag ich, Niclas von Amßdorff, wer diese wort, wie sie da stehen - gute werck sind noͤtig zur seligkeit - lehret vnd prediget, das derselbige ein Pelagianer,Anhänger bzw. Nachfolger des Pelagius; der aus Britannien stammende Mönch, der um 400 n. Chr. zunächst in Rom predigte, gilt als Vertreter der Auffassung, dass die Gläubigen (nach der Taufe) in der Lage und verpflichtet seien, ein sündloses Leben zu führen, bzw. man schrieb ihm (fälschlich) die Lehre zu, der Mensch sei aus eigenen Kräften in der Lage, sündlos zu leben. Vgl. W. Löhr/Chr. Markschies/St. R. Holmes: Art. Pelagius/Pelagianer/Semipelagianer, in: RGG4 6 (2003), 1081–1085. MammeluckGlaubensverräter. Ursprünglich zwangsweise zum Islam konvertierte ägyptische Militärsklaven. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 49–52. vnd verleugneter Christen vnnd zwifeltiger Papist ist. Denn die Papisten WitzelGeorg Witzel war für Amsdorf auch deshalb besonders suspekt, weil er sich von der evangelischen Lehre wieder abgewandt hatte. vnd CochleusJohannes Cochlaeus. diese wort gute werck sind zur seligkeit von noͤten eben der form vnnd gestalt wie Georg Maior
widder vns fuͤren vnnd gebrauchen. Denn diese wort gute werck sind von noͤten zur seligkeit haben alle Muͤnche vnnd Pfaffen widder Doctorem Martinum, heiliger gedechtnis, gestritten vnnd verteidiget, wie sie jtzunt Georg Maior widder vnns mit eim kliplein schlaenschlagen. Vgl. auch oben Anm. 41. fuͤr die nase (wie gefelt euch das) streitet vnnd verteidiget.

Darumb auch Georg Maior mit der Papisten geist gantz vnnd gar besessen ist, dieweil er hie on alle not mit solchem trotz vnd freuel die Witzelischen vnd aller Papisten wort gute werck sind zur seligkeit von noͤten verteidiget vnd streitet.

Vnd ob er sich hernach lencketwendet. Vgl. Art. lenken 2.a), in: DWb 12, 745. vnd erkleret, so ists doch nortlediglich, nur. Vgl. Art. nur I.3), in: DWb 13, 998f. ein
spiegelfechten, dieweil er diese Papistische wort gute werck sind von noͤten zur seligkeit mit solcher hefftiger Contention fichtetverficht. vnnd streitet,für sie streitet. damit er sich nort schuͤldig vnd verdechtig macht, das er das Leiptzigische Jnterim gewilliget vnnd angenommen hat vnnd das wort Sola nit mehr streiten will. Sonderlich dieweil er dazu geschwiegen vnnd solchs nit widerfochten hat,
wie jhm in seim ampt vnd beruff wol geeigentzugekommen wäre. vnd gebuͤrt het. Derhalben er auch allein durch sein stilschweigen das Jnterim gewilligt vnnd angenommen hat.

Zudem so sind diese wort gute werck sind noͤtig zur seligkeit wider Gott vnd seine heilige schrifft, sonderlich wider den heiligen Paulum, der klerlich
sagt, das der Mensch gerecht oder selig werde one werck durch den glauben.Vgl. Röm 3,28. Denn der glaub one alle werck erlangt vnd erwirbt die verheissen gnad vnd seligkeit.

Daraus folgt vnwiddersprechlich, das man der werck zur seligkeit gar nit bedarff; denn sie kuͤnnen die verheischen gnad vnd seligkeit nicht ergreiffen
noch erlangen. Denn der verheischen segen wird gratis sine operibus, spricht Paulus,Vgl. Röm 3,24.28. vmbsonst, aus gnade, one werck dem, der da gleubet, gegeben. Welchs alles genugsam beweistbewiesen, belegt, bestätigt. vnd außgefuͤrt,dargelegt. auch jderman kuntbekannt. vnd offenbar ist, das es weiter keiner erklerung bedarff.

Jch weis sicher vnd gewis, das Georg Maior, dieweil er sonst nichts antwor
ten kont, aus lauter mutwil, wider sein eigen gewissen, vns zu uerdries,zu unserem Verdruß, um uns zu ärgern. Vgl. Art. Verdriesz 1), in: DWb 25, 243f. solcher Witzelischer vnd Cochleischer wort gebraucht, sich zu schmuͤcken vnd die Adiaphoristen in jrer verleugkung vnd jrrigen opinion zu stercken vnd zu uerteidigen, da sie schreiben, man sol das wort Sola nit streiten.

Sonst wuͤrde er die Papistischen vnd Witzelischen wort gute werck
sind von noͤten zur seligkeit nit so frech, freuel vnd vnuerschemt fuͤren vnnd tragice exclamirn,pathetisch ausrufen. wie er in seiner antwort thut, mich verdechtig zu machen, da er spricht: Jst das nit ein grosse vergessenheit von einem solchen alten Lehrer der Kirchen, das er oͤffentlich darff schreiben, gute werck sollen zur seligkeit nit noͤtig sein?Unsere Ausgabe, Nr. 1, 37,20–22 (C 3r). Jtem: der gute alte man hat sich
den zorn vberwinden lassen, das er schreiben darff, als solten gute werck zur seligkeit nit noͤtig sein.Unsere Ausgabe, Nr. 1, 37,15f (C 3r). – Haec ille, on zorn, aus lauter liebe.

Ja, so schreib ich vnnd hab also fuͤr xxiij. jarn geschrieben widder D. MensingDas der Pauler monich zu Dessa Johan Mensing ym glauben vnd vber den wercken ist vnsinnig / tol vnd thoͤricht worden. Niclas Amsdorff [Magdeburg: Heinrich Öttinger, 1528] (VD 16 A 2335); Amsdorf antwortet damit auf: Bescheidt || Ob der Glaube alleyn: on alle gute || wercke dem menschen genug sey zur seligkeyt etc. || Darynn vorleget werden / die zwey vngegruͤndte vnd vnchristli || che lasterbuͤchlyn Nicol Amßdorffs / Den fro^"en || Christen zu Goßlar vnd Brunschwygk || sonderlich zu geschrieben. || Durch Johannem Mensingk || Prediger Orden. || M. D. xxviij. || [Qoh 9,10] [Leyptzigk: Jacob Thanner] (VD 16 M 4646). vnnd Rotbart,Vgl. Das die werck nicht rechtfertigen / sondern der glaub allein. Niclas Amsdorff. Widder die Thumprediger zu Magdeburg. [Magdeburg: Heinrich Öttinger, 1528] (VD 16 A 2337). beide Muͤnche hie zu Magdeburgk, mit wissen radt vnd willen Doctoris Martini, heiliger gedechtnis, vnd wil hinfuͤrder so
schreiben vnnd trotz dem losennichtsnutzigen, bösartigen. Vgl. Art. lose II.5), in: DWb 12, 1184. heuchler Georg Maior, das ehrs vmbstosse. Vnd sage noch,weiterhin. Vgl. Art. noch I.1) und 4), in: DWb 13, 866–869. das diese Muͤnchische vnnd Papistische wort gute werck sind zur seligkeit von noͤten nit zu dulden noch zu leiden sind. Denn sie schliessen in sich meritum, gleich ob die werck verdienten vnd erwuͤrben die seligkeit, welchs widder Gott, sein Wort vnd alle Schrifft ist, darumb sol
vnnd kan man solcher Gottlosen vnd Papistischen wort in der Kirchen Christi nit gebrauchen, als nemlich gute werck sind noͤtig zur seligkeit, welche alle Papisten widder vnns teglich fuͤhren,anführen, gebrauchen. Vgl. Art. führen I.29), in: DWb 4, 455. lehren vnnd predigen.

Vnd wenn Georg Maior darauff dringen vnnd bleiben will, das diese wort, wie sie da stehen (gute werck sind noͤtig zur seligkeit), solten vnnd muͤsten
gelert werden, so ist er nit allein von der reinen Lehr abgefallen, sondern ist auch ein Mammeluck, der Christum vnnd sein Wort verleugnet hat.

Vnnd obwol ein Christen, so durch den glauben gnad vnd seligkeit erlangt hat, gute werck zu thun pflichtig ist, das er hinfort als ein Christen vnd Kind Gottes lebe, Gott lobe, dancke vnd preyse, dem Nechsten diene, So sind
doch solche werck jhm zur seligkeit nit von noͤten, welche er aus gnade, on verdienst aller werck, durch den glauben schon erlangt vnd erworben hat.

Solchs weis Georg Maior sehr wol, noch darff erdennoch wagt er es. Vgl. Art. dürfen 4), in: DWb 2, 1729; Art. noch II.5.a), in: DWb 13, 871. ein solch geplerGeschwätz. Vgl. Art. Geplärre 2), in: DWb 5, 3530. vnd lang geweschGeschwätz. Vgl. Art. Gewäsch 2), in: DWb 6, 5360. von guten wercken machen, gleich ob ich jhe gelert het, das ein Christenmensch on gute werck leben solt oder kuͤnt.

Vnnd ob er wol sagt, er wol meine schrifft nit calumnijrn,Unsere Ausgabe, Nr. 1, 37,22f (C 3r). so stehen doch da seine wort, damit er mich auffs hoͤchste iniurijrt,beleidigt, mir Unrecht tut. schmehet vnnd lestert: Der alte man hat sich den zorn vberwinden lassen. Jtem: es ist eine grosse vergessenheit von einem solchen alten Lehrer der Kirchen, das er schreibt, gute werck sind nit von noͤten zur seligkeit. Damit er mich aus seinem ge
linden vnd sanfftmuͤtigem geist verdechtig vnnd hessigverhasst. Vgl. Art. hässig 2), in: DWb 10, 549f. macht, obals ob. ich geschrieben het, Christen sollen nit gute werck thun.

Heisset das nit calumnijrt vnd iniurijrt, so weis ich nit, was calumnijrn vnd iniurijrn heisset. Nu wolan, ich befehls Gott vnd seim gewissen, denn ich weis sicher vnd gewis, das er mir willig vnd wissentlich gewalt vnd vnrecht
thut. Denn ich hab stetz alle Sontag treulich vnd vleissig nach meim vermuͤgen gepredigt vnd jderman mit ernst angezeigt, das alle Christen die zehen gebot Gottes zu halten schuldig vnd pflichtig sint, aber nit die seligkeit dadurch zu erlangen, sonder darumb, das sie als newgeborne Kinder Gott dienten vnnd gehorsam weren. Das muͤssen mir Magdeburg vnd CeitzAmsdorf war von 1524 bis 1541 in Magdeburg als Pfarrer an St. Ulrich und Superintendent tätig, anschließend von 1542 bis 1547 als erster evangelischer Bischof in Naumburg-Zeitz, danach kehrte er, nun als exul Christi, nach Magdeburg zurück.
gezeugnis geben, darauff ich mich beruffe.

Wie redlich vnd ehrlich nu Georg Maior daran thut, das er mich so felschlich wider sein eigen gewissen angibt,denunziert, verleumdet. Vgl. Art. angeben 2), in: Fnhd. Wb. 1, 1122. als lerte vnd schriebe ich, das ein Christen nit solt gute werck thun, las ich ein jdern richten.

Wie warhafftig nu sein entschuͤldung ist, das er nit wil ein Adiaphorist sein,
noch das wort Sola wil verwurffen haben, das zeigen diese seine eigene vnnd Papistische wort genugsam an, gute werck sind noͤtig zur seligkeit, welchs kein rechtschaffener Christ nimmermehr schreiben vnd sagen kan. Dieweil zur seligkeit nichts denn der glaub allein von noͤten ist, welcher auch allein nach der widdergeburt Gott gehorsam machet, das gantz Gesetz erfuͤlt
vnd heuffig gute fruͤchte bringt.

Daraus folgt, wer da sagt, schreibt odder lehret, gute werck sind noͤtig zur seligkeit, der sagt vnnd bekent oͤffentlich, das der glaub nit allein, sondern auch die werck neben dem glauben den menschen from, gerecht vnnd selig machen. Derhalben auch derselb das wort Sola nit streitenverfechten, dafür kämpfen. Vgl. Art. streiten A.3.b.β), in: DWb 19, 1349. kann, sondern
den Muͤnchen vnd Meßpfaffen solchs nachgibt vnd nachlesset, jhren aberglauben damit zu stercken, nemlich das der glaub nit allein, sondern auch die werck neben dem glauben zur seligkeit von noͤten sind.

Dieweil denn Georg Maior deutlich vnd klerlich sagt vnd streitet: Gute werck sind noͤtig zur seligkeit, so folgt daraus vnwiddersprechlich, das er
das wort Sola, den Meßpfaffen zu gefallen, in der warheit vnd mit der that nit streitet, er schreib vnnd sage, was er wolle.

Denn wo er von hertzen gleubte, das der glaub allein one werck selig machte, so wuͤrde er diese Papistische wort, gute werck sind von noͤten zur seligkeit, nit so hefftig streiten. Denn mit diesen worten wird das herliche
werck der gnaden Gottes – gerecht vnd selig zu machen – den wercken vnser hende zugeeigent vnnd gegeben.

Jch rede aber jtzt nit, wie es Georg Maior verstehet vnd glosirt, sondern vom natuͤrlichen verstande dieser wort, gute werck sind von noͤten zur seligkeit, welche nit allein nach art vnnd natur der sprach, sondern auch nach aller
Papisten willen vnd meinung lauten meritum salutis.Verdienst der Seligkeit.

Dieweil nu solche wort von des Antichrists Meßbisschoffen vnd Opfferpfaffen gebraucht werden vnnd im artickel der iustification haben wollen, das der glaub nit allein, sondern der glaub vnd gute werck den menschen fuͤr Gott from, gerecht vnnd selig machen, so kan man solcher wort (gute werck
sind von noͤten zur seligkeit) mit gutem gewissen nit gebrauchen.

Vnnd weil man das wort Sola den Meßpfaffen schon eingereumet vnnd nachgelassen hat, das sie es nit mehr streiten wollen, vnd dazu klerlich in jhrer newen ordnung an einem ort des Pegischen bedenckensAmsdorf nimmt anscheinend Bezug auf ein Gutachten von Bugenhagen, Cruciger, Maior und Melanchthon für Kurfürst Moritz von Sachsen von Ende Mai 1548 zum Augsburger Interim (vgl. unsere Ausgabe Band 2, Nr. 4, Anm. 176). Dort heißt es: Und ist im Buch [= Augsburger Interim] unbedächtig geredt, daß man erst wahrhaftiglich gerecht werde durch die Liebe, gleich als sey der Mensch nicht fürnehmlich gerecht und angenehm vor Gott um des Mittlers willen durch Glauben, sondern sey fürnehmlich von wegen eigener Tugenden vor Gott gerecht und angenehm. (CR 6,910 [aus Nr. 4244]; vgl MBW 5170). Flacius hielt den Text für das Ergebnis der Beratungen in Pegau vom August 1548. schreiben, der glaub macht fuͤrnemlich gerecht, Vnnd Georg Maior jtzt inn seiner antwort
schreibt, gute werck sind noͤtig zur seligkeit, so koͤnnen die drey stuͤck zusamengefasset keinen andern verstandtSinn, Bedeutung. Vgl. Art. Verstand B.5.b), in: DWb 25, 1544-1546. geben, wenn man gleich nit mit Papisten handelte, denn das der glaub vnd die guten werck semptlich mit einander den menschen fuͤr Gott gerecht vnd selig machen.

Noch darffDennoch wagt es. Vgl. Art. dürfen 4), in: DWb 2, 1729; Art. noch II.5.a), in: DWb 13, 871. Georg Maior schreiben vnnd sich entschuͤldigen, er hab
mit dem Leiptzigischen Jnterim nichts zu thun, so er doch denselben desselben (?). inhalt vnd meinungInhalt; Bedeutung. Vgl. Art. Meinung 1) und 2), in: DWb 12, 1938f. in seiner antwort wider mich klerlich verteidigt, hanthabtaufrecht erhält, verteidigt, schützt. Vgl. Art. handhaben 3)–6), in: DWb 10, 394–396. vnd schuͤtzt mit diesen worten: gute werck sind von noͤten zur seligkeit
vnnd mit eim solchen trotz vnd kliplein fuͤr die nase: wie gefelt euch das?

Darumb ist inn diesen worten gute werck sind von noͤten zur seligkeit vnnd andern dergleichen rede vnd handel mit den Papisten ein warhafftige verleugkung vnnd gewisse verfelschung der reinen Lehr, ja ein vnterdruͤckung bey vnsern nachkommen.

Das aber Georg Maior in seinen schrifften des worts Sola jtzt gebraucht, kan jhn nit entschuͤldigen, dieweil ers zuuor in den Meißnischen vnd Leiptzigischen hendeln, darinne auch klerlich stehet, das man das wort Sola nicht streiten will,Vgl. oben Anm. 3. schweiget vnd nit mit eim wort dawider gefochten hat, wie er seins ampts vnd beruffs halben billich het thun sollen. Derhalben moͤcht er
wol stil schweigen vnd sein rhuͤmen nachlassen, nemlich das er in seinen schrifften an Engelandt vnd Merßburgk das wort Sola offt gebraucht habe.Vgl. Major, unsere Ausgabe Nr. 1, 35,12–36,2 (Bl. C 1v).

Was ists auch, das ers nu jtzt offt wider gebraucht, dieweil er gleichwol noch so greulich dawidder mit diesen Papistischen worten wuͤtet vnd tobet, gute
werck sind von noͤten zur seligkeit? Welche wort nit allein widder Gott vnd sein wort sind, wie oben angezeigt, sondern auch sehr ferlich sind, daraus gewis praesumptio oder desperatio, vermessenheit odder verzweiffelung bey den gewissen folgen mus. Darumb sol man in den Kirchen Christi die-selbigen wort (gute werck sind noͤtig zur gerechtigkeit oder seligkeit) nit
lehren noch predigen.

Denn bey den, die gute werck haben, machen sie vermessenheit vnd sicherheit, das sie sich auff jhre werck verlassen. Bey den aber, so keine gute werck haben, machen sie verzweiffelung, das sie zur seligkeit keine hoffnung haben kuͤnnen, dieweil sie keine gute werck, so zur seligkeit von noͤten sind,
gethan haben, vnd sonderlich inn der anfechtung, da sie keine fuͤlen noch sehen. Vnd das wil der Teuffel durch Georg Maior haben, das die Leute in vermessenheit oder verzweiffelung fallen sollen.

Darumb gehoͤrt die Predigt von guten wercken nit an diesen ort, da man lehrt, wie man sol selig werden; da sol man guter werck schweigen vnnd gar
nit gedencken vnnd solche Predigt von guten wercken sparenaufsparen, zunächst unterlassen. Vgl. Art. sparen 6), in: DWb 16, 1930f. bis an seinen ort, da man die Christen vermanen vnd erinnern sol, das sie als Kinder Gottes vnd nit wie die Kinder dieser welt Christlich leben sollen, Gott, jhren Himlischen Vater, als gehorsame Kinder lieben, loben, preisen vnd dancken.

Derhalben wenn wir mit S. Paul leren vnnd predigen, die werck sind nit
noͤtig zur seligkeit, so folgt nit daraus, das Christen sollen boͤse werck thun oder on gute werck leben, sondern das folgt daraus, das gute werck die seligkeit nit verdienen. Wenn man aber lehret, gute werck sind von noͤten zur seligkeit, so folgt daraus, gute werck verdienen die seligkeit.

Darumb sol man sich fuͤr solchen ferlichen vnnd Papistischen worten
huͤten. Denn wer solche Papistische wort gebraucht, der ist gewis aus denen,der gehört gewiss zu denjenigen. so das wort Sola nit streiten wollen, vnnd macht sich verdechtig, das er ein Jnterimist, Adiaphorist vnnd Papist ist, die da schreiben vnnd lehren, das man durch gute werck den Himel vnnd die seligkeit verdiene, welchs den glauben schwecht vnnd Gottes gnade verkleinert vnnd verdunckelt. Wie
Doctor Martinus vrteil von dieser rede gute werck sind noͤtig zur seligkeit klerlich laut,lautet. so sie jtzunt zu Wittemberg haben druͤcken lassen zu ende der antwort Philippi auff Osianders bekentnis,Vgl. Antwort auff das Buch herrn Andreae Osiandri von der Rechtfertigung des Menschen. Philip: Melanth: Gedruckt zu Witteberg Durch Veit Creutzer. 1552. (VD 16 M 2501), Bl. C 4r–D3v: Disputatio Philippi Melanthonis cum Doctore Martino Luthero Anno 1536 (vgl. WA.T 6, Nr. 6727). Georg Maior gantz zu entgegen.

Er spricht auch, er hab den Babst fuͤr ein Obersten Bisschoff nit erkant noch den Antichrist angebet, derhalben thu ich jhm gewalt vnnd vnrecht. Darauff
sag ich kuͤrtzlich: da ist die newe Leiptzigische ordnung vnd die drey Buͤcher, zu Leiptzig gedruckt, so dieselbige ordnung verteidigen, darinne klerlich stehet, das der Babst der oͤberste Bisschoff sein sol vnnd die andern Bisschoff ordinarij pastores sein sollen; dawider haben wir geschrieben vnd niemant mit namen genent.

Dieweil aber Georg Maior inn seinen beiden Buͤchern an Engelandt vnd Merßburg schreibt, das wir vom Teuffel erweckt sind, vnnd des allein diese vrsache hat, das wir wider das Leiptzigische Jnterim gelert vnd geschrieben haben, so folgt vnwidersprechlich, das Georg Maior sich desselben Jnterims, so inn den dreien Buͤchern verteidiget wird, angenommen, den Babst vnd
seine Meßbisschoff fuͤr ordinarios pastores erkant vnd also den Antichrist angebet hat.

Soͤlchs mus er leiden vnd dulden oder ein ander vrsach anzeigen, worumb wir vom Teuffel erweckt sind. Denn wir hie zu Magdeburg in dieser Kirchen haben jhe auff erden jhnen sonst nichts gethan, denn das wir wider
jhre newe Leiptzigische ordnung, daran Georg Maior hat flicken helffen, geschrieben vnnd dieselbe nit haben annemen wollen.

Das ist der keiff vnd zanck, darumb haben sie vns dem Teuffel gegeben. Wird nu Georg Maior kein ander vrsach anzeigen, worumb wir vom Teuffel erweckt sind, so sol vnnd mus er ein Papist, Mammeluck vnnd ein anbeter
des Antichrists bleiben sein leben lang.

Vnd er sehe zu mit alle den seinen, wie sie es verantworten wollen, das sie diese vnschuͤldige Kirche so greulich schmehen vnd lestern, das jre diener vom Teuffel erweckt sind, darinne doch bey xxx. jarn die Lehr des Euangelij lauter vnd rein gepredigt, desgleichen die Ceremonien lauter vnd rein nach
Gottes wort vnd befehl on alle schwermerey eintrechtig in allen Kirchen gelert vnd gehalten sind, also das auch niemant diese Kirche zu Magdeburg mit einiger Ketzerey, jrthumb oder schwermerey von anfang bis auff diese stunde zeihen noch schuͤldigen kan oder mag.

Derhalben, dieweil ich auch einer aus der Kirchen zu Magdeburg bin,Amsdorf war zwischen 1524 und 1541 Pfarrer an St. Ulrich und Superintendent in Magdeburg gewesen, zur Zeit der Abfassung hielt er sich als vertriebener evangelischer Bischof von Naumburg-Zeitz in der Stadt auf, bekleidete aber kein kirchliches Amt. so
hat mir geeigentkam es mir zu. Vgl. Art. eignen 1), in: DWb 3, 104. vnnd gebuͤrt, solche grausame schmehe­ vnd lesterwort Georg Maiors, das wir vom Teuffel erweckt sint, zu uerantworten vnd wider jn – nit aus zorn, sondern zu errettung der Goͤttlichen warheit vnd vnsers Christlichen namens – zu schrei-ben vnnd jderman anzuzeigen, das wir keinen Teuffel haben, wie vns das luͤgenmaul in seinen beiden Buͤchern
schult gibt.

Kan er nu ein einigen jrthumb, luͤgen, ketzerey oder schwermerey antzeigen, derhalben wir vom Teuffel erweckt sind, so sol er gewunnen haben. Wo er aber solche nit thun wird, so ist er schuldig an allem, das ich jhm hab schult gegeben, vnd hilfft jhn seine entschuͤldigung gar nichts. Denn wo ers mit vns
wider die Leiptzigische ordnung hilde,hielte. wie er aus pflicht vnd befehl seins beruffs vnd ampts wol zu thun pflichtig vnnd schuͤldig were, so wuͤrde er vns in seinen gedruckten Buͤchern nit so vnuerschemt dem Teuffel gegeben haben.

Darumb sag ich noch,nochmals, wiederum. Vgl. Art. noch II.2), in: DWb 13, 869f. er zeige denn ein ander vrsach an, worumb wir vom Teuffel erweckt sint, so ists gewis, das er vnns darumb dem Teuffel gegeben
hat, das wir wider die Leiptzigische ordnung geschrieben haben, er sey bey der handlung zu Leiptzig gewesen oder nit. Darumb hilfft jhn nichts, das er jtzunt, sich weis zu brennen,um sich von jeglichem Verdacht zu reinigen. Vgl. Luther, WA 30 II, 27,27–28,2 (Von heimlichen und gestohlenen Briefen, 1529): schldiger gewissen art ist neben andern auch diese, das sie mit allzu vleissigem und allzu hohen unntigem entschldigen sich selbs zu verrhaten pflegen, Da her auch das sprichwort kompt so man von solchen entschldigern spricht: Ey, wie weis bornet er sich. Ey borne dich nicht zu helle. Frliche sicher gewissen lassens bey einfeltiger und ntiger entschldigung bleiben. Die Herkunft der Metapher wird unterschiedlich erklärt: von der Feuerprobe bei Gericht, von Asbestleinwand, vom Kalkbrennen (vgl. WA 30 II, 27, Anm. 2); Sanders, Art. brennen C) und B.7.t), Band 1, S. 211[c], denkt an die Reinigung von Silber; möglicherweise stand ursprünglich auch die Vorstellung im Hintergrund, dass man Schmiedeeisen von Schlacken reinigt, indem man es bis zur Weißglut erhitzt. Weitere Belege s. Art. brennen 6.3, in: TPMA 2 (1996), 96. Vgl. auch unsere Ausgabe Band 2, Nr. 8: Amsdorf, Ärgernis und Zertrennung, S. 777, Z. 6. wider den Babst vnnd die Messe geschrieben hat. Er hats einmal versehen,Er hat nun einmal einen schwerwiegenden Fehler begangen. Vgl. versehen II.3), in: DWb 25, 1254f. darumb mus er widerruffen oder ein Leiptzigischer Adiaphorist bleiben sein leben lang. Vnnd wo er nit ein ander vrsach
anzeigt, wie gesagt, worumb wir vom Teuffel erwegt sind, so hat er gewißlich alle artickel der Leiptzigischen ordnung, dawider wir geschrieben, gewilligt vnnd angenommen. Vnnd ist nit genug, das er jtzundt anders schreibt, sondern er mus seinen jrthumb, damit er die gantze Christliche Kirche greulich hat geergert vnnd vns noch daruͤber dem Teuffel gibt, bekennen
vnnd widerruffen, so er anders wil selig werden.

Wie auch das klapt vnnd klingt,wie das zusammenstimmt, sich fügt. Vgl. Art. klappen 3.a)–g), in: DWb 11, 961–963. das er schreibt, er hab die Prediger zu Torga nit veriagt, denn er hab nit macht noch gewalt, jmants zu ueriagen.Vgl. Major, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 40,1–4 (Bl. D 1v). Solchs were on notunnötig. zu schreiben; wir wissen wol, das er zu Torga nit SchoͤsserSteuereinnehmer, Rentmeister, auch allg. Amtsperson. Vgl. Art. Schosser 1), in: DWb 15, 1600f. noch Richter ist. Wer aber die armen Predicanten, da sie zu Wit
temberg gefangen lagen, examinirt vnd verdamt hat, da schweigt man stille zu.Major weist es von sich, für die Amstenthebung der interimskritischen Pfarrer bzw. Prediger in Torgau verantwortlich zu sein. Amsdorf wirft ihm vor, zwar nicht als Teil der weltlichen Exekutive daran mitgewirkt zu haben, wohl aber als Teil der Theologenkommission, die die Vernehmung der gefangenen Geistlichen durchführte. Vgl. zu den Vorgängen Chalybaeus, Durchführung 53f. Sie waschen mit Pilato die hende vnnd sprechen: wir sind vnschuͤldig an diesem Blut.Vgl. Mt 27,24.

Nu wolan, fart hin, jr werdets vnd solts bald erfarn, wer daran schuldig ist. Es ist je gewis, das sie vmbs Leiptzigischen Jnterims willen veriagt sind.
Wird nu Georg Maior nit ein ander vrsach antzeigen, worumb sie veriagt vnd wir vom Teuffel erwegt sind, So ist er ein Jnterimist, Adiaphorist vnnd Papist, vnd hilfft jhn sein entschuͤldigung gar nichts, die welt hat er leichtlich betrogen,Vgl. das Sprichwort: mundus vult decipi, ergo decipiatur. aber Gott wird er nit betriegen.

Das aber Georg Maior, wie die vnnuͤtzendurchtriebenen, verschlagenen. Vgl. Art. unnütz 2.d), in: DWb 24, 1213f. wescher,Schwätzer. Vgl. Art. Wäscher 3.a), in: DWb 27, 2246–2248. so boͤse sachen ha
ben,die ein gänzlich ungerechtfertigtes Anliegen vertreten. fuͤr gericht zu thun pflegen, so ein grosse tragicam exclamationem machet, als nemlich: das ist ein grosse boßheit, verstockung vnd blintheit, dieweil sie fuͤr augen sehen, das wir nichts verendern, vnnd mit oren hoͤren, das wir die reine Lehr wie zuuor predigen etc., vnnd vnns doch gleichwol fuͤr oͤffentliche Mammelucken außruffen, lestern vnnd schenden,Vgl. Major, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 40,12–19 (Bl. D 1v – D 2r). ist ein
lauter geticht.ist ganz und gar erfunden.

Denn wir schreiben nit, was sie zu Wittemberg gethan haben, sondern wir schreiben wider die Leiptzigische ordnung, vnnd die drey Buͤcher fechten wir an, darinne nit allein die Ceremonien, sondern auch die Lehr mit dem wort Sola, Busse vnd Sacramenten geendert vnnd Christus, vnser lie
ber Herr, mit seim Euangelio gantz vnnd gar verleugnet ist. Qui enim in vno delinquit, factus est omnium reus etc.Vgl. Jak 2,10.

Vnnd ob sie zu Wittemberg nichts geendert haben, so ist doch in andern Steten etwas mutirt vnd geendert vnnd haben sie ander leut die Ceremonien zu endern gedrungen vnd gezwungen. Derhalben muͤssen sie Mammelucken
vnnd verleugkente Christen sein vnd bleiben, sie wollen oder wollen nit, vnd sonderlich Georg Maior, er verdamme denn mit vnns das Leiptzigische Jnterim oder zeige an, worumb wir vom Teuffel erweckt sind.

Das er sich rhuͤmet, er hab das Babsthumb hefftiger gestuͤrmtbelagert, sei heftiger dagegen vorgegangen. Vgl. Art. stürmen I.A.3), in: DWb 20, 611–613. denn Jllyricus oder ich, das las ich wol geschehen, er rhuͤme jmmer hin, ich gangönne. Vgl. Götze, 95[a]. jhm
der ehren sehr wol. Allein, er sehe zu, worumb er vnns denn so greulich iniurijrt, schendet vnnd lestert, da er sagt, wir sind vom Teuffel erweckt, so wir doch nichts gethan, denn das wir wider den Babst vnnd seine Adiaphoristen, so viel wir vermocht, obwenn auch vielleicht. Vgl. Art. ob, conjunction A.3), in: DWb 13, 1053f. nit so geschickt, als er sich duͤncken lest, geschrieben haben.

Jtem, er sehe zu, worumb er mit Cochleo vnnd Witzel so hefftig vnd contentiose ficht vnd streitet,warum er gemeinsam mit Cochläus und Witzel so heftig und hartnäckig dafür ficht und kämpft. das man zur seligkeit sol gute werck thun, gleich obals ob. Vgl. Art. ob, conjunction A.2.a), in: DWb 13, 1052f. wir sonst gute werck verbotten hetten. Heisset das, das Babstthumb stuͤrmen? Jch meinte, das Babstthumb wuͤrde damit verteidiget, wenn man lerete, gute werck sind von noͤtig zur seligkeit? Jch meinte, die Papisten
weren allein solche gifftige luͤgner, die da sagten, wir verbuͤttenverböten. gute werck. So trit des Babstthumbs stuͤrmer Georg Maior an jre statan ihre Stelle, auf ihre Seite. vnnd schreibt von vns, gleich ob wir gute werck verbuͤtten, so er doch wol weis, das wir hie zu Magdeburg rechtschaffene gute werck, wie vnd worumb man sie thun sol, stetz vnd alle zeit gelert vnnd gepredigt haben. Wer het das jm
mer mehrimmer mehr = jemals. Vgl. Art. imermer, in: Götze, 127[b]. gedacht oder inn sein hertz nemen duerffen, das Georg Maior het CochleusJohannes Cochlaeus (Dobeneck, aus Raubersried, Pfarrei Wendelstein, in Mittelfranken gebürtig), literarisch produktiver Gegner der Reformation, über Jahrhunderte prägend für das römisch-katholische Lutherbild. Vgl. Remigius Bäumer, Art. Cochläus, in: TRE 8 (1981), 140–146. vnnd WitzelsGeorg Witzel, zeitweise Anhänger Luthers, später wieder zum alten Glauben zurückgekehrt, literarisch produktiver Gegner der Reformation. Vgl. unsere Ausgabe Bd. 1, Nr. 17, bes. 797–799. Patron vnd aduocat werden sollen, jr Lehr (nemlich: gute werck
sind noͤtig zur seligkeit) zu uerteidigen!

Darumb hilfft jn nichts, das er wider das Babstthumb geschrieben hat, dieweil er mit Cochleo, Witzel vnd allen Papisten wider vns schreibt, gute werck sind von noͤten zur seligkeit, vnd also mit der that wider sein eigen maul ein rechter Papist ist.

Vnnd dieweil Georg Maior wol weis, das wir hie zu Magdeburg vom glauben vnnd guten wercken recht leren vnd predigen vnd nie anders gelert vnd geprediget haben, so solt er billich seine tragicas exclamationes wider vns, als
verbuͤtten wir gute werck, vnterlassen haben.

Das moͤcht wol ein verzweiffelteheillose. Vgl. Art. verzweifeln. C.2.b), in: DWb 25, 2690f. blintheit, verstockung vnd boßheit sein, ja ein recht bubenstuͤck, das er durch sein schreiben vnschuͤldige leut sol verdechtig machen, als lehrten sie, die Christen duͤrfften nit gute werck thun. So er doch wol weis, wenn man vom wort Sola handelt, nemlich
das der glaub allein on alle werck zur seligkeit von noͤten sey, das man nit lehret noch handelt, wie ein Christen leben oder was er thun sol, sondern wie er gnad vnd seligkeit erlangen sol.

Worumb denn vnnd wider wen macht Georg Maior ein solch lang gespeyleeres Geschwätz, Gerede. Vgl. Art. Gespei 3), in: DWb 5, 4139. vnnd geschrey, das man gute werck thun sol? Dieweil wir allzeit gute werck
als fruͤchte vnnd folge des glaubens gelert vnd gepredigt haben, worumb hat er vns dem Teuffel gegeben?

Dawider hab ich nu geschrieben vnnd schreibe noch, das Georg Maior vns vnrecht thut vnd das wir keinen Teuffel haben, sondern das er (dieweil er schreibt, wir sind vom Teuffel erweckt, vnd kein vrsach anzeigt, worumb)
selbst gewis mit dem Teuffel besessen ist. Denn er vns gewißlich darumb dem Teuffel gegeben hat, das wir jhre teuffelische Adiaphoristerey nit haben willigen noch annemen wollen.

Das auch Georg Maior praeoccupirtsich bereits im Vorfeld absichert. Vgl. Art. praeoccupare. vnd fuͤrbeugt des Concilij halben,Vgl. Major, unsere Ausgabe Nr. 1, 41,25–43,1 (Bl. D 3r–v). were on not; das ende wirts wol außweisen.Sprichwörtlich. Vgl. Art. Ende, Nr. 1, 10, 21, in: Wander 1 (1867), 814. Sie bekennen aber gleichwol
vnd zeugen damit, das sie haben ziehen wollen, das der Babst macht vnd gewalt habe, ein Concilium außzuschreiben, vnd bestetigen etlichermassen damit das Papistische vnnd Antichristische Conciliabulum,Diminutiv zu concilium: Konzilchen, demnach alles andere als ein umfassendes Generalkonzil; verächtlich gesagt von einem kleinen, nicht rechtmäßigen Konzil (Art. conciliabulum, in: Sleumer, 228). als were es ein frey Christlich Concilium.

Vnd wiewol solch Pfaffen­Conciliabulum kein grund noch vrsach jhres glau
bens von jhn fordert noch begert hat, doch haben sie gleichwol dahin ziehen wollen, wie Georg Maior schreibt, jhren glauben zu bekennen. So doch dieselben Meßbisschoff vnd Opffer-Pfaffen von vns grundt vnd vrsach vnsers glaubens nie haben sehen noch hoͤren wollen, wie offt wir auch darumb demuͤtiglich geflehet vnd gebeten haben. Sondern sie haben stetz von
vns gefordert vnd begert, das wir vnser Lehr widerruffen sollten, vnd haben vns kein verhoͤr gestatten noch zulassen wollen.

Vnd zuletzt, das ich beschliesse vnnd nit auff alle wort antworte, so sag ich, das ich Georg Maiors hertz vnd gewissen nit richte, wie er mich felschlich zeihet vnd schult gibt.Vgl. Major, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 41,14–16 (Bl. D 2v/D 3r). Jch richte vnd schuͤldige seine schrifft, die er an
Engelandt vnnd Merßburg oͤffentlich hat lassen außgehen, darinne er klerlich vnnd deutlich schreibt, der Teuffel hab vns erweckt. Nu kan er kein ander vrsach anzeigen, denn das wir wider die drey Buͤcher, so Pfeffinger zu Leiptzig hat druͤcken lassen, darinne die Leiptzigische ordnung verteidiget wird, geschrieben haben. Vnnd wo er nit ein ander vrsach anzeiget, so hat er selbst
eben damit, das er schreibt, wir sind vom Teuffel erweckt, sein hertz vnd gewissen verraten vnnd an tag gegeben, das er ein rechter Adiaphorist vnd Papist ist, der an allen stuͤcken, so in der Leiptzigischen ordnung verleibt sind, schuldig ist. Vnnd derhalben er – vnd nit wir – ergernis, trennung vnnd spaltung angericht, die Kirche Christi zuruͤttet, die gewissen verwirret vnnd solchen
schaden gethan hat, das es die Kirche Christi nimmer verwinnenverwinden, darüber hinwegkommen, die Folgen überwinden. Vgl. Art. verwinnen 5), in: DWb 25, 2287. wird.

Er sey nu dabey gewesen oder nit, so hat er vnns dem Teuffel gegeben. Darumb sol vnd mus er vrsach anzeigen, worumb wir vom Teuffel erweckt sind, oder mus selbst des Teuffels sein vnd bleiben. Denn wo er vnschuͤldig were vnd ein Christlichen blutstropffen in seim leib hette, so wuͤrde
er vns in seinen schrifften vnd auff der Cantzel nit so greulich in grim vnd zorn schmehen vnd lestern, sondern wuͤrde grund vnd vrsach, als nemlich vnsern jrthumb vnnd ketzerey in der Lehr oder vnser schwermerey in Ceremonien, anzeigen, das jderman sehe vnnd hoͤrte, das wir vnrecht hetten vnnd vom Teuffel weren.

Vnd dieweil er mit seinem schelten vnd lestern on auffhoͤren so greulich tobt vnnd wuͤtet, so ists ein gewis zeichen, das ich sein hertz vnd gewissen getroffen habe. Wie auch bey dem wol abzunemen ist,Man kann das auch daran gut erkennen Vgl. Art. abnehmen 16), in: Fnhd. Wb. 1, 261f. das er auff die andern stuͤck, so ich jhm hab schuld gegeben vnnd in seinem Buche zwarja. Vgl. Art. zwar 1), in: DWb 32, 950. auch dauon proponirt,die Rede (gewesen) ist. Vgl. Art. propono 3), in: Sleumer, 640[a]. dennoch so ghar schweigt vnd vberhin leufft.darüber hinweggeht. Vgl. Art. überhin 2.c), in: DWb 23, 320. Jst
er aber nit getroffen, so zeig er noch vrsach an, worumb er vns so oͤffentlich in seinen schrifften dem Teuffel gegeben hat.

Dabey las ichs wendenbewenden. Vgl. Art. wenden C.4.b.γ), in: DWb 28, 1797. vnd bleiben vnnd wil sehen, was der Teuffel thun kan. Denn ich hab mein vorige schrifftVgl. unsere Ausgabe Band 2, Nr. 8 (Amsdorf, Ärgernis und Zertrennung). vnd diese antwort aus hoͤchster not zu errettung der Goͤttlichen warheit vnnd vnsers Christlichen namens thun
muͤssen.

Denn wie solten wir das leiden, das ein solcher heuchler so frech, freuelunverschämt. Vgl. Art. frevel, in: DWb 4, 173. vnd anohne. alle schew, vnd dazu in frembde Nation,nämlich nach England. von vns schreiben solt: Sie haben den Teuffel, vnd kein vrsach anzeigen, worumb.

Solchs wolt vnnd koͤnt Christus, vnser lieber Herr, nit dulden noch
leiden,Vgl. Joh 8,48–50. wie solten wirs denn dulden vnd leiden? Derhalben wird mich kein rechtschaffner Christ verdencken, das weis ich fuͤrwar. Was aber heuchler sind, so halbirnschwanken (?), nicht eindeutig Stellung beziehen, auf beiden Seiten hinken (vgl. I Reg 18,21). Vgl. Art. halbieren 2.b), in: DWb 10, 205. wollen, die las ich faren vnnd bey jhrem DemostheneDemosthenes als Rhetor und Vertreter der griechischen Bildung und Philosophie. vnnd CiceroneCicero als Rhetor und Vertreter der klassischen lateinischen Bildung. – In unserer Ausgabe, Band 2, Nr. 3 (S. 172, Z. 18f) werden Demosthenes und Cicero genannt als Beispiele für Ratgeber, deren Pläne das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. bleiben, so lang sie wollen. Sie muͤgen von mir halten, was sie wollen, ich darffbedarf, brauche. jhres lobs nirgent zu.nirgent zu = zu keinem Zweck. Es ist einer, wenn mich der
lobt, so hab ich mehr denn genug.Vgl. Mt 25,21.23. Es ist mir lieber, das solche gesellen vnd kluͤglingBesserwisser. Vgl. Art. Klügling 1), in: DWb 11, 1287. mich ein Narren vnnd Eselsskopff heissen, denn das Christus, mein lieber Herr, wenn ich mich gleich auch viel rhuͤmen wolte oder kuͤnte, ich hette inn seinem namen geweissagt, viel grosse thaten gethan (wie diejenigen Matth. vij.),Vgl. Mt 7,22f. an jenem tag gleichwol zu mir sagen solt: Heb
dich von mir, du hast den Antichrist angebet vnnd das malzeichen von jhm an deine stirn oder auff deine hant genommenVgl. Apk 13,16. vnnd mich fuͤr den Leuthen verleugnet!Vgl. Mt 10,24f.32f.