1. Historische Einleitung
Matthias Flacius Illyricus fand für seine aktive Opposition gegen das kaiserliche Religionsedikt von 1548 (Augsburger Interim
) innerhalb der Wittenberger Theologenschaft keine Verbündeten; er konnte seine Kollegen nicht zum öffentlichen Widerstand bewegen. Vielmehr musste er feststellen, dass Melanchthon und andere sich im Rahmen der kursächsischen Kirchenpolitik zu überaus weitgehenden Kompromissen bereitfanden, die im Leipziger Landtagsentwurf vom Dezember 1548, dem sogenannten Leipziger Interim
kulminierten. Zwar wurde der Entwurf von den Landständen nicht angenommen, dennoch hielt Kurfürst Moritz an seinen Bestrebungen fest, den kaiserlichen Forderungen nach Restituierung des vorreformatorischen Kultus möglichst entgegenzukommen. Dem sollte die Ausarbeitung einer neuen Agende unter Federführung Georgs III. von Anhalt ebenso dienen wie ein Auszug aus dem Landtagsentwurf. Im März 1549 verließ Flacius deshalb mit Billigung MelanchthonsSo jedenfalls stellt Flacius den Sachverhalt dar, vgl. Preger, Flacius, I, 74. Wittenberg auf unbestimmte Zeit, weil er die Veränderung der Riten nicht mit ansehen wollte
Melanchthon an Georg v. Anhalt, Wittenberg 29. März 1549, MBW 5487[2]; CR 7, 356 (Nr. 4507): Illyricus hinc abiit, aperte causam hanc dicens, se nolle spectatorem esse mutationis rituum. Etsi autem nondum certo scimus, de reditu quid decreverit: arbitror tamen, quaerere eum sedem, unde liberius nos criminari possit.
; er begab sich auf eine Reise durch Norddeutschland in Gebiete, die bis dahin die Annahme des Interims verweigert hatten, offenbar auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte und einem Platz für seine Familie. Sein Weg führte ihn nach Magdeburg, Lüneburg und Hamburg. Flacius nahm schließlich seinen Aufenthalt in Magdeburg, weil nur hier noch Schriften gegen das Interim gedruckt werden konnten. Hatte er zuvor bereits Magdeburger Druckereien für seine Veröffentlichungen genutzt, so verstärkte er nun auch in Person das Zentrum des publizistischen Widerstandes gegen das Interim und machte mit Nikolaus von Amsdorf, Erasmus Alber, Nikolaus Gallus und anderen Magdeburg zu unseres Herrgotts Kanzlei
. Zu dieser Bezeichnung vgl. unsere Ausgabe Nr. 5, lateinischer Text, Bl. I 2r, deutscher Text, Bl. O 2v; ferner Kaufmann, Ende der Reformation, 1–12, 157f (mit Anm. 1). Seit 1547 war die Reichsacht über die Stadt verhängt, die ihren Bischof und das Domkapitel vertrieben und enteignet und überdies die geächteten Schmalkaldischen Bundeshäupter militärisch unterstützt hatte. Für die theologische Auseinandersetzung um mögliche Zugeständnisse gegenüber den kaiserlichen Forderungen war die Frage der Adiaphora, der nicht heilsrelevanten Mitteldinge, von zentraler Bedeutung. Der hartnäckige Widerstand konnte nur gerechtfertigt werden, wenn zu erweisen war, dass es nicht um Kleinigkeiten oder bloße Stilfragen ging, sondern um Kernpunkte reformatorischer Theologie und evangelischen Glaubens. Um auf diesem Felde für Klarheit zu sorgen, verfasste Flacius sein Liber de veris et falsis Adiaphoris
, nicht zuletzt ermutigt durch den Magdeburger Prediger Stephan Tucher. Vgl. unten bei Anm. 723 zum deutschen Text. Die Schrift dürfte im Mai, spätestens Juni 1549 fertig geworden sein;Jedenfalls erwähnt Flacius das Treffen wegen der Georgsagende in Grimma um den 1. Mai 1549 auf Bl. D 7v des lateinischen Textes. Vgl. unten die Anm. 227 zum lateinischen Text. Flacius ließ sie zunächst handschriftlich kursieren und erbat sich Verbesserungsvorschläge. Aus Hamburg erreichte ihn daraufhin ein ausführliches Schreiben des dortigen Superintendenten Johannes Aepin, datiert vom Oktober 1549, das Flacius mitsamt einem umfänglichen Widmungsbrief an Bürgermeister und Rat der Stadt Lübeck dem Erstdruck des überarbeiteten lateinischen Manuskripts im Dezember 1549 voranstellte. Eine nochmals erweiterte lateinische Fassung erschien im Frühjahr 1550; Ein Separatdruck dieser Textfassung war bislang nicht nachzuweisen, sie ist jedoch in den im selben Jahr gedruckten Omnia latina scripta
des Flacius greifbar. um die Jahresmitte 1550Die deutsche Fassung erschien jedenfalls nach dem am 13. April 1550 erfolgten Tode Stephan Tuchers; vgl. unten bei Anm. 723 zum deutschen Text. wurde die deutsche Übersetzung auf der Grundlage dieser lateinischen Version veröffentlicht, vermehrt um eine Vorrede an die Leser und eine Protestation und Bekenntnis
am Ende, worin zu Anlass und Absicht des Schreibens Stellung genommen wird. Die Verdeutschung der sehr umfangreichen Darlegung zum Problem der Adiaphora muss wohl im Zusammenhang mit der publizistischen Offensive der Stadt Magdeburg angesichts der bevorstehenden Belagerung gesehen werden, zu der auch die Veröffentlichung der Ratsausschreiben und des Magdeburger Bekenntnisses Unsere Ausgabe Nr. 5. gehören. Über den engeren (allerdings im Idealfall transnationalen) Kreis der Gelehrten hinaus sollte nun auch eine breitere deutschsprachige Öffentlichkeit argumentativ für das Anliegen der Magdeburger gewonnen werden. Zur Interpretation vgl. Hase, Gestalt, bes. 63–71. Zum Verständnis der Adiaphora vgl. Dingel, Flacius als Schüler Luthers und Melanchthons.
2. Die Autoren
2.1. Matthias Flacius Illyricus
AlsZum folgenden vgl. allgemein Preger, Flacius; Oliver K. Olson, Art. Flacius Illyricus, in: ; Ilić, Theologian of Sin and Grace. Matija Vlačić, alias Franković, wurde er am 3. März 1520 im venezianischen AlbonaHeute Labin, Kroatien. auf der Halbinsel Istrien an der illyrischen Adriaküste geboren. Gemäß dem Rat eines Verwandten, des Franziskanerprovinzials Baldo Lupetino, Der Familienname erscheint heute im Kroatischen als Lupetina
(= Wolf). der den Ideen der Reformation aufgeschlossen gegenüberstand, bezog Flacius die Universitäten in Basel, TübingenMatthias Garbitius, Griechischprofessor und ein Landsmann des Flacius, nahm ihn hier in sein Haus auf. Zu Garbitius vgl. Ilić, Praeceptor Humanissimus. und – ab 1541 – Wittenberg. Dank Luthers Seelsorge wurde er von schweren Anfechtungen befreit, die ihn jahrelang gequält hatten, und die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden wurde und blieb zeitlebens der Zentralartikel seiner Theologie.
1544 erhielt Flacius eine Professur für Hebräisch an der Universität Wittenberg, und im Herbst 1545 heiratete er Elisabeth, MBW 12, 67[a]. Anfang 1564 starb sie bei der zwölften Geburt. Am 23. Oktober 1564 verheiratete sich Flacius mit Magdalena Ilbeck, die mit ihrer Mutter, einer Pfarrerswitwe, in Regensburg wohnte (Preger, Flacius I, 24; II, 232f). eine Tochter des Dabrunner Pfarrers Michael Faustus. 1546 wurde Flacius Magister. Als die Universität Wittenberg während des Schmalkaldischen Kriegs für einige Monate geschlossen und in ihrem Fortbestand gefährdet war, fand Flacius Aufnahme in Braunschweig bei Nikolaus MedlerVgl. unsere Ausgabe Band 1, Nr. 12: Predigt wider das Interim (1548), S. 698f. und lehrte am dortigen Paedagogium. Als er es nicht vermochte, die Wittenberger Fakultät zu einer gemeinsamen Abwehr des Interims zu bewegen, wandte sich Flacius 1548 als einer der ersten öffentlich gegen das Interim. Vgl. unsere Ausgabe Band 1, Nr. 3: Ein kurzer Bericht vom Interim (1548).
In den Jahren 1549 bis 1557 engagierte sich Flacius intensiv in Magdeburg und veröffentlichte zahlreiche Schriften in den theologischen Auseinandersetzungen um die Bewahrung des authentischen Erbes Martin Luthers und zum Erweis der Katholizität der Reformation. Bis 1561 wirkte Flacius an der neugegründeten Universität Jena, Vgl. Eberhard H. Pältz, Art. Jena, in: . die so zu einem Hort des unverfälschten Luthertums und Gegenpol zur Universität Wittenberg wurde, bis er und sein Kollege Wigand Vgl. Irene Dingel, Art. Wigand, in: . am 10. Dezember 1561 ihrer Ämter enthoben wurden. In den Folgejahren lebten Flacius und seine Familie in Regensburg (1562–1566), Antwerpen (1566–1567), Straßburg (1567–1573) und Frankfurt am Main, wo er – von Ausweisung bedroht – am 11. März 1575 starb.
2.2. Johannes Aepin
Der Hamburger Superintendent Zu seiner Vita vgl. unsere Ausgabe Nr. 2, Einleitung, 2.1.1, S. 46f. war bereits federführend beteiligt an einem ausführlichen Gutachten gegen das Augsburger Interim im Auftrag der Städte Hamburg, Lübeck und Lüneburg.Vgl. unsere Ausgabe Band 1, Nr. 9. Darüberhinaus hatte er mit seinen Hamburger Amtsbrüdern eine gewichtige Anfrage bezüglich der Adiaphora an die Wittenberger Theologen gerichtet. Vgl. unsere Ausgabe Nr. 2a, S. 6298. Ein eigenes Gutachten zu dieser Frage zu verfassen, davor scheute er nach eigenem Bekunden zurück, wobei der Umstand mitgespielt haben dürfte, dass das Problem sich in Hamburg nicht in gleicher Schärfe und Konkretion stellte. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Aepin in Auseinandersetzungen um die theologische Bewertung der Höllenfahrt Christi verstrickt war. Da er die Frage gleichwohl als hoch bedeutsam einstufte, begrüßte er die Ausarbeitung des Flacius und bekundete öffentlich sein Einverständnis mit dessen Ausführungen.
3. Inhalt
[a] Grundregel
Zeremonien und Kirchengebräuche verlieren gegebenenfalls ihren neutralen Charakter, sobald sich damit Zwang, vermeintliche Verpflichtung, Verleugnung, Ärgernis oder Gelegenheit zur Gottlosigkeit verbindet, wenn sie nicht zum Aufbau der Kirche, sondern zu ihrer Zerstörung beitragen, und wenn sie Gott verhöhnen.
[b] Vorrede des Flacius an den christlichen LeserFehlt in der lateinischen Version.
Flacius unterscheidet zwei Gruppen Irrender: Die einen lassen sich aus Furcht und Sorge um die Störung ihres geregelten ruhigen Lebensgangs zu immer größeren faulen Kompromissen hinreißen. Ihnen rät Flacius, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, wie sie selbst noch fünf Jahre zuvor gesinnt gewesen seien, und mit dem Gedanken an Gottes Zorn die Menschenfurcht auszutreiben. Die zweite Gruppe lässt sich vom hohen Ansehen der Irrlehrer blenden. Hier rät Flacius, sich an die frühere Haltung der Meinungsführer zu erinnern und sich vorzustellen, er, Flacius, vertrete die adiaphoristische Position. Man solle bedenken, dass vor Gott kein Ansehen der Person gelte, und auf Christus als den guten Hirten hören. Eine dritte Gruppe, die den Herrn wissentlich aus Geldgier verrate, sei ohnehin nicht zu überzeugen.
[c] Johannes Aepin an Matthias Flacius Illyricus (Hamburg, im Okt. 1549)
Aepin bekundet, er sei mehrfach aufgefordert worden, eine öffentliche Stellungnahme zur Frage der Mitteldinge zu formulieren, habe aber vor der Größe der Aufgabe zurückgescheut und sich darauf verlassen, dass die Augsburger Konfession, die Schmalkaldischen Artikel und weitere Schriften eindeutige Orientierung gäben, doch sei großer Schaden durch die innerkirchlichen Zwistigkeiten entstanden. Er freue sich über die Abhilfe durch das Buch des Flacius. Es sei nicht möglich, durch Nachgeben die rechte Lehre zu erhalten, und es stünde sehr viel besser um die Kirche, wenn die protestantischen Fürsten auf dem Reichstag von 1548 entschlossen zur CA gestanden hätten. Gott könne aber die Kirche auch in der größten Not schützen, und bei dieser Gelegenheit würden die Heuchler entdeckt. Der Teufel versuche die Kirche zu verwirren und zu zerstören, dazu missbrauche er die Lehre von den Adiaphora, die ehedem mit guten Absichten entwickelt worden sei. Dabei behaupteten die gegnerischen Parteigänger, ihre Maßnahmen dienten der Erhaltung des Friedens, der reinen Lehre des Evangeliums und des rechten Gebrauchs der Sakramente. Ihre Absicht sei es, gelehrte gottesfürchtige Leute zu täuschen und zum Schweigen zu veranlassen; wer sich dennoch gegen sie wende, werde verleumdet. Auch er selbst, Aepin, wünsche sich eine Reformation der Kirche nach Gottes Wort, Eintracht wäre zu erreichen, wenn man sich in der Lehre einigte, die Mitteldinge recht unterschiede und Verfälschungen und Missbräuche früherer Zeiten abschaffte. Gegen sinnvolle, angemessene Änderungen sei nichts einzuwenden. Mit Hilfe der Adiaphora habe der Teufel mehr erreicht als ihm mit Gewalt möglich gewesen wäre. Die öffentliche, ungehinderte Predigt des Evangeliums sei erforderlich, um die Missbräuche abzuschaffen.
Pflichtvergessene Bischöfe scherten sich nicht um das Seelenheil ihrer Gemeinden, die Neuerungen der Adiaphoristen gereichten der Kirche zum Verderben. Deshalb soll man dagegen ankämpfen mit aller Kraft, die gottesfürchtigen Lehrer der Kirche sollen mit dem Schwert des Geistes kämpfen, ihr Kreuz auf sich nehmen und den Ausgang Gott anbefehlen, der die Kirche erhalten wird. Aepin erbittet eine bessere Einsicht der Regenten. Papst und Bischöfe wollten ihre Abgötterei wieder aufrichten. Den Verteidigern der Kirche verbiete man, mit Schriften oder Predigten dagegen anzugehen, man drohe ihnen mit Vertreibung, während die Gegner ungehindert und privilegiert publizieren dürften. Daran zeige sich, dass nicht eine rechtmäßige Erneuerung (Reformation) der Kirche beabsichtigt sei, sondern die Unterdrückung der Unschuldigen.
[d] Matthias Flacius Illyricus an Bürgermeister, Rat und Einwohner der Stadt Lübeck (Magdeburg, 1. Dezember 1549)
Aristoteles habe die Organisationsform Stadt sehr geschätzt, weil er sie besonders geeignet gefunden habe, die Bestimmung des Menschen zu verwirklichen, der als soziales Wesen geschaffen sei. Während die Sophisten die Auffassung vertraten, die leitende Wissenschaft für das Gemeinwesen müsse die Rhetorik sein, habe Sokrates diese Position der praktischen Philosophie mit ihren Teilbereichen Ethik, Politik und Ökonomik zuerkannt. Die Richtigkeit dieser Auffassung finde man bestätigt durch das Beispiel der Philosophen-Herrscher Salomo, Augustus und Mark Aurel.
Allerdings gehöre zu dieser regentischen Klugheit noch eine andere Weisheit: die Theologie, die Lehre von Gott. Sie solle die oberste Regentin aller menschlichen Lebensbereiche sein, ihr habe sich alles unterzuordnen, einschließlich der Staatsklugheit. Denn ohne Gottes Beistand könne ein Gemeinwesen nicht gedeihen. Außerdem greife grundsätzlich zu kurz, wer nicht auch das jenseitige Leben und dessen Wohlfahrt mit in den Blick nehme. Wegen der Erbsünde vermöge der natürliche Mensch das Göttliche nicht zu erkennen und wertzuschätzen, ebensowenig das ewige Leben. Darum sei irdisches Wohlleben sein höchstes Ziel. In dieser irrigen Ansicht werde der natürliche Mensch vom Teufel bestärkt. Die göttliche Weisheit werde darum nicht nur verachtet, sondern oft auch gehasst und verfolgt, das Evangelium als Ursache zeitlichen Unglücks verleumdet.
Demgegenüber sollten verständige Leute aus der Erfahrung und aus Gottes Wort lernen, dass sie ohne Gottes Hilfe nicht nur nicht glücklich, sondern überhaupt gar nicht leben könnten. Deshalb sollten Obrigkeiten und Untertanen sich willig in der himmlischen Lehre unterrichten lassen. Dabei solle allerdings die Theologie nicht die Herrschaft an sich reißen, sondern lediglich die Rahmenrichtlinien vorgeben.
Die weltlichen Regenten neigten dazu, die himmlische Wahrheit zu verfolgen oder für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Wenn die Wahrheit aber durch Leiden bezeugt werden solle, dann suchten sie sich durch offenen Verrat oder durch List zu entziehen, und pflichtvergessene Theologen ließen sich dazu mißbrauchen. Christus werde aber den Verrat nicht ungestraft lassen.
Die Prediger sollen Widerstand leisten und zum Festhalten an der Wahrheit ermahnen, dabei aber nicht zum Aufruhr anstacheln. Sie sollen dem Kaiser nicht ins Regiment greifen, ihm aber auch nicht geben, was Christus gebührt.
Die vorliegende Abhandlung solle mithelfen zu verhindern, dass unter dem falschen Schein angeblicher Mitteldinge die alten papistischen Gräuel wieder in die Kirche eingeführt würden.
[e] Von wahren und falschen Mitteldingen
In seiner Vorrede legt Flacius dar, dass die Undankbarkeit vieler Christen angesichts des wiederaufgerichteten Evangeliums Jesu Christi sehr viel übler anzusehen sei als die Undankbarkeit des Volkes Israel beim Zug durch die Wüste ins gelobte Land. Was vordem die Fleischtöpfe und Zwiebeln Ägyptens gewesen seien, seien nun die behaglichen Lebensumstände, deren Verlust man fürchte, und die papistischen Zeremonien. Wie man die Disziplin unter der Herrschaft des Papstes loben könne, sei völlig unverständlich, schließlich habe der Klerus ein ungeistliches Lotterleben geführt, unter grober Vernachlässigung von Predigt und Unterricht; in Ehesachen sei alles möglich gewesen, solange man für den päpstlichen Dispens bezahlen konnte, ja Paul III. selbst habe seine kirchliche Karriere nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass seine Schwester eine Mätresse seines Vorgängers Alexander VI. gewesen sei. Das Instrument des Kirchenbanns sei vielfach missbraucht worden. Auch von heilsamer Ordnung könne unter der Herrschaft des Papstes keine Rede sein, da man den weltlichen Bereich dem geistlichen völlig unterworfen habe, und innerhalb der Geistlichkeit seien ständiger Zank, Mord und Gift nur zu bekannt. Neben der Unordnung im Verhältnis von weltlichem und geistlichem Stand habe der Papst auch innerkirchliche Unordnung verursacht, so durch die Unsitte, mehrere Messen parallel zu feiern, noch dazu in unverständlicher Sprache. Überdies habe man geistliche und weltliche Herrschaft vermischt und die weltliche Herrschaft mitsamt der geistlichen beansprucht. Noch schlimmeres Teufelswerk sei die Vermischung von Gesetz und Evangelium gewesen, dazu sei eine Vermischung von himmlischer Lehre und Menschengeboten gekommen, außerdem eine Vermischung von Gotteswort und Philosophie.
Flacius bekundet, er habe eine Weile gehofft, dass Gelehrtere und Angesehenere als er sich der Aufgabe unterzögen, den adiaphoristischen Irrlehren öffentlich entgegenzutreten. Als aber die erhoffte Gegenbewegung ausgeblieben sei, habe er seine Schrift verfasst im Vertrauen auf Gottes Beistand.
Die Schrift ist in drei Hauptteile gegliedert: 1. Von wahren Mitteldingen, 2. Von den jetzigen falschen und gottlosen Mitteldingen, 3. Widerlegung etlicher Argumente der Adiaphoristen.
Im ersten Teil definiert Flacius zunächst ein Adiaphoron, lateinisch Indifferens
, deutsch Mittelding
, als etwas, dem von sich aus keine besondere Bedeutung eignet und das auf beliebige Weise zu handhaben ist. Auch in der Kirche gebe es solche Mitteldinge, die von Gott weder geboten noch untersagt seien. Zum gottesdienstlichen Bereich gehörige Mitteldinge seien entweder öffentlich, weil sie die gesamte Gemeinde betreffen (Lieder, Gesänge, Lesungen, Amtsträger, Zeit und Ort des Gottesdienstes, Kleidung, Geläut), oder privat, vom persönlichen Frömmigkeitsstil des einzelnen abhängig (etwa Gebetszeiten oder Enthaltsamkeitsphasen). Darüberhinaus könne man noch von weltlichen Mitteldingen sprechen, die völlig frei disponibel seien, weil sie nicht mit der Erbauung der Kirche zusammenhingen. Die andern seien allerdings nicht mehr völlig frei veränderbar, wenn sie einmal angeordnet seien und sich zur Erbauung der Kirche dienlich erwiesen hätten, wobei es freilich auf den Stellenwert der Regelung ankomme. Begründet würden Regelungen der Mitteldinge allgemein durch das göttliche Gebot, alles solle ordentlich, zur Erbauung der Kirche und zu Gottes Ehre geschehen; im Detail komme es zu Regelungen durch den freien christlichen Willen der Kirche oder durch Beauftragte der Kirche. Zweck der Regelungen von Adiaphora seien zum einen Ordnung hinsichtlich Personen, Zeit und Handeln, zum andern Ehrbarkeit und gute Ordnung hinsichtlich Ämterbesetzung, Gottesdienstzeiten und -orten, Kirchengesängen, Kleidung, Geläut und Orgelspiel, Gestaltung des Kirchenraums und weitgehender Gleichförmigkeit der Zeremonien, sowohl innerhalb einer Gemeinde als auch bei mehreren Gemeinden untereinander, zum dritten Erbauung. Zu letzterer bedürfe es der Autorität zur Erhaltung der äußerlichen Disziplin im Haus, bei der Kindererziehung, in der Schule (hier seien gute Schulordnungen und geeignetes Personal erforderlich), in der Kirche und im Gemeinwesen; außerdem müsse der Gottesdienst in einer den Gemeindegliedern bekannten Sprache gefeiert werden, insbesondere seien Gesänge nötig, bei denen Text und Bedeutung verstanden werden können.
Im zweiten Teil wendet sich Flacius den jetzigen falschen und gottlosen Mitteldingen
zu. Diese seien zum einen dadurch gekennzeichnet, dass sie der Kirche gegen ihren Willen aufgezwungen würden, dabei sei die treibende Kraft der Teufel, dem letztlich alle Beteiligten dienten, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven: Furcht vor Krieg und Verfolgung, Wunsch nach weltlichem Frieden, menschliche Klugheit, Aussicht auf materielle Belohnung, Wunsch nach Wiedereinführung der papistischen Missbräuche.
Ein weiteres Merkmal der falschen Mitteldinge sei, dass sie nicht die gute Ordnung förderten, sondern einen Übelstand verursachten, weil sie ihrem Wesen nach Gaukelwerk seien und von den Gottesfürchtigen verachtet würden; wenn man das einmal aus gutem Grund Verworfene wieder einführe, erscheine dies als ein Ausdruck von Leichtfertigkeit. Dass man mit der neuen Ordnung größere Gleichförmigkeit erreichen könne, sei kein stichhaltiges Argument, denn weder Gottes Ehre noch unsere Seligkeit erforderten solche Gleichförmigkeit, es bestehe im Gegenteil die Gefahr, dass sie fälschlich für heilsnotwendig gehalten werde; überdies sei sie praktisch undurchführbar. In der Kirche habe während der ersten sechs Jahrhunderte keine Gleichförmigkeit im Zeremoniell bestanden. Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts habe von Gleichförmigkeit nicht die Rede sein können, und zwar nicht nur gegenüber den orientalischen und griechischen Kirchen, sondern auch innerhalb der römischen. In den wichtigsten Punkten seien die protestantischen Kirchen allerdings untereinander und mit der Urkirche gleichförmig. Weitergehende Gleichförmigkeit wäre nur auf der Basis allgemein anerkannter Texte wie der Bibel, Luthers Postillen und Melanchthons Loci zu erreichen; die Adiaphoristen aber seien bezeichnenderweise nicht einmal untereinander einig.
Das dritte Merkmal der falschen Mitteldinge ist nach Flacius, dass sie nicht der Erbauung dienen. Was daran eindrucksvoll sei, entspreche eher weltlicher Prachtentfaltung, es fehle dabei an Disziplin, sie seien eher geeignet, die Kirche zu zerstören. Denn die Menge der Zeremonien lenke von einer christlichen Lebensführung im Alltag ab; das unverstandene Latein als Gottesdienstsprache führe zu Missachtung oder Aberglauben, der Nutzen der Lieder gehe verloren; die Freiheit der Religion werde aufgehoben, das Papsttum wieder eingeführt; die Glaubwürdigkeit der Pfarrer werde untergraben und papistischen Bischöfen Macht über die Kirche eingeräumt; in den Augen vieler werde die Bedeutung der Religion überhaupt relativiert; die argumentative Position der altgläubigen Gegner werde gestärkt; wer an der evangelischen Wahrheit festhalten wolle, werde angegriffen; die Vermischung von Papsttum und evangelischer Lehre führe zu Orientierungslosigkeit und Verwirrung der Gewissen. Die angestrebten Veränderungen verursachten mancherlei Ärgernis, denn wenn die Anführer wankten, so gefährde dies die Standhaftigkeit aller; die nachträgliche Rechtfertigung für ehemals Verworfenes führe zu Verwirrung; das Nachgeben der Gelehrten verunsichere die ungelehrten Gläubigen.
Hinzu komme, dass die falschen Mitteldinge offenkundig Christus verächtlich machten: Seine Braut, die Kirche, werde mit den Gewändern der Hure Babel bekleidet; seinem Widersacher, dem Antichrist, räume man die Herrschaft über die Kirche ein; seine Glieder, die Gläubigen, würden geschmäht. Gott selbst werde geschmäht, weil die Lehrer der Kirche ihre Pflicht versäumten und die evangelische Wahrheit verleugneten. Der Heilige Geist werde geschmäht, weil man die Zeremonien des Antichrists, die bereits abgeschafft waren, wieder einführe.
Vieles an den falschen Mitteldingen sei gottlos und böse: Dem Antichrist und seinen Bischöfen werde die Herrschaft über die Kirche eingeräumt; die christliche Freiheit werde durch Gesetze aufgehoben; das Leipziger Interim schweige vom Glauben im Zusammenhang mit der Vergebung der Sünden durch Buße und Abendmahl; Firmung, Letzte Ölung und Priesterweihe würden wieder als Sakramente angesehen; neben dem Abendmahl solle die Messe aufgerichtet werden, ohne jeden Auftrag Christi; das sola fide
werde zugunsten guter Werke aufgegeben.
Im dritten Teil seiner Schrift greift Flacius einige Argumente der Adiaphoristen auf, um sie zu widerlegen. Das erste ist, man müsse Kompromisse eingehen, damit es nicht zum Krieg komme. Dagegen wendet Flacius ein, dass ein Angriff der Feinde keineswegs sicher sei, auch wenn man die Kirche unzerstört lasse, dass andererseits aber auch nicht sicher sei, dass man die Widersacher durch Einführung der Adiaphora wirklich besänftigen könne. Es sei jedenfalls besser, Unglück zu leiden, als Ärgernis zu geben. Die Hirten dürften ihre Herde nicht verlassen (was darunter zu verstehen sei, erläutert Flacius weiter unten); und die Erhaltung der Universität Wittenberg sei nicht jeden Preis wert, es dürften darüber nicht unzählige Gemeinden ins Verderben gestürzt werden. Es habe immer wieder Zeiten der Prüfung gegeben. Die Gegner seien Gottesfeinde, die nicht durch ein wenig Nachgiebigkeit besänftigt werden könnten, man müsse vielmehr widerstehen, dann werde sich zeigen, dass es bloße Maulhelden seien.
Das zweite Argument der Adiaphoristen (dieser Passus war in der ursprünglichen lateinischen Fassung noch nicht enthalten): Man solle die Kirche bzw. Gemeinde nicht verlassen. Hier stellt Flacius fest, es gebe zwei Formen, die Kirche zu verlassen, nämlich zum einen, bewusst eine gottlose Lehre anzunehmen, und zum andern, nicht gegen eine solche Lehre anzugehen, obwohl man dazu von Amts wegen verpflichtet wäre. Hingegen lasse man die Gemeinde/Kirche nicht im Stich, wenn man aus triftigem Grund vorübergehend einen Ort verlasse, aber am Bekenntnis festhalte und es damit bestätige, und bekräftige, dass man lieber das Exil auf sich nehme, als faule Kompromisse zu schließen; Beispiele: Christus, Elia, Paulus, Athanasius.
Auf das dritte Argument der Adiaphoristen, man solle nicht wegen unnötiger Dinge streiten, antwortet Flacius, dass es um Zerstörung und Ärgernis in der Kirche und um Schmähung Gottes gehe, also keineswegs um Nichtigkeiten. Außerdem fragt er, wie man dazu komme, den Gegnern einen Teil des Schatzes der Kirche, nämlich Luthers deutsche Lieder, zu überantworten?
Auf das Argument, man solle in Mitteldingen dem Nächsten dienen, erwidert Flacius, wohl könne man Gutwillige zu gewinnen suchen und dabei allerlei Konzessionen einräumen, doch Halsstarrigen dürfe man kein Haarbreit nachgeben.
Abschließend stellt Flacius fest, nach geschehener Erörterung der Streitfragen gelte es nun, der erkannten Wahrheit auch zu folgen. Dazu solle man fleißig Gottes Wort betrachten, worin den Beständigen die Seligkeit verheißen sei. Man möge sich hüten, Kompromisse einzugehen bis zum angeblich nahen Tod des Kaisers. Man solle die Brüder stärken mit Gottes Wort und sie nötigenfalls zurechtweisen. Die Adiaphoristen sündigten mehr als Petrus in Galatien, man müsse ihnen deshalb widerstehen. Man müsse bereit sein, das Kreuz zu tragen, wenn man es ohne Verleugnung der Wahrheit nicht abwenden könne. Um diese Beständigkeit müsse man beten.
[f] Protestation und Bekenntnis M. Flacii Illyrici in Sachen der Mittelding oder Adiaphora betreffendFehlt in der lateinischen Version.
Einziger Zweck der Schrift sei, die Wahrheit zu bezeugen, die christliche Religion zu beschützen und den Verfälschungen zu widerstehen. Flacius hätte diese Aufgabe gerne Gelehrteren überlassen.
Er schreibe nicht aus Feindseligkeit gegenüber den Wittenbergern. Melanchthon und Bugenhagen hätten Flacius und der Kirche ehedem viel Gutes getan, und Flacius wünschte, sie stünden auch jetzt noch in der Mitte des bedrängten Gottesvolkes und mahnten zur Beständigkeit im Glauben.
Flacius habe seine Auffassung nach bestem Wissen und Gewissen dargelegt.
Er scheue sich vor der Hurerei mit der Hure Babel; er verfluche nicht nur die Hure Babel und das endzeitliche Tier, sondern auch das Bild und das Zeichen des Tiers, das Bild sei das Interim, und das Zeichen seien die Mitteldinge. Ein Greuel seien ihm auch die Adiaphoristen.
Es gebe noch immer Leute, die meinten, es gehe bei den Streitigkeiten lediglich um Nichtigkeiten wie den Chorrock, und die deshalb die neuen Interime annähmen, aus eigenem und anderer Schaden nichts lernten, sondern es für besonders klug hielten, so zu taktieren; sie missachteten die Drohungen Gottes. Er, Flacius, warne sie, um seine Pflicht zu tun und an ihrem Verderben unschuldig zu sein.
[g] Zwei exegetische RegelnFehlen in der deutschen Version. Dort ist ein Abschnitt aus Crucigers Sommerpostille zur Ausfüllung verbliebenen Raumes genutzt: .37–206,30.
Die Schrift scheine, hebräischem Sprachgebrauch folgend, bisweilen grundsätzlicher zu formulieren, als es der Gegenstand eigentlich erfordere. Es sei nicht selten eine Einschränkung oder Spezifikation mitzudenken.
4. Ausgaben
Nachgewiesen werden können folgende Ausgaben:
-
lateinisch:
A:LIBER DE || VERIS ET FALSIS ADI= || aphoris, in quo integre propemo- || dum Adiaphorica controuer- || sia explicatur. Authore || Matthia Flacio Il- || lyrico. || ITEM EPISTOLA D. IOAN- || nis Epini Superintendentis Hamburgen- || sis ad Illyricum de eadem || materia. || 1. Cor. 10. || Quid ergo dico, quod simulachrum ali- || quid sit? Non, uerum illud dico, quod quæ || immolant gentes, dæmonijs immolant, & || non Deo. Nolim autem nos consortes dæ- || moniorum esse. Non potestis poculum || Domini bibere, & poculum dæmoniorum. || Non potestis mensæ Domini participes esse, || & mensæ dæmoniorum. An prouocamus || Dominum? num fortiores illo sumus? Om- || nia mihi licent, sed non omnia ædificant, || Id est, in Adiaphoris non tantum ipso- || rum rituum natura, sed & circum- || stantiæ eorum uel maxime || respiciendæ sunt || Magdeburgi. || 1549. [Michael Lotter]Vgl. Reske, Buchdrucker, 580. [80 Bl. 8°: * 1r – *** 8v; A 1r – A 4v; B 1r – G 8v; H 1r– H 4r] (VD 16 F 1444)
-
Vorhanden:
- Berlin
- , Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: 5 an: Dm 600; Dm 560a
- Budapest
- Budapest, Országos Széchényi Könyvtár (Nationalbibliothek): Ant. 5404(4)
- Gotha
- Gotha, Forschungsbibliothek: Theol.527/2(1)R
- Halle
- Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: AB 154 611(11); If 3574(2)
- Jena
- Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek: 8 Bud.Theol.163(1)
- Leipzig
- Leipzig, Universitätsbibliothek: Syst.Th.2449/7
- Lutherstadt Wittenberg
- Evangelisches Predigerseminar: LC479/1; LC565/9
- Wien
- Wien, Österreichische Nationalbibliothek: 80.V.83
- Wolfenbüttel
- Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 1040.4 Theol.(7) [benutztes Exemplar]Köhler II-740–741 (Nr. 1346).; 1165.4 Theol.(5); YK 21.8 Helmst.(1); Yv 538.8 Helmst.(1)
- Zwickau
- Zwickau, Ratsschulbibliothek: 8.10.33.(10) (unvollständig)
- B:
-
DE VERIS ET FAL= || sis Adiaphoris, Matthiæ Fla- || cij Illyrici. || ITEM EPISTOLA D. IOAN- || nis AEpini Superintendentis Hambur- || gensis ad Illyricum de eadem || materia. || Vtrumq; simul æditum Calen= || dis Decembris. enthalten in: OMNIA || LATINA SCRIPTA || Matthiæ Flacij Illyrici, hactenus spar- || sim contra Adiaphoricas fraudes & || errores ædita, & quædam pri- || us non excusa, catalogum || uersa pagina indi- || cabit. || Omnia correcta & aucta. || Regula generalis de Adi- || aphoris. || Omnes cæremoniæ & ritus, quantum- || uis sua natura indifferentes, desinunt esse || Adiaphora, cum accedit coactio, opinio cul- || tus & necessitatis, abnegatio, scandalum, || manifesta occasio impietatis, & cum quo- || cunque demum modo non ædificant, sed de- || struunt Ecclesiam, ad Deum contumelia af- || ficiunt. Omnia hæc mala insinunt præsentibus mutationibus, præterquam, quod || quædam simpliciter sua natu- || ra impia sunt. [Magdeburg 1550: Michael Lotter] [264 Bl. 8°] (VD 16 F 1296), Q 3r – Ff 1v.
-
Vorhanden:
- Berlin
- , Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: 3 in: ; Dm 728
- Budapest
- Budapest, Országos Széchényi Könyvtár (Nationalbibliothek): Ant. 6684
- Gotha
- Gotha, Forschungsbibliothek: Druck 658(7)R; Druck 779(4); Theol.527/3(1)
- Halle
- Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: AB 155 110(2); If 3588(1); Vg 1241
- Hannover
- Stadtbibliothek: Ratsbibl. 8 Nr. 294
- Jena
- Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek: 8 MS 27 376; 8 Theol.XXV,55(3)
- Leipzig
- Leipzig, Universitätsbibliothek: Kirchg. 2256m/2
- Lutherstadt Wittenberg
- Lutherstadt Wittenberg, Lutherhalle: Kn A 190/1230
- München
- Bayerische Staatsbibliothek: Polem. 1000; Polem. 997; Polem. 998 [benutztes Exemplar]; Polem. 999
- München
- München, Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität: 8 Theol. 492
- Weimar
- Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Cat.XVI:821(n.5.)
- Wien
- Wien, Österreichische Nationalbibliothek: 77.Cc.262
- Wolfenbüttel
- Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 1137.1 Theol.(1); 1147 Theol.(1); Alv V 601(1); Alv X 84(1); Yv 349.8 Helmst.(1); Yv 565.8 Helmst.(1)
-
Zwickau, Ratsschulbibliothek: 8.10.34.(1)
-
deutsch:
- C:
-
Ein buch / von waren || vnd falschen Mitteldingen / Darin || fast der gantze handel von Mitteldingen || erkleret wird / widder die schedliche || Rotte der Adiaphoristen. || Durch Matth. Flacium Jllyr. || Jtem ein brieff des ehrwirdigen Herrn D. || Joannis Epini / superintendenten zu Hamburg / || auch von diesem handel an Jllyricum geschriebē. || 1. Corinth.10. || Was soll ich denn nu sagen? soll ich sagen das der || goͤtze etwas sey? Nein. Aber das sage ich / das die heiden || was sie opffern / || das opffern sie dem Teufel vnd nicht || Gotte. Nu will ich nicht das jhr in der Teuffel gemein= || schafft sein solt. Jhr kuͤnd nicht zugleich trincken des || Herrn kelch v] der teuffel kelch / Jhr kuͤnd nicht zu gleich || teilhafftig sein des Herrn tisches vnd des teuffels tisches. || Oder woln wir den Herrn trotzen? Sind wir stercker || denn er? Jch hab es zwar alles macht / aber es fromet || nicht alles. Das ist / Jn Mitteldingen soll man nicht al= || lein die gebreuch nach jhrer art / sonder am aller meisten || jhre vmbstende ansehen. [Kolophon: Gedruckt zu Magdeburg bey || Christian Roͤdinger. M. D. L.] Vgl. Reske, Buchdrucker, 581. [82] Bl. 4° (VD 16 F 1447)
-
Vorhanden:
- Berlin
- , Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: 3 in: ; Dm 563
- Budapest
- Budapest, Országos Széchényi Könyvtár (Nationalbibliothek): Ant. 2546
- Coburg
- Coburg, Landesbibliothek: P I 5/22:14
- Gotha
- Gotha, Forschungsbibliothek: Theol.4 210-211(22)
- Halle
- Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: If 4390(6)
- Jena
- Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek: 4 Theol.XLIII,4(7); 4 Theol.XLIII,80; 8 MS 24 000(4)
- Leipzig
- Leipzig, Universitätsbibliothek: Kirchg.1117b
- München
- München, Bayerische Staatsbibliothek: 4 Polem. 1226
- München
- München, Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität: 4 Theol. 1226:1
- New York
- Union Theological Seminary: D 1216
- Wien
- Wien, Österreichische Nationalbibliothek: 77.Dd.192
- Wolfenbüttel
- Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 386.23 Theol.(2) [benutztes Exemplar]Köhler II-588–589 (Nr. 1124).; 463.21 Theol.(2); G 672.4 Helmst.(9)
- Zwickau
- Zwickau, Ratsschulbibliothek: 20.8.23.(20)
- D:
-
Ein buch / von waren || vnd falschen Mitteldingen / Darin || fast der gantze handel von Mitteldingen || erkleret wird / widder die schedliche || Rotte der Adiaphoristen. || Durch Matthiam Flacium Jllyricum. || Jtem ein brieff D. Joannis Epini Super. Hamb. an || Jllyr. auch von Adiaphoris. || Jtem ein kurtz bekentnis vnd Protestation. || 1. Corinth.10. || Was soll ich denn nu sagen? soll ich sagen das der goͤtze || etwas sey? Nein. Aber das sage ich / das die heiden / was sie opoͤ || ffern / das opffern sie dem Teufel vnd nicht Gotte. Nu will ich ni || cht das jhr in der Teuffel gemeinschafft sein solt. Jhr kuͤnd ni= || cht zugleich trincken des Herrn kelch vnd der teuffel kelch / Jhr || kuͤnd nicht zugleich teilhafftig sein des Herrn tisches / vnd des || teuffels tisches. Oder wollen wir den Hern trotzen? Sind || wir stercker denn er? Jch hab es zwar alles macht / || aber es fromet nicht alles. Das ist / Jn Mittel= || dingen soll mann nicht allein die gebreuch || nach jhrer art / sonder am aller mei= || sten jhre vmbstende ansehen. || 1 5 5 0. [Kolophon: Gedruckt zu Magdeburg bey || Christian Roͤdinger. M. D. L.] [82] Bl. 4° (VD 16 F 1448)
-
Vorhanden:
- Berlin
- Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Dm 562 R
- München
- , Bayerische Staatsbibliothek: 4 Polem. 1227
- Wolfenbüttel
- Herzog August Bibliothek: 183.12 Theol.(4); F 1367 Helmst.(3) [benutztes Exemplar]Köhler II-489–491 (Nr. 906).
Die Ausgaben C und D sind nahezu satzgleich, mit deutlicher Ausnahme der Titelblätter. Anscheinend sind nur die Bogen A bis D neu gesetzt, während ab Bogen E keine Unterschiede mehr feststellbar sind und auch alle Druckversehen übereinzustimmen scheinen. Im Hinblick auf die ersten vier Bogen kann man feststellen, dass D zur Ausschreibung von en
neigt, wo C ē
setzt, und weniger Trennungen am Zeilenende aufweist; beides könnte auf einen minimal breiteren Satzspiegel von D zurückzuführen sein. D verbessert einige Fehler aus C, die bedeutendsten Abweichungen sind im textkritischen Apparat vermerkt.
Die lateinische Ausgabe wurde ohne die einleitenden Briefe etc. (anscheinend nach Omnia latina scripta) wieder abgedruckt in:
Catalogi Hæreticorum, || CONRADI || SCHLRSSELBVR- || GII, SS. THEOLOGIÆ DO- || ctoris et Professoris, ac || in Ecclesia & Gymnasio Stralesundensi, || in Pomerania, Superin- || tendentis; || Liber XIII. & vltimus. || in qvo incredvlorvm adiapho- || ristarum, & fugitiuorum Interimistarum errores, || apostasiæ, collusiones cum Antichristo Romano, & ar- || gumenta, repetuntur & refutantur, cum assertione || veræ sententiæ, quam Catholica comple- || ctitur Ecclesia. || Iustinianus Imperator. || Quum is, qui de recta fide interrogatus est, diu pro- || trahit responsum, nihil aliud est, quam abnegatio || rectæ confeßionis. || 15 99. || FRANCOFORTI, || Excudebat Ioannes Saurius, impensis Petri Kopfij. (VD 16 S 3038) pp. 154249.
Der lateinische Text unserer Ausgabe wird nach A wiedergegeben, Ergänzungen in B sind in kleinerer Schrift beigefügt; da die deutsche Übersetzung im wesentlichen B entspricht, sind Passagen, die in A enthalten, in B aber an anderer Stelle eingefügt wurden, in der Reihenfolge von B abgedruckt. Über die Anordnung und über Abweichungen im einzelnen gibt der textkritische Apparat Auskunft.