Erstellt im Editionsprojekt Controversia et Confessio. Basiert auf einer Vorlage des Classical Text Editors.
Erstellt in Kooperation zwischen dem IEG Mainz und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Es sagt Sanct Paulus II. Cor. XI.,
das sich der Teuffel in einen Engel
des liechtes verstelt,
Vgl. II Kor 11,4. welche trewe vermanung Pauli solte warlich alle
Chris
ten warnen,
das sie fFrsichtig weren beide, in ihrem leben vnd wandel,
fFr
nemlich
aber in erhaltung des reinen Gottes worts vnd Christlicher religion,
welcher der Teuffel sonderlich nachstelt vnd feind ist. Die denn warlich in
dieser letzten zeit
Zur Endzeiterwartung in der Reformationszeit vgl. Leppin, Antichrist und Jüngster Tag, passim. von dem heiligen Geist durch D.
Martinum Lutherum,
den dritten Eliam,
Zur Verwendung des Elia-Epithetons auf Luther vgl. Kolb, Luther, passim; Dingel, Ablehnung und Aneignung. recht sch=n vnd G=ttlich ist angerichtet vnd geordnet,
vnd solten sich
ja vnter keinem schein, er gleissete
leuchte. auch so sch=n wie er
jmmer wolte oder k=ndte, von solcher abfFren
lassen, ja auch die geringsten
dinge verdechtig haben, denn die reine
religion kan gar bald besuddelt vnd
geschwecht werden vnd leidet kein schertz
nicht, wie auch die augen
Vgl. das Sprichwort: Das Auge, die Ehre und ein redlich Herz leiden keinen
Scherz, in:
Wander 5 (1880), 171. nicht.
Der Teuffel ist ein tausentkFnster,
Ein tausendfach geübter Meister der Verstellung. Vgl. Art. künster, in DWb 11, 2691.
Luther verwandte dieses Bild
häufig. Vgl. Martin Luther, Großer Katechismus, in: BSLK, 550,12f; Martin Luther WA 23, 64 (Das diese Wort Christi, 1527). der vnter einem schein durch geringe
dinge einen grossen jammer
anzurichten pflegt. Derhalben, weil vns der
hei
lige Geist so trewlich
warnet, solten wir mit allem vleiss seine listige
anschle
ge vnd
betrug, damit er an vns setzet, fliehen vnd vns mit gantzem ernst fFr
jhm
hFten.
Vgl. Eph 6,10–17. Welchs nach dem gebet vnd anruffung G=ttlicher hFlffe durch
kein ander
vnd besser mittel geschehen kan, denn
als. Vgl. Art. denn, in: DWb 2, 945f. das wir jhn gantz vnd gar
mit allen seinen listigen practiken meiden,
jhn verfluchen vnd verdammen.
Solchs vermane ich jtzt darumb, denn wir fur augen sehen, wie jtzt der Teuffel
als ein rasen-der Lewe des hungers halben vmbher leufft vnd
sucht,
den er m=ge verschlingen.
Vgl. I Petr 5,8. Etliche greifft er mit offentlicher gewalt an,
et
liche mit
bedrawung,
Bedrohung. Vgl. Art. Bedräuung, in: DWb 1, 1236. etliche mit lFgen, vnd dasselbige so meisterlich vnd
auff mancherley
wege, das wenn es mFglich were, wFrde er auch die
ausserwelten verfFren.
Vgl. Mt 24,24; Mk 13,22.
Hilff allmechtiger Gott, wie viel Interim hat er in die kirche eines nach dem
andern ausgeschmissen vnd schmFckt sich von tag zu tag, das er gantz vnd
gar fFr
einen engel angesehen sein will vnd als suche er der kirchen Christi
erbawung
vnd nicht jhre zerst=rung. Nach dem er nicht hat mit allem seinem
grewel des
gantzen Babstumbs in die kirche Christi mFgen komen, versucht
ers durch
das Augsburgische Interim.
Vgl. Edition des Augsburger Interims durch Mehlhausen. Dieweil er nu mit demselbigen auch
nicht kan alle
kirchen durchwandern, fehet
fängt, beginnt. Vgl. Art. fehen, in DWb 1, 321f. ers durchs Leipsische,
Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S, 115–122; Nr. 212, S. 254–260; vgl. unsere Ausgabe Nr. 4.
Merckische,
Kurfürst Joachim II. von Brandenburg
ließ den Text des Interims mit einer erklärenden Deklaration
Johann Agricolas drucken. Vgl.
Nischan, Interimskrise, 262. Die Deklaration Agricolas ist abgedruckt bei
Müller, Geschichte des Interims, 126–131. Frenckische
Die Vormundschaftsregierung für den noch unmündigen Markgrafen Georg Friedrich von
Brandenburg-Ansbach-Kulmbach – wobei der brandenburgisch-kurfürstliche
Einfluss eine gewichtige Rolle spielte – erließ eine Ordnung. Vgl.
EKO 11,1, 325–331; zu Markgraf Georg
Friedrich vgl. Haenle, Art. Georg Friedrich von Brandenburg zu Ansbach, in: ADB 8 (1878), 614–619; Waldemar Kampf, Art. Georg Friedrich, Markgraf von Brandenburg-Ansbach, in: NDB 6 (1964), 205–201; Manfred Rudersdorf, Brandenburg-Ansbach/Bayreuth, in: Schindling, Ziegler, Territorien I, 10–30 (21). vnd andere Gotlose Interim an.
Vgl. zu dem Umgang mit dem Interim in anderen Territorien des Reichs
unsere Ausgabe Bd. 1,
Nr. 8 und Nr. 13; Bossert, Interim in Württemberg; Herrmann, Das Interim in Hessen;
Postel, Hansestädte; Wartenberg, Interim in Mitteldeutschland. Weil jm nu
Got durch GotfFrchtiger leute gebet vnd schreiben wehret, das
er nicht alle
kirchen Christi durch solche Gottlose triegerey kan verwFsten,
kompt er mit
den Mitteldingen geschlichen. Dieweil jhm aber dieselbige
larue
Maske. Vgl. Art. Larve, in: DWb 12, 208. auch ist
abgezogen, hecket er aus
macht er aus. Vgl. Götze, 17 dem grossen Leipsischen Interim ein klein
Alco
ran,
Koran. Vgl. zum Umgang mit dem Koran in der Reformationszeit Bobzin, Koran. Mit dem kleinen Koran meint Flacius den publizierten Auszug aus den
Leipziger Artikeln und parallelisiert ihn so mit einer Schrift,
die den Zeitgenossen als Zeugnis falsche Religion schlechthin galt. in welchem er viel gebeut, das doch vorhin im gebrauch gewesen ist
vnd
mischet fein mehlich
allmählich, langsam. Vgl. Art. mählich, in: DWb 12, 1456f. etwas aus dem saurteig des Antichrists
Vgl. dazu I Kor 5,6–8.
darun
ter. Jch m=cht aber gern von den zerst=rern der kirchen Jhesu
Christi vnd den
betrFbern des heiligen Geistes wissen, worumb sie der
kirchen Jhesu
Christi das gebieten, das sie vorhin vom heiligen Geist
empfangen hat vnd
noch mit vleiss helt.
Die Tauffe ist gehalten, wird auch noch so gehalten, wie in dem artickel
befohlen, wo die Interimisten durch diese zweiffelhafftige rede vnd andere
Christliche ceremonien nicht das Gotlose cresam
Chrisma. Es war bei der Taufe üblich, den Täufling mit am Gründonnerstag
geweihtem, exorzisiertem Öl zu salben. Angenendt, Religiosität, 466–469; Weinert, Mainzer Domliturgie, 53f. vnd Gottlose geweihet
saltz
Während des Taufritus wurde in vortridentinischer Zeit dem Täufling Salz, das
durch einen Exorzismus besonders gereinigt worden war, in den Mund gelegt.
Peters, Kommentar 5, 159–161. verstehen.
Die Kindertauffe sol mit dem exorcismo, absagungen, Beistandt vnd Bekanthnus
der Bathen vnd andernn alten christlichen Ceremonien gelert vnnd gehalten
werden. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254–260 (hier: 255); Nr. 397, S. 450–453 (hier: 450). Flacius
und Gallus setzten in ihrer
Ausgabe der Leipziger Landtagsvorlage an dieser Stelle kommentierend hinzu:
Verstehe mit Zauberischem geweiten Saltze vnnd schmaltze oder Cresam.
Denn das sind die alten Ceremonien, so in vnserer Tauff nicht
gebrauchet werden vnd jtzt dazu sollen komen. Flacius, Gallus, Bedenken, G 3r,
unsere Ausgabe Nr. 4, S. 401.
Die jugent wird vleissig im Catechismo vnterweiset. Die busse, beicht vnd
absolution ist vleissig gelert worden vnd man hat niemand zum Sacrament
gelassen, er habe denn gebeichtet.
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255; Nr. 397, S. 450. Jtem, man hat vleissig zu allen
Christ
lichen tugenden vnd rechten
guten wercken, die durch Gottes wort geboten,
das volck vermanet. Jtem, man hat
vleissig von den Sacramenten gelert.
Ebd.
Jtem, was darin von der ehe, bildern, etlichen feiertagen, von ehrlichem
wan
del der priester vnd jhrer kleidung geboten wird,
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254–257; Nr. 397, S. 451. ist sonst recht vnd wie
Christlich ist gehalten. Der Teuffel wirds
warlich mit seinem newen Interim
nicht bessern, sondern wol viel mehr verterben.
Weil man nu diss alles
ge
halten hat, worumb gebeut man es denn jtzt
widderumb, als hette mans zuuor
nicht gehalten?
Wo man an fr=mbden orten solche newe reformation h=ren wird, werden die
leut
meinen, wir haben solchs nicht gehabt vnd sey nFr ein schwermischer
polemisch: irrlehrender, irrgläubiger. Vgl. Art. schwärmerisch, in: DWb 15, 2293.
vnd widderteuffischer geist vnter vns gewesen vnd eitel vnordenung. Aber
es
ist nicht genug, das der heilige Geist die kirche reformirt, wo nicht der
b=se
geist ja darzu sagt. Diss alles, one zweiffel, wird nicht darumb
ge
boten, das mans erst anfangen sol zu halten, denn
sie wissen, das es sonst
recht vnd Christlich gehalten ist worden vnd viel
besser denn je im Babstumb,
sonder darumb, das vnter dem guten auch etwas b=ses,
ja gifft vnter h=nig
zusamen, die armen Christen zu betriegen, vermengt werde.
Nu wollen wir
auch mit Gottes hFlff von dem, so vbel vnd vnrecht in diesem
Jnterimichen
gesatzt ist, handeln:
Zum ersten ist in der kindertauffe
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255; Nr. 397, S. 450.. das zu mercken, das, wo sie es wollen
auff Lateinisch (als zu
besorgen
befürchten steht. Vgl. Art. besorgen, in: DWb 1, 1635.) gehalten haben, das man solchs in keinem
wege gestatten soll. Denn wie
k=nnen die paten mit rechtem glauben Amen
sagen vnd also mit jhrem
1.Cor.4. Vgl. I Kor 14,16. glauben dem kind zu hFlff komen, so sie die
sprach nicht
verstehen, noch wissen, was da geredt wirt. Jtem, so sie durch
die
weitleufftige
umständliche, überflüssige. Vgl. Art. weitläufig, in: DWb 28, 1302f. vnd Sophistische
wortklauberische. Der altgriechischen Philosophenschule der Sophisten wurde
nachgesagt, auf argumentativem Wege Tatsachen beliebig zu verdrehen. Vgl.
Margarita Kranz, Art. Philosophie, in: NP 15/2 (2002), 339–343 (343f);
Lepp, Schlagwörter, 83f. rede Christliche ceremonien
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255; Nr. 397, S. 450. das
Gottlose Cresam vnd geweihet saltz verstehen, so ist es gar vnrecht
vnd
Gottloss.
Jn der Confirmation, da sie sagen, die jugent solle vormittelst G=ttlicher
gnade confirmirt werden (on zweiffel durch die Bischoffe oder wem sie es
befehlen, wie denn im Leipsischem Interim dieses klerer stehet),
Ebd. diss ist
endlich die meinung vnd keine andere, das sie die G=ttliche
gnade an diss
Bischoffliche affenspiel binden, wie die papisten auch dauon
leren. Nu ists ja
Gottloss, das man an ein
menschenfFndlein
ein von Menschen erdachter Kunstgriff, eine List. Vgl. Art. fündlein, in: DWb 4, 544f. die G=ttliche gnade bindet.
Vnd ist alda abermal die sophistische rede Christliche ceremonien
Vgl. Anm. 25.
wel
che sie gewisslich auff die papistische missbreuche ziehen werden.
Jm Capitel vom Sacrament des Altars
Vgl. PKMS 4, Nr. 397, S. 450. sagen sie viel, was man
darbey leren soll, aber sagen nirgent
nicht, das man mit eim solchen glauben
darzu komen soll, der da gewiss
schliesse, das man da zugleich im
Sacra
ment vergebung der sFnden empfahe
durch den tod Christi, das doch
sonder
lich geschehen solte vnd Christus
auch fFrnemlich befohlen hat
Vgl. Mt 26,27f; Mk 14,23f; Lk 22,20. vnd ist in
vnsern kirchen fleissig geschehen. Sie thun aber solchs nach
der papisten art,
die viel von der wirckung der Sacrament plaudern, aber
von dem glauben,
der dazu geh=rt, reden sie gar nichts vnd ist ein lauter
legalis vnd nicht ein
Euangelica doctrina, die da fFrt zum gericht vnd verdamnis
die so dauon
essen.
Vgl. I Kor 11,27; Peters, Kommentar 4, 163–166. Jst das nicht die leut von der rechten lehr ab fFren? Oder von dem
Sacrament recht leren?
Jm capitel, da die Papistische =lung heimlich begraben ligt,
Zum altgläubigen Verständnis der Krankensalbung vgl. Handbuch der Dogmengeschichte IV,3, 216–225. sagen sie,
mann solle es mit den krancken halten nach der Apostel
gebrauch.
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255f; Nr. 397, S. 451. Nach
der Apostel gebrauch ist jhnen gewisslich eben so viel als nach der
Papisten
gebrauch, denn nach der Apostel gebrauch ists jtzund vns vnmFglich
zu
thun. Die lieben Apostel haben die krancken gesund gemacht mit jhrem
schat
ten, Act.V.,
Vgl. Act 5,14f. mit schmiren mit =l, Marc.VI.,
Vgl. Mk 6,13. Jacob V.,
Vgl. Jak 5,14. mit jhren
schweis
tFchern vnd koller,
Kragen, Halstuch. Vgl. Art. Koller, in: DWb 11, 1614f. Act.19.,
Vgl. Act 19,12f. vnd durch andere gleiche mittel mehr. Das
wird scilicet Eissleb.,
Johann Agricola, genannt
Eisleben, hatte neben Julius von
Pflug und Michael Helding
maßgeblich an der Erstellung des Augsburger Interims mitgewirkt.
Vgl. Joachim Rogge, Art. Agricola, Johann, in: TRE 2 (1978), 110–118; Ernst Koch, Art. Agricola, Johann, in: RGG4 1 (1998), 191.
Morus,
Georg Mohr wurde
nach der Absetzung des Gabriel Zwilling neuer Pfarrer
und Superintendent von Torgau.
Vgl. dazu Chalybaeus, Durchführung des Leipziger Interims, 46–58.
D. Jnterim
Gemeint sein könnte Joachim
Camerarius. Vgl. Flacius, Von wahren und falschen Mitteldingen, unsere Ausgabe Nr. 3, S. 133, Anm. 4. vnd die andere Adiaphoristen
vnd Achitopheles
Ahithophel (in der Vulgata Achitophel) war Ratgeber des alttestamentlichen Königs David, der aber abtrünnig wurde, indem er
sich der Revolte Absaloms gegen David anschloss. Flacius will damit wohl die Wittenberger
Theologen als Verräter an ihrem alten Landesherrn, Johann Friedrich von Sachsen, brandmarken Vgl. II Sam 15. auch thun. O der vnuerschampten Sophisterey, o vnd
wehe den
vnuerschampten verfelschern G=ttlicher religion vnd allen die das
blut
Christi also mit fFssen treten!
Jm Capitel von der Messe
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451. ist die gantze Papistische Messe gefast,
wie sie bey den Papisten im
gebrauch ist, welche, wie Gottlos sie sey, ist
bisher genug aus Gottes wort
beweist. Es ist dem Teuffel sonderlich vmb die
Messe zu thun. Wenn er die hat,
so hat er alles. Heist das nicht, die alte
missbreuche widderumb hinein
fFren? Wir wollen aber itzt von etlichen jren
stFcken in sonderheit reden. Zum
ersten setzen sie das Confiteor,
Das Schuldbekenntnis. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451; Missale Romanum, 1393; [Josef] Kössing, Art. Confiteor, in: WWKL2 3 (1884), 882–885. in
wel
chem die heiligen angeruffen werden, denn der priester
beichtet jhnen,
welchs eben so viel ist, als mehr G=tter anbeten. Des gleichen
geschicht auch
in vielen collecten,
Bittgebeten. Vgl. [Josef] Punkes, Art. Collecten I, in: WWKL2 3 (1884), 603f. aber indirecte. Anstadt
Konjiziert aus: an standt. des worts Canon setzen sie
consecration,
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451. Sowohl die Leipziger Landtagsvorlage als
auch der Auszug verzichteten auf die Bezeichnung des eucharistischen
Hochgebets als Canon Missae. Der beschriebene Ablauf orientiert sich
aber stark am Canon. Vgl. Missale Romanum, 1508–1526. welchs viel besser den Antichristischen Canonem bedeutet,
denn die uerba
coenae
Die Einsetzungsworte im Abendmahl. Vgl. 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk
22,19f. bedeuten kan.
Flacius meint damit, dass die
Bezeichnung consecration eher an die hochkirchliche Art der altgläubigen
Eucharistiefeier erinnere, als dass sie die verba coenae, die
Einsetzungsworte, in den Blick bringe. Wenn nu das von der kirchen
angenomen wird, so werden die verfelscher
G=ttlicher warheit solche
So
phistische rede dahin ziehen, wie es jhnen am
besten dienet, denn ich weiss,
das sie sehr hefftig begeren von den Theologen,
das sie den Canonem
Das eucharistische Hochgebet. Vgl. [Josef] Pohle, Art. Canon, in: WWKL 2 (1883), 1812–1815; zur
Verteidigung des Canons in der Interimszeit vgl. die 10. Predigt Michael
Heldings in: Von der Hailigisten || Messe || Fünffzehen Predige
/ zů Augspurg auff || dem Reichsztag / im Jar M. D. || XLviij. gepredigt.
|| Gemert mit zwaien Predigen / Die erst von der Haili= || gisten
Eucharistia / am Grienen Donnerstag / Die || ander an vnsers Herrn
Fronleichnams tag || zů Augspurg gethon. Anno 1548. || Durch Michaelen
Bischoff zů Sidonien / || Meintzischen Suffraganeen. || ... || Getruckt zů
Jngolstat / durch Alexan= || der Weissenhorn. || M.D.XLVIII.|| (VD 16 H
1626), fol. 50v–56v.
zu
geben. Aber wenn gleich sonst gar nichts Gotlos in der Messe
were, so ist
doch das an jhm selbst Gottlos, das man neben der Communion ein
specta
kelmess
Flacius polemisiert damit gegen
die Versuche, alte Gebräuche, Zeremonien und Kleidungsvorschriften
wieder einzuführen, um damit aus dem Gottesdienst und der Eucharistiefeier
eine auf äußeren Schein ausgerichtete Veranstaltung, ein Schauspiel, zu
machen. auffrichten wil, vnd mit dem Sacrament nach vnserm gefallen den
Christi
verfolgern zu willen spielen, denn das Leipsische Interim vnd dieser
Auszug
nennet klar Messe vnd Communion als zwey vnterscheidene ding
mit
ausgedrFckten worten.
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451. Darumb ist die Messe ein ander ding denn die
Communion, vnd ist widder
Gottes wort, das mann also ein spectakelmess
anrichtet vnd mit dem Sacrament
affenspiel
Possen. Vgl. Götze, 6. treibet. Darzu ist auch
alhie zu mercken, das man alle deudsche
gesenge D. Martini
Vgl. Martin Luther, WA 19, 44–113 (Deutsche Messe, 1526). ausschleust,
durch welche so fein die leute sind
vnterweiset, getr=stet, die kirche erbawt,
Gott gepreiset vnd gelobet, das kein
zweiuel ist, sie sind von dem heiligen
Geist durch den grossen vnd tewren
Propheten
Martin Luther. gemacht. Darumb solten wir
Christen nicht also Epicurisch
gedankenlos, nachlässig. Luther
bezeichnete Täufer, Spiritualisten und alle die von der
Wittenberger Sakramentenlehre abwichen nicht nur als Schwärmer,
sondern auch als Epikuräer. vnd viehisch sein, das wir solche feine
geist
liche gesenge
vnd grosse gaben Gottes also verechtlich mit fFessen tretten.
Was die kleider belanget,
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451. weis ich (Gott lob) sehr woll, das auch ein
narrenkappe anziehen fur
Gott ein Mittelding sey. Aber weil sie an etliche
=rter gar abgethan vnd nicht
viel besser denn ein narrenkappe geachtet sind,
k=nnen sie nicht widder in den
gebrauch one grosse ergernis kommen. Vnd
taug gar nicht, das die
Achitopheles
Vgl. Anm. 52. sagen, es sey scandalum acceptum.
ein hingenommenes Ärgernis. Es ist ein recht datum scandalum.
Anlass zum Ärger. Gleich als es ein recht scandalum datum,
das ist, da man vrsach gebe
sich zu ergern, were, wenn der pfarher in einer
narrenkappe auff den predigstuel
steige. Aber es ist der Epicurischen
weis
heit keine masse.
Ihre Weisheit hat kein Maß; von Flacius polemisch gemeint: Ihre Dummheit hat
kein Ende.
Das kleine teuffelein
Der Auszug aus der Leipziger Landtagsvorlage. wil auch haben, das man die horas Canonicas
Die Stundengebete, horae canonicae (Matutin, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper,
Complet) sind Gebetszeiten im Laufe eines Tages, die durch die jeweiligen
Wochentage und durch den Ablauf des Kirchenjahres eine jeweils
unterschiedliche inhaltliche Prägung erhalten. Vgl. F. Probst, Art. Brevier, in: WWKL2 2 (1883), 1257–1291; Albrecht Gerhards, Art. Stundengebet I (Geschichte), in: TRE 32 (2001), 268–276; Angelus A. Häussling, Art. Tagzeitenliturgie, in: LThK4 9 (2000), 1232–1241. halten
soll,
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451. inn welchem sind viel Gottlose stFcke von Anruffung der heiligen etc.
vnd taugen doch sonst nirgen zu, denn
als. nur das sie Gott lestern vnd arme
gewissen verfFren, welche
diese. Gottlose stFck heissen sie nicht weg thun. Eben
das mag man von andern
gesengen auch sagen.
Es stehet in diesem newen Interimlein, das man m=ge gesenge halten nach
der
begrebnis,
Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451. Die Verfasser der Leipziger
Landtagsvorlage und des Auszugs versuchten sich anscheinend an Luther anzulehnen, denn die Gesänge
sollten gesungen werden, zu gedechtnu(e)s der verstorbenen, vnd vnserer
verheissenen und gewissenn aufferstehung. Luther hatte nämlich unter Verwendung von Melodien
aus der altgläubigen Bestattungsliturgie im Jahr 1542 sieben
Gesänge für Begräbnisse lateinisch-deutsch herausgegeben und dafür
zentrale biblische Texte verwandt, die auf die Auferstehungshoffnung hinwiesen. Vgl.
AWA 4; Jenny, Sieben biblische Begräbnisgesänge. nach ansuchung derer, die es begeren. Da dFnckt mich
vor
war, ligen die seelmesse vnd vigilien begraben.
Dahinter verbergen sich die Seelenmessen und Vigilien. Vgl. Art. begraben, in: DWb 1, 1304f. Vigil bezeichnet den Vorabend, der einem höheren
Festtag vorausgeht (vgl. die Bezeichnung Ostervigil für den
Ostersamstag). Allerdings wird auch das Officium bei Begräbnissen Vigil
genannt. Vgl. Karl Ernst Schrod, Art. Vigil, in: WWKL² 12 (1901), 951–953; Angelus A. Häussling, Art. Vigil, in: LThK4 10 (2001), 785–787. Denn wir pflegen
nach der begrebnis nicht zu singen, sonder wenn der
todte ist begraben, so
h=ret man baldt auff. Aber die papisten pflegen nach dem
begrebnis jhre
messe vnd vigilien zu halten. Vnd hilfft nicht, das sie darzu
setzen
geistli
che gesenge
Der Begriff geistliche Gesänge kommt weder im Augsburger Interim, noch in
der Leipziger Landtagsvorlage und dem Auszug vor. Vgl. Augsburger
Interim XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der sacramenten), 134–145;
PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451; vgl. aber die Verwendung des Begriffs
christliche Gesänge bei Flacius, Gallus,
Bedenken, N 2v, unsere
Ausgabe Nr. 4, S. 430. Denn man weis schier nicht mehr, was bey den verfelschern
des Euangelij
dis wort geistlich oder christlich heisse. Aber ich halte, es
sey bey jhnen
eben so viel als papistisch. Das sey gesagt von den gotlosen
artickeln des
kleinen Interim.
Was nu belanget das ergernis, so daraus kFmpt, ist eine grosse sFnde. Denn
one das, das eine verfolgung daraus entstehen wird vnd viel pfarher vnd
bFr
ger darFber veriagt vnd auff mancherley weis geplagt werden, auch
viel leut
in allen landen jemmerlich geergert, wenn sie sehen werden, das sich
diese
kirchen zum Antichrist gesellen vnd seinen grewel annemen, die so
lange
das Euangelium gehabt vnd den Antichrist mit seinem grewel bis in die
helle
verflucht haben, wird auch also der heilige Geist in vielen
frumen leuten sehr
durch dis thun betrFbt werden, welche darnach widder
diejenige, so in die
verenderunge willigen, beten vnd zu Gott schreien,
welcher
deren. gebet nicht
wirt vmb sonst sein. Solch gros vbel zu verhFten, were viel
besser nach dem
spruch Christi, sich mit einem mFlstein mitten ins Meer werffen
lassen,
Vgl. Mt 18,6; Mk 9,42; Lk,17,1f. das
ist, allerley vbel leibs vnd des lebens leiden.
Vber dis alles ist auch das sehr woll zu mercken, das Paulus gar ernstlich
warnet, das wir vns fur abg=tterey hFten vnd sie mit gantzem vleis
flie-
hen sollen.
Vgl. I Kor 6,9f; Gal 5,19–21. Nu ist ia das nicht abg=tterey geflohen, sondern darzu
ge
lauffen,
wenn man darzu hilfft, das Papistische Ceremonien widder
auffge
richtet werden vnd den papistischen wolffen das regiment widderumb vber
die schefflein Christi vbergeben wird, wie denn im Leipsischen Interim
ge
schicht.
Damit folgen die Autoren und Befürworter der Leipziger Landtagsvorlage und des Auszugs nicht Christus, dem guten Hirten, sondern werden zu Mietlingen. Vgl. Joh 10,12. Denn auff diese weise werden alle papistische abg=tterey vnd grewel
nur
mit hauffen
reichlich. Vgl. Art. Haufen, in: DWb 10, 587. baldt widderumb inn die Kirche Christi kommen. Es ist
auch offenbar, das
man damit vmgehet, wie mann den Antichrist mit aller
seiner heiligkeit,
durch allerley list vnd Behändigkeit,
Betrug. Vgl. Art. Behendigkeit, in: DWb 1, 1338. in die Kirche Christi
bringen möchte. Dis ist offenbar zum ersten, aus
dem gantzen handel, vnd
sonderlich dem Leipschen Interim,
welchs durch vnd durch also gestalt ist,
wie sie diesen abtrFnnigen hauffen zu
der rechten Catholischen Bepstlichen
Kirchen widderumb bringen vnd vnsere newerunge
Vgl. Augsburger Interim (Vorrede), 34. (wie sie
Die Altgläubigen. es heissen)
in jhre Römischen Ceremonien verendern.
Zum andern, kan man solchs auch aus dem klerlich beweisen, das sie von
den
Theologen
Den protestantischen Theologen. nur auffs hefftigst begert haben vnd noch begeren, das sie
wolten auch
den Canon nachgeben.
Der ausführlichste Artikel des Augsburger Interims beschäftigt sich nicht ohne
Grund mit der Messe. Vgl. Augsburger Interim XXII (Vom opffer der meß),
102–122; vgl. zudem die ausführliche Verteidigung der Messe während
des Augsburger Reichstages 1547/48 durch Michael Helding, siehe oben Anm. 59. Nu wissen sie,
Die Altgläubigen. das in dem Canon das
gantze Babstumb stehet.
Vgl. Martin Luther, Schmalkaldische Artikel II,2: Messe, in: BSLK 419 Darumb ist kein zweiffel, das sie damit
vmbge
hen,
Konjiziert aus: vmbehe wie sie alle papistische grewel widerumb einfFren möchten. Jch habe
(welchs ich fFr Gott zeuge) aus Phil[ippi]
Philipp Melanchthon. mund selber gehort, das er also
sagte: Jch weis gewis, das vnser
hoff
Der Hof des neuen Kurfürsten von
Sachsen, Moritz. also gesinnet ist, das sie ja wollen
das Bapstumb widder auffrichten wie
sie das immer thun können, denn sie
meinen, es diene jhnen jhener wesen besser
zu jhrem regiment. Dis
erzele ich (Gott weis es) vmb keiner andren
vrsach willen, denn
als. das ich die
armen Schefflein Christi warne, das sie sich fFr dem
wolffe ernstlich hFten,
der damit fleissig vmbgeht,
sich fleißig damit beschäftigt, überlegt. Vgl. Art. umgehen, in: DWb 23, 916. wie er m=cht in den Schaffstal Christi
ein
brechen.
Vgl. Joh 10,1.
Jch habe newlich brieff empfangen von dem E. H.
Ehrwürdigen Herrn.
Petro Paulo Wergerio,
Pietro Paolo Vergerio war nach seinem Jurastudium in
päpstliche Dienste getreten und war als päpstlicher Nuntius
verschiedentlich im Reich tätig. Vgl. Eckehart Stöve, Art. Vergerio, Pietro Paolo d. J., in: TRE 34 (2002), 690–694; Emidio Campi, Art. Vergerio, Pietro Paolo, in: RGG4 8 (2005), 1006.
Bischoff zu Justinopoli,
Capodistria, heute Koper (Slowenien), vgl.
Art. Iustinopolis, in: Sleumer, 455. welcher orth x. meil von vnser stat ligt vnd iij.
oder iiij. von
Triest.
Flacius scheint dieser
Berechnung nicht seinen Wohnort Magdeburg, sondern seinen Heimatort
Albona zugrunde zu legen; vgl. Lk 2,3. Der ist nu ongefehr vor xij. jaren Bebstlicher legat
gewest zu Wittenberg
Vergerio wurde von Papst Paul III. im Jahr 1535 beauftragt, bei
den Reichsfürsten für die Beschickung des anberaumten Konzils zu werben.
Auf seiner Reise durch das Reich kam er auch nach Kursachsen und traf in Wittenberg am 7. November 1535 auf Luther und Bugenhagen. Vgl. dazu Brecht, Luther 3; 174–177; Müller, Vergerio. vnd nu fast in die v. jar vom Babst (darumb, das er
seine kirche recht
in Christlicher leer hat vnterweiset) wol tribulirt
geplagt, verfolgt. Vgl. Art. tribulo, in: Georges II, 3208.
wor
den, vnd nu gar verdampt vnd veriagt.
Vergerio versuchte Reformen in seinem Bistum
durchzusetzen, denen jedoch massiver Widerstand entgegengesetzt
wurde. Der Reformeifer Vergerios führte im Jahr 1545 in
Rom zu der Eröffnung eines
Häresieprozess gegen ihn. Als Vergerio keine Möglichkeit
mehr sah, diesen Prozess zu seinen Gunsten zu entscheiden, verließ
er 1549 sein Bistum und begab sich ins Exil. Vgl.
Eckkehart Stöve, Art, Vergerio, Pietro Paolo d. J., in: TRE 34 (2002), 692. Jtzt er ist in Grisonibus,
Graubünden (Schweiz), vgl. Art. Grisona, in: Sleumer, 367. im
Wel
schen
italienischen. Vgl. Art. Wälschland, in: DWb 27, 1356f. gebirge, ongefehr zwo tag reis von Meiland. Alda schreibt er vnd
lest drFcken widder den Bapst. Hat mir
auch eins seiner bFcher geschickt,
Um welche Schrift es sich handelt, ist unklar. So könnte Flacius, nach Kaufmann, Schriften von Matteo Gribaldi von Vergerio
erhalten haben, die er dann auch zum Druck beförderte. Vgl.
Kaufmann, Ende der Reformation, 323–325. darin er beschreibt das teufflische wFten, grausamkeit vnd verfolgung,
welchs
die gesandten von dem Bapst zu Justinopoli angericht haben nach
seiner
veriagung. Er schreibt mir vnter andern, er wolle lieber im hause Gottes
arm
sein, denn reich werden in der hFtten der gottlosen.
Vgl. Ps 84,11. Jst das nicht ein
wFn
derlich ding, das in Welschland
Italien. Vgl. Anm. 104. ein wolgelerter Bischoff, der vor
vormals, ehedem. bey
dem Bapst wol enthalten
unterhalten, versorgt. Vgl. Art. enthalten, in: DWb 3, 550. vnd darzu ein grosser Herr gewesen, vmb das
bekentnis des Herrn
Christi willen sein reichthumb, ehr vnd alles hat
ver
lassen vnd in das
elend ziehen wollen, vnd nu zwey tag reis von Meiland
widder den Bapst schreibet vnd drFcken lest, die Deudschen
aber, die so
lang Christliche Religion klar vnd rein gehabt, die bekant vnd sich
der
hal
ben vber ander leute gerFmet, itzund sie verleugnen,
verkeuffen vnnd
verfelschen sollen?
Jst das nicht ein rechter grosser vnerh=rter vnd schrecklicher iammer, das
rechte Christen widder die Christen das schwert getzFckt haben vnd viel
Christliches bluts den Hispaniern helffen vergiessen?
Flacius spielt hier wohl auf
die Unterstützung des Kaisers durch Moritz von Sachsen im Schmalkaldischen Krieg an. Vgl. dazu
Held, Mühlberg/Elbe; Günter Wartenberg, Art. Moritz von Sachsen, in: TRE 23 (1994), 302–311. Vnd haben dauon
diesen nutz erlangt, das sie dadurch beide, die freiheit
jres lieben vaterlands,
welche nu in die dienstbarkeit gebracht ist,
Vgl. dazu Schmidt, Libertät. vnd die reine Christliche
Religion verlieren sollen vnd dem Antichrist
die fFsse werden mFssen
kFssen? Ach, das die arme Christen noch ein mal die
augen auff thun wolten
vnd sehen, das es jhnen gelte, jhre Religion vnd ewige
seligkeit. Denn
war
umb, kan mann noch nicht wissen, ob die widdersacher
mit dieser
verende
rung wollen zu fried sein oder nicht, das doch
die Mansfeldische Grauen gar
bald erfaren.
Zum Umgang mit dem Interim in der Grafschaft Mansfeld vgl. Wartenberg, Das Interim in Mitteldeutschland, 235–242;
unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 13, S. 712–726 und der Anhang zu Nr. 13, S. 973–978. Jtem, das mandat verheist woll, das sie nicht wollen die
Christen von
der Christlichen Religion abfFren,
abbringen. Vgl. Art. abführen, in DWb 1, 42; vgl. zudem PKMS 4, Nr. 74, S. 115–122 (115f.). aber gedenckt nicht ein
mal, was fur ein Religion er
meine durch
verstehe unter. Vgl. Art. meinen, in: DWb 12, 1926. die Christliche Religion. Die Augspurgische bekentnis ist gar vergessen.
Jtem, das nirgent gesagt wird,
wie fern sich die gegenwertigen enderungen
strecken sollen vnd wens
wann es. Vgl. Art. wann, in: DWb 27, 1868f.
gnug sey. Solchs zeigt genugsam an, das sie im sinn haben, von tag zu
tage
mehr zu endern. Es ist nie kein Heidnisch volck so leichtfertig
gewest, das
von jhrer falschen Religion vmb gefahr willen abgefallen were odder
die
wissentlich verfelschen hette lassen als wir, die wir wollen Christen
heissen,
itzt mit der waren religion Gottes, des schepffers himels vnd der
erden, thun.
Pfu
Pfui. solcher Mameluken
Glaubensabtrünnigen. Vgl. Art. Mameluck, in: DWb 12, 1518; Lepp, Schlagwörter, 49–52. fFr Gott vnd den menschen, ia pfu ihrer, hie
zeitlich vnd dort
ewiglich.
In Zeit und Ewigkeit, im Diesseits und im Jenseits. Der Herr Jhesus zertrete den Satan
vn
ter der Christen
fFsse vnd zerst=re seine werck, nemlich sein morden vnd
lFgen, Sophisterey
Vgl. Anm. 34. vnd falsche lere. Amen.
Aus dem buch D. Martini Luth. Hans Worst genant: Martin Luther, WA 51, 469–572, bes. 515f. (Wider Hans Worst, 1541).
Mocht aber ein guthertziger (wie mans nennet) sagen: Was schadets denn,
das man Gottes wort hielte vnd liesse daneben diese stFcke alle, oder je
etliche, so leidlich weren, die zu ertragen wären. Vgl. Art. leidlich, in: DWb 12, 678f. auch gleichwol bleiben? Antwort ich: Es mögen
guthertzige Leute heissen.
Sie sind aber Jrrehertzige vnd verfFrethertzige
Leute. Denn du h=rest, das nicht
sein kan neben Gottes wort etwas anders
leren, neben Gott einem andern dienen,
neben dem Liecht im finsternis von
Gott gestellet ein anders anzFnden. Es
ist gewislich ein Jrrewissch
Irrlicht. Vgl. Art. Irrwisch, in: DWb 10, 2180. vnd
jrthumb, wens gleich ein einiges
einziges. Vgl. Art einig, in: DWb 3, 207–209. stFck were. Denn die Kirche sol vnd kan
nicht lFgen noch jrthumb leren,
auch nicht in einigem
irgendeinem, einem einzigen. stFck. Leret sie eine
lFgen, so ists gantz falsch, wie Christus spricht
Lu. XI.:
Vgl. Lk 11,35f. schawe drauff,
das nicht das liecht inn der
dir. finsternis sey. Wenn nu dein leib gantz liecht
ist, das es
er. kein stFck vom finsternis hat, so wird er gantz liecht sein, das
heist:
Es mus gantz liecht vnd kein stFck finsternis da sein. Eitel Gottes
wort
Das reine, klare Gotteswort. Vgl. Art. eitel, in: DWb 3, 385f. oder warheit vnd kein jrthumb noch lFgen mus die Kirche leren. Vnd
wie
kFndte es auch anders sein, weil Gottes mund der Kirchen mund ist.
Vnd
widderumb: Gott kan ja nicht liegen,
lügen. Vgl. Art. lügen, in: DWb 12, 1272. also die Kirche auch nicht.
Aus demselbigen buch:
Martin Luther, WA 51, 469–572, bes. 556f. (Wider Hans Worst, 1541).
Vnd dis rede ich noch alles von dem wesen
Zustand, Verhältnis, der Gegebenheit, allerdings hier ohne attributive
Erweiterung. Vgl. Art. Wesen, in: DWb 29, 520f. hienieden auff erden,
nem
lich das recht vnd Richter, Res vnd
Persona nicht fur ein ding, sonder
vnter
scheiden vnd nicht in einander
gemenget sol sein.
Die Unterscheidung von Res und Persona ist für die Systematik des römischen
Rechts grundlegend. Vgl. Iustiniani Institutiones, I,2,12. Omne autem ius, quo utimur, vel ad
personas pertinet vel ad res vel ad actiones.; zu Luthers Verständnis
vgl. Ebeling, Lutherstudien II,3, bes. 177–207. Also das man nicht
sehen noch achten sol, was der Richter, sondern
was das Recht thut, wie
auch der Heide Seneca sagt: Non quis, sed quid dicatur
attende.
Vgl. Ps.-Seneca (= Martini Dumiensis Episcopi Bracarensis), Opuscula septem.
Opusculum primum: Formula honestae Vitae, PL 72, 21–28, bes. 24; zur
Rezeption Senecas durch Martin von Braga vgl. Joachim Dingel, Art. L. Annaeus Seneca (d. Jüngere, Seneca philosophus), in: NP 11 (2001), 417; zu Martin von Braga vgl. Adriaan Breukelaar, Art. Martin von Braga, in: BBKL 5 (1993), 915–919; Roger John Howard Collins, Art. Martin von Braga, in: TRE 22 (1992), 191–194; die WA gibt fälschlicher Weise als
Referenz Ep. 108,4 und 118,12 Senecas an. Vgl. auch Fasbender, Kleine Gebrauchsgeschichte. Vnd die
gantze Schrifft verbeut, Person anzusehen. Sie haben aus vnsern
bFchern
gelernet, das mann die Oberkeit vnd Herrschafften sol ehren. Das ziehen
sie
dahin: Was die Person N. thut, sol man ehren, so wir doch allein das Ampt
vnd Recht gemeinet vnd verstanden haben vnd zu warzeichen
zum Beweis, zum Beispiel. Vgl. Art. Wahrzeichen, in: DWb 27, 1028f. viel FFrsten
vnd Herren (wie auch noch) gestrafft
zurechtgewiesen, ermahnt. Vgl. Art. strafen, in: DWb 19, 708. haben, das sie jhr ampt nicht thun.
So mengen sie es so schendlich vnd
meinen, alles was die Person will vnd
denckt, das sey der Oberkeit oder Ampt
werck gleich, wie auch Hertzog
Ge
orge
Herzog Georg von Sachsen regierte
seit dem Jahr 1500 das albertinische Herzogtum bis zu seinem Tod im April
1539. Er war der Onkel von Kurfürst
Moritz und hatte ab dem Jahr 1533 versucht, diesen in altgläubigem
Sinn, zunächst in Halle am Hof Albrechts von Mainz (1533/34) und dann in Dresden (1534–37), erziehen zu lassen. Vgl. Helmar Junghans, Art. Georg von Sachsen, in: TRE 12 (1984), 385–389; Michael Beyer, Art. Georg, der Bärtige, in: RGG4 3 (2000), 692f; Günter Wartenberg, Art. Moritz von Sachsen, in: TRE 23 (1994), 302–311. (vnd itzt sein geistlein)
Dieser Einschub findet sich nicht im Original bei Luther. Flacius meint damit wohl Kurfürst Moritz von Sachsen. sich selbs vnd viel mit sich betrog, das er
auch in
Religionsachen m=cht gebieten, was er wolt, vnd die vnterthanen
werens schFldig
zu halten,
Herzog Georg von Sachsen hatte
dekretiert, dass alle seine Untertanen Lutherschriften und
Lutherübersetzungen des Neuen Testaments ausliefern müssten. Vgl. dazu Martin
Luther WA 11, 245–281 (Von weltlicher Obrigkeit, 1523). das ist eben des Bapsts meinung vnd Regiment.
Gedruckt zu Magdeburg bey Christian R=dinger
Neben Michael Lotter war Christian Rödinger in Magdeburg der wichtigste Drucker der
Schriften des Flacius. Vgl.
Reske, Buchdrucker, 400, 581, 1000. Anno M.D.xlix.