Controversia et Confessio, Bd. 2


Brief der Prediger zu Hamburg (1549)

A 2r Den Ehrwirdigen Gottfuͤrchtigen vnd Hochgelarten Herrn , , sampt andern der
heiligen Schrifft lerern in der hohen Schule zu , vnsern Herrn
vnd Preceptorn in Christo, auffs hoͤchste zu ehren.

Heil vnd Gnad inn , vnserm Herrn!

Ehrwirdige Herrn Preceptores, wiewol wir besorgen, das vns zur vnbeschei
denheit vnd grobheit mag ausgelegt werden, das wir in dieser jemerlichen
zeit voll muͤhe vnd beschwerniß euch noch mehr beschwernis vnd arbeit auffl
egen, auch ewre hertzen, welche vorhin ein lange zeit her mit trawrigkeit vnd
gefahr vmbfangen vnd beschwert sind, wegen des Schmalkaldischen Kriegs. noch mehr bemuͤhen, die wir doch
euch billicher troͤsten vnd empor heben solten, doch hoffen wir, jhr werdet ns diese vnsere kuͤnheit zum besten keren vnd dieselbige der vnrugsamen unruhigen. Vgl. , 1295. boͤsen zeit vnd gemeiner allgemeiner, öffentlicher. Vgl. , 3198. gefahr der Kirchen mehr denn vns zurechen, denn durch dieselbige sind wir gedrungen, diese Schrifft an euch zu schreiben.

Vnsere kuͤnheit kan vns auch darumb zu gutt gehalten werden, das das heil der gantzen Kirchen in dieser Schrifft, damit wir euch anlangen, angehen, bedrängen, flehentlich bitten. Vgl. , 390f. fordert, das jr ewre meinung klar, vnterschiedlich unterscheidbar, deutlich. Vgl. , 1775f. vnd gewis anzeigt, wie man sich halten soll in der zwitracht, die itzund erregt ist von Mitteldingen. Vnter welcher schein man itzt allenthalben viel enderungen in die wolangerichten Kirchen einfuͤrt, auff das zerruͤttet vnd vmbgekert Werde der werde stand vnserer Reinen Religion. Denn etliche tuͤckische, hemische (versteckt) boshafte. Vgl. Art. hämisch, in: . leut, die nach gro-A 2vsser Hern gunst vnd eigenem nutz trachten, damit sie deste leichter das Bapstumb listiglich vnnd verborgen algemehlich durch jhre tuͤcke wieder einfuͤren, beschoͤnen sie jhre erdichte Mittelding mit ewrem ansehen, willen vnd volwort, Zustimmung, Vollmacht. Vgl. Art. Vollwort 1), in: . vnnd mit dieser behendigkeitSchlauheit, List. Vgl. , 1338. durchdringen sie auffs hefftigst vnd bringen zu fall die Gottfuͤrchtigen hertzen, verwirren die Kirch, wenden die leut zum abfal, schwechenbeschimpfen, machen verächtlich. Vgl. , 2157. gelerte Gotfuͤrchtige Menner, das sie weniger denn zuuor vermanen zur bestendigkeit vnd bekentnis des Euangelij Christi, vnd machen solche vermanungen bey vielen gar vergeblich vnnd zu nichte.

s:Solche Adiaphoristen werden viel schedlicher sein der Kirchen Christi, denn
die falschen Aposteln vnd falschen Propheten ie gewesen sind, vnd werden fur
war ein grossen greulichen schaden in der Kirchen thun, wo solchem schedli
chen boͤsen vornemen von euch nicht vorkommen vorgebeugt, zuvorgekommen. Vgl. , 1236. wird. Von euch, sagen
wir, die jhr das ansehen vnnd kunst vor allen andern habt, welcher trew vnd
redlichkeit bey iederman altzeit viel gegolten hatt, die jhr (nach , dem heiligen warhafftigen mann, dem trewen vnd bestendigen anrich
ter vnd verfechter der Reinen lehr vnnd waren Gottesdiensts) die Kirche gelert
habt mit predigen vnd schreiben, die jhr vnsere wolgeordente Kirchen im land
zu  Gemeint ist der Siedlungsraum der Sachsen einschließlich , so dass mit inbegriffen ist. durch ewren rath vnd vleis also habt angericht, das in denselben
bisher alle zeit grosse eintrechtigkeit der lehr erhalten vnd die Kirchenordnun
gen oͤrdentlich vnnd zierlich allenthalben in guter rugeRuhe. Zur Form vgl. , 1418; zur Bedeutung vgl. , 1424. sind gehalten wor
den. Insbesondere Bugenhagen hat zahlreiche Kirchenordnungen im norddeutschen Raum (mit-)^!verfasst. Diesen ewren heiligen Schatz haben wir bisher auffs vleissigst verwaret,
wollen jhn auch gern hernachmals mit Gottes huͤlff verwaren.

Das aber solchs deste besser vnd gluͤcklicher geschehen moͤge, so muͤsset jhr
durch ewre huͤlff vnd erbeitMühe, Anstrengung. Vgl. , 541; , 714. den Kirchen (welche jhr erstlich erbawet vnnd
durch vorgeschriebene Kirchenordnung von des Bapsts vnordnung, dienst
bar-A 3rkeit vnd Gottlosem wandel frey vnd loß gemacht habt) zuhuͤlff
kommen vnd ewre meinung von Mitteldingen den Kirchen anzeigen, auff
das sich dadurch fromme hertzen, welche in so mancherley meinungen nicht
wissen, wie sie dran sind, zu frieden stellen sich zufrieden stellen = sich beruhigen, Frieden finden. vnnd mit gutem gewissen
widder das Interimistische vornemen listiger leut sich schuͤtzen koͤnnen.

Thut jhr das nicht, so wird warlich nicht bey wenigen die eintrechtigkeit, so
bißher in wolgeordenten Kirchen gewesen ist, zuschnitten, ein jgliche Kirche
voll rotten vnd sonderlicher secten, vnd der muthwille der feinde Christi wird
durch diese neigung zu vnsern feinden gemehret vnd gesterckt werden, wo
nicht in der zeit eine gewisse lehr von Mitteldingen vnd ein gewiß tziel, eine eindeutige Begrenzung. Vgl. , 1055–1057. wie
weit sich die enderungen in Kirchen erstrecken sollen, gesteckt wird.

Derhalben bitten wir durch Gottes barmhertzigkeit vnd warheit (dadurch er
das Reich Christi auffgericht vnd des Satans Tyranney gestuͤrtzt hat, seine
Kirchen aber schuͤtzt vnd erhelt), das jhr euch beradtschlagt vnd weise sucht,
dadurch der Kirchen heil vnd wolfart moͤge erhalten werden. Zeigt auch an
eine gewisse meinung von Mitteldingen, welcher jederman in diesem Zangk
vnd gefahr mit gutem gewissen folgen koͤnne. Die Kirche hat noch allenthal
ben Gottfuͤrchtige gelerte vnd behertzte Menner, welche, so sie von diesem
zangk rechten bericht kriegen, bestendigkeit, die reine lehr zu erhalten, mit
Gottes huͤlff beweisen werden. Sie werden auch ewrem rath aus dem Wort
Gottes zu erhaltung der Kirchen nuͤtzlich vnd noͤtig folgen. Werdet jhr hie
nicht gleich als zu einem Gemeinen fewr öffentlichen und die Allgemeinheit bedrohenden Brand, bei dem jeder nach Kräften zu löschen verpflichtet ist. zulauffen vnd wehren, so wird
die Kirch ein schaden empfahen, den sie nimmermehr wirdt verwinden.

Wir wissen, jhr seit in der meinung, das jhr lieber wolt elend, Exil, Verbannung, Auswanderung. Vgl. ,406–409. pluͤnderung
ewrer guͤter, gefengnis vnd alle marter leiden, denn inn der lehr, welche bis
her rein gelert ist, auch das A 3v geringste endern odder verfelschung der
reinen lehr annemen. Hierin fallen euch alle Gottfuͤrchtige hertzen zu. Es
koͤnnen auch nicht anderst meinen die, so Christum bekennen vnd die hoff
nung ihres heils, in Christo verheischen, behalten wollen.

s:Von der lehr, wie sie vor etlichen jaren Im Jahr 1530. auff dem Reichstage zu be
kant ist worden, ist keine zwitracht vnder den vnsern, auch kein zweiffel. Das
mann aber die Mittelding solte annemen, dauon helt einer dis, der ander das.

Viel meinen, jhr halts mit denen, die da meinen, es sey besser dienstbarkeit Unfreiheit, Abhängigkeit, Untertänigkeit. Vgl. , 1121f.
in Mitteldingen leiden, denn die Kirchen solches geringen dinges halben
(wie sichs lest ansehen) verlassen, weil jhr euch duͤncken lasset, das durch
diese dienstbarkeit, von Fuͤrstenhoͤfen auffgelegt, die wolangerichten Kirchen
erhalten koͤnnen werden, wenn sie aber einmal verlassen wuͤrden, so kemen
sie in die gewalt des Bapsts vnd wuͤrden gantz verwuͤstet.

s:Dieser rath hat seine vrsach, das verstehen wir, vnnd wil da hinaus, das durch
gunst vnd beystand der Fuͤrstenhoͤfe das kleine uͤbrige heuflein der Kirche bes
chuͤtzt und bewaret werde. Jhr soltet aber hie wol vnd vleissig betrachten,
wie vnsicher es ist, sich auff solche rhor lehnen Vgl. Jes 36,6. vnd sich auffdie Fuͤrsten
hoͤfe one Gottes Wort verlassen.

Was ertzelt wird von dienstbarkeit inn Mitteldingen zu leiden, ist alzu weit
leufftigk vnd gefehrlich gered. Derhalben ists noͤtigk, das die lehr von
Mitteldingen vnterschiedlich unterscheidbar, klar, deutlich. ausgelegt vnd deutlich gelart werde, was ware
oder erdichte Adiaphora odder Mittelding heissen vnd wie weit sich die
Mittelding erstrecken sollen. Denn die gewissen koͤnnen inn der gefahr vnnd
kampff nicht standhafftigk gemacht werden durch zweyfelhafftige, wetter
wendischeVgl. Mt 13,21. meinungen.

s:Wer ewre Gottfuͤrchtigkeit vnd Erbarkeit kennet, der legt (wie billich) ewern
Rath von dienstbarkeit in Mitteldingen zu leiden zum besten aus, vnd ewre
meinung nimpt jhre deutung aus ewren buͤchern, aus der Augspurgischen
A 4r Confession, aus den Schmalkaldischen radtschlegen, Vgl. Anm. 4 zum lateinischen Text. aus dem briefe
hiruon an die Pfarrherrn zu geschrieben,Es handelt sich um ein ursprünglich für die Evangelischen in verfasstes Gutachten Melanchthons vom 19. [sic] Januar 1549, das anscheinend recht weite Verbreitung fand und unter verschiedenen Überschriften überliefert wurde, MBW 5409, CR 7, 321–326 (Nr. 4476); vgl. ). Vgl. . aus ewer Kirchenordnung
vnd andern anzeigungen, welche ewers gemuͤts vnd meinung zeugen sind.

Andere aber haben ein argwon auff euch, das ewer vorige meinung von we
gen der gegenwertigen gefahr verendert sey vnnd das jhr itzt inn Mitteldin
gen mehr nachgebt denn zuuor. Solchs wird vielen listiglich in die ohren ge
blewt, mit Nachdruck eingeredet. Vgl. , 112. auff das die widdersacher durch solche triegerey als durch heimliche
genge in vnsere Kirchen kriechen, Vgl. vom Bel zu Babel (Stücke zu Daniel, 2), V. 12.20. Siehe unten B 4v. vnd stellen sich doch darneben, als folg
ten sie ewrem rath, das mann die dienstbarkeit in Mitteldingen leiden soll.
Darzu mißbrauchen sie ewer ansehen zur bestetigung all jhrer triegerey vnd
Goͤtzendienst.

Auff das jhr aber allein aus , des kurbrandenburgischen Hofpredigers und Mitverfassers des Augsburger Interims. falschen reden solches spuͤren moͤgt,
wollen wir vns nicht beschweren,es uns nicht verdrießen lassen, es nicht unterlassen. Vgl. , 1604. hieher tzu schreiben, was aus einem sei
ner brieffe hie allenthalben ausgebreitet wirt, damit er ewre meinung von der
dienstbarkeit in Mitteldingen zu leiden auslegt. Der bube Schurke. Vgl. , 460f. schreibt, die
Sechsischen vnd Wittenbergischen Theologen haben gantz gewilligt in das
Interim, auch in den Canon, der so zimlich (wie er meint) gereinigt werden
soll. Darnach schreibt er in seinem brieff auch diese wort: Einer von den
vornemsten Theologen zu hat an seiner freund einen also ge
schrieben: Jch weger mich nicht, die dienstbarkeit in Mitteldingen zu leiden,
wenn nur die lehr vnuerruckt bleibt.
Vgl. Anm. 7 zum lateinischen Text.
Vnd auff das er ia wol auslege, was
er vnd jhr Mittelding heisset, so setzt er zum zeugnis aus der Bulla des frie
des, welcher in Religionssachen zu gemacht ist, diese wort: Vnd
in Mitteldingen sol man alles halten, wie es die alten Veter gehalten haben,
und ienes teil itziger zeit auch noch helt.
Die einschlägige Passage aus dem Artikel II (Von der Gewalt der kirchen) lautet in der Fassung von Jüterbog vom 17./18. Dezember 1548 ganz entsprechend wie im Leipziger Landtagsentwurf vom 21. Dezember 1548: Dergleichen soll man auch halten inn Adiaphoris, das ist ine mittel Dingen, was die alten Christlichen lerer gehalten unnd bei deme anderen Theile noch jn brauche blieben ist. (, vgl. ). Vgl. .

Hie bedenckt doch, Achtbare Herrn Praeceptores, wie die listige leut, welche
die Papistischen jrthumb widder den-A 4vcken auffzurichten, ewre wort
von dienstbarkeit in Mitteldingen zu leiden auslegen. Jtem was die falschen
Interimistische friedmacher im sinn haben, wie sie ewer ansehen schwechen
vnnd wie heslich sie euch beschmeissen verunreinigen, besudeln, hier insbes. verleumden. Vgl. , 1582–1584. in allen landen beyallen Gottfuͤrcht
igen. Jtem was fuͤr schaden die zweyffelhafftige vnd wetterwendische wort
von dienstbarkeit in Mitteldingen zu leiden in der Kirchen anrichten bey denen,
den ewre lehr vnd gemuͤth von diesem zangk nicht genugsam bekandt ist.

Jtem was sie vor ein muth machen vnsern halsstarrigen widdersachern, die
nicht eins hars breit von jhrem misbrauch vnd Gottlosem wandel gedencken
zu weichen vnd sich allein darauff beuleissigen, das sie vns mit liste odder
gewalt in jhre verkarte geselschafft ziehen, welche doch Gotfuͤrchtige leute
hassen vnd vermeidem muͤssen von wegen des Gottlosen wesens, das darin
nen weit vnd breit sich ausbreitet.

Wolt jhr nu bey ewrer ehr vnnd der Kirchen Christi recht handeln, so ists
noͤtig, das jr auffs new ewre lehr von Mitteldingen durch ein new ausschrei
ben publicirt vnd an tag gebet, darinnen der Verfelscher luͤgen verlegt widerlegt. Vgl. , 758f. vnd
die Kirchen recht vnterweiset werden vom zanck der Mittel vnd zugelasse
nen ding. Jhr koͤndt itzundt mit keinem ding der Kirchen Christi mehr dienen
denn mit einer solchen schrifft.

Wir bekennen, das jhr vnsern Kirchen durch ewre muͤhe geholffen habt, das
sie die Himlische Reine ware lehr angenomen haben welche jhr auch durch
eine nuͤtze vnd noͤtige Reformation getzieret habt. Sintemal denn nu der
heilige Geist vns zu auffsehern hienein gesatzt hatt, so haben wir vns allezeit
auffs hoͤchste beflissen, das wir ewren Schatz, bey vns nidergelegt, verware
ten, das ist: das wir die reine lehr vnnd wahren Gottes dienst in den Kirchen,
die vns vertrawet sind, behielten.

Nu aber, weil allenthalben schedliche enderungen vor-B 1rfallen vnd die
nach der Apostolischen weise gantz wol geordente Kirchen durch das Inte
rim also verwandelt oder viel mehr verstalt entstellt, verunstaltet. Vgl. , 1728; , 1521. werden, das daraus gefehrliche,
ergerliche getzencke vnter den rechten lehrern vnnd pfarherrn entstehen,
dadurch der Kirchen, die einander verwandt, eintrechtige ordnung vnd geler
ter leut einigkeit gentzlich von einander gehet, auch die band der Christli
chen einigkeit zurissen werden.

So haben wir, auff das in diesem stuͤck vieler leut gewissen nicht herter
verwundt wuͤrden vnd damit wir nicht anders handeln moͤchten denn recht,
fuͤr gutt angesehen, euch von diesem vngluͤck zu ermanen vnnd ewren rath
klar vnd vnderschiedlich von Mitteldingen, was anzunemen oder zu uerwerf
fen sey, zu erfragen.

War ists, man hette hierin ewre vor vormals. Vgl. , 806f. ausgegangeneim Druck erschienene. Vgl. , 870. schrifften zu radt ne
men koͤnnen, daraus gnugsam erkant wirdt, was bey euch rechte Mittelding
sind, die in der Kirchen zu erhalten, jtem die zu leiden sindt oder ausgestos
sen werden sollen. Jtzt aber wirt die sach also verwirret durch befehl der
gewaltigen, durch anligende drohende, bedrängende. Vgl. , 401f. gefahr, durch mancherley deutung vnd farben
der listigen, jtem das einer dis wil, der ander das, das viel Gotfuͤrchtige nicht
wissen, was von Mitteldingen gewis zu halten sey.

Vber dis vngluͤck koͤmpt noch ein anders: das Gottfuͤrchtige men ner, welche
die ware Religion lieb haben vnd in wolangerichten kirchen keine verende
rung annemen wollen (weil sie sehen, das die Papisten den gantzen Bepsti
schen jrthumb widderumb einfuͤren wollen vnd sich lieber in die hoͤchste gefa
hr setzen, denn anfenger sein der verenderung in jhren Kirchen odder das
Gottlose vornemen der Gottlosen helffen stercken) auffs schendlichst ge
schmehet vnd vber das feindlich beschwert beleidigt, belastet. Vgl. , 1603f. werden bey denen, die mit dem
wort Mittelding alles gering machen, beschoͤnen vnd verwirren vnd daneben
andere, so jhrem wetterwendischen ver-B 1vstand nicht zufallen, fuͤrgrobe,
harte, vngehorsame, widderspenstige Verlasser der Kirchen halten, welchen
das gegenwertige elend vnd gefahr der Kirchen nicht zu hertzen gehet.

Weil nu hie auff beiden seitten in annemung der Mittelding vnd in verlas
sung der Kirchen schwere gefahr ist, achten wir, es sey vns nichts notigers,
denn das wir durch Gottfuͤrchtiger, frommer, kluger leut Rath das zeugnis
guter gewissen gegen Gott behalten vnd thun, was vnser Ampt erfordert vnd
sonst was vor Got mit gutem gewissen geschehen kan vnd soll.

Auff das wir nu in dieser Sachen vnstrefflich sein, begeren wir ewren Christ
lichen Rath vnd bitten auffs hoͤchste, jhr wollet vns deutlich antzeigen, was
wir thun sollen, auff das wir vnstrefflich wandeln in diesen Mitteldingischen
sachen. Auff das Gottes ehr nichts entzogen, das heil der Kirchen nicht verhin
dert, vnsere vnd anderer Gottfuͤrchtigen gewissen nicht verwundet werden.

Wir wissen, das viel grewlicher ist widder den Herrn suͤndigen denn in der
menschen hende fallen. Derhalben wollen wir vns beuleißigen, in aller vor
fallender gefahr, das wir in vnserm Ampt diß ziel halten, das wirfuͤr Gott
trew erfunden werden Vgl. I Kor 4,2. vnd ein gut gewissen behalten. Den ausgang aber der
sache wollen wir Gotte, welcher alles in seiner hand hat, befehlen.

Wir wollen vns auch vor allen dingen beuleißigen, das vnsere hertzen durch
jhr vnschuldt gesterckt werden im leben vnd todt, vnd wollen durch die krafft
Gottes, die er vns verleihen wirt durch seinen heiligen Geist, lieber dem
Hencker den hals darstrecken, elend vnd alle marter leiden, denn das wir in
vnserm Ampt etwas widder vnsere gewissen handeln wolten.

Vnserer oͤberkeit radtschleg fechten wir nicht an, das dieselbigen Christlich
vnd recht gut sei fuͤr Gott, da vermanen wir zu vnd bitten darumb, beuleißi
gen vns auch B 2r vornemlich, das wir Christlich vnnd recht vnserm Ampt
vorstehen, das wir das Wort Gottes recht teilen, christlich allenthalben an
tziehen vnd, was Gottes ist, Gotte, was aber des Keysers ist, dem Keyser
geben Vgl. Mt 22,21. vnd vnserm Ampt vorstehen, wie recht ist. Auff das vns aber E. A. Euer Achtbarkeit.
jhren rath richtig koͤnne mitteilen von erhaltung des rechten Gottesdiensts
vnd von Mitteldingen, antzunemen oder nicht einzulassen, so wollen wir
euch vnsere meinung, der Schrifft gemeß, eroͤffnen:

Wir halten Gott allein fuͤr ein Stiffter alles rechten Warer Gottesdienst.Gottesdiensts, vnd das er
allein recht vnd heilsam mit dem dienst geehret werde, den er selbs gebeut,
das gleuben wir vor gewis. Seinen dienst messen wir nach der regel Goͤttli
ches Worts alleine vnd schliessen jhn, als inn seinen eigenen kreiß,und definieren ihn auf der Grundlage seines ureigenen Maßstabes und Zuständigkeitsbereichs. in die
Gebot beider Taffeln  Vgl. Ex 34,1. vnnd setzen den waren Gottesdienst inn Glau
ben, beten, anruffen, preisen, Predigen vnd auslegung Gottes Worts, jnn rei
chung der Sacrament nach dem befehl Christi, in gebet, lobgeseng, Psalmen,
geistliche lieder, dancksagung,inn Gottes furcht, vleiß, vnschuͤldiglich vnd
erbarlich zu leben, gehorsam gegen dem Wort Gottes.

Wir halten, das der rechte Gottesdienst zu zieren vnd zu begehen sey mit
Christlichen gebreuchen, vnd das eine gute Kirchenordnung zu erhalten vnd
vortsetzung der Religion vnd Gottes diensts von noͤten sey. Wir lassen vns
auch gefallen, das die ding, welche zur zier, ordnung, erbarkeit, zucht vnd
ruge inn der Kirchen gehoͤren, in regierung des Gottesdiensts erhalten wer
den, vnd wo solche stuͤck etwa gefallen weren, das man dieselbige bequem
lich one ergerniß wider auffrichte, zu erbawung der Kirchen, zu ausbreitung
Gottes Worts vnd zu erhaltung gemeiner eintracht vnd ruge, doch also, das
der verworffenen Papistischen Gotslesterung vnd Tyranney dieThuͤr nicht
werde dadurch auffgethan.

B 2v Zur zier, ordnung, erbarkeit, ruge vnnd zucht rechen wir die Mittel
ding, das ist: solche gebreuch, die Gott weder geboten noch verboten hatt,
sondern hat sie der Kirchen frey gelassen zu jhrer selbs erbawung, nach be
quemlikeit Angemessenheit, Eignung. Vgl. , 1484. vnd gelegenheit der oͤrter, zeit vnd personen. Ware Mittelding.Fuͤr solche halten
wir diese vnd der gleichen:

Das die Kirchendiener durch gewisse ordnung vnterschieden werden. Das
man sie nicht zulas, sie seien denn, wie sichs gebuͤrt, erwelet vnd rechtschaf
fen verhoͤrt. Das die menner mit blossem, die weiber mit gedacktem bedecktem. Vgl. , 1939. heupt
beten vnd weissagen. Vgl. I Kor 11,4f. Das in der Kirchen die menner vnd nicht die weiber
lehren, welchs von wegen der lehre so viel krafft hat als ein Gesetz. Vgl. I Kor 14,34.
Das man an gewissen tagen vnd stunden bete, lehre, Psalmen singe, durch
das Glockengedoͤn die Christliche Gemein zusamenbringe, die Predigt zu
hoͤren vnd das Sacrament zu empfahen. Das man Christliche feirtage
verordene, daran man nuͤchtern sey vnnd Gottes Wort hoͤre, auch ehrliche ehrbare, anständige, angemessene. Vgl. , 70.
kleider im Kirchenampt gebrauche, gewisse lehr aus dem Alten oder Newen
Testament weislich auserwelle, aus(er)wähle. dieselbige nach verstandt des volcks im
predigen vnd lesen vorlege vnd teile, an feirtagen die gewoͤnlichen Euangelia
vnd Episteln behalte, die lehr, so sich auff die feirtag reimbt, die zu den Feiertagen passt. Vgl. , 671–673. handele,
vnsere gewoͤnliche vnd Lateinische sprach nach gewisser ordnung in kirchen
gebrauche. Das man orgeln habe, Bilder Standbilder, Plastiken. Vgl. , 9f. vnd gemelde, das gedechtniß
nuͤtzlicher dinge zu erhalten, in Kirchen dulde, niemand zurheiligen
Communion lasse, er sey denn zuuor verhoͤrt, examinirt vnd vnderricht, von
dienern dazu verordent. Das die absolution vom priester begert werde. Das
im Abentmahl des Herrn alles gehalten werde, was Christlich vnd ehrlich ist
vndIm Originaldruck infolge Zeilenwechsels dupliziert. zu guter ordnung gehoͤret. Das mann fruͤe vnd abend gebet,auch
lectiones, aus der heiligen Schrifft genommen, zu gewissen stunden singe,
die alten Christlichen lieder vnnd gebreuchliche uͤbung der lection ausder
Schrifft, von allem B 3r misglauben vnd jrthumb gereinigt, erhalte, durch
gebuͤrliche ordination die erwelten vnd geruffenen zu geistlichenemptern
zulasse, die todten ehrlich mit Christlichen gesengen vnd zimliche geleut
begrabe, der heiligen gedechtnis one Abgoͤtterey vnd Gottlosenwahn
Christlich erhalte, den Catechismum uͤbe, meßige verhoͤrung, der Kirchen
zustendig zu erhaltung gute vnd noͤtige zucht, welche von sich selbsgefallen,
widder auffrichte, Breutigam vnd braut mit ehrlichem Christlichen gebrauch
in der Kirchen zusamengebe, Canones von ehrlichem leben vnd wandel
derer, so im geistlichen ampt sind, mache vnd vorschreibe, meßige faste one
misglauben ordene, vnd dergleichen mehr.

So durch diese oder dergleichen Mittelding, die ein oͤffentlichen nutz haben
in der Kirche vnd zur zier, ordnung, zucht vnd erbarkeit dienen, bestendige
eintracht, ruge vnd gleichfoͤrmigkeit in Kirchen, welche in der reinen lehr
vbereinstimmen, gemacht koͤnte werden, achten wir, es solten die Kirchen,
welche durch vnordnung verstalt sind, durch einsetzung dieser Mittelding
gleichfoͤrmig gemacht werden den Kirchen, die besser geordent sind. Vnd
das sich mit gutem gewissen keiner hie widder setzen koͤnte, weil von wegen
der rechten Mittelding die eintrechtigkeit der Kirchen nichtauffzuloesen,
auch die Kirchen von jhren pfarherrn nicht zu uerlassen oder Zenck der
Mittelding halben zu erregen vnd zum letzten keine Trennung in den Kir
chen, die in einerley lehr Christi vbereinkommen, zu behalten sind.

Wir haltens auch vor keine dienstbarkeit, wenn solche ding mit freyem ge
wissen bey Gottfuͤrchtigen leuten Christlicher einigkeit vnd erbawung halben
gehalten werden. Wenn der Keyser durch solchen gebrauch der Mittelding,
one nachteil der lehr inn all vnsern Kirchen, one misglauben vnd furcht, das
Gotlose Bapstumb widder einsetzen, eintrechtigkeit machen wolte, tzweif
feln wir nicht, die Kirchen koͤnten mit gutem gewissen gehorsam sein.

B 3v Die Mittelding aber, die warhafftig so genant werden, sind einge
schlossen in ein gewiß ziel;bewegen sich in bestimmten Grenzen. Vgl. , 1055–1061. wenn sie dasselbige vbertreten, sinds nicht
mehr Mittelding, sondern verfelschung, verunreinigung, vrsache des Miß
glaubens, stricke der gewissen, ergernis der schwachen, schwechung der wa
ren Religion vnd ein bequemer geeigneter, gelegener, günstiger. Vgl. , 1481f. anfang, aller alten Papistische mißbreuche
vnd Gotlosen wandel widder einzusetzen, darumb ist noͤtig, das neben den
Mitteldingen frey sey, recht vnd Christlich zu leren vnd dieselbige Mittel
ding zu regieren nach der lehr Christi der Aposteln vnd Propheten. Vnd das
sie nicht lenger vor Mittelding gehalten werden, denn so lang sienuͤtz sind
vnd zu erbawung dienen.

Jn das Register der Mittelding koͤnnen die ding mit warheit nicht gesatzt
werden, welche zum glauben, Gotfuͤrchtigkeit, zur erbawung der Kirche, zur
zier, ordnung, Erbarkeit Vnrechte Mittelding.vnd zucht nicht dienen, sondern die Christliche frey
heit verdruͤcken, unterdrücken. Vgl. , 253f. die gewissen verwickeln vnd verwunden, mißglauben
erhalten, mit Gottes wort streitten, die geheimniß der Sacrament vnd waren
Gottesdinst vertunckeln, vnordnung vnd verhindernis des waren Gottesdiensts
mit sich bringen, die Kirche verunehren, den waren Gottesdienst in
verachtung vnd verhoͤnung bringen, die werde Herligkeit vnd noͤtigkeit der
Christlichen Religion entweder vernichten oder in des Antichrists mißglauben
verkeren vnd eine bekrefftigung sind des Papistischen grewels vnd
mißbrauchs.

Solche erdichte Mittelding sind die nerrischen geberde der Pfaffen in jhren
opffern, offentliche spectakel, heidnische spectakel, die mehr auff den Marckt
gehoͤren denn in die Kirchen Christi vnd die man mehr fuͤr Heidnische Affen
spielZum Ausdruck vgl. . vnd ehrgeitzige gepreng fleischlicher leute halten soll denn fur Kir
chen­^!Ceremonien, nichtige Ceremonien vnd gepreng, zeuberische beschwe
rung,magische Beschwörung. Weyhung des Oles, der Tauffe, des Saltzes, des Weywassers, Palmen,
FewerZur Aufzählung vgl. . vnd anderer sehr viel ding mehr, welche eine verfluchte zeuberische
gestalt haben vnd den mann geist-B 4rliche vnd Goͤttliche wirckung vnd
tugent zuschreibt. Jtem das lecherliche, toͤrliche vmbgehen vmb den Kirchoff,
welchs allein dartzu dienet, das man in schoͤnen kleider sehe vnd gesehen
werde, vmbtragung des Brodts, Vgl. Anm. 19 zum lateinischen Text. Bilder auffsetzung vnd vmbtragung der
todten gebeine, die Gleisnerische waschung der fuͤsse, Vgl. Anm. 20 zum lateinischen Text. das gepreng des ein
tzugs Christi am Palmtag, In den Palmsonntagsprozessionen wurden mancherorts lebensgroße Eselsfiguren mitgeführt. Vgl. ; ; , 363f. die einlegung des Creutzes ins grab, die wache,
so mann nicht one vntzucht helt, vmbs grab, sampt andern eiteln Grabspecta
keln,Vgl. ; . das prechtige spectakel der angetzuͤndten liecht am tage der reinigung
Marie,Mariae Lichtmess, 2. Februar. Vgl. , 27f. die Walfarten voller misbrauchs vnd lasters, das spiel an Christi Hi
melfarts tagDabei ließ man mancherorts eine Christusfigur mittels eines Seilzuges durch ein Loch in der Kirchendecke schweben, anschließend fielen Oblaten, teilweise auch Blumen, auf die darunter versammelte Gemeinde hinab, zum Schluss wurde eine brennende Teufelsfigur aus dem Himmelsloch gestürzt. Vgl. ; . vnd wie die Taub herunter fleucht am Pfingstag, Vgl. Anm. 21 zum lateinischen Text. welche
geuckeley sich besser reimbt an oͤrter, da man Fastnachtspiel treibt, denn in
die Kirchen Gottes.

Diese vnd dergleichen sind nur Lose, eitele, lame, muͤssige erbeit in Kirchen,
der Mittelding gebrauch vnd nutz haben sie nicht, sonder machen, das man
vnsere Religion fuͤr geuckeley vnd gespoͤtt helt. Sie verkleinen der Kirchen
diener glaubenGlaubwürdigkeit (in den Augen ihrer Hörer). vnd ansehen, machen, das man der Pfarherrn lacht, bringen
ein argwohn auff jhre lehr vnd machen auß dem gantzen ampt des Euangelij
ein gespoͤt, bringen auch die hoͤchste verachtung der lehr vnd Sacrament
Christi, machen vnzeliche ergerniß, gereichen zur verstoͤrung, nicht zur er
bawung. Denn der gemeine man richtet die nuͤtzlichen gebreuch vnd ordnun
gen der Kirchen nach diesen Mitteldingen vnd meint, es sein alle Ceremonien
gleich, eine wie die ander, daraus mus nottwendig allezeit entspringen eine
grausame, schedliche verachtung der Religion, ein wuͤst, rholosruchlos (? nicht bei Grimm, DWb; vgl. aber unten Bl. E 2v). wesen, eine
hesliche vnordnung vnd confusion in der Kirchen.

Derhalben wil sich nicht tziemen, das man durch ergernis vnd schedliche
verwirrung die wolgeordenten Kirchen mit solchem narrenwerck beschwere
vnd verstelle. Denn die Ceremonien, so sie den rechten gebrauch der Mittel
ding verlieren, koͤnnen sie keine Mittelding mehr sein, auch mit B 4v war
heit nicht also genant werden, vnd sind nichts anders denn verfelschung, sa
men vnd sterckung des Papistischen mißglaubens vnd heimliche genge, durch
welche die widersacher sich vnderstehen, widder in vnsere Kirchen zu
schleichen, Man könnte an die Geschichte vom Bel zu (Stücke zu Daniel, 2) denken (bes. V. 12), wahrscheinlicher ist es jedoch, dass das Bild von der Belagerung einer Festung genommen ist. Vgl. oben A 4r. die selbigen vom grundt vmbzukeren, das gantze Babstumb
widderzubringen vnd einzusetzen vnd solches alles zu thun durch vns selbs
vnd durch die erdichte annemung der Mittelding. Denn sie wissen wol, das
diß der leichtste vnd richtigste weg sey, das Gottlose Papistische wesen wid
der in die kirche Christi einzusetzen.

Weil nu solche nerrische, erdichte Mittelding durch den glauben, der allein
auff Gottes wort ist gegruͤndet, nicht eingesatzt, beschuͤtzt oder erhalten koen
nen werden, jtem weil sie der grund sind der alten abgoͤtterey, auch das gant
ze Babstumb mit sich ziehen, so verwaren die pfarherrn jhre gewissen wol,
welche jhre kirchen lieber verlassen vnd ins elendt ziehen wollen, denn inn
diß lose, schendtliche narrenspiel verwilligen vnd durch diese fantasey den
waren Gottesdienst beflecken, die bestendigkeit vnd festigkeit des glaubens
schwechen, die kirch ergern vnd wanckent machen, der Papistischen Tyran
ney die thuͤr auffthun vnd dem zukuͤnfftigen grewel ein weg bereiten.

Jn diesem fall werden mancherley bedencken vnd meinungen gehort. Etliche
sagen, man solle solche geuckerey vnd narrentedung Torheit, Narretei. Vgl. , 382. lieber annemen vnd
halten denn die kirchen verlassen. Etliche halten das widerspiel, meinen das Gegenteil. Vgl. , 1235–1237. das die
einsetzung solcher geucherey ein anfang sey, das Gotlose Babstum widder
einfuͤren. Mit dieser bedencken vnd meinung stimpt ein grosser teil der
Theologen vberein. Nemlich das durch der erdichten Mittelding einsetzung
listiglich gesucht werde, das vnsre lehr bey dem gemeinen mann verdacht
vnd der groͤbste weg zu den vorigen misbreuchen durch vns selbs widder
eben gemacht werde.

Weil nu hierin die bedencken C 1r der gelerten so mancherley vnd diese
sachen so wichtig Nota.sind, das sie die zustoͤrung der wolgeordenten Kirchen mit
sich bringen vnd alles vol zwitracht vnd jrthumb in der kirchen vnd im welt
lichen Regiment machen werde, derhalben bitten wir E.A.W. Euer Achtbaren Würden.auffs hoͤchst,
vmb das gemeine heil der kirchen vnd die ehr Jhesu Christi,vnsers erloͤsers,
das jhr von den dingen, die der Mittelding eigenschafft vnd gebrauch nicht
haben vnd daruͤber der Kirchen auch schaden, ewer meinung an tag gebt,
daraus mann in gegenwertiger gefahr bestendiglich schliessen moege, welchs
die Mittelding sind, die mit Gottes Wort vnd willen vbereinkommen vnd der
Kirchen nuͤtz sind.

Es koͤmpt vns vor, das ihr viel sind, welche sich duͤncken lassen, sie seyen
gegen Gotte damit genug entschuͤldigt, das sie in der noth aus zweyen boͤsen
das kleinste erwelen Vnd das tyranney vnd dienstbarkeit leiden nicht suͤnde
sey. Ob aber solche meinung fuͤr Gottes gericht gelten werde, da moͤgen sie
zusehen. Es ist noch nicht gruͤntlich bewiesen, welches besser sey: die Kir
chen verlassen, oder das schedliche gedicht der Mittelding annemen vnd die
abgethane ergernis widder auffrichten vnd halten.

Was von der dienstbarkeit zu leiden gesagt wird, das moͤchte war sein, so
mans weltlich verstuͤnde. Das man aber dienstbarkeit in Gottlosen sachen
vnd erdichten Mitteldingen in der Kirchen Christi solte zulassen vnd leiden, ist
der warheit nicht gemes, weil sie zur zerstoͤrung, nicht zur erbawung der Kir
chen dienet. Ach was wil man viel sagen, beweist doch die gantze Schrifft,
auch die exempel der heiligen, das in der Kirchen in Mitteldingen keine mis
breuch, Nota.keine ergernis, kein zwang der Kirchen Christi, keine dienstbarkeit der
gewissen zu leiden sey. Die heiligen haben nie leiden wollen, dasdie Fuͤrsten
hoͤffe nach jhrem gutduͤncken der Kirchen dienstbarkeit aufflegten.

s:Die Fuͤrstenhoͤfe sollen von der Kirchen durch Gottes C 1v Wort regirt wer
den, die kirch aber soll man durch weisheit der Fuͤrstenhoͤffe in keinen weg re
gieren, sonder mit Nota bene.Gottes Worte. Es sollen auch die Fuͤrstenhoͤffe Christo vvnd
seiner Kirchen kein Gottesdienst vorschreiben one Gottes wort, die es aber
thun, die thun mehr, denn jhn befolhen ist, vnd nemen des Antichrists person
vnd werck an sich. Weltliche oͤberkeit soll die wolgeordenten kirchen foͤrdern
helffen vnd nicht mit misbreuchen verfelschungen vnd ergerlichen gebreuchen
verstellen, zu schanden machen vnd in schendliche, gottlose dienstbarkeit
bringen. Christus sol die kirch regieren vnd nicht die Fuͤrstenhoͤffe.

Das aber etliche hie kluͤgeln, die lehr von ergerlichen ceremonien solle frey
sein vnd man solle dieselben oͤffentlich straffen, das ist narrenwerck. Denn
wie kan ein Gottfuͤrchtiger pfarherr das thun, darumb jhn sein gewissen be
schuͤldiget? Vnd wie kan er stetz halten, das er vor der gantzen Gemein teg
lich vnrecht heisset? Wer wirt derer lehr Nota.gleuben koͤnnen, welche die ding,
so sie zuuor selbs gescholten, verdampt vnd verworffen haben, widder auff
richten vnd also teglich widder sich als widder die vnbusfertigen predigen
muͤssen? Wie kan eintracht vnd ruge ein bestand haben an den oͤrtern, da die
pfarherrn in kirchen fuͤr der Gemein schelten vnd straffen die ding, welche
die Fuͤrstenhoͤffe on alle verletzung wollen gehalten haben?

Wenn mann alles beim liecht besehen wil, so beweist Nota.sichs aus der that, das
die kirch durch diese Mitteldingische linderung geblendet wird, die Pfarherrn
werden betrogen vnd wirt der waren Religion listiglich nachgestalt. Auch
werden practiken gesucht, den Bepstischen grewel widder einzufuͤren,
welchen die papisten gantz wollen angenommen haben.

Weil denn nu die sachen also stehen, ists vnsers achtens den pfarherrn besser
vnd sicherer, das sie von jhrem ampt weichen vnnd jhre kirchen verlassen,
denn das sie sich beflecken solten mit den papistischen verfelschungen,
C 2r welche der kirchen schaden vnd zu auffrichtung des Bapstumbs vnter
dem falschen namen der Mittelding Nota.auffgelegt werden von den weisen dieser
welt, die sich bevleissen, auff solche weise jhnen selbs vnd jhrem nutze vnd
nicht der Kirchen Jhesu Christi zu dienen. Es soll einer lieber sterben oder
im elend leben mit gutem gewissen, denn mit vnruͤgigem gemuͤt im Kirchen
ampt mit seinen eignen gewissen kempffen vnd sich selbs verdammen inn
dem, das er thut, jtem solche dienstbarkeit leiden, welche die freyheit des
gewissens verbeut. Sol man dem gewissen recht rathen, so mus mann eine
gewisse bestendige lehr von Mitteldingen, welche one verwundung des ge
wissens koͤnnen gehalten werden, lassen ausgehen.

Die wunden der gewissen sind gefehrlich. Auff das wir nu hierin vnsere ge
wissen nicht verwunden oder, so vns noth angieng, etwas thun, das vns her
nachmals gerewen vnd dadurch vnsere gewissen strefflich werden moͤchten,
so begeren wir gantz vleissig das von euch Wirdigen Herrn preceptorn der
zangk von Mitteldingen deutlich vnd vnderschiedlich an tag geben werde
vnd das jhr antzeigt aus Gottes wort, was man sol
nachgeben, was man sol leiden, was man sol verwerffen.

Bißher haben wir vnsere meinung angetzeigt von den dingen, dadurch der
ware Gottesdienst warhafftig gezieret vnd ausgebreitet wird, jtem welche vor
rechte Mittelding gehalten werden, vnd dagegen, was vnter diesem namen
felschlich ertzelet wird. Nu wollen wir weiter von den dingen handeln, die
von etlichen vnter die Mittelding gezelt vnd mit mancherley farben vnd deu
tungen gemalht vnd getzieret werden, auff das sie ein schein haben, als we
ren sie nuͤtzlich.

Dieweil sie aber so sind, das sie durch die lehr Christi, der Propheten vnd
Aposteln oͤffentlich verdampt werden vnd mit eigenschafft des glaubens
streiten, auch oͤffentlich Gottlos vnd verdamlich sind, halten wir, das sie we
der vor C 2v gut zu halten noch anzunemen sind. Solcher art sind alle mis
breuch vnd erdichte Gottesdienst, damit widder Gottes gebot dem Euangelio
vnd einsatzung Christi etwas zugethan oder genommen wirt. Jtem alle selb
erwelte Gottesdienst, welche alletzeit von anfang der welt her von Vetern, Pro
pheten, Christo vnd den Aposteln als fuͤr vnnuͤtz, nichtig, vergeblich vnd vn
goettlich verdampt sind. Wir gleuben auch, das keine gebreuch vnd werck, von
menschen erdacht vnd erdicht, Gott damit zu ehren vnd zu uersuͤnen, die gna
de Gottes dadurch zu erwerben vnd genug zu thun vor die Suͤnde,in Kirchen,
one vorlust des ewigen lebens, fur gut gehalten, angenommen odder angericht
vnd gelidden koͤnnen werden. Denn solcher Gottesdienst ist Abgoͤtterey, wel
che von Gotte alletzeit hefftig verbotten vnd grewlich gestrafft ist worden.

Dieser art sind die Moͤnchereyen mit jren geluͤbden vnd andern Gottlosen
anhengen, die Winckelmes mit dem Canon, das ehelos leben der geistlichen,
anruffung der heiligen vnd heiligendienst, Sacrament von menschen einge
satzt, welchen mann geistlichen wirckung hat zugeschrieben, heilig zu ma
chen, Teuffel zu uertreiben, das heil an leib vnd seele zu bewaren, die beicht,
in welcher erfordert wird die bekentnis aller suͤnde als zur vergebung noͤtig,
die fastage, in welchen ein vnderschied der speise geboten wirdt, jtem wel
che zur gnugthuung, vergebung vnd seligkeit zu uerdienen, geboten werden,
die Vigilien vnd Seelmessen vor die todten, der selen begengnis, jährlich am Sterbetag wiederholte Messfeier zugunsten der Verstorbenen. gnugthuung
vor die Suͤnde, Walfarten, der Ablasjarmarckt vnd alle andere gebreuch, die
man den leuten vorgibt, Gotte damit zu uersuͤnen vnd die gerechtigkeit fur
Gott dadurch zu uerdienen.

Diese ding streitten alle widder das Euangelium, die eigenschafft des Glau
bens vnd freiheit, die vns Christus erworben hat. Darumb kan niemandts in
diese oder dergleichen selberwelte werck one verletzungder Goͤttlichen
warheit, seiner eignen gewissen vnd verlust seiner Seelen seligkeit willigen.

C 3r Diese dreierley vnterschiedene weisen vnd gebreuch, so bisher ange
zeigt, setzen die listigen vereiniger vnd linderer alle one vnterschiedt vnter
die Mittelding, auff das sie vnter der Mittelding namen der kirchen alle Gott
lose misbreuch, verwuͤstung vnd falsche lehr widder auff den hals legen vnd
durch diese behendigkeit vnsere lehr vnd Religion von grund vmbkeren, da
gegen aber des Bapstumbs abgoͤtterey Nota.widder auffrichten. Vnd auff das sie
solchs listiglichen zu wegen bringen, blenden sie durch das gedicht der Mit
telding die einfeltigen gewissen vnd vberreden den Gemeinen man, mann
koͤnne nicht allein dulden, sondern auch wider auffrichten alle gebreuch, die
jhe im Bapstumb gewest vnd noch sind.

Vnd ob gleich etwas vnter denselben moͤcht sein, das oͤffentlich widder Got
tes gebot were, so koͤnt man doch darin zu dieser zeit dispensiern, wie denn
der . Islebius = Johann Agricola aus Eisleben.Interimist, welcher durch seine Antinomey wol bekand ist,  hatte sich zunächst mit (erster antinomistischer Streit 1527), dann mit (zweiter antinomistischer Streit 1537–1540) über die Bedeutung des Gesetzes im Zusammenhang der Evangeliumsverkündigung auseinandergesetzt. Zur dritten Phase der antinomistischen Streitigkeiten vgl. . vorgeben
soll, das Mose inn der wuͤsten durch seine dispensation auffgehaben habe
den befehl von der Beschneidung vnd habe zugelassen den Scheidebrieff. Vgl. Jos 5,5–7; Dtn 24,1; Mt 19,3–9.
Durch welchs Gotteslesterisch gedichtErfindung. Vgl. , 2016. er klerlich anzeigt, daskeine suende
sey, was man dem gewaltigen teil nachlest. Das heist Gottesfurcht vnd ge
horsam gegen Gott lehren! Jch meine ja, solche schmeichler sollen vns (wils
Gott) feine Kirchen bestellen vnd dieselbigen mit warem, Gott gefelligem
Gottesdienst zieren. Behuͤt, lieber Gott, welche finsternis koͤnnen in verkar
teverkehrte, verirrte. Vgl. , 626f. 629f. 633–635. hertzen kommen!

Man sagt, der abschied zu soll die Dieser einiger grund kan vns das gantz Bapstumb widerumb in die kirche bringen.Mittelding mit diesen worten
auslegen: In Mitteldingen sol mann alles halten, wie es die heiligen alten
Veter gehalten haben, und ienes teil itziger zeit auch noch helt.
 Vgl. oben Anm. 32. Was ist
das anders, denn vnter dem schein der Mittelding sich vnterstehen, das
gantze Bapstumb widderumb in vnsere Kirchen zu fuͤren vnd die pfarherrn
derselbigen betriegen mit dem wort Mittelding, auff das, nachdem sie
betrogen sind, sie C 3v auch vnwissentlich (weil das Euangelium Christi
vnd warer Gottesdienst ausgeschlossen ist) den Gotlosen Papistischen
mißbreuchen den weg machen zu vnsern recht vndgoͤttlich geordenten
Kirchen?

s:Wenn die prediger den gemeinen mann vberreden, das mann in diesen newen
Mitteldingen, das ist: inn allen papistischen misbreuchen (welche itzt Mittel
ding muͤssen heissen), dienstbarkeit leiden koͤnne, vnd die Bisschoffe die ge
walt jhrer Iurisdiction widder vberkommen, so ists jhn alles angangen, gelungen. Vgl. , 342f. wie
sie nur selber wollen. Da werden bald Gottlose misbreuch auffgericht, die rei
ne lehr verloschen, der ware Gottesdienst begraben vnd vntergedruckt vnd die
trewen, rechtschaffenen lehrer der Kirchen verstossen werden. Auff das mann
solchs zuwegen bringe, schickt mann vns erdichte Mittelding auff den hals,
wenn die angenommen sind, so wird mann darnach ein Concilium versamlen,
welches die lehr vnserer Kirchen verdammen vnd nachseinem gutduͤncken
allerley gesetz, was jhm nur gefelt, der Kirchen wird aufflegen. Es beweist
sich auch itzund mit der that, das sich die Bischoff stracks vnterstehen, das
das gantze Bapstumb mit all seinen mißbreuchen vnd Tyranney widder auff
gericht vnd die reine lehr vertilget werde. Solchs erkleren sie auch weiter mit
jhren Landtagen, welche sie allenthalben oͤffentlich ausbreiten vnd darinnen
befhel thun, das man die Papistische Tyranney einfuͤren vnd die verfluchte
Abgoͤtterey des Bapsts widder einsetzen sol.

Die zwey letzte stuͤck der Papistischen gebreuche,Im Originaldruck: gebreuchs. welche zum teil das zielden Bereich, die Grenze. Vgl. , 1055–1057.
der Mittelding vberschreitten vnd den gebrauch vnd nutz der Mittelding ver
lieren, auch zum teil verbottene vnd verdampte selberwelte werck sind, die
koͤnnen one verletzung der furcht vnd ehren Gottes vnsers erachtens, so die
widersacher drauff dringen, nicht angenommen werden. Es kan auch die
dienstbarkeitKnechtschaft; Verpflichtung. Vgl. , 1122. in denselbigen one beleidigung Christi, one offentliche vefel
schung vnd vertil-C 4rgung der waren Religion vnd Euangelischen lehr
der kirchen nicht auffgelegt werden. Wir halten auch, es sey besser entweder
sterben oder nach verlassung der Kirchen im elend leben vndalles vngluͤck
leiden, denn widder das gewissen mit andern Papisten die selberwelte werck
vnd erlogene Mittelding annemen oder fordern.fördern, unterstützen, voranbringen. Vgl. , 1892f. Denn dieselbige erdichte
Mittelding dienen zur verstoͤrung, machen das Kirchenampt verechtlich. Jtem
sie machen vnsere lehr verdechtlich vnd vnbestendig, der widdersacher falsche
lehr aber vnd misbreuch bestetigen sie, geberen greuliche ergernis, machen
den glauben der schwachen wanckelhafftig, abschrecken alle gelerte guthertzi
ge leut von kirchenemp
tern vnd bringen zu wegen, das man die Kirchenempter inn kurtzer zeit den vngelertesten eseln vnd bauchknechten, welchen die
ware religion gar nicht zu hertzen gehet vnd die jhre eigene religion allein
des genießVorteils, Nutzens, Gewinns, Einkommens. Vgl. , 3452f. halben achten, befhelen mus.

Weil denn die erdichten Mittelding, wo man sie ein mal annimpt, gewißlich
verstoͤrung der kirchen bringen werden, so wil noͤtig sein, das sich die Gott
fuͤrchtige pfarrhern den geferbtenbeschönigten, verfälschten. Vgl. , 1325f. einsatzungen der Mittelding widdersetzen
vnd in ihrem gewißen beschliessen, das es besser sey vom ampt weichen, denn
sich mit der schedlichen einsetzung der MitteldingeIm Originaldruck: Mittelding). beflecken vnd durch
solche Gottlose einsetzung die ware kirchen fuͤr jrrige schelten, die lehr des
glaubens verfelschen, zweiffelhafftig vnd verdechtig machen, die warheit des
Euangelij verneinen vnd die thuͤr auffthun, die Bepstischen triegereien wid
der einzufuͤren.

Weil auch vnleuckbar ist, das mann allein darauff vmbgehet, darauf ausgeht, darauf abzielt, beabsichtigt. Vgl. , 918. damit das
Bapstumb widder auffgericht vnd die reine lehr des Euangelij vnd religion
Christi vertilget vnd vergraben werde, so sehen wir fFr gutt an, das mann
sich vleißig hFte, auff das gar keiner verenderung raum geben werde, da
durch die widersacher ein anfang kriegen bekommen. Vgl. , 2249. m=chten, jhre falsche lehr widder
auffrichten.

Denn wo die [C 4v:] hertzen ein mal anfahen zu wancken vnd zweiffeln, so
wirdts aus sein vnd wird vns keine Adiaphorische verenderung auch nicht im
geringesten helffen. Denn die widdersacher wollen das gantze Bapstumb
widder eingesatzt haben. Darumb werden sie sich durch keine billigkeit od
der linderung zu vns zihen lassen, sondern sie wollen, das wir als Ketzer vnd
Rotten widderumb zu jhnen als zu der Christlichen Kirchen vnd rechten
lerern gefFret werden. Das ist jhr vornemen alzeit gewest, vnd dabey bleiben
sie noch. Derhalben wird vergebens eintrechtigkeit bey vnsern widdersachern
gesucht durch diese Adiaphorische verenderung. Die h=fische anschleg Pläne, Vorhaben, Überlegungen, Vorschläge. Vgl. , 440f. von
annemung der Mittelding thun nichts anders, denn das sie den widdersachern
zu jhrem vornemen ein wegk machen.

beklagt sich in etlichen brieffen an seine freunde, es sey der vnge
lerten pfarhern schuldt, das seine Mittelding schwerlich angenomen vnd vor
keine Mittelding erkant werden, weil er doch selbs weis, das er sie erdicht
vnd ertreumt. Noch dennoch Dennoch. Vgl. , 876. wil er sie gehalten haben, obgleich die h=chste
ergerniß vnd gewissesichere, unausweichliche. Vgl. , 6188. verst=rung der Kirchen daraus folget. Aber er mag sei
ne klugheit bey sich selbs behalten vnd lasse vns die einfeltigkeit vnserer vn
schuldt, das wir der heiligen schrifft vnd rechten Kirchen meinung folgen mF
gen, die da sagt, das die Mittelding frey sind, vnd wil, das die Kirche durch
dieselbigen erbawet vnd nicht zust=rt soll werden, das man ergernißen sol ab
thun, nicht auffrichten, das man die abergleubische lehr, verfelschung vnd ab
g=tterey aus der Kirchen ausschliessen, nicht hineinfFren soll. Es machts nicht
aus, das die leut spielen mit falschem gedicht vnd vngeschickliche geuckeley
durch geferbte deutung zierlich vnd listiglich auff gute sachen ziehen vnd ein
new AgentbuchAgende, Gottesdienstordnung mit liturgischen Texten etc. Anscheinend wusste man in um die unter Federführung erarbeitete neue Agende, die just um die Zeit der Abfassung des Briefes den Landständen in vorgestellt werden sollte. Vgl. . der heiligen ordnung one Gottes wort ausspintisirenersinnen, sich ausdenken. Vgl. , 978..

s:Die kirche darffbraucht. Vgl. , 1723f. keine newe schatten vnd figuren zukuͤnff-D 1rtiger ding. Vgl. Kol 2,17.
Von denselbigen ist sie durch Chistum gefreiet,befreit. Vgl. , 104f. vnd hat jhren Gottesdienst
im Euangelio Christi beschrieben vnd eingesatzt, demselben sol menschliche
kuͤnheit nichts zuthun noch abnemen; die Mittelding, so wir erstlich gesatzt
haben, wolten wir ruge vnd eintracht halben gern mit andern kirchen, welche
die reine lehr haben, halten. Wolten auch gerne, das eine gemeineallgemeine. Vgl. , 3172. gleich
foͤrmigkeit der kirchen mit ruge one ergernis koͤnte gemacht werden, also das
die lehr allenthalben vnangegriffen bliebe. Denn wir halten, das gleichfoͤrmi
ge weise in der kirchen einigkeit zu erhalten sehr nuͤtzlich were.

Wenn die gewaltigenMachthaber, Einflussreichen. Vgl. , 5129. hierin so vleißig weren als Nota.darin, das die kirchen, so
mit einander eins sind, durch die erdichten Mittelding voneinander getzogen
vnd getrennet werden, theten sie ein bessere erbeit. Weil aber das heil vnd
einigkeit der kirchen nicht gesucht, sonder allein ein weg zugericht wird, al
les auffzurichten vnd einzusetzen, was das Concilium schliessen wird, so
werden diese eintzele verenderungen, so an etlichen oͤrtern geschehen, nicht
helffen. Vnd wie man aus viel antzeigungen mercken kan, wird Gottfuͤrchti
gen Pfarherrn nichts bessers oder sichers sein fur Gott, denn das sie weit,
weit, weit sind von solchen geferbeten, betrieglichen radtschlegen, welche
von annemung der Mittelding vnd falschen verenderungen gehalten werden,
darumb das die Adiaphorischen radtschlege dahin gericht sind, das des
gantzen Bapstumbs abgoͤtterey vnd Tyranney widder eingesatzt werde vnd
das keine rechtschaffene eroͤrterung der lehr, auch keine rechte reformation
der kirchen zu gewartenerwarten, gewärtigen. Vgl. , 5348. ist.

s:Jtem, wir halten, das den kirchen nichts sicherers oder nuͤtzers fuͤr Gott sein
wird, denn gar keine enderung machen, ehe man gewis weis, das ein bestand
haben koͤnne, was durch die newe enderung inn rechten Mitteldingen wird zu
gelassen, gegenIm Originaldruck: gne. diese versicherung sol mann sich nichts durch enderungen vn
derstehen, welche in geistlichem vnd weltlichem regiment sehr fehrlich sind.

D 1v So aber die pfarherrn, die solche schedliche Enderungen straffen,tadeln, kritisieren. Vgl. , 712–715.
aus der kirchen verstossen wuͤrden, ists besser, sie Nota.lassen sich außstossen,
denn das sie dem Interimistischen vornemenUnternehmen, Vorhaben, auch Handeln. Vgl. , 1358f. helffen, sich mit frembden
suͤnden beflecken vnd die religion den widersachern Christi verraten.

Dieweil wir auch wissen, das vnsere widdersacher, die papisten, viel trotzi
ger, hefftiger vnd halstarriger sind, denn das sie fuͤr krefftiggültig, rechtskräftig. Vgl. , 1949. halten solten,
so etwas nuͤtzlichs beschlossen wuͤrde in vnsern kirchen, so wollen wir vns
nicht wegern, gemeiner eynigkeit halben mit den kirchen, die vns verwand
sind, anzunemen die Mittelding, so recht sind vnd zu rechtem nutz vnd ende
gereichen, derer gleichen wir erstlich erzelet aufgezählt, genannt. Vgl. , 1077f. haben. Die widdersacher
moͤgen ihre abgoͤtterey anrichten on vns. Mus man daruͤber verfolgung vnd
dienstbarkeit leiden, so thu mans one nachteil vnd verkleinerung des Euan
gelij Christi, das die Gottfuͤrchtigen nicht geergert, die kirche Christi nicht
geschmehet, die lehr Christi nicht vorfelscht, der Aposteln vnd Propheten
reiner Gottesdienst nicht besudelt werde.

Jn was gefahr die kirch vnd das weltlich regiment itzt stehen, wissen wir wol
vnd wolten vnser thun gern also richten, das wir der kirchen Christi dieneten,
vnsere vnd ander leut gewissen recht weiseten vnd vnsere hertzen zu allen
sachen bereit machten. Derhalben haben wir fuͤr noͤtig geacht, euch, vnsern
guͤnstigen Herrn, vnsere meinung vorzulegen Vnd dagegen ewere von den
Adiaphorischen enderungen zu hoͤren, auff das wir vnsere hertzen in aller
gefahr nach ewerm rath deste getroster machen wider allerley schrecknis,
zittern vnd geferligkeit.

Vnd weil man allenthalben sagt, Ewre meinung sey, das man die dienstbar
keit in Mitteldingen leiden soll, auch in denen, die vnd andere,
welche von gedancken der Fuͤrstenhoͤfe froͤlich vnd vollHier legt sich die Assoziation trunken nahe (vgl. ), zumal man nachsagte, er sei ein Säufer. Vgl. , und ; , 560–564. sind, Mitteldinge
nennen, vnd welchen eine gestalt durch eine sonderliche deutung kan D 2r
angeschmirt werden, als koͤnne man sie in der kirchen etwa zu gebrauchen.
Auff welche weise alle narrenteding vor Mittelding koͤnten eingefurt werden.
Sintemal diese wetterwendische meinung, das man in Mitteldingen dienst
barkeit leiden soll, viel boͤser buben gebrauchen.

Derhalben Nota.bitten wir euch, Ehrwirdige Preceptores, durch die ehre Christi
Jhesu vnd heil der kirchen, das jhr euch in diesem zanck von Mitteldingen
deutlich durch eine oͤffentliche schrifft erkleret. Sonst wird die meinung,
nemlich das man Dienstbarkeit in Mitteldingen leiden sol, vnzeliche tren
nung erwecken vnd wird mehr kirchen verwuͤsten denn vnsere feinde, die
widdersacher, selbs.

Jderman siehet mit augen vnd hertzen auff euch, an ewrem rath hengt ein
guter teil der Christenheit, denn sie gleuben euch mehr denn ander leuten.
Derhalben solt jhr die Gottfuͤrchtigen inn zweiffelung vnd mancherley mei
nung nicht stecken lassen. Die hoͤchste not, die ehr Gottes, der kirchen heil
erfordert eine solche erklerung von euch.

s:Die gefehrligkeit, welche bey vnserer Religion vnd bekentnis der warheit ist,
kan weder mit stilschweigen noch menschlicher huͤlff, wie dieselbige jmmer
heissen mag, vermieden werden. Es thut nichts, das jhr, der gefahr zu entwei
chen, ewer ampt, das jhr den kirchen schuldig seid, ligen lasset. Wir schwei
gen oder reden, so ist es den widdersachern gleich eins. Wo wir die reine lehr
Christi nicht verleugnen vnd das gantze Bapstumb vns nicht gefallen lassen,
wird man vns widder rast noch ruge lassen.

s:Der Teuffel ist ein ewiger feind Christi vnd seiner kirchen. Er gehet one ablas
sen vmbher, auff das er die kirch Nota.verterbe vnd jhre buͤrger erwuͤrge. Vgl. I Petr 5,8. Es ist in
summa nichts, das man von jhm vnd seinem anhange etwas guts gewarten wil.

Es ist vergeblich, das wir anderswoher denn von Gott fried vnd schutz hof
fen. Demselbigen vnserm Gott D 2v muͤssen wir durch Jhesum Christum
vnsere kirchen, vns selbs vnd alles, was wir haben, befehlen vnd vnableßlich
jhn in dieser hoͤchsten vnd letzten noth, beschwernis vnd elend anruffen,
auch aus bruͤnstigem hertzen bitten, das der himlische Vater die wolfart
seiner kirchen, die er jhm von anfang der welt vnter mancherley verfolgung
alletzeit gesamlet, beschuͤtzt vnd erhalten hat, auch jtzund in dieser letzten
vngehewren finsternis beware durch seinen eingebornen Son Jhesum Chri
stum, welcher auch vns vnd allen andern mit seinem heiligen Geist wolt
beistehen, auch vnser vornemen vnd handel richten, zu ehre seines namens
vnd heil seiner kirchen. Amen.

Sintemal jhr aber jtzt mit mehr geschefften vieleicht beladen seid, denn das
jhr bald eine offentliche schrifft koͤnt lassen ausgehen, weil dieselbige etwas
mehr zeit wil haben, so bitten wir gantz vleissig, jhr wollet vns widder
schreiben vnd kuͤrtzlich anzeigen, was jhr von vnsere meinung haltet.

Gott spar erhalte. Vgl. , 1922. E. A. W. frisch vnd gesund in Jhesu Christo, dem einigen be
schuͤtzer vnd erloͤser der kirchen, der da sitzt vnd regirt zur rechten der
Maiestat Gottes, der fuͤr seine kirche alletzeit sorget vnd sorgen wird biß an
der welt ende on vnterlaß.

Geben zu .

E. A. W.

Superintendenten, Pfarherrn vnd

andere diener der kirchen zu .

Volget die Historia vom guͤldenen kalbe Aaronis.

D 3r Historia vom glden kalbe Aaronis aus dem XXXII. Capittel des andern buchs , auff vnser zeit vnd handel gedeutet Durch , Pfarherr zu . Die lateinische Originalfassung ist separat erschienen unter folgendem Titel: HISTORIA | VITVLI AVREI AARO- | nis ex Capite 32. Exodi, ad nostra | tempora & controuersias accom- | modata, per M. Ioachi- | mum Vuestphalum | Hambur. | | M. D. XLIX. | [8 Bl. 8°, Magdeburg: Christian Rödinger] (VD 16 W 2291).

Der Apostel deutet die geschicht vom guͤlden kalbe Aaronis auff die letzten
zeiten,Im Originaldruck: zeite. denn 1. Cor. 10 sagt er, sie sey geschrieben vns zur warnung, auff welche das
ende der welt kommen ist, auff das wir nicht abgoͤttisch werden, wie etliche aus dem
Juͤdischen volck abgoͤttisch worden sind. Vgl. I Kor 10,1–11. Derhalben wirt dieselbige geschicht recht auff
vnsere zeit gedeutet.

Das volck, welchs durch ein auffruhr von forderte, das er ein newen Gottesdienst
anrichtet, bedeutet zu vnser zeit die Gottlose oberkeit vnd vnterthanen, welche die
Religion nicht achten.

Die oberkeit vnd das volck, das recht vnterweiset ist vnd die Christliche lehr vnd reinen
Gottesdienst von hertzen lieb hat, wolt nichts lieber, denn dasselbige jmmer behalten.
Sie begeren auch keine enderung, sondern werden wider jhren willen mit gewalt von
dem reinen Gottesdinst gerissen vnd gezwungen, das guͤlden Kalb anzubethen.

Die Gottlosen vnd gleißner in der oberkeit vnd gemein, welche allein auff jhren nutz se
hen vnd jhren guͤtern vorstehen, haben den abgott des Papistischen grewels eins teils
begert, eins teils jhnen gefallen lassen, eins teils freywillig angenomen.

Die heupter aber vnd vornemsten meister des gegossenen abgotts sind die obersten re
genten vnd Fuͤrsten, welche auffruͤrisch wider die kirche Christi das schwert zucken,
mit krieg vnd vnrechtmessiger acht gewaltiglich zwingen, jhren abgott anzubeten.

D 3v Die andern an diesem reienReigen(tanz). Vgl. , 648. Hier im übertragenen Sinn: die anderen Beteiligten, Mitschuldigen. greift mit dem Sprachbild die Szene Ex 32,19 auf. sind diese, welche den gewaltigen zu gefallen
Die religion nach derselbigen vnd jhrem eigenem mutwillen messigen, etliche auß
Teufflischer vermessenheit, etliche ehr vnd geitzes der Habsucht. Vgl. , 2814f. halben, etliche aus fleischlicher Westphal nimmt hier paulinische Begrifflichkeit auf, vgl. Röm 7,25; Röm 8,3-13; Gal 5,13–24; Eph 2,3; Phil 3,3f.
furcht vnd weyßheit.

Die besten vnter den allen in diesem spiel sind dem zu uergleichen.

Der grewel der verwuͤstung,Vgl. Dan 11,31; Mt 24,15; Mk 13,14. welcher zu dieser zeit in Tempel Gottes gesatzt wirt, ist
fuͤrwar nichts anders denn ein Guͤlden Kalb. Mann sehe seinen meister oder die gestalt
oder denn nutz an.

Vnglauben gegen Gott, verzweyfelung an Gottes huͤlff, vngedult des volcks, Gotlose
furcht, menschlicher weysheit regirung, Vermessenheit vnd Gottloße zuuersicht haben
Aaronis kalb gemacht.

Denn als ein kleine zeit aus bleib vnd so bald nicht wider kam, ward das volck
vber solchem außbleiben vnwillig vnd deutet es zum ergsten, ward schwach im ver
trawen zu Gott, zweiffelt an widderkunfft, an Gottes verheissung, vnd meinte, es
muͤste sich vmb andere huͤlff vmbsehen vnd Gotte mit newem Gottesdienst zum
freunde machen. Solchs zeigen wort klerlichen an, da er so schreibt: Da aber
das volck sahe, das Mose verzog
Ex 32,1. etc. Vnd die wort des volcks, als es sagt: Auff vnd
macht vns Goͤtter, die fuͤr vns gehen. Denn wir wissen nicht, was diesem man Mose
widerfaren ist, der vns aus Egiptenlandt gefuͤret hatt.
Ex 32,1.

Wiewol aber die meister des abgots, welcher in die kirche Christi gesetzt ist, das aller
best fuͤrwenden vnd sich hoͤren lassen, sie seien vnschuͤldig, wollen auch jhres vleiß
halben gelobet sein, so vberweysetüberführt. Vgl. , 541. sie doch die oͤffentliche that, jtem jhre handelun
gen, ratschlege, wort vnd werck vberzeugenüberführen. Vgl. , 674f. sie, das diesen abgott eingesetzt haben:
erstlich der vnglaub D 4r gegen Gott, darnach verzweyfelung an Gotteshuͤlff vnnd
errettunge von gegenwertiger gefahr, vngedult des aussen bleibens, dardurch Gott seine
widerkunfft vnd huͤlff verzeucht, Gotlose furcht vnd fleischlicher weyßheit anschle
ge,Pläne, Vorschläge, Machenschaften. Vgl. , 440f. welche den leuten vorblewet,immer wieder vorhält, eintrichtert. Vgl. , 669; , 923f. wenn vngluͤck allenthalben verhanden vnd heran
gehet, so solle man etwa einen schutz suchen.

Das Juͤdisch volck hatte seine sonderliche versamlungen, suchet hin vnd her rathschle
ge, welche sie fuͤr so schoͤn, krefftig vnd gewis hielten vnd so drauff baweten, das sie
dieselben fuͤr gesetz vnd vnwandelbar Ordnungen dem Aaron vorbrachten vnd mit ernst
befohlen, Er solte ein newen Gottesdienst anrichten. Also war dasselbige kalbgantz guͤl
den, nicht allein von golde, daraus es gemacht war, sondern auch von wegender schoͤnen
anschlege vnd sonderlichen bedencken des Volcks.

Jtzt koͤmpt man auch offt zusamen vnd helt Landtage, doch mehr der Fuͤrsten denn der
Gemeine. Da werden hin vnd her rathschlege gesucht vnd von der religion newe gesetz
gemacht, vber welchen sich die meister so verwundern, dieselbigen so erheben vnd drauff
dringen, das der Abgott, so jtzt in Tempel Gottes gesatzt ist nach menschen rath vnd gutdun
cken, gantz guͤlden ist worden.

Ceremonien einsetzen, dieselbigen durch gebot vnd angehengte straff den vnterthanen
aufflegen, item solche gebott fuͤr gut achten vnd aus menschlichem befehl Gotlose miß
breuch annemen, sonderlich von denen, die solche einsetzen vnd aus eignem freuel one
Gottes gebot, ja auch wider Gottes wort, vor Gottesdinst befehlen anzunemen vnd zu
halten, ist Abgoͤtterey.

Es ist auch Abgoͤtterey, eigenen gedancken folgen, auff eigene anschlege trawen, durch
verbotene mittel der religion, dem friede, der wolfart des leibes vnd der guͤter helffen
wollen. hat auß eignem freuel, fleischlicher furcht, eigener D 4v weisheit,
nicht allein one Gottes wort, sondern widder den offentlichen befehl Gottes, newen
Gottesdienst eingesetzt, vnd das volck hat solchs von jhm gefodert, derhalben hat Aaron
sich mit dem volck durch anbettung des kalbs mit suͤnde der abgoͤtterey besudelt.

Also werden itzt one Gottes wort durch menschenbefehl widder Gottes gebot die ver
dampte, verworffene papistische gebreuch fur gutt gehalten, den leutten eingebildet, eingeprägt. Vgl. , 149f.
auffgericht vnd in die kirche Christi eingelassen. Wiewol aber vnsere Aarones die leut
vberreden wollen, das sie die ceremonien on allen misglauben annemen vnd halten, so
ist doch offenbar, das solche ceremonien an sich selbst abgoͤttisch sind vnd im
Bapstumb dem mißglauben dienen, denselbigen auch wider einfuͤren. Vber das kan
nicht geleugnet werden, das die widdersacher nicht allein die ceremonien, sondern auch
den misglauben derselbigen wollen gehalten haben, vnd wollen vnter dem schein des
Gottesdiensts die abgethanen gebreuch widder in vnsere kirche fuͤren.

Die menschen mehr fuͤrchten denn Gott vnd jhrem gebott mehr gehorsam sein denn
Gottes gebot, ist abgoͤtterey.

ist aus furcht einer auffrhur vnd von wegen der gefahr dem volck gewichen vnd
dem Gotlosen mandat gehorsam gewest. Vnsere Aarones verwilligen in Gottlosen
erfoͤrderung vnd gehorchen der Fuͤrsten befehl aus furcht des krieges vnd verwuͤstung.
Solchs bezeugen gnug jhre radtschlege, klagschrifften, vberredungen, in welchen sie itzt
die itzige gefahr mehr denn zuuiel nach der kunst ausstreichen, herausstellen, betonen. Vgl. , 992. auff das sie die andern
mit sich in gleiche furcht vnd dienstbarkeit fuͤren.

Als nach willen des volcks den newen Gottesdienst des kalbs eingesatzt hatte,
wolt er trawen in keinen weg dauor gehalten sein, als verwilligte er in abgoͤtterey oder
ma-E 1rche ein abgot vnd were ein meister vnd erbawer der abgoͤtterey. Also wollen
auch vnsere Mammelucken,Glaubensverräter. Vgl. , 1518. goͤtzendiener vnd abtruͤnnige nicht hoͤren, sondern
schlagen so weit von sich, als sie immer koͤnnen, den namen der abgoͤtterey, vnd
wollens gar nicht wort haben, nicht wahrhaben, (sich) nicht eingestehen. Vgl. , 1505f. das sie abtruͤnnig sind.

kitzelte sich sehrempfand großes Vergnügen, bildete sich viel darauf ein. Vgl. , 881. vber seinen newen Gottesdienst, lies sich duͤncken, als thete
er Gotte ein dienst, vnd breytet den Gottesdienst aus, denn er bawete dem Herren ein
altar vnd verkuͤndiget ein fest des Herren,Ex 32,5. traun nein, nicht des kalbs odder des
teuffels! erklert wahn Irrtum, irrige Meinung. Vgl. , 627f. fein, denn er ertzelt, das er des Herren fest habe
ausgeruffen vnd hab das volck huͤbsch darzu geruͤstet oder zugericht vnd (sozu
rechnen) gewissermaßen. Vgl. , 353. zu dem Gottesdienst geschickt gemacht. Das volck hielt sich auch (wie
sichs lies ansehen) sehr geistlich vnd andechtiglich mit grossem gepreng in diesem
newen Gottesdienst. Sie kamen des morgens fruͤ zusammen vnd opfferten, spielten vnd
tantzten, gleich als hetten sie es wol ausgericht vnd als zuͤrnete Gott nu gar nicht
mehr.Vgl. Ex 32,6. Aber von Gott werden sie viel anders gerichtet, vnd das volck. Sie
werden beschuͤldiget als die abtruͤnnigen vnd abgoͤttischen, denn saget Got zu :
Das volck ist schnel getretten von dem wege, den ich jhn gebotten habe, sie haben jhn
ein gegossen kalb gemacht vnd habens angebetet vnd jhm geopffert.
Ex 32,8. Er sagt, das
volck habe jhm keine Gottesdienst eingesetzt, jhn nicht angebet, jhm nicht geopffert,
sondern es sey alles dem abgot geschehen.

Newe Gottesdienst vnd ceremonien einsetzen aus Gotloser zuuersicht, gnad vnd huͤlff
von Gott dardurch zu erlangen vnd sich ledig zu machen von gegenwertigem vngluͤck,
vnd solchs alles thun on Gottes befehl vnd verheyssung, ist abgoͤtterey.

E 1v Gottlose zuuersicht des volcks hat aus dem guͤldenen kalbe ein abgott gemacht;
sie hofften, Gott solt jhn dieses wercks halben gnedig sein vnd sie beschuͤtzen, vnd
gedachten, sie wolten Gott ein grossen dienst thun, die fahr abwenden, huͤlff vnd
rettung von Gott erlangen. Das das volck eine gottlose zuuersicht habe gehabt, beweist
sich daraus, das sie sagen: Mach vns goͤtter, die fuͤr vns her gehen.Ex 32,1.

Falsche wahn vnd gottlose zuuersicht machen aus den abgethanen papistischen ceremo
nien, die itzt widder auffgericht werden, auch einen guͤldenen abgott. Die meister des
abgots verheissen guͤldene zeit,  verspricht ein Goldenes Zeitalter, vgl. und an und die anderen Prediger in , 11. Januar 1549, MBW 5401[4]; CR 7, 299–301 (Nr. 4460), bes. 301: Mirum est igitur, cur aetatem auream promittat , cum manifeste videat vastari tam multas Ecclesias, pios et doctos viros exulare cum totis familiis. Tantae vastationes cum alibi fiant, nos etiam duram servitutem (modo sit sine impietate) tolerandam esse potius existimamus, quam discedendum ab Ecclesiis. vberaus schoͤne einigkeit, friede, zucht, erhaltung vnd
ausbreitung der itzigen lehr; die ceremonien (sagen sie) werden die zwitracht auffheben,
alle gefahr abwenden, vns gnedige Herrn machen, fuͤr krieg behuͤten vnd die religion
erhalten. Was thut diese Gotlose zuuersicht vnd eitele hoffnung, welche sich auff
menschenfuͤndlein menschliche Erfindungen. Vgl. , 544. vnd falschen wahn verlest, anders, denn das sie einGuͤldenen abgott
des hertzen macht etc.? Solche gluͤckseligkeit jhm selbst vnd andern leuten verheissen
vnd auff solche eitele verheischung sich verlassen, was ists anders, denn Goͤtter machen,
die vor vns hergehen?

Alle, die da befehlen, das man ein newe weyse in der Religion sol vorschreiben vnd die
abgethane abgoͤttische ordenung verguͤlden, das ist mit farben vnd newem schein an
streichen, die gebieten nichts anders, denn das man sol goͤtter, das ist: Goͤtzen, machen.
Wiewol aber die oberkeit vnd vnterthanen, welche das guͤlden kalb menschlicher gesetz
vnd Gottesdiensts giessen vnd anbeten, sich selbst kitzelen vnd loben, gedencken auch
nicht einmal, das sie vnrecht thun, vnd wollen vngestrafft sein, so suͤndigen sie dennoch
auffs grewlichste.

Das Juͤdisch volck dacht auff keine suͤnde, als es hieß goͤtter machen, das kalb anbetete
vnd so grosse suͤnde beging, E 2r auch Gottes zorns so hart vber sich erbitterte, das er
das gantze volck wolt vertilgen. Vgl. Ex 32,10. dachte auch nicht, das er suͤndigte, vnd
suͤndigte doch nichtsdesteweniger auffs hefftigste, vnd viel mehr denn das volck.Vgl. Ex 32,21.
suͤndigte mit schweigen, jtem damit, das er nicht werete, nicht straffte, sondern
nachgab vnd mit seiner meisterschafft den reyen fuͤrte. den Reigentanz anführte. Vgl. Ex 32,19 .25. Zugleich auch im übertragenen Sinn: das abgöttische Tun leitete und vorantrieb. Er verwilligte nicht allein in
die abgoͤtterey des volcks, sondern halff auch darzu vnd stundt der anrichtung des newen
Gottesdiensts vor als ein meister vnd bawherr. Er hieß zu sich bringen die guͤldene
ohrenringe vnd entwarff die gestalt des newen abgots mit einem griffel. Darumb sagt der
text, das er das gegossene kalb gemacht habe, vnd er bekent selbst vor , er habe die
ohrenring ins fewr geworffen vnd dis kalb sey draus worden.Vgl. Ex 32,24.

Also auch jtzund suͤndigen die meister vnd bawherrn des guͤldenen kalbs, das ist: die
angeber, Anreger, Planer, Ratgeber, Erfinder, Auftraggeber. Vgl. , 337. rethe vnd antrager Handlanger, Unterstützer. Vgl. , 502. der newen ceremonien, viel serer sehrer = mehr, ärger. denn die Gottlosen
Fuͤrsten vnd vnderthanen. Sie suͤndigen mit schweigen, wenn das sie die sache lassen
hingehen, als were jhn nichts drumb, das sie kein widerstand thun, sondern geben nach,
rathen, streichen diese sach an mit triegerey vnd schmuͤcken, ferben, entwerffen den
Fuͤrsten vnd vnderthanen die gestalt der newen religion vnd zucht.

suͤndigte, das er das volck durch stifftung der newen ceremonien frey machte,
denn so stehet in der historia, das er das volck habe frey oder loß gemacht. Vgl. Ex 32,25.
redet von der fleischlichen freiheit oder mutwillen, welches sich das volck vnd
vnderstunden durch einsetzung des guͤldenen kelberdiensts.Vgl. die Anmerkung zu los (Ex 32,25) in deutscher Bibel von 1545: Das wort Phrea / lautet vnd heisst schier dem Deudschen gleich / Frey / Wil so sagen / hatte das Volck frey / blos / ledig gemacht von Gottes wort vnd gehorsam / Wie die Menschen lere thut / macht das volck wilde / frey / los vnd bereit zu aller Abgötterey. Vnd thuts noch der meinung / als wolt sie den Leuten auff helffen vnd besser machen. Vnd ist doch ein Schemetz a schama / ein Gehör oder Geschwetz / da nichts hinder ist. (Biblia Germanica 1545, S. 185). Denn gab des
volcks willen nach, gleich als were es frey vnd zugelassen, one Gottes wort, ja auch
wider Gottes befehl, newe opffer zu stifften vnd halten, vnd gleich als were das volck
nicht verpflicht, an Gottes wort zu hangen vnd seinen geboten gehorsam zu sein.

E 2v Was ist das anders, denn das volck vom gehorsam loß machen? Hieruͤber ward
das volck auch geil übermütig, hemmungslos. Vgl. , 2584. vnd geriet in vberfluͤßige übermäßige, üppige. Vgl. , 224. schwelgerey. Denn das volck satzte
sich nider zu essen vnd zu trincken vnd stund auff zu spielen, jauchtzeten vnd hielten
singetentz in dem fest jhres abgots.Vgl. Ex 32,6.18. Eben in diesem stuͤck suͤndigen auch vnsere
; das volck machen sie frey, ledig vnd loß. Denn sie machen das volck loß von
dem gehorsam Gottes, welcher verbeut, das man sich auff eignen rath nicht verlassen
vnd durch eigne weißheit widder sein wort die verworffene vnd verdampte ceremonien
nicht widder auffrichten soll. Er verbeut auch, man soll die schwachen nicht ergern,Vgl. I Kor 8,9.
noch seinen namen verachten,Vgl. Ex 20,12. vnd gebeut dargegen, man sol das Euangelium
bekennen.Vgl. Mt 10,26–33.

Das volck wird auff den wahndie irrige Vorstellung. Vgl. , 631. gebracht, als moͤge man in der kirchen thun,auffrich
ten, handeln vnd wandeln alles miteinander, jtem den menschen zu gefallen newe
ceremonien annemen, die religion nach gunst der menschen vnd eigennutz kruͤmmen, zurechtbiegen, deformieren. Vgl. , 2459.
wie man wil. Das volck meint, wenn mann die papistische ceremonien widder annimpt,
so habe man sich keiner gefahr mehr zu besorgen, sondern sey ledig von der bekentnis,
verfolgung vnd leiden im creutz. Es denckt, ein jeder moͤge nu leben, wie er wil, thun,
was dem leibe wolgefelt, spielen etc. Vnd solchs ist die eigenschafft menschlicher
satzungen vnd abgoͤttischer ceremonien, das sie das volck vom gehorsam Gottes loß
machen vnd von geistlicher freiheit in fleischliche freiheit bringen, welche ist eine
dienstbarkeit des Teuffels.

Durch menschliche satzungen vnd ceremonien ist das volck im Babstumb sampt den
regenten gantz rohloß ruchlos (?); vgl. oben Blatt B 4r. vnd wilde worden. Sie meinten, sie hetten sich sehr wol vnd
Christlich gehalten vnd moͤchten nu thun, was sie wolten, wenn sie nuͤr die E 3r
menschliche satzungen vnd abgoͤttische ceremonien hielten.

Wie nu die meister der menschlichen satzungen hefftiger suͤndigen vnd mit jhrem
exempel vnd ansehen groͤssern schaden thun den andere, also sind sie auch einer hertern
vnd scherffern straff werd denn andere. Jn solcher wichtiger sache, in so grossen
suͤnden, so grosser erweckung Gotliches zornes vnd letzlich in so grossem vngluͤcksol
man kein ansehen der person haben.

verschontIm Originaldruck: verschoͤnt. auch seins leiblichen bruders nicht, sondern straffttadelt. Vgl. Ex 32,21–25. jhn erst, vnd
herter denn das volck. Es wolt bey nicht gelten des bruders entschuͤldigung von
bosheit vnd treiben des volcks, von gefahr der auffruhr, das er lieber hette weichen
wollen, denn dem auffruͤrischen volck widerstreben, weil er sich ließ beduͤncken, das
aus zweyen boͤsen geringer were, daß es das kleinere Übel wäre dem volck etwas nachlassen in einsetzung der
opffer, denn der auffrhur ein fortgang lassen.Vgl. Ex 32,22–24. kert sich auch nichts an
entschuͤldigung, das er sagt, die gegenwertige ceremonien des newen Gottesdinsts were
ein geringe ding vnd man solt vmb ein solch klein ding nicht so hefftig zancken vnd die
sache in die hochste geferligkeit setzen. Also entschuͤldigt vnser auch nicht
jhre gute meinunge vnd vleiß, zu stillen den zorn vnd krieg derjenigen, so widder
Christum wuͤten. Auch macht sie solchs von suͤnden vnd der straff nicht frey.

Es leidet sich auch nicht in dieser verenderung, welche vol ergerniß vnd vbels ist, das
man viel disputiren wil, wie man von kleinen dingen nicht sol zancken. hielt die
straff seines bruders nicht fuͤr vnbillich, er ließ sich auch nicht duͤncken, das zu
hart vnd grob were mit straffen. Derhalben solten vnsere Aarones auch nicht schellig wütend. Vgl. , 2502.
werden, wenn Gotfuͤrchtige leut sie vermanen oder straffen, E 3v sie solten jhre
Vermaner nicht richten vnd vermeiden als vnmenschliche, grobe leut. Die da zoͤrnen,
das man sie von wegen jhres nachgebens, furcht, widdersinnische anschleg vnd
vielfeltige vbertretung vermanet oder strafft, die sind dem Aaron in erbarkeit vnd
redligkeit weit, weit nicht zu uergleichen.

hatte warlich das ansehen, als were er grob, vnmenschlich vnd grausam, wenn
man seine wort vnd thaten nach dem eusserlichen schein wil ansehen vnd nicht nach
dem gehorsam gegen Gott vnd lieb, daraus sie herkomen. Es lest sich ansehen, als were
er wuͤtig vnd rasent, das er die taffeln, welche er vom bergk mit sich brachte, von sich
wirfft vnd zubricht vor grosser vnbilligkeit, als er sahe das guͤldene kalb anbeten.Vgl. Ex 32,19.
Vnd doch nichtsdesteweniger war es ein heiliger zorn, ein billicher schmertzen, ein
manlicher vnd Goͤttlicher muth vnd widderwille widder den Teuffel vnd bubenstuͤck der
abgoͤtterey. Welcher zorn vnd widderwille herkam aus betrachtung des zorns Gottes
vnd verterbnis des volcks.

Es stehet vnmenschlich vnd grawsam, das er vber seinen bruder, welcher durch vnab
leßliche anhaltung des volcks gedrungen war zur stifftung des newen Gottesdiensts,
also herferth vnd schilt.Vgl. Ex 32,21. Das er die Leuiten mit dem schwert lest wuͤten wider das
volck, lest auch der nehesten freunde nicht verschonen, jtem das er auch darzu belonung
von Gott zusagt denen, die jhre angeborne freunde, bruͤder vnd nehesten toͤdtenVgl. Ex 32,27–29. –
Welcher Stoicus Anhänger der Stoa, einer auf Selbstbeherrschung und Bedürfnislosigkeit zielenden antiken Philosophenschule (benannt nach der sto¦ poik…lh, der bunt ausgemalten Wandelhalle an der Athener Agora, in der der Unterricht stattfand); vgl. , 377f. In der Polemik des Adiaphoristischen Streits wurde die Bezeichnung, wohl aufgrund des Gegensatzes zwischen Stoa und Epikureismus, auf die Gegner der Adiaphoristen (= Epikurer) übertragen bzw. von diesen übernommen. ist je so grob vnd vnfreundlich gewest als , wenn man seine
tadten wil vnrecht auslegen?

Also helt man jtzt etliche vor hart, rauch, vnfreundtlich vnd grawsam, so sie doch in kei
nem weg so sind, weil sie den meistern des guͤldenen kalbs widderstehen Vnd dasselbige
nicht wollen anbeten, sondern seine zurichter, zu uorauß die ein grossen namen haben,
mit der warheit angreiffen oder nur allein freuntlich ermanen vnd antasten. Alles wirt
auffs ergeste angenomen, als kem es aus rasenheit, E 4r neidt, vnmeßlicher vnfreuntlig
keit vnd grawsamheit, weil während. doch solchs alles herkumpt auß Goͤtlichem eiuer, gerechten
schmertzen vnd kuͤmmerniß, auß gehorsam vnd grundtloser liebe, auch dauor gehalten sol
werden vnd nicht anders gehalten kan werden, wenn mans recht wil vrteilen. Die vnleid
ligkeit, zorn vnd rasenheit, vnfreuntligkeit vnd grawsamheit, die man am Mose sahe, war
ein gehorsam gegen Gott, ein heiliger eiuer, ein gerechter schmertz, barmhertzigkeit
vnd die hoͤchste lieb eines guͤnstigen vnd gantz freundlichen hertzen. Wie denn solchs
sein gebet bezeuget, darin er Gottes zorn abbitt vnd abwendet vnd die verfluchung sein
selbst, das er wil außgelescht sein aus dem buch des lebens, wenn der Herr dem volck
nicht wolt vergeben.Vgl. Ex 32,11–14 Ex 31f.

Die rede derer, welche von gantzem hertzen die jrrenden vnd die vom rechten wege
abtreten vermanen vnd vmbruffen, zurückrufen, zur Umkehr rufen (reuocant). sind eine volkomene anzeigung einer sunderli
chen gunst vnd gnad, freundlichen gemuͤts, welchs vor die ehre Gottes vnd heil der
kirchen bekuͤmmert ist, jhr begeren vnd wuͤndschen, das sie gern selbst mit jhrer eige
nen gefahr vnd schaden wollen in der jrre vmbgehen, wenn nuͤr die Aarones der kirchen
vom jrthumb vnd schuld der vbertretung moͤchten frey sein vnd der kirchen zu sonderli
chem nutz moͤchten auff rechtem wege bleiben, bezeuget neben andern allen auch
volkoͤmlich genug, wie sie gesinnet sind.

Es sollen aber alle Gotfuͤrchtige, ein jglicher nach seinem ampt, gern nachfolgen dem
exempel des heiligen Mannes , vnd sollen die abgoͤtterey straffen vnd umbkeren,
auch alle instrument vnd anfeng der abgoͤtterey auffheben, dargegen aber den reinen,
vnbefleckten Gottesdienst erhalten. hat das guͤldene kalb vmbgekert vnd zumal
met,Vgl. Ex 32,20. auff das hernachmals gar kein anfangk der abgoͤtterey vnd ergerniß mehr were.
Also auch die Gotfuͤrchtigen sollens daruor halten, das es Gott rhuͤmlich, der kirchen
heilsam, jhnen selbst ehr-E 4vlich  zur Ehre gereichend. sey, so sie die abgoͤtterey vnd alle vrsachen des
mißglaubens viel lieber vmbkeren denn auffrichten oder raum geben wollen denen, die
das Gottlose wesen vnd wuͤtterey des Babstums widder wollen einsetzen. Sie sollen auch
nachfolgen mit hefftiger ernster rede, mit hefftigkeit vnd bestendigkeit, vnd sollen
sich mit jhrem Gebet als eine mawer wider den vnmenschlichen zorn Gottes, welcher
durch vnzelige abgoͤtterey vnd andere suͤnde mehr denn zu viel geheuffet vnd erbittert
ist, setzen, auff das sie die wol uerdiente straffe abwenden oder auffs wenigste lindern
durch den glauben der verheisschung Gottes, welche geschehen ist in vnserm Mittler
Jhesu Christo. Amen.

Gedruckt zu bey .

Anno M. D. XLIX.