Controversia et Confessio, Bd. 2


Der von Magdeburg Ausschreiben an alle Christen (1550)

A 1v Psalmo. CXL.Ps 140,2–10.

Errette mich, Herr, von den boͤsen Menschen. Behuͤte mich fuͤr den freuelnvermessenen, rücksichtslosen. Vgl. , 173. Leuten,

Die Boͤses gedencken in jhrem Hertzen Vnnd teglich Krieg erregen.

Sie scherffen jhre Zunge wie eine Schlange, Otterngifft ist vnter jhren Lippen.
Sela.Die genaue Bedeutung des hebräischen Wortes h'l,s ist unbekannt, in LXX wird es mit διάψαλμα (Zwischenspiel) wiedergegeben. Es wird vermutet, dass es sich um einen Hinweis für die musikalische Ausführung oder die graphische Darstellung (Abstand) handelt. Vgl. auch , der unterschiedliche traditionelle Erklärungen referiert.

Beware mich, Herr, fur der Hand der Gottlosen. Behuͤte mich fuͤr den freueln Leuten, die meinen Gang gedencken vmbzustossen.

Die hoffertigen legen mir stricke vnnd breiten mir seile aus zum Netze Vnnd stellen mir fallen an den weg. Sela.

Das habe ich dem Herrn geklagt: Du bist mein Gott, Herr, vernim die stimme meines flehens!

HERR Herr, meine starcke huͤlffe, du beschirmest mein Heubt zur zeit des streits.

Herre, laß dem Gottlosen sein begirde nicht, stercke seinen mutwillen nicht,
sie moͤchten sichs erheben. damit prahlen, großtun, davon übermütig werden. Vgl. , 844. Sela.

Das vngeluͤck, dauon meine Feinde ratschlagen, muͤsse auff yhren Kopff fallen.

A 2r Gnade vnnd friede von Gott, vnserm lieben Vater, vnd vnserm Herrn
vnnd Heylande Jhesu Christo wuͤnschen vnnd enthbieten wir Burgermeister, Rathmann vnd Jnnungßmeister Vertreter der Zünfte. der AltenstadtDie Altstadt verfügte – im Unterschied auch zu den übrigen Teilen der Stadt – über besondere Freiheiten und Rechte, insbesondere auf dem Gebiet der Selbstverwaltung. allen vnsern lieben mithbruͤdern in Christo Jhesu mit erbietunge vnser willigen dienste stets zuuor.

Es gelanget an vnns, lieben Christen, als solt damit vmbgangenals plane man, als trage man sich damit. Vgl. , 916. vnnd mit
grosser gefahr practicirtintrigiert. Vgl. , 39[a]. werden, vns vnd andere, die bißher auß Gottes genaden vber seinem waren Goͤttlichen wordt gehalten, darüber gewacht, daran festgehalten. Vgl. , 276f. mit vielem volck zu vbertziehen,mit einer großen Streitmacht zu überfallen. Vgl. , 685; , 454–456. vberfallen vnd an Leibe, guth vnd der Seele zu uorterben,verderben. das wir denn dem Herren klagen muͤssen, vnd wissen auch vorwar,fürwahr. das ehr vnser Gott ist vnnd mit gnaden bey vns vnnd allen seinen lieben
A 2v Christen sein vnd ewiglich bleiben wirt; der wolle solche gefehrliche der welt boͤse anschlege Pläne, Absichten, Unternehmungen. Vgl. , 440f. genediglichen abwenden vnd vorhindern, das ehr denn aneohne. Vgl. , 194. allen zweiffel wol durch tausenterley wege thun kan vnnd auch gewißlichen thun wirdet.

So werde wir derhalben geursacht,veranlasst. Vgl. , 2521. vnser klagende nodturfftNotlage, Bedrängnis. Vgl. , 927. vnnd vnschult
vnserm lieben Gott vnnd der gantzen Christenheit anzuzeigen, vnnd in diesem vnserm Ausschreiben werden fuͤrnemlichenhauptsächlich, vor allem. Vgl. , 781f. diesse stuͤckeGegenstände, Themen. Vgl. , 217f. gehandelt:

Zum ersten, so wird darinne mit bestendigem grunde beweret,mit tragfähigen Argumenten belegt, bekräftigt, dargelegt. Vgl. , 1763f; , 721f. das vnns wiederweder. Vgl. , 2834. nach Goͤttlichen noch auch den gemeinen allgemein gebräuchlichen, landläufigen. Vgl. , 3172. gesatztenauf menschlicher Setzung beruhenden. Vgl. , 666. Rechten
kein vngehorsam odder Rebellion mag aufferlechtzur Last gelegt. So nicht in DWb, vgl. aber , 684. werden, mit antzeige, worumb vns der Sathan vnnd Antichrist mit seinem anhange bey der hoͤchsten loͤblichsten Keyserlichen Maie., wiewol mit vngrunde,ohne stichhaltigen Grund, unter einem falschen Vorwand, zu Unrecht. Vgl. , 1031. vorhastverhasst. Vgl. , 536f. gemacht A 3r vnnd inn die Keyserliche acht gebracht haben.

Zum andern, so werden alle Christen mit Goͤttlicher vnnd warhafftiger
Schrifft vormaneterinnert, ermahnt. Vgl. , 837f. vnnd vberzeuget,es wird ihnen vor Augen geführt. Vgl. , 677. das sie mit guthen gewissen vns nicht muͤgen helffen bekriegen, vbertziehen noch beschwerenbelasten, unterdrücken, quälen. Vgl. , 1603f. Vnnd das alle die yennen, so sich wieder vns vnd yhre mitchristen gebrauchen lassen, nicht alleine die Christen, sondern vnsern heilandt Jhesum Christum selbst verfolgen vnd darumb auch die rechteneigentlichen, wahren. Vgl. , 392. verfolger Christi sein.

Hierbey werden etzliche vermeinteangebliche, vorgewendete, vermeintliche. Vgl. , 852–855. aufflagen, Anschuldigungen. Vgl. , 680. arckwoͤneVerdächtigungen. Vgl. , 550 (dort kein Plural nachgewiesen). vnd luͤgen, so felschlichen vber vns zu vnserm vnglimpff um uns zu verläumden. Vgl. , 988–990. ertichteterfunden. Vgl. , 771f. vnnd zu forderst in frembde, entsesseneentfernt wohnende. Vgl. , 620; , 625f. Leute gebildet, mit wahrheit abgelenet, verantwortet vnnd entschuͤldiget, mit anhangender Christlicher bit.

Vnd erstlichen, so thun wir dienstlichen dienstwillig, nützlich. Vgl. , 1127f. vnnd freuntlichen erinnern alle
vnnd einen ye­A 3vdern, so wiederwider, gegen. Vgl. , 877f. vnns zu dienenMilitärdienst zu leisten. Vgl. , 1105f. vnnd zu kriegenKrieg zu führen, zu kämpfen. Vgl. , 2230f. angetzogenherangezogen, eingezogen. Vgl. , 528. werden, auß Christlicher liebe zu bedencken, was man doch vor vrsache wieder vns habe odder haben muͤge, denn ob wir wol auff anhalten vnser widerwertigen,Gegner. Vgl. , 1368. die gerne, da es in yhrer macht stuͤnde, zu vorterb dieser Lande einen Krieg erregten, in die Key. acht gekomen, so muͤge wir
doch mit warheit schreiben, das wir vns zuuor vnnd auch hernacherdanach, hernach, anschließend. Vgl. , 1117. zu allem schuͤldigen gehorsam, auch zu allen muͤglichen dingen allervntertenigst erbotten, doch mit stets anhangenderbeigefügter. Vgl. , 367. allervntertenigster demuͤtigster bit, vns bey dem waren, reinen vnd alleine seligmachenden wort Gottes, den hochwirdigen Sacramenten, wie die von vnserm heilande
Christo Jhesu selbst eingesatzt,Damit ist eine Beschränkung auf Taufe, Abendmahl und Beichte impliziert; vgl. oben S. 505,25–27. der Augspurgischen Confeßion vnd bekentnis, auch vnserm alten herkommen vnd freiheiten, genediglichen zu lassen, thun vnns auch A 4r noch ytzo allervnderthenigst gegen der hoͤchsten Roͤmischen Key. May. vnd allen Chur- vnd Fuͤrsten vnd Herren, auch ydermenniglichen, zu allemall): A; allen: B. schuͤldigen gehorsam, aller gebuͤr
allervnderthenigst vnd dienstlichen erbieten. Wollen auch hiemit vor Gott vnnd der Welt bedinget haben, das wir zum kriege, vorterb vnd Blutvorgiessen keine vrsache geben, sondern mit allen lieben Christen neben dem leiblichen gehorsam gegen der Oberigkeit gerne bey Gott vnnd seinem Wort bleiben vnnd nach diesem vorgencklichenvergänglichen. leben selig werden vnnd
ewig leben wolten.

Nun weis der liebe Gott vnnd alle Christen, das es nur darumb zu thunde vnnd dis die einigeeinzige. Vgl. , 207f. vrsache ist, nicht alleine vnns als die wenigsten, sondern auch alle Christen, was stands sie sein, mit list vnnd gewaldt antzugreiffen, von Gottes wort zu drengen vnnd die Bebstliche A 4v grewel,
luͤgen, Gotteslesterungen vnnd Abgoͤttereyen zu vnser aller ewigem verdamnis wieder auffzurichten, wie es denn leider inn der loͤblichen Deudtschen nation an vielen oͤrthen, Landen vnd Stetten schon – Gott sey es geklaget! – im werck ist, Zu denken wäre etwa an , und weitere süddeutsche Städte, an , aber auch an das , , und weitere Territorien. das man der oͤrther nimmer die Goͤttliche warheit leiden wil, auch nicht frey bekennen darff. Vnd das ist im grunde die
sache, worumb man vnns vnnd allen Christen zu wil, warum man uns angreift, warum man an uns will. Vgl. , 917. das auch vom Babst vnnd seinem anhange zum hoͤchsten getrieben wirdet. Vnnd dis ist die vrsache des vngehorsams, das wir vns zum Teuffel vnnd in sein reich nicht begeben wollen. Wer kan vnns aber mit guthem gewissen darumb verdencken, das wir begeren, bey dem reinen Wort des ewigen lebens zu
bleiben?

Es wissen die Christen wol, das es nicht newe ist, sondern das dawieder die Welt von an-B1 rfangk her getobet, gewuͤtet vnd das nicht hat leiden koͤnnen vnnd stets die Christen verfolget.

Vnd die Christen seint des nuhmehr durch die heilige Goͤttliche Schrifft wol
berichtet, das sich ein yeder Christ bey verlust seiner Seelen heil vnnd seligkheit zu Gottes wort frey vnnd oͤffentlich bekennen vnd der Welt nicht heucheln noch hoffiren, sondern in dem Gott, dem Herren, mehr denn dem Menschen gehorsam sein muß.Vgl. Mt 10,26–33; Act 5,29.

Wenn man auch gleich nach den gesatzten gemeinen rechten, darmit in zeitlichen
sachen die Welt regiret wirdet, von diesen dingen reden wil, so wirdt yhe darynne verordenet vnd gesatzt, das der vnterer dem Obern in sein recht nicht kan greiffen, noch das viel weniger auffheben.

Zu dem, wenn die Oberigkeit vber yhre beuolendas ihr anbefohlene, anvertraute. Vgl. , 1254f. ampt hergreiffet,hinausgreift, sich Übergriffe erlaubt. Vgl. , 21f. das man yhr denn inn dem nicht alleine keinen gehor-B 1vsam darff leisten, sondern
sich auch dargegen des vnrechten gewalts mag auffhalten. erwehren, sich dagegen auflehnen, Widerstand leisten.

So besagen auch die gesatzten Recht selbst, wie es denn auch ane das ewig war ist vnnd in der heiligen Schrifft ergruͤndet, das man nicht schuͤldig sey, der Oberigkheit wieder Gott zu gehorsamen.zu gehorchen, gehorsam zu sein. Vgl. , 2539f.

Nuhn muß yhe ein yeder bekennen vnnd vnserm lieben Gott die ehre geben,
das ehr nach antzeige der heiligen Schrifft der Koͤning aller KoͤningeVgl. I Tim 6,15; Apk 17,14; Apk 19,16. vnnd ein Richter der gantzen WeltVgl. Gen 18,25; Ps 94,2. ist vnd also der aller Oberste, wie ehr denn auch darfuͤr wil vnnd muß geachtet vnd gehalten werden Vnnd auch gewaltiglichen Hymmel vnd Erde alleine regiret vnnd alles inn seiner handt hatt. Darumb so muß man bekennen, das die Oberigkheit die macht nicht habe,
vnserm lieben Gott als dem aller Obersten inn sein Recht vnnd ge-B 2rwalt zu greiffen.

Nuhn ist es yhe allen Christen wol bewustbekannt. Vgl. , 1790. vnd so oͤffentlichen am tage, das man es auch schiregeradezu. Vgl. , 26. an der wandt mag greiffen,dass es geradezu mit Händen zu greifen ist, dass es unübersehbar ist. Vgl. , 27. das zu diesen vnsern zeiten mit dem INTERIM vnnd andern ordenungen vnd fuͤrnehmenUnternehmungen, Anstalten. Vgl. , 780. in Gottes des
allerhoͤchsten Wordt vnnd gewaldtMachtbefugnis, Zuständigkeit. Vgl. , 5003. griffen(unrechtmäßig, schädigend) eingegriffen. Vgl. , 38f. wirdet vnnd das also die Oberigkheit yhre beuohlen ampt vbertrit.ihre Kompetenzen überschreitet. Vgl. , 611. Derhalben yhrscil. der Obrigkeit. auch inn dem nicht alleine nach der heiligen Schrifft, sondern auch nach den gesatzten Rechten nicht zu gehorsamen, die sich auch vnterstehet,die es unternimmt; die sich erdreistet. Vgl. , 1828–1831. das liebe wordt Gottes, wie das lange yar her auß Gottes genaden in der Deudtschen Nation den Menschenn
verkuͤndet, außzurotten vnd an stadt desselben des Babsts luͤgen vnnd Abgoͤttereyen wieder auffzurichten vnnd also die Christen vmb das ewige zu brengen.die Christen des Ewigen zu berauben. Vgl. , 390.

Auß B 2v dem denn nothwendig erfolget, das vns vnnd den Christen von der Oberigkeit kein vngehorsam noch Rebellion kan aufferlecht, noch zugemessen
zur Last gelegt. Vgl. , 539. werden, wieder Gott zu gehorsamen,gegen Gott(es Gebot und Willen) der Obrigkeit zu gehorchen. vnnd das vns vnnd alle Christen nicht alleine die heilige Goͤttliche Schrifft, sondern auch die gesatzten Rechte des vormeinten vngehorsams genugsam entschuͤldigen.

Auß dem allen denn auch sich ein yeder selbst zu berichtenzu informieren, ein zutreffendes Bild der Lage zu gewinnen. Vgl. , 1523. hat, so ferne ehr ein Christ sein wil, das ehr sich mit guthem gewissen wieder vns vnd andere
Christen zu kriegen vnnd vnns zu vbertziehen helffen nicht mag gebrauchen lassen. Vnnd ein yeder mag wol gleuben, vnnd erscheinet auch oͤffentlichen, das man mit diesem Kriege vnnd verfolgunge nicht allein vnns von odder ander Christen meinet, sondern das tag vnnd nacht darauff gedacht vnd practiciret wird, B 3r wie man die gantze Religion des
waren Goͤttlichen Worts, desselben Prediger, zuhoͤrer vnnd alle bekenner der Goͤttlichen warheit muͤge gentzlichen außrotten, vnnd das also Gott vnd sein Wort inn vns vnd andern Christen verfolget vnd bekrieget wirdet, inn betrachtunge, das nach antzeige der Goͤttlichen Schrifft die Christen des Herren Christi gelieder vnd in Christo, dem heupt, ein leichnamlebendiger Leib. Vgl. , 626. seinVgl. Röm 12,5; I Kor 10,16; 12,12f.27. Vnnd
das der Herre selbst spricht, wer die antastet, das der tastet seinen augenapffel an.Vgl. Sach 2,12. Vnnd das ehr auch zu dem Paulo gesagt: Saule, Saule, worumb verfolgestu mich?,Vgl. Act 9,4; Act 22,7; Act 26,14. damit ehr seine verfolgten Christen gemeinet.

Wer sich nun wieder seine Bruͤder vnnd mitchristen wuͤrde bewegen lassen, der mag wol gedencken, das ehr nichtes gewissers denn der straffe vnd des
zorn Gottes am Leibe vnnd Seele zu erwarten habe.

Jn dem B 3v wolle auch ein yeder ehrlicher Kriegsmann das fuͤrbilde der Alten, vor vns gewesenen Kriegßleute ansehen vnnd wol zu hertzen fuͤhren, was von denen geschrieben stehet: Wenn die von den Roͤmischen Keysern wieder yhre Bruͤder, die mitchristen, zu kriegen seint erfordert worden, das
sie den dienst frey vnnd strack abgeschlagen vnnd die Christliche antwort geben haben, das sie inn dem den allerhoͤchsten Keyser des Hymmels mehr muͤsten fuͤrchten vnnd vor augen haben, darbey sie auch bestendiglichen geblieben. Ja, wie denn auch geschrieben stehet, das der heilige Kriegßmann, der liebe Sanct Mauricius, Vgl. oben S. 600, Anm. 254. als ein loͤblicher Ritmeister mith alle seinen
Legionen, als sie wieder die Christen dem Roͤmischen Keyser nicht haben dienen wollen, das sie daruͤber yhr Bludt vergossen haben. Vgl. ; oben S. 601–603. Wie wir denn zuuor inn vn-B 4rserm yuͤngsten Außschreiben Vgl. . des auch herliche alte Exempel auß der heiligen Schrifft angetzeigt haben Vnnd inn sunderheit auß dem Buche der Richter, Jdc 4f. da die Juͤden von den mechtigsten Stemmen nur
stille gesessen vnnd zugesehen haben, das yhre Bruͤder, die andern vonn den geringsten, von den Gottlosen feinden seint vberzogen angegriffen worden, bekriegt worden. Vgl. , 685. vnd dem Herren vnnd dem armen heufflein nicht zu huͤlffe kommen, das sie von dem gesanten Engel Gottes seind verflucht worden, wie denn das die Wirdigen vnser lieben Prediger vnnd diener des Goͤttlichen Worts in yhrem
schreibenMagdeburger Bekenntnis, oben S. 609,30–611,18. weiter vnnd gruͤntlicher werden beweren belegen. Vgl. , 1763f. vnnd außfuͤhren.

Ob nuhn yemants fuͤrwendenvorwenden, einwenden, als Gegenargument anführen. Vgl. , 933. vnd yhmsich. gedancken derhalben machen wuͤrde, das wir etzliche Heuser vnd Doͤrffer ynne hetten, die vns nicht zukemen,das wir etliche Gehöfte/Schlösser [vgl. , 643f] und Dörfer widerrechtlich in unsern Besitz gebracht hätten. vnd also das zeitliche suchenauf irdische Güter aussein. B 4v solten, auch außfielen,bewaffnete Züge außerhalb der Stadt unternähmen (?). Vgl. , 854. raubten, alte Leute vnnd Kinder ermorten, alle vnzucht trieben vnnd
geschwindeböse, heimtückisch. Vgl. , 3997. mit den Leuten vmbgingen: Was nhun die inhabenden Heuser, Doͤrffer vnd guͤther belanget, hat es die gestalt,hat es die Bewandtnis, verhält es sich so. Vgl. , 4179. das es vnser meinunge nie gewesen, auch noch nicht ist, dieselben guͤther vor das vnser zu behalten, seint auch stets daher des erbietens gewesen vnd noch, wenn vns vnd den vnsern ein bestendiger friede vnnd die gemeinen strassen frey vnd sicher
gelassen werden, das wir die stundenoch zur selben Stunde, sofort. die Heuser entreumenräumen, freigeben. Vgl. , 581f. wollen.

Weil man aber damit vmbgehet,beabsichtigt, plant, vorhat. Vgl. , 916. Gottes Wort vnd also das ewige vnd zeitliche vns zu nehmen vnd vnns im grundt zu vorterben völlig zugrunde zu richten. Vgl. , 693f. Vnnd das die Oberigkheiten vber yhre ampt vnnd in Gottes gewaldt vnd Regiment greiffen vnd ane auffhoͤren vnns vnnd die vnsern eine guthe zeit her angreiffen, beschedigen
vnnd be-C 1rrauben lassen, denen wir doch nichtes zu leit gethan, so kan man vns yhe darumb nicht vordencken, das wir zu vnser vnuormeidlichen nodturfft gedrungen werden, die yenne, so vns vnd die vnsern beschedigen, berauben vnd pluͤndern, vnser feinde hausen,beherbergen, ins Haus aufnehmen. Vgl. , 660. hegenbeherbergen, Obdach geben (hausen und hegen als gängiges Hendiadyoin). Vgl. , 779. – Weitere Bedeutungsmöglichkeit: für ihren Unterhalt sorgen. Vgl. , 779. vnd yhnen wieder vns fuͤrschub thun,ihnen gegen uns Beihilfe leisten, sie gegen uns unterstützen. Vgl. , 803. wiederwiederum, im Gegenzug, als Gegenmaßnahme/Vergeltung. Vgl. , 892f. nachzutrachten;ihnen nachzustellen, sie zu verfolgen, sie zu bekämpfen. Vgl. , 205. so seint auch von den
vnsern wiederweder. alte noch Kinder erwuͤrget, getötet, ermordet. Vgl. , 1072f. auch gegen Frauwen vnnd Junckfrauwen keine vnzucht getrieben, das denn auch kein mensche auff Erden mit warheit sagen darff.

Aber das gegenspielGegenteil. Vgl. , 2262f. ist oͤffentlich am tage, das wir eine guthe zeit her eine gute Zeit her = geraume Zeit, eine ganze Weile. Vgl. , 542; , 1316f. zugesehen, das die vnsern in vielerley wege beschediget,geschädigt. beraubt,
gepluͤndert vnnd auch dero viel gruͤntlichen vertorben, vnd das man sich auch auff der nachbarschafft vnterstanden, etzliche arme Leute, darunter auch ein armer wansinniger betler gewesen, mit der C 1v scherffe zu martern, allhier etzliche des Raths mit vnwarheit zu betichten vnnd zu besagen,anzuschuldigen. Vgl. , 1540. vnns also mit lauterm vngrunde zu uerunglimpffen.

Auch das vnser vnd der Christen feinde in froͤmbde, abegesesseneabgesessene: B. entfernt wohnende. Vgl. , 47, und , 1288–1290. Leute stecken sich hinter jemanden stecken = sich jmdn. nutzbar machen (vgl. , 1316); jmdm. etwas stecken = jmdm. (heimlich) etwas mitteilen (vgl. , 1318). vnd bilden,den Eindruck erwecken, vorspiegeln (?). als solt man hier bey vns den Ehestand nicht in ehren vnd wirden halten vnnd, wie es ethwan zu  Die Vorgänge im Täuferreich zu 1534/35, waren – durch die gegnerische Propaganda womöglich noch gesteigert – zu einem Schreckbild der Entartung eines städtischen Gemeinwesens geworden. Vgl. . zugangen, hier ein vnordentlich wilt wesen sein solte, das wolle wir vnser Nachbarn vnnd alle die yenne besagen anklagen, hier: dagegen sprechen, widerlegen, das Gegenteil bezeugen. Vgl. , 1540. lassen, die alhier an vnnd abe reysen, das – Gott
lob! – sichs so nicht erhelt,verhält. wie denn das vnns die oͤffentliche warheit wol enthschuͤldiget, vnnd wirdt vnns felschlichen vbertichtet. fälschlich zugeschrieben, angedichtet. Vgl. , 231[b].

Wir hoffen auch nicht, das wir vnrecht daran thun, das wir die angetzeigten Heuser, Flecken, Doͤrffer vnd guͤther zur noth für den Bedarf, gegen den Mangel. Vgl. , 377[b]. vnd beschuͤtzunge vnser Kirchen vnnd Christlichen gemein gebrauchen, denn die guͤther seint yhe
mit C 2r zu der noth gestifftet vnd hieher zu dieser Kirchen gegeben worden. Wir befinden vnns auch schuldig, im fall dieser noth vnd verfolgunge, da sie doch zu vnterdruͤckunge vnser Christlichen Kirchen wolten gebraucht werden, dem fuͤrzukommen zuvorzukommen, vorzubeugen. Vgl. , 760–762. vnnd solchs damit zu hindern.

So ists auch im alten Testament nicht vngebreuchlich gewesen, das in fuͤrstehenden bevorstehenden, drohenden. Vgl. , 854. Kriegen gelt vnd guͤter, so auch zum Hause vnd zur ehre Gottes verordenet gewesen, vmb gemeins heils willen gebraucht worden. Vgl. I Sam 21,7; II Reg 12,18f; II Reg 16,8; II Reg 18,15f. Wie es denn auch die gemeinen gesatzten Recht nachlassen,gestatten, zulassen. Vgl. , 86. der Kirchen guͤther zu entfreihungeBefreiung, Loskauf aus der Sklaverei. Vgl. , 521f. der gefangenen Christen gentzlichen zu enteussern.
veräußern. Vgl. , 490; , 88. Zum Loskauf Gefangener aus Kirchenmitteln vgl. ; .

So nun das in den gesatzten rechten wirt nachgelassen, viel mehr muß das nicht vor vnchristlich geachtet werden, mit der hieschenhiesigen. Vgl. , 1311. Kirchen guͤthern zu hindern vnd zu weren, das diese ware vnsere Christliche Kirche vnnd gemeine C 2v von den Gottesfeinden vnnd verfolgern Christi nicht vnterdruckt vnd verstoͤret zerstört, vernichtet. Vgl. , 1772f. werde; doch seint wir des erbietens, wie oben gehort worden.

Vnd bitten dem allem nach dienstlichen vnnd freuntlichen, yhr lieben Christen wollet vns als ewere mitbruͤder vnnd mitgelieder Christi nicht alleine nicht helffen bekriegen, vberziehen noch beschweren bedrücken, quälen. Vgl. , 1603f. vnnd ewere hertzen vnnd hende mit der Christen, ya Christi selbst, Blut nicht beflecken, sondern vns in dieser gemeinen sachegemeine Sache = Angelegenheit von allgemeinem Interesse. Vgl. , 3181. mit aller Christlichen huͤlffe vnnd beystandt nicht
verlassen vnnd mit vns vnsern Gott im nhamen seins lieben Sohns, vnsers Herren Jhesu Christi, von hertzen demuͤtiglichen vnd ernstlichen helffen bitten vnd anruffen, das ehr vns vnnd alle seine lieben Christen wolle auß genaden vnnd barmhertzigkeit bey der reinen Lehre seins heiligen Worts, in seinem gehorsam vnnd in sei-C 3rner waren Christlichen gemeinen
Catholischen Kirchen bestendiglichen erhalten vnnd vns vnd allen Christen seinen Geist vnnd gnade geben, sein heiliges Wort wieder allen gewaldt getrost, froͤlich vnd vnerschrocken, ane alle heucheley oͤffentlichen zu bekennen vnd darbey entlichen endgültig, bis zum Lebensende. Vgl. , 464. zu beharren, Vgl. Mt 10,22. vnd vns alle vor der Antichristischen Bebstlichen falschen Religion, Gotteslesterungen vnnd
Abgoͤttereyen, Abgoͤtteryen: B. auch vor allen Menschlichen beschonungen,Beschönigungen, Vorwänden. Vgl. , 1591. man gebe denen ein farbe odder schein vor der Welt, wie man wil, vnnd vor allen Gottlosen boͤsen anschlegen behuͤten. Vnnd das die boͤsen anschlege nicht vor sich, sondern zuruͤckzu ruͤcke: B. gehen,dass die boshaften Pläne nicht gelingen, sondern scheitern. zu ehre seins heiligen Namens vnnd zu trost seiner lieben Christenheit. Das alles wirdt one zweiffel zu Gottes ehr
vnnd der gantzen waren Kirchen wolfart gerei-C 3vchen.

Vnnd wir seint euch allen vnnd einem yedern als vnsern lieben mitbruͤdern inn Christo in alle wege nach alle vnserm vermuͤgen zu dienen gantz willig.