Europäische Religionsfrieden Digital

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Gen. 1.
Eccle. 15.
Rom. 5. Ephe. 1. Iob 25.
1. Cor. 5
Roma. 5.
Roma. 5.
Epheſ. 2.
Eſaiæ 66.
Iohan. 3.
Rom. 3. Epheſ. 1. Eſaiæ 53.
2. Cor. 5.
Rom. 3.
Pſalm. 50.
1. Cor. 6.
Titum 3.
Math. 5.
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1. Cor. 1.
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Rom. 5.
Rom. 8.
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Marc. 1.
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Iacobi 2.
1. Ioan. 3.
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Ioan. 15.
Matth. 7.
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Eccleſ. 1.
Apoca. 22.
Ioan. 15.
Iacobi 2.
2. Reg 6. 1. Cor. 9.
Pſalm. 118.
Epheſ. 4.
Epheſ. 4.
Matth. 24.
2. Timot. 2.
1. Cor. 1.
Pſalm. 2.
Matth. 8.
Actor. 1.
Iohan. 17.
2. Petri 1.
Matth. 16.
Acto. 15.
Acto. 15.
Heb. 13.
Iohan. 3.
Marci 6.
Matth. 19
Deut. 24. Matth. 19.
Matth. 19.
1. Cor. 7.
Gene. 2.
Matth. 19.
Auguſt. de ciuit. Dei lib. 10. ca. 6
Hebr. 9.
1. Cor. 6.
2. Cor. 5. Iohan. 1. 1. Ioan. 2.
Apocal. 2.
Hebr. 10.
Coloß. 1.
Epheſ. 1. Eſaiæ 53. Eſaiæ 63.
Pſalm. 49.
Hebr. 10.
Hebr. 10.
Hebre. 7.
Hierem. 31.
Hebræ. 10.
Chryſost.
Malach. 1.
lreneus lib. 4. contra Hæreſ. ca. 32.
Con: ad= uers: leg: lib. 1. c. 20.
Geneſ. 14.
Lib. 2. epi. 1.
Iohan. 17.
Epist. 59. ad Paulinū 1. Timot. 2.
Exod. 31.
3. Reg. 12. 4. Reg. 19. Eſaiæ 37. Ezechie. 14.
Auguſtin. in Ioan. tract. 84.
Ad popu=lum Anti=ochen. Hom. 69.
In Enchi=rid. cap. 110. in q. 2. ad Dul.
Auguſt. de ſpiritu & litera ca. 11.
De conſe=cratioue Diſt. 2. c. Peracta, et c. Relatū.

1DEr Roͤmiſchen
2Keyſerlichen Maieſtat
3Erklaͤrung / wie es der Reli=
4gion halben / imm heyligen
5Reich / biß zů Außtrag deß
6gemeinen Concilij gehalten
7werden ſol / auff dem Reichß=
8tag zů Augſpurg / den XV. Maij / im M. D. XLVIII.
9Jar publiciert vnnd eroͤffnet / vnnd von ge=
10meinen Stenden angenommen.

11Christo Auſpice
12PLVS VLTRA.

13Cum Gratia & Priuilegio, &c.

14Die Roͤmiſch Keyſerlich Ma
15ieſtat / vnſer aller gnedigiſter Herꝛ / Laßt deß
16heyligen Reichs Chůrfürſten / Fürſten vnd Stenden / vnd
17der abweſenden Raͤthen / Bottſchafften vnd geſandten /
18gnediglich anzeigen.

19WJewol jr Keiſerliche Maieſtat / von eingang jrer
20Keiſerlichen Regierung / allezeit jr gemüt / willen
21vnd meinung dahin gericht / alles das genediglich
22vnnd vaͤtterlich fürzůnemen / zůhandlen / vnd zů
23befürdern / ſo gemeiner Chꝛiſtenheit / vnd ſonderlich dem
24heyligen Reich / der loͤblichen Teütschen Nation / als jrem
25geliebten vatterland zů gůt / auch hoͤchſten ehꝛen / auffne=
26men / nutz / frommen vnd wolfart immer gereichen / vnnd
27dardurch alle vnd jede Stend / Glider vnd vnderthanen /
28vnder jrer Keiſerlichen Maieſtat flügeln / vnnd glückſeli=
29gen Regierung / rüwig / fridlich / vnnd einig bleiben / leben
30vnd grůnen moͤchten.

31So haben doch jr Keiſ. Maieſtat / voꝛ langem / guͦter
32maſſen geſpürt / auch im werck augenſcheinlich befunden /
33Das ſich one Chꝛiſtliche vergleichung / oder gebürliche er=
34oͤꝛterung der eingeriſſenen hochſchedlichen Spaltung der
35ſtrittigen Religion (auß welcher dann alles nachteilig / vn=
36uertrawen / widerwill / Krieg / not / vnd beſchwerung vn=
37der den Stenden / bißher eruolgt) einichs beſtendigen frids /
38Rechts / růhe / noch einigkeit / beſchwerlich zůuerſehen ſein
39wolte.

40Derhalben jr Keyſerliche Maieſtat / voꝛ diser zeit /
41allerhand wege vnd mittel geſůcht / Auch vilerley geſpꝛe=
42che vnd vnderhandlungen fürgenommen / dadurch jr Kei.
43Maieſtat verhofft / ſolch verderbliche Spaltung zů Chꝛiſt=
44licher vergleichung / oder beſſern verſtand / zůbefürdern
45vnd zůbꝛingen.

46Als aber in volnfürung derſelben erwegen / vnd befun=
47den woꝛden / das diſe Spaltung ſo ferꝛ vnd weit eingebꝛo=
48chen / das die nůnmalen / nicht allein / die Teütſch / ſonder
49auch vil ander Chꝛiſtliche Nationen zůgleich belangen / vnd
50den allen miteinander gemein were / vnnd derhalben ſolli=
51cher Spaltung nit ſtattlicher / dann durch den oꝛdenlichen
52wege / eins gemeinen Chꝛiſtlichen Conciliums / füglich ab=
53geholffen werden moͤcht / Haben jr Kei. Maie. auff gemei=
54ner Stende vnderthenig bitt / vnnd anſuchen / nach vil ge=
55pflegen handlungen / ſouil erlangt / vnd erhalten / Das letz=
56lich eyn gemein Concilium in Teütſcher Nation zů Trient
57fürgenommen vnd angefangen woꝛden. Darauff auch jr
58Kei. Maie. in anfang diſes werenden Reichßtags / mit ge=
59meinen Stenden dahin gehandelt / vnd an jnen vermügt /
60Das ſie den Fůßſtapffen der heiligen Vaͤtter / vnd Eltern /
61ſo je allwegen inn glaubens ſachen / jr zůflucht zů den hei=
62ligen Concilien gehabt / vnnd ſich dieſelben weiſen laſſen /
63nachgeuolgt / vnd ſich ſolchem angefengten Concilio an=
64hengig vnd vnderwürffig zůmachen / auch deſſelben eroͤꝛ=
65terung zůerwarten / vnd zůgleben / gemeinklich bewilligt /
66vnd daneben jrer Kei. Maie. gehoꝛſamlich heimgeſtellt /
67auff Chꝛiſtlich vnnd gebürliche wege bedacht zůſein / wie
68mitler zeyt / biß zů endung vnnd außtrag des Concilij ge=
69meine Stende Gottſeligklich / vnnd inn gůtem fridlichen
70weſen / bey einander leben vnd wohnen moͤchten / vnd nie=
71mand wider Recht / vnnd billicheit beſchwerdt werde /
72Welche gemeiner Stende Chꝛiſtliche verwilligung deß
73Concilij / ſampt angehengter heimſtellung jr Keiſerliche
74Maieſtat damalen von den Stenden zů ſondern gnaden /
75angenommen / vnd nachmaln annemen.

76Nun haben jr Keiſer. Maieſt. auff angeregte der
77Stend vnderthenige heimſtellung / diſem hochwichtigen
78handel biß anher gantz vaͤtterlich / getrewlich / vnnd mit
79hoͤchſtem fleiß nachgedacht / auch jr der Stende ſelbs be=
80dencken (wie jnen bewißt) darüber vernommen / vnd inn
81erwegung aller ſachen / mitleidlich wargenommen / vnd er=
82meſſen / was vnaußſpꝛechlichen nachteils / vnnd vnraths
83der loͤblichen Teütſchen Nation / auß voꝛberürter ſpaltung
84bißher eruolgt / und was ſchadens vnd verderbnuß auch
85hinfüran dauon zůgewarten / vnd das derhalben zů auff=
86richtung vnd erhaltung beſtendigs fridens / Rechtens / ei=
87nigkeit / vnnd ringgerung der Stende eingerißnen vnuer=
88trawens / die hoͤchſt vnuermeidliche notturfft erfoꝛdern
89woͤlle / diſe ſachen biß zů fürgang vnnd eroͤꝛtterung deß ge=
90meinen Concilij / in gegenwirtigem ſtand vnd Confuſion
91keins wegs ſtecken / noch anhangen zůlaſſen / Sonder zů
92mehꝛer Chꝛiſtlicher vergleichung vnd maͤſſigung / auch beſ=
93ſerm vnd naͤherm verſtand zůrichten / vnd den vil eindꝛin=
94genden widerwertigen Secten lenger nicht zůzůſehen /
95noch den gemeinen friden dardurch ferner betrüben / vnnd
96verhindern zůlaſſen.

97Wie nůn jr Keiſerliche Maie. in mitte diſes wichti=
98gen wercks geſtanden / hat ſich zůgetragen / das etliche ho=
99hes ſtands vnd namens / ſonder zweiffel auß gůtem eifer /
100ſo ſie zů Chꝛiſtlichem frid / růhe vnd einigkeit tragen / auch
101auß rechter liebe gegen gemeinem vatterlandt / jrer Kei.
102Maie. hiebeiligenden Rathſchlag / vnd bedencken vnder=
103thaͤnigklich fürbꝛacht / vnnd ferner beſichtigen zůlaſſen /
104vbergeben / ſich auch demſelben nachzůkommen / vnd zů-
105geleben / gehoꝛſamlich angebotten.

106Dieweil dann jr Kei. Maie. ſollichen vberreichten
107Rathſchlag / etlichen anſehenlichen / vn̄ der heiligen ſchꝛifft
108verſtendigen / vnd bewerten Lehꝛern zůerſehen befolhen /
109vnd auß der ſelben Relation ſouil vernom̄en / das ſollicher
110Rathſchlag zů rechtem Chꝛiſtlichem verſtand / vnſerer
111waren Chꝛiſtlichen Religion / vnd Kirchen lehꝛ / oꝛdnungen
112vnd ſatzungen (auſſerhalb der zweien puncten / die Com=
113munion vnder beider geſtalt / vnd der Pꝛieſter Ehe betref=
114fend) nicht zůwider / Sonder zů befürderung vnd erlan=
115gung volkomner Chꝛiſtlicher vergleichung der ſtrittigen
116Religion / Auch erhaltung alles fridlichen weſens vnd ei=
117nigkeit im̄ heyligen Reiche nützlich / fruchtbar / vnd dienſt=
118lich ſein ſolle / dafür es dann jr Kei. Maie. nach jetziger gele=
119genheit der zeit vnd leüff / ſelbs auch halten / vnd ye nicht
120liebers ſehen noch befürdern wolten / dann das gemeine
121Stende vnder jrer Kei. Maie. regierung / inn der Religion
122fridlich vnd einig leben vnd wonen moͤchten / Jnn maſſen
123dann jrer Kei. Maie. jrem Keiſerlichen ampt nach / zůſteht
124vnd gebürt.

125Demnach ſo erſuchen die Kei. Maieſt. die gemeinen
126Stende / ſo bißher die oꝛdnungen vnnd ſatzungen gemeiner
127Chꝛiſtlichen Kirchen gehalten / hiemit genedigklich bege=
128rend / das ſie die ſelben hinfüran auch halten / vnnd darbey
129beſtendigklich bleiben / verharren / vnnd daruon nicht ab=
130weichen / noch verenderung fürnemen / Welches ſie dann zů
131thůn / und dem ſelbigen beharꝛlich zůgeleben / ſich hieuoꝛ er=
132botten vnd gewilligt haben.

133Aber die andern Stende / ſo newerung fürgenom=
134men / erſůchen jr Keiſerliche Mrieſtat auch gantz genedig=
135klich vnd ernſtlich / das ſie entweders widerumb zů gemei=
136nen Stenden tretten / vnd ſich mit jnen inn haltung gemei=
137ner Chꝛiſtlichen Kirchen ſatzungen vnd Ceremomien / al=
138ler ding vergleichen / oder ſich doch mit jrer lehꝛ / vnd Kir-
139chen oꝛdnungen / bemeltem Rathſchlag / inn allweg gemaͤß
140halten / vnd weiter nit greiffen noch ſchꝛeitten / Ob ſie ſich
141auch weyter eingelaſſen hetten / ſich als dann bemeltem
142Rathſchlag inn allweg gleichfoͤꝛmig halten / vnd gaͤntzlich
143darbey bleiben / Vnnd das alle Stend zů befürderung ge=
144meines fridens / růhe vnd einigkeit / obbeſtimpten Rath=
145ſchlag diſer zeit gůtwillig gedulden / denſelben nit anfech=
146ten / noch darwider lehꝛen / ſchꝛeiben / noch pꝛedigen laſſen /
147Sonder deß allgemeinen Concilij erklaͤrung vnnd eroͤꝛte=
148rung / mit gedult gehoꝛſamlich erwarten.

149So woͤllen jr Kei. Maie. nicht deſtoweniger al-
150len müglichen fleiß fürwenden / vnd an aller dienſtlicher be=
151fürderung nicht erwinden laſſen / damit das algemeine Con
152cilium / auff gemeiner Stende erſůchen / zům fürderlichſten
153gehalten / vnd die Teutſch Nation der ſchwebenden ſpal-
154tungen gentzlich erlediget werde.

155Gleicher weiſe ſtehn jr Kei. Maie. in embſiger ar-
156beit / vnd begriff einer Chꝛiſtlichen Refoꝛmation / welche
157auch jr Maieſtat noch auff diſem Reichßtage den Sten=
158den zů eroͤffnen / genaͤdiglich entſchloſſen ſein / der gnedigen
159getroͤſtung / das die biß zů eroͤꝛterung offtermelts Conci=
160lij / zů abſtellung viler mißbꝛeüch vnnd ergernuß / auch
161pflantzung vnnd erhaltung Chꝛiſtlicher zucht / wandels /
162vnd tugenden nicht wenig fürtreglich ſein werde.

163Nach dem auch in berürtem Rathſchlag / under der
164Rubꝛick / von den Ceremonien / under anderm vermeldet
165wirt / wo etwas inn denſelbigen / ſo zů aberglauben vꝛſach
166geben moͤcht / eingeſchlichen waͤre / das ſollichs gebeſſert
167werden ſolle. So woͤllen jr Kai. Maie. jr ſelbs gnediglich
168voꝛbehalten / inn dem / vnnd andern Artickeln / wa / vnd ſo
169vil von noͤten / yetzo / vnd hinnach allezeit gebürliche maß
170vnd oꝛdnung zůgeben. Dann alles das jr Keiſer. Maie. zů
171fürderung der Ehꝛ Gottes / vnd vergleichung der ſtreitti=
172gen Religion / Auch erhaltung beſtendiges fridens / Rech=
173tens / vnd einigkeit im̄ heyligen Reiche Teütſcher Nation /
174vnd dann auch ſonſt gemeinen Stenden zů ſonderm nutz /
175wolfart / vnnd allen gnaden beweiſen / fürnemen / handlen
176vnd befürderen moͤgen / Deß ſein jr Kei. Maie. jrem tra=
177genden Ampt nach / gantz genedigklich geneigt / willig / und
178vꝛbüttig / vnd haben diß alles zů erklaͤrung jrer Kei.
179Maie. gemüts / gemeinen Stenden / gnediger
180wolmeinung nicht verhalten woͤllen.

181Von dem Menſchen voꝛ dem fall.

182GOtt hat von anfang den Menſchen erſchaffen /
183zů ſeinem Ebenbilde vnd gleichnuß / vnd jn mit
184gnaden geziert / auch durch die erblich gerechtig=
185keit dermaſſen zůgerichtet / das er in allen kreff=
186ten deß leibs vnd der ſeelen gantz recht were / vnd von kei=
187nen boͤſen vnnd vnoꝛdenlichen bewegungen angefochten
188wurde / ſonder das inn jme das fleiſch dem Geiſt / vnd die
189vnderſten krefften der ſeele / den oberſten (welche allein zů
190dem gůten anweyßten) gehoꝛſam weren.

191Da nůn das menſchen gemüt dermaſſen wol zůge=
192richtet was / hat jn Gott gelaſſen inn der hand ſeines eig=
193nen Raths / Alſo weyt / das er nicht weniger macht hette
194zů woͤlen das gůt als das boͤſe.

195Wo ſich dann der Menſch diſer ſeiner freiheit recht
196gebꝛaucht / auch den gebotten die jme Gott ſelbs gegeben /
197gehoꝛſam geweſen were / ſo hette er die güter vnd gerechtig=
198keit / die er empfangen / jme ſelbſt / vnd allen ſeinen nachkom=
199men erhalten / auch jme vnd jnen nicht gemangelt / frümb-
200klich vnd seligklich zůleben / Es het jne auch weder hunger
201noch durſt / hitz noch kelte / ſchmertz noch kranckheit / noch
202der todt betrübt oder geengſtiget / Beſonder het er alle ſün=
203den vnd gebꝛechen gemitten / vnd von den ſtraffen / als be=
204lonungen der ſünden / ſich keinerley gefahꝛ / weder für ſich
205ſelbſt / noch ſeine nachkommen beſoꝛgen dürffen.

206Von dem Menſchen nach dem fall.

207Aber nach dem vnſer erster vatter wider Gottes
208gebott gehandelt / iſt er inn die ſtraff gefallen / die
209jm Gott getrewet / vnd hat alſo das aller ſchoͤ=
210neſt geſchencke der erblichen gerechtigkeit verloꝛn /
211Daher kumpt der mangel diſer erblichen gerechtigkeyt /
212ſampt der ſündtlichen art der begirde / die dann one vnter=
213laß dem Geyſt vnd oͤberſten krefften / der Seelen wider=
214ſtrebt / Welliche Sünde (das iſt die beraubung benan=
215ter gerechtigkeyt / des oꝛts / da ſie die vernunfft Gott ge=
216hoꝛſam machet / ſampt der boͤſen art der begirde) Adam
217auff alle ſeine nachkommen geerbet hat / alſo das alle men=
218ſchen die auff diſe welt geboꝛn vnd kommen / mit diſer ſün=
219de geboꝛn werden / vnd iſt jr keyner on / auch nit eyn kindt
220von eynem tag / nach der ſchꝛifft / vnd hieuon iſt kommen /
221die wunde vnſerer natur / alſo das der natürlich menſch
222nicht verſteet / was des Geyſts iſt / Er begert vnd erwe=
223let auch ſolliches nit / voꝛ der genad / Seitemal die begirde
224vnd neygung des fleyſchs / welche inn jhme regiert / eyn
225feindtſchafft iſt wider Gott / vnd ſcheühet voꝛ dem geſetz
226Gottes / vnd hindert ja ſo vil am gůten / ſo vil ſie zům boͤ=
227ſen reytzet vnd dꝛinget.

228Vnd wiewol eyn ſolcher Menſch behelt eyn Frei=
229heyt ſeines willens / doch ſchwach vnd verletzet / daraus
230als eynem bꝛunnen herflieſſen alle ehꝛliche tugent vnd tha=
231ten der heiden / ſampt jren wirckungen / So kan er doch voꝛ
232der gnaden / vnd ehe dann er wider zů recht gebꝛacht iſt /
233die gerechtigkeyt / die voꝛ Gott gilt / nit erꝛeychen / ſonder
234iſt vil mehꝛ eyn knecht der Sünden / des Teüfels eygen /
235vnd eyn feind Gottes / vnd allen ſtraffen diſer welt vnder=
236woꝛffen / dann er wirdt beſchwaͤrt mit hunger / kummer /
237durſt / froſt / hitz / ſchmertzen / kranckheyt / vnd wirdt entlich
238durch den tod zerſtoͤꝛet / Dann die ſünde iſt durch eynen
239menſchen inn die welt kommen / vnnd durch die ſünde der
240tod. Es ſeind aber die ſtraffen diſer erſten übertrettung /
241denen die von newem durch die genad geboꝛen werden /
242mit den ſündern gemeyn / wiewol ſie den newgeboꝛnen auch
243zur übung auffgelegt werden / Aber den vngerechten vnd
244Gottloſen / werden ſie zůr ſtraff zůgeſchickt.

245Zů dem můß man wiſſen / vnd lehꝛen / das inn ey=
246nem ſolchen menſchen / den die Erbſünd verderbt hat / ſo
247lang er alleyn nach der natur lebt / vnnd durch die gnade
248nicht ernewert iſt / zůgleich mit der boͤſen begirde / auch
249der Satan regirt / der jn mit den banden ſeiner dienſtbar=
250keyt gefangen hellt / vnnd würcket inn jme / das er wan=
251delt inn ſeinen eygen begirden / vnd volbꝛingt den willen
252des fleyſchs vnnd ſeiner gedancken / vnd hauffet alſo die
253Erbſünde / die er von ſeinen Eltern herbꝛacht / auch mit
254ſeinen eygen würcklichen ſünden / vnnd iſt eyn kindt des
255zoꝛns / wie der Apoſtel ſagt / Alſo wo er inn ſolchem ſei=
256nem aller ermbſten weſen ſtürbe / würde er entlich nach
257rechtem vꝛtel Gottes / inn das helliſch feür / das er darinn
258ewigklich geſtrafft / gewoꝛffen werden / Da dann ſein feür
259wie inn Eſaia geſchꝛiben ſteht / nicht erleſchen / vnnd ſein
260Wurmb nicht ſterben würde.

261Von der Erloͤſung durch Chꝛi=
262ſtum vnſern Herꝛen.

263DArumb dann Gott / der an barmhertzigkeyt reich
264iſt / weil er nicht wolte verderben laſſen / die er
265beſchaffen / hat er ſeinen eyngeboꝛnen Sůn inn die
266Welt geſandt / ſeitemal es dem menſchen vnmüglich was /
267ſich ſelbſt zůerloͤſen / daß er inn demſelbigen vnſerm Herꝛen
268vnd Seligmacher die erloͤſung hette / durch ſein blůt / wie
269es von dem Apoſtel geſchꝛiben iſt.

270Dann Gott hat auff jne gelegt vnſere miſſetha=
271ten / auff das er inn ſeinem Leib trüge die Sünde am
272Creütz / vnd ſie an das holtz hefftet / Vnd dieweil Gottes
273ſůn / der vnſchüldig für vns ſünder den tod gelitten / vn̄ für
274vns gnůg gethon / hat er vns dermaſſen erloͤſet / vnd den
275Vatter alſo verſoͤnet / das vnns bemelter Vatter / als
276die armen befleckten ſünder / von wegen des blůts ſeines
277Sůns entbunden / vnd vns jme ſelbs widerumb verſoͤnet
278hat. Dann Gott (ſagt Paulus) was warhafftig inn
279Chꝛiſto / vnd verſoͤnet die welt mit jm ſelber / vnd rechnete
280jnen jre ſünden nicht zů / vnnd hat vnder vns auffgericht
281das woꝛt von der verſůnung.

282Vnnd wiewol Gott vmb ſonſt / vnnd vmb ſeines
283Namens willen vns gnaͤdig iſt / vnd vertilket vnſere ſün=
284de vmb ſein ſelbs willen / Doch das er zů erzeygung ſeiner
285gerechtigkeyt nicht ohne bezalung oder genůgthüung die
286Sünde vergeb / hat er von wegen ſeiner vnerfoꝛſchlichen
287weißheyt vnnd vberſchwengklichen gütte die gerechtig=
288keyt mitt der barmhertzigkeyt vermiſchet / vnnd beſchloſ=
289ſen / das ſeines eyngeboꝛnen Sůns Blůt / vns damit zů
290erloͤſen / die bezalung ſein ſolte / auff das / das aller vn=
291ſchüldigſt Laͤmblin alle die ſtraffen am Creütz trüge / vnd
292überwinde / welche wir ſünder hetten leiden ſollen / Vnd
293das wir die bezalung vnnſerer erloͤſung / die vnns armen
294ſündern mangelt / auß ſeinen wunden entlehnen / vnnd
295zů vnſerer erloͤſung vnnd ſeligkeyt gebꝛauchen moͤchten /
296auff das / ob gleich wol ſich der aller gütigſt Vatter / vn=
297ſer lauter vmb ſonſt erbarmet / Doch ſolches erbarmen
298nicht geſchehe / dann vermittelſt des blůts ſeines Sůns /
299alſo das alles was vns allhie vmb ſonſt geſchicht / wir
300doch darumb dem verdienſt vnd der gerechtigkeyt Chꝛi=
301ſti zůdancken haben / auff das eyn jeglicher der ſich rhü=
302met / ſich inn diſem vnſerm Herꝛen Erloͤſer vnnd Selig=
303macher rhüme.

304Von der Rechtfertigung.

305WEr nůn durch das theür Blůt Chꝛiſti erloͤſet /
306vnd jme der verdienſt des leidens Chꝛiſti zůge=
307theylt vnnd gegeben / der wirdet alßbald gerechtfertigt /
308das iſt / er findet vergebung ſeiner ſünden / wirdt von der
309ſchuldt der ewigen verdam̄nuß erledigt / vnnd vernew=
310ert durch den Heyligen Geyſt / vnnd alſo auß eynem vn=
311gerechten wirdet er gerecht / Dann da Gott rechtferti=
312get / handelt er nicht alleyn menſchlicher weiß mit dem
313menſchen / alſo das er jme alleyn verzeihe / vnd ſchenck jme
314die ſünde / vnd entbinde jnen von der ſchuldt / Sonder er
315machet jne auch beſſer / das doch keyn menſch weder zůge=
316ben pfleget / oder geben kan / Dann er jme ſeinen Heyligen
317Geyſt mittheylt / der ſein hertz reyniget / vnnd reytzet
318durch die liebe Gottes / die inn ſein hertz außgegoſſen
319wirdt / das er das / ſo gůt vnnd recht iſt / begere / Vnnd
320was er begert / mit dem werck volbꝛinge / Das iſt die
321rechte art der eingegebnen Gerechtigkeyt / welcher Da=
322uid begert hat / da er ſich hoͤꝛen laͤßt / Herꝛ ſchaff inn mir
323eyn reyn hertz / vnd vernew inn meinen innwendigen dei=
324nen richtigen Geyſt. Dauon redet auch der Apoſtel /
325Eygentlich ſeyt jr abgewaſchen / Jr ſeit geheyliget / Jr
326ſeit gerechtfertiget. Vnd da er ſpꝛicht / Gott hab vns
327ſelig gemacht / nit vmb der werck willen der gerechtigkeyt /
328die wir gethon hetten / Sonder nach ſeiner barmhertzig=
329keyt / durch das bad der Widergeburt / vnd vernewerung
330des Heyligen Geyſts / welchen er reichlich außgegoſſen
331hat auff vns / durch Jeſum Chꝛiſtum vnſern Heylandt /
332auff das wir durch ſein gnad gerechtfertiget / Erben ſeien
333des ewigen Lebens nach der hoffnung.

334Und wiewol diſe Gerechtigkeyt / die da herfleüßt
335auß dem Bꝛunnen des Geſetzs des Geyſtes / vil beſſer vnd
336reicher iſt / dann da geweſen iſt die Gerechtigkeyt der
337Schꝛifftgelerten vnd Phariſeer / ſo findet ſich doch inn de=
338nen / die ſolche Gerechtigkeyt auß gnaden bekommen ha=
339ben / das nichts deſter weniger die lüſte dem Geyſt wi=
340derſtreben / ſo lang wir hie auff Erden leben / Derhalben
341geſchicht es / das eben dieſelben mit dem gemüt dem Ge=
342ſatz Gottes / Aber nach dem fleyſch / dem Geſatz der Sün=
343den dienen / vnd alſo ohne Sünden nicht leben / Dieweil
344nůhn eyn Menſch ſo lang er hie auff erden lebt / die vol=
345kommenheyt diſer eingegebnen Gerechtigkeyt nicht mag
346erlangen / So kompt vns Chꝛiſtus auch diſes oꝛts merck=
347lich vnnd gnedigſt zů hilff / ſeittemal er vnns von Gott
348gemacht iſt / Weißheyt / Gerechtigkeyt / heyligung vnd
349erloͤſung / Alſo das er eben wie er durch gemeynſchafft
350ſeiner gerechtigkeyt / die gerechtigkeyt des menſchen / die
351jm nůn geſchenckt / vnnd inn jme iſt / die auch jren theyl
352von jm nimpt / gewürckt hat / Alſo mehꝛet er ſie auch /
353auff das ſie ſich von tag zů tag vernewen / biß ſo lang ſie
354inn dem ewigen Vatterlandt gantz volkommen werde /
355vnnd durch den verdienſt ſeines theüren Blůts / vnd ſei=
356ner Gerechtigkeyt (die gantz volkommen beſteht) erwirbt
357er dem menſchen vergebung / Alſo das alles was der
358menſch ſeiner ſchwachheyt halb zů wenig vermag / das
359wirdet durch Chꝛiſti volkommenheyt erlangt vnnd ge=
360ſchenckt / Daher gehoͤꝛet der Troſtſpꝛuch Johannis / Lie=
361ben Kindlein / diß ſchꝛeibe ich euch / auff das jr nicht ſün=
362diget / Vnd im̄ fall das jemandt geſündiget hat / So ha=
363ben wir eynen Fürſpꝛecher bei dem Vatter / Jeſum Chꝛi=
364ſtum den gerechten / dann er iſt die verſünung für vnſere
365Sünden.

366Alſo kommen zůſam̄en Chꝛiſti verdienſt / vnd die
367eingegebne gerechtigkeyt / zů welcher wir vernewert wer=
368den / durch die gab der liebe / Nemlich die eingegebne Ge=
369rechtigkeyt / auff das wir dardurch nüchter / gerecht vnd
370Gottſelig leben inn diſer Welt / vnd erwarten der ſeligen
371hoffnung vnd zůkunfft der herligkeyt des groſſen Gotts
372vnd vnſers ſeligmachers. Aber der verdienſt Chꝛiſti / das
373er der gerechtigkeyt / ſo in̄ vns iſt / eyn vꝛſach ſeie / Vnd nach
374dem wir alle in̄ vilen ſtücken offt ſtrauchlen vnd fallen / vnd
375vns von wegen vnſerer ſchwachheyt vnnd vnuolkom=
376menheyt vil ding zů handen ſtoſſen vnd begegnen / die vn=
377ſere hertzen betrüben / vnd zů verzweiflung bewegen moͤch
378ten / das wir inn dem ſelbigen verdienſt / vnd theüren blůt
379Chꝛiſti vns widerumb erholen ſollen / darinnen wir fin=
380den / dardurch wir die hoffnung zům ewigen leben auffs
381ſterckeſt befeſtigen moͤgen.

382Dann im̄ Herꝛn Chꝛiſto Jeſu vnſerm Erloͤſer
383vnd Seligmacher / welchen die Chꝛiſtglaubigen anziehen /
384vnnd mit welchem jnen alles geſchenckt wirdet (wie der
385Apoſtel ſagt) ſeind vns alle ding auffs gewiſſeſt / vnnd
386volkommeneſt / dardurch wir zůr lebendigen hoffnung
387grüntlich vnd gewißlich erhalten vnd geſterckt werden.

388Von den fruͤchten vnd dem nůtz
389der Rechtfertigung.

390DJe gerechtfertigten haben frid mit Gott / durch
391vnſern Herꝛn Jeſum Chꝛiſtum / dann Gott jnen
392gnedig vnd barmhertzig / vnd gegen jnen verſü=
393net iſt / daher ſie dann hoffen moͤgen / dieweil ſie Gott /
394als ſie Feindt waren / durch den Todt ſeines Sůns ver=
395ſünet hat / das ſie vil mehꝛ / nach dem ſie nůhn verſünet
396ſein / ſelig werden / Auff das wir vns der woꝛt des Apo=
397ſtels / die voller troſts ſein / recht gebꝛauchen.

398Jtem die gerechtfertiget werden / die werden auch
399zů Gotttes kindern erwelet / auff das ſie erben ſein des
400ewigen Vatters im̄ Him̄el / vnnd Miterben Chꝛiſti / wie
401ſant Paulus lernet / vnd haben recht vnd macht diß Erb
402anzůſpꝛechen / welchs iſt das ewig leben.

403Von der weiſe / durch welche der Menſch
404die Rechtfertigung bekompt.

405WJewol Gott den menſchen gerecht gemacht /
406nicht auß den wercken der gerechtigkeyt die
407der menſch thůt / Sonder nach ſeiner barm=
408hertzigkeyt / vnnd das lauter vmb ſonſt / das
409iſt ohne ſeine verdienſt / Alſo wo er ſich rhümen will / das
410er ſich alleyn inn Chꝛiſto rhümen ſolle / durch welches
411verdienſts alleyn er von den ſünden erloͤßt / vnd gerecht
412gemacht wirdt / Doch handelt der barmhertzig Gott
413nit mit eym menſchen / wie mit eynem Todten block / Son
414der zeücht jn mit ſeinem willen / wann er zů ſeinen Jaren
415kompt / Dann eyn ſolcher empfahet dieſelben wolthaten
416Chꝛiſti nicht / es ſei dann das durch die voꝛgehendt gnad
417Gottes ſein hertz vnd will bewegt werde / den ſünden feind
418zůwerden / Dann nach dem die ſünde ſcheydet Gott von
419vns / wie Eſaias ſagt / ſo kan niemandts zů dem thꝛon der
420barmhertzigkeyt vnnd gnaden gehn / er ſei dann zůuoꝛ
421durch die Bůſſe / von derſelben ſünde abgewendt / darumb
422auch Johannes da er dem Herꝛn den weg bereytet / ſagt /
423Thůt Bůß dann das Himmelreich iſt nahet herbei kom=
424men.

425Alßbald bewegt die gnad Gottes das hertz zů
426Gott durch Jeſum Chꝛiſtum / vnd diſe bewegung iſt des
427Glaubens / durch welchen der menſch ohne zweifel glaubt
428der Heyligen ſchꝛifft / vnnd henget ſich an die Goͤttlichen
429zůſagen / welche die ſchꝛifften anzeygen / vnnd Chꝛiſtus
430ſelbs / da er auff die Bůß dꝛinget / erfoꝛdert alßbaldt eyn ſol=
431ſolchen Glauben / vnd ſpꝛicht / Dieweil die zeit erfüllet / vnd
432das Reich Gottes nahendt herbei kommen iſt / ſo thůt
433Bůß / vnd glaubet dem Euangelio.

434Wer alſo glaubt / vnnd von der foꝛcht der Goͤtt=
435lichen gerechtigkeyt / dardurch er nützlich erſchꝛecket /
436dahin bekeret wirdt / das er betrachtet die barmhertz=
437igkeyt Gottes / vnd die erloͤſung durch das Blůt Chꝛiſti /
438der wirdt auffgericht / vnnd durch bewegung der gnaden
439Gottes empfahet er das vertrawen vnnd die hoffnung /
440Alſo das er glaube inn hoffnung wider hoffnung / das iſt /
441wider die hoffnung ſeines verdienſts / inn die hoffnung der
442verſpꝛochnen vnd zůgeſagten barmhertzigkeyt / gibt Gott
443die ehꝛ / vnd wirdt alſo zůr liebe gefüret.

444Vnnd wer ſich alſo durch eynen ſolchen glauben
445auff die barmhertzigkeyt Gottes / vnd den verdienſt Chꝛi=
446ſti ſteüret / vnd befilcht ſich darein / der empfahet die ver=
447heyſſung des Heyligen Geyſts / vnd wirt alſo gerechtfer=
448tiget durch den glauben an Gott / nach der ſchꝛifft / Alſo
449das jme nicht alleyn die ſünde vergeben werden / Sonder
450derſelbig wirdt auch geheyliget vnd vernewert durch den
451heyligen Geyſt / Dann diſer glaube erlangt die gabe des
452heyligen Geyſts / durch welche die liebe Gottes außgegoſ=
453ſen wirt inn vnſere hertzen / Welche / ſo ſie zům glauben
454vnd der hoffnung kommet / werden wir alßdann durch
455die eingegebne gerechtigkeyt / die im̄ menſchen iſt / warhaff=
456tigklich gerechfertiget / Dann diſe gerechtigkeyt beſteht
457durch den glauben / die hoffnung / vnd die liebe / Alſo wo
458man̄ diſer gerechtigkeyt der ſtück eynes wolte entziehen /
459ſo würde ſie geſtimmelt vnd mangelhafft ſein.

460Von der Liebe vnd gůten wercken.

461DJe Liebe die da iſt das ende des Gebots / vnd die
462volkommenheyt des Geſetzs / ſo bald ſie inn der
463rechtfertigung eintritt / ſo iſt ſie fruchtbar / vnd
464beſchleüſſet inn ſich ſelbs die ſamen aller gůten werck / wel
465che / wie ſie bereyt iſt gůte frucht der gerechtigkeyt zůtra=
466gen / Alſo tregt ſie die auch inn dem gerechtfertigten / alß=
467baldt vnd ſo offt ſie ſoll / vnnd jr die macht zůwürcken /
468durch eynicherley hindernuß nicht benommen wirt. Der=
469halben der Glaub / der durch die liebe nicht würcket / der
470wirt nicht für lebendig angeſehen / Sonder vil mehꝛ vn=
471fruchtbar vnnd todt / wie auch S. Jacob ſagt / Ja vil
472mehꝛ der menſch habe ſouil glaubens als er woͤlle / iſt die
473liebe nicht da / ſo bleibt er im̄ todt / wie es Johannes klar
474zeüget / ſonderlich dieweil die liebe iſt ein ſtuck deß ewigen
475lebens / das inn vns hat angefangen / vnnd ſolle endtlich
476durch die herrligkeit erfüllet vnd volkom̄en werden / dann
477ob wol der glaube vnd die hoffnung auff hoͤꝛen / wann wir
478inn die ewigen hütten verreiſen werden / ſo wirdet doch die
479liebe bleiben / vnd wirdet mit vns inn die ſelbigen eingehn /
480das wir durch ſie ſelig leben / vnnd inn Gott / der vns als
481dann wirdet alles inn allem ſein / zů ewigen zeiten / wunn
482vnd freüd haben mügen / vnd iſt doch gleichwol nichts de=
483ſterweniger der glaub warhafftig / dardurch die Chꝛiſten
484von den vnglaubigen erkandt werden / ſouil ſie der ſchꝛifft /
485vnd was vns von Gott geoffenbaret iſt / glauben geben /
486Ob gleich wol derſelbig glaub / von der lieb vnderſchiden
487vnd geſündert iſt.

488Auß diſem groſſen Gottes geſchencke (welches / je
489mehꝛ es inn vns wechßt vnd zůnimbt / je mehꝛ das alte we=
490ſen deß fleiſchs inn vns abnimpt) flieſſen / wie auß einem
491bꝛunnen / alle gůte werck / welche ſo noͤtig ſein einem jeden
492gerechtfertigten zůr ſeligkeit / das / wo er ſie nicht thůt / da
493er ſoll / ſo verleürt er die gnad Gottes / vnd wirdet als ein
494vnnützer Reben außgeſchnitten von Chꝛiſto / vnd inns
495feür gewoꝛffen / wie Chꝛiſtus ſelbſt inn ſeinem Euangelio
496lernet.

497Vnd wiewol diſe werck dermaſſen geſtalt ſein / das
498ſie Gott von vns / als für ſein recht erfoꝛdern moͤchte / vnd
499die heiligen / wann ſie alles das / was jnen gebotten iſt / ge=
500thon haben / ſich bekennen / vnd ſagen ſollen / das ſie vnnü=
501tze knecht ſein / noch dannocht dieweil ſolche werck auß der
502liebe herflieſſen / vnd frücht der gnaden Gottes ſein / vnd
503Gott nach ſeinem wolgefallen den würckenden belonung
504aller milteſt / zůſagt / ſo begnadet er ſie mit vergeltung
505zeitlicher güter vnnd deß ewigen lebens / nach zeügknuß
506deß Apoſtels / da er ſpꝛicht: Seit reich vnd vberflüſſig in
507allen gůten wercken / vnd wiſſet / das ewꝛ arbeit nicht vn=
508nütze iſt inn dem Herren. Dann Gott iſt nicht vngerecht /
509das er vergeſſe ewers werckes vnnd liebe / die jr erzeigt
510habt inn ſeinem namen.

511Und die gerechtfertigten / nach dem ſie nůn woꝛden
512ſein knecht der gerechtigkeit / vnd geben jre glider zů dienſt
513der gerechtigkeit / zůr heiligung durch die mitwürckung
514der gnad / ſeind ſie reich von gůten wercken / Vnd ye mehꝛ
515ſie hierinnen zůnemen / je mehꝛ ſie beſſerung der gerechtig=
516keit empfahen / Alſo das die / die gerecht ſeind / noch gerech
517ter werden / Fürchte dich nicht / ſagt die ſchꝛifft / gerecht zů
518werden / biß zům todt. Jtem der gerecht iſt / ſolle foꝛthin
519noch gerechter werden / Vnd welcher in Chꝛiſto fruchtbar
520iſt / der wirt vom himliſchen Vatter gereiniget / das er vil
521mehꝛ frücht bꝛinge / wie Chꝛiſtus ſelbſt lernet / Vnd das iſt
522die gerechtigkeit die auß den wercken kompt / dauon Jaco-
523bus ſagt der bꝛůder deß Herꝛen.

524Noch eins můß man lernen / wiewol die werck / die
525von Gott gebotten / noͤtig ſeind zůr ſeligkeit / die man auch
526ſonderlich treiben ſolle / wie geſchꝛiben ſteht / Wilt du zům
527leben eingehn / ſo halt die gebot Gottes / So ſeind doch die
528werck / welche vber diſe gebot geſchehen / vnd ehꝛlich vnd
529Gottſeligklich gehandelt werden / auch zůloben / auff das
530wir nicht wider den heiligen Geiſt ſein / der diſer vil in der
531heiligen ſchꝛifft lobet / Dann ſonſt / alles zůuerlaſſen oder
532zů verkauffen / vnd dem Herꝛn nach zůfolgen. Jtem keüſch
533heit zůhalten / wer alles nit gůt noch nützlich. Deßgleichen
534do Dauid voꝛ der Archen tantzet / wer er billich von der
535Michol verlachet woꝛden / Vnd Paulus hette vergebens
536die beſoldung denen nachgelaſſen / welchen er das Euange=
537lium gepꝛedigt hat.

538Kürtzlich müſſen die vngebotnen freywilligen werck /
539ſo (wie Chꝛyſoſtomus ſpꝛicht) vber das Geſatz geſchehen /
540von denen die darwider geſchehen / vnderſchiden werden /
541Dann diſe verdampt Chꝛiſtus ſelbſt / als den ſawꝛteyg
542der Phariſeer / aber jhene lobet der heilig Geiſt inn der
543ſchꝛifft / wann er ſagt / Laß dir gefallen Herr das willig
544opffer meines mundes.

545Vom vertrawen der vergebung
546der Sünden.

547ALhie můß man ſich wol fürſehen / das man die
548menſchen nicht all zů ſicher mache / vnd das ſie
549jnen ſelbſt nicht all zůuil vertrawen / auch durch
550engſtlich zweiflen / nit inn verzweiflung kom̄en /
551Darumb dieweil Paulus ſagt / ob er gleich ſich ſelbs inn
552nichte ſchuldig wiß / ſey er doch darumb nicht gerechtfer=
553tigt / So kan ja der menſch gantz ſchwerlich von wegen ſei=
554ner ſchwacheit vnnd vnuermügens / on einichen zweiffel
555glauben / das jme die ſünden vergeben ſeind / Vnd wiewol
556er ſich nit ſolle inn jm ſelbſt rhümen / noch auff blaſen / ſo ſoll
557man jn doch nicht alſo ſchꝛecken / das er an der krafft deß
558ſterbens / vnd auffſtehens deß Herꝛen Chꝛiſti / vnd an den
559gnedigen zůſagungen Gottes zweifeln / vnd meinen ſolte /
560er künde vergebung ſeiner ſůnden / vnd die ſeligkeit nicht er=
561langen / ſonder all ſein hoffnung vnd gewißheit ſeins gan=
562tzen vertrauwens ſoll gegründet ſein / auff das theür blůt
563Chꝛiſti / das für vns vnd zů vnſerer ſeligkeit vergoſſen iſt /
564darinn wir vns erquicken / vnd vns darauff troͤſtlich ver=
565laſſen moͤgen / vnd ſollen / Darzů vns dann beſtettiget der
566heilig Geiſt / der da zeügknuß gibt vnſerm Geiſt / das wir
567kinder Gottes ſein.

568Von der Kirchen.

569NVn ſollen wir von der Kirchen handlen / die da
570iſt die gemeinſchafft vnd verſamlung der Chꝛiſt
571glaubigen / inn welchen der heilig Geiſt die new=
572geboꝛnen vnd Chꝛiſten alſo zůſam̄en zeücht vnd
573verbindt / das ſie ſeind ein hauß / ein leib / auß einem Tauff /
574vnd einem glauben / der (wie Paulus ſagt) inn allen Chꝛi=
575ſten einerley iſt. Darumb wiewol von noͤten / auff das man
576zů einem volkommenem ende / da die Kirchen hingedenckt /
577kommen moͤge / das die Chꝛiſten Gottſelig vnd wol leben /
578So ſoll ſich doch niemandt bereden / das jme einiche frümb=
579keit deß lebens nutz ſein künde / wo er inn diſer gemeinſchafft
580vnnd einigkeit der Chꝛiſtglaubigen nicht ſein noch leben
581wurde / Darumb iſt nůn die Kirchen das hauß deß leben-
582digen Gottes / gebawet auff das fundament der Pꝛophe=
583ten vnnd Apoſtel / vnnd der leib / welches leibs haupt
584Chꝛiſtus iſt / Dann wir vil / ſeind eyn leib inn Chꝛiſto / ſagt
585Paulus.

586Für diſe Kirchen / hat ſich vnſer Herr Jeſus Chꝛi=
587ſtus ſelbſt dargeben / das er ſie heiliget / vnd reinigte durch
588das waſſerbad im̄ woꝛt deß lebens / auff das er jme die zů-
589richtet gantz herꝛlich / die keine mackeln / noch runtzeln / noch
590etwas dergleichen hette / Sonder das ſie heilig were vnd
591vnbefleckt.

592Vnd nach dem die Kirchen die einige Taub / vnnd
593der einige leib iſt / ſo heiliget vnd erhelt allein ſie der Herr
594Chꝛiſtus mit ſeinem Geiſt / Alſo / das er auſſerhalb diſer /
595niemand die gaben ſeiner gnaden mitteylet / Darumb wer
596inn diſes leibs gemeinſchafft nicht iſt / der wirt eben ſo we=
597nig lebendig gemacht / durch den heiligen Geiſt zům ewi=
598gen heyl / als ein glid das vom natürlichen leib abgeriſſen
599oder abgeſchnitten iſt / zům natürlichen leben / Dieweil es
600von dem Geiſt deß lebens / der allein von ſeinem haupt
601herfleüſſet / nicht weiter lebendig gemacht wirdt / Derhal=
602ben ſoll man glauben / das niemand auſſerhalb der Chꝛiſt=
603lichen Kirchen / vnd jrer Geiſtlichen gemeinſchafft zům ewi=
604gen leben kommen künde.

605So iſt es auch vmb diſe gemeinſchafft alſo geſchaf=
606fen / das / nach dem der Geiſt Chriſti von jme / als von dem
607haupt fleüſſet / inn ſeinen leib / das iſt die Kirchen / vnd inn
608alle jre glider durchgeht / ſo empfahen alle glider von jme
609ſouil / als jnen zůr ſeligkeit von noͤten iſt / Vnd was einem
610yeden gůts widerferet / das kompt jnen allen / vnd alſo der
611gantzen gemein zům beſten. Dann wie der Apoſtel ſagt /
612Die glider wachſſen inn der liebe durchauß inn jm / der
613das haupt iſt Chꝛiſtus / auß welchem der gantze leib zů-
614ſammen gefügt / vnnd verbunden / auch durch alle gelenck
615der außtheylung / nach der würckung eines jegklichen glids
616geſterckt wirdt / zů ſeiner ſelbs erbawung inn der liebe / Jnn
617diſer gemeinſchafft vnnd geſellſchafft der menſchen / iſt
618die aller groͤſt gemeinſchafft / ſeytemal ein glid für das
619ander ſoꝛgfeltig iſt / Vnd wann ein glid leydet / ſo leyden al-
620le glider / Vnnd wenn ſich eins froͤwet / ſo froͤwen ſich auch
621alle glider.

622Und wiewol die Kirchen / ſo ferꝛ ſie inn ſolchen gli=
623dern ſteht / die nach der liebe leben / allein der Heiligen iſt /
624vnd deßhalben vnſichtbar / So iſt ſie doch auch ſichtbar /
625in dem das ſie Chꝛiſtus zeiget / da er ſpꝛicht: Sage es der
626Kirchen / Zů diſer gehoͤꝛen die Biſchoff / die das volck regie=
627ren / Welches Chꝛiſtus mit ſeinem blůt erkaufft hat / darzů
628gehoͤꝛen auch die andern diener / Dann Gott hat etliche ge=
629ben zů Apoſteln / etliche zů Pꝛopheten / die andern zů Euan=
630geliſten / etliche zů hirten vnd lehꝛern.

631Zů diſer Kirchen gehoͤꝛt das woꝛt Gottes / das
632durch die ohꝛen ins hertz fellt / hieher gehoͤꝛen die Sacra=
633ment / hieher gehoͤꝛen die Schlüſſel zůbinden vnd auffzůloͤ-
634ſen / vnd der gwalt zů zwingen durch den Ban̄ / Hieher ge=
635hoͤꝛt auch der gewalt / die diener der Kirchen zů oꝛdinieren /
636hieher gehoͤꝛet die berůffung zům Kirchendienſte / vnd zů
637letſt die macht Canones zůſetzen / Es ſollen aber alle diſe
638ding / die zů der Kirchen / in dem ſie eüſſerlich iſt / gehoͤꝛen /
639dienen / zů erfüllung der heiligen / zům werck des ampts / zů
640erbawung deß leibs Chꝛiſti.

641Nůn ſeind inn diſer Kirchen nit allein die heiligen /
642ſonder auch die boͤſen / als glider deſſelbigen / wiewol vn=
643fruchtbar / Daher der Herr Chꝛiſtus ſie jetzt vergleicht ei=
644nem netze / das man ins Meer würfft / welches gůte vnnd
645boͤſe viſch ergreifft / Bald hernach vergleicht er ſie einem
646acker / der zů gleich mit gůtem ſamen beſeet iſt / vnd tregt
647doch vnkraut / Dann die durch die Tauff glider der Kir=
648chen woꝛden ſeind / fallen offt wider inn ſünde / vnd machen
649ſich knecht der ſünden / vnnd ſchuldig der ewigen verdam=
650nuß / vnd wiewol ſie die gnad der gemeinſchafft der heyli=
651gen / vnd der Geiſtlichen Kirchen verlieren / ſo bleiben ſie
652doch gleich wol inn der eüſſerlichen geſellſchafft der Chꝛi=
653ſten / vnd der Kirchen / ſie hoͤꝛen das woꝛt Gottes / gebꝛau=
654chen die Sacrament / vnnd haben alle eüſſerliche ding mit
655der Kirchen gemein / es were dann / das ſie durch ein recht=
656meſſige Excommunication / oder durch ein Schiſma / oder
657durch Ketzerey / oder abfal vom Chꝛiſtlichen glauben ab=
658geſchnitten wurden.

659War iſts / derſelben ſach ſteht ſehꝛ vbel / die in einer
660todt ſünd kranck / vnd von Geiſtlicher gemeinſchafft abge=
661ſündert / vnd derhalben mit gefahꝛ der ewigen verdamnuß
662vmbgeben ſeind / doch dieweil ſie noch macht haben / Got=
663tes woꝛt zůhoͤꝛen / vnd ſich der Sacrament zůgebꝛauchen /
664ſo künden ſie durch diſe werckzeüg der gnaden Gottes / zů
665gemeinſchafft der heiligen nützlich / vnd deſter leichter wi=
666derumb gebꝛacht werden / ſonderlich dieweil der heylig
667Geiſt / auch inn der eüſſerlichen Kirchen die ſeligkeit / durch
668das woꝛt Gottes / vnd die Sacrament würcket.

669Aber die Schiſmatici / ketzer / vnd die vom Ckꝛiſtlichen
670glauben abfallen / dieweil ſie nit allein von der geiſtlichen /
671ſonder auch von der eüſſerlichen kirchen gemeinſchafft ab=
672geſündert ſein / ſo lang / als ſie in dem gefehꝛlichen ſtand ver=
673harren / haben ſie nichts damit man ſie künde retten / oder
674jnen helffen / ſonder ſie müſſen als glider / die vom gantzen
675leib abgeſchnitten ſein / zů jrer ſelbſt verderbnuß erfaulen /
676vnd ſeind nicht würdig / das ſie an einem teil des leibs Chꝛi=
677ſti bleiben moͤchten / welchs einigkeit ſie ſo ſchentlich zerreiſ=
678ſen vnd trennen / Daher gehoͤꝛt das der Apoſtel ſagt / einen
679abtrinnigen menſchen ſoltu meiden / nach einer oder zwei=
680en vermanungen / vnd ſolt wiſſen / das der / ſo eyn ſolcher /
681verkert iſt / vnnd ſündiget / dieweyl er durch ſein eigen vꝛ=
682theyl verdambt iſt.

683Von den Zeichen vnd Gemercken
684der waren Kirchen.

685VNd dieweil vil verſamlungen vnder den menſchen
686auff erden / ſo will von noͤten ſein / das man die ge=
687merck / vnd zeichen wiſſe / dardurch die Kirche /
688von andern gemeinſchafften der menſchen moͤge erkandt
689vnd vnderſcheiden werden / Sonderlich dieweil die Schiſ=
690matici vnd Ketzer jnen auch verſamlungen machen / wel=
691chen ſie zůlegen den gewalt / vnd den namen der Kirchen /
692Vnd ettlich ſagen Chꝛiſtus ſey hie vnd da / voꝛ denen wir
693vns hüten ſollen / wie vns Chꝛiſtus ſelbſt warnet / Dar=
694umb ſeind das die zeichen der waren Kirchen / das iſt / deß
695groſſen hauſes / inn welchem nicht allein ſeind guldine vnd
696ſilberne gefeß / ſonder auch hültzine vnd jrdine / vnd ettliche
697zůn ehꝛen / vnd ettliche zů ſchanden / nemlich die heilſam
698reine lehꝛ / vnd der recht gebꝛauch der Sacrament / durch
699welliche die Kirch vnderſchiden wirdet / von den verſam-
700lungen der Heiden vnd Juden / welche beide die reine lehꝛ
701deß newen Teſtaments nicht haben.

702Das dꝛitt zeichen iſt die einigkeit / die durch das
703band der liebe vnd deß fridens erhalten wirdet / vnd ver=
704bindet alſo veſte zůſammen die glider der Kirchen / das ſie
705nicht allein inn den dingen / ſo inn gemeinem verſtand der hei=
706ligen / von zeit der Apoſteln biß auff vns / angenommen
707vnd gehalten woꝛden / gleich ſtimmen / Sonder auch einer=
708ley reden / wie der Apoſtel vermanet / Jch bitt euch durch
709den namen vnſers Herren Jeſu Chꝛiſti / das jr allzůmal ei=
710nerley red füret / vnd laſſet nit ſpaltung vnder euch ſein /
711ſonder ſeit volkommen inn einem ſinn / vnd einer meinung.

712Das vierdte zeichen der waren Kirchen / iſt / das ſie
713ſeye die allgemein / das iſt / durch alle oꝛt vnd zeit außgegoſ=
714ſen / vnd durch die Apoſteln vnd jre nachkommen / biß auff
715vns / inn ſtaͤtter Succeſſion außgebꝛeitet / biß ans ende der
716welt / vermoͤg der zůſag Gottes / Foꝛder von mir / vnd ich
717will dir die Heiden zů deinem erbe geben / vnd die ende der
718welt zů deiner beſitzung. Jtem / Vil werden kommen von
719Auffgang vnnd Nidergang der Sonnen / vnnd ſitzen mit
720Abꝛaham / Jſaac / vnd Jacob im̄ him̄elreich. Jtem / Jr ſolt
721meine zeügen ſein zů Jeruſalem / vnd inn gantz Judea vnd
722Samaria / vnd biß an das ende der erden. Jtem / Vnd ich
723will den Vatter für euch bitten / vnd er wirt euch einen an
724dern troͤſter ſchicken / das er bey euch bleibe ewigklich / den
725Geiſt der warheit / den die welt nit kan empfahen.

726Diſe zwey nechſtgemelte zeichen / ſcheiden die Chꝛiſt=
727liche Kirchen von den verſamblungen der abtrinnigen vnd
728Ketzer / die das band der liebe zerreiſſen / vnnd ſich zů jrem
729ſelbſt verderben / von der einigkeit der allgemeinen kirchen
730abſündern / Dieweil ſie jren theil der gantzen allgemeinen
731Kirchen fürſetzen.

732Von dem Gewalt vnd Auctoꝛitet
733der Kirchen.

734WJewol die ſchꝛifft / wie Chꝛiſtus ſagt / nit auff=
735geloͤßt werden kan / vnd alſo deßhalben vnbe=
736weglich / vnd groͤſſer / dann aller menſchen ge=
737walt / So iſt doch bei der Kirchen allweg die
738macht geweſen / die waren ſchꝛifften / von der falſchen zů-
739ſcheyden / daher kumpt der Canon der ſchꝛifft / dardurch
740die rechten von den vngerechten ſchꝛifften / welche vnder
741dem namen der Apoſteln des Herꝛn / vnnd jrer Jünger
742eingefürt vnderſcheyden woꝛden ſein.

743Vnd eben wie die Kirchen diſer ding halben / ge=
744walt vnd macht allwegen gehabt / Alſo hat ſie auch ge=
745walt / die ſchꝛifft außzůlegen / vnd ſonderlich auß jnen die
746lehꝛen zůnemen / vnnd zůerklaͤren / Seitemal der Heylig
747Geyſt bei jr iſt / vnnd leyttet ſie inn aller warheyt / wie
748dann der Herꝛ Chꝛiſtus ſolches ſelbs zůgeſagt hat / Da=
749her ſpꝛicht Sant Peter / Alle weiſſagung der ſchꝛifft / ge=
750ſchicht nicht auß eygner außlegung / ſonder die Heyligen
751menſchen / mit dem Heyligen Geyſt erfüllet / haben alſo ge=
752redt / vnd diſe macht diſe ſchꝛifft außzůlegen / iſt ſonderlich
753noth inn den ſtücken / die ſchwer ſeindt zůuerſtehn / wie es
754dann die that an jr ſelbſt weiſet.

755Vber das hat die Kirch etliche ſatzungen von
756Chꝛiſto vnd den Apoſteln / durch die handt der Biſchoff
757an vns / biß hieher gebꝛacht / welcher die zerꝛeißt / der laug=
758net / das die Kirch eyn Saͤul vnd grundtfeſt ſeie der war=
759heyt / diſerley ſeindt die Kindertauff vnd andere.

760So iſt auch das gewiß / das die Kirch macht ha=
761be zůſtraffen / vnd zů Excommunicieren / vnd das auß
762Chꝛiſti befelch / vom gewalt zůbinden / damit dann ſtim=
763met / das der Apoſtel ſagt / Thůt das boͤſe von euch.

764So hat ſie auch gewalt zům Gerichtszwang /
765dann wem da gebürt die macht zůſtraffen / dem můß auch
766die macht ges Gerichtszwangs zůgeſtellt werden.

767Vnnd wann zweifelhafftig fragen fürfallen inn
768der Kirchen / ſo hat ſie macht / von denen zů vꝛtheylen
769vnd zůſchlieſſen / vnnd das durch eynen Synodum oder
770verſamlung / vnd was ſie dann im̄ Heyligen Geyſt recht=
771meſſig verſamblet / beſchleüßt / das iſt zů achten / als hett
772es der Heylig Geyſt ſelbſt geſchloſſen / wie dann geſchꝛi=
773ben ſteht im̄ Concilio zů Jeruſalem / Es gefellt dem Hey=
774ligen Geyſt vnnd vns / darumb ſoll man ohn zweifel hal=
775ten / das die Concilia eyn heylſamen gewalt haben / Es
776erweiſet ſich auch auß dem Concilio zů Jeruſalem / das
777die Kirchen macht habe Geſetz zůmachen / zům nůtz der
778Kirchen / deren gewalt alleyn dahin gericht ſein ſolle / zů
779erbawung / vnd nicht zům verderben oder zerſtoͤꝛung.

780Von den Dienern der Kirchen.

781DJe Kirch hat auch eyn lehꝛ / die jr von Gott ge=
782geben iſt / die mann dem volck ſolle fürtragen / ſie
783hat eüſſerliche Gottsdienſt / die mann Gottſelig
784vnd heylſam / zů nůtz der Chꝛiſten / handlen vnnd lehꝛen
785ſoll / derhalben die Kirch ſollicher Diener / die zů ſolchen
786aͤmptern zůuerwalten tüglich / nicht entraten kann noch
787ſolle / vnd diſe aͤmpter ſeind allen Chꝛiſten nicht gemeyn /
788aber Gott ſelbs hat von anfang etliche geben zů Apo=
789ſteln / etliche zů Pꝛopheten / etliche zů Euangeliſten / vnnd
790etliche zů Hirtten vnd Lehꝛern / zůr volkommenheyt der
791Heyligen / zům werck des Ampts / zů erbawung des leibs
792Chꝛiſti.

793Darumb iſt zů der Apoſtel zeit nicht allen gegeben
794geweſt / der gewalt der aͤmpter / ſonder etlichen alleyn /
795vnd die darzů außgeſündert ſein / dann da zů Antiochien
796waren Barnabas / Lucius / Manahen vnnd Saulus / da
797ſie dem Herꝛn dieneten (wie Lucas inn den geſchichten
798der Apoſtel ſchꝛeibt) vnd faſteten / ſpꝛach zů jnen der Hey=
799lig Geyſt / ſündert mir auß Saulum vnnd Barnabam /
800zů dem werck / darzů ich ſie angenommen hab / darumb
801ſolle man ſich hüten / das mann das Geyſtlich Pꝛieſter=
802thumb / welches allen denen / die der Heylig Geyſt geſal=
803bet hat / vnd Chꝛiſten ſeindt / gemeyn iſt / mit dem eüſſerli=
804chen / welches zům dienſt der Kirchen gehoͤꝛt / vnnd nicht
805allen ſonder alleyn denen / die darzů berüffet / vnd oꝛden=
806ilch beſtaͤtiget ſein / gebürt / nicht inn eynander vermengen /
807Welches ohne merckliche vnd ſchaͤdliche zerꝛüttung vnnd
808verderben der Kirchen / nicht geſchehen mag.

809Vom oͤberſten Biſchoffe / vnd
810andern Biſchoffen.

811VNd auff das die Kirch / die eynes Haubts / das
812iſt / des Herꝛn Chꝛiſti eyniger Leib iſt / deſter leich=
813ter inn eynigkeyt erhalten würde / wiewol ſie vil
814Biſchoffe hat / welche das volck / ſo Chꝛiſtus durch ſein
815theüres blůt erwoꝛben hat / regieren / vnd das auß Goͤtt=
816lichen rechten / ſo hat man doch eynen oͤberſten Biſchoff /
817der den andern allen mit vollem gewalt fürgeſetzt iſt /
818Schiſmata vnd trennung zůuerhütten / vnd das nach der
819Pꝛerogatif vnd fürzůg / der Petro verlihen iſt / vnd wie
820nütz ſolches ſei / die trennungen inn der Kirchen zůuerhü=
821ten / beweiſet ſich auß dem / das auß verachtung diſes
822hohen Pꝛieſters offtmals trennung vnd ſpaltung entſtan=
823den ſeindt / wie es auch Cipꝛianus ſchꝛeibt / vnd das werck
824ſelbs zeüget.

825Wer nůn den Stůl Petri innen hat / als oͤberſter
826Biſchoff / der ſoll mit dem recht / damit es Petrus von
827Chꝛiſto empfangen / da er ſpꝛach / Weyde meyne ſchaf /
828die gantz Kirchen regieren vnd verwalten / aber er ſoll ſein
829gewalt / ſo er hat / gebꝛauchen / nicht zůr zerſtoͤꝛung / ſonder
830zůr erbawung.

831Vnd diſen volkommenlichen gewalt hat Chꝛiſtus
832Petro vnd ſeinen nachkommen dermaſſen gegeben / das er
833doch den andern Biſchoffen / das theyl jrer fürſoꝛge / ſo er
834jnen beuolhen / damit nit benommen. Sonder hat
835gewellet / das ſie inn jren Kirchen vnnd Biſtumben war=
836hafftige Biſchoffe / auß Goͤttlichen rechten ſein / vnd ſol=
837len alle Chꝛiſten dem oͤberſten Biſchoff / vnd eyn jeder ſei=
838nem Biſchoffe ſonderlich gehoꝛſam ſein / wie der Apoſtel
839ſagt / ſeit gehoꝛſam ewern voꝛſteheren / die da wachen für
840ewere Seelen.

841Von Sacramenten inn gemeyn.

842DJe Sacrament ſeindt fürnemlich vmb zweyer=
843ley vꝛſachen willen / auß Goͤttlicher autoꝛitet ein=
844geſetzt / Eyne / das ſie gemerck vnd zeychen ſeindt
845der groſſen verſam̄lung / welchs iſt die Kirchen /
846dann die leüte kan man inn eynem namen nit zůſamen bꝛing
847en / ſie werden dann durch etliche eüſſerliche ſichtbare zeych
848en vnd Sacrament inn gemeynſchafft zůſamen gezogen /
849derhalben hat vnſer Herꝛ Chꝛiſtus Jeſus / die gemeyn=
850ſchafft des newen volcks / durch die Sacrament (der an
851der zal gantz wenig) auch zůhalten gantz leicht / vnd inn
852der bedeüttung gantz krefftig ſeindt / zůſamen geknüpfft /
853nemlich durch die Tauff / Firmung / Sacrament des Al=
854tars / Bůſſe / die letſte oͤlung / Pꝛieſter Ampt / vnnd Eh=
855ſtand.

856Die ander vꝛſach iſt / das ſie nit alleyn ſolchs bedeü=
857ten / ſonder heyligen auch / vnd geben die vnſichtbar gnad
858Gottes / nicht auß eygner der eüſſerlichen ding krafft / oder
859auß verdienſt des Dieners / ſonder auß krafft des Herꝛn
860Chꝛiſti / der ſie eingeſetzt hat / vnnd darinn verboꝛglich
861würcket / derhalben gezimmet ſich auch / das der Diener
862der Sacramenten frumb ſeie / wiewol eyn boͤſer Diener
863dieſelben auch nützlich außtheylen vnd reychen kan.

864Von der Tauff.

865VNd für das aller erſt / nach dem es dem menſchen
866not iſt zůr ſeligkeyt / das er zů eyner newen crea=
867turn geboꝛn werde / ſeitemal er von Natůr eyn
868kindt des zoꝛns iſt / ſo hat Chꝛiſtus ſelbſt das Sa
869crament der Tauff eingeſetzt / das es ſein ſoll das bad der
870Widergeburt / welches dem menſchen warlich ja ſo not iſt
871zům newen vnd Geyſtlichen leben / als die fleyſchlich ge=
872burt zům natürlichen leben / Zů dem / ſo kan niemandt ſelig
873werden / wie Chꝛiſtus ſelbs zeüget / er ſei dann durch das
874Waſſer vnd Geyſt new geboꝛen.

875Diß Sacrament waͤſcht vnns / es heyliget vnnd
876rechtfertiget vns / diß Sacrament macht das wir erlang=
877en / vergebung vnſer ſünden / der Erbſünde / vnd würck=
878lichen ſünden / endtlich ſo iſt diß Sacrament gentzlich alſo
879geſchaffen / das / wer damit gewaͤſchen wirdt / der zeücht
880Chꝛiſtum an / wie Paulus ſchꝛeibt / Diß Sacrament be=
881ſteht aber im̄ Woꝛt Gottes vnd dem Waſſer / dann alß=
882baldt das Woꝛt zům Element kompt / ſo wirdt das Sa=
883crament / Durch welchs baden wir new geboꝛn vnnd ge=
884reyniget werden / von aller ſünde / Darumb ſollen wir ge=
885dencken / ſo offt wir ſehen / das durchs Waſſer eüſſerlich je=
886mandts Leib gewaͤſchen wirdet / ſo offt würcke der Geyſt
887(den wir nit ſehen) innwendig noch vil mehꝛ.

888Nůn hat Chꝛiſtus den Apoſteln / die foꝛm̄ der woꝛt /
889one welche diſe geheymnuß nicht kan verꝛichtet werden /
890ſelbſt gegeben / do er jnen gebotten hat / das ſie Tauffen ſol-
891len im̄ Namen des Vatters / vnnd des Sůns / vnnd des
892Heyligen Geyſts / Auff diſen beuelch des Herꝛen ſteürt
893vnd verlaßt ſich / ſo offt die Tauff außgetheylt wirdet /
894der glaube deß / der die Tauff empfahet / wenn er alt iſt / Für
895die Kinder aber / der Glaub deren / ſo ſie auß der Tauff he=
896ben / vnnd für ſie bekennen / Ja auch der gantzen Kirchen
897Glaub / vnd das woꝛt des Dieners / der ſich diß befelchs
898gebꝛaucht / wann er ſpꝛicht / Jch tauff dich inn dem Na=
899men des Vattets / vnnd des Sůns / vnnd des Heyligen
900Geyſts / vnd wirdet geachtet / das es zů erweckung des
901vertrawens vnd troſts der Alten / mercklich dienen ſolte /
902das ſie wiſſen / das die / ſo im̄ namen des Vatters / vnd des
903Sůns / vnd des Heyligen Geyſts getaufft werden / auß
904krafft macht vnd gewalt des Vatters / vnnd des Sůns /
905vnd des heyligen Geyſt geweihet vnd geheyliget / auch
906gantz vnd gar mit Got verſoͤnet / vnd Gottes eygenthumb
907werden / der da iſt der Vatter / vnd der Sůn / vnnd der
908heylig Geyſt / in̄ des ſchutz ſie jetzunder tretten / vnd verbin
909den ſich mit eyner ewigen Bündtnuß mit Gott / ſo ferꝛ / das
910ſie dem Teüfel / vnd allen ſeinen wercken abſagen / vnd ſa=
911gen zů vnd geloben / das ſie Gott ritterlich dienen woͤllen.

912Was aber das ampt der Tauff belangt / wiewol
913es den Pꝛieſtern fürnemlich zůſteht / ſo kan doch eyn Ley /
914im̄ fall der not / rechtgeſchaffen / vnd nützlich tauffen / vnnd
915ob auch ſchon eyn Ketzer tauffet / wann er die materi / foꝛm̄
916vnd die meynung recht bꝛauchet / ſo ſoll man das Sacra=
917ment nit vernewen / ſeitenmal es nit beſteht inn der wir=
918digkeyt des Dieners / Sonder inn der warheyt des woꝛt
919Gottes / vnd inn krafft des heyligen Geyſts.

920Wiewol auch die Tauff / all vnſer ſünden wegk
921nimmet / nach der Schꝛifft / ſo nimpt ſie doch nicht alle ge=
922bꝛechen vnnd kranckheyt der verderbten Natur hinweg /
923wie oben auch angezeygt / dann es bleibt noch die begirlig=
924keyt / die zům boͤſen reytzet / ob ſchon die ſchuldt wegk ge=
925nommen iſt / welche begirlichheyt nit auffhoͤꝛet / ſo lang
926wir auff diſer Erden leben / wider den gůten Geyſt im̄
927menſchen zůſtreiten / inn welchem ſtreit vns auch die krafft
928der Tauff nicht verlaßt / als die nicht alleyn auff eynmal
929alle ſchuld der ſünden hat hingenommen / Sonder ſtercket
930vnſere kreffte durch den Heyligen Geyſt / wider alle boͤſe
931lüſte / die noch im̄ fleychß ſeindt / vnd richten krieg an zů vi=
932len begirden vnd gedancken / Wir werden auch dardurch
933gewapnet wider alle macht der lüſten / das wir jnen kün=
934den widerſtehn / vnd ſie überwinden / wie der Apoſtel ſagt /
935Jr ſolt im̄ Geyſt wandlen / vnnd ſollet nicht erfüllen die
936begirden des fleyſchs / Das ſei genůg von der Tauff.

937Von der Firmung.

938EBen wie dem menſchen nit alleyn not iſt / zů dem
939Leben ſeines Leibs / das er geboꝛen ſei / ſonder das
940er auch wachſe vnd zůnem / Alſo iſt jme zůr ſelig=
941keyt nit alleyn not / das er wider geboꝛn ſei / ſonder
942můß auch im̄ gůten beſtaͤtigt / vnnd durch die krafft des
943heyligen Geyſts gemehꝛet werden / Darzů dann ein geſetzt
944iſt das Sacrament der Firmung / welches ſonderlich gůt /
945vnd von den Apoſteln gebꝛaucht woꝛden iſt / das ſie den
946Samaritanen die hende auflegten / daruon ſie eyn nützli=
947che krafft empfiengen / wie inn geſchichten der Apoſteln ge=
948ſchꝛiben iſt / Vnd was die Apoſteln allhie gethon / das ha=
949ben ſie im̄ namen Chꝛiſti gethon / vnnd haben an Chꝛiſti
950ſtatt diß geheymnuß / wie andꝛe ſtück jres Ampts / einge=
951fürt / Diß geheymnuß aber iſt gegründet auff die verheyſ=
952ſung Chꝛiſti / von der gnade des Heyligen Geyſts / vnnd
953ſeiner ſendung / Jch will ſenden die verheyſſung des Vat=
954ters zů euch / Jtem / Der Troͤſter der Heylig Geyſt / den
955der Vatter ſenden wirdt inn meinem Namen / der wirdts
956euch alles lernen.

957Unnd wiewol das Sacrament der Firmung im̄
958anfang alleyn mit auflegung der hende gebꝛaucht woꝛ=
959den / So hat doch die Kirch bald mit der Apoſtel zeit / auß
960angebung derſelben / das ſie mit dem eüſſerlichen zeychen die
961innerliche ſalbung des heyligen Geyſts anzeygte / das
962Chꝛiſma darzů gethon / mit andꝛuckung des zeychens des
963Heyligen Creůtzes / Welche gewonheyt vnd weiſe / die all=
964gemeyne Kirche nit auffhoͤꝛet (nach dem die gantz allt iſt)
965zůbeſtaͤtigen / vnd glaubt das Gott alle ſeine Diener / die
966er durchs Waſſer vnd Geyſt newgeboꝛn hat / auch mit
967diſem Sacrament dermaſſen zeychen laſſe / das ſie empfa=
968hen den ſibenfeltigen Heyligen Geyſt / den Troͤſter vom
969Himmel / den Geyſt der weißheyt vnnd verſtandt / den
970Geyſt des raths vnd der ſtercke / den Geyſt der erkant-
971nuß / der Gottſeligkeyt vnnd der foꝛcht des Herꝛn / Diß
972glaubt vnnd zeügt die allgemeyne Kirch inn der außſpen=
973dung diſer geheymnuß / welche die aller beſte außlegerin iſt
974der geheymnuß Gottes / Vnd wer anderſt hellt / der ver=
975laugnet / das ſie ſei eyn Saͤul vnd grundtfeſt der warheyt.

976Derhalben iſt diß die krafft diſes Sacraments /
977das die / ſo hiemit Confirmiert werden / diſe empfahen den
978Heyligen Geyſt / auff das ſie inn dem weg der ſeligkeyt
979foꝛt ſchꝛeitten / beharꝛen / vnd den anfechtungen vnd heym
980lichen lüſten des fleyſchs / der Welt / vnnd des Teüfels ſe=
981ligklich widerſtehn moͤgen.

982Auch dieweil der mėhꝛer theyl der getaufften /
983Jung vnd vnmündige kinder ſeindt / vnnd für ſich ſelbſt
984jren glauben nit bekennen künden / So wer wol gůt / wann
985die Kinder / ſo nůn zů jren verſtendigen Jaren kommen /
986vnd im̄ Chꝛiſtlichen Glauben gnůgſam vnderꝛichtet ſein /
987das Sacrament der Firmung empfahen woͤllen / das ſie
988mit jrem munde den Glauben an Chꝛiſtum / vnd die gehoꝛ=
989ſame der Kirchen beken̄ten / vnd würden nüchter / vnd ge=
990beichtet mit diſem Sacrament bezeychnet / wie es dann
991im̄ Concilio Aurelianenſi beſchloſſen iſt / Doch ſoll nit da=
992für gehalten werden / das darumb die gar Jungen Kin=
993der von diſem Sacrament ſollen abgetriben werden /
994Seitemal Chꝛiſtus ſelbſt nicht ſcheühet / jhnen die hende
995auffzůlegen / dann man hiemit der Kirchen keyn maß ge=
996ben ſoll.

997Der Diener aber diſes Sacraments / ſoll ein Bi-
998ſchoffe ſein / welches auß der einhelligen verwilligung der
999gantzen allgemeinen Kirchen / vnd der Apoſtel vbung er=
1000weiſet würdet.

1001Vom Sacrament der
1002Bůſſe.

1003VNd nach dem die menſchen / ſo newgeboꝛn ſeind /
1004offt inn ſchwere ſünde fallen / ſo hat Chꝛiſtus
1005das Sacrament der Bůß eingeſetzt / das es vns
1006were nach der Tauff / wie das ander bꝛet imm
1007Schiffbꝛuch / Dann zů diſem gebꝛauch hat er geben den
1008Schlüſſel auffzůloͤſen / da er ſpꝛach / Nemet hin den hey=
1009ligen Geiſt / welchem jr die ſünde verzeihet / dem ſollen ſie
1010verzigen ſein / Dann alßbald den ſünder ſeine ſünde von her=
1011tzen gerewen / vnd das er mit gantzem vertrawen zů dem
1012Thꝛon der gnaden vnd barmhertzigkeit geht / vnd glaubt
1013das er inn diſem Sacrament empfahe / das Chꝛiſtus zů=
1014geſagt hat / ſo geſchicht jm wie er glaubt / Dann diß Sa=
1015crament hat / was dabey zůgeſagt iſt / Vnd wie die andern
1016Sacrament / alſo hat auch diß die krafft zů heiligen / Diß
1017Sacrament ſteht aber inn der Abſolution deß Pꝛieſters /
1018welche gegründet iſt in der einſetzung vnd dem woꝛt Chꝛi=
1019ſti / der zů diſem ding ſein gewalt den Pꝛieſtern befilcht / da
1020er ſpꝛicht / Wie mich mein Vattter geſandt hat / alſo ſende
1021ich euch / Nemet hin den heiligen Geiſt / wem jr die ſünde
1022vergebet / dem ſeind ſie vergeben.

1023Unnd dieweil der Pꝛieſter nicht allein gewalt hat
1024zůloͤſen / Sonder auch zůbinden / vnd alle beide werden von
1025Gott gegeben / So wirt darauß verſtanden / das er empfa
1026het gewalt zůrichten / ſo weyt vnnd ferꝛ er diſer beiderley
1027Schlüſſel gwalt empfahet / den er auch nicht gebꝛauchen
1028müge / er verſtehe dan̄ / wem er vergeben oder behalten ſol /
1029Diſe erkandtnuß aber kan er nirgendt anderſtwoher be=
1030kommen / dann auß der mündlichen beicht vnnd erzelung
1031der ſünden / Dann nach dem vil ſünden der menſchen heim=
1032lich geſchehen / vnnd die heimlichen ſünden den menſchen
1033auch verwunden vnd toͤdten / vnd ſeind offt ſchwerer vnd
1034gefehꝛlicher / als die offentlich beſchehen / So kan der Pꝛie=
1035ſter hieuon nicht gnůgſamlich vꝛteilen / der erzele vnnd be=
1036kenn ſie dann / der ſie begangen hat / vnd eroͤffne alſo ſeine
1037eigne wunden.

1038Derhalb / welcher geſtalt die artzney der Bůſſen
1039angezeigt iſt / damit zůheilen die ſünden der menſchen / Sol=
1040cher geſtalt ſolle vns auch befolhen ſein / die beicht deß
1041Büſſenden / mit erzelung der ſünden / Darumb / wie das
1042Sacrament der Bůß als nützlich / loͤblich vnd noͤtig dem
1043Chꝛiſtlichen volck gelobt ſolle werden / Alſo auch die Beicht
1044vnd erzelung der ſünden / Vnnd eben wie man die nicht zů
1045weyt machen / alſo ſoll mans hinwiderumb nicht zů eng
1046geſpannen / Dann wer erkent die ſünden? Darumb ſolle man
1047die ſünden erzelen / die einem ſünder / der mit fleiß / ob gleich
1048wol nit ſo gar engſtig / darauff gedenckt / vnnd ſich ſelber
1049beſůcht / zů gedechtnuß kommen / Die jm aber nicht zů ge=
1050dechtnuß kommen die mag er recht in die gemeine Beicht
1051einſchlieſſen / vnd werden eben ſo wol vergeben / als het er
1052ſie inn der Beicht erzelt / Vnd dieweil auß der Abſolution
1053verzeyhung erholet wirdet / ſo legt die Beicht nicht ſouil
1054beſchwerung auff / als troſts die Abſolution dem glaubi=
1055gen bꝛingt.

1056Vnd wiewol die gnůgthůung / ſo die ſchuld vnnd
1057ewige ſtraff verſünet / allein Chꝛiſto dem Herren ſolle zů-
1058geeignet werden / yedoch die jhenig gnůgthůung ſo da ſte=
1059het inn den früchten der Bůß / fürnemlich inn Faſten / Al=
1060můſen / vnnd Gebett (die werde gleichwol von vns willig
1061angenommen / oder von den Pfarꝛherꝛn vnd außtheilern
1062der Sacrament / vns aufferlegt) wo ſie im̄ glauben vnnd
1063liebe verrichtet wirdet / ſchneidet ſie die vꝛſachen der ſün=
1064den ab / heilet den vberbelib der ſünden / vnd nimbt wegk /
1065oder miltert die zeitlich ſtraff / wirdt auch andern zům voꝛ=
1066bild nützlich gehalten.

1067Und das man wider auff die Abſolution komme /
1068darinnen die krafft diſes Sacraments ſteht / ſo ſoll jr foꝛ=
1069ma vnd woꝛt dermaſſen geſtellet ſein / das ſie das Beicht=
1070kind hoͤꝛen vnd verſtehn kan / das jm auß krafft / verdienſt
1071vnnd wolthat Chꝛiſti die ſünden vergeben werden / nach
1072ſeiner einſetzung vnd woꝛt / welchen jr die ſünden vergebt /
1073dem ſollen ſie vergeben ſein / dann die gnad / ſo alda gegeben
1074wirdet / iſt Gottes / die amptsuerrichtung aber iſt des
1075Pꝛieſters / wie Sant Ambꝛoſius ſagt.

1076Vom Sacrament deß Altars.

1077WEr nůn durchs Sacrament der Bůß widerumb
1078lebendig woꝛden iſt inn dem Herꝛen / dem iſt auch
1079von noͤten das er mit ſpeiß erhalten werde / vnnd
1080im Geiſtlichen gůt wachſe / derhalben hat Chꝛi=
1081ſtus eingeſetzt das Sacrament deß Altars / vnder ſicht=
1082barer geſtalt Bꝛots vnnd Weins / welches vns gibt den
1083warhafftigen leib vnnd blůt Chꝛiſti / vnnd vereiniget vns
1084mit jme / durch diſe Geiſtliche ſpeiß / als dem haubt vnnd
1085glidern ſeines leibs / alſo das wir inn jme / zů allem gůten
1086aufferzogen / vnd erneeret werden / vnnd das wir mit den
1087heiligen inn gemeinſchafft zůnemen / durch die liebe / dann
1088vnſer vil ſeind ein bꝛodt / vnd ein leib / dann wir alle gebꝛau=
1089chen vns eines Bꝛots / ſagt Sant Paul.

1090Die Foꝛma diſes Sacraments / ſeind die gebꝛeüch=
1091liche woꝛt / die Chꝛiſtus ſelbs geben hat / dann das iſt mein
1092leib / vnd abermals / dann das iſt der Kelch meines blůts.

1093Unnd wo wir nůn Chꝛiſto vnd ſeinem woꝛt ſouil
1094zů geben / als wir ſollen / ſo iſt kein zweyffel / das ſo bald als
1095die woꝛt kommen zům Bꝛot vnd zům wein / ſo bald wir=
1096det darauß das ware blůt / vnnd der ware leib Chꝛiſti /
1097vnnd wirdt die ſubſtantz bꝛots vnnd weins inn den wa=
1098ren leib Chꝛiſti / vnnd blůt verwandelt / wer aber das leüg=
1099net / der zweifelt an Chꝛiſti allmechtigkeit / vnnd ſchilt jn
1100einen lügner.

1101Darumb ſoll man ſich mit fleiß hütten / das wir
1102diß Sacrament nit vnwirdig nieſſen / dann es iſt geſchꝛi=
1103ben / Wer vnwirdig iſſet oder trimcket / der iſſet vnnd
1104trincket jme das gericht / vnnd vnderſcheidet nicht den
1105leib deß Herꝛen / Derhalben ſeind vnder euch vil krancken
1106vnnd ſchwachen / vnnd vil ſchlaffen / Vnnd es nemmen
1107diß Sacrament vnwirdig alle die / ſo eintweders dauon
1108anderſt halten / dann ſich gebürt / oder nicht warhafftig
1109büſſen / Dann wie Sanct Auguſtin ſagt / So ſoll der ſein
1110leben beſſern / der das leben empfahen will / Dann wo er
1111ſein leben nit enderte / ſo nimmet er das leben zům gericht /
1112vnnd wirdt durch das leben mehꝛ verderbt / dann gehey=
1113let / mehꝛ getoͤdt / dann lebendig gemacht. Darumb iſt
1114hoch zů loben die gewonheit der Kirchen / die den men=
1115ſchen nicht ehe füret zů dem Sacrament deß Altars / er
1116ſey dann zůuoꝛ durch das Sacrament der Bůß gereini-
1117get.

1118Diß Sacrament hat krafft vns zůſtercken / inn
1119Geiſtlichem gůte / welche krafft keine ſtatt finden kan / wo
1120die reinigung von den ſünden nicht voꝛher gangen iſt / Vnd
1121hierinnen ſollen wir den gůten aͤrtzten folgen / die nit voꝛ=
1122her aͤrtzney geben / die da ſtercken vnd krafft geben / ehe ſie
1123die boͤſen feüchtigkeiten auß dem leib außgetriben haben /
1124Vnd wo ſie das nit theten / ſo ſeind ſie dem krancken mehꝛ
1125ſchedlich dann nutzlich / Vnnd ſo vil mehꝛ man ſich hüten
1126ſolle / das man nicht vnwirdig diß Sacrament neme / alſo
1127vil mehꝛ troſtes empfahen die diß Sacrament wirdig vnd
1128Gottſeligklich nemen / vnnd gedencken / das ſie eſſen von
1129dem bꝛodt das von himel herab geſtigen iſt / vnd gibt das
1130leben der welt / vnd bekommen hiedurch die ware Geiſtli=
1131che ſtercke wider alles boͤſes.

1132Von der heiligen oͤlung.

1133DJe Sacrament / die wir nechſt da oben geſetzt
1134haben / die bꝛingen vil groſſen vnd manigfeltigen
1135nutz dem menſchen / da ſie den alten menſchen
1136von der ſchwacheit deß fleiſchs new gebern / oder
1137die newgeboꝛnen in der gnade / die ſie empfangen haben / be=
1138ſtetigen / oder die ſo auß der gnaden gefallen ſein / wide=
1139rumb inn die gnade einſetzen / oder die wider eingeſetzten
1140mit Chꝛiſto vil ſtercker vereinigen / Zů welchem heilſamen
1141gebꝛauch / den Sacramenten nicht mangelt die gnad
1142Chꝛiſti / ſonder die gnad wirdt vil mehꝛ durch die Sacra=
1143ment / als durch werckzeüg den leüten außgeteilt / vnnd
1144wiewol diſe Sacrament / dieweil wir in diſem leben ſeind /
1145allweg nützlich / vnnd ſo offt vns von noͤten / gebꝛaucht
1146werden / Doch auff das der menſch inn ſeiner kranckheyt
1147nicht one beſonder hilff mangel hette / Welche inn ſeiner ge=
1148fehꝛlichen zeit / eintweder ſeinem leibe moͤchte zů hilff kom=
1149men / oder ſein ſeele ſtercken / wider die fewꝛige pfeil deß Sa=
1150thans / ſo iſt eingeſetzt die heilige oͤlung / darzů das gebett
1151der Kirchen kommen ſolle / Diſe oͤlung haben erſtlich die
1152Apoſtel gebꝛaucht / welche auß befelh deß Herꝛen außge-
1153ſchickt zů pꝛedigen das Euangelium / die Teüffel außzů=
1154treiben / vnnd ſalbeten mit oͤl die krancken / vnd wurden ge=
1155ſund / Welche ſalbung one zweiffel Sacramentlich / vnnd
1156in geheimnuß / nicht als ein artzney oder leiblich geweſen iſt /
1157zů welcher im̄ anfang deß glaubens / auch die eüſſerliche
1158geſundheit deß leibs / als ein ſonderlich zeichen der innerli=
1159chen geſundheit eruolgt iſt / wie dann auch inn den andern
1160Sacramenten (den vngeübten glauben damit zůbeſtetti=
1161gen) die innerliche krafft / durch eüſſerliche vnnd greiffliche
1162zeichen vnd mirackel erweißt warde / Aber yetzund bedarff
1163der alt vnnd beueſtigt glaub der zeichen nit / die man den
1164ſchwachen geben můß.

1165Den gebꝛauch aber diſer heilſamen vnd heimlichen
1166ſalbung vom Herꝛen erſt gegründet / wie man ſie außthei=
1167len ſolle / hat der Apoſtel Jacobus an tag geben / Jſt ye=
1168mand kranck vnder euch / der berüffe die Pꝛieſter der Kir-
1169chen zů jme / auff das ſie vber jn betten / vnd ſalben jne mit
1170oͤle / im namen deß Herꝛen / vnnd das gebet deß glaubens
1171wirdet den krancken geſund machen / vnd der Herꝛ wirdet
1172jn erleichtern.

1173Wie groß aber inn der Kirchen die zeügknuß diſes
1174Bꝛůders deß Herꝛen ſein ſolle / Ja auch diß gebot das er
1175geben hat / als ein Legat vnd Apoſtel Chꝛiſti / das hat frei=
1176lich Chꝛiſtus ſo veſt woͤllen gehalten haben / als hette er
1177es ſelbſt gethon / Darumb wer diß Sacrament veracht /
1178der veracht Chꝛiſtum ſelbſt / vnd ſein gnad / welche er vns
1179durch diſe heilige oͤlung / gleich als dar reicht / vnd diſe ver=
1180achtung iſt ſouil ſchedlicher / ye groͤſſer die gefehꝛlicheit iſt
1181darinnen der kranck ligt / nicht allein ſeines leibs / ſonder
1182auch ſeiner ſeelen / in welche gefehꝛlicheit jn die gewalt der
1183finſternuß füren / ſeitemal ſie inn den letſten zeiten deß le=
1184bens / alle jre macht vnd gewalt verſůchen / deß menſchen
1185ſeligkeit außzůleſchen / vnnd vnderſtehn ſich ſein hertz mit
1186vnglaublichen ſchꝛecken zůſchwechen / vnd zůr verzweif=
1187lung zůdꝛingen.

1188Zů dem lernet der Apoſtel Jacobus / das man diſe
1189heilige oͤlung allein den krancken mittheilen ſolle / welliches
1190die andern Apoſtel auch alſo gehalten haben / doch nicht in
1191allen / Sonder allein inn den aller gefaͤhꝛlichſten kranckhei=
1192ten / vnd wo man ſich deß abſchids auß diſem leben verſe=
1193hen můß.

1194Vom Sacrament der Pꝛieſter
1195Weyhe.

1196WAs aber den dienſt der Kirchen belangt / nach
1197dem es ein ſehꝛ groß Ampt iſt / ſo bedarffe es
1198deſter mehꝛ gab vnnd gnad Gottes / Dann
1199ob wol alle Chꝛiſten Pꝛieſter ſeind / ſeytemal
1200ſie Geiſtliche Opffer Gott auffopffern / vnd ſeinen namen
1201an allen oꝛten nützlich anrüffen mügen / ſo ſeind ſie doch
1202gleich wol nicht alle Kirchen diener / ſonder von anfang
1203der Kirchen biß hieher ſeind etliche außgeſündert woꝛden
1204zům dienſt der Kirchen / die ſich derſelbigen aͤmpter ge=
1205bꝛauchen / Vnnd Gott hat dieſelben alſo geſcheiden / das
1206einer nicht alles kündte / vnnd das auch auß ſolcher ver=
1207mengten weyſe kein vnoꝛdnung erwüchſe / Dann Gott iſt
1208nicht ein Gott der verwirꝛung / Darumb iſt nůn diß Sa=
1209crament eingeſetzt / mit dem zeichen der auflegung der
1210hend / vnd mit andern gebꝛeüchen / die ſich zů diſem Sacra=
1211ment wol zimmen / auff das die / ſo zů den aͤmptern der
1212Kirchen geweyhet werden / empfahen gnad / dadurch ſie
1213dieſelben aͤmpter zůuerwalten geſchickt / tauglich vnd be-
1214quem wurden / Daher gehoͤꝛt der Spꝛuch deß Apoſtels
1215zům Timotheo / Verachte nit die gnad / die inn dir iſt / die
1216dir gegeben iſt / durch die weiſſagung mit auflegung der
1217hende deß Pꝛieſterampts.

1218Diß Sacrament der Weyhe ſteht inn diſen woꝛ=
1219ten Chꝛiſti / Wie mich mein Vatter geſendt hat / alſo ſen-
1220de ich euch. Nemet hin den heiligen Geiſt / welchen jr die
1221ſünde verzeihet / den ſollen ſie verzigen ſein. Jtem / Geht
1222hin inn die gantzen welt / vnnd pꝛediget das Euangelium
1223allen Creaturen. Jtem / Geht hin vnd lernet alle Creatu=
1224ren / vnd taufft ſie. Jtem / Das thůt zů meiner gedecht=
1225nuß. Derhalben / wem die Biſchoͤff inn diſem allwegweren=
1226den herkommen / vnd Succeſſion der Kirchen / die hende
1227auflegen / vnnd zů diſen aͤmptern weyhen / ſo geben ſie jnen
1228gewalt jr ampt außzůrichten. Nůn iſt der gewalt zweier=
1229ley / nemlich deß Ampts vnd deß Gerichtszwangs / Vnder
1230das erſt gehoͤꝛt das Ampt deß Goͤttlichen woꝛts / die auß=
1231ſpendung der Sacrament / vnnd die oꝛdnung der Kirchen
1232zů der erbawung / Vnder das ander Ampt / fallet der ge=
1233walt deß Banns / vnd die Büſſenden von ſünden zů ent=
1234binden. Die Oꝛden aber vnd aͤmpter / welche die allgemei=
1235ne Kirchen erkennet / ſeind diſe ſiben / Der Pꝛieſter / Euan=
1236gelier / Epiſtler / Acoluthen / Leſer / Beſchwerer / vnd Thür=
1237hüter / Welche aͤmpter / wie ſie vnderſcheiden ſeind / alſo
1238ſoll man ſie als noͤtig vnnd nützlich inn der Kirchen auß=
1239theilen / alſo das der / vbel an der Chꝛiſtlichen Kirchen han
1240delt / welcher diſe aͤmpter verachtet vnd auffhebt.

1241Vom Sacrament der Ehe.

1242GOtt hat im Paradeiß den Ehſtand eingeſetzt /
1243dardurch Man vnd Weib zů einer ewigen vnd
1244vnzertrenten geſellſchafft deß lebens zůſammen
1245gegeben wurden / nach dem woꝛt deß Herꝛen / Darumb
1246wirt der menſch vatter vnd můtter verlaſſen / vnd ſeinem
1247weib anhangen / vnd werden ſein zwey inn einem fleiſch.

1248Und wiewol der Ehſtand zů ſolcher engen geſell=
1249ſchaffte der menſchen eingeſetzt was / doch iſt der vnder
1250dem geſetze der Vaͤtter zweierley weiſe inn vnoꝛdnung
1251gerathen / von ſeiner erſten einſatzung / Ein mal das einer
1252vil Weiber neme / vnd wenn er ſie genommen hette / moͤcht
1253er ſie zů gelegner zeit durch den Scheidbꝛieff von ſich laſ=
1254ſen / welches erſt auß Gottes nachlaſſen erlaubt was / vnd
1255dienet auff die geheymnuß der zůkünfftigen zeit / alſo das
1256eben hierauß angezeygt würde / wie eyn man vil Weiber
1257hette / alſo ſolte Chꝛiſtus jme eyn Kirchen ſamblen / ſo wol
1258auß der menge der Heyden / als auß der Synagoga / vnd
1259das ſie Chꝛiſto dem Heylandt / ſo auß jrem ſamen gebo=
1260ren werden ſolt / mit der fruchtbarkeyt viler Weiber die=
1261neten.

1262Den Scheydbꝛieff aber hat Moſes dem volcke
1263vmb jrer hertzen hertigkeyt willen zůgelaſſen / dann er hat
1264leichter geachtet / das eyn man eyn weib / wann er jr feind
1265ward / von ſich lieſſe / als das er ſie erwürget hette / auff
1266das er durch den moꝛdt / zůkünfftigen heyraten jme eyn
1267weg oͤffnete.

1268Aber nach dem die volkommenheyt der gnaden
1269kommen iſt / vnd Chꝛiſtus alles im̄ Himmel vnd Erden
1270vernewet / hat er auch den Ehſtandt zů recht gebꝛacht /
1271Da er ſagt / Der den menſchen ſchůff von anfang / der
1272ſchůff eyn Menlein / vnd eyn Weiblein / vnd ſpꝛach / Dar=
1273umb wirdet der menſch verlaſſen Vatter vnd Můtter /
1274vnd ſeinem Weib anhangen / vnd es werden ſein zwey inn
1275eynem fleyſch / derhalben was Gott zůſammen gefüget
1276hat / das ſoll der menſch nit ſcheyden / vnd hernach Moy=
1277ſes hat euch den Scheydbꝛieff erlaubt / von wegen ewres
1278hertzen hertigkeyt / von anfang aber / was es nit alſo /
1279darumb eyn jeder der ſein Weib verlaͤßt (es were dann
1280vmb der Hůrerei willen) vnd nimpt eyn andere / der bꝛicht
1281die Ehe / welches der Apoſtel außlegt / da er ſpꝛicht / denen
1282die Ehelich ſein gebeüt nicht ich / ſonder der Herꝛ / das ſich
1283das Weib von dem Mann nicht ſcheyde / ſcheydet ſie ſich
1284aber / das ſie ohne Ehe bleibe / oder ſoll ſich mit jrem man
1285widerumb verſünen.

1286Und diſe ſonderliche eygenſchafften eyner Chꝛiſt=
1287lichen Ehe / werden durch clare Spꝛüch der ſchꝛifft er=
1288weiſet / Eyne / das die Ehe ſeie eyn zůſammenfügung
1289zweyer alleyn / das iſt eyns mannes mit eynem weibe /
1290Dann Gott ſpꝛicht / Es werden zwey ſein inn eynem
1291leibe / Vnd iſt ſollichen nit erlaubt ſeinem Ehgemahel zům
1292nachtheyl / eynem dꝛitten den gewalt ſeines leibs zů ver=
1293günnen / dann der Apoſtel verbeüts / da er ſpꝛicht / Das
1294Weib hat nit jres leibs gewalt / ſonder der Mann / Der=
1295gleichen der Mann hat nichts ſeines leibs gewalt / ſonder
1296das Weib. Die ander eygenſchafft iſt / das daß Band
1297der Ehe eynmal zwiſchen zweyen zůſammen verbunden /
1298durch keyne ferꝛer ſcheydung / ſonder durch des eynen
1299theyls abſterben / alleyn ſoll vnd müge auffgeloͤßt werden /
1300Dann da Chꝛiſtus meldet / das man eyn Weib vmb der
1301Hůrerei willen laſſen müg / wirdet durch dieſelbig ſchey=
1302dung alleyn die beiwonung zů Bett vnd Tiſch auffgeha=
1303ben / aber nit das Band der Ehe erlediget / Das alſo eyn
1304jeder der ſich zů eyner ſolchen gelaßnen verheirat / als mit
1305eynes anderen Eheweib / den Ehebꝛuch begeht.

1306Dieweil nůn Chꝛiſtus den Eheſtandt / durch ſein
1307gnad gebeſſert hat / vnd etwas enger zůſam̄en gebunden /
1308alſo / das gleich wie Chꝛiſtus eyn eyniger Bꝛeütigam iſt /
1309ſeiner eynigen Bꝛaut / vnd das mit vnzertrennlicher ver=
1310pflichtung / Alſo ſoll auch eyn Mann eynes Weibs Man̄
1311ſein / vnd das mit ewiger zůſammenfügung / Gleicherwei=
1312ſe / als Chꝛiſtus mit ſeiner eynigen Kirchen vnd geſponſen
1313ewigklich verbunden iſt / Darumb iſt der Eheſtandt nicht
1314alleyn eyn zůſammenfügung Manns vnd Weibs / ſonder
1315auch eyn Sacrament / vmb der gnade Chꝛiſti willen / die
1316jr nimmermehꝛ mangelt / Alſo ſoll der Mann ſein Weib
1317lieben / wie Chꝛiſtus ſein Kirchen / vnd ſolle die vnzertren̄=
1318te geſellſchafft erhalten / das er ſich an eyner genügen laſ=
1319ſe / vnd ſcheyde ſich von der nicht / ohne jren willen / außge=
1320nommen die vꝛſachen / welche inn Goͤttlicher ſchꝛifft auß=
1321getruckt ſeindt / Vnd dieweil Gott / durch ſeine gnaden /
1322den Eheſtandt erhellt / vnd laͤßt jn jme gefallen / wo ſich
1323leütte darein begeben / ſo iſt eyn hohes zeychen / das ſie zů=
1324hoffen haben / das jre beiwonung für ſich ſelbſt gůt / vnnd
1325Gott wolgefellig ſei / Vnnd wiewol der Ehſtand für=
1326nemlich angefangen ſoll werden / vmb der Kinder zucht
1327willen / Yedoch wer Ehelich wirdt / Hůrerei zůuermei=
1328den / der ſündiget auch nicht / Dann ſant Paul ſagt /
1329Eyn jeder hab ſein Weib / vmb der Hůrerei willen / Dar=
1330umb iſt das die krafft diſes Sacraments / das die Ehleüt
1331wiſſen ſollen / das ſie nit auß menſchlichem / ſonder auß
1332Goͤttlichem gewalt zůſammen kommen ſeindt / vnd haben
1333die gnad empfangen / das jnen das Ehlich beiſchlaffen nicht
1334zůgerechnet / als eyn Sünde / Das auch eyn Chꝛiſt eyn
1335Heydniſch Weib / wann ſie bei jme bleiben will / heyliget /
1336vnd zeüget heylige / das iſt / Gott zůgeeygnete kinder / dar=
1337durch er auch ewige trew ſeinem Ehegenoſſen haltet / dann
1338es ſeindt zwey inn eynem fleyſch / vnd dardurch auch eyn
1339glaubigs Weib ſelig wirdet / durch kinder gebern / wann
1340ſie bleibt im̄ Glauben / vnd der liebe / vnd der heyligung mit
1341zucht / darumb kan es eyn ehꝛlicher Ehſtand / vnd inn jme
1342eyn vnbefleckt Beth ſein.

1343Vnd dieweil die Manicheer / Tatianer / vnd En=
1344cratiten ſolches nicht gewüßt / haben ſie nicht geſcheühet
1345den Eheſtandt zůſtraffen / welcher můtwilligen boßheyt
1346Paulus der Apoſtel ſtraffet / als ſeie ſie von des Teüfels
1347lehꝛ herkommen.

1348Das band des Ehſtandts iſt ja dermaſſen / vnnd
1349hat ſolche krafft zůbinden / das keyn Bandt menſchlicher
1350vereynigung / eyn menſchen dem andern mehꝛ vnd veſter
1351verpflichtet / welliches als Adam im̄ Paradeiß mercket /
1352hat er von dem Weibe / die Gott auß ſeiner Rippe
1353gemacht hette / alſo geredt / Das iſt eyn beyn auß meinen
1354beynen / eyn fleyſch von meinem fleyſch / deßhalben ſie die
1355Maͤnnin genennt werden ſolle / weil ſie auß dem Mann
1356genommen iſt. Derhalben eyn menſch ſeinen Vatter vnd
1357Můtter verlaſſen / vnd ſich zů ſeinem Weib halten ſolle /
1358vnd es werden zwey inn eynem fleyſch ſein.

1359Darumb dieweil der Vaͤtterlich gewalt / diſer
1360vereynigung des Ehſtandts / von rechts wegen weichen
1361můß / ſoll mann die nicht hoͤꝛen / die zů vnſern zeitten
1362woͤllen / das die Eh oder verſpꝛochne Heyrat / widerumb
1363zertrennt werden / vnd nicht gelten ſollen / wo der Eltern
1364bewilligung nicht darbei geweßt iſt. Hiemit woͤllen wir
1365aber dem gehoꝛſam nichts abziehen / den die Kinder jren
1366Eltern ſchüldig ſeindt / ſonder woͤllen nicht / das die El=
1367tern inn verhinderung oder trennung der Ehe / jren ge=
1368walt mißbꝛauchen ſollen / Weil wir aber doch der erbar=
1369keyt gemeß achten / das die Kinder ſich nit verheyraten
1370ſollen / ohne rath vnnd bewilligung jrer Eltern / ſollen ſie
1371was jnen diß falls zůthůn gebüren woͤlle / durch die Pꝛe=
1372diger fleiſſig vermanet werden.

1373Ob aber die Eltern inn diſem fall macht haben
1374ſollen den vngehoꝛſam jrer Kinder / mit voꝛhaltung der
1375Erbſchafft / oder zům wenigſten mit ringerung des hey=
1376rathgůts / vnd inn andere wege zůſtraffen / mag hierinn
1377die oꝛdenlich Oberkeyt / ſouil ſich gebürt / maß vnnd oꝛd=
1378nung geben.

1379Vom Opffer der Meß.

1380GLeicherweiß als die Natůr eingefürt hat die Re=
1381ligion / one welche keyne Heyden leben / Alſo auch
1382die Ceremonien / ohne welche die Religion nicht
1383kan noch pfleget / volbꝛacht werden / Vnd vnder
1384den Ceremonien haben die Heyden zů aller zeit das Opf=
1385fer / als für die fürnemſten gehalten / Vnd wiewol die Hey
1386den / wie Cypꝛianus bezeügt / die beſchneidung als Tyran=
1387niſch / vnd der Natur zůwider / geſcheücht / haben ſie doch
1388anders Opffer nicht verwoꝛffen / ſonder inn vilen ſtücken
1389dem natürlichen Geſetz geuolget / vnd die werckzeüg der
1390verſünung behalten / vnd ſeindt inn dem Gottes dienſt als
1391vihe zů opffern / das feyſt anzůzünden / vnd auff die Kir=
1392chen zůgieſſen / voꝛ Gott eyn Glübdt zůthůn / vnd zůbet-
1393ten / welchen die Natůr den menſchen eingepflantzt / vnnd
1394Gott von Himmel inn aller menſchen gemüt gemeyn ge=
1395macht hat / beharꝛet / Vnd haben alſo alle Heyden diß inn
1396gemeyn / vnd als were es jnen inn jre gemüt gehefftet / veſt
1397gehalten / das ſie eynhelligklich geacht haben / das alleyn
1398Gott gebüre der dienſt eynes eüſſerlichen Opffers.

1399Dann niemandt hat recht gedeücht / jemandt durch
1400eyn eüſſerlich Opffer zů ehꝛen / dann den / den er gewiß
1401darfür gehalten oder erdicht hat / das er eyn Gott ſei /
1402vnd das diſer Gottsdienſt allt ſeie / beweiſet der zweyer
1403Brüeder Caim vnd Abels Opffer / dann den erſten hat
1404Gott ſampt ſeinen gaben verwoꝛffen / vnd verſtoſſen / Aber
1405des jüngern Opffer hat Gott genaͤdig angeſehen.

1406Diſe weiſe aber zůopffern / hat Gott (der da will
1407alle menſchen ſelig machen) inn aller menſchen hertzen ein=
1408gepflantzet / diſer vꝛſach halben / Dann nach dem das gantz
1409menſchlich geſchlecht / vmb eynes menſchen ſünde willen /
1410des zoꝛns Gottes / vnd der ewigen verdamnuß ſchüldig
1411gehalten ward / vnd war die verdamnuß deſter ſchwaͤ=
1412rer vnd gefaͤhꝛlicher / ſo vil ſie von tag zů tag jr Sünde
1413mit ſünden hauffeten / vnnd reytzten wider ſich den gerech=
1414ten zoꝛn Gottes / Da aber Gott nit wolte / das die / die er
1415geſchaffen hett / verderben ſolten / hat er dem menſchlichen
1416geſchlecht eyn Mitler vnd verſüner veroꝛdnet / der vnns
1417mit vnſerm Schoͤpffer verſünete / vnnd ſtillete durch eyn
1418ſonderlich Opffer den gerechten zoꝛn Gottes / Derhalben
1419hat Gott auß groſſer Liebe ſeinen Sůn mit vnſerm
1420fleyſch vmbgeben / inn die Welt geſchickt / welcher vnſer
1421ſünden auff ſich genommen / vnnd ſie an ſeinem Leib ans
1422Creütz getragen / Auch ſich ſelbſt für vns zům Opffer
1423dargeben / vnd damit durch ſein eygen blůt / da er eynmal
1424inn das Heyligthumb eingangen iſt / die ewig erloͤſung er=
1425langt hat.

1426Durch diſes aller theüriſten Opffers gerüch / iſt
1427der Vatter erweychet / hat den zoꝛn fallen laſſen / vnd die
1428menſchen die voꝛ inn den ſünden erſoffen / auch vnreyn / vn=
1429gerecht / vnnd der verdam̄nuß ſchüldig waren / jetzundt
1430durch das blůt ſeines Sůns abgewaſchen / entbunden /
1431gerechtfertigt vnd mit jme verſoͤnet.

1432Vnd dieweil diſes eynigen Opffers krafft vnd ſter=
1433cke nit alleyn der zeit / da ſich Chꝛiſtus im̄ fleyſch zů ey=
1434nem opffer hat dargegeben / gedienet hat / Sonder auch in̄
1435ſich alle zeit beſchleüßt / So iſt es genůg geweſen / aller men
1436ſchen ſünden zůuertilcken / die von anfang der Welt gewe=
1437ſen ſeindt / vnd biß ans ende der Welt noch ſollen geboꝛen
1438werden.

1439Dann Gott warhafftigklich inn Chꝛiſto / mit jm
1440ſelbs die Welt verſünet hat / Vnd ſihe das Lamb Gottes /
1441das die ſünde der Welt hinnimpt / Vnnd er iſt die verſü=
1442nung für vnſere ſünden / vnd nit alleyn für die vnſern / ſon=
1443der auch für die ſünden der gantzen Welt / Nůn begreifft
1444die Welt nicht eyner / ſonder aller zeit menſchen / Daher
1445wirdt Chꝛiſtus genannt eyn Lamb / das von anfang der
1446Welt getoͤdtet iſt / dann ſein blůt hat aller zeit von anfang
1447der Welt die ſünden gereyniget.

1448Von diſem Opffer / das alleyn gnůg geweſen iſt /
1449das gantze menſchlich geſchlecht zů erloͤſen / ſagt ſant Paul /
1450Mit eynem Opffer hat er volkommen gemacht inn ewig=
1451keyt die geheyligten / dann es iſt das wolgefallen geweßt /
1452das inn jme alle voͤlle wohnen ſolle / vnnd alles durch jne
1453verſünet würde / zů jm ſelbſt / vnd hat zů friden geſtellt /
1454durch das Blůt am Creütz / alles was auff Erden vnnd
1455im̄ Himmel iſt / vnd hat jm gefallen alles zů vernewern in̄
1456Chꝛiſto / was im̄ Him̄el vnd vff erden iſt / Vnd im̄ Eſaia
1457ſagt er / Jch alleyn hab die Kaͤlter getretten / vnnd von
1458ſeinen beülen und malen seindt wir geheylet woꝛden.

1459Auff das aber diſes ſo kraͤfftigen Opffers / welches
1460aller menſchen heyl volkommenlich / gnůgſam vnnd vber=
1461reichlich erwoꝛben hat / alle menſchen teylhafftig würden /
1462vnd ſeinen nůtz auff ſich brechten / So hat Gott von an=
1463fang der Welt vnder dem Geſetz der Natůr auß Goͤtt=
1464lichem einſpꝛechen / inn der menſchen hertzen / die weiſe zů
1465opffern erweckt / vnd hat baldt / da er das Geſatz gegeben /
1466manicherley Opffer angezeygt.

1467Welcher aller gebꝛauch / nit der war / das ſie die
1468menſchen mit Gott verſünen / oder die ſeligkeyt verdienen
1469moͤchten / ſonder das durch die eüſſerliche Opffer eyn ſtaͤ=
1470te gedaͤchtnuß des künfftigen Opffers / inn welchem Gott
1471allen die erloͤſung zůgeſagt / inn den hertzen der menſchen
1472erweckt / der Glaub beſtaͤtigt / vnd ſeine frücht / denen die
1473da glaubten / vnd inn die krafft des künfftigen opffers hoff=
1474ten / zůgeeygnet würden / vnnd ſo offt die menſchen diſes
1475Opffer begiengen / das ſie mit danckſagung gedaͤchten der
1476vilfaͤltigen wolthaten / die ſie taͤglich durch ſein güte em=
1477pfiengen / auch jrer ſeligkeyt / die ſie durch den verſpꝛoch=
1478nen verſüner empfahen ſolten.

1479Derhalben hat Gott weder vnder dem Geſatz
1480der natur / noch vnder dem Geſatz Moyſi / keyn Opffer für
1481ſich ſelbſt gefallen / ſeitemal er offt bezeüget hat / das er der
1482dinge / die man im̄ Opffer nicht bedürffte / Wann mich hun
1483gert (ſagt er) ſo will ichs dir nit ſagen / dann der gantz
1484kreyß der Erden iſt mein / vnd alle ſein voͤlle / meynſt du ich
1485woͤlle Ochſſenfleyß eſſen / vnd Bocksblůt trincken? Aber
1486ſo weit als diſe ſichtige Opffer / des vnſichtigen vnnd zů=
1487künfftigen Opffers Chꝛiſti / geheymnuß vnnd bedeüttung
1488waren / vnd dann jemandt inn dem Glauben des von Gott
1489verheyßnen verſüners geopffert vnnd volbꝛacht diſe euſ=
1490ſerliche Opffer / darumb das er damit anzeygte den
1491Glauben inn den zůkünfftigen Chꝛiſtum / vnd bꝛaͤchte alſo
1492an ſich die frücht diſes heylſamen Opffers / des er jetz im̄
1493Glauben geneüßt / vnd mit veſter hoffnung wartet / vnd
1494erzeygte auch damit Got für ſolche wolthaten ſein danck=
1495bar gemüt / warlich diſe Opffer waren Gott gefellig / vnd
1496auch heylſam / dem / der ſie opffert / nicht durch jr eygne
1497krafft / ſonder inn krafft des zůkünfftigen opffers / welche
1498ſie durch den Glauben / dem / der ſie volbꝛacht / zůeygneten.

1499Und vff das man die art der Opffer klar verſtehe /
1500ſo iſt nůn eyn verdienſtlich Opffer / welliches krefftig iſt /
1501die ſünden der menſchen zůtilcken / vnd hat die menſchen /
1502ſo von Gott abgeſcheyden / auch ſeines zoꝛns / vnnd der
1503verdamuuß ſchüldig waren / verſünet / vnd dem gantzen
1504menſchlichen geſchlecht die ewig ſeligkeyt vnnd erloͤſung
1505verdient / nemlich diß heylſam Opffer Chꝛiſti / dardurch
1506er / da er ſich am Creütze für die ſünde der menſchen / zům
1507Opffer dargeben / inn ewigkeyt die geheyligten volkom=
1508men gemachet hat.

1509Welches verdienſt nicht zůnimpt / dann es iſt volkom=
1510men / es wirdet auch nicht geringert / oder außgeſchoͤpfft /
1511dann es iſt ewig / Daher auch die anderen Opffer diſem
1512Opffer nichts zůſetzen / vnd ſie verdienen auch durch ſich
1513ſelbſt nichts / ſonder eygnen zů den glaubigen den nůtz di=
1514ſes eynigen Opffers / vnd dienen zů erweckung vnd erhal=
1515tung in den hertzen der menſchen / diſes einigen Opffers /
1516gedaͤchtnus / vnd jren Glauben zů beſtaͤten / auch Gott für
1517alle ſeine wolthaten danckbarkeyt zů erzeygen.

1518Es ſein aber ſolcher Opffer / dardurch mann die
1519gnad an ſich zeücht / etliche allen Geſetzen gemeyn / vnd al=
1520len menſchen erlaubt / als da ſeind / das Opffer eynes zer=
1521ſchlagen hertzens / vnd gedemütigten Geyſts / auch die toͤd
1522tung des fleyſchs / von wegen Gottſeligs Lebens ange=
1523nommen / das Opffer der lefftzen / des Gebets / der danck-
1524ſagung / vnd des lobs / vnd was dergleichen mehꝛ ſeind.

1525Es hat auch ein jegklich geſatz ettliche eigne Opf=
1526fer gehabt / vnnd zů verꝛichtung derſelben / etlich ſondere
1527perſonen veroꝛdnet / vnnd die andern mit groſſen troͤwen
1528vnd ſtraffen / auff das ſie ſolche opffer nit volbꝛaͤchten / ab=
1529getriben / Dann kein geſetz / wie auch keiner Heiden Religi=
1530on / iſt on opffer geweſen / ſonder diſe dꝛey / das Geſetz / Pꝛie=
1531ſterthumb vnd opffer ſein zůſammen gebunden / vnnd eins
1532volgt not halben dem andern nach.

1533Alſo haben die frummen menſchen / ſo vnder dem
1534geſetz der natur / vnd von den zůſagungen Gottes vnder=
1535wiſen waren / im glauben jre opffer geopffert / auff den zů=
1536künfftigen Heiland / dann ſie wißten / das er kommen ſolte /
1537mit wellichem opffer ſie anzeygen / den glauben vnnd die
1538hoffnung / auff das künfftig heil / auch jre danckbarkeyt /
1539für ſolliche wolthat / vnnd begerten embſigklich / das jnen
1540der verdienſt deſſelbigen opffers / das ſie künfftig hoffeten /
1541moͤchte zů hilff kommen / Diſe weiſe haben die Heiden auß
1542heimlichem eingeben / ſo inn jre hertzen gepflantzt / nachge=
1543folgt / vnnd haben mit opffern verſünen woͤllen / nicht den
1544rechten Gott / ſonder den ſie eintweders meinten er were
1545Gott / oder den ſie als für Gott erdichteten.

1546Da aber nůn das Geſetz Moyſi zů dem geſetz der
1547Natur kommen iſt / hat er das nicht auffgehaben / ſonder
1548beſſer gemacht / vnnd ettliche eüſſerliche opffer eingeſetzt /
1549welche bedeüten ſolten / das zůkünfftig opffer Chꝛiſti / Vnd
1550ſo offt die Juden diſe opffer volnbꝛachten / das ſie dabey
1551mit danckſagung aller anderer wolthaten Gottes geden=
1552cken / vnd damit auch die krafft deß zůkünfftigen opffers /
1553durch glauben / hoffen vnd betten / an ſich ziehen ſolten.

1554Chꝛiſtus aber / der nicht kommen iſt / das Geſetz /
1555ſouil die Natur vnd die ſitten belangt / auffzůloͤſen / ſonder
1556vil mehꝛ zůerfüllen / Da er ſein newes Geſetze (dann er hie=
1557uoꝛ durch Hieremiam verheiſſung gethon) inn die welt
1558einfüret / damit er ſolch ſein Geſetz allein diß oꝛts / wider
1559den gemeinen gebꝛauch der voꝛgehnden Geſetz / nit mang=
1560elhafftig oder vnuolkommen bleiben lieſſe / ſo hat ers mit
1561einem ſonderlichen opffer / deßgleichen auch mit einem Pꝛie-
1562ſterthumb begabt / Dann es war not / nach deß Apoſtels
1563meinung / dieweil ein newes Geſetz kam / das auch ein neü=
1564wes opffer diſem geſetz nachfolgen ſolle / vnnd das man
1565Pꝛieſter als Diener diſes opffers annemen müßte.

1566Jnn welchem oꝛt deß Geſetzes / das warlich gůt /
1567heylig vnnd Gottſelig iſt / hat vnſer Herr Jeſus Chꝛiſtus /
1568auff das er ſeiner Kirchen nichts manglen lieſſe / im letſten
1569Abendtmal / da er ſeinem Vatter gedanckt / das Sacra=
1570ment ſeines leibs vnd blůts eingeſetzt / vnnd alsbald zwei=
1571erley bꝛeuch deſſelben befolhen / Nemlich das es von den
1572glaubigen / als ein ſelige narung jrer ſeelen genommen wur=
1573de / Nemend hin (ſagt er) vnd eſſend / Vnnd das es auch zů
1574ſeines leydens gedechtnuß / geopffert wurde / welches opf=
1575fers ampt er den Apoſteln / als des newen geſetzes Pꝛie=
1576ſtern / beuolhen hat / das thůt (ſagt er) zů meiner gedaͤcht=
1577nuß.

1578Gleich wie nůn voꝛ der zůkunfft Chꝛiſti / Gott den
1579vaͤttern etliche gewiſſe opffer gegeben hat / dardurch ſie die
1580gedechtnuß deß groſſen opffers / deß ſie zůkünfftig erwar=
1581teten / inn jren hertzen erweckten / den glauben beſtettigten /
1582vnd zůeigneten jnen deſſelben nutz / durch glauben vnd bet=
1583ten / auch mit danckbarem gemüt der wolthaten Gottes
1584gedechten / alſo hat Gott ſeiner Kirchen ein reines vnnd
1585heilſams opffer ſeines leibs vn̄ blůts / vnder geſtalt Bꝛots
1586vnnd Weins beuolhen / dardurch wir on vnderlaß die ge-
1587dechtnuß ſeines leibs vnd blůts / das für vns vergoſſen iſt /
1588inn vnſerm hertzen verneweten / vnd den nutz des blůtigen
1589opffers / in welchem er die geheiligten in ewigkeit volkom=
1590men gemacht hat / an vns bꝛechten / dann das heißt ſolches
1591thůn zů ſeiner gedechtnuß / nemlich mit danckbarem her=
1592tzen betrachten / den todt deß Herꝛn / vnd durch die gedecht=
1593nuß vnd verdienſt ſeines leidens / den vatter bitten / das er
1594vns woͤlle gnedig ſein.

1595Das iſt das rein vnd heilſam opffer / ein widerge=
1596daͤchtnuß deß einigen opffers / dardurch allen menſchen
1597heil erwoꝛben iſt / vnd bedeütet nit allein / ſonder begreifft
1598auch warhafftig die warheit deren dingen / ſo durch die
1599opfferung manicherley opffer etwa bedeütet woꝛden ſein /
1600vnnd nemlich iſts / eben die Hoſtia deß leibs vnnd blůts
1601Chꝛiſti / die auch am Creütz geopffert iſt / vnd kein andere /
1602auch das ſelbig Lamb / vnd kein anders / vnd beider oꝛten
1603ein Chꝛiſtus / der aber dazůmal blůtiger vnd leidender wei=
1604ſe geopffert woꝛden iſt / durch welches opffer er allen glau=
1605bigen die vergebung der ſünden / vnnd die erloͤſung gnůg=
1606ſam erlangt hat / Aber nůn opffern wir denſelben vnder
1607einer geheimnuß / auch vnblůtiger vnd vnleidender weyſe /
1608nicht / das wir dardurch vergebung der ſünden / vnnd das
1609heil vnſer ſeelen nůn aller erſt verdienten / ſonder das wir
1610die gedechtnuß deß leidens Chꝛiſti betrachten / vnd zů ge=
1611müt füren / Gott dancken für das heil / das vns am creütz
1612erwoꝛben iſt / vnd alda vns zůeignen die verdiente verge=
1613bung der ſünden / vnd die erloͤſung durch glauben vnd hertz=
1614liche andacht.

1615Diß heilſam opffer hat Malachias im Geiſt geſe=
1616hen / da er ſpꝛicht / Jch hab kein gefallen an euch / ſagt der
1617Herr Zebaoth / vnnd will keine gab annemen von eweren
1618henden / dann vom auffgang der Sonnen / biß zům nider=
1619gang / iſt groß mein namen vnder den Heiden / vnd an allen
1620oꝛten wirdet geheiliget vnnd geopffert meinem namen ein
1621reines opffer / Welche Pꝛophecey nicht kan von den Geiſt=
1622lichen opffern allein verſtanden werden / welche keines ge-
1623ſetzes eigen / ſonder allzeit allen menſchen gemein geweſen /
1624vnd ſeind mit den alten opffern alwegen vermiſcht beliben /
1625aber es wirdet gnůgſam erwiſen / auß deß Pꝛopheten woꝛ=
1626ten / das er redet von dem opffer / welches nach auffhebung
1627der alten opffer an jr ſtadt volgen vnd kommen ſolte / der=
1628halben dann diſe woꝛt recht verſtanden werden / von dem
1629aller heyligſten opffer Chꝛiſti / gleychwol nicht von dem /
1630da er ſich am Creütz für die ſünde deß menſchlichen ge=
1631ſchlechts geopffert hat (dann das nicht vnder den Hei-
1632den / noch an allen oꝛten / ſonder allein inn Judea vollendet
1633woꝛden) ſonder von dem opffer / das die Kirchen auß den
1634Heyden verſamlet / durch den vmbkreiß der gantzen welt
1635opffert / zů gedechtnuß deß Todts deß Herren / vnnd ſein
1636krafft inn die glaubigen außzůgieſſen / vnnd diſes Spꝛuchs
1637klarer verſtand / wirdt durch der alten Vaͤtter zeügknuß
1638beſtetigt.

1639Dann Jreneus ſpꝛicht / er hat das Bꝛot / ſo von
1640natur war / genom̄en / vnd hat gedanckt / ſpꝛechend / Das
1641iſt mein leib / Deßgleichen auch den Kelch / welcher iſt nach
1642der Creatur / welche bey vns iſt / vnd hat bekent es ſey ſein
1643blůt / vnd hat geleret deß newen Teſtaments ein new opf=
1644fer / welches die Kirchen von den Apoſteln empfangen / vnd
1645opffert es Gott inn der gantzen weiten welt / von welchem
1646Malachias auß den zwoͤlff Pꝛopheten alſo hat geweiſſa=
1647get / vom auffgang biß zům nidergang wirdet mein nam
1648gepꝛeiſet vnder den Heiden / vnnd wirdt ein rauch opffer
1649geopffert meinem namen / vnd ein rein opffer.

1650Auguſtinus ſagt / es wiſſens die es leſen / was Mel=
1651chiſedech herfür getragen hat / da er Abꝛaham ſegnet / vnd
1652ſo ſie deß teilhafftig ſein / ſo ſehen ſie / das yetzt eyn ſolch
1653opffer Gott durch die gantz welt geopffert würdet / daher
1654eyn anderer Pꝛophet ſagt / zů dem Jſrahel nach dem
1655fleiſch / Jch hab kein gefallen an euch ꝛc.

1656Ambꝛoſius zeüget alſo von diſem opffer deß ne=
1657wen Geſetz / zůuoꝛ ward ein Lamb geopffert oder ein
1658Kalb / yetzt wirdet Chꝛiſtus geopffert / als neme er ſein
1659leyden wider an ſich / vnd opfferet ſich ſelbſt als ein Pꝛie-
1660ſter.

1661Chꝛyſoſtomus / Opffern wir nicht alle tag? Ja wir
1662opfferen / aber wir thůn es zů gedechtnuß ſeines Todts /
1663vnd diß iſt eyn einiges opffer / nit vil / wie iſt es aber eyn
1664einiges opffer / vnd nit vil? Darumb das diſes opffer ein=
1665mal geopffert / iſt es inn das heiligthumb der heiligen ge=
1666opffert woꝛden / vnd diß vnſer opffer / iſt eyn exempel deß
1667creützopffers / vnd daſſelbig vnſer opffer / opffern wir teg=
1668lich / vnd nicht heüt ein anders Lamb / moꝛgen auch ein an=
1669ders / ſonder allwegen das einig Lamb.

1670Athanaſius ſagt / Chꝛiſti Pꝛieſterthumb iſt ewig /
1671dann alle tag durch die diener Gottes / ein opffer geopf=
1672fert wirdet / bey wellichem Chꝛiſtus der Pꝛieſter vnd das
1673opffer iſt.

1674Das aber Chꝛiſtus diß opffer / welliches er ſeiner
1675Kirchen zůthůn beuolhen hat / zůr gedechtnuß ſeines todts
1676zůuoꝛ ſelbſt geübt / vnd ſich ſelbſt inn dem Abendtmal / vn=
1677der der geſtalt Bꝛots vnnd Weins / dem Vatter geopf-
1678feret habe / das beweyſen groſſe zeügen / vnder wellichen
1679iſt Dauid / der genůgſam anzeiget / da er Chꝛiſtum einen
1680Pꝛieſter heißt / nach der oꝛdnung Melchiſedech / das Chꝛi=
1681ſtus durch das opffer Bꝛot vnd weins / die figur / welch e in
1682Melchiſedech voꝛgegangen / erfüllet hab / Dauon der hei=
1683lig Martyrer Cypꝛianus ſchꝛeibt alſo / welche oꝛdnung ge=
1684wißlich von dem opffer kompt / vnnd daher fleüßt / das
1685Melchiſedech was der hoͤchſt Pꝛieſter Gottes / vnd das er
1686Bꝛot vnd wein geopffert / vnd Abꝛaham gebenedeiet hat /
1687Dann welcher iſt mehꝛ ein Pꝛieſter deß hoͤchſten Gottes /
1688als vnſer Herꝛ Chꝛiſtus Jeſus / der Gott dem Vatter ein
1689opffer geopffert / vnd eben das ſo Melchiſedech geopffert
1690hat / das iſt Bꝛot vnd wein / nemlich ſein leib vnd ſein blůt.
1691Vnd bald darnach ſagt er alſo / wie im erſten bůch Moyſi
1692geſchꝛiben iſt / auff das der ſegen deß Pꝛieſters Melchiſe=
1693dech an dem Abꝛaham recht moͤcht geübt werden / ſo geht
1694zůuoꝛ die gebildnuß deß opffers / nemlich im Bꝛot und wein
1695veroꝛdnet / welches der Herr Chꝛiſtus erfüllet vnnd auff=
1696gericht / vnd hat Bꝛot vnd den Kelch mit wein vermiſcht /
1697geopffert / vnd dieweil er iſt die volkommenheit / hat er er=
1698füllet die warheit / der zůuoꝛ bedeütteten gebildtnuß oder
1699figur.

1700Arnobius redet von Chꝛiſto / Alſo iſt er durch die
1701geheimnuß Bꝛodts vnnd Weins ein Pꝛieſter woꝛden inn
1702ewigkeit / nach der oꝛdnung Melchiſedech / welcher allein
1703vnder den Pꝛieſtern Bꝛot vnd wein geopffert hat / da Abꝛa
1704ham mit ſige wider heim keret von der ſchlacht.

1705Damaſcenus ſagt / Mit Wein vnd bꝛot hat Mel=
1706chiſedech Abꝛaham von der ſchlacht der frembdlingen em=
1707pfangen / der da war ein Pꝛieſter Gottes deß aller hoͤch=
1708ſten / Vnnd diſer Tiſch hat den Geiſtlichen tiſch pꝛefigu=
1709riert / gleich wie der Pꝛieſter gaͤntzlich die pꝛefigurierten
1710bildtnuß deß waren Pꝛieſters Chꝛiſti getragen / vnnd be=
1711deütet hat / dann er ſpꝛicht / Du biſt der Pꝛieſter nach der
1712oꝛdnung Melchiſedech. Diſer zeügknuß vnnd dergleichen
1713vil findet man in Hieronymo ad Euagrium, bey Auguſti-
1714no de doctrina Chriſtiana lib. 4. cap. 21. bey Ambroſio
1715de Sacramentis lib. 4. bey Chriſoſtomo vnnd Theophi=
1716lacto.

1717Auß diſen gezeügknuſſen der heiligen Schꝛifft vnd
1718der heiligen Vaͤtter / erkennet die allgemeine Chꝛiſtliche
1719Kirch zweierley opffer / die inn der Subſtantz eins ſeind /
1720aber inn der weyſe zů opffern gantz vnderſchidlich / Das
1721ein am Creütz / ein blůtopffer / Das ander im Abendtmal /
1722vnder geſtalt Bꝛots vnd weins / inn welchem er Chꝛiſtus /
1723als der rechte Pꝛieſter nach der oꝛdnung Melchiſedech / ſei=
1724nen leib vnd blůt dem Vatter geopffert / vnnd hat damit
1725auffgericht ein ewigs opffer deß newen Teſtaments / wel=
1726ches er auch den Apoſteln vnnd jren nachfolgern / das ſie
1727es zů ſeiner gedechtnnß / biß ans ende der welt thůn ſollen /
1728befolhen hat:

1729Und gleich wie die weyſe diſe beide opffer zů opf=
1730fern vnderſchidlich / Alſo iſt auch der gebꝛauch vnderſchi=
1731den / dann durch ſein Blůtopffer hat Chꝛiſtus vom Vatter
1732die verſünung der gantzen welt / vnnd die vergebung der
1733ſünden / vnd ein volkommene erloͤſung aller ding erlangt.
1734Das ander opffer aber iſt zů gedechtnuß deß Blůtopffers
1735eingeſetzt / vnnd der Kirchen beuolhen / das wir dardurch
1736Chꝛiſtum one blůt vnd one leyden dem Vatter fürſtellen /
1737nicht das wir damit vergebung der ſünden / vnnd die erloͤ=
1738ſung von newem verdienen / Sonder das wir ſie / wie ſie
1739am Creütz verdient iſt / durch den glauben vnnd andacht
1740vns gůt vnd nutz machen / vnnd folgen hierinnen dem be=
1741felch Chꝛiſti / der vns befolhen vnd geheiſſen hat / das wir
1742das thůn zů ſeiner gedechtnuß / das iſt / Das wir durch die
1743gedechtnuß vnd verdienſt ſeines leydens / den Vatter vmb
1744vnſer verſünung vnd vergebung der ſünden / vmb vnſerer
1745Seelen heil / auch vmb erhaltung vnſerer leibe / güter / vnd
1746alle wolfart anrüffen / vnd bitten ſollen.

1747Bißher iſt bewiſen / auß was grund vnd zeügknuß /
1748das opffer deß Altars veſt beſtehe / Nůn ſoll auch ein we=
1749nig von ſeinem gebꝛauch vermeldet werden.

1750Jnn der haltung diſes opffers deß Altars / werden
1751mit einander eingemenget / das lob Gottes / deß glaubigen
1752volckes gebete / vnd danckſagung / auch die Lectiones der
1753heiligen Schꝛifft / Darumb wirdt es auch recht genant ein
1754opffer deß lobs / der danckſagung vnd deß gebetts / Vnnd
1755mit diſem gebꝛauch erweiſet die allgemein Kirchen das ex=
1756empel Chꝛiſti / welcher im opffer deß Abendtmals vil gebet
1757zů ſeinem Vatter gethon hat / für die erhaltung der Kirch /
1758die er auff der erden verlaſſen wurde / Vnnd hat endtlich
1759mit lobgeſang vnd danckſagung die geheimnuß deß Abendt
1760mals gentzlich beſchlossen.

1761Zů dem ſo helt die Kirch in volbꝛingung diſes opf=
1762fers deß Altars / nach anzeigung deß heiligen Auguſtini
1763mit groſſem fleiß / vnnd gantz volkommenlich die ernſtliche
1764vermanung Pauli / darinnen er voꝛ allen dingen haben wil /
1765das man flehen / gebet / fürbitt vnd danckſagung thůn ſol=
1766le / für alle menſchen / für die Künig / vnd für alle Oberkeit /
1767auff das wir ſtill vnd gerüwigklich leben mügen / inn aller
1768Gottſeligkeit vnd züchtigem wandel / Vnd volnbꝛingt al=
1769ſo die Kirch vil flehens voꝛ vnd eh man das / ſo auff deß
1770Herꝛen Tiſch iſt / anhebt zů benedeien / Sie bittet auch wan̄
1771mans benedeiet vnd heiliget / Sie thůt auch fürbittungen
1772wenn das volck geſegnet / vnnd der barmhertzigkeit Got=
1773tes / inn ſeinen gewalt befolhen wirdet.

1774Und wann das alles geſchehen vnd gehandelt / vnd
1775das Sacrament empfangen iſt / ſo wirdet es alles mit
1776danckſagung beſchloſſen / Beſihe Auguſtinum inn obbe=
1777melter Epiſtel / da wirdeſt du die weyſe diß opffers deß
1778Altars / wie es yetzt inn der Kirchen gehalten wirdt / klaͤr=
1779lich alſo finden.

1780Vber das alles / ſo findet man das alle Chꝛiſten
1781leüte / aller zeit diſe weiſe angenommen vnd beſtettigt ha=
1782ben / die einhelliger meinung alle bezeügen / das man in der
1783haltung diß opffers / gebet vnd danckſagung gehalten / vnd
1784die Hoſtiam mit herꝛlichen gebetten / gebenedeiet hab / da=
1785von du leſen magſt Chriſoſtomum vber Matthæum Ho-
1786mil. 83. Jm bůch vom ampt der Pꝛieſter / lib. 30. Baſilium
1787Magnum vom heiligen Geiſt / cap. 27. Theophilact. cap.
178814. Marci. Gregorium epiſt. 63. an Johannem Biſchoff
1789zů Syracuſa / Ambroſ. von Sacramenten lib. 4. cap. 5.
1790der auch den Canonem / deß ſich yetzt die Kirch gebꝛaucht /
1791faſt von woꝛt zů woꝛt hin vnd wider inn ſeinen Büchern /
1792die er geſchꝛiben hat / erzoͤlt vnnd meldet.

1793Von der gedaͤchtnuß der Heyligem im̄
1794Opffer der Meß / vnd von jrer Fürbitt /
1795ſo darinn begert wirdet / Auch kürtz=
1796lich von anrüffurg der Heyligen.

1797DJeweil wir dann inn diſem Opffer / der Meß / der
1798vnermeßlichen wolthat Chꝛiſti gedencken / dar=
1799inn er ſich ſelbſt für ſeinen gantzen Geyſtlichen
1800Leib / das iſt / für aller Glaubigen heyl vnd ge=
1801deihen zům Opffer gemacht hat / alſo das daſelbſt / nach
1802des Herꝛen Exempel vnd der Apoſtel ermanung / für das
1803gedeihen der gantzen Kirchen / Gebett zů Gott außgegoſ=
1804ſen / vnd für alle ſeine wolthaten / danckſagung geſchehen
1805ſollen / ſo ſam̄let die Kirch inn jr ſelbſt alle jre glider zůſam
1806men / vnd gedenckt auch deren / welche von diſer Welt ab=
1807geſchiden / bei dem Herꝛen leben / vnd ſonderlich faſſet ſie
1808zůſammen mit danckbarer Ehꝛwirdigkeyt die Gott ge=
1809liebten Heyligen / vnd dancket Gott für ſie / das er ſie nach
1810dem ſie von Natůr ſchwach geweſen / durch krafft ſeiner
1811gnad alſo geſterckt hat / das ſie die gebꝛechen des fleyſchs
1812überwunden / vnd wider die ſünde / den Teüfel / vnd Tod /
1813nicht durch jre / ſonder durch Gottes krafft ſtarck mit
1814mannlichem fechten / die Krone der gerechtigkeyt / voꝛ dem
1815gerechten Richter erlangt haben. Wie alt aber diſe
1816danckſagung für die Heyligen / vnd das diſe gewonheyt
1817durch die gantzen Kirchen außgebꝛeytet ſeie / das magſtu
1818leſen bei dem Dionyſio Areopagita: Cipriano lib. 3. Epi
1819ſtola 6. lib. 4. Epiſtola 5. Auguſtin. de ciuitate Deilib.
18208. cap. 27. li. 22. cap. 10. contra Fauſtum Manichæumlib.
182120. cap. 21.

1822Aber nicht alleyn ehꝛen wir die Heyligen vnd dan=
1823cken Gott für ſie / ſonder wir begeren auch das wir
1824durch jr fürbitt vnd verdienſt inn allen dingen / durch den
1825ſchutz Goͤttlicher dingen moͤgen beueſtiget werden / vnnd
1826wir glauben recht / das ſie als eyner gemeynſchafft Bür=
1827ger / vnd eyns leibs glider / auch mit eynem Geyſte vnnd
1828bande der lieb mit vns verbunden ſein / auch vnſerer ſe=
1829ligkeyt begeren / vnd mittleiden mit vnſerm vnfall haben /
1830vnd derhalben für all vnſer not / bei dem gemeynen Gott
1831Vatter / durch Jeſum Chꝛiſtum vnnſer aller gemeynen
1832Mittler / bitten / darzů ſie dann das recht der gemeyn=
1833ſchafft / damit ſie vns verwandt ſeindt / vnd auch das Ge
1834bot bewegt / Bittet / ſagt Jacobus / für eynander / das
1835jr ſelig werdet / es vermanet vnd eingibt jnen auch ſolches
1836die liebe / die ſie zů vnns tragen / vnnd dieweil ſie jetzt bei
1837Gott ſicher / vnd von allen ſchwachheyten vnd gebꝛechen
1838erledigt leben / mügen ſie es one verhinderung wol thůn /
1839das ſie auch ſolchs im̄ ewigen leben thůn / wiſſen wir auß
1840gewiſſer zeügknuß der Schꝛifft / da Onias geſehen wir=
1841det / das er die hende außſtreckt / vnd bittet für das volck /
1842vnd da geſehen wirdt eyn ander mann inn alter vnd ehꝛen
1843wunderbarlich / von dem geſagt wirdt / der iſt eyn liebha=
1844ber der Bꝛüeder vnd des volcks Jſrahel / der iſts der vil
1845bettet für das volck / vnd für die gantze Statt Jeruſalem
1846der Pꝛophet Hieremias / Vnd an eym andern oꝛt bettet
1847der Engel für die Statt Juda alſo / Herꝛ Zebaoth / wie
1848lang wilt du dich über Jeruſalem vnnd über die Statt
1849Juda nicht erbarmen / über die du zoꝛnig biſt.

1850Alſo erfoꝛdern wir nůn inn diſem Glauben / eben
1851ſo wol der verſtoꝛbnen Heyligen Gebet / die bei Gott le=
1852ben / für vns / als deren die mit vns noch im̄ fleyſch leben /
1853vnd ſpꝛechen ſie an mit jrem Namen / das ſie für vnns bit=
1854ten / vnd zweiffeln nit / das der / welcher alle ding vermag /
1855leichtlich kan zůwegen bꝛingen / entweder durch den dienſt
1856der Engel / oder durch eyn andere weiß vnd weg / der jm
1857gefelt / das die Heyligen vnſer bitten erfaren / welcher
1858gleich wol auch gibt vnd verleihet / das ſich die Engel frew
1859en / wann ſie erkennen im̄ Him̄el die bekerung des ſünders.

1860Souil aber den verdienſt der Heyligen belanget /
1861ſagen wir nit / das die verdienſt der Heyligen gleich ſeind /
1862den verdienſten / die wir inn Chꝛiſto finden / Der / als er
1863ſich ſelbſt für vns dargeben / vnnd ſein Blůt für vns ver=
1864goſſen / hat er eyn volkom̄en verſünung der welt mit Gott
1865verdienet vnd erwoꝛben / Aber die Heyligen haben jre ver=
1866dienſt / dardurch ſie ſelbſt ſelig woꝛden ſeindt / vnnd vnns
1867zů hilff kommen / auß dem leiden Chꝛiſti / als dem Bꝛunnen
1868aller ſeligkeyt vnd alles verdienſts geſchoͤpfft / Dann wenn
1869wir die ſchaͤrpffe Goͤttlicher gerechtigkeyr anſehen woͤllen /
1870So weren keynem Heyligen ſeine werck / ſie weren ſo tu=
1871gendtſam als ſie jmmer moͤchten / genůgſam geweſen zů
1872ſeiner ſelbſt ſeligkeyt / wie dann geſchꝛieben ſteht / Voꝛ dei=
1873nem angeſicht wirt keyn lebendiger menſch gerechtferti=
1874get. Vnnd das woꝛt Chꝛiſti / Wann jr ſchon thůt al=
1875les was euch gebotten iſt / ſo ſpꝛechet / wir ſeindt vnnütze
1876Knecht. Vnd diß Pauli / Es ſeindt die leiden diſer zeit
1877nicht wirdig der zůkünfftigen herlichkeyt / die inn vns ſolle
1878geoffenbaret werden. Aber auß barmhertzigkeyt vnnd
1879miltigkeyt Gottes / vnd auß der Gnad Chꝛiſti ſeindt die
1880verdienſt der Heyligen nicht alleyn jnen zů jrer ſeligkeyt
1881fürſtendig / ſonder auch vns zům ſchutz / vnnd Goͤttliche
1882gnad zůerlangen nützlich / Dann Gott erfüllet inn jnen
1883nach barmhertzigkeyt / das er warhafftig hat zůgeſaget /
1884da er ſpꝛicht / Jch bin Gott der ſtarck Eiferer / der da
1885heymſůchet der Kinder miſſethat / inn das dꝛitt vnnd
1886viredt geſchlecht / deren die mich haſſen / vnd beweiß barm
1887hertzigkeyt inn tauſendt / denen die mich lieben / vnnd hal=
1888ten meine Gebot. Alſo ſeindt Abꝛahams des verſtoꝛb=
1889nen verdienſt / ſeinem Sůne Jſaac zů troſt kommen / vnnd
1890da Jacob ſeine nachkommen inn der Religion vnderwi=
1891ſen / hat er ſie gelernet / das ſie ſeinen / vnnd ſeiner Vaͤtter
1892Namen / vber ſich anrüffen ſollen / welches auch Moſes
1893mit vollem vertrawen gethon hat / da er ſagt / Jch bitt /
1894laß deinen zoꝛn růwen / vnnd ſei genedig der boßheyt dei=
1895nes volcks / Gedenck an Abꝛaham / Jſaac / vnd Jſrahel
1896deine knecht / Alſo vmb der gnad willen Dauids / ſo eyn
1897mann nach dem willen des Herꝛn was / haben all ſeine
1898nachkommen der gnaden Gottes / jnen zů gůt / offtmalen
1899empfunden.

1900Von der gedaͤchtnuß der ver=
1901ſtoꝛbnen inn Chꝛiſto.

1902UNſer Herꝛ Jeſus Chꝛiſtus / da er nach dem wil=
1903len ſeines Vatters eyn ſeliges Opffer / die menſch
1904en zů erloͤſen / ſich ſelbſt ans Creütz gehefftet / hat
1905er alle die / ſo diſes ſein Opffer / das von anfang
1906der Welt / zům heyl der menſchen veroꝛdnet woꝛden / mit
1907Glauben vnnd begirden / voꝛhin gefaßt hetten / oder inn
1908künfftigen zeiten mit Glauben annemen würden / als ſei-
1909ne glider inn ſich ſelbſt verſam̄let / vnnd gewoͤllt / das der
1910nůtz ſeines leidens an alle die zů gleich / welche ſeines Leibs
1911glieder jemals woꝛden ſeindt / komme / Derhalben die
1912Kirch / wann ſie diſes gemeynen Opffers gedaͤchtnuß wi=
1913derholet / all jr glider ſamentlich zůſammen rüffen / vnnd
1914keynem von diſem Opffer außſchlieſſen ſolle / der nach
1915des Herꝛen gnedigen willen der nůtzbarkeyt diſes Opf=
1916ſers faͤhig iſt / Darumb wie die Kirch zůuoꝛ der Heyli=
1917gen gedacht hat / alſo auch füret ſie ein die gedaͤchtnuß
1918der andern Chꝛiſten / bei dem Opffer des Altars / welliche
1919ſie im̄ waren Glauben Chꝛiſti / von hinnen geſcheyden
1920ſein / Gottſeligklich glaubt / von denen ſie doch nit gewiß
1921iſt / ob ſie genůg gereynigt vnd außgefegt / von hinnen ab=
1922geſcheyden feindt / wiewol ſie eyn andere gedaͤchtnuß helt
1923der heyligen / vnd eyn andere deren / die im̄ ſchlaff des fri=
1924dens růwen / Der erſten alſo / das wir nicht fůr ſie bitten /
1925ſonder vil mehꝛ / das ſie für uns bitten / das wir inn jren
1926fůßſtapffen wandlen / der andern aber / das wir den ge=
1927meynen Herꝛn für ſie bitten / das Gott allen denen die inn
1928Chꝛiſto ſchlaffen verleihen wolte / das oꝛt der erquickung /
1929des liechts vnd des fridens durch Chꝛiſtum vnſern Hern.

1930Vnd das wir die / ſo voꝛ vns im̄ zeychen des Glau
1931bens hingangen ſein / von der mitgenieſſung vnnſers Ge=
1932bets nichts außſchlieſſen / das erfoꝛdert von vnns die art
1933der gemeynſchafft / welche wir mit allen Heyligen beken=
1934nen / Dann ob ſie wol jrer leibe halben von vnns abgeſün=
1935dert ſein / ſo hangen ſie doch gleich wol an vns mit Geyſt=
1936licher verbündtnuß / vnd werden mit vns in̄ eynem Geyſt /
1937als eynes leibs glider verbunden / vnd hangen an vns ver=
1938knüpfft durch das band der liebe / vnd kan ſie der natür=
1939lich Todt von der gemeynſchafft des Geyſtlichen leibs
1940Chꝛiſti nicht abſchneiden noch ſcheyden.

1941Und dieweil vns der Herꝛ eyn ſolche weiſe zůbet=
1942ten fürgebildet hat / das niemandt ſolle alleyn für ſeinen /
1943ſonder als eyn Bürger der groſſen gemeynſchafft / für al=
1944ler menſchen nůtz betten / vnd gebeüt vns durch den Apo=
1945ſtel / das wir für eynander bitten ſollen / das wir ſelig
1946werden / ſo were es eyn groſſe grauſamkeyt wider ſeine
1947mitgenoſſen / vnnd eyn erſchꝛecklicher fraͤuel / wider den
1948Herꝛn / ſo jemandt die inn Chꝛiſto verſtoꝛben ſeindt / von
1949der mitgenieſſung vnſers Gebets außſchluſſe / das doch
1950die Heylig Schꝛifft niendert gebeüt / vnnd die art der
1951Geyſtlichen gemeynſchafft / welche wir mit allen Heyligen
1952bekennen / eygentlich verbeüt.

1953So kan mann mit groſſen vnd glaubwirdigen ge=
1954zeügknuſſen gnůgſam beweiſen / das diſe durch die gantze
1955Kirchen außgebꝛeyttet gewonheyt / das mann bei dem
1956Opffer des Altars / auch für die verſtoꝛbnen fürbitt hal=
1957tet / auß angebung vnd Tradition der Apoſteln hergefloſ=
1958ſen ſeie / Dionyſius Ariopagita im̄ Bůch Eccleſiaſticæ
1959Hierarchiæ ſchꝛeibt alſo vom Gebete / das mann für die
1960Todten thůn ſoll / iſt der bꝛauch auff vns kommen / von
1961den himliſchen Fürſten / das iſt von den Apoſteln / da er
1962dann die gantz weiſe diſer Gebete oꝛdenlich vnd klar auß=
1963gelegt / Diß Gebeet (ſpꝛicht er) bittet die Goͤttlich gütig=
1964keyt / das ſie woͤlle dem verſtoꝛbenen die ſünde verzeihen /
1965welliche er auß menſchlicher ſchwachheyt begangen hat /
1966vnnd woͤlle jne ſtellen inns liecht vnnd an das oꝛt der le=
1967bendigen.

1968Chꝛiſoſtomus ſchꝛeibt zům volck zů Antiochien /
1969Es iſt nicht on vꝛſach (ſpꝛicht er) das diſe ding von den
1970Apoſteln geoꝛdnet ſein / das inn den treffenlichen geheym=
1971nuſſen / volnbꝛacht werd die gedaͤchtnuß der verſtoꝛb=
1972nen / Dann ſie wiſſen / das jnen daruon vil nůtz eruolgen
1973kan / dann wann das volck ſteht mit außgereckten hen=
1974den / vnnd wirdt das treffenlich Opffer fürgehalten / wie
1975ſolten wir Gott nicht erbitten / wann wir für ſie bitten?

1976Damaſcenus im̄ Sermon / von denen die im̄ glau=
1977ben von hinnen abſcheyden / die Apoſteln (ſagt er) die Jün
1978ger des Seligmachers / die den gantzen kreyß der Erden
1979gewunnen haben mit Pꝛedigung des Woꝛts des Lebens /
1980das ſie mit jren Augen geſehen / die haben gebotten / das
1981mann inn den treffenlichen vnd lebendigen Sacramenten
1982deren gedencken ſoll / welche im̄ Glauben entſchlaffen ſein /
1983welches biß her veſtigklich / vnd auch one widerſpꝛechen
1984helt / die Apoſtoliſche / vnd allgemeyn Kirch Chꝛiſti vnd
1985Gottes / von eynem oꝛt der Welt / biß zům andern / von
1986derſelben zeit an biß auff diſe ſtundt / vnnd biß ansende
1987der Welt.

1988Auguſtinus ſagt / mann ſolle nit laugnen / das der
1989verſtoꝛbnen Seelen / durch die Gottſeligkeyt der lebendi=
1990gen / erleüchtet werden / wann für ſie das Opffer des
1991Mitlers geopffert wirdet / oder geſchehen Almůſen für ſie /
1992dann ſie habens hie auff Erden verdient / das jnen diß zů
1993nůtz kommen ſoll.

1994Sihe deßgleichen bei Epiphanio lib. 3. contra hæ-
1995reſes. Tertulia. ad uxorem, & de Corona militis. Ambro-
1996ſium in oratione pro Imperatore Theodoſio, & de exceſ-
1997ſu fratris. Item lib. 2. Epiſtola. ad Fauſtinum. Cipria.
1998num lib. 1. Epiſtola. 9. Bernhardum in Cantica ſermo-
1999ne 66.

2000Nach diſer gedaͤchtnuß der Todten / vnnd wann
2001nůn die Kirch widerumb das gemeyn heyl der lebendigen /
2002dem genedigen Gott beuohlen hat / So werden die ande=
2003re Gebete zů würdiger bereytung / die aller heyligſte Eu=
2004chariſtien zů empfahen gezogen / welcher theyl der Meß
2005fürnemlich den jhenigen dienet / ſo gegenwertig ſein / vnd
2006die aller heyligiſten Euchariſtien / entweders Sacrament=
2007lich / oder auffs wenigeſt / Geyſtlich nieſſen / vnd nicht inn
2008gemeyn / Dann wie keyner für den andern getaufft wer=
2009den mag / alſo kan auch keyner für eynen andern das Sa=
2010crament nützlich empfahen / Wann nůhn das Sa=
2011crament außgetheylt / vnd alle ding / wie ſich gebürt / ge=
2012handelt woꝛden ſein / ſo beſchleüßts alles (wie Auguſti=
2013nus ſagt) die danckſagung.

2014Von der Communion / wie ſie beim
2015Opffer der Meß gehalten werden ſoll.

2016VNd hie wer es nutz vnd gůt / wann diß aller war=
2017hafftigiſt vnd ſonderlich Opffer geopffert würd /
2018das mann den alten gebꝛauch der Kirchen wider=
2019umb einbꝛaͤchte / da nicht alleyn der Pꝛieſter der
2020da opffert für ſich ſelbſt / ſonder auch die Diaconi / vnd an=
2021dere Diener der Kirchen / die an den tagen der hohen Feſt /
2022als gezeügen eynes ſo groſſen Opffers / vnd mithelffer der
2023notwendigen heyligen aͤmpter / darzů gebꝛaucht werden /
2024das ſie ſich theylhafftig machten der empfahung des leibs
2025vnd blůts vnſers Herꝛen Jeſu Chꝛiſti / wie jnen die auff=
2026ſetzung der Canonen ernſtlich gebotten haben.

2027Vber das ſollen auch alle gleübigen / ſo zů diſem
2028Opffer vnſers Mittlers / vnd die gedaͤchtnus des Todts
2029des Herꝛen / vnd vnſer erloͤſung / zů betrachten / zůſammen
2030kommen / fleiſſig ermanet / erinnert vnd aufferweckt wer=
2031den / das ſie nach voꝛgehender erfoꝛſchnng / Beicht vnnd
2032Abſolution / die gnad der allerheyligſten Communion auch
2033empfahen / vnd ſich mit fleiß vnd andacht gewenen / der
2034allerheyligſten nieſſung der Euchariſtien / mit dem Pꝛie=
2035ſter offt vnd vil theylhafftig zůwerden.

2036Von den Ceremonien vnd ge=
2037bꝛauch der Sacramenten.

2038DJe alten Ceremonien / ſo bei dem Sacrament der
2039Tauff gebꝛaucht werden / ſollen alle bleiben / nem=
2040lich Exoꝛciſmus / das widerſagen / bekan̄tnuß des
2041Glaubens / das Criſma / das oͤle / vnnd anders /
2042dann ſie wol dienen / die krafft diſes Sacraments anzů=
2043zeygen / vnd zůbedeüten.

2044Jtem / inn den alten Ceremonien / ſo die allgemeyn
2045Kirch bei der Meſſe gebꝛaucht / ſoll mann nicht endern /
2046dann ſie ſeindt alle zů dem / das mann inn der Meß hand=
2047let / gantz bequem.

2048Vnd ſouil den gebꝛauch diſes heyligen Ampts an=
2049geht / ſollen inn eyner jeden Statt / auch inn eyner jeden
2050Kirchen (ob mehꝛ als eyne darinn weren) die eygne Pꝛie=
2051ſter haben / vnd darinn das volck inn zimlicher anzal zů=
2052ſammen zůkommen pfleget / alle tag zům wenigſten zwo
2053Meß gehalten werden / die eyn früe / darzů die leüt / ſo mit
2054jrer handt arbeyt jr narung ſůchen / kommen / vnd ſich mit
2055dem Sacrament berichten laſſen / oder ſich Gott dem Her
2056ren Gottſeligklich beuehlen moͤchten / Die ander aber ſolle
2057vil herꝛlicher geſungen werden / vmb acht vhꝛ deß tags /
2058voꝛ mittag / bey welcher auch gleicherweiß / wie voꝛ die je=
2059nigen ſein / die ſich eintweders mit der Euchariſtien be=
2060richten laſſen / oder aber ſich ſonſt Gott befelhen ſollen.

2061Aber in den Doͤꝛffern ſolle auffs wenigſt alle Son=
2062tag vnd Feyrtaͤg eyn Meß gehalten werden / Vnnd da-
2063mit das volck widerumb zů dem gebꝛauch der Meſſen füg=
2064klich gebꝛacht werde / So ſollen die Pꝛediger nach der mei=
2065nung / wie hieoben von diſem heiligen ampt angezeigt vnd
2066erklaͤrt iſt / das volck vermanen / das ſie gern vnd offt woͤl=
2067len darbey ſein / denen man auch ſolle fürſchꝛeiben gewiſſe
2068betrachtungen / die ſich zů einem yegklichen ſtuck der Meſ=
2069ſen reimen / Vnd voꝛ der Pꝛefation / ſoll der Pꝛieſter oder
2070Diacon / wo er vorhanden / dem volck anzeigen / den rech=
2071ten gebꝛauch der Meſſen / vnd das auß einer gewiſſen No-
2072tel / deren man ſich auch allhie vereinigen ſolle / nach der art /
2073wie hie oben von diſem heiligen ampt geſagt iſt.

2074Der Canon daran man nichts endern / ſolle / auch
2075ſein klare kurtze außlegung haben / das darauß die Pꝛieſter
2076erſtlich den gebꝛauch jres ampts deſter beſſer verſtehn /
2077vnd was ſie verſtehn / dem volck fürſagen künden.

2078Die Ceremonien der andern Sacramenten / ſollen
2079gebꝛaucht werden / vermoͤg der alten Agenden / Doch wo
2080ichts in dieſelbigen / das zů aberglauben vꝛſach geben moͤch=
2081te / eingeſchlichen were / das ſolle nach zeitlichem rath ge=
2082beſſert werden.

2083Die Altaria / Pꝛieſter kleider / die gefeß der Kirchen /
2084Fanen / deßgleichen Creütz / Kertzen / Bilder / vnd gemaͤl=
2085de / ſoll man inn der Kirchen halten / Doch alſo / das ſie al=
2086lein erinnerung ſein / vnd an diſe ding kein Goͤttliche ehꝛ ge=
2087wendt werde / So ſoll auch zů den Bildern / vnd der heyli=
2088gen gemelde kein aberglaubiſcher zůlauff beſchehen.

2089Deßgleichen ſolle man die Horas canonicas / vnd
2090die Gottſeligen Pſalm geſenge / die vns der Apoſtel ſelbſt
2091befolhen / keinerley weiſe auß der Kirchen weg thůn / ſon=
2092der loͤblich erhalten / fürnemlich von der zeit / auch von den
2093Sontaͤgen / vnd andern alten hohen Feſten / Vnd wo man
2094die abgeſtelt hette / ſollen die wider angerichtet werden.

2095Was aber von den heiligen hinzůgethon iſt / das
2096ſoll zů dem / das inn dem Communi ſanctorum geſetzt / ge=
2097zogen werden / Vnnd wo ſie jrgendt die rechte maß vber=
2098tretten / ſoll man ſie coꝛrigieren vnd beſſern.

2099Deßgleichen ſoll man auch begehn die Vigilien vnd
2100begenknuß der Todten / wie es inn der alten Kirchen ge=
2101bꝛeüchlich iſt / Dann es were eyn grauſamkeit / das man
2102derſelben inn der Kirchen nit gedencken ſolt / als weren jre
2103ſeelen zůgleich mit den Coͤꝛpern vndergangen.

2104Man ſoll auch die Feſt / ſo von der Kirchen ange=
2105nommen / behalten / Vnd wo nicht alle / doch die fürnemb=
2106ſten / Nemlich:
2107Die Sontaͤg.
2108Den geburts tag deß Herꝛen.
2109Die beſchneydung deß Herꝛen.
2110Der heyligen dꝛey Koͤnig tag.
2111Den Palmtag.
2112Die Oſtern mit zweyen volgenden taͤgen.
2113Die Auffart deß Herꝛen.
2114Die Pfingſten mit zweyen volgenden taͤgēn.
2115Das Feſt Trinitatis.
2116Das Feſt deß Fronleichnams Chꝛiſti.
2117Die Feyrtaͤge der heyligen Junckfrawen Marie.
2118Die taͤg der heyligen Apoſtel.
2119Sanct Johannis Baptiſtaͤ.
2120Sanct Mariaͤ Magdalenaͤ.
2121Sanct Steffans.
2122Sanct Loꝛentzen.
2123Sanct Martin.
2124Sanct Michael.
2125Vnd aller Heyligen.

2126Auch inn einer yeden Kirchen / deren Heyligen Feſt
2127vnd taͤge / ſo daſelbſt Patroni ſein / auff das wir an den ſel=
2128ben Feſten Gott inn ſeinen heiligen ehꝛen / vns auch reitzen
2129jnen nachzůfolgen / vnd inn jren verdienſt zůgeſellet wer=
2130den.

2131Man ſolle auch behalten / die taͤge der Bettwochen
2132voꝛ der Auffart deß Herꝛen / auch die Letaney an Sanct
2133Marx tag / vnnd alle gebürliche Pꝛoceſſiones nach altem
2134gebꝛauch im Jar.

2135Deßgleichen inn der heiligen Karwochen / vnd bey
2136allen andern Feſten der Kirchen / ſollen die gewonlichen
2137geſenge vnd Solemniteten gehalten werden / Vnnd ſoll
2138am Oſterabent vnnd Pfingſten / das waſſer der Tauff
2139durch alle Pfarꝛkirchen mit herꝛlichen ſegnen / zůbereytet
2140werden.

2141Vnd nach dem die enthaltung deß fleiſchs eſſens /
2142ſo nit der vꝛſach / als ob das fleiſch an jme ſelbſt vnrein
2143were / Sonder zůr meſſigkeit / abbꝛuch vnd caſteyung deß
2144fleiſches fürgenommen wirdet / an jr ſelbſt gůt iſt / Auch
2145ſonſt der gemein nutz erfoꝛdert / das man ſich ettlicher zeit
2146vom fleiſch enthalte / dieweil ſonſt ſchier deß vichs nit gnůg
2147iſt / zů taͤglichem gebꝛauch / So ſoll man die einſatzung der
2148alten Kirchen nicht verwerffen oder tadeln / ſonder ſich an
2149den Faſttaͤgen / auch Freytag vnnd Sonnabent vom
2150fleiſch enthalten.

2151Dann diſen abbꝛuch / ſich auff ſondere taͤg von ett=
2152lichen ſpeiſen zůenthalten / hat die Kirch nicht auß aber=
2153glauben angenommen / auch nit vmb vnreinigkeit willen
2154der ſpeiß (weil ſie weißt / das den reinen alle ding rein ſeind /
2155vnd den menſchen nit befleckt / das durch den mund ein-
2156gehet) Sonder inn meinung das fleiſch dardurch zůzaͤ=
2157men / damit die Seel von boͤſen begirden vnnd bewe=
2158gungen deſt beſſer gedemütiget werde / Es hat auch die
2159Kirch diſen abbꝛuch auff Freytag vnnd Sambſtag
2160eingeſetzt / auff das die menſchen zůr volbꝛingung deß
2161dienſts Gottes / zů anhoͤꝛung Goͤttlichs woꝛts / vnnd zůr
2162empfahung der allerheiligſten Euchariſtien (die voꝛ zey-
2163ten auff die Sontaͤg gemeinklich gehalten ward) durch ſol=
2164chen zwitaͤgigen abbꝛuch deſt geſchickter vnd wirdiger ſein
2165moͤchten / Vnd das auch durch ſolche freiwillige caſteiung /
2166die menſchen mit Chꝛiſto (deß leiden auff diſe taͤg fürnem-
2167lich betrachtet wirdt) jr fleiſch creützigten.

2168Es ſollen auch daneben die gewonliche Faſten der
2169Kirchen gehalten werden / doch das die jhenen / welche die
2170not entſchuldigt / als da ſeind harte Arbeiter / wanderende
2171leüt / Schwangere weyber / Seügammen / Kinder / Alte
2172vnd krancken / hiemit nit verbunden ſein ſollen.

2173Man ſoll auch nit verachten die Benedeiung deren
2174dinge / ſo durch ſegen vnnd gebett zům gebꝛauch der men-
2175ſchen zůbereitet werden / Doch ſo ferꝛ das die würckun=
2176gen / ſo dauon kommen / nicht den Creaturn für ſich ſelbſt /
2177ſonder der Goͤttlichen krafft zůgeeignet werden / Vnd das
2178man ſich wol fürſehe / das die ſelben zů keinerley zauberey
2179oder aberglauben gebꝛaucht werden.

2180Vnnd wiewol man mit dem Apoſtel halten ſolle /
2181das der / ſo one eyn Weib iſt / für die ding ſoꝛge / die deß
2182Herꝛen ſeind / Darumb es zůwündſchen were / das der Cle=
2183rici vil gefunden wurden / die / wie ſie one weyber ſein / auch
2184wathafftige keüſcheit hielten / Yedoch dieweil jren yetzo vil
2185ſeind / die im̄ ſtand der Geiſtlichen / die Kirchen aͤmpter
2186verwalten / vnnd an vil oꝛten Weyber genommen haben /
2187die ſie von jnen nit laſſen woͤllen / So ſoll hierüber deß ge=
2188meinen Concilij beſcheid vnnd eroͤꝛtterung erwartet wer=
2189de / Dieweil doch die veraͤnderung (wie yetzt die zeit vnnd
2190leüff ſeind) auff diß mal one ſchwere zerrüttung nit ge=
2191ſchehen mag / Doch kan man nicht laugnen / wiewol der
2192Eheſtand für ſich ſelbſt ehꝛlich iſt / nach der Schꝛifft / das
2193doch der / ſo kein Eheweib nimpt / vnd warhafftige keuſch=
2194heit helt / beſſer thů nach derſelben Schꝛifft.

2195Eben diſe meinung hat es auch mit dem gebꝛauch
2196der Euchariſtien vnder beider geſtalt / welcher ſich nůn
2197jren vil gebꝛauchen / vnd deren gewonet ſein / vnnd mügen
2198diſer zeit one ſchwere bewegung dauon nicht abgewendet
2199werden / vnnd dann das gemein Concilium / welchem ſich
2200alle Stend deß heiligen Reichs vnderwoꝛffen haben / one
2201zweiffel einen Gottſeligen vnnd eiferigen fleiß anwenden
2202wirdet / das inn diſem fahl viler leüt gewiſſen / vnd dem fri=
2203den der Kirchen nach notturfft gerathen werde. Demnach
2204welche den gebꝛauch beider geſtalt von diſer zeit angenom=
2205men haben / vnd dauon nit abſtehn woͤllen / die ſollen hier=
2206über gleichs fahls deß gemeinen Concili eroͤꝛterung vnnd
2207endtſchid erwarten / Doch ſollen die / ſo den gebꝛauch beider
2208geſtalt haben / die gewonheit die nun alt iſt / vnder einer ge=
2209ſtalt zů Communiciern nit ſtraffen / auch keiner den andern
2210hierinn anfechten / biß hierüber von einem algemeinen Con=
2211cilio geſchloſſen wirdet.

2212Jtem wiewol das Sacrament deß Altars vnder
2213beider geſtalt eingeſetzt iſt / ſol man doch wider anzeigung
2214Goͤttlicher ſchꝛifft / Chꝛiſtum im̄ fleiſch nit theilen / ſonder
2215halten / das vnder einer yegklichen geſtalt der gantz Chꝛi=
2216ſtus beſchloſſen ſeye.

2217Auch nach dem im Sacrament des Altars iſt der
2218ware leib / vnd das ware blůt Chꝛiſti / ſo iſt billich das man
2219inn diſem Sacrament Chꝛiſtum anbete.

2220Jtem das Sacrament deß Altars / ſo das einmal
2221durch das woꝛt Chꝛiſti conſecriert iſt / ſo bleibt es (ob es
2222ſchon eyn zeitlang behalten wurde) das Sacrament der
2223leib vnd blůt Chꝛiſti / biß es genoſſen wirdet.

2224Was aber die diſciplin der Geiſtlichen vnnd des
2225volcks angeht / were hoch von noͤten abzůthůn die erger=
2226nuſſen auß der kirchen / die groß vꝛſach geben haben / zů der
2227zerrüttung diſer zeit / welches die ſach an jr ſelbſt zeüget /
2228vnd darüber ſchꝛeiet / derhalben wann die Keiſerliche Ma=
2229ieſtat eyn nutzlich Refoꝛmation der Kirchen verſchaffen /
2230ſo wirdt die niemandt / ſo vnſerer heiligen Religion vnnd
2231gemeinem fride günſtig iſt / verachten / ſonder zům hoͤch=
2232ſten zůbefürdern verhelffen.

2233UNd wir Keyſer Karl ꝛc. Bekennen das obge=
2234ſetzter Radtſchlag das jhenig iſt / dauon inn vn=
2235ſerm / vnd deß Reichs Abſchiedt / Deß allhie zů
2236Augſpurg gehaltnen Reichßtags meldung ge=
2237ſchicht. Deß zů vꝛkundt haben wir vnſer Keyſerlich Jn=
2238ſiegel hieran thůn hencken. Geben inn vnſer vnd deß hei=
2239ligen Reichßſtadt Augſpurg / den letſten tag deß Monats
2240Junij / Nach Chꝛiſti vnſers lieben Herꝛen geburt / fünffze=
2241henhundert / vnd im̄ acht vnd viertzigiſten / vnſers Key=
2242ſerthumbs im̄ acht vnd zweintzigſten / vnd vnſerer Reich
2243im̄ dꝛey vnd dꝛeiſſigſten Jaren.

2244CAROLVS.

2245Ad mandatum Cæſareæ &
2246Catholicæ Maieſtatis pro-
2247prium.

2248Sebastianus Archiepiſcopus Mo-
2249guntinenſis, per Germaniam Ar-
2250chicancellarius. ſubßt.

2251Io: Obernburger.
2252ſubßt.

2253Chriſto Auſpice
2254PLVS VLTRA.

2255Gedꝛuckt inn der Churfuͤrſtlichen Stadt
2256Meyntz / durch Juonem Schoͤffer / im̄
2257Jare / M. D. XL VIII.